Die Poller im Reuterkiez bleiben

Poller dürfen weiterhin den Verkehr lenken.   Foto: mr

Das OVG bestätigt die Rechtmäßigkeit des Verkehrskonzeptes

Die Umsetzung des Verkehrskonzeptes im Reuterkiez ist rechtens. Das hat das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg (OVG) am 16. Juni in einem Eilverfahren entschieden und damit ein früheres Urteil des Verwaltungsgerichts Berlin bestätigt. Der Beschluss ist nicht anfechtbar.
Das Bezirksamt hatte nach einem Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) und einem erfolgreichen Einwohner­antrag mit mehr als 1.000 Unterschriften ein mehrstufiges Beteiligungsverfahren mit der Anwohnerschaft eingeleitet. Auf dieser Grundlage wurden im November 2023 Diagonalsperren und Poller, Einbahnstraßenregelungen sowie Querungshilfen angeordnet, um den Durchgangsverkehr aus dem Wohngebiet herauszuhalten und bessere Bedingungen für den Fuß- und Radverkehr zu schaffen. Dagegen hatten zwei Anwohner und ein nicht in Neukölln wohnender Verkehrsteilnehmer geklagt. Sie sahen keine besondere Gefahrenlage und warfen dem Bezirksamt vor, überzogen gehandelt zu haben. Das OVG stellte klar, dass die Maßnahmen als Gesamtpaket zu betrachten seien und nicht für jede Straße einzeln eine Gefahrenlage nachgewiesen werden müsse. Das Bezirksamt habe im Rahmen seines Ermessens gehandelt und die Belange der Antragsteller ausreichend berücksichtigt. Die Poller im Reuterkiez bleiben weiterlesen

Sparen, aber wo?

Der Senat hat beschlossen, dass alle Bezirke massiv sparen müssen. Immerhin haben die Bezirke die freie Auswahl, wo sie sparen werden. In Neukölln trifft es mal wieder in besonderem Maßen die Schulen. Es sind insbesondere die Bonusprogramme und das Praxislernen. Beide Programme sollen besonders die Kinder in »Brennpunktschulen« unterstützen.
Die BVV ha sich mehrheitlich gegen die Kürzungen ausgesprochen. Und das aus gutem Grund: Wenn dort eingespart wird, wo das Geld am dringendsten benötigt wird, können wir schon heute beobachten, wie es bald noch schlimmer kommen kann.
Gerade im Bezirk, in dem jungen Menschen unter Spannungen, Orientierungslosigkeit und Perspektivlosigkeit leiden, ist es absurd, Geld zu sparen. Jede Einsparung in diesem Bereich fördert die Spaltung der Gesellschaft. Wer über das passende Kleingeld verfügt, schickt seine Kinder zur Privatschule, was das Problem an den staatlichen Schulen nochmals verschärft.

Petra Roß

Wohlfühloase für Ratten

Müll und Dreck am Hermannplatz bringen den Bezirk in Aufregung

Der Hermannplatz war und ist das Schmuddelkind des Bezirks. Und doch ist es nicht so schlimm wie gerne dargestellt.
Das massive Drogenproblem wurde im Laufe der Jahre gelöst. Es wurden mehr Händler gefunden, die ihre Waren auf dem Markt verkaufen. Es war in ihrem Interesse, dass der Drogenhandel eingedämmt wird. Denn mit dem Drogenproblem war auch die Kriminalität sehr hoch. Die Händler mussten ständig um ihren Kassenbestand fürchten. Mit einem Einsatz von Zivilpolizisten, die auf der Terrasse des Karstadt-Gebäudes den Platz beobachteten, und Personal auf dem Platz wurde erreicht, dass der Drogenhandel sich verlagert hat. Sicherlich ist ein weiterer Grund die Bespielung des Platzes an fünf Tagen in der Woche.
Auf dem Hermannplatz geht der Bezirk nun das Rattenproblem an.

Plakat der Antirattenkampagne.

Am 18. Juni fand eine Informationsveranstaltung auf dem Platz statt, in der Maßnahmen vorgestellt wurden, mit denen der Bezirk die Rattenpopulation in den Griff bekommen will. Wohlfühloase für Ratten weiterlesen

Weg mit Müll und Dreck am Hermannplatz

Jetzt ist die Nagerplage amtlich

Plätze sind attraktiv. Leute kommen zusammen, Geschäfte, Konsum und Märkte finden statt.
Als Verkehrsknoten wird der Hermannplatz besonders stark frequentiert. Der Hauptzugang der U-Bahn auf der Mittelinsel liegt direkt neben einem Imbiss mit »Schankvorgarten«.
Die definierte Fläche des Wochenmarktes spart den südlichen Teil aus. Jeweils am Ende der fünf Markttage erfolgt eine Reinigung im Auftrag des Betreibers.
Trotzdem macht der Platz einen ungepflegten Eindruck. Ein Bretterverschlag der BVG markiert die seit Jahren andauernde verunglückte Bahnhofsanierung. Der Übergang zum Kaufhaus ist vollgepinkelt. Auf Hochbeeten und dem versifften Sockel des Rixdorfer Tanzpaares finden sich Essensreste. Marktbetreiber und Anlieger haben wiederholt auf Ratten aufmerksam gemacht. Versuche des Bezirksamtes gegenzusteuern waren bisher nicht erfolgreich. Weg mit Müll und Dreck am Hermannplatz weiterlesen

Solidarität mit Partnerstadt Bat Yam

BV kritisiert zudem die Mittelkürzungen bei Schulprogrammen.

