Von Verlusten und Zugewinnen

wahlartikel_bild

Eine Neuköllner Wahlnachlese

Die Gewinner der Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus sind in Neukölln die Linke und die AfD. Alle übrigen Parteien mussten teils herbe Verluste hinnehmen.
Den größten Zuwachs konnte die Linke in den drei nördlichen Wahlkreisen erzielen. Insgesamt erreichte sie bei den Zweitstimmen 13,9 Prozent, das ist ein Zuwachs von 7,9 Prozent gegenüber der Wahl von 2011. Die AfD punktete besonders in den südlichen Bezirken. Im Wahlkreis 6 (Gropiusstadt) erreichte sie mit 20,2 Prozent den höchsten Wert, im Gesamtbezirk kam sie auf 13,7 Prozent der Stimmen. Von Verlusten und Zugewinnen weiterlesen

Nach der Wahl ist vor der Wahl

Ein »Weiter wie bisher« bei der politischen Arbeit wird nicht ausreichen.
In der Kommunalpolitik entscheidet sich, ob Demokratie gelingt. Hier spüren die Menschen, ob die Politiker sie mit ihren Sorgen und Problemen ernst nehmen oder ob sie über ihre Köpfe hinweg entscheiden. Und hier spüren sie auch, ob die Verwaltung reibungslos funktioniert.
Sollen nicht immer mehr Menschen denen vertrauen, die für komplexe Probleme scheinbar einfache Lösungen parat haben, müssen Politik und Verwaltung bereit sein, die Argumente der Bürger bei Entscheidungsprozessen, die sie unmittelbar betreffen, zu berücksichtigen. Sie müssen einen Weg finden, den Bürgern die komplizierten Entscheidungsprozesse zu erklären. Es reicht nicht aus, wenn Politiker nur während des Wahlkampfes mit ihren Wählern direkt in Kontakt treten, um zu erfahren, wo der Schuh drückt. 

Marianne Rempe

Das Ende einer Praxis

Die schwierige Suche nach einem neuen Standort

Ein Geschäftszweig, der keine Konjunkturkrise kennt, ist der illegale Drogenhandel. Ist der Konsument der Droge verfallen, sind Geldreserven schnell verbraucht, und es folgt die Beschaffungskriminalität. Das Leben bewegt sich dann zwischen Geldbeschaffung und Drogenkonsum, alles andere ist egal.
Viele Betroffene möchten raus aus diesem Teufelskreis. Sie möchten ein legales selbstbestimmtes Leben ohne Heroin führen. Eine Wohnung gehört dazu, eine Arbeit und ein Freundeskreis. Für diese Menschen gibt es das Methadonprogramm, das von Ärzten überwacht wird. Das Ende einer Praxis weiterlesen

Die Ratten sind los

Der städtische Verfall der Hasenheide

Am See in der Hasenheide befindet sich ein Steg, der bereits seit Monaten nachlässig abgesperrt ist, weil Bohlen im Laufe der Zeit kaputt gegangen sind. Auch der Zaun am See ist löchrig. Aus diesem Grund mussten die Schafe, die einen guten Rasenmäher abgaben, in den Zoo umgesiedelt werden. Seither ist das Gelände dem Verfall preisgegeben. Besucher, die Zäune und Absperrungen ignorieren, feiern dort ihre Partys, ohne sich über die Müll­entsorgung Gedanken zu machen.

ratten_generationen_hasenheide_1
Vier Generationen.Zeichnung:                                                                                                                              jraab

