Begegnungen mit Mehrwert

Das Feld wird aufgehübscht

Die größte Berliner Freifläche bietet laut der »Wertigkeitsstudie zum Tempelhofer Feld« des »Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung« (UfZ) einen enormen Mehrwert für die Stadt. Gleichzeitig wird in allen Arten gesportelt und gespielt, auf den Wiesen, die nicht den Feldlerchen und Schafen vorbehalten sind, verweilt, gerillt, gegärtelt. Menschen aus allen Stadtteilen und aller Welt begegnen sich friedlich. Natur- und Artenschutz sowie die bedeutungsvolle Geschichte des Feldes sind erlebbar und auf etlichen Info-Tafeln nachzulesen.
Für das Stadtklima leistet das Feld Unersetzliches als Kaltluft-Entstehungsgebiet und Versickerungsfläche. Begegnungen mit Mehrwert weiterlesen

Die soziale Frage brennt

Bundesweit stehen nach den entsetzlichen Enthüllungen über rechtsradikale Umsturzpläne und für die Deportation von 20 Prozent der deutschen Bevölkerung nach einer angestrebten »Machtergreifung« weiterhin starke Demonstrationen an. Ein klares Ja zur Demokratie, ein klares Ja zu kreativer Vielfalt, das gewinnt an Kraft. Es kommt jetzt darauf an, diese aus der Mitte der Gesellschaft kommende Gemeinsamkeit weiter zu tragen.
Ohne kritische Fragen geht das nicht, vor allem, wenn die brennende soziale Frage ausgeblendet wird. Diese Frage verlangt nach Gerechtigkeit, sie erwartet konkrete Antworten, auch nach sozialem Ausgleich. Und nach einer sozialen Antwort auf die Klimakrise. Und nach dem Wunsch friedlicher Sicherheit.
Alles auf einmal lässt sich allenfalls schrittweise verwirklichen, doch nur, wenn alle demokratischen Parteien es ernst nehmen mit ihren Versprechungen für eine bessere Zukunft. Die radikale Rechte beschwört Angst, das demokratische Spektrum kann positive Zuversicht wecken.

Thomas Hinrichsen

Protest gegen Rechts

Menschenkette in Rudow

Anlässlich des Tags gegen Rassismus rief die »Initiative Rudow empört sich« zu einer Menschenkette in Rudow auf. Am 23. März kamen, trotz nie­driger Temperatur und Dauerregens, 350 Menschen, um ihr demokratisches Engagement zu zeigen. Eine deutliche Willenskundgebung für den Erhalt und Ausbau kultureller Vielfalt, gesellschaftlicher Toleranz und sozialer Gerechtigkeit.

Menschenkette für Menschenwürde.     Foto:mr

Der Brandenburger Geschichtslehrer Norbert Krüßmann, erinnerte eindringlich daran, dass vor 1933 die Aktivitäten und Ankündigungen der Nationalsozialisten bedauerlicherweise niemand ernst nahm. Es sei besorgniserregend, dass sich rechter Autoritarismus zunehmend wieder in der Mitte der politischen Landschaft etabliere. Protest gegen Rechts weiterlesen

Neue Gedenktafel

Spenden machen es möglich

Am 9. März, nur einen Monat nach dem Raub der Gedenktafel, die an ein Zwangsarbeiterlager in der Onkel-Bräsig-Straße in Britz erinnerte, konnten die Initiatoren eine neue Tafel feierlich enthüllen. Möglich machten das zahlreiche Spenden, die unmittelbar nach Bekanntwerden des Diebstahls bei der Britzer Initiative »Hufeisern gegen Rechts« eingingen.