In der Nacht auf den 15. Juni schlug eine Rakete aus dem Iran in einen Wohnblock in Bat Yam, südlich von Tel Aviv, der Partnerstadt Neuköllns, ein. Das Haus ist komplett zerstört, auch der daneben stehende Block wurde stark beschädigt. Es gab Tote und Verletzte.
Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) hat in ihrer Sitzung am 25. Juni in einer Entschließung ihre Solidarität bekundet mit den Menschen in Bat Yam und in anderen Städten Israels, die von der Islamischen Republik Iran mit Raketen beschossen werden. »Der Beschuss ziviler Ziele ist keinesfalls eine legitime Reaktion auf die Ausübung des Selbstverteidigungsrechts Israels gegenüber militärischen Zielen im Iran. Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen der Opfer und bei den Verwundeten«, heißt es darin. Solidarität mit Partnerstadt Bat Yam weiterlesen

Vom Umgang mit Rassismus und Diskriminierung

Ein Podiumsgespräch mit Bezirksbürgermeister Martin Hikel in der Katholischen Schule St. Marien

Seit Dezember 2020 hat die Katholische Schule St. Marien die offizielle Anerkennung als »Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage«. Das bedeutet, dass sich die deutliche Mehrheit der Schülerinnen und Schüler und des Kollegiums ausdrücklich dafür aussprechen, sich gegen Rassismus, Sexismus sowie Diskriminierung jeglicher Art einzusetzen.

Schüler fragen, Bürgermeister antwortet.    Foto: mr

Mindestens einmal im Jahr findet ein Projekttag zu dem Thema statt. In diesem Rahmen fand am 23. Juni ein Podiumsgespräch statt, an dem neben Schülern und Schülerinnen der Oberstufe auch Bezirksbürgermeister Martin Hikel teilnahm. Ein Themenfeld, über das die Jugendlichen mit Hikel sprechen wollten, war Rassismus, Diskriminierung und Ausgrenzung sowie die Integration von Geflüchteten. Wie kann Menschen geholfen werden, die bei der Wohnungssuche oder der Suche nach einem Arbeitsplatz benachteiligt werden, wie entwickelt sich Rassismus an Schulen, was tut der Bezirk zur Aufklärung extremistischer Anschläge und wie kann Geflüchteten geholfen werden, in dieser Gesellschaft Fuß zu fassen? Vom Umgang mit Rassismus und Diskriminierung weiterlesen

»Wohnraum – hier leben wir!«

Eine Ausstellung zeigt die Bewohner des Tempelhofer Feldes

Das Tempelhofer Feld, die größte innerstädtische Freifläche der Welt, ist eine Oase für die Stadtbevölkerung, ihren Alltag und ihre Freizeitaktivitäten. Aber es ist weit mehr als das, es ist auch Heimat für eine Vielzahl an Tier- und Pflanzenarten. Die offenen Wiesen, artenreichen Brachen und Gehölzstreifen bieten Rückzugsorte, die in der Stadt selten geworden sind. Das gilt besonders für die Randbereiche des Feldes, die immer wieder im Fokus der Begehrlichkeiten der Baulobby stehen.

Lebendiges Ökosytem.    Foto: mr

Mit der Freiluft-Ausstellung »Wohnraum – hier leben wir!« wollen Berliner Fotografen, die das Feld regelmäßig besuchen, zusammen mit dem BUND Berlin und der Initiative »100% Tempelhofer Feld« die Bewohner des Feldes ins Zentrum der Betrachtung rücken. »Wohnraum – hier leben wir!« weiterlesen

Win-Win-Win für mehr Sauberkeit und Grün

Neues E-Fahrzeug für das Neuköllner Straßen- und Grünflächenamt

Der Fuhrpark des Bezirksamts Neukölln hat ein neues elektrisch betriebenes Fahrzeug. Das neue E-Fahrzeug für die Mitarbeitenden im Straßen- und Grünflächenamt ist mit 1,2 Tonnen Nutzlast und einer Reichweite von 260 Kilometern pro Ladung bestens geeignet für die Tätigkeiten des Straßen- und Grünflächenamts (SGA). Diese umfassen das Einsammeln von Müll, die Instandhaltung und kleinere Reparaturen an beschädigten Anlagen. Vor allem aber wird das neue Fahrzeug zur Pflege von Grün- und Parkanlagen verwendet, weil es diese ideal befahren kann. Win-Win-Win für mehr Sauberkeit und Grün weiterlesen

Mehr Natur an Schulen

Neukölln stellt Schulgartenleitfaden vor

Schulgärten bieten Schülerinnen und Schülern wertvolle Erfahrungen. Sie gewinnen einen Bezug zur Natur, sie lernen mit allen Sinnen, und die gemeinsame Gartenarbeit fördert soziale Kompetenzen. Die Gärten können in den Fachunterricht eingebunden werden und tragen sogar zum Schutz der Artenvielfalt und zur Verbesserung des städtischen Klimas bei.
Um die Neuköllner Schulen zu ermutigen, einen Teil des Schulhofs in ein kleines Gartenparadies zu verwandeln, hat die Koordinierungsstelle für Umweltbildung Neukölln jetzt einen umfangreichen Schulgartenleitfaden entwickelt. Er ist am 20. Juni von Janine Wolter, Bezirksstadträtin für Bildung, Kultur und Sport, und Jochen Biedermann, Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr zusammen mit Isabel Schmidt und Miriam Rasser von der Koordinierungsstelle für Umweltbildung im Schulgarten des Neuköllner Albrecht-Dürer-Gymnasiums (Emser Str. 134-137) vorgestellt worden. Mehr Natur an Schulen weiterlesen