Das wiederum ruft neue Gäste auf den Plan. Es sind Ratten, die sich in den frühen Morgenstunden, nämlich dann, wenn die Normalbesucher der Hasenheide in den süßesten Träumen schwelgen, im Park zu einem Stelldichein treffen. Bis zu vier Generationen halten dort Rat und planen womöglich die Aufgabenverteilung für den Tag. In dieser frühen Stunde fühlt sich der zweibeinige Gast verdrängt. »Früher habe ich hier jeden Morgen nach meiner Joggingstrecke eine Pause eingelegt und den Park genießen können, jetzt gehört das Gelände den Ratten«, so eine Frühaufsteherin, die jeden Morgen gegen acht Uhr die Hasenheide aufsucht.
Der See und das Gelände darum herum liegen in der Verantwortung der Zooverwaltung in der Hasenheide. Auf Anfrage der Kiez und Kneipe erklärte diese, dass das Problem bekannt, die Finanzierung für die Beseitigung der Mängel zwischen Bezirks­amt und Zoo jedoch nicht geklärt sei.

ro

Mietenalarm

Bezahlbarer Wohnraum – ein Problem

Der Mieterverein Neukölln lud zum Tag der offenen Tür ein. An der Veranstaltung nahmen unter anderem drei Parteivertreter aus der derzeitigen Bezirksverordnetenversammlung (BVV) teil, um den Gäs-ten Rede und Antwort zu stehen. Die an diesem 3. September anwesenden Politiker werden aller Wahrscheinlichkeit nach jetzt nach den Wahlen eine Koalition bilden.
Die erste Stunde bestritt Michael Morsbach, seit 2001 für die SPD in der BVV im Stadtentwicklungsauschuss tätig. Themen waren Milieuschutz, die Modernisierungsumlagen, die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften und Genossenschaften, die nicht funktionierende Mietpreisbremse, sowie neue Wohnformen. Mietenalarm weiterlesen

Interreligiöse Ruhestätte

Berlins erster alevitischer Friedhof in Neukölln

Europaweit gibt es nur zwei alevitische Friedhöfe. Einer ist in Hamburg, der zweite wurde am 1. Oktober auf dem Thomasfriedhof in Neukölln mit einer kleinen Feierstunde eröffnet. Damit kamen drei Jahre Verhandlungen zwischen der alevitischen Gemeinde und dem »Evangelischen Friedhofsverband Berlin Stadtmitte« zu einem guten Ende.

friedhofseinweihung
Franziska Giffey: »Menschen hinterlassen Spuren…«                                                                                      Foto: mr

Der Friedhof solle ein Ort des Kennenlernens und der Verständigung sein und ein Symbol dafür, dass sich die alevitische Gemeinde als Teil der Berliner Gesellschaft begreife und als solcher wahrgenommen werden wolle, sagte Ercan Yildiz, Vorsitzender des geistlichen Rates der alevitischen Gemeinde Berlin, in seinem Grußwort. Interreligiöse Ruhestätte weiterlesen

Der lange Weg zum Sporthallenglück

Rämer und Giffey hüpfen mit

Es war eine sportliche Veranstaltung. Am 7. September wurde die Sporthalle an der Hertabrücke feierlich eingeweiht und somit ein jahrzehntealtes Problem des Schulsports im Kiez gelöst. Drei Schulen profitieren von der neuen Halle, das Albrecht-Dürer-Gymnasium, die Konrad-Aghad-Schule und die Peter-Petersen-Schule, sowie der Vereinssport, für den die Halle nachmittags zur Verfügung steht.

sporthalle
Kinder folgen der Bürgermeisterin.                                                                                                                                 Foto: fh

Nachdem die Schüler mit Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey das orangene Band durchschnitten, stürmten die Kinder die Halle. Der symbolische goldene Schlüssel wurde den Schulleitern übergeben, dann folgte ein buntes Programm der Schüler mit einer Hula-Hoop-Vorführung und einer Vorstellung des brasilianischen Kampftanzes Capoeira. Außerdem spielte die Trommel-AG, und der Chor gab ein paar Lieder zum Besten. Der lange Weg zum Sporthallenglück weiterlesen

Mein Freund, der Baum

Die Erneuerungen von Wasserrohren führen zur Abholzung

Viele der alten Bäume in der Weserstraße werden das nächste Frühjahr nicht mehr erleben. Sie werden gefällt, weil von September 2016 bis Frühjahr 2017 im Abschnitt zwischen der Weichsel- und der Pannierstraße die Trink- und Abwasserleitungen erneuert werden müssen.

