Ganz hoch hinaus

Modell vom ESTREL–Tower                                                                                                                               .Foto:pr

Neues Wahrzeichen für Neukölln

Der ESTREL–Tower kommt: Neukölln schafft Voraussetzung für Berlins höchstes Wohngebäude.
Der ESTREL–Tower kann kommen – den Weg für den Neubau gegenüber dem ESTREL–Hotel Berlin an der Sonnenallee hat der Bezirk Neukölln frei gemacht. Ein entsprechender Bebauungsplan wurde von der Neuköllner Bezirksverordnetenversammlung am 13. Dezember beschlossen (Bebauungsplan XIV-245ba-1). Mit Verkündung im Gesetz- und Verordnungsblatt tritt der Bebauungsplan in Kraft – dies sollte noch in 2017 erfolgen.
Die neuen Gebäude des ESTREL–Towers schließen sich südlich der Sonnenallee an das bestehende ESTREL–Hotel an. Um den Neubau zu ermöglichen, musste die erlaubte maximale Bauhöhe von 75 Metern auf dem Gelände erhöht werden. Der geplante Hotelturm wird mit 175 Metern Berlins höchstes Wohngebäude. Eingerahmt wird er von einem 55 Meter hohen Büroturm, einem Gebäudekomplex für Veranstaltungen und Events und dem Parkhaus. Um 814 Zimmer soll das ES­TREL–Hotel, schon jetzt Europas größtes Kongresszentrum, damit vergrößert werden.
Im Oktober 2013 fand ein Realisierungswettbewerb statt, bei dem das Konzept des Büros »Barkow Leibinger« mit dem ersten Preis ausgezeichnet wurde. Ganz hoch hinaus weiterlesen

Katastrophe oder Wandel

Glück gehabt: die »Schilleria« ist der Verdrängung nochmal von der Schippe gesprungen. Das lag vor allem daran, dass der Eigentümer eine reale Person ist, mit der man reden konnte. Eine Fondsgesellschaft hat wohl kaum ein soziales Bewusstsein. Und auf dem freien Wohnungsmarkt ist wenig Platz für Freiräume für Jugendliche aus prekären Verhältnissen.
Dass nun immer wieder Lösungen auf Zeit gefunden werden, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir vor einer massiven Veränderung im Kiez stehen. Ähnlich wie beim Klimawandel sollte eher von einer »Kiez­katastrophe« als von Wandel gesprochen werden. Neukölln wird nämlich nicht nur langweilig, wenn »Schilleria« & Co. weichen müssen, es wird auch sozial zerrüttet, gespalten und schlicht nicht mehr lebenswert sein.
Es ist schon ein Wahnsinn, dass wir uns jedes Jahr aufs neue fragen müssen: Wem gehört die Stadt?

Jana Treffle

In der BVV knallen Türen

Hitzige Diskussionen über Rechts- und Linksextremismus

Bei einer Demonstration in Neukölln im Dezember 2017, die sich gegen die Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels durch US-Präsident Donald Trump richtete, wurde eine Fahne mit einem Davidstern verbrannt. Aus diesem Grund brachte die SPD in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) am 13. Dezember eine Entschließung ein, in der es hieß: »Wer durch das Verbrennen von Fahnen Hass sät und radikales Gedankengut verbreitet, missbraucht unser hohes Gut der freien Meinungsäußerung und agiert antisemitisch und rassistisch. Die Bezirksverordnetenversammlung von Neukölln verurteilt, auch hinsichtlich unserer Partnerstadt Bat Yam in Israel, diese Tat aufs Schärfste.« Diese Entschließung wurde einstimmig angenommen. In der BVV knallen Türen weiterlesen

Teure neue Heimat

Tempohomes auf dem Flughafengelände eröffnet

Ein eisiger Wind fegt vom Tempelhofer Feld durch die langen Reihen der Container. Dazwischen laufen Grüppchen von Schaulustigen, die sich immer wieder vor einzelnen Containern ballen. Am 3. Dezember ist Tag der offenen Tür im »Tempohome« auf dem Vorfeld des Flughafens Tempelhof. Vor der Eröffnung dürfen sich interessierte Bürger in der neuen Flüchtlingsunterkunft umsehen.