Großer Beifall für Engagement.    Foto: rr

Es erschienen über 150 Bürger, darunter auch die Vizepräsidentin des Berliner Abgeordnetenhauses Bahar Haghanipour (Grüne) und Roland Borchers vom Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit. Alle Redner unterstrichen, dass eine kritische Aufarbeitung sowie die Erinnerung an die bestialischen Naziverbrechen Bestandteil Deutscher Geschichte seien und bleiben müssen und jeglichem Rückfall zu völkischer Gesinnung und rassistisch überhöhtem Nationalismus entschieden entgegengetreten werden müsse. Getreu dem Satz von P. Levi: »Es ist geschehen, folglich kann es wieder geschehen. Darin liegt der Kern dessen, was wir zu sagen haben.«
Die Gruppe »Querbeet« untermalte die Veranstaltung musikalisch mit fröhlichen, tanzbaren Klängen, die die Teilnehmer sichtlich begeisterten. Das animierte Jürgen Schulte zur Schlussbemerkung, dass auch am Tag der Befreiung die Britzer Zwangsarbeiter vor dem Lager auf der Straße getanzt haben.

rr

Kann C&A Bibliothek werden?

BVV diskutiert über bessere Versorgung mit Bibliothen im Bezirk

Nach einem jahrelangen Rechtsstreit konnte eine beschlagnahmte Villa des Remmo-Clans endlich an das Land Berlin übergeben werden. »Der Rechtsstaat hat gezeigt, dass er handlungsfähig ist«, sagt Bezirksbürgermeister Martin Hikel in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) am 20. März. »Demokratische Regeln gelten für alle, Regelverletzungen gehören geahndet.« Und dazu brauche es einen funktionierenden, konsequenten Rechtsstaat, der Geldströme verfolge und zuschlage, wenn er Beweise habe. In diesem Zusammenhang dankte er besonders den Finanzfahndern, die im Remmo-Imperium nach Indizien für versteckte Beute, Schwarzgeld und Geldwäsche-Objekten gesucht haben. Kann C&A Bibliothek werden? weiterlesen

Zwangsräumungen und Wohnungsleerstand

»Die Linke Neukölln« schlägt Lösungswege vor

202 Zwangsräumungen auf richterlichen Beschluss, bei denen das Sozialamt nicht mehr helfen konnte und die Spuren der betroffenen Menschen sich verlieren, mutmaßlich sogar auf der Straße in die Wohnungslosigkeit. Davon geht der sozialpolitische Sprecher der Linksfraktion in der Bezirksverordnetenversammlung Georg Frankl aus, und seiner Schlussfolgerung aus vorherigen Anfragen beim Sozialamt wurde bislang offiziell nicht widersprochen. Für die Neuköllner Linksfraktion ist das ein Grund, die BVV zu bitten, ein musterhaftes Vorgehen gegen Wohnungslosigkeit wegen Mietrückständen zu erwirken.

Schöner wohnen.     Foto:Website »St. Marien«

Am 24. April berät der Sozialausschuss über kurz gefasst dieses: »Das Bezirksamt wird gebeten, bei allen landeseigenen Wohnungsunternehmen (LWU), die in Neukölln Wohnungen vermieten, auf den Abschluss einer Kooperationsvereinbarung mit einem Träger der Wohnungslosenhilfe oder der sozialen Wohnhilfe des Bezirks mit dem Ziel der Vermeidung von Wohnungsräumungen hinzuwirken.« Zwangsräumungen und Wohnungsleerstand weiterlesen

Das Mindeste war ihr nie genug

Mit Eva Willig haben die Armen ihre streitbare Anwältin verloren

Im Alter von 74 Jahren ist Eva Willig von uns gegangen. Über Neukölln und Berlin hinaus bleibt sie als streitbare Frau für soziale Gerechtigkeit in herzhafter Erinnerung.


Herzhaft kommt nicht allen leicht über die Lippen. Eva Willig war nicht nur streitbar, sie konnte an den Nerven sägen in ihrer fordernden Pointiertheit, und mit diesem Sägen an den Nerven der Politik blieb sie denen, die Verantwortung tragen für das, was unverändert ist, stets ein Dorn im Auge. Jenen wollte Eva Willig nicht gefallen, sie blieb eckig und kantig. Das traf auch diejenigen politisch Engagierten, die aus ihrer Sicht nicht konsequent genug waren auf dem Weg zu sozialer Gerechtigkeit.
Der sehr gängige Begriff der »Aktivistin« trifft Eva Willig nur unzureichend. Sie lebte ihre Aktivität, und das sehr konsequent. Das Mindeste war ihr nie genug weiterlesen

