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Umsetzung des Mobilitätsgesetzes hinkt

Verkehrswende lässt in vielen Bezirken auf sich warten

Erfreulich: In Berlin steigt seit 2001 der Radverkehr um 53 Prozent. Ärgerlich: Unsere Straßen sind zu wenig darauf ausgerichtet, jedem Verkehrsteilnehmer gleichrangig seinen dafür notwendigen Raum zu geben. 70 Jahre lang hat die hiesige Verkehrspolitik dem individuellen Autoverkehr Vorrang eingeräumt. Das seit 16 Monaten existierende Berliner Mobilitätsgesetz soll erstmals dem Fuß-, Rad- und öffentlichen Personennahverkehr deutlich mehr Priorität verschaffen.

SPUR der Radler. Foto: rr

Ein auch von der Verkehrssenatorin Regine Günther verkündetes Leitbild für Berlin ist die »Vision Zero«. Das heißt: keine Verkehrstoten mehr. Dennoch stieg 2019 die Zahl der Verkehrsunfälle zum Vorjahr wieder um zwei Prozent, und seit Anfang des Jahres sind bereits 13 Verkehrstote zu beklagen. Darunter sind fünf Radfahrer und drei Fußgänger.
Der »Allgemeine Deutsche Fahrradclub« (ADFC) beklagt aus der Sicht der Radfahrer: »Die Umsetzung des Mobilitätsgesetzes können wir bislang nur als unzureichend bezeichnen.« Roland Stimpel vom »FUSS e. V.«, der die Interessen der Fußgänger vertritt, ergänzt: »Auf den Straßen ist davon noch wenig zu sehen.« Umsetzung des Mobilitätsgesetzes hinkt weiterlesen

Schläge statt Blumen

Statistiken zeigen das erschreckende Ausmaß machistischer Gewalt

Weltweit wird jede dritte Frau im Laufe ihres Lebens zum Opfer von Gewalt, meist machistischer Gewalt. Jede dritte Frau – das sind eine Milliarde Frauen, die Unsägliches ertragen müssen, geschlagen, misshandelt oder vergewaltigt werden. Sexuelle Belästigung ist nicht in die Rechnung eingeschlossen. In der überwiegenden Zahl sind es Männer, von denen diese Gewalt ausgeht (75 Prozent). Bildung, Einkommen, Alter und Religionszugehörigkeit sind dabei vollkommen bedeutungslos. Häufig sind es zudem Beziehungstaten. Im Jahr 2018 wurden laut BKA insgesamt 140.755 Menschen in Deutschland Opfer von Partnerschaftsgewalt (davon in Neukölln 1.425 Fälle) – vier von fünf Opfern waren weiblich. Speziell bei sexueller Nötigung und Übergriffen sowie Vergewaltigungen fällt ein starker Geschlechtertrend auf. Bei diesen Taten lag der Frauenanteil unter den Opfern bei 98,4 Prozent. Außerdem gab es 2018 in Deutschland insgesamt 122 Femizide, das heißt gezielte Tötungen von Frauen. Schläge statt Blumen weiterlesen

»Ciocia Basia«: die Tante, die hilft

Unterstützung bei ungewollter Schwangerschaft

Das Telefon klingelt ungefähr dreimal am Tag, am anderen Ende der Leitung die Frage: »Könnt ihr mir helfen?« »Ciocia Basia« ist polnisch und heißt auf deutsch »Tante Barbara«. Dahinter verbirgt sich ein informelles Netzwerk aus Freiwilligen aus ganz Berlin, davon viele auch aus Neukölln, das ungewollt Schwangeren vor allem aus Polen, aber auch europaweit, Unterstützung bietet.
Bis 1993 galt in Polen ein Recht auf Abtreibung, seither haben sich die Gesetze verschärft. Heute hat Polen eines der strengsten Abtreibungsgesetze in Europa. »Ciocia Basia«: die Tante, die hilft weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Neuköllner Tageblatt – Dienstag, 2. 3. 1920
Mord und Selbstmord. Gestern morgen 7.30 Uhr erschien in der Wohnung der Frau Holzapfel, Warthestraße 10, der 26jährige Eisenbahnarbeiter Fritz Henke aus der Bergstraße 64 und erklärte der öffnenden Frau H.,daß er ihren 31jährigen Sohn Willi sprechen wolle. Frau H. wollte den frühen Besucher nicht in die Wohnung hineinlassen, dieser stieß die Frau beiseite, ging in das Schlafzimmer des jungen Holzapfel, der noch im Bette lag, und feuerte auf diesen mehrere Revolverschüsse ab, die den jungen Mann lebend­gefährlich verletzten. Dann richtete Henke die Waffe gegen sich und schoß sich in den Kopf, so daß er tot zusammenbrach. Willi Holzapfel und Henke waren zusammen in der Eisenbahnwerkstatt Tempelhof beschäftigt und hatten sich dadurch kennengelernt. Beide haben in letzter Zeit in sträflichem Verkehr gestanden. Aus einem Briefe, den Henke an seine Mutter gerichtet hat, geht hervor, daß er die Tat schon seit längerer Zeit geplant hat. An dem Aufkommen des schwerverletzten Holzapfel wird gezweifelt. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Grooves aus der stehenden Luftsäule

Neue Klang- und Atemerfahrungen mit dem Didgeridoo

Für manche ist das Didgeridoo, das mehr oder weniger krumme Holzrohr der australischen Aborigines, ein nettes bis nervendes Instrument, das mit konstantem Tröten allenfalls exotische Klangeffekte setzt. Doch wer sich mit der Kunst es zu spielen ein wenig beschäftigt, ist schnell fasziniert.

