Ist Neukölln wie New York, als es noch bezahlbar war? Der Film von Rosa von Praunheim »Überleben in Neukölln« lässt das vermuten. Hier mischt sich alles: Künstler, Einwanderer, Studenten, Menschen verschiedener Identitäten und Hintergründe. Und es scheint zu funktionieren. Man lebt zusammen, ohne sich die Köpfe einzuschlagen, es entsteht sogar ein einzigartiger Raum, in dem alle leben, wie sie möchten (mehr oder weniger) und sich entfalten können (mehr oder weniger).
Praunheim zeigt in seinem Film die, die es trotz mancher Hindernisse geschafft haben, sich zu entfalten. Der Blick der Protagonisten auf Neukölln ist ein liebevoller, aber trotzdem kritischer. In »Überleben in Neukölln« lernt man Menschen kennen, die faszinierend, eigensinnig und Neuköllnerinnen und Neuköllner wie Du und ich sind. »Überleben in Neukölln« weiterlesen →
Demokratie ist anstrengend. Die meisten begnügen sich damit, zur Wahl zu gehen und dann vier Jahre lang die Füße hoch zu legen. Umso bemerkenswerter ist es, wenn Menschen sich auch zwischen den Urnengängen aufraffen und Stadtteilkonferenzen veranstalten, so wie in Britz und im Reuterkiez. Die hatten genau das zum Ziel: Gemeinsam den Kiez gestalten. Besser geht es eigentlich nicht. Wenn Menschen sich von »unten« einbringen und mitentscheiden, nehmen sie den populistischen Schreihälsen den Wind aus den Segeln, die so gerne sagen: »Wir sind das Volk.« Dem können die Engagierten getrost erwidern: »Ok, aber wir sind volker, und wir müssen uns nicht über eine Repräsentationskrise beklagen, wenn wir selbst entscheiden.« So kann übrigens auch unsere (von manchen für klinisch tot erklärte) Demokratie gerettet werden, eher als mit jedem Volksentscheid. Aber sie ist, wie sie ist, die Demokratie: anstrengend.
Das »Neuköllner Modell«, eine Errungenschaft der Richterin Kirsten Heisig, beinhaltet die schnelle Strafverfolgung jugendlicher Straftäter innerhalb von vier bis fünf Wochen bis zur Verurteilung. Das war zu Beginn der 2000er Jahre. Seither gibt es im Bezirk Mitte Staatsanwälte, die diese Arbeit erledigen. Mehr schlecht als recht, wie es aus dem Antrag aus dem Jahr 2016 »Kampf gegen Jugendkriminalität: Prävention stärken« von Joschka Langenbrinck (SPD), Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin hervorgeht.
Das wird seit dem 16. Oktober dieses Jahres ernst genommen. An zwei Tagen in der Woche arbeitet nun der Oberstaatsanwalt und stellvertretende Leiter der Berliner Staatsanwaltschaft, Michael von Hagen, abwechselnd mit zwei weiteren Kollegen im Amtsgericht Neukölln in der Karl-Marx-Straße. Sie haben die Aufgabe, den Informationsaustausch zwischen Einrichtungen wie Jugenamt, Schulen, Ordnungsamt, Therapeuten, Polizei, Justiz und Jobcenter zu verbessern. Hierzu ist die Aufhebung der Schweigepflicht zwischen den Institutionen erforderlich. »Neuköllner Modell« greift weiterlesen →
»Schilleria« durch Investor bedroht und Obdachlose werden verjagt
Auf der Besuchertribüne im Saal der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) hatte sich eine Gruppe Mädchen und junger Frauen vom Mädchencafé »Schilleria« eingefunden, denn in der Sitzung der BVV am 18. Oktober ging es auch um ihre Zukunft.
Die »Schilleria« ist eine Freizeiteinrichtung für Mädchen von sieben bis zwanzig Jahren. Dort bekommen sie bei Bedarf Hilfe und Unterstützung bei Problemen in der Schule, aber auch bei Konflikten in der Familie. Die meisten Besucherinnen leben in der direkten Nachbarschaft und kommen fast täglich in die Einrichtung, oftmals direkt nach der Schule.