Container statt Turnhallen.                                                                                                                              Foto: mr

Rund 17 Millionen Euro hat die großzügig gestaltete Anlage gekostet. Im Zentrum gibt es eine Sonnenterrasse, daneben Spielplätze, Basketballfelder, Raucher­ecken unter Bäumen, die in Kübeln stehen, weil auf dem Vorfeld aus Denkmalschutzgründen der Boden nicht aufgegraben werden darf. Aus diesem Grund verlaufen auch alle Strom- und Wasserleitungen oberirdisch. Damit nichts einfriert, werden sie beheizt. Viel Platz ist auch für Gemeinschaftsflächen vorgesehen. Neben Schulungsräumen für Nachhilfe und Sprachkurse will die Betreiberfirma »Tamaja Berlin GmbH«, die bereits die Notunterkunft in den Hangars betreute, ein Café einrichten, einen Frauentreff und ein Jugendzentrum. Teure neue Heimat weiterlesen

Weigandufer als Fahrradstraße in Planung

Anwohner diskutieren über Möglichkeiten

Der Weichselplatz ist fertig, jetzt wird die Sanierung des anschließenden Weigandufers und des Wildenbruchplatzes in Angriff genommen. Erste Entwürfe dazu wurden am 18. Dezember letzten Jahres vom ausführenden Büro »Freie Planungsgruppe Berlin« (FPB) vorgestellt.

Zukünftiges Strandcafé?                                                                                                                                   Foto: mr

Rund 60 Interessierte waren in die Quartiershalle im Campus Rütli gekommen und nahmen die Gelegenheit wahr, sich über die Planungen zu informieren und ihre Meinung einzubringen.
Die Neugestaltung soll in zwei Bauabschnitten erfolgen. Angefangen wird voraussichtlich im Herbst 2018 mit dem Abschnitt zwischen Fulda- und Wildenbruchstraße, ab Sommer 2019 folgt dann das Teilstück zwischen Wildenbruch- und Innstraße. Weigandufer als Fahrradstraße in Planung weiterlesen

Gestohlene Stolpersteine neu verlegt

Sammelaktion sorgte für schnellen Ersatz

Knapp einen Monat dauerte es, und die 16 aus dem Pflaster herausgerissenen und gestohlenen Stolpersteine sind wieder neu verlegt. Ein fulminantes Zeichen an diejenigen, die brutal so die Erinnerungskultur an die Opfer des Nationalsozialismus stören und auszulöschen versuchen. Da die Gedenksteine kurz vor dem 9. November entwendet wurden und deshalb eine politische Motivation nahe liegt, hat inzwischen der Staatsschutz die Ermittlungen aufgenommen.

rosen für Stanislaw Kubicki.                                                                                                                              Foto: rr

Dass ihre Lücke im größten Flächendenkmal Europas so schnell geschlossen werden konnte, ist einmal den 100 Privatpersonen und Firmen aus dem In- und Ausland zu verdanken, aber auch der Initiative des Museums Neukölln, das gemeinsam mit dem Straßen- und Grünflächenamt des Bezirks ihre kurzfristige Neuverlegung ermög­lichte. Natürlich gilt der Dank auch dem Künstler und Initiator Gunter Demnig, der rasch für Ersatz sorgte. Um einen erneuten Diebstahl zu erschweren, haben die jetzt verlegten Gedenksteine eine zusätzliche Verankerung bekommen. Gestohlene Stolpersteine neu verlegt weiterlesen