MARC bläst durch Mark und Bein.     Foto: Daniela Incoronato

Das Spektrum der Ausdrucksmöglichkeiten, vom ersten klaren Grundton – jedes Didgeridoo hat je nach innerer Höhlung und Material seinen eigenen – über die verschiedenen per Obertöne und Stimme erzeugbaren Sounds bis hin zu abgefahrenen perkussiven Rhythmen, ist enorm. Ein paar Voraussetzungen braucht es natürlich, dem Rohr Leben einzuhauchen: Um dem »Didge« den typischen tiefen reinen Grundton zu entlocken, muss mit locker flatternden, nicht zu lockeren, nicht zu gespannten Lippen hineingeblasen und die im Instrument stehende Luftsäule in Schwingung gebracht werden. Der richtige Ansatz am Mundstück und die Bildung der eigenen »zweiten Lippe« findet sich. Mit Zungen- und Gaumenvariationen und Ausprobieren gleichzeitigen Singens oder Juchzens lassen sich früh spannende Effekte erzielen. Pfurz- und trompetige Töne sollten nicht entmutigen, einfach weiter auf den Körper und das Didgeridoo hören. Grooves aus der stehenden Luftsäule weiterlesen

Adoptieren, nicht kaufen

Verein mit Liebe für vier Pfoten

Julia Spillner.     Foto: Frederike van der Straeten

Neukölln hat einen neuen Tierschutzverein, der sich unter anderem um die Vermittlung von Hunden und Katzen aus Rumänien kümmert, sowie Kastrations- und Aufklärungskampagnen direkt vor Ort organisiert. Viele der Tiere kommen aus dem Partnerheim »Helping Animals Romania«, das sich in der Nähe von Bukarest befindet. CATDOG e.V. ist dieses Jahr im Januar gegründet worden und hat sich darauf spezialisiert, älteren, aber auch jungen Hunden aus Rumänien ein neues Zuhause in Berlin zu geben. »Unser Fokus liegt bei Langzeitinsassen«, sagt Gründerin Julia Spillner bei einem persönlichen Gespräch. Adoptieren, nicht kaufen weiterlesen

Austern statt Analogkäse

»Shed« – Trendgastronomie in altvertrauten Räumen

Pastrami mit Lambrusco. Foto: hlb

Einige schmerzliche gastronomische Verluste altgedienter Institutionen hatte der Reuterkiez in den letzten Monaten zu verzeichnen. Auf der Pannierstraße klemmte Wirt Peter die stets gut durchspülten Zapfhähne seines »Dunmore Cave Pub« ab, das »Julini« stellte seine kreative, alpin beeinflusste Rustikalküche ein, das über die Jahrzehnte etwas abgenutzte »La Musica« mit seiner günstigen, hipsterfreien, familienfreundlichen Cucina schloss. Im prächtigen Altbau auf der Friedel- Ecke Weserstraße lief die Pacht für die feinen katalanischen Tapas des »Txokoa« und die griechischen Meze für »Blaue Tische« aus und auch den geräumigen italienischen Imbiss »Pizza a Pezzi« gibt es am Reuterplatz nicht mehr.
In den Eckräumen des »La Musica« haben sich die Macher des Hot­spots für neapolitanisch gebackene Hanfteigfladen, des »W Pizza« am Weigandufer, ein paar Ecken weiter, seit Januar ein neues zusätzliches Domizil geschaffen – als selbstdefinierte »Nachbarschafts-Weinbar mit Essen«. Austern statt Analogkäse weiterlesen

Ein Busfahrer macht Kneipenzirkus

Die »Bergklause« hält die Nachbarschaft zusammen

Otto und das Palastorchester. Foto: th

Otto, der Inhaber der »Bergklause« in der Boddinstraße, raucht entspannt eine Zigarette und erzählt, wie er als Busfahrer dazu kam, seine vorherige Stammkneipe vor fünf Jahren zu übernehmen. »Es gab keinen Nachfolger. Damit es hier weitergeht, bin ich eingesprungen.« Dieser Schritt wird ihm gedankt. Tags­über kommen die älteren Gäste, einer ist bereits neunzig Jahre »jung«, andere etwas »jünger«, alle sind Neuköllner Urgesteine aus der Nachbarschaft. Abends kommen die »jungen hippen Leute«, die die urige »Zirkus­atmosphäre« lieben. Ein Busfahrer macht Kneipenzirkus weiterlesen

»endorphina«

Liebe zur Backkunst wird belohnt

Katharina Rottmann, Eigentümerin der Bäckerei »endorphina« konnte es nicht fassen, als ihr mitgeteilt wurde, dass ihr Betrieb den ersten Preis für den besten Ausbildungsbetrieb in Deutschland erhalten hat. Das geschah im vergangenen Dezember.


Verdient ist dieser Preis, denn Rottmann zählt bei ihren etwa 25 Mitarbeitern, davon sind fünf Auszubildende, auf Engagement für die in Manufaktur hergestellten Backwaren. Wie sie das erreicht, ist sicherlich ihrer Persönlichkeit geschuldet. Ein schönes Beispiel ist das Preisgeld, das sie gewonnen hat: Es wurde zu gleichen Teilen auf die Backkünstler aufgeteilt. Es ist das erste Weihnachtsgeld, das sie ihnen zahlen konnte. »endorphina« weiterlesen

Schön und sexy

Angebote für besondere Stunden

Wer für intime Treffen oder auch laszive Events ein besonders ansprechendes Outfit sucht, wird in Neukölln schnell fündig. In die Suchmaschine braucht man nur »Sexshops in Neukölln« einzugeben. Nahezu alle renommierten Geschäfte sind vertreten. Neben nützlichen Toys und Gels gibt es eine breite Palette von aufregenden Textilien. In manchen Läden überwiegt das Angebot für Frauen, doch auch Männer werden fündig. Fetischartikel gibt es darunter reichlich.