Hilfe bei Hitze

Hitzetelefon für ältere Menschen

Hitzewellen stellen eine ernsthafte Gefahr für die Gesundheit älterer Menschen dar. Der Körper reagiert oft langsamer auf extreme Temperaturen, was die Gefahr von Überhitzung, Dehydrierung und Kreis­laufzusammenbrüchen erhöht. Besonders gefährdet sind Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Krankheiten oder Diabetes.
Das Bezirksamt Neukölln hat vor diesem Hintergrund ein neues Hitzetelefon eingerichtet. Neuköllnerinnen und Neuköllner ab 75 Jahren können sich ab sofort über die Telefonnummer 030/544 533 0 333 in ein Hitzeschutzregister eintragen lassen. Sie werden dann telefonisch informiert, wenn der Deutsche Wetterdienst vor einer bevorstehenden Hitze warnt, und können so rechtzeitig Vorsichtsmaßnahmen treffen und ihre Planungen anpassen. Hilfe bei Hitze weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Neuköllner Tageblatt, Mittwoch, 1.7.1925
Schafft Künstlerateliers! Immer stärker erschallt der Notruf aus den Kreisen der bildenden Künstler, welche durch die schwere Lage des Wohnungsmarktes in Ateliernot geraten sind. Der Mangel an Künstlerateliers ist eine Bedrohung des Schaffens der Berliner Künstler und vor allem der Arbeit des künstlerischen Nachwuchses überhaupt. Oberbürgermeister Böß hat, nachdem der zentralen Kunstdeputation immer lautere Notrufe der Künstler zugegangen sind, die Bezirksämter ersucht, sich dieser Ateliernot besonders annehmen zu wollen. Weil eine unmittelbare Einwirkung auf die Baulustigen in dieser Richtung nicht möglich sei, so würde es sich doch empfehlen, die in den Bezirken bestehenden Beratungsstellen anzuweisen, dem Auskunft suchenden Publikum gegenüber diese Ateliernot besonders zu betonen. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Chronik des Dorfes und des Ortsteils Britz

Teil III: 1824 – 1900

1824 Dorothea Albertine von Eckardstein, geb. von Hertzberg, verkauft das Rittergut an Carl Jouanne. Er wird der erste bürgerliche Besitzer.
1856 Britz zählt 1.032 Einwohner.
1860 Es gab drei öffentliche, 54 Wohn- und 78 Wirschaftsgebäude (darunter drei Getreidemühlen).

Rittergut Britz 1860.   Sammlung Duncker

1862 Der königliche Archivrat Prof. Dr. Friedrich Adolf Riedel (1809-1872) wird neuer Gutsbesitzer.
1863 Franz Ludwig Späth gründet eine Baumschule in Neu-Britz (später Späthsfelde).
1865 Riedel verkauft das Rittergut an den Kaufmann und Fabrikbesitzer Wilhelm August Julius Wrede. Vergeblich hatten sich der Kronprinz Friedrich (Kaiser Friedrich III.) sowie der Baumschulenbesitzer Späth um den Erwerb des Rittergutes bemüht.
1865 Errichtung der Holländer-Mühle am Buckower Damm durch den Mühlenmeister Johann W. Dörfer. Chronik des Dorfes und des Ortsteils Britz weiterlesen

»Sommer im Park« geht auf Tour

Die Konzertreihe wird auf drei Veranstaltungsorte aufgeteilt

Seit über 35 Jahren erfreut sich die Veranstaltungsreihe »Sommer im Park« großer Beliebtheit. Hier treffen sich Alte und Junge, Zugezogene und Alteingesessene, Kiezbewohner und Besucher über alle sozialen Schichten hinweg, um bei freiem Eintritt und ohne Konsumzwang in entspannter Atmosphäre Konzerte unterschiedlicher Genres genießen. Die Reihe hat inzwischen eine Strahlkraft entwickelt, die weit über den Bezirk hinausgeht.

Begeistertes Publikum im Körnerpark.    Foto: mr

In diesem Jahr wird sich allerdings vieles ändern, das Kulturamt hat ein völlig neues Konzept entwickelt.
Die ersten vier Konzerte finden noch wie üblich im Körnerpark statt. Die Eröffnung ist am 6. Juli um 18:00 mit der Band »Currao«, die mit einer Mischung aus Ska, Nu Folk und World-Pop zu Spaß und Tanz einlädt. Nach drei weiteren Konzerten mit Soul, Brazil electro und Jazz geht es ab dem 3. August für vier Wochen auf das Dach des Kulturbunkers in der Rungiusstraße 19 als Teil von 750 Jahre Britz. »Sommer im Park« geht auf Tour weiterlesen

Musik, die schönste Sprache der Welt

»Fête de la musique« lässt Kiez und Sommerzeit erklingen

Sommeranfang, Sonne pur und dann noch Live­musik satt – schöner kann es nirgends sein. Seit 42 Jahren macht die »Fête de la musique« zur Sonnenwende allen möglich, Vielfalt und Zauber der Musik umsonst und hauptsächlich draußen zu feiern. In Paris gestartet, wird seit 1995 auch in Berlin gefêtet, und das heuer noch gerner.
Aberdutzende Veranstaltungen auf rund 20 Bühnen waren allein für Neukölln gemeldet, mit den spontanen DJ- und Tanz-Improvisationen vor Spätis, Cafés und sonstigen Läden waren es sicher einige mehr. Das warme Wetter machte Durst und Lust aufs Feiern des Musiklebens.

