Tempelhofer Feld wieder Spekulationsobjekt

Trojanisches Pferd namens »Randbebauung«.      Foto: Thf100

Senatspolitik versus direkte Demokratie

»Wir stehen hier vor einem der größten Gebäude in Europa, und es ist vielfach noch ungenutzt. Warum sollen Menschen draußen in Containern leben, wo es ein Gebäude gibt, das auch nutzbar als Wohnraum ist«, sagt die Feldaktivistin Mareike Witt von »100 % Tempelhofer Feld«. »Es besteht kein Grund, auf den Außenflächen zu bauen und damit den Weg zu einer Randbebauung zu ebnen. Genau das hat der Senat vor, indem das THF-Gesetz geändert wird, zunächst für Unterkünfte für Geflohene. Das Trojanische Pferd des Senats und potentieller Bauinvestoren steht jetzt tatsächlich auf dem Feld.« Tempelhofer Feld wieder Spekulationsobjekt weiterlesen

Verkehrsbüchse bleibt geöffnet

Politik und Stadtplanung sowie die Bürgerinnen und Bürger stehen vor großen Herausforderungen, wenn es um Verkehrskonzepte für den Bezirk und seine Kieze geht. Immer mehr Kiezblocks werden eingerichtet und eingefordert. Das Auto ist im fließenden Verkehr durch verstopfte Straßen und als ruhender Verkehr allgegenwärtig. In den Wohnvierteln werden die Gehsteige ausgiebig zum Fahrradfahren benutzt. Menschen, die zu Fuß gehen, nehmen daran Anstoß. Viele Straßen sind an den Bordsteinen nicht barrierefrei.
Es wird viel Zeit in Anspruch nehmen, um die geöffnete »Verkehrsbüchse« mit ihrer Präferenz für den motorisierten Verkehr unter Kontrolle zu bringen und dabei den technischen Fortschritt klimagerecht zu gestalten. Erhebliche finanzielle Mittel sind erforderlich. Sie sollten nicht in den Bau von immer mehr großen Straßen investiert werden.

Thomas Hinrichsen

Drittes Heizkraftwerk in Neukölln?

Bauplanänderung dient Müllverbrennung in Britz

Am 21. November stellten im Kulturstall auf dem Gutshof Britz das Planungsbüro Jahn, Mark und Partner und Mitarbeiter der senatseigenen BSR den Bebauungsplan 8-11 »Erweiterung Gradestraße« vor. Die BSR plant, auf ihrem bereits erworbenen Teil des ehemaligen RIAS-Geländes, »Biomasse« zu verheizen. Neben den Kraftwerken am Teltowkanal und am Weigandufer wäre das dann das dritte in Neukölln.

Bürgerinteresse am Plan.    Foto: rr

Wie soll die Öffentlichkeit sich beteiligen, wenn die gesetzlich vorgeschriebene Präsentation keine konkreten Informationen zum Vorhaben gibt und viele Untersuchungen, auch zu möglichen Umweltbelastungen, noch nicht einmal vorliegen. Den wenigen, anwesenden Betroffenen konnte nicht gesagt werden, welche baulichen Ausmaße letztendlich die Anlage hat und ob seine Leistung 20 oder 40 Megawatt beträgt.
Der anwesende BSR- Vertreter für Wärme erklärte, dass dieses Vorgehen im Vorfeld Kosten erspare, was auch im Interesse der BSR-Kunden sei. Erst nach erfolgter Bauplanänderung würden die ausstehenden Gutachten erstellt, begleitet vom mantraartigen Zusatz, dass penibel alle gesetzlichen Vorgaben beachtet würden. Drittes Heizkraftwerk in Neukölln? weiterlesen

Keine Förderung für das »Oyoun«

Linke scheitert mit Antrag in der BVV

»Neukölln braucht das »Oyoun««, forderte die Linke in einer Entschließung und rief die Bezirksverordnetenversammlung in ihrer Sitzung am 15. November dazu auf, sich für eine weitere Förderung des Kulturzentrums an der Lucy-Lameck-Straße einzusetzen, denn dem will der Senat wegen seiner Haltung im Nahost-Konflikt die Finanzierung entziehen. »Das »Oyoun« als Ort für migrantische und postkoloniale Kunst und Kultur ist weit über Neukölln hinaus bekannt und erfüllt auch hier im Bezirk eine wichtige Funktion, indem es die Vielfalt des Bezirks sichtbar macht und zu künstlerischem Ausdruck bringt«, heißt es in der Begründung. Keine Förderung für das »Oyoun« weiterlesen