Pinseln gegen Gewalt

Neukölln macht Gewalt gegen Frauen sichtbar

Das Bezirksamt Neukölln macht Gewalt gegen Frauen sichtbar, indem Sitzbänke im öffentlichen Raum in grün-blau umlackiert werden. Die erste Bank versah Bezirksbürgermeister Martin Hikel gemeinsam mit der bezirklichen Gleichstellungsbeauftragten Sylvia Edler und engagierten Frauen am Karl-Marx-Platz mit dem Schriftzug »StoP: Hier ist kein Platz für Gewalt an Mädchen* und Frauen*«. »StoP« nimmt Bezug auf das neue Pilotprojekt »Stadtteile ohne Partnergewalt« in Neukölln, bei dem das Umfeld von Opfern und Tätern systematisch eingebunden wird.

Frauenpower.     Foto: mr

»Gewaltvorfälle gegen Frauen sind keine Einzelfälle, sondern sie sind tägliche Realität in unseren Kiezen, in unseren Straßen, in unseren Wohnhäusern. Gerade weil diese Gewalt oft hinter verschlossenen Türen stattfindet, will ich sie sichtbar machen im öffentlichen Raum – und den Tätern ein klares Stopp-Signal schicken«, sagte Martin Hikel.
Inzwischen ist eine zweite Bank im Park am Buschkrug umlackiert. Die Farbe für diese Bank spendete die Bezirksverordnete Gabriela Gebhardt (SPD).
Mit diesen Sitzbänken sollen Menschen im Kiez zu Zivilcourage ermuntert werden und betroffene Frauen nie­drigschwellig erreicht und ermutigt werden, Hilfe aufzusuchen.
Das Modellprojekt »Stadtteile ohne Partnergewalt« wird durch den Senat in drei Berliner Bezirken realisiert. Das Neuköllner Nachbarschaftsheim setzt das Projekt in Neukölln um.

mr
Für den Anstrich und das Aufsprühen des Schriftzuges kann auch gespendet werden. Wer Interesse hat kann sich per E-Mail bei dem Projekt »Stadtteile ohne Partnergewalt« melden: stop@nbh-neukoelln.de.

Umstrittene Straßennamen

Ulrich von Hassell – Nationalist und Widerstandskämpfer

Der Politikwissenschaftler Felix Sassmannshausen hat ein Dossier erstellt, in dem er Straßennamen mit antisemitischem Bezug in den Blick nimmt. 18 davon befinden sich in Neukölln. Die Kiez und Kneipe stellt die Namensgeber vor.
Der Ulrich-von-Hassell-Weg, der von der Lipschitzallee abgeht, ist ein Beispiel dafür, dass die Zuordnung nicht immer einfach ist, weil die Namensgeber sich zum Beispiel einerseits antisemitisch geäußert haben, andererseits aber auch am Widerstand gegen den Nationalsozialismus beteiligt waren.

Ulrich von Hassell vor dem Volksgerichtshof, 1944.     Foto: Bundesarchiv

Christian August Ulrich von Hassell, geboren am 12. November 1881 in Anklam, entstammte einem alten Adelsgeschlecht. Nach einem Studium der Rechtswissenschaft und Volkswirtschaftslehre trat er 1909 als Assessor in das Auswärtige Amt ein.
Im Ersten Weltkrieg wurde er schwer verwundet. Während der weiteren Dauer des Krieges fungierte er als Berater und Privatsekretär seines Schwiegervaters Alfred von Tirpitz, über den er nach dem Krieg eine Bio­graphie verfasste.
Im September 1917 war er Gründungsmitglied der Deutschen Vaterlandspartei, nach deren Auflösung trat er der Deutschnationalen Volkspartei bei, einer nationalkonservativen Partei, deren Programmatik Nationalismus, Antisemitismus, kaiserlich-monarchistischen Konservatismus sowie völkische Elemente enthielt. Umstrittene Straßennamen weiterlesen

Nach fünfjähriger Bauzeit

Jugendzentrum feiert Wiedereröffnung

»Wir sind wieder zu Hause« rief Birgül Sanal. Die Leiterin des Jugendzentrums »NW80« freute sich gemeinsam mit vielen Kindern, Jugendlichen und deren Eltern über die Wiedereröffnung des Hauses am 15. März. Fünf Jahre, in denen sie mit unterschiedlichen Ausweichquartieren vorlieb nehmen mussten, hatten die Kinder auf diesen Tag warten müssen.