Mitte September hat die »Schilleria« vom Vermieter, einem skandinavischen Investmentfonds, die Kündigung ihrer Räume zum 31. Dezember erhalten. Der Vermieter hat zwar einen neuen Mietvertrag in Aussicht gestellt, der allerdings erheblich teurer wird. Der zuständige Jugendstadtrat Falko Liecke (CDU) antwortete auf die Große Anfrage der SPD zur Zukunft der Schilleria, es habe Gespräche mit dem Investor gegeben, die aber bisher nicht von Erfolg gekrönt waren. Gleichzeitig suche das Bezirksamt nach einem geeigneten Ausweichstandort. Aber es sei nahezu unmöglich, »einen Alternativstandort zu finden, der an die Qualität des jetzigen Standortes heranreichen kann«, musste Liecke zugeben. Die Grünen nahmen diese Debatte zum Anlass, eine wirksame Mietpreisbremse auch für Gewerbeimmobilien zu fordern. Benachteiligte sind Thema in der BVV weiterlesen →
Stadtteilkonferenz bietet Plattform für Bürgeranliegen
Trotz eines heftigen Sturmes kamen am 5. Oktober doch noch 50 Britzer zur Stadteilkonferenz. Jochen Biedermann (Bündnis 90/Grüne), Stadtrat für Stadtentwicklung, Soziales und Bürgerdienste hatte dazu in die Fritz-Karsen-Schule in der Hufeisensiedlung eingeladen. Vorbereitet war sie vom Sozialpädagogischen Institut (SPI), das auch die Anwesenden auf das Vorhaben einstimmte und später die Arbeitsgruppen begleitete.
Positiv: Auch Bezirksamtsmitarbeiter waren anwesend. Erklärtes Ziel war es, Anwohneranliegen zu erfassen, um sie möglicherweise mit in das Bezirksprofil einfließen zu lassen. Brainstorming für Britz weiterlesen →
Die Wahlergebnisse der letzten Jahre haben gezeigt, dass autoritäre Kräfte immer stärkeren Zulauf haben. Wie können wir die Substanz unserer Demokratie verteidigen gegen ihre immer lauter werdenden Verächter?
Die Buchandlung »Die gute Seite« hat am 11. Oktober den Journalisten und Philosophen Jürgen Wiebicke eingeladen, der versucht, auf diese Frage eine Antwort zu geben. Sein Grundgedanke: «Die Demokratie ist mehr als eine Regierungsform, sie ist eine Lebensform, die wir immer wieder neu beleben und verteidigen müssen«. In seinem Buch »Zehn Regeln für Demokratie-Retter« gibt er Tipps, mit deren Hilfe jeder jederzeit damit anfangen kann. Weg vom großen Wurf weiterlesen →
Nachrichten aus dem »Neuköllner Tageblatt« vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe
Nr. 259 – Sonnabend, 3. November 1917 Einen Gemeinsinn höchst lobenswerter Art betätigt, wie uns aus Leserkreisen geschrieben wird, der bekannte Schlächtermeister Herr Hans Bopel, Berliner Straße 1 (Rollkrug), indem er jeden Freitag zwischen 2 und 3 Uhr warme Wurstsuppe unentgeltlich an Bedürftige abgibt. Man kann um diese Zeit zahlreiche Frauen und Kinder in den gastlich geöffneten Laden des Meisters strömen sehen, wo sie das ihnen in freundlicher Form zugeteilte Essen in Empfang nehmen und dann mit freudiger Miene nach Hause tragen. Zur Nachahmung an anderen Stellen empfohlen. Neuköllner Alltägliches weiterlesen →
Im Dezember 1997 fuhren Bernd und Tom, einer Laune folgend, noch auf ihren Motorrädern zu einem Weihnachtsessen. So kurz vor Heiligabend verkleideten sie sich als Weihnachtsmänner und cruisten vorher durch die geschmückte Berliner City vorbei an beliebten Weihnachtsmärkten.
Die Aufmerksamkeit, die ihnen dabei auf ihrer Strecke zuteil wurde, stimmte sie einerseits fröhlich, andererseits erspähten sie, trotz des Lichterglanzes, unter den Passanten auch Bedürftige. Spontan entstand der Wunsch, in dieser frohen Zeit, etwas für diese Menschen zu tun.