GESCHMINKT, und einmalig: »Eat Lipstick«.    Foto: hlb

Ein Highlight für Rockliebhaber war wie immer die Bühne auf der abgesperrten Reuterstraße vorm »Schilling«. »Late Effect« brachten die Gitarrenrockmusik der letzten Jahrzehnte souverän auf den Punkt, die Stammgäste »Eat Lipstick« mit ihrer dramatisch-exzentrischen Drag-Glam-Metal-Show verblüfften wie eh und je, machten Lust aufs neue Album und feierten ihre 30 Jahre im Reuterkiez hart, bevor »Kpt. Plasto« poetische Perlen der seinerzeit noch politisch provokativeren deutschen Rockszene kongenial wiedergaben. Musik, die schönste Sprache der Welt weiterlesen

Löwen wecken

Vom Fahrerflüchtigen zum Flüchtlingsarzt

Plötzlich und selbstverschuldet wird Etian Grien aus seinen glücklichen Eheleben herausgerissen. Der Neurochirurg ist verheiratet mit seiner Frau Liat, sie haben zwei Kinder. Liat ist höhere Kriminalbeamtin. Da Etian Grien in der Metropole Tel Aviv eine Unregelmäßigkeit im Hospital aufgedeckt hatte, wurde nicht sein Vorgesetzter, sondern er mit seiner Familie nach Beet Schava im Süden Israels versetzt. Nach 21 Stunden Dienst im dortigen Krankenhaus tritt er in seinem Jeep auf der Wüstenstrasse im sandigen Negev auf das Gaspedal, und überfährt einen Eri­treer. Er versucht zu helfen, das scheint zwecklos, und begeht Fahrerflucht.
Nach tiefem Schlaf erscheint ihm alles wie ein schlechter Traum. Doch die Realität klingelt an der Tür der Villa seiner Familie. Die schöne Eri­treerin Sikrit steht vor der Tür und zeigt ihm seine Brieftasche, die er am Tatort verloren hatte. Löwen wecken weiterlesen

Die Rückseite des Schatzes

Eine Wunderkammer in der »Galerie im Körnerpark«

Die Gruppenausstellung »Die Rückseite des Schatzes« in der »Galerie im Körnerpark« nimmt die historische Wunderkammer, in der exotische natürliche Exemplare und kulturelle Artefakte gleichermaßen gesammelt wurden, zum Ausgangspunkt, um zeitgenössische Formen von Technik, Ordnung und Wahrnehmung zu beleuchten.

Allerhand mit Melonen.   Foto: mr

Der »Thron des Großmoguls Aureng-Zeb« aus dem Dresdner Grünen Gewölbe, der legendären Schatz- und Wunderkammer, die von August dem Starken von Polen und Sachsen 1723 als öffentliches Museum eingerichtet wurde und für ihren unvergleichlichen Reichtum an Schätzen bekannt ist, ist eines der kuriosesten Beispiele spätbarocker Juwelierskunst und das Hauptwerk Johann Melchior Dinglingers. Ein 3D-Modell des spätbarocken Originalwerks am Eingang der Ausstellung bildet die Grundlage für zeitgenössische Reflektionen. Die Rückseite des Schatzes weiterlesen

Der Blick in die Sterne

Fred Haase lässt in die Zukunft schauen

Meine Frau hat ein besonderes Talent: Sie überrascht mich tatsächlich, immer jährlich und am gleichen Datum, zu meinem Geburtstag mit außergewöhnlichen Geschenken.
Letztes Jahr durfte ich eine Nacht mit einem Ranger in einem Bio­sphärenreservat Fledermäuse beobachten. Es war aufregend und unheimlich mit einer Gruppe Naturfreunde und dem muskulösen Fachmann in seiner schicken Uniform. Um den Tieren möglichst nahe zu kommen, mussten wir uns in Batman-Kostüme zwängen. Dieses Gruppenfoto ist der Hingucker meiner Fotoecke auf dem elektrischen Kamin im Wohnzimmer.
Dieses Jahr gab es eine nicht für möglich gehaltene Steigerung einer Geschenkidee. Ich bekam in einer schönen Serviette verpackt einen Gutschein für eine Session mit einer Wahrsagerin aus Marzahn. Der Blick in die Sterne weiterlesen

Basteln mit Rolf

Liebespaar

Heutzutage trennen sich einander verbundene Paare leicht. Dieses sich küssende Paar tut das nur auf aktiven Druck von außen.
Dieses Paar entstand aus einer alten Wäscheklammer aus Holz, etwas Farbe, einem feinen Pinsel und Lust zum Pfriemeln.
Die wesentliche Arbeit besteht darin, die Farbe so aufzutragen, dass aus jeder Klammerhälfte zwei Personen entstehen. Wie die nun »angezogen« sind, bleibt der Phantasie eines jedes Einzelnen überlassen. Denkbar sind auch zusätzlich angebrachte Applikationen, seien es nun Stoffe für ein Kleid, eine Schürze, einen Anzug, oder Wolle, die als Haare oder als Schleife eingesetzt werden könnte. Designt einfach ein Klammerpaar nach eigenem Gusto.
Bei Hilfe rolf(at)kuk-nk.de