Was lange währt, wird gut.    Foto: mr

Begeistert nahmen sie das Haus in Besitz, nachdem Bausenator Christian Gaebler, Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey, Neuköllns Bezirksbürgermeister Martin Hikel (alle SPD) und Jugendstadträtin Sarah Nagel (Linke) feierlich das rote Band durchschnitten hatten und den Neubau so für die Nutzung freigaben.
Das »NW80« dessen Name sich von der Adresse am Neudecker Weg 80 in Rudow ableitet, gibt es bereits seit 1985. Lange war es in einem einfachen Con­tainerbau untergebracht, der aber für die Vielzahl der Nutzungen zu klein wurde.
Ab 2018 starteten dann die Arbeiten an dem Neubau, der aus Fördermitteln des Investitionspakts »Soziale Integration im Quartier« finanziert wurde. Insgesamt wurden 5,3 Millionen Euro investiert. Nach fünfjähriger Bauzeit weiterlesen

Spielen mit Salvador Dali

Neueröffnung des Spielplatzes in der Kirchgasse

Giraffen und Nilpferde auf langen stelzenartigen Beinen – fantastische Figuren im Stil des spanischen Expressionisten Salvator Dali warten auf die spielenden Kinder. Auch die berühmten zerfließenden Uhren schmücken die Klettergerüste.
232.000 Euro hat sich das Bezirks­amt die Sanierung des Spielplatzes an der Kirchgasse kosten lassen und damit einen unverwechselbaren Platz geschaffen mit einem eigenen Gesicht.

Biedermann mit Spielplatztester.   Foto: mr

»Ich freue mich, dass der Spielplatz rechtzeitig zum Frühling mit ganz neuen und ausgesprochen schönen Spielgeräten eröffnet werden konnte«, sagte Baustadtrat Jochen Biedermann (Grüne) bei der Wiedereröffnung am 22. März. Eigentlich hatte sich der Spielplatz zu diesem Zeitpunkt aber schon selbst eröffnet, denn eine Gruppe Kindergartenkinder hatte ihn bereits in Besitz genommen und turnte fröhlich auf den Geräten herum. Spielen mit Salvador Dali weiterlesen

Von Kabul bis Berlin

Wie ich lernte an meinen Träumen festzuhalten

Meine Geschichte beginnt damit, dass meine Mutter zu mir sagte, ich solle aufhören, zur Schule zu gehen, weil es nicht sicher für mich sei. An jenem Tag war ich voller Lehrbücher und Träume von der Universität Kabul, doch sie verschwanden vor meinen Augen. Wir begaben uns auf einen schwierigen Weg in den Iran, voller Albträume. Dort konnte ich nicht zur Schule gehen, weil ich keinen Aufenthaltstitel hatte. Ich entschied mich, mir selbst Englisch beizubringen.