Seither findet an jedem dritten Adventssamstag eine Christmas Biketour statt, bei der Sachspenden von weihnachtlich verkleideten Motorradenthusiasten an ausgewählte Sozialeinrichtungen und Bedürftige verteilt werden. Rechtzeitig erhalten die Initiatoren Wunschzettel, die sie dann auch zu erfüllen versuchen. Lohn dieser Mühen ist die Freude der Beschenkten. »Santa Claus on Road e.V.« weiterlesen →
Falko Liecke ehrte am 19. Oktober erstmals vier Neuköllner Jugendliche, die trotz schlechter Ausgangsbedingungen über die Jugendberufshilfe Neukölln eine Ausbildung erfolgreich abgeschlossen haben.
Durch die Einführung der Jugendberufsagentur in Berlin und die damit verbundene politische Schwerpunktsetzung auf die Jugendberufshilfe, können die Angebote für Neuköllner Jugendliche mit Unterstützungsbedarf gebündelt und zielgerichtet angeboten werden. Jugendberufshilfe in Neukölln weiterlesen →
Ab dem 30. Oktober ist der Berliner Lions Adventskalender wieder im Rathaus Neukölln erhältlich. Auf 24 Türchen kommen 171 Preise im Wert von über 32.000 Euro. Insgesamt gibt es 6.500 Kalender.
Mit dem Erlös werden in Zusammenarbeit mit dem Neuköllner Albrecht-Dürer-Gymnasium Kinder aus bildungsfernen Elternhäusern unterstützt. Jedes Jahr zur Adventszeit organisieren der »Lions Förderverein Berlin-Glienicker Brücke e.V.« und der Hilfsverein »Cosmopolitan e.V.« mit Hilfe zahlreicher Sponsoren den Lions Adventskalender. Advent, Advent weiterlesen →
Neuköllner Jugendliche und junge Erwachsene trinken weniger Alkohol als im gesamtdeutschen Durchschnitt und zeigen die geringste Zahl an Alkoholvergiftungen aller Berliner Bezirke. Gleichzeitig geht der Tabak- und Alkoholkonsum mit dem deutschlandweiten Trend auch in Neukölln zurück. Diese Schlussfolgerungen zieht Jugend- und Gesundheitsstadtrat Falko Liecke aus dem jetzt veröffentlichten Drogen- und Suchtbericht 2017: »Der Bericht ist eine detaillierte Zustandsbeschreibung des Suchthilfesystems in unserem Neukölln. Aber er geht noch weiter. Suchtbericht 2017 weiterlesen →
Wer es gerne schnell und billig haben möchte, der ist bei Salka und ihrem Mitarbeiter Eugen, genannt Eugene (sprich: Judschien), an der falschen Adresse. Die Betreiberin des Fahrradladens »CHICHI« in der Flughafenstraße 50 ist gelernte Fahrradmechanikerin mit langjähriger Berufserfahrung, der Laden ein IHK-geprüfter Ausbildungsbetrieb.
Laut Salka ist Vieles, was die Fahrradläden in Berlin, vor allem auch in Neukölln, ihren Kunden anbieten, unseriös und der schnellen Gewinnmaximierung untergeordnet: »Da lassen die Kollegen schon mal jemanden jahrelang mit einem Kindersitz auf einem Fahrrad mit Alu-Rahmen herumfahren. Ich würde meinem Kunden erklären, dass er dafür ein Fahrrad mit Stahlrahmen braucht.« Um sich von ihren Konkurrenten abzuheben, setzt sie auf die »Seriosität des Handwerks«. ChiChi weiterlesen →
Nachdem das Team von »Restlos glücklich« nach seinem notgedrungenen Wegzug aus der Kienitzer Straße zuletzt die ehemaligen Räume des »Hepcat’s Corner« am Maybachufer als Pop-up-Restaurant mit wochenendlichen Menus bespielte, wird’s hier nun salopp – und einen Hauch italienisch.
Colazione, Brodo, Dolce und Apéro lautet das Angebot der Bar »Zart«. Will sagen: Frühstück – je ein kleines süßes oder herzhaftes –, Suppen – eine stärkende »Livesaferbrühe« und eine Tagessuppe –, Kuchen und schließlich noch gemüsige Snacks sollen das Kiezleben nähren und bereichern. Der Kaffee kommt von der Treptower Rösterei »Passenger Coffee«, einige wenige Weine, Budweiser vom Fass, Longdrinks oder natürlich Apérol Spritz sorgen bei Bedarf für herbstliche Beschwingtheit. Auf zarte Nachbarschaft weiterlesen →
Wie für den Alltag Kraft schöpfen ohne in den Medikamentschrank zu greifen? Darauf haben die drei Frauen vom »Raum für Entfaltung« Antworten.