Bundesweit bekannt ist der auf BDSM spezialisierte »Fetischhof Berlin«. Kleidung, Toys und Möbel von hoher Qualität sind erhältlich, im Geschäft und im Versand. Für Bestellungen kann man sich telefonisch beraten lassen. Gourmets des besonderen erotischen Genusses sollten sich nicht entgehen lassen, zu einem der regelmäßigen Events zu kommen. Schön und sexy weiterlesen

Nachruf

Artus Unival

Artus harft jetzt mit den Engeln. Foto: mr

Am 28. Januar 2020 hat ein Neuköllner Kieznachbar, Freund und Lebenskünstler, Inspirator, Kommunikator und alle Spartengrenzen ignorierender Gesamtkünstler sich für immer verabschiedet: Artus Unival.
Artus war ein Kreativer vom alten Schlag, immer im Dienst. Sein Künstlername galt seit rund zehn Jahren. Davor, daneben, dahinter nannte er sich auch schon Ody Soys, Anselm von Alzheim, Snuggi der KiezKauz, Sabine Sahneschnitt, Holmer Gislason und/oder Nix Noys. Keine Mail von ihm kam ohne Wortspielereien aus, keine seiner Einladungen zur Mitwirkung bei einem der von ihm initiierten gesamtkünstlerischen Ereignisse kam in nüchternen Worten daher. Niemand verlangte Aufklärung über die Bedeutung seiner Zauberwörter – sie hätte nur neue Wortschöpfungen hervorgebracht. Nachruf weiterlesen

Besonderes Zentrum für Zeitgenössische Kunst

Andreas Fiedler hat die Direktion des KINDL übergeben

Mit einem scheinbar von der Decke des Kesselhauses stürzenden gelben Flugzeug eröffnete 2014 eine Reihe anspruchsvoller Ausstellungen im »KINDLZentrum für Zeitgenössische Kunst«. Roman Signer installierte »Kitfox Experimental«. Die Kitfox ist ein einmotoriges, zweisitziges Sportflugzeug. Der erste künstlerische Direktor des KINDL, Andreas Fiedler, machte mit dem ihm bekannten schweizerischen Künstler einen spektakulären Auftakt zu insgesamt 18 außergewöhnlichen Ausstellungen.

Signer und Fiedler. Foto: fh

Zunächst wollte Andreas Fiedler absagen, als er gebeten wurde, nach Berlin zu kommen. Die neuen Eigentümer des KINDL-Gebäudes, Salome Grisard und Burkhard Varnhold, Schweizer Kunstsammler, wünschten, dass er die künstlerische Direktion eines geplanten Kunstzentrums übernehme. Sie kannten den Berner, der sich als Kurator bereits einen Namen gemacht hatte: für spezielle Ausstellungen und eine verständliche Art, Kunst zu vermitteln. Doch als Fiedler den expressionistischen Backsteinbau sah, erkannte er das Potienzial und sagte zu. Besonderes Zentrum für Zeitgenössische Kunst weiterlesen

Relativ schön

Kosmetiksalon »Babette« zu Gast im KINDL

Mit der von Maik Schierloh kuratierten Gruppenausstellung »How beautiful you are!« ist der »Kosmetiksalon Babette« für zwei Wochen zu Gast im Maschinenhaus M0 des »KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst«. In unterschiedlichen künstlerischen Ausdrucksformen untersucht die Ausstellung den Begriff der Schönheit. »How beautiful you are!« verhandelt Schönheit nicht als wertende Kategorie, sondern nimmt den Begriff als Ausgangspunkt für Experimente und kommentiert ihn von verschiedenen Seiten. Klassische Sichtweisen werden gespiegelt und durchbrochen. In der Interaktion von mehr als zehn Künstlern und Künstlerinnen entsteht ein anderes ästhetisches Bewusstsein. Schönheit ist mehr als relativ, ihre Wahrnehmung hängt von der situativen Rezeption ab. Der »Kosmetiksalon Babette« setzt seine Gruppenausstellungen, die immer mit Performances verbunden sind, bis 7. März fort. Die Auftritte beteiligter Künstler und Künstlerinnen unterstreichen die gemeinsame Botschaft an das Publikum. Abschließend findet eine außergewöhnliche Modenschau des Männerduos BIEST statt. Es geht nicht um Mode im klassischen Sinn, die zum Konsumatikel wird, sondern um individuelle Kreationen.

th

OTTTO

Vergänglichkeit im Körnerpark

»Bedenke, Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst«, heißt es in der Aschermittwochsliturgie. Die Asche soll den Menschen an seine eigene Vergänglichkeit erinnern und symbolisiert, dass Altes vergehen muss, damit Neues entstehen kann.
Ein Häufchen Staub unter einer Glashaube ist auch Teil der neuen Ausstellung in der Galerie im Körnerpark, in der es um die Auflösung vermeintlich fester Strukturen geht und um Dinge, die sich im Laufe der Zeit verändern, verschwimmen, unsichtbar werden und verschwinden. Dazu gehören auch die eigenen Erfahrungen mit dem Verblassen von Erinnerungen. OTTTO weiterlesen

Volles Programm bei der Salonmusik

Virtuose Saxophone und spanische Gitarren

Anfang des 19. Jahrhunderts bekam die Kammermusik in den Palais und Residenzen des Adels ein bürgerliches Pendant: In den Salons der großbürgerlichen Gesellschaft fand neben der Literatur zunehmend auch die Musik Beachtung. Anfangs konzertierten dort Amateure, bald auch Virtuosen wie Jacques Offenbach als Cellist oder Franz Liszt am Klavier.