Nach drei Jahren im Iran fühlte ich eine Leere, denn während meine Altersgenossen zur Schule gehen konnten, durfte ich dort nicht hin. Die Zukunft war für mich düster und ungewiss. Meine Mutter beschloss, nach Europa zu flüchten, damit ich studieren konnte. Aber wir wussten nicht, dass es zweieinhalb Jahre dauern würde, um unser Ziel zu erreichen. Die Reise war voller Angst und Unsicherheit. Wir durchquerten viele Länder, in der Dunkelheit der Nacht wanderten wir kilometerweit zu Fuß zwischen riesigen und dunklen Wäldern, fernab von menschlichen Augen. Die Angst, dass uns jemand sehen und die Polizei informieren würde, war jede Sekunde präsent. Als ich die Polizei sah, fühlte ich mich nicht mehr sicher. Ich hatte Angst. Von Kabul bis Berlin weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Neuköllner Tageblatt, Donnerstag, 3.4.1924
Die mangelhafte Schulreinigung. Eine der ersten Aufgaben, die die Berliner städtischen Behörden zu lösen haben, nachdem infolge der wertbeständigen Währung auch die städtischen Finanzen einigermaßen festen Boden gewonnen haben, wird die Ausgestaltung der im letzten Jahre so überaus stark vernachlässigten Schulreinigung sein. Man kann geradezu von einer Verwahrlosung der Schulen sprechen. Die Kämpfe, die im vorigen Jahre in der Stadtverordnetenversammlung und den Bezirksversammlungen gegen die allzu weitgehende Einschränkung der Schulreinigung geführt wurden, sind wohl noch in frischer Erinnerung. Für den Rest des diesjährigen Haushalts hat der Magistrat noch keine Aufbesserung vorgenommen, sondern nur der Pauschbetrag von 30 M. je Klasse eingesetzt, während die Bezirke, um überhaupt auskommen zu können, wenigstens 50 M. gefordert hatten. Bleibt die Schulreinigung so mangelhaft wie jetzt, dann kann von irgend einer Schulgesundheitspflege oder gar von Maßnahmen gegen Krankheiten und Seuchen in den Schulen überhaupt nicht mehr gesprochen werden. Es wird daher Pflicht der Stadtverordneten sein, bei der bald nach Ostern beginnenden Haushaltsberatung in allererster Reihe ausreichende Mittel für die Schulreinigung in den Voranschlag einzustellen. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Rückkehr der Roulade

Neue solide Küchen im Reuterkiez

Burger, Pizza, Döner, Gyros, Shakshuka, Bibimbab, Ceviche, Austern, Sushi, Veganes aller Art und ach so vieles mehr – der Reuterkiez ist reich an weltweit bekannten und beliebten Spezialitäten und deren Rezepten, Zubereitungen und Darreichungen. Doch auch die traditionell deutsche Küche setzt wieder erfreuliche neue Zeichen.

RIND von Frieda.     Foto: hlb

Wer sich als Alteingesessener nostalgisch an das »Nansen« oder die erste »Kantina von Hugo« mit ihrer spannenden Kombi aus lokalen Klassikern und kreativer Kochneugier erinnert (in den Nullerjahren war‘s), dem kommt »Frieda Schlamassel« entgegen. Die Anfang Februar eröffnete Ablegerin und gewollte wie gefühlte Schwester des »Peter Schlehmil« am Kreuzberger Chamissoplatz serviert Rindscurrywurst, Käsespätzle, Serviettenknödel, bis hin zu Rinderroulade mit Kartoffelstampf (mit etwas Schale, das Beste sitzt unter der Haut!) und gebratenem Rotkohl – und mit schönen Soßen, Charme und Gastroleidenschaft. Abseits der festen Karte lassen sich auch mal Gulasch oder Lammragout erhaschen. Rückkehr der Roulade weiterlesen

Wie vor hundert Jahren

Käseklau als dauernde Mode

»Auf dem Wochenmarkt am Maybachufer kam es gestern mittag zu Streitigkeiten zwischen Käufer­innen und dem Besitzer eines Käsestandes. Der Standinhaber, der Plünderungen befürchtete, benachrichtigte sofort die Schutzpolizei.

Büffelgouda.

Bevor die Beamten jedoch erschienen, stürmten die über die hohen Preise erregten Frauen den Verkaufstisch des Händlers und raubten seinen gesamten Warenvorrat. Inzwischen

war die Schutzpolizei erschienen und sperrte den Markt ab. Die Beamten stellten nun eine sofortige Untersuchung nach dem gestohlenen Käse an. Um die Täter zu ermitteln, rochen sie unter allgemeinem Gelächter an allen Körben der Käuferinnen, die der Plünderung verdächtig erschienen. Auf diese Weise gelang es in ganz kurzer Zeit, die »duftende« Ware wieder abzunehmen. Verschiedene Frauen wurden polizeilich festgestellt.« So der Originalton der Neuköllnischen Zeitung vom 1.September 1922.