Sandra Müller bietet »Training for Warriors« zu Deutsch »Training für Krieger« an. Es ähnelt dem Zirkeltraining, setzt aber auf hohe Intensität bei wenigen Pausen. Alle Muskeln werden beansprucht. Das Ergebnis ist hohe körperliche Fitness und geistige Widerstandskraft gegen die Unbill des Alltags. Der Amerikaner Martin Rooney entwickelte das Programm und setzt auf gemeinsam trainierende Kleingruppen, die den Kampfgeist der Teilnehmer herausfordert. Kraft für den Alltag weiterlesen →
Der Neuköllner hat mit Karneval eigentlich so viel zu tun wie ein Ochse mit einer Apotheke und doch: es gibt einen Karnevalsverein in Neukölln und das bereits seit 1950. Damit ist er der älteste seiner Art in Berlin, der nach dem zweiten Weltkrieg gegründet wurde.
Bis 1959 fanden auch tatsächlich Karnevalsumzüge vom Funkturm bis nach Neukölln statt, die der damalige Senat aufgrund der Inselsituation nicht mehr bezuschusste. Beibehalten wurde allerdings bis 1990 die Tradition am 11.11. um 11 Uhr 11 auf der Freitreppe des Rathauses Schöneberg das neue Prinzenpaar zu inthronisieren. Alle Berliner- und befreundete Karnevalsgesellschaften nahmen an diesem Spektakel teil. Hoch das Bein – das ist fein weiterlesen →
Es ist Sonntag Abend im »Sandmann«, und es ist noch nicht so weit. Charlie und Lucy beugen sich über einen Zettel mit Musiktiteln. Er ist 54 und macht seit zehn Jahren die Musikabende »Charlie’s Sunday« im »Sandmann«. Sie ist 26 und ambitionierte Schlagzeugerin.
Zusammen mit ihrer Jamsession Band spielen sie seit Oktober jeden zweiten Sonntag im »Sandmann«. Geboten werden Dixie, Bossa und Jazzstandards. Sonntagssessions weiterlesen →
Moritz Ecker reist weiter: nach einem erzwungenen Abstecher für ein paar Tage zurück nach Berlin – wegen des Visums für China – geht seine Reise per Fahrrad nach Australien in Kasachstan weiter. Nach zwei Wochen verlässt ihn der Sommer – es wird etwa um sechs dunkel, die Temperaturen sinken, es regnet, und Moritz hatte schon ganz vergessen, wie sauber und glänzend sein Fahrrad sein kann.
Es gibt eine ganz neue Autobahn von Almaty in Kasachstan zur chinesischen Grenze. Viele Leute dort wissen noch gar nicht, dass diese Straße offen ist, deshalb gibt es kaum Verkehr, und der Rückenwind ist so stark, dass man gar nicht anhalten möchte. Doch dann musste er vier Tage an der Grenze zu China warten, bis diese endlich öffnete. In China ist vom 1. bis 8. Oktober goldene Woche, Nationalfeiertag, da schließen die Grenzen, manche für zwei Wochen, die nach Kasachstan vom 1. bis 4. Oktober. Polizei hat nichts zu tun weiterlesen →
Warum nicht, wenn Wolfgang Schnell die beiden Figuren im Hof der romanischen Kirche von Drübeck in Sachsen-Anhalt zusammen spielen lässt?
Ein Beispiel für seine neuen Fotofantasien, die ab 24. November bei Mario Landsmann in der Kultur-Lounge am Herrfurthplatz 11 zu sehen sind. Diesmal sämtlich in schwarzweißen digitalen Fotomontagen, die uns von Drübeck über Heringsdorf, Stockholm, ’s-Hertogenbosch, Meißen, Wien und Goslar bis nach Alberobello und Bari in Apulien führen und den markanten dortigen Gebäuden oder Plätzen Menschen und Dinge hinzufügen, die aus dem oft schönen Urlaubsbild etwas ganz anderes werden lassen. Loriot mit Niki de Saint Phalle? weiterlesen →
Eine Luftartistin, gekleidet in schwarzem Lack, windet sich lasziv an langen roten Tüchern in die Höhe und philosophiert dabei über das Leben als Hure. Unter ihr entert ein 20-köpfiges Tanzensemble die Bühne und präsentiert in eindeutigen Posen worum es hier geht: käuflichen Sex und dunkle Geschäfte. Wir sind mitten drin in »La BETTLEROPERa«, der neuen Inszenierung, mit der die Neuköllner Oper ihr 40-jähriges Bestehen feiert.