Petras Tagebuch

Nie wieder fliegen

Ich plante, mit zwei Freundinnen nach Paris zu fliegen und von dort mit der Bahn in die Normandie zu reisen. Da wir mit Handgepäck reisen wollten, setzte ich mich frühzeitig mit den Regeln für Handgepäck auseinander. Da wurde alles vorgeschrieben: Die Größe des Koffers, der Transport von Hygieneartikeln, die Anzahl der Feuerzeuge. Es nahm kein Ende. Einen passenden Koffer lieh ich mir aus, ebenso sämtliche durchsichtigen Döschen, die allesamt in einem durchsichtigen Behältnis verstaut wurden. Petras Tagebuch weiterlesen

Von Trauer zu Wut zu Widerstand

Schuhe als Symbol für Femizide.   Foto: mr

Protest gegen Femizide vor dem Rathaus Neukölln

Rote Schuhe auf der Treppe zum Rathaus Neukölln, daneben Kerzen und Blumen. Mitarbeitende von Frauenhäusern und Beratungsstellen gegen häusliche Gewalt haben sie aufgestellt, um einer 37-jährigen vierfachen Mutter aus Britz zu gedenken, die am 17. April erstochen wurde – mutmaßlich von ihrem Ex-Partner. Sie ist bereits die dritte Frau in Berlin, die allein im April von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet wurde. 29 waren es im vergangenen Jahr nur in Berlin.
Die Veranstaltung am 7. Mai war Teil der Aktion »Rote Schuhe«, bei der Anti-Gewalt-Projekte bei jedem Femizid vor dem Rathaus des betroffenen Bezirks zusammenkommen, um ein Zeichen gegen patriarchale Gewalt zu setzen und ihren politischen Forderungen Ausdruck zu verleihen. Von Trauer zu Wut zu Widerstand weiterlesen

Schöner Wohnen bezahlbar machen

Nach langer Zeit ist nun endlich der Rohbau für 860 Wohnungen auf dem Gelände des ehemaligen »Blub« fertiggestellt. Nur zehn Monate betrug die Bauzeit des »Greenpark«. Allerdings ging das Geschacher um das Gelände schon seit 2018.
Lobenswert ist anzuerkennen, dass sich der Bezirk dafür stark gemacht hat, dass ein Anteil mietpreisgebundener Wohnungen dort entsteht. Es sind 102 Wohnungen, das sind 11,86 Prozent Wohnraum für Menschen, die sich keinen Luxus erlauben können. Es sind allerdings auch 88,14 Prozent oder 758 Wohnungen, deren Mieter sich den Luxus einer Wohnung mit Freizeitfaktor leisten können.
Das prozentuale Verhältnis der Wohnungssuchenden dürfte gefühlt die Umkehrung des Angebotes sein.
Vielleicht ist es an der Zeit, dass sich die politisch Verantwortlichen, und damit ist nicht nur der Bezirk gemeint, Gedanken um eine Lösung macht.

Petra Roß

Streit um Bericht zu Rechtsextremismus

CDU stellt Missbilligungsantrag gegen Stadträtin Sarah Nagel

Eigentlich sollte bereits seit 2017 jährlich ein Bericht über Rechtsextremismus in Neukölln erscheinen. Anlass für diesen Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) war der sogenannte Neukölln-Komplex, eine rechtsextreme Anschlags­serie im Bezirk. Acht Jahre später stellte Stadträtin Sarah Nagel, die in Personalunion auch Beauftragte gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit ist, einen ersten Bericht vor, der auf 60 Seiten rechtsextreme Straftaten und Netzwerke im Bezirk auflistet.

Demo vor der BVV.   Foto: mr

Betroffene und zivilgesellschaftliche Initiativen, die sich vor Ort gegen die Rechtsextremen engagieren, kommen darin zu Wort und beurteilen die Lage. Dabei üben einige der Initiativen deutliche Kritik an der Aufklärung der Neuköllner Anschlagsserie und sprechen von »Skandalen und Ungereimtheiten in der Ermittlungsarbeit«.
Nur wenige Tage nach Erscheinen wurde der Text bereits wieder von der Webseite gelöscht. Streit um Bericht zu Rechtsextremismus weiterlesen

Mitgedacht. Mitgebracht. Eingepackt.

Aktion für weniger Verpackungsmüll auf Neuköllner Märkten

Einwegverpackungen sind praktisch und allgegenwärtig. Aber sie verbrauchen Ressourcen und vergrößern die Müllberge – auch auf Neuköllner Wochenmärkten. Dagegen will das Bezirksamt etwas tun und startete in Kooperation mit dem gemeinnützigen Verein »Zero Waste« am 17. Mai das Projekt »Mitgedacht. Mitgebracht. Eingepackt.«

Mehrweg auch auf Märkten.    Foto: mr

Gemeinsam mit den Marktbetreibern, Händlern und Verbrauchern sollen Wege für weniger Abfall im Marktbetrieb gefunden werden.
Auf dem Maybach­ufermarkt, dem Markt auf dem Hermannplatz und dem Schillermarkt wird in den nächsten neun Wochen eine Studie über das Verhalten von Händlern und Kunden durchgeführt, um herauszufinden, welche Verpackungen zum Einsatz kommen. Mitgedacht. Mitgebracht. Eingepackt. weiterlesen

Vom Spaßbad zum bespaßten Wohnen

Richtfest auf dem einstigen »Blub«-Gelände

Wo sich vor zwanzig Jahren die Wasserratten im Spaßbad »Blub« vergnügten, entstehen heute auf 36.000 Quadratmetern Fläche 860 neue Ein- bis Drei-Zimmer-Wohnungen. Auch eine Kita mit über 100 Plätzen wurde im Gesamtkonzept berücksichtigt. Am 15. Mai wurde Richtfest gefeiert.