baum
Aktueller Zustand der Weserstraße.                                                                                                                             Foto: mr

Die liegen dort seit 100 Jahren im Boden unter den Gehwegen und sind dringend sanierungsbedürftig, weil sie abgesackt und dadurch an einigen Stellen sogar undicht geworden sind, wodurch an mehreren Stellen Abwasser in den Untergrund rinnt. Grund ist eine Torfschicht, die im Laufe der Jahre nachgegeben hat. Für den Neubau und die nachhaltige Stabilisierung der neuen Kanalrohre müssen Stützpfeiler ins Erdreich gerammt werden. Dazu müssen beiderseits der Straße Baugräben ausgehoben werden, denen die Straßenbäume im Weg stehen. Die Wasserbetriebe haben sich aber verpflichtet, für jeden gefällten Baum einen neuen Baum zu pflanzen und drei Jahre lang für dessen Pflege zu sorgen. Mein Freund, der Baum weiterlesen

Grundstein für Lesestoff

Neue Bibliothek in Rudow

Mit dem Bau der Bibliothek in Rudow kann nun begonnen werden. Am 8. September fand die Grundsteinlegung statt. Dazu eingeladen hatten Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey und Bildungsstadtrat Jan-Christopher Rämer.

grundsteinlegung2
Rämer und Giffey füllen die Zeitkapsel.                                                                                                                        Foto:ro

Hier entsteht auf drei Etagen mit 570 Quadratmetern eine Fläche für ein vielfältiges Medienangebot und einer 24-Stunden-Medienausleihe. Ein Lesecafé und ein Lesegarten werden sich zum Treffpunkt aller Leseratten entwickeln.

grundsteinlegung
Für die Nachwelt.                                              Foto: ro

Die Bibliothek soll 2018 den Betrieb aufnehmen. Feierlich wurde die Zeitkapsel mit dem Bauplan, Flyer der Neuköllner Bibliotheken, dem Neuköllner Wappen, etwas Kleingeld, einem Grundgesetz im Miniformat, einer Tageszeitung und dem aktuellen Neuköllner Bildungsbrief gefüllt.
Giffey und Rämer versenkten die Zeitkapsel unter Beifall. Die Kapsel wird eingemauert, um nach zig oder Hunderten von Jahren von nachfolgenden Generationen entdeckt zu werden.

ro

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus dem »Neuköllner Tageblatt« vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

NK_Tagblatt-Kopf

Nr. 233 – Mittwoch,  4. Oktober 1916
Nur alle 10 Tage ein Ei. Noch vor dem 1. Oktober waren alle Neuköllner glücklich im Besitz der Eierkarte, die bis zum Weihnachtsfest Gültigkeit hat. Man gab sich damit zufrieden, daß man 1 Ei für die Woche erhalten sollte. Aber plötzlich am 2. Oktober erfuhr man, daß die Reichs=Eierstelle sich die Sache anders überlegt hat. Nur auf 10 Tage sollte 1 Ei kommen. Nun waren die Karten in Großberlin, die auf Wochenabschnitte lauteten, bereits verteilt, ein Einziehen dieser Karten hätte große Schwierigkeiten bereitet, nicht minder eine Ausgabe neuer. Da ursprünglich von der Z.E.G. 2000 Kisten zu 24 Schock für Großberlin in Aussicht gestellt waren, so hätte auch die Verteilung, wie sie angekündigt war, vorgenommen werden können. Wie die »Voss. Ztg.« hört, hat die Reichs=Eierstelle die Z.E.G. angewiesen, statt der 2000 Kisten nur 1500 Kisten für Großberlin zur Verfügung zu stellen. Es solle dies in weiser Voraussicht geschehen sein, um Vorräte für spätere Zeit in Bereitschaft zu haben. Die jetzt zurückgehaltenen Eier sollen in Kühlhäuser gelegt werden. Manche Sachverständige meinen freilich, daß der rechte Zeitpunkt für die Einlagerung in Kühlhäuser bereits verpaßt sei. Dagegen muß man sich aber mit aller Entschiedenheit wenden, daß wieder einmal in Großberlin im letzten Augenblick herumexperimentiert wird. Alle Maßnahmen, die von den Gemeindeverwaltungen Großberlins hinsichtlich der Eierversorgung getroffen wurden, gingen davon aus, daß 1 Ei auf den Kopf der Bevölkerung für die Woche kommen sollte. Man kann dann nicht plötzlich ohne weiteres verfügen, daß dieses Ei für 10 Tage reichen soll. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Denkmalschutz – Denkmalnutz?