Kiezstraßen werden geblockt

Kfz-Labyrinth für mehr Fußverkehr und Aufenthaltsqualität

Das Bezirksamt Neukölln hat mit Anwohnerbeteiligung ein Verkehrskonzept für den Reuterkiez erarbeitet, der Durchgangsautoverkehr auf Pannierstraße, Sonnenallee und Kottbusser Damm verlagern und das Zufußgehen, Fahrrad- und Rollerfahren sicherer und schöner machen soll. Wer im Kiez wohnt und auf ein Auto angewiesen ist, kann sich seinen künftigen Weg durchs Straßenführungslaby­rinth schon mal anhand der Kiezblockkarte errätseln und sich darauf vorbereiten. Zum Jahresende werden die ersten Teile des Konzepts umgesetzt.

Maßnahmenkarte Reuterkiez.       Foto: Bezirksamt

Modale Filter, also Sperren, die nur Radfahrer durchlassen, und neue – teils gegenläufige – Einbahnstraßenregelungen sollen den Durchgangsverkehr aus dem Kiez heraushalten. Die Maßnahmen sind mit Polizei, Feuerwehr und Müllabfuhr abgestimmt. Kiezstraßen werden geblockt weiterlesen

Umbau von Elbe- und Weichselstraße

Straßen sollen attraktiver werden

Elbe- und Weichselstraße gehören zu den Straßen im Sanierungsgebiet, Karl-Marx-Straße/Sonnenallee, die einen besonderen Erneuerungsbedarf haben. Die Zielsetzung ist eine Verbesserung der Aufenthaltsqualität, Verkehrssicherheit und Barrierefreiheit für Fußgänger und Radfahrer sowie die Anpassung des Straßenraums an die Anforderungen des Klimawandels.
Die Elbestraße zwischen Sonnenallee und Weigandufer zeichnet sich aus durch eine breite von Linden gesäumte Mittelpromenade, die derzeit komplett mit Autos zugestellt ist.

Noch von Autos besetzt.      Foto: mr

Am 9. November wurden vier vorläufige Varianten für den Umbau der Öffentlichkeit vorgestellt. In drei Entwürfen wird die Mittelpromenade den Fußgängern zur Verfügung gestellt und eine Straßenseite als Fahrradstraße ausgebaut. Eine sieht dort den Radweg vor und erweitert im Gegenzug den Bürgersteig auf der Ostseite deutlich. Die Parkplätze dort fallen komplett weg, ebenso ein Teil der Parkplätze am Straßenrand. Umbau von Elbe- und Weichselstraße weiterlesen

Umstrittene Straßennamen

Alfred Nobel – Sein Testament macht ihn unsterblich

Der Politikwissenschaftler Felix Sassmannshausen hat ein Dossier erstellt, in dem er Straßennamen mit antisemitischem Bezug in den Blick nimmt. 18 davon befinden sich in Neukölln. Die Kiez und Kneipe stellt die Namensgeber vor.
Die Nobelstraße liegt im Industriegebiet am Britzer Verbindungskanal. Benannt ist sie nach Alfred Nobel, dem Erfinder des Dynamits.
Der Ingenieur und Unternehmer wurde am 21. Oktober 1833 in Stockholm geboren. Nach einer elitären Ausbildung bei Privatlehrern und zahlreichen Studienreisen im Ausland wandte er sich ab 1859 intensiv der Sprengstoffproduktion zu. Er wollte die enorme Explosionskraft des hochempfindlichen Nitroglyzerins kontrolliert für die Sprengtechnik nutzbar machen. Dynamit – mit seiner Hilfe ließen sich Eisenbahnen und Straßen bauen, Häfen, Tunnel und Bergwerke errichten, und es machte ihn zu einem der wohlhabendsten Menschen seiner Zeit. Umstrittene Straßennamen weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Neuköllnische Zeitung, Samstag, 1.12.1923
Ein Schutzabzeichen für Blinde. Nach einer Mitteilung des Vorsitzenden der Berliner Blinden= und Blindenfürsorge=Vereine ist jetzt ein Blindenabzeichen hergestellt worden, das von der Blindenwohlfahrtstelle der Stadt Berlin verteilt wird. Das Abzeichen besteht aus einem ovalen Emailleschild mit weißem Kreuz in der Mitte und wird auf der linken Brustseite getragen. Die Polizeibeamten sind angewiesen worden, die Träger dieses Abzeichens in ihre besondere Obhut zu nehmen. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Das »Digital-Zebra«

In den öffentlichen Bibliotheken Hilfe für digitale Kommunikation

Im alltäglichen Leben kommen wir praktisch ohne Computer und Smartphone nicht mehr aus. Konzertkarten, Arzttermine, Geld­überweisungen und Einkaufen werden fast undenkbar. Was einfach klingt, kann Schwierigkeiten bereiten. Die ältere Generation dringt nun weiter in die digitale Kommunikation vor und erhält tatkräftige Hilfe durch das »Digital-Zebra«.