Jerzy Chwastyk.Foto: Uwe Arens

Im Neukölln des 21. Jahrhunderts wird diese Tradition der Salonmusik neu interpretiert, als kulturen- und genreübergreifend. Die Klassik hat nach wie vor ihren festen Platz, und auch Chanson sowie Jazz werden präsentiert, ebenso eine breitgefächerte Vielfalt von Musik mit arabischen, asiatischen, lateinamerikanischen oder afrikanischen Wurzeln, in welcher sich die ethnische Vielfalt des Bezirks widerspiegelt. Im Märzprogramm dürfen sich die Fans exquisiter kammermusikalischer Jazzmusik gleich auf zwei Konzerte freuen. Volles Programm bei der Salonmusik weiterlesen

Kiezgespräche

Gemeinsam sind wir stärker

KuK: Welche Themen bewegen dich in deinem Kiez?
Winnie: Wie so viele beschäftigen mich die steigenden Mietpreise. Mal abseits von Neukölln interessieren mich die vielen Verkäufe zum Höchstpreis am Kotti. Ein Beispiel ist »Kotti & Co«, die für niedrige Mieten kämpfen und nun selbst betroffen sind, speziell das Aquarium, welches sich in einem der Häuser befindet, die zum Höchstpreis verkauft werden sollen. Dazu kommt, dass ich mir über meine eigene Situation Gedanken mache. Ich klage seit November 2018 über »Wenigermiete« meine Miete ein. Ich war davor beim Mieterschutzbund, nur habe ich mich dort unsicher gefühlt, da ich die Schreiben selbst mit meinem Namen unterzeichnen muss. »Wenigermiete« übernimmt den ganzen Prozess. Zwar dauert die Klage jetzt schon eine Weile an, aber ich habe die Hoffnung, dass sich unter anderem durch den Mietendeckel etwas bewegen wird.
KuK: Was ist denn besonders schön an deinem Kiez?
Winnie: Besonders gut gefällt mir meine Kieznachbarschaft. Ich schätze es sehr, dass wir füreinander da sind und immer wieder zusammenkommen. Zum Beispiel gehen wir gemeinsam bouldern dank dem Bouldergarten, der hier vor drei Jahren entstanden ist. Generell ist alles so nah und leicht erreichbar. Wenn man den Kiezbegriff etwas weiter fasst, freut es mich außerdem sehr, dass es Initiativen wie »Kotti & Co« gibt, die sich eigeninitiativ einsetzen, genauso auch »Stadt von Unten«, die einen wahnsinnigen Kampf für das Dragoner-Areal hingelegt haben. Ich finde es wichtig, dass Bürgerinnen und Bürger auf die Straße gehen und für ihre Anliegen kämpfen. Wir dürfen uns in unseren Kiezen nicht alles gefallen lassen, wir sind mit dafür verantwortlich, etwas für ein gutes Leben zu tun.

me
*Winnie, Weserstraße

Rohes weißes Blümchen

Bonjours, Tomme Fleurette

Über Michel Beroud, eine der Lichtgestalten der Schweizer Käsekultur, und seinen mit Tannennadeln verfeinerten Brie »Dzorette« berichteten wir bereits vor einem Jahr an dieser Stelle. In seiner Käserei namens »Fleurette« im Herzen Rougemonts, einer kleinen Gemeinde im Distrikt Pays-d’Enhaut des Alpen-Kantons Waadt, erfindet, entwickelt und produziert Beroud seit 20 Jahren ein gutes Dutzend Käse, von denen der mit vielen Preisen ausgezeichnete »Tomme Fleurette« sein erfolgreichstes Meisterstück ist.

Auch auf Brot ein Genuss. Foto: me

Er trägt wie alle seine Erzeugnisse das Qualitätssiegel »Pays-d‘Enhaut, Produit Authentique«, das traditionelle Herstellung und regionale Herkunft garantiert.
Der »Tomme Fleurette« ist ein aus Kuh-Rohmilch hergestellter Weichkäse, dessen feine weiße Rinde ein natürlicher Edelschimmel ziert. Berouds Originalrezept arbeitet das spezifische, feinwürzige Aroma und den Duft nach Alpenwiesen wunderbar heraus. Rohes weißes Blümchen weiterlesen

Zähe Angelegenheit

Der »SV Tasmania« wartet noch auf seinen ersten Sieg 2020

Schöne Rücken.      Foto: Hagen Nickelé

Das »neue« Jahr ging für den »SV Tasmania« – ganz nüchtern betrachtet – sportlich nicht besonders erfolgreich los: Im Viertelfinale um den Berlin-Pokal (der Sieger des Endspiels ist dritter Berliner Vertreter neben Hertha und Union im DFB-Pokal 2020/21) schied man Mitte Februar nicht ganz unerwartet gegen den eine Klasse höher spielenden »BFC Dynamo« aus. Zwar stellten die Neuköllner in der ersten Halbzeit das bessere Team, kamen aber nicht zum Torerfolg. Nach der Pause erhöhte der Regionalligist dann den Druck und erzielte schließlich sieben Minuten vor dem Ende das Tor des Tages. So wie im Endspiel 2015 hieß es also wieder: BFC – Tasmania 1:0. Zähe Angelegenheit weiterlesen