Jochen Biedermann berichtet über seine Arbeit

»Wohnungsstadtrat« im Gespräch mit Kiez und Kneipe

Lange wollte er gar nicht hauptamtlich in die Politik, jetzt hat er gleich drei Ressorts in einem Stadtratsposten vereint: Jochen Biedermann von den Grünen ist seit Oktober 2016 verantwortlich für Stadtentwicklung, Soziales und Bürgerdienste. Vom Jobcenter bis Senioren, Ehrenamt und Hilfen für Asylbewerber fällt so einiges in seine Zuständigkeit. Die Schnittstelle all dieser Bereiche ist die Wohnungspolitik, und das ist auch gut so, meint Biedermann, der sich selbst »Wohnungsstadtrat« nennt. Der besondere Ressortzuschnitt hat einen politischen Grund: »Wir haben uns aufgrund der Wahlergebnisse dafür entschieden, dass eine bestimmte Partei wenig Gestaltungsspielraum kriegen soll«, erklärt Biedermann.Dafür mussten die anderen Stadträte mehr Ressorts übernehmen. Jochen Biedermann berichtet über seine Arbeit weiterlesen

Die »Schilleria« ist gerettet

Mädchentreff in der Weisestraße hat weitere fünf Jahre

»Wir hatten Glück, unser Vermieter ließ mit sich reden«, schreibt die »Schilleria« am 11. Dezember auf ihrer Face­bookseite. Nach 15 Jahren Jugendarbeit und Empowerment für Mädchen aus dem Kiez drohte dem Jugendclub das Aus. Am 15. September kam die Kündigung, darauf folgte eine Welle der Solidarität. Berlinweit berichteten Presse und Rundfunk, die »Schilleria«-Mädchen starteten eine Flyer- und Plakataktion.

Schilleria.                                                                                                                                                                   Foto: fh

Der für Wohnungspolitik zuständige Stadtrat Jochen Biedermann (B90/GRÜNE) ist erleichtert, dass die Schilleria der Verdrängung entkommen ist, will sich aber »nicht mit fremden Federn schmücken«, denn verantwortlich für diesen Erfolg ist sein Amtskollege Falko Liecke (CDU), Stadtrat für Jugend und Gesundheit. Die »Schilleria« ist gerettet weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus dem »Neuköllner Tageblatt« vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Nr. 3 – Freitag, 4. Januar 1918
Sammelt Altpapier! Die Papiernot verschärft sich mehr und mehr. Zum Teil ist sie dadurch verursacht, daß Stoffe zur Papierherstellung, die uns früher aus dem Auslande zugegangen sind, nicht mehr im früheren Maße geliefert werden. Zum Teil aber auch wird Papier jetzt vielfach zu Zwecken verbraucht, für die früher anderes Material zur Verfügung stand. Säcke und Scheuertücher, Anzüge und Textilwaren, insbesondere aber auch unsere Heeresverwaltung benötigt in steigendem Maße Papier. Unter diesen Umständen ist es die dringendste Pflicht eines jeden, alles Altpapier, möge es im Haushalt oder im Geschäft abfallen, möglichst bald der Wiederverwendung zuzuführen. Ganz besonders ist aber davor zu warnen, Altpapier, wie eine »praktische Hausfrau« vor einiger Zeit empfahl, zu Briketts zu formen und zu verbrennen. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Kutscherbier und wilde Würste

Kultivierte Nachtkneipe am Westhang des Rollbergs: Das »BruchBerg«

Gepflegt trinken, diskutieren, rauchen zu angenehmer Musik in stilvollem Ambiente – so lassen sich schöne Abende verbringen. So etwa im »am Westhang des BruchBerg«, kurz »BruchBerg«. Am westlichen Rande des Rollbergs weht das Flair der 1920er-Jahre – durch grazile Lampen mit athletischen Damen, frivole Projektionen, ein Piano und dezente Patina. Dunkles Holz prägt die Einrichtung, ausgesuchte Musik, mal elektronisch, mal swingend, von den zwei Plattentellern, mitunter auch live, und angeregte Gespräche bestimmen das Klangbild.