Ursprüngliches Erscheinungsbild kontra sinnvoller Sanierung

Die Hufeisensiedlung in Britz ist seit 1986 Denkmal und seit 2008 UNESCO-Weltkulturerbe. Seit 2009 saniert die Eigentümerin, die Wohnungsbaugesellschaft »Deutsche Wohnen«, mit über 2,9 Millionen Euro Fördergeldern ihren dortigen Mietwohnungsbestand. Ihr Ziel: eine »behutsame Zurückführung zum ursprünglichen Erscheinungsbild«.

service-point-britz
Eingang Hufeisensiedlung.Foto: rr

Doch behutsam geht die Aktiengesellschaft dabei nur mit sich selbst um. Mietern mit genehmigten und im Mietvertrag eingetragenen verglasten Balkonen auf der Rückseite, der sogenannten »Roten Front«, an der Fritz-Reuter-Allee, wollte sie mit aller Gewalt zwingen, diese rückbauen zu lassen. Ein großer Glasanbau aus den 80er Jahren, Teil ihrer im Hufeisenblock befindlichen Filiale, wurde dagegen nicht entfernt. Dieses Mieterbüro heißt nun »Service Point«, kein denkmalgerechter Begriff der Weimarer Zeit, ebenso wie deutlich sichtbare Mobilfunkantennen. Kommentar der »Deutsche-Wohnen«-Sprecherin Manuela Damianakis: »Wir sind keine fanatischen Denkmalpfleger.« Denkmalschutz – Denkmalnutz? weiterlesen

»OAK«

Italienisches Café jenseits von Pasta und Pizza

Natürlich gibt es viele Pizzerien, die nicht mehr aus Neukölln wegzudenken sind. Wenn jetzt also ein Italiener nach Berlin kommt, denken die meisten wahrscheinlich sofort an Steinöfen, Pasta und eben Pizza. Diejenigen, die so denken, sollten auf jeden Fall mal im »OAK« in der Weichselstraße vorbeigucken. Denn dort gibt es für den einen oder anderen wahrscheinlich etwas Neues zu entdecken.

oak
Die Chefin am Werk.                                                                                                                                                                    Foto: pr

Giulia, die im Juni zusammen mit ihrem Freund das Café eröffnet hat, kam vor mehreren Jahren aus Italien nach Deutschland, um zu studieren. Ihre Reise hat sie nach Berlin geführt, wo sie geblieben ist. Ihre Erfahrung in der Gastronomie, die sie im Restaurant ihrer Familie gesammelt hat, setzt sie nun in ihrem eigenen Café ein. »OAK« weiterlesen

Glücklich Aufessen im Rest-aurant

Nachhaltig geschmackvoll ernähren

Wir Bundesbürger werfen angeblich 313 Kilo Lebensmittel weg – pro Sekunde! Wie können wir vernünftiger mit Nahrungsressourcen umge­hen, bewusster konsumieren, weniger verschwenden? Der Non-profit-Verein »Restlos glücklich e.V.« hat das Ziel, dass wir Lebensmittel wieder mehr wertschätzen – und die Welt so ein bisschen besser machen.