Inhaltlich lehnt sich das Stück an John Gays »The Beggar’s Opera« aus dem Jahre 1728 an, die schon Kurt Weill und Bertolt Brecht zu ihrer »Dreigroschenoper« inspirierte. Es geht um Polly, die Tochter von Gangsterboss Peachum, die in romantischer Liebe dem Dieb Macheath verfallen ist und ihn heiraten will. Das ist ihrem Vater so gar nicht recht, der selber entscheiden will, wer die Tochter bekommt. Er beschließt, den potentiellen Schwiegersohn loszuwerden, indem er ihn den Justizbehörden übergibt. Lucy, die Tochter des Gefängnisdirektors, ist ebenfalls in Macheath verliebt und verhilft ihm zur Flucht. Es hilft nichts, er wird wieder eingefangen und am Ende seiner Strafe zugeführt. Zwischen Huren, Dieben und Halsabschneidern weiterlesen →
»Museum für Werte« versucht Abstraktes konkret zu machen
Irgendwo zwischen Leitkultur-Debatte und »wie viel kostet der Döner?« fragen wir uns alle mal: »Was sind eigentlich Werte?« Ein junges Team aus Studenten und Künstlern wollte sich diesem abstrakten, ausgehöhlten Begriff einmal ganz gegenständlich nähern. Im »Museum für Werte« stellten sie im Oktober für fünf Tage Gegenstände aus, die jeweils einen von drei Werten darstellen sollten.
Als 2009 im neu aufkeimenden Zentrum der Kunst- und Subkultur Berlins, im Neuköllner Reuterkiez, der Berliner Jazz-Liebhaber Wilhelm Martens zum ersten Mal die noch fast leere und gerade neu eröffnete Kneipe »Peppi Guggenheim International Berlin« betrat, hatte er eine Vision: »Hier könnte ein Jazzclub entstehen«. Nur wenige Jahre später ist sein Traum in Erfüllung gegangen.
Mit großem persönlichem Engagement, viel Investition von Zeit, Geld und Geduld haben der Betreiber Georg Weishäupl, der Jazz-Enthusiast Wilhelm Martens und Thomas Tückmantel, der seit 2014 die Bands bucht, das »Peppi Guggenheim« zu einem Treffpunkt für Liebhaber innovativer, zeitgenössischer und experimenteller Musik gemacht. Archivar der feinen Klänge weiterlesen →
Vater-Sohn-Beziehungen sind nicht immer einfach und haben ein großes Konfliktpotential. In der Musik aber läuft das manchmal ganz anders. Die Söhne bewundern ihre Väter, und diese wiederum sind vom Talent ihrer Sprösslinge so begeistert, dass sie sie mit auf die Bühne nehmen.
Das ist der Fall beim »Duo Dorado«, das am 5. November bei der Salonmusik auftreten wird. Carlos Dorado ist einer der führenden zeitgenössischen Gitarristen Südamerikas, der aus einer Mischung argentinischer und anderer südamerikanischer Rhythmen mit Jazzelementen einen eigenen Stil kreierte. Sein Sohn Lucas lernte schon als kleines Kind die lateinamerikanischen Rhythmen kennen und spielen. Später studierte er Schlagzeug und Perkussion, bevor er sich schliesslich voll aufs Vibraphon konzentrierte. Das gekonnte Zusammenspiel der beiden und die Leidenschaft, mit der sie ihre Musik vortragen, sollte sich niemand entgehen lassen. Vier Duette gegen Novemberblues weiterlesen →
Ein Maler packt aus: Bildhörspiele chillen an den Wänden
Wenn das politische Berlin Rastalocken flicht, wenn in den Raucherkneipen der Hauptstadt der Grog aus Jamaika-Rum zum Aschenbecher gereicht wird, und wenn Normalsterbliche im mecklenburgischen Dorf Rechlin-Nord noch einen Platz suchen, überm Zaun zu hängen, dann hängt der Rechliner Maler Michael Ihrke unweit seiner Berliner Dependance im »Schiller’s« ab. Die Ernte des Jahres ist eingebracht.