Von li.: Bezirksstadtrat Jochen Biedermann, Udo Teschner (Berlinovo), Robert Wall (Goldbeck), Regierender Bürgermeister Kai Wegner, Clemens Stahr (Bauwens) und Maximilian Herbst (Greystar)    Foto: Stephanus Paarmann

Ergänzt wird das Angebot durch mehr als 1.400 Quadratmeter Gemeinschaftsflächen mit einem Fitness- und Yogabereich, einem Kino sowie privaten Veranstaltungsbereichen und Sportplätzen für allerlei Trendsportarten. Sorgfältig gegliederte und hochwertig geplante Außenanlagen mit Bäumen und Sträuchern sollen die Atmosphäre eines Parks mit einer hohen Aufenthaltsqualität schaffen. Vom Spaßbad zum bespaßten Wohnen weiterlesen

Immer weniger Sozialwohnungen

Bezirksamt verhängt Zwangsgeld gegen Petruswerk

In der Gropiusstadt war 2010 noch jede dritte Wohnung sozialgebunden durch den »Wohnberechtigungsschein« WBS vermietet. Ende 2023 sind es nur noch 4,3 Prozent. Das berichtete der rbb Ende April. Der Beitrag ordnet das in eine Entwicklung für ganz Berlin ein.
Im Durchschnitt fallen demnach pro Tag zwölf Wohnungen aus der »Sozialbindung«. In kompletten Zahlen sieht es so aus: In 1990 gab es in Berlin Hunderttausende Sozialwohnungen, heute nur noch ein Viertel davon.
In Berlin sind derzeit 55.000 WBS ausgestellt. Anspruch haben nach Einkommen demgegenüber 1,1 Millionen Menschen. Die meisten bleiben auf der Strecke bei der Suche nach bezahlbarem Wohnraum. Immer weniger Sozialwohnungen weiterlesen

Kinder in den Sattel

»Kidical Mass« für sichere Straßen für alle

Da durften auch die Kleinsten schon mitfahren. Denn bei der »Kidical Mass« am 17. Mai ging es im kinderfreundlichen Tempo und mit einigen Pausen durch die Stadt. Begleitet von der Berliner Polizei führte die Route vom Anita Berber Park bis zum Treptower Park, wo unter dem Motto »A100 wegbassen« mit einem Straßenfest für eine lebenswerte und verkehrsberuhigte Stadt und gegen die Weiterführung der A100 durch Friedrichshain protestiert wurde.

Straße für alle.    Foto: mr

Die »Kidical Mass«, organisiert vom »Netzwerk Fahrradfreundliches Neukölln« und dem ADFC Neukölln, ist eine familienfreundliche Fahrraddemonstration, die sich gezielt an Kinder, Eltern und alle Menschen richtet, die sich für sichere und kinderfreundliche Verkehrsbedingungen einsetzen. Kinder und Erwachsene fahren gemeinsam in einer großen Gruppe durch die Stadt. Kinder in den Sattel weiterlesen

Chronik des Dorfes und des Ortsteils Britz

Teil II: 1705 – 1800

1705 Samuel von Chwalkowskis Schwiegersohn, Sigismund von Erlach (1671-1722), Hofmarschall, Großoberschenk und Oberst der Schweizer Garde in Berlin, ersteht das Gut für 15.000 Taler, und auch die Anteile der letzten Mitbesitzer von Britz (die Erben des Kammergerichtsadvokaten Friedrich Müller, dessen Familie ab 1659 Teile des Rittergutes besaß) erwirbt er für 7.000 Taler.
1706 Von Erlach reißt das alte Gutshaus ab und ersetzt es durch ein massives Gebäude mit zwei Stockwerken, das ist in der Grundform des Schlosses heute noch enthalten.
1713 Von Erlach veräußert das Gut für 30.000 Taler an Friedrich Wilhelm Graf von Schwerin (1678-1727), Oberhofmeister der Königin Sophie Luise.
1719 Der Geheime Rat und Staatsminister Heinrich Rüdiger von Ilgen (1654-1728) erwirbt das Britzer Rittergut für 36.000 Taler, was das »Lehngut« zum »Allodialgut«, das heißt zum lehensfreien Gut macht. Der neue Gutsherr pflanzt die ihm vom König 1710 geschenkte Robinie (Pseudo Akazie) in den Gutspark und die ersten Maulbeerbäume auf dem Kirchhof. Der Altar der Britzer Dorfkirche ist eine Stiftung seiner 1719 verstorbenen Gemahlin.

Heinrich Rüdiger von Ilgen     Kupferstich von 1706

1729 Nach Ilgens Tod übernimmt seine Tochter Charlotte Luise, verheiratet mit dem Wirklichen Geheimen Etats- und Kabinettsminister Friedrich Ernst Freiherr von Inn- und Knyphausen (1678-1731), das Gut im Erbkaufsvergleich mit allen einem Gutsherrn zustehenden Rechten, nämlich dem Patronatsrecht, dem Schank- und Brauereirecht sowie der niederen Gerichtsbarkeit. Chronik des Dorfes und des Ortsteils Britz weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Neuköllner Tageblatt, Donnerstag, 4.6.1925
Keine Papierkörbe für den Grunewald. Die städtische Deputation für Forsten teilt mit: Vereinzelt ist aus den Kreisen der Bevölkerung die Aufforderung an uns ergangen, im Grunewald Drahtkörbe für die Aufnahme von Papier usw. aufzustellen, wie es in der Vorkriegszeit teilweise üblich war. Wir haben diese Einrichtung wiederholt in Erwägung gezogen, um der anhaltenden Verschmutzung der städt. Wälder vorzubeugen, konnten uns aber bisher nicht hierzu entschließen, weil die Diebstahlsgefahr noch derart groß ist, daß wir glauben, es der Allgemeinheit gegenüber nicht verantworten zu dürfen, erhebliche Mittel zu verwenden, deren Zweck auch im Hinblick auf die noch mäßige Ordnungsliebe nicht erfüllt wird. Wir werden die Angelegenheit im Auge behalten. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Solidarität zeigen