Trüffelgouda.

Damals litt Deutschland unter einer Inflation. Die Menschen holten körbeweise Geld von der Bank, das innerhalb weniger Stunden an Wert verlor.
Die Zeiten sind heute nicht so dramatisch wie damals, aber auch heute haben wir eine Inflation. Das Geld verliert an Wert, die Kriminalität nimmt zu. In der Nacht vom 19. auf den 20. März wurde bei Peppikäse in der Weichselstraße 65 eingebrochen. Die Beute bestand aus Käse.
Etwa 400 Kilogramm der Köstlichkeiten wechselten in der Nacht und Nebel Aktion den Besitzer.

Büffelgouda.

Nicht nur die Mitarbeiter rätseln über die unglaubliche Tat, selbst die Polizei staunte. So etwas sei ihnen in ihrer Laufbahn noch nie passiert, kommentierten sie den Vorfall.
Es ver­schwand eine Lieferung von speziellen Goudas, ganze Leiber, ganze Wagenräder von österreichischem Käse und Blauschimmelkäse. Wer etwas mitbekommen hat oder einen der Käse angeboten bekommt, melde sich bitte telefonisch: 0176 5030 7656.

ro

Katzenflüsterkreise

Zusammenkünfte für Katzenliebhaber

Bereits seit 2010 ist die Naturkosmetikpraxis »Anna Muni« eine fest etablierte Oase für Körper, Geist und Seele in Rixdorf. An diesem besonderen Ort bietet Anna Muni naturkosmetische Gesichtsbehandlungen, Fußreflexzonenmassagen und andere ganzheitliche Therapien an. Daneben finden regelmäßige Qi- Gong Übungsgruppen, Klangschalenmeditationen und Zeremonien für Frauen statt. Schon im Schaufenster sind die Katzen ein Blickfang und neuerdings auch ein weiteres Angebot: Der Katzenflüsterkreis.

Schmusen im Kreis.Foto: pm

Das Motto der beiden Initiatorinnen Anna Muni und Karen Jung »Mit Wissen, Herz und Seele für unsere Samtpfoten« wendet sich an alle Katzenliebhaber und solche, die es noch werden möchten. Zu jedem Veranstaltungsthema gib es einen einführenden Infoteil von Katzenflüsterin Karen Jung, an den sich ein gemeinsamer Austausch anschließt. Hier geht es um allgemeine und individuelle Fragen der Teilnehmer. Katzenflüsterkreise weiterlesen

Musik im Frühling

Saisonstart auf der Dicken Linda

Es ist wohl einer der schönsten Märkte in Berlin: Die Dicke Linda auf dem Kranoldplatz. Die Marktstände befinden sich zwischen Bäumen und aktuell den Frühlingsblühern wie Tulpen. Es ist ein Wochenmarkt, der zum Verweilen einlädt. Das nehmen auch die Besucher so wahr. Sie sitzen während der Marktzeit auf Bierbänken, frühstücken oder feiern Geburtstage oder Einschulungen, treffen Freunde. Gerne wird auch von Tisch zu Tisch kommuniziert. Da der Kranoldplatz zwischen Nord- und Südneukölln liegt, treffen sich die beiden Wohnwelten unweigerlich. Zuweilen entstehen dann neue Bekanntschaften.

Auftakt mit K-BAP.      Foto: Privat

Neben den lebensnotwendigen Produkten wie Brot, Käse, Pasten, Gemüse, Kaffee und Wein gibt es einige hochwertige Caterer, die für das leibliche Wohl sorgen. Ob es nun die besten Schnitzel Berlins sind, die ausgezeichnete Pizza, das asiatische Essen und der türkische Spezialitätenkoch, für jeden ist etwas dabei.
Während der Sommersaison ab 13. April bis September tritt monatlich eine Band auf. Auf dem Wochenmarkt spielt dann die Musike. Kinder und Erwachsene zuckt es dann in den Beinen. Jeden 2. Samstag eines Monats findet ein solches Event statt und lockt nicht nur mehr Besucher sondern auch Händler auf den Platz.

ro
Wochenmarkt jeden Samstag von10-16 Uhr, Musik immer am zweiten Samstag im Monat.