Basteln mit Rolf

Spaghettiträger

Die Mehrdeutigkeit des Wortes »Spaghettiträger« war diesmal der Anlass, einen solchen zu basteln. Dafür benötigte ich ein paar ungekochte Spaghetti, etwas Draht, den Verschlussdraht einer Sektflasche, farbigen Heißkleber, Lötzinn, einen Lötkolben, einen Seitenschneider, eine Zange, eine kleine Keramikfliese und wie immer Lust zu Pfriemeln.
Aus dem Sektkorkendraht bog ich den Grundkörper für eine Figur. Aus dem extra Draht entstanden dann nur noch ein Kopf und zwei Füße, die ich an den Körper anlötete. Der Figur gab ich nun die Form einer laufenden Person, die die Spaghettistangen über der Schulter tragen konnte. Für den sicheren Stand nutze ich eine Mosaik­fliese, auf die ich die Figur mit dem farbigen Heißkleber fixierte. Es darf auch gern ein anderer Sockel benutzt werden. Fertig.

rr

Petras Tagebuch

Wie kommt die Birne in die Flasche?

Ich musste Schnaps kaufen. Mit einem Spickzettel in der Hand kämpfte ich mich im »Kaufland« in den »Neukölln Arcaden« in die Schnapsabteilung. Mir erschien sie recht unübersichtlich, allerdings gestehe ich, dass ich in Schnapsangelegenheiten nicht besonders gut bewandert bin. Ich konnte auch nicht so recht eine Struktur entdecken, es war für mich alles nur bunt.
Leider war kein Mitarbeiter zu entdecken, der mir hätte helfen können. Es konnte doch nicht so schwer sein, braunen Rum zu finden. Endlich fand sich auch noch ein anderer Kunde in der Sprituosenabteilung ein, der nach seinem Schnaps suchte. Ihn fragte ich, und sofort hatte ich, was ich suchte.
Nun forderte der Kunde seinen Tribut. »Wie kommt die Birne in die Flasche?« Er zeigte mir eine Flasche Williams Christ Birne. Tatsächlich füllte eine recht große Birne das Gefäß. Petras Tagebuch weiterlesen

»Griessmühle« funkt S.O.S.

Demo zum Erhalt der »Griessmühle«.      Foto: Christian Hoffmann

Clubstandort in Neukölln gefährdet

Für den am südlichen Ende der Sonnenallee angesiedelten Elektroclub »Griessmuehle« endet ein turbulenter Monat. Denn erst Mitte Januar wurde von Seiten des Clubs bestätigt, was in den Wochen zuvor bereits gerüchteweise durch die sozialen Netzwerke und Onlineblogs geisterte: Das bekannte Party- und Kulturzentrum steht an seinem bisherigen Standort vor dem Aus. Da der aktuelle Eigentümer des Grundstücks, die »SIAG Property II GmbH«, den befristeten Mietvertrag aufgrund eines eigenen Verkaufsinteresses nicht weiter verlängerte, muss die »Griessmühle« ihre Pforten in Neukölln Ende Januar schließen. »Griessmühle« funkt S.O.S. weiterlesen

Griessmühle gehört nach Neukölln

Seit 2012 lieben Technofans diesen Ort nicht nur wegen der Musik, sondern auch wegen des reichhaltigen kulturellen Angebots und als Ort des Berliner Freiheitsgefühls sowie des nonkonformen Ausprobierens.
Nun besteht die Befürchtung, dass die Griessmühle dem berlinweiten Clubsterben zum Opfer fällt.
Dankenswerterweise hat die BVV Neukölln eine Entschließung verabschiedet, die sich für den Erhalt der Griessmühle am jetzigen Ort einsetzt. Die aktuelle change.org-Petition #saveourspaces könnte dies unterstützen.
Für viele mag es ja nur Lärm sein, für andere ist es ein Lebensgefühl, das es zu achten gilt. Schließlich schadet es niemandem. Und wo bitte soll denn laut und ausgiebig Musik gehört und sich ausgetobt werden, wenn nicht in leicht abgelegenen Ecken? Neukölln steht solch ein Ort gut zu Gesicht, und wir hoffen, dass die Rettungsversuche für die Griessmühle zum Erfolg führen!

Beate Storni

242 Kerzen

Erste Neuköllner Gedenkfeier für einsam Verstorbene

Spirale für 242 Verstorbene.    Foto: mr

242 Kerzen, angeordnet als leuchtende Spirale, brannten im Altarraum der Philipp Melanchthon Kirche. Jedes Licht stand für einen Menschen, der im letzten Jahr einsam verstorben ist und – wie es im amtsdeutsch heißt – »ordnungsbehördlich« bestattet wurde, weil der Tote entweder keine Angehörigen mehr hatte, oder diese die Verantwortung für die Ausrichtung der Beisetzung ablehnten. Dieser Menschen wurde am 19. Januar in einer Andacht gedacht, an der rund 60 Personen, darunter auch einige Bezirkspolitiker, teilnahmen. 242 Kerzen weiterlesen

Schule in Not

Bürgerbegehren, Leerstand, Friedhofs-Entwicklungskonzept in der BVV

Draußen vor dem Rathaus tanzten die Menschen, um für den Erhalt der Griessmühle zu demonstrieren. Die Beats waren bis in den Saal der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) zu hören. Dort übergaben noch vor Beginn der Sitzung rund 25 Eltern, Lehrer, Schüler und andere Aktive fast 12.000 Unterschriften für das Bürgerbegehren »Schule in Not« an Bezirksbürgermeister Martin Hikel.