Antisemitismusbeauftragter zu Besuch im »Bajszel«

Bedrohungen, Farbschmierereien, eingeschlagene Fenster, verklebte Schlösser, sogar ein Brandanschlag – die Kulturkneipe »Bajszel«, deren Betreiber sich gegen Antisemitismus positionieren und regelmäßig entsprechende Veranstaltungen organisieren, war bereits mehrfach Ziel von Angriffen. Seit einem Pflastersteinangriff im April wird das Lokal von Polizeikräften bewacht.

Hikel und Klein mit den Kneipiers.     Foto:mr

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, hat diese Angriffe bei einem Solidaritätsbesuch scharf verurteilt. »Dass Polizei eine Kneipe schützen muss, ist nicht hinnehmbar.« Solidarität zeigen weiterlesen

Beschimpfungen und Vandalismus

Das Café »Hoven« in der Pflügerstraße ist von queerfeindlichen Angriffen betroffen

Danjel Zarte sieht müde aus, als er mich zum Gespräch empfängt. Er hat heute morgen erneut drei Strafanzeigen verfassen müssen. Unter anderem ist das kleine Lokal mal wieder mit rohen Eiern attackiert worden. Vorm Öffnen am Morgen mussten die Fenster geputzt werden.
»Die Attacken fingen an in dem Moment, als ich während der Renovierung vor zwei Jahren hier die Leuchtschrift QUEER AND FRIENDS hinterm Tresen angebracht habe.«

Danjel Zarte bleibt standhaft.    Foto: Katja Neppert

Seitdem gibt es immer wieder Angriffe auf sein Lokal, das offen für Vielfalt eintritt.
»Hier reißen öfter junge Männer die Tür auf und spucken in den Raum oder brüllen Schimpfworte. Es gab Drohungen. Angestellte sind verprügelt worden. Deshalb will hier niemand allein am Tresen stehen – vor allem abends nicht. Da steigen meine Personalkosten. Die vielen Vandalismus-Attacken zahlt auch keine Versicherung«, erzählt Daniel Zarte. Es gab auch schon Überfälle. »Deshalb gibt es bei uns jetzt nur noch Kartenzahlung, damit wir kein Bargeld mehr dahaben müssen.« Beschimpfungen und Vandalismus weiterlesen

Café NOVA

Köstlicher Kaffee und leckere Kuchen

Lange standen die Räume in der Nogatstraße 30 vermeintlich leer. Aber eben nur vermeintlich: Hinter den geschlossenen Türen befand sich eine Rösterei. Dann starb der Röster, und es passierte dort wirklich nichts mehr.
Nanim Celik hat früher in der Gastronomie hinter der Bar gearbeitet und war nebenher als Musiker in der Stadt unterwegs. Das ging gut, bis sich seine Lebensumstände änderten. Die kleine Familie, um die er sich kümmern wollte, stand im Widerspruch zu seinen langen und nächtlichen Arbeitszeiten. Er begann sich mit Kaffee zu beschäftigen, lernte in einer Berliner Rösterei das Rösten und die Zubereitung von Kaffee und besuchte die »Berlin School of Coffee«, um perfekt zu werden.

Nanim Celik.    Foto: mr

Im Juni 2024 übernahm Nanim Celik die Räumlichkeit. Er renovierte, richtete den Raum geschmackvoll ein, und im Januar 2025 war das Café NOVA geboren. Café NOVA weiterlesen

Mandelblüte und Seelenfutter

Kaffee, Kuchen und Gemeinschaft im »LOZ« und »Soul Café«

ngebote, tagsüber bei Kaffee und Süßem entspannt zu klönen oder am Computer zu arbeiten, gibt es im Nordneuköllner Kiez reichlich, und doch kommen stets neue gute hinzu. Ältere mögen sich an den legendären, familiären »Salon Petra« in der Hobrechtstraße erinnern, wo in den späten Nullerjahren Piano und Partys für bunte bis wilde Abende sorgten.

LOZ, wir trinken Kaffee!    Foto: hlb

Nun endlich wurde der schöne Raum wiederbelebt – von der Journalistin Liana Dahdouh und ihrer Mutter, der Kunstprofessorin Rania. Aus dem kriegsgeschüttelten Syrien kamen sie einst nach Berlin, nun betreiben sie ihr erstes Café, das Mitte Mai mit Livemusik, DJs, vielen Freunden und Nachbarn eröffnete.»Mutter und Tochter« wollten sie es erst nennen, entschieden sich dann aber für »LOZ«, arabisch für Mandel, denn die Mandelbäume blühen in Syrien schon früh im kühlen Januar und stehen für Neubeginn, Zuversicht und Widerstandfähigkeit. Mandelblüte und Seelenfutter weiterlesen

Apéro Chien

An alle Besitzer kleiner Hunde

Vor drei Jahren sind Teddy und ich aus der Weltstadt Paris in das kleine, beschauliche Berlin gezogen – zunächst in den Prenzlauer Berg, danach in den Körnerkiez.