KWAK trinken statt Quark reden.                                                                                                                Foto: hlb

Die Bar von André Schmermbeck (einst beliebter Gastgeber in der Kreuzberger »Minibar« und nach wie vor fürs »G wie Goulasch« am Chamissoplatz verantwortlich) ist seit gut sechs Jahren eine Institution im Schillerkiez. Hinter dem acht Meter langen Tresen serviert der überzeugte Wirt mit Dortmunder Wurzeln mit Kappe und Kippe Veltins vom Fass, gute Weine, feine Spirituosen und klassische Cocktails. Kutscherbier und wilde Würste weiterlesen

Zur rostig-neurustikalen Ecke

Gelungener Imagewandel – vom Puff zum Schweinebauch

Dieses Eckhaus nahe des Maybachufers hat von der Gründer-Destille über den »Pigalle«-Puff bis zu Bar, Disco und Burgerlokal schon manches beherbergt. Mit der dritten Filiale des eher glücklosen »Filetstück«-Dry-Aged-Steak-Restaurantkonzepts wurde es hier dann auch den probierfreudigen Kiezlern zu viel mit dem mitteartigen Trend- und Wer-die-neuen-Mieten-zahlen-kann-zahlt-auch-das-Gedöns.

RUST-STÄTTE mit Vergangenheit.                                                                                                               Foto: hlb

Dass der Koch wie auch der Restaurantleiter im nun steaklosen »rusty«, das schon vor Eröffnung an gleicher Stelle mit kiez­gerechterer Küche warb und heute noch »alles außer Lüster und Chi-Chi« verspricht, die gleichen blieben und eine Hängematte am Eingang etwas zu demonstrativ von neuer Lockerheit zeugen sollte, weckte Skepsis bis Häme. Unnötigerweise. Zur rostig-neurustikalen Ecke weiterlesen

Trattoria Bar »Bohemia«

Mondän-Traditionelles im Böhmischen Dorf

Schon fast mondän kommt das »Bohemia« am Böhmischen Platz daher. Imposante Säulen weisen dem Gast den Eingang zu dem luftigen Lokal.

Pizza, nicht nur für Bohemiens.                                                                                                                       Foto: fh

Im Moment des Betretens empfängt der Geschäftsführer Sinon Keskin seine Gäste. Das ist gut so, denn sofort fühlen sich die Angekommenen in guter Obhut. An dem Restaurant stimmt alles: Eine hohe Decke, eine peinlichst saubere Umgebung und eine gute Raumakustik schaffen das passende Ambiente für angenehme, ruhige Gespräche. Trattoria Bar »Bohemia« weiterlesen

Die vielen Gesichter Äthiopiens

Interkulturelles Zentrum Genezareth lädt ein zur Begegnung der Kulturen

Pfarrer Kees.                                         Foto: privat

»Das Interkulturelle Zentrum Genezareth will ein Ort der Begegnung sein«, sagt Pfarrer Reinhard Kees, »nicht nur für den Schillerkiez und nicht nur im Sprengel Nord-West-Neukölln, sondern auch darüber hinaus«. Um die unterschiedlichen in Neukölln lebenden Kulturen in Kontakt zu bringen, startet er deshalb die Reihe »Neukölln – interkulturell«.
Die Idee: jeweils für drei bis vier Monate einer Gemeinschaft von Menschen ausländischer Herkunft, anderer Kultur, anderer Konfession oder Religion die Möglichkeit zu geben, sich und ihre Kultur, ihre Schicksale und ihre Werte, ihr Freud und Leid zu präsentieren. Den Anfang macht im Januar »Neukölln – äthiopisch«. Die vielen Gesichter Äthiopiens weiterlesen

Recht haben oder glücklich sein?

Freundliche Formen der Kommunikation

Cäcilie Böhmig.                                    Foto: privat

Wieso kann ein Konflikt eigentlich nicht harmonisch gelöst werden, und warum wird aus einer Mücke ein Elefant?
Beim Hineinwachsen in unsere Gesellschaft haben die meisten von uns gelernt, dass es Richtig und Falsch gibt, Recht und Unrecht, Gut und Böse. Solange wir an diesen Konzepten festhalten, wird es in Konfliktsituationen darum gehen, recht haben zu wollen. Doch eben dieses Rechthabenwollen ist nicht vereinbar mit glücklichsein – so ist zumindest die Meinung von Marshall Rosenberg, dem Begründer der »Gewaltfreien Kommunikation« (GFK). Recht haben oder glücklich sein? weiterlesen