Unterschriftenübergabe.      Foto: mr

Die Initiative will erreichen, dass Neuköllns Schulen gründlich und zu guten Arbeitsbedingungen gereinigt werden. Konkret fordern sie, dass die Reinigungskräfte wieder beim Bezirk angestellt werden und ausreichend Zeit für ihre Arbeit erhalten. Es ist das erste Mal überhaupt, dass in Neukölln Unterschriften für ein Bürgerbegehren übergeben wurden. Jetzt muss das Bezirksamt die Unterschriften prüfen. Schule in Not weiterlesen

Im Dunkeln

Abgeordnetenhaus will »Runden Tisch gegen Energiearmut«

Die Betroffenen stehen im Dunkeln, ohne Licht, Fernseher, Waschmaschine. Der Strom wurde durch den Energielieferanten gesperrt, da Rechnungen unbezahlt blieben. Ebenso kann das bei der Gaszufuhr passieren. 2018 blieben in Berlin 15.000 Menschen ohne Strom, deutschlandweit waren es 344.000 Haushalte. Eine Stromsperre angedroht haben die Versorger gut 4,8 Millionen säumigen Zahlern. Sperrungen erfolgen ohne Rücksicht auf Feiertage und Jahreszeit, also auch im Winter. Dauerhaft kann dagegen nur eine politische Lösung helfen. Das Abgeordnetenhaus von Berlin ergriff dazu die Initiative. Die Neuköllner SPD übte im November Druck aus, nachdem die Linke im Abgeordnetenhaus im Februar 2019 auf die wachsenden Probleme mit Gassperrungen aufmerksam machte.


Die Berliner Verbraucherzentrale ermittelte verschiedene Ursachen für die Stromsperrungen. Im Kern hat die »Energiearmut« stets mit bereits vorhandener Armut aufgrund geringer Einkommen oder Bezug von ALG II zu tun. Im Dunkeln weiterlesen

»Geht‘s auch ‘ne Nummer kleiner?«

Signa stellt Pläne für den Karstadt-Neubau am Hermannplatz vor

Zentrales Thema der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses am 21. Januar war der Antrag der CDU-Fraktion »Neukölln unterstützt das Neubauvorhaben von Karstadt am Hermannplatz!« Timo Herzberg, CEO des Karstadt-Eigentümers Signa Deutschland, und Thibault Chavanat, Projektmanager im Unternehmen, stellten den Bezirksverordneten die Pläne des Konzerns vor, den Karstadtbau aus dem Jahr 1929 wiederauferstehen zu lassen.
Das Projekt bleibt umstritten. Etwa 150 Anwohner demonstrierten vor der Sitzung gegen den Abriss des 50er-Jahre-Hauses. Sie befürchten Immobilienspekulation und Tourismus und als Folge davon die Verdrängung von Mietern und Gewerbetreibenden. Rund 1.200 Unterschriften haben sie inzwischen gegen das Projekt gesammelt. »Geht‘s auch ‘ne Nummer kleiner?« weiterlesen

Neugestaltung am Wildenbruchplatz

Diskussionen um Konzepte für den nördlichen Teil des Parks

Nachdem am Weigandufer die ersten baulichen Maßnahmen bereits umgesetzt worden sind, schreiten auch die Planungen zur Sanierung des Wildenbruchplatzes voran. Am 23. Januar folgten deshalb rund 60 Interessierte der Einladung des Bezirksamts Neukölln ins Guttempler-Haus, um sich über den derzeitigen Stand zu informieren.

information im Guttempler-Haus.Foto: raumscript

Gleichzeitig wurde den Gästen die Möglichkeit gegeben, eigene Vorschläge für die Neugestaltung des Platzes einzubringen. Neben den Planern des Bezirksamts nahmen auch Bezirksbürgermeister Martin Hikel und Baustadtrat Jochen Biedermann an dem Bürger­austausch teil. Neugestaltung am Wildenbruchplatz weiterlesen

Paul läuft gegen den Müll

Mehr Sauberkeit, Sport und Spiel

 

Der Macher Paul Ohmert-Bay.    Foto: me

Paul Ohmert-Bay aus Frankfurt (Oder) gehörte noch vor ein paar Jahren unter anderem eine Produktionsfirma in Kreuzberg. Er selbst beschreibt seinen Weg unter dem Begriff der »Pfadabhängigkeit«. Er schlug einen Pfad ein, der ihn an seine Ziele führen sollte. Nachdem er merkte, dass diese Ziele nicht die richtigen für ihn waren, hob er den Kopf und schlug einen neuen Weg ein. Ein entscheidender Faktor dafür war der Abfall in seinem Kiez. »Ich habe mir gedacht: Mich nervt der Dreck.«
Paul ist nun auf der Mission, Neukölln Schritt für Schritt etwas schöner zu machen. So stieg er aus seinen Unternehmen aus und widmet sich neuen Aufgaben. Er joggt gerne, doch sagt von sich aus, das Laufen allein sei ihm zu langweilig. So fing er 2018 an, beim Sport Müll aufzusammeln. Zunächst war es ein 60-Liter-Müllbeutel, dann stetig mehr. Paul läuft gegen den Müll weiterlesen

Umweltgerechtes Neukölln

Vom Konzept zur Praxis

Neukölln ist einer der am dichtest besiedelten Bezirke in Berlin. In Neukölln-Nord und der Gropiusstadt leben rund 14.000 Einwohner pro Quadratkilometer, in Britz und Buckow etwa 6.500 und in Rudow 3.500 (Stand: Juni 2019).