Ferne Welten im Schloss Britz

Jules Verne und Jens Hanke im Dialog

Er ist der meistübersetzte französische Autor, und seine Romane faszinieren nach wie vor: Jules Verne erschuf in seinen Romanen Welten in denen er Wirklichkeit und Fantasie auf hinreißende Weise vermischte.
Der französische Schrift­steller und Pionier der Science-Fiction-Literatur steht nun im Fokus der Ausstellung »Ferne Welten Jens Hanke – Jules Verne«, die bis zum 26. Mai im Schloss Britz zu sehen ist.

Raumschiff oder Mäusebunker?Foto: mr

Den Illustrationen seiner Bücher sind die Werke des zeitgenössischen Künstlers Jens Hanke zur Seite gestellt, eine »Versuchsanordnung«, die fantastische Literatur des 19. Jahrhunderts in Beziehung zu setzen in davon eigentlich nur mittelbar beeinflussten zeitgenössischen Kunstwerken. »Die Arbeiten Jens Hankes sind nicht als Kommentar oder Reflektion zu Jules Verne entstanden. Sie können aber als solche gelesen werden oder sind eventuell doch auch Resultate einer Jules-Verne-Rezeption – dies aber eigentlich absichtslos«, heißt es im Katalog zur Ausstellung. Ferne Welten im Schloss Britz weiterlesen

Die Erfindung der »Unterklasse«

Kaste, Klasse und Staat nicht unter den Tisch fallen lassen

Wie schnell sind wir mit Begriffen. Neukölln wird als »sozialer Brennpunkt« bezeichnet, auch von »guter Vielfalt« ist die Rede. Weitere Begriffe kommen auf dem Weg zu »Lösungen« ins Spiel, »Bildungsferne« und »gute Bildung und Chancen für alle«. Politisch leichter gesagt als getan. Für die Soziologie gilt das auch. Die »sozial Schwachen« tauchen auf.
Loïc Wacquant greift das alles zu kurz. Sein Buch »Die Erfindung der »Unterklasse«« ist eine fundierte Studie zu einer »Politik des Wissens«. Diesen Begriff allerdings hinterfragt Wacquant ebenfalls. Denn Wissen habe mit einem geprägten Blick zu tun.
Drei wissenschaftliche Ansätze führt Loïc Wacqant zusammen. Der Ansatz, dass es in der Politik grundsätzlich um die asymmetrischen Begriffe »Freund und Feind« gehe. Hier komme schnell ins Spiel, aus Unruhen, die sich 1977 in Harlem ereigneten, einen »rassisierten Volksteufel« als »Unterklasse« entstehen zu lassen. Die Erfindung der »Unterklasse« weiterlesen

Gefährliche Mietschaft

und Rebellion in der Trinkerheilanstalt

Sara Reichelt liest aus ihrem neuen Roman »Gefährliche Mietschaft«. Der widerspricht allen Klischees und erwartet Aufgeschlossenheit von den Lesenden. Die Mietnomadin Jennifer zieht in die Wohnung der Übersetzerin Katharina ein. Das Unheil nimmt seinen Lauf.

Bei Axel Svehla geht Milan Lenze in die Trinkerheilanstalt »Bärwald-Klinik«, irgendwo im Nirgendwo gelegen. Ihm fällt schnell auf, dass der dortige Therapieansatz nicht weiterführt, denn die Wege aus der Krise sind jeweils unterschiedlich. Am Tag der Offenen Tür bringt er mit einer Handvoll anderer Patienten alles durcheinander.
Eintritt frei, Spenden erbeten.
Freitag 26. April –20.00 Uhr. Landsmann, Herfurtplatz 11

Basteln mit Rolf

Toilettenrollenvögel

Das Vogelgezwitscher ist wieder laut. Meine »Vögelchen« entstanden aus Toilettenpapierinnenrollen, einer Schere, Heißkleber, Pinsel und Farben, einem Faden, einer Stoffnadel und Lust zum Pfriemeln.