Das »Digital-Zebra« ist ein Projekt, das individuelle Hilfe und Unterstützung bietet. Fragen rund um Handys, um Tablets oder Laptops werden von den geschulten »Digital-Lotsen« beantwortet. Das »Digital-Zebra« zeigt, wie gut sich das Internet nutzen lässt. Gibt es Probleme, einen Arzttermin via Internet zu buchen? Sie möchten eine gekaufte Eintrittskarte in Form eines QR-Codes speichern und wissen nicht, wie das geht? Solche und ähnliche Fragen können gestellt werden. Das »Digital-Zebra« weiterlesen

Talentscouts bringen Chancen und Talente zusammen

Neuköllner Pilotprojekt zieht erste Bilanz

Vor etwa einem Jahr ging in der Neuköllner Walter-Gropius-Schule ein außergewöhnliches Bildungsprojekt an den Start. Das »Talentscouting«, das gemeinsam mit dem Bezirk, der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie und der Stiftung Sozialpädagogisches Institut Berlin (SPI) auf den Weg gebracht wurde, soll jungen Menschen helfen, ihre unentdeckten Potenziale und individuellen Stärken aufzuspüren. So soll die Chancengerechtigkeit beim Zugang zur Berufsausbildung und zum Studium, unabhängig von der sozialen Herkunft erhöht werden.

Talente stellen sich vor.Foto: mr

Die Idee dazu brachte Annette Berg, Vorstandsvorsitzende der Stiftung SPI aus Nord­rhein-Westfalen mit, wo inzwischen mehr als 30.000 Jugendliche von der Arbeit der über 100 Talentscouts profitiert haben, die an 600 Schulen unterwegs sind.
Neukölln fängt erst mal klein an. Als bisher einziger Talentscout betreut Timo Volkmann inzwischen rund 80 Jugendliche an vier Schulen. Talentscouts bringen Chancen und Talente zusammen weiterlesen

Mit Games und KI auf der Reise zur Unsterblichkeit

Talentscouting bringt neue Freunde und neues Wissen

Ich bin Leonid Rose, 19 Jahre alt und in der Gropiusstadt aufgewachsen. Mein Traum ist es, unsterblich zu werden, das Universum zu erkunden und die Entwicklung der Menschheit über tausende von Jahren zu beobachten. Trotz der Unwahrscheinlichkeit hoffe ich, dass Fortschritte in KI und Medizin diesen Traum verwirklichen könnten.
Derzeit engagiere ich mich ehrenamtlich als »Peer-Helper« in einem örtlichen Kinderclub und besuche das Lernzentrum TUMO in Charlottenburg, um mich in verschiedenen Themenbereichen, die über die Schule hinausgehen, weiterzubilden. Ich besuche aktuell die 13. Klasse der Walter-Gropius-Schule und strebe nach dem Abitur eine Zukunft als Fachinformatiker an. Meine Lieblingsbeschäftigungen sind Brettspielen, Tischfußball und Tischtennis sowie Kochen. Mit Games und KI auf der Reise zur Unsterblichkeit weiterlesen

Gaumenverbindende Genüsse

Levantinisch essen in Neukölln

Mögen sich die Länder im Nahen Osten, östlich des Mittelmeers, Teil des wundersamen Morgenlands, auch mitunter uneins sein, beim Essen sind sie sich recht einig, was gut schmeckt. In Berlin ist die Levante-Küche zu einer hochbeliebten gastronomischen Ausrichtung geworden.

Voller Tisch im »Middle«. Foto: hlb

Levante ist da, wo sich östlich die Sonne erhebt (von lateinisch »levare«), insbesondere das Gebiet der Länder Syrien, Libanon, Israel, Palästina, Jordanien bis zum Iran. Hummus und Falafel, Frischkäse und Köfte/Kofta, das gehört schon lang zum hiesigen Speiseplan vieler. Doch die gewürzreiche Levante-Küche bringt noch mehr pikant Natürliches auf die Mezze-Teller und -Schalen, von denen stets mehrere gemeinsam geleert werden wollen und sollten. Was sich aus Kichererbsen, Auberginen, Jog­hurt, Kohl und Oliven zaubern lässt, lässt sich auch in Restaurants in unseren Kiezen erkunden. Gaumenverbindende Genüsse weiterlesen