Heuser, Heiß, Tidow und Zschiesche.    Foto: bs

Klar auf der Hand liegt, dass die Menschen in den dichter besiedelten Kiezen mehr Belastungen durch Lärm, Verkehr, Luftverschmutzung und bio­klimatische Unwägbarkeiten auszuhalten haben, jedoch zugleich über weniger Frei- und Grünflächen zur Erholung verfügen. Oftmals kommen finanzielle Sorgen durch Arbeitslosigkeit dazu, alles zusammengenommen auf Dauer durchaus gesundheitsgefährdend. Dies gilt besonders für viele Quartiere innerhalb des S-Bahn-Ringes. Umweltgerechtes Neukölln weiterlesen

KMS-Baustelle

Neue Verkehrsführung bei Werbellinstraße

Die Bauarbeiten der Neuköllner Karl-Marx-Straße gehen in die nächste Phase. Entlang des Alfred-­Scholz-Platzes wechselt die Baustelle auf die westliche Seite mit Auswirkungen auf die Verkehrsführung. Parallel wird erstmals eine zweite Baustelle zwischen Fulda- und Weichselstraße eingerichtet, um das Vorankommen des größten Straßenbauprojekts in Neukölln zu beschleunigen. BVG, Versorger und das Bezirksamt sanieren seit 2010 den Tunnel der U7, sämtliche Leitungen und die Straße selbst auf einer Gesamtlänge von zwei Kilometern.
Es kommt zur Änderung der Verkehrsführung innerhalb der laufenden Bauphase 3 (Briesestraße – Erkstraße). KMS-Baustelle weiterlesen

Neukölln gedenkt Verfolgten

Jüdisches Leben von Neukölln bis Auschwitz

Mit einer Gedenkstunde im Saal der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) und der Eröffnung der Ausstellung »Ausgestoßen und verfolgt« wurde in Neukölln an die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz durch die
sowjetische Armee vor 75 Jahren erinnert.
Beginnend mit der im Alltag erfahrenen Ausgrenzung ab 1933 bis hin zur Deportation in Konzentrationslager wie Auschwitz, spannt die Ausstellung des mobilen Museums einen zeitlichen Bogen von 1933 bis 1945.

Jüdisches Leben und Leiden.     Foto: mr

»Wir gedenken heute der millionenfach sinnlos Ermordeten; wir erinnern an die Verfolgten und Deportierten, für die bisher in Neukölln allein 217 Stolpersteine verlegt wurden; wir ehren die, die im Angesicht des Leids geholfen haben und sich dem Terror widersetzten«, sagte BVV-Vorsteher Lars Oeverdieck. Neukölln gedenkt Verfolgten weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Neuköllnische Zeitung
Sonnabend, 7.2.1920
Die Arbeiten bei der Schnellbahn Gesundbrunnen – Neukölln sind nunmehr trotz des Einspruchs der an dem Bau interessierten Gemeinden, Berlin und Neukölln, vorläufig eingestellt worden. Die Firma Siemens u. Halske hat sämtlichen Arbeitern zum 15. Februar gekündigt, auch die anderen, an dem Bau beteiligten Gesellschaften haben ihre Arbeiter entlassen und begründen diese Maßregel mit dem Mangel an Zement. Durch die Entlassung werden viele hundert Arbeiter brotlos und fallen der städtischen Erwerbslosenfürsorge zur Last. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Vom Eis- zum Flaschderix

Mehr als drei Flaschen in der Böhmischen Straße

Mit mildem Licht die Gemüter erwärmen, bei entspannter Stimmung die Sinne betören – dies möchte das »Drei Flaschen«, welches Ende Oktober eröffnete und schnell zum Tipp im sich urbanisierenden Rixdorf geworden ist. Mit unaufdringlichem, freundlichem Charme, nicht schicki oder artsy, sondern lässig solide und mit kreativem Design zieht das Lokal an der Böhmischen Ecke Zwiestädter Straße ein auch altersmäßig gemischtes Publikum aus Nachbarn, Neu-Neuköllnern und mobilen NK-Fans an.

Käse, Wein und Kerzenschein.   Foto: hlb

Die drei Barbesitzer sind kiezbekannt und beileibe keine Flaschen: Der Franzose Philippe Schröder und der Öster­reicher Paul Kolek wohnen um die Ecke, gründeten den »Tempelburger«-Imbiss auf dem Tempelhofer Feld und führen nebenan die Eisdiele »EISdeRIX«. Zusammen mit Boris Schäfer haben sie das »Drei Flaschen« renoviert und selbst geschmackvoll zu einer Kneipe auf Weinbarniveau ausgebaut. Pflanzen, Kerzen und die Farbe wechselnde Lampen spenden dem L-förmigen Raum mit dem langen Holztresen eine angenehme Atmosphäre. Besonders originell ist der aus alten Holzfenstern zusammengebaute Toilettenbereich. Vom Eis- zum Flaschderix weiterlesen

Meisterhafte Klangkörper aus Britz

Andreas Isaak baut nicht nur Gitarren

Andreas Isaak, Zupfinstrumentenbaumeister, geboren 1985 und aufgewachsen in einem kleinen Dorf in der Nähe von Paderborn, wohnt und arbeitet etwas versteckt in Britz.

König der Klampfen.     Foto: rr

Übers Gitarrenspiel entstand sein Wunsch, selbst solche Instrumente zu bauen, was er mit siebzehn in der Tischlerei des Vaters erstmals realisierte, um danach das Instrumentenbauhandwerk zu erlernen. 2011 meisterte er die Fachhochschule in Markneukirchen und legte im selben Jahr auch noch an der Handelskammer Chemnitz die Meisterprüfung ab.
Für ein Praktikum kam er nach Berlin zum renommierten Jörg Kuhlo vom »Plekhaus«, was später kurz zu einer Teilhaberschaft führte. Meisterhafte Klangkörper aus Britz weiterlesen

Danke, Poschadel!