restlos-gluecklich
Wegschmeißen war gestern. Foto: hlb

Die etwa 60 vorwiegend ehrenamtlichen Helfer und Mitglieder kochen mit Überschüssen. Obst und Gemüse außerhalb der Norm, Schokolade mit Verpackungsfehlern, auf Proben unausgetrunkene Weine oder Flaschen mit verrutschten Etiketten, Saisonartikel, Fehllieferungen oder nur noch begrenzt Haltbares – solch schwer verkäufliche Lebensmittel werden bei »Restlos glücklich« zu schmackhaften, gesunden Gerichten. Glücklich Aufessen im Rest-aurant weiterlesen

Geh mal vorbei im »BOHEI«

Souvenirs und Geschenkideen aus dem Kiez

»Ich habe viel getan und nichts gemacht«, ist ein Spruch, der auf manche Leute zutrifft. Gerade Studenten und Azubis probieren in ihrer Selbstfindungsphase viel aus. Sie gehen auf Reisen, arbeiten hier und da, sammeln Erfahrungen. Dabei reiht sich auch das ein oder andere Souvenir in die Besitztümer. Und irgendwann findet jeder Topf seinen Deckel.

bohei
Kleinigkeiten für ein schönes Leben.                                                                                                                              Foto: pr

So ähnlich erging es auch Jan, der nach seiner Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann erstmal die verschiedensten Sachen ausprobiert hat, ehe er als Einzelhändler im November 2012 den Hipster-Souvenirladen »BOHEI« eröffnet hat. Geh mal vorbei im »BOHEI« weiterlesen

Es werde Abendrot

Handgekurbeltes Licht beleuchtet Exponate

In Susanne Kriemanns Ausstellung »ich bin, varim, je suis Abendrot« in der Galerie im Körnerpark geht es um Licht und die Möglichkeit der nachhaltigen Beleuchtung des Körnerparks. Beleuchtet werden Objekte, die einen direkten Zusammenhang mit dem Körnerpark haben und für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft stehen.
Für die Urzeit steht ein Mammutknochen aus der Eiszeit, der um 1900 in Franz Körners Kiesgrube gefunden und bisher noch nie öffentlich ausgestellt wurde. Daneben gibt es den Fries eines Gründerzeithauses oder einen mit Glitzerpartikeln versetzten Betonblock.

licht
Kulturstadtrat Rämer erzeugt Strom für die    Kunst.                                                                                       Foto: mr

Beleuchtet werden sie durch Lampen, die die Besucher mit Hilfe einer Handkurbel selber in Betrieb setzen. Vor jeder Lampe ist eine durchscheinende, mit den Farben des Abendrots beschichtete Platte angebracht, die sich ebenfalls dreht und die Exponate in die unterschiedlichsten Farben taucht. Bei der Eröffnung am 9. September drehten die Gäste eifrig und freuten sich an dem Farbenreichtum. Es werde Abendrot weiterlesen

Menschen in der Großstadt

Begegnungen und Streiflichter, fotografiert von Jürgen Bürgin

Eine Frau schreibt etwas in ein Heft. Ein alter Mann steht wartend am Straßenrand. Solche Szenen aus dem Alltagsleben von Großstädten zeigt Jürgen Bürgin in seiner Fotoausstellung »Mensch und Metropole« in der »Galerie im Saalbau«.

metropolen
Momentaufnahme von Jürgen Bürgin.

In seinen Bildern, die in den Jahren 2009 bis 2015 aufgenommen wurden, porträtiert Bürgin die großen Metropolen dieser Welt und das Leben der Menschen darin. Gezeigt werden in dieser Ausstellung vor allem Bilder aus New York, daneben aber auch aus Berlin, Lissabon, Shanghai, Saigon und Tokio. Menschen in der Großstadt weiterlesen

»OLYMPIA« – eine Zeitwahrnehmung

Echtzeitprojektion auf 1.000 Jahre im Kesselhaus

Vor genau einem Jahr wurde das Kesselhaus, der erste Ausstellungsraum des »KINDL-Zentrum für zeitgenössische Kunst« mit der Installation »Kitfox Experimental« von Roman Signer eröffnet. Nun folgt mit der Real-Time-Videoprojektion