Teddy.    Foto:privat

Vielleicht wird uns der eine oder andere kennen – wohl eher meines Hundes wegen: Teddy. Er ist eine laufende Fellkugel, 2,5 Kilo schwer, orangefarben und zieht immer und überall alle Blicke auf sich. Nun kennen wir fast alle mit Hund im Kiez, wir gehen viel in die diversen Parks um uns herum, aber eines fehlt uns oft: Spielgefährten.
In Paris, im 8. Arrondissement gibt es den Parc Monceau. Ein schön angelegter Park in einem der besten Viertel der Stadt. Und wir hatten dort ein Ritual: Einmal in der Woche trafen wir uns dort zum »Apéro Chien«: Also alle kleinen Hunde trafen sich zum Spielen – Herrchen und Frauchen auf ein Gläschen und Snacks. Apéro Chien weiterlesen

Negativer Raum und Hoffnung

Verdächtige subtile Gewalt

Aslan Goisum zeigt seine Einzelausstellung »Suspect« im Kindl Kulturzentrum. Seine feinfühlige Aufarbeitung möglicher und subtiler Ausprägungen von Gewalt ist nicht einfach zu erfassen. Es entsteht fragendes Unbehagen.
Zwei Schlüssel öffnen den Weg zum Verständnis der Ausstellung. Der englische Titel »Suspect« und der zunächst scheinbar unbedeutende »negative Raum«.

Foto: Julian Blum

»Suspect« bedeutet schlicht »verdächtig«, ebenso »Die verdächtige Person«. An jeder großflächigen Wand des Maschinenhauses 1 hängt nur ein Foto oder eine Fotocollage. Bis auf ein Bild sind alle Aufnahmen in Schwarz-Weiß. Der große helle Raum mit weißen Wänden ist frei begehbar. Negativer Raum und Hoffnung weiterlesen

Himmlische Klangwelten

Chor- und Orgelkonzert

Am Samstag, den 14. Juni um 18 Uhr lädt die Ev. Philipp-Melanch­thon-Kirchengemeinde (Kranoldstr. 16) zu einem besonderen Chorkonzert ein – ein musikalisches Erlebnis für alle, die sich von klangvoller Chormusik berühren lassen möchten. Die Kantorei der Gemeinden Fürbitt-Melanchthon und Martin-Luther-Genezareth (Leitung: Arisa Ishibashi) veranstaltet das Konzert gemeinsam mit der Kantorei der Christuskirche Detmold (Leitung: KMD Burkhard Geweke).

Orgelprospekt.   Foto: Arisa Ishibashi

Im Programm stehen die »Messe solennelle für gemischten Chor und Orgel Op. 16« des französischen Komponisten und Organisten Louis Vierne (1870-1937) sowie die acappella Motetten von Heinrich Schütz, Max Reger und Maurice Duruflé. Himmlische Klangwelten weiterlesen

Nie wieder Krieg!

Ein Zeitzeuge berichtet

80 Jahre nach Kriegsende berichtet ein Zeitzeuge: Der 95-jährige Georg aus der Krug­pfuhlsiedlung, der sich bis heute politisch engagiert – etwa bei der Ini­tiative »Hufeisen gegen Rechts« – erzählt seine Geschichte.
Ich bin im März 1930 in Britz geboren. Nach der Weltwirtschaftskrise herrschte große Arbeitslosigkeit. Mein Vater holte jede Woche die Wohlfahrtsunterstützung von acht Mark ab, mit mir auf dem Fahrrad.
Ich besuchte die 1. Knaben-Mittelschule in Neukölln, in der Kopfstraße. Schon bald prägten Soldatenfilme den Alltag. Heimkehrende Spanienkämpfer wurden propagandistisch gefeiert, Luftschutzübungen gehörten zur Routine.
1937 wurde mein Vater wegen Widerstands gegen das NS-Regime zu 15 Jahren Haft verurteilt und in verschiedenen Zuchthäusern inhaftiert. Nie wieder Krieg! weiterlesen

Basteln mit Rolf

Die gemeine Feuerwanze

Die gemeine, flugunfähige Feuerwanze ist in hiesigen Gefilden sehr verbreitet. Für den Nachbau genügt ein Einmal-Holzlöffel, etwas Draht, zum Zusammendrehen zwei Zangen, ein Seitenschneider, Heißkleber, eine Holzraspel oder etwas Sandpapier, ein feiner Pinsel, rote und schwarze Farbe und fürs Gelingen Lust zum Pfrie­meln.
Mit dem Seitenschneider wird der Stiel bis auf 1 cm von der Laffe (Löffelkopf) entfernt und mit der Raspel oder dem Sandpapier zu einem Wanzenkopf geformt. Mit den Farben wird die charakteristische Feuerwanzenzeichnung auf der Wölbung aufgemalt. Aus dem Draht werden drei Paar Beine gedreht und mit Heißkleber in die Löffelmulde geklebt. An einem weiteren Stück Draht werden jeweils die Enden aufgerollt, alles hälftig zu einem gleichschenkligen V (gerollte Enden oben) gebogen und unter den »Kopf« als Fühler geklebt. Zwei Heißklebertropfen auf dem »Kopf« sind die Augen. Nur noch die Beine ausrichten, fertig.
Hilfe unter rolf(at)kuk-nk.de

von Neuköllnern für Neuköllner