Die Große Mauer und das Zelt im Schnee

Dritte Folge des Reiseberichts von Moritz Ecker

Das Erste, was auf dem Weg nach Gansu auffällt: Die große Polizeipräsenz ist verschwunden. Das Internet verändert sich von extrem langsam zu nur langsam. Nach zwei Tagen in einem Hostel, um den verärgerten Magen zu kurieren, mit echter Toilette und leckerem chinesischen Essen, ist Moritz Ecker weiter auf dem Weg Richtung Australien. Doch ehe er China verlässt, besucht er seine erste und einzige Sehenswürdigkeit: Die Große Mauer in der Nähe von Jiayuguan. Das westliche Ende der Mauer ist »ziemlich heruntergekommen, bei Weitem nicht so beeindruckend wie auf Fotos des berühmten östlichen Teils nahe Beijing, und erinnert eher an die Mauer im Garten meiner Eltern.«

Letzter Blick nach China.                                                                                                                            Foto: privat

Nach langem Fahren durch monotone Wüste tauchen am Horizont endlich Berge auf. Sie führen auf das 3.000 Meter hohe tibetische Plateau. Nachts ist es kalt, es schneit. In Ebuzhen sucht Moritz nach einem Hotel – er schafft es fast. Es ist schon spät und dunkel, als der »nette« Polizist ihm erklärt, dass keine Ausländer erlaubt sind – so fährt er weiter und verbringt die Nacht bei unter Null Grad neben der Straße. Später kommt dieser Polizist in Zivil mit Keksen und Saft. »Sicherlich um sein Karma aufzubessern, zu den Keksen sagte ich natürlich trotzdem nicht nein.« Die Große Mauer und das Zelt im Schnee weiterlesen

»Kunstverein Neukölln« feiert Geburtstag

Künstlerische Weggefährten zeigen Arbeiten aus dieser Zeit

Seit zehn Jahren bereichert der »Kunstverein Neukölln« durch Ausstellungen und viele weitere Projekte die kulturelle Landschaft in Berlin-Neukölln. Aus Anlass dieses runden Geburtstages hat der Verein alle Künstler, die während dieser Zeitspanne mit ihm zusammengearbeitet haben, eingeladen, ausgewählte Werke in einer gemeinsamen Ausstellung zu präsentieren.

RückblicK auf zehn Jahre.                                                                                                                                Foto: mr

»10 Jahre« heißt die Ausstellung, die noch bis zum 28. Januar zu sehen ist. Die Bilder, angeordnet in Form einer Zeitleiste, die sich über die Wände der Ausstellungsräume zieht, zeigen individuelle und kollektive Erfahrungen innerhalb eines Jahrzehnts. »Kunstverein Neukölln« feiert Geburtstag weiterlesen

Schwarz, bunt und Fiktion

Über Zeit und Raum

Julia Schwarz ist 1986 geboren und in Berlin, Oberhausen und Mülheim aufgewachsen. Mittlerweile wohnt sie wieder in Neukölln. Sie studierte an der Folkwang-Universität in Essen Kommunikationsdesign und schloss 2015 ihren Master in Düsseldorf ab. Ihre Abschlussarbeit »Chronozeichen« trägt den Untertitel »Wie moderne Medien unseren Raum und unsere Zeitwahrnehmung beeinflussen«.

Schwarm ist immer in Gefahr.              Bild: Julia Schwarz

Es ist eine mediale Aufzeichnung von zeitlichen Begebenheiten und lässt eine Fülle an Zeichen entstehen, die das Zeiterleben entscheidend beeinflussen. Diese »Chronozeichen« beschreiben den gedanklichen Umgang mit Zeit. Und veranschaulichen, wie die modernen bildgebenden Medien unsere Idee und Wahrnehmung von Zeit und Raum verformen. Schwarz, bunt und Fiktion weiterlesen

Wenn Heirat zur Menschenrechtsverletzung wird

Eine Ausstellung zu Zwangsehen

Sie sind kaum dem Alter entwachsen, in dem sie noch mit Puppen spielten. Doch dann müssen sie heiraten. Einen Mann, den sie kaum oder gar nicht kennen, den ihre Eltern für sie ausgesucht haben.
Wie sich die Mädchen dabei fühlen, lässt die Ausstellung »Mit dem Pinsel gegen die geraubte Kindheit« im »Frauenzentrum Affidamento« in der Neuköllner Schmiede am Richardplatz erahnen.