Die T-Rolle wird an einem Ende leicht flach gedrückt und zusammengeklebt. Danach die Rolle um 90 Grad drehen und ebenfalls zusammendrücken, und zwar so, dass dabei das geklebte Ende senkrecht steht. Vor dem Kleben wird mit der Schere dieser Teil bogenförmig zugeschnitten, das wird der Kopf mit Brustpartie (s.Bild). Aus einem der Reste entsteht der Schnabel.
Nun wird auch diese Öffnung plus Schnabel verklebt. Soll der Vogel auch hängen können, sollte vor dem Kleben noch ein Faden mittels der Stopfnadel nach innen gebracht und dort fixiert werden. Nach Belieben bemalen oder Verzieren, fertig.
Fragen? rolf(at)kuk-nk.de

Einen Monat Zwangsurlaub

Oberligateam des »SV Tasmania« ist zum Zuschauen verurteilt

Mitten in der Saison vier Wochen Pause, und das nicht witterungsbedingt – zu dieser kuriosen Konstellation kommt es aktuell beim »SV Tasmania«. Zu den zwei spielfreien Wochenenden, die der NOFV ohnehin Ende März für die Oberliga Nord eingeplant hatte, kommt noch der Ausfall des Heimspiels gegen »CFC Hertha 06« (ursprünglich 05.04.), weil die Charlottenburger die Saison nicht zu Ende spielen. Die schöne neue LED-Anlage – die einerseits Beleuchtung auf verschiedenen Stufen bietet, andererseits im Betrieb stromsparend und umweltschonend arbeitet – muss nun ebenso wie die Fans der Blau-Weiß-Roten weiter auf ihren historischen Einweihungstermin warten.

Tor für Tasmania.       Foto: Hagen Nickelé

 

Der Bezirk, der die Maßnahme bis zur Genehmigung begleitete und unterstützte (allerdings nicht finanziell), versprach in diesem Zusammenhang in Anerkennung der Eigeninitiative, nun die bereits vorhandene Beleuchtung an den beiden Kunstrasenplätzen ebenfalls auf den entsprechenden Stand der Technik zu bringen. »Das hat insgesamt alles sehr reibungslos geklappt – und für die Erneuerung der Lichtanlagen auf den Nebenplätzen sind wir dem Amt natürlich sehr dankbar«, erklärte Tasmanias Vorsitzender Almir Numic dazu. Einen Monat Zwangsurlaub weiterlesen

Petras Tagebuch

Richtig mit dem Zug fahren

Endlich hatte ich mich entschlossen, eine gute Freundin, die in Brandenburg lebt, zu besuchen.
Trotz des Streiks der Deutschen Bahn hatte ich Glück, denn die Odeg, die Bahn, die mich nach Brandenburg bringen sollte, fuhr. Also holte ich mir ein Ticket am VBB-Automaten, wartete auf dem etwas verwaisten Bahnsteig auf meinen Zug und stempelte mein Ticket vor dem Besteigen des Zuges ab.
Im Laufe der Fahrt wollte die Schaffnerin meinen Fahrschein sehen. Ich wunderte mich über ihre Ausdauer des Studiums meines Tickets. »Es ist ausschließlich meine Aufgabe, Ihr Ticket abzustempeln, nicht Ihre.« Ich wollte der Frau nun wirklich nicht den Eindruck vermitteln, dass ich ihren Arbeitsplatz vernichten wollte, und sagte es ihr auch. Dann erklärte sie mir in einem durchaus freundlichem Ton, dass die Stempelautomaten für den innerstädtischen Verkehr für U- und S- Bahn da stünden und nicht für den Verkehr über die Stadtgrenze hinaus. Gut, ich hatte gelernt. Petras Tagebuch weiterlesen