Nachruf

Artus Unival

Artus harft jetzt mit den Engeln. Foto: mr

Am 28. Januar 2020 hat ein Neuköllner Kieznachbar, Freund und Lebenskünstler, Inspirator, Kommunikator und alle Spartengrenzen ignorierender Gesamtkünstler sich für immer verabschiedet: Artus Unival.
Artus war ein Kreativer vom alten Schlag, immer im Dienst. Sein Künstlername galt seit rund zehn Jahren. Davor, daneben, dahinter nannte er sich auch schon Ody Soys, Anselm von Alzheim, Snuggi der KiezKauz, Sabine Sahneschnitt, Holmer Gislason und/oder Nix Noys. Keine Mail von ihm kam ohne Wortspielereien aus, keine seiner Einladungen zur Mitwirkung bei einem der von ihm initiierten gesamtkünstlerischen Ereignisse kam in nüchternen Worten daher. Niemand verlangte Aufklärung über die Bedeutung seiner Zauberwörter – sie hätte nur neue Wortschöpfungen hervorgebracht. Schubladen und Abgrenzungen waren Artus’ Sache nicht, Kunst und Leben, das ging für ihn ineinander über. Ruhm war ihm nie vergönnt, doch mit seinem Möglichkeitssinn steckte er viele an. Er brachte sie alle zusammen: Künstler, vorwiegend Musiker der verschiedensten ­Genres und Stilrichtungen, und auch Neugierige, Noch-nicht-Kreative, leicht Infizierbare. In seinem »AYAtelier« in der Schudomastraße, am benachbarten Böhmischen Platz, in zahlreichen Kirchen und Jazzclubs des Kiezes betrieb er seine »AYA Kultur«. In Anlehnung an das Dachkonzept »Gesamtkunstwerk« könnte man sie »gesamtmusikalisch« nennen, denn das Musikalische bekam den breitesten Raum, wurde dabei sehr weit gefasst, sollte im Kern stets experimentell, freestyle, neo, Avantgarde, instant im Sinn einer radikalen Gegenwart sein.
Er selbst gab meist nur den Anstoß, machte so gut wie keine Vorgaben und hielt sich dann im Hintergrund, während er experimentierfreudigen Musikern aus allen Sparten – von Alter Musik über Klassik, Jazz, Rock und Folk bis Weltmusik – und auch Tänzern und Tänzerinnen, Theatermachern und Zauberern, die Bühne überließ. Auch Videos und Bildprojektionen gehörten dazu, Artus war für alles offen. Nichts freute ihn mehr als das kreative Aufeinandertreffen und die gemeinsame Improvisation ganz unterschiedlicher künstlerischer Charaktere.
Unvergessen über Neukölln hinaus ist auch sein »Krawattenbaum« im Rixdorfer Kiez, an dem er sinnbildlich die Spekulanten aufknüpfte, die ihm und anderen den Kunst- und Lebensraum streitig machen wollten.
Sein Tod kam aus heiterem Himmel und traf Freunde und Kollegen wie ein Schock, hatten doch viele von ihnen noch wenige Wochen zuvor gemeinsam mit ihm musiziert und gefeiert – in seinem »AYAtelier«, das ein wichtiger Treffpunkt für den Kiez war.
Artus, so wie wir Dich kennen, wirst Du auch im Jenseits Eternal Sessions mit begnadeten Künstlern weiterführen. Du warst für uns ein großes Magnetfeld, ein Kommunikator, ein einfühlsamer Mensch, der auch viel Humor hatte. Wir konnten mit Dir herzlich lachen und die vielen Unmöglichkeiten des Künstleralltags und -lebens hinter uns lassen.
Artus wir vermissen Dich!

pschl