Heute hängt er auf. Zurück aus seiner Gartenlaube an der Müritz – »Studio 3« steht dort am Modderweg auf einem efeuumrankten Keramikschild – hat er sich mit seinen Freunden Jürgen und Michael verabredet, das Licht für seine Vernissage am 18. November zu installieren. »Nee, Vernissage is mir zu fett«, nimmt er sich zurück, während wir den Flyer für die Ausstellung besprechen. »Nennen wir es ›Bilderlesung‹«, korrigiert er beim Absetzen seines Glases. »Oder ›das Bild im Wort‹!«, bemüht sich Jürgen um Originalität. Nach dem Grog sind sie sich einig: »Stillevens VANITAS – Bilder einer Ausstellung«. Das schlittert scheppernd wie Mussorgsky auf nederlands grachtenijs in um uns aufgerissene Ohren. Stillevens bei »Schiller’s« weiterlesen →
»TSV Rudow« gegen »SV Tasmania« – legendär, sogar ohne Legende
Überall im Fußball existieren Derbies – so also auch in unserem Bezirk, ausgetragen von den Teams des »TSV Rudow« und des »SV Tasmania«.
Irrwitzig lang ist die Historie dieser Rivalität wie bei so manch anderem Duell nicht. Dennoch haben die beiden Vereine Differenzen, aber auch Gemeinsamkeiten, die eine solche Kategorie durchaus rechtfertigen. Selbst als der »BSV Hürtürkel« zwischenzeitlich mal die Nummer Eins in Neukölln war: »TSV Rudow« gegen »SV Tasmania« bleibt der Renner, auch wenn beide Vereine mal tiefer als Berlin-Liga spielten. Das Neuköllner Duell weiterlesen →
Lavendel (Lavendula officinalis) steht viel in den Rollbergen herum und blüht auch in der neuen Grünanlage neben der Thomasstraße. Seine volkstümlichen Namen sind unter Anderen: Nervenkräutel, Narden, Lavander, Speick, Schwindelkraut.
Lavendel ist ein »Allheilkraut« und ist offizinell. Die getrockneten Blüten werden als Tee genutzt. Blüten und »Nadeln« fehlen in kaum einem Potpourri. Wird das Gemisch in kleine Stoffkissen eingenäht, sollen diese Lavendelkissen Kleinkinder beruhigen, so dass sie besser schlafen können. Außerdem vertreiben Lavendelkissen angeblich Kleidermotten, wenn man sie in Schränke legt. Duft mit Wirkung weiterlesen →
Für die, die im Dezember gern die »Christmas Biketour« mitfahren würden, aber kein Bike haben, habe ich aus Kronkorken ein führerscheinfreies Motorrad gebaut, um wenigstens in Gedanken mitcruisen zu können.
Material: ein Stück zwei Millimeter dicker Aludraht, ein Getränkedosenöffner und rund zehn Kronkorken. Als Werkzeug reichen eine stabile Schere, eine Biegezange (rund), ein Seitenschneider, eine Ahle und eine Heißluftpistole. Und wie immer: Lust zum Pfriemeln. Basteln mit Rolf weiterlesen →
Neulich war ich auf Usedom. Ich nehme immer mein Fahrrad in der Bahn mit, denn Fahrradtouren auf Usedom sind neben ausgedehnten Strandspaziergängen Urlaubsprogramm.
Irgendwann war die schöne Zeit vorbei, und ich machte mich auf den Rückweg. Als ich in Züssow in den Berliner Zug umsteigen wollte, sah ich bereits auf dem Bahnsteig, dass außer mir noch ganz viele andere Menschen ihre Fahrräder tranportieren wollten.
Der Zug hielt, und der Kampf um einen Platz im Fahrradabteil begann. Zunächst verwies ein Radler zwei junge Frauen des Platzes, die das Abteil mit jeder Menge Gepäck blockierten. Sie machten sich dann auf die Suche nach einer anderen Sitzgelegenheit. Petras Tagebuch weiterlesen →