Heirat kann töten.                                                                                                                                                Foto: mr

Die Bilder, die hier ausgestellt sind, wurden von Schülerinnen und Schülern zwischen acht und 16 Jahren aus dem südosttürkischen Van gemalt. Sie entstanden im Rahmen von Malwettbewerben, die »Yaka-Koop«, eine türkische Partnerorganisation von »Terre des Femmes«, seit 2013 jährlich ausrichtet. Wenn Heirat zur Menschenrechtsverletzung wird weiterlesen

»Andere Gärten: Das ABC des Florian Schenkel«

Ein experimenteller Neukölln-Film im »Aller-Eck«

A wie Ameisenbär–ein Genuss für Augen und Ohren.                                                                          Foto: pr

Aus dem Off assoziiert jemand frei zu je einem vorgegebenen Begriff pro Buchstabe des Alphabets. Die Stimme, die zu den insgesamt 29 (inklusive Umlaute) Themen, mal geistreich und witzig, mal jammernd und lamentierend, referiert, gehört dem Münchner Lebenskünstler und Hörspielautor Florian Schenkel. Den hatte es vor einigen Jahren vom beschaulichen München­­ nach Berlin-Neukölln verschlagen, wo er, nach einigen gescheiterten Versuchen, in der Off-Künstlerszene Fuß zu fassen, ein mehr oder weniger trauriges Bohème-Dasein führte, das vor allem in einem allabendlichen Gang zum Späti bestand, um den zur Neige gegangenen Biervorrat wieder aufzufüllen. »Andere Gärten: Das ABC des Florian Schenkel« weiterlesen

Dreißig Jahre Travestie im Kiez

»Fairy Tale« im »Theater im Keller«

Mit der spritzigen Show »Fairy Tale« feiert das »Theater im Keller« –TIK –- sein 30-jähriges Jubiläum.
Die Herren als Damen sind schon wegen ihrer ausgewählten Kostüme, ob Modell »behaarte Pummelfee«, »Transe Melody« oder »Rotkäppchen«, eine Augenweide.

Fairy Tale.                                                                                                                                                                  Foto: bs

Sie überzeugen mit Professionalität, Spass an der Sache und dem berühmten Funken, der rasch ins Publikum überspringt. Nicht nur spontane Improvisation, wenn ein Perückenhaar im Hals klebt und die Perücke einfach abgerissen und quer über die Bühne geworfen wird, sorgen für gackerndes Gekreische, auch die witzigen Dialoge lassen das Publikum trampeln und klatschen. Das vierstimmige Finale von Fredy Mercurys »Mama« sucht seinesgleichen. Dreißig Jahre Travestie im Kiez weiterlesen

Das Hufeisen und das Glück

Freunde und Förderer der Siedlung

Das Siedlungsgebiet Hufeisensiedlung aus den 20er Jahren in Britz steht unter Denkmalschutz und gehört inzwischen zum ​
UNESCO-Weltkulturerbe. Hier leben Reihenhausbesitzer und Mieter gleichermaßen zusammen. Damit nicht nur den vielen privaten Eigentümern in diesem Bereich der Spagat zwischen individueller Eigentumsgestaltung und einem Leben in einem Denkmal erleichtert wird, wurde 2007 der »Verein der Freunde und Förderer der Hufeisensiedlung« gegründet.

Treffpunkt Hufeisensiedlung.                                                                                                                            Foto: rr

Sein Ziel ist es, den schützenswerten Siedlungscharakter und die Struktur, die von den Architekten Taut und Wagner geplant und geschaffen wurde, zu bewahren. Den vielen privaten Eigentümern sollen Informationen und Hilfen an die Hand gegeben werden, die nützlich und erforderlich sind im Umgang mit den einschränkenden Vorschriften, mit historischen Details, Bezugsquellen, mit Handwerkern, den Behörden und Ämtern, aber auch gegenüber der Politik. Das Hufeisen und das Glück weiterlesen

Wohlverdiente Winterpause

Die drei Teams aus dem Bezirk können zufrieden sein

Ausgerechnet beim best­platzierten Neuköllner Team ist zur Winterpause (bis Mitte Februar) die Stimmung eher gedämpft.