Trauer um Kiezpolizisten

Freund und Helfer Burkhard Poschadel     .Foto: pr

Kaum ein Neuköllner, der ihn nicht kannte: Burkhard Poschadel, der wahrlich Tag und Nacht für die Menschen im Einsatz war. Sei es als Bereitschaftspolizist, was nicht seiner Leidenschaft entsprach, sei es als Streifenpolizist, was nach gelungener »Dealer-Jagd« auch schon einmal mit Verhaftung plus Matschlandung enden konnte. Knüppel schwingen und Berichte schreiben war nicht seine Sache, mit den Menschen reden seine Berufung. Folgerichtig wurde er Kontaktbereichsbeamter (KOBB). Immer draußen, immer unterwegs, immer bei den Bürgern und ihren Problemen.
Die »bösen« Jugendlichen kannte er mit Namen, und diese begegneten ihm mit Respekt. »Entschuldigung, Herr Poschadel«, hörte er öfter. Danke, Poschadel! weiterlesen

Auf den Tag genau

Zeitungsmeldungen von vor 100 Jahren zum Hören

Was passierte auf den Tag genau vor hundert Jahren in Berlin? Drei Neuköllner haben sich diese Frage gestellt, und entstanden ist ein wunderbarer Podcast. Ein Podcast bezeichnet eine Serie von abonnierbaren Mediendateien, die auf dem Smartphone oder Computer angehört werden können.

DAs Audio-Trio auf Spurensuche.    Foto: jr

Wir sitzen in einer Neuköllner Küche, und die drei erzählen mehr über ihre Idee: Zu allererst geht es ihnen nicht um den Hype der 20er- Jahre, die Zeit ist eher Zufall. Zu Hören sind Zeitungsmeldungen aus dem letzten Jahrhundert, eben auf den Tag genau.
Die Geschichte beginnt im Oktober 2019. Jan Fusek, Fabian Goppelsröder und Robert Sollich begegnen sich über Querverschränkungen, teilen ihre Liebe für das Medium Radio und tauchen ein in die Zeit vor hundert Jahren. Auf den Tag genau weiterlesen

Sehr gute Ergebnisse für Sexarbeitende

»Runder Tisch Sexarbeit« legt Handlungskonzept vor

HANDELN für Gleichstellung.    Foto: pr

Der »Runde Tisch Sexarbeit« hat für Berlin ein umfangreiches »Handlungskonzept« zur Verbesserung der Situation der Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter vorgelegt. In sechs Sitzungen in wenig mehr als einem Jahr sowie in Arbeitsgruppen wurde eine Bestandsaufnahme vorgenommen und Schlussfolgerungen daraus gezogen. Die Arbeit erfolgte »auf Augenhöhe«. Mitglieder verschiedener Senatsverwaltungen, des Bezirks Tempelhof-Schöneberg, der Polizei, Beratungsstellen und weiterer Behörden trafen sich mit Vertretern und Vertreterinnen der Sex­arbeitenden und Bordellbetreibern. Es geht darum, der Diskriminierung von Sexarbeit entgegen zu treten, eine Grundvoraussetzung für die Verbesserung der Situation in der vielseitigen Berufssparte. Das übergeordnete Ziel des Gremiums ist, dass Sexarbeitende ihre Tätigkeit ohne Diskriminierung unter sicheren und menschenwürdigen Bedingungen ausüben können. Sehr gute Ergebnisse für Sexarbeitende weiterlesen

Winterfreude Schlittschuhlaufen

Wo Knackärsche übers Eis tanzen

Eiskunst in der Oderstraße.   Foto: jr

Schlittschuhlaufengehen – ein Wort aus unser aller Kindheit, doch zugefrorene Seen gibt es leider gerade nicht. Also muss eine künstliche Neuköllner Schlittschuhbahn herhalten – das Werner-Seelenbinder-Stadion. Das ist eine sehr eigene, berauschende Erfahrung: Kindern, die nicht fah­ren können, aber mit Vollspeed unterwegs sind, muss ausgewichen werden. Kleine, dicke Jungs, ältere Leute und andere zaghafte Menschen kleben an der Bande und trauen sich nur so halb aufs Glatte. Daneben drehen ambitionierte Menschen Pirouetten, andere trainieren ihre Knackärsche oder ähnliche Körperteile auf dem Eis, und der Rest isst Pommes. Jeden Tag mittags um eins wird die Eisbahn geschlossen und das Eis aufgefrischt, damit ab 15 Uhr alle wieder im Kreis fahren können. Die schönste Zeit ist kurz davor. Noch schöner ist, dass sich alle sozialen Schichten treffen, und das Rausschmeißerlied bleibt wohl auch gleich und heißt immer noch »Wer hat an der Uhr gedreht«

.jr

Neuköllner Kunstpreis 2020

Prämierungen für Steine, Bügel und Bänder

170 haben sich beworben, acht wurden nominiert, drei haben ihn bekommen: den Neuköllner Kunstpreis, der am 24. Januar vom Fachbereich Kultur und dem »Kulturnetzwerk Neukölln e. V.« in einer feierlichen Zeremonie im »Heimathafen« verliehen wurde.

Wertgeschätzte Künstlerinnen.   Foto: mr

»Preise zu vergeben, gehört zu den schönsten Aufgaben einer Stadträtin«, sagte Kulturstadträtin Karin Korte, als sie die Namen der Gewinnerinnen verkündete. Der Preis, der in diesem Jahr zum vierten Mal vergeben wurde, sei ein Zeichen der Wertschätzung für die Künstler, die in Neukölln leben oder arbeiten in einer Zeit, in der es für sie immer schwerer werde, Platz für Ateliers zu finden. »Wir zeigen, dass uns die Kunst nicht egal ist«, sagte sie weiter. Neuköllner Kunstpreis 2020 weiterlesen