Spitzenreiter Blau-Weiß 90 (helle Trikots) schulterte eine Woche vor Weihnachten auch die Aufgabe bei Tasmania.                                                                                                               Foto: Hagen Nickelé

Nachdem der »SV Tasmania« im Dezember beim 3:0 auf eigenem Platz gegen den Tabellenzweiten »Berliner SC« aufgetrumpft hatte, rechnete er sich auch im abschließenden Spiel gegen den Spitzenreiter etwas aus. Die 0:2-Heimniederlage gegen »Blau-Weiß 90« fiel dann aber in die Kategorie »Lehrgeld bezahlen«. Das vor der Saison mit zahlreichen Spielern aus höheren Klassen ausgestattete Team aus Mariendorf erwies sich am Ende als zu clever. Wohlverdiente Winterpause weiterlesen

Anpassungsfähige Vitaminbombe

Sanddorn als Orangenersatz

Sanddorn galt in der DDR als Orangenersatz und hatte den Vorteil, auch dort zu wachsen. Sanddorn gehört zur Familie der Ölweidengewächse und ist zweihäusig. Die Büsche werden bis zu fünf Meter hoch und kommen ursprünglich vermutlich aus dem Altai-Gebirge, der mongolischen Steppe und dem tibetischen Hochland. Inzwischen wächst er fast auf der ganzen Welt.

Sanddorn.       Historische Zeichung

Bei uns wächst Sanddorn kleinteilig im Rollberg, wo leider nur Büsche des einen Geschlechts stehen. Diverse große Büsche sind in der Nähe des Heidekampgrabens und am Richardplatz zu finden.
Sanddorn wird auch Weidendorn, Dünendorn, Haffdorn, Seedorn, Rote Schlehe und Sandbeere genannt und steht unter Artenschutz.
Er wächst sogar auf Dünen. Wegen seiner hohen Anpassungsfähigkeit ist er sowohl in Küstenregionen als auch in hohen Gebirgslagen zu finden. Er blüht ähnlich wie Hamamelis, bevor er Blätter entfaltet. Anpassungsfähige Vitaminbombe weiterlesen

Basteln mit Rolf

Kraftvoll kreisende Kronkorkenkreisel

Kreisel werden schon seit mehreren Tausend Jahren zum Spielen verwendet. Meine sind einfach und schnell zu basteln. Benötigt wird ein Kronkorken, eine alte Kugelschreibermine mit einem »Tintenreservoir« aus Kunststoff, eine Ahle, eine Flachzange, eine Schere und vielleicht etwas Klebstoff. Und, wie immer hier: Lust zum Pfriemeln.
Mit der Ahle wird genau in die Mitte des Deckels ein Loch gestochen, das gerade so groß sein darf wie die Minenhülse dick ist. Basteln mit Rolf weiterlesen

Petras Tagebuch

Daktari auf Raumpatrouille

Vor Kurzem gab es eine Diskussion über die Serie »Raumpatrouille«. Ich las eine nette Geschichte von Michael Brandt, dem Sohn des ehemaligen legendären Bundeskanzlers Willi Brandt, die da »Raumpatrouille« hieß.
Felix und Marianne schwärmten in den höchsten Tönen von dieser Serie, die in den sechziger Jahren in der Ära des Schwarzweißfernsehens im Fernsehen lief. Ich hatte sie nie gesehen und fragte sie, um wieviel Uhr die Sendung lief, denn nach 20 Uhr galt für mich Fernsehverbot. Ja, sie lief ab 20 Uhr 15 nach der Tagesschau, und deshalb kannte ich sie nicht.
Die Beiden waren irgendwie schlauer als ich. Ihnen ist es gelungen, die Serie zu sehen. Petras Tagebuch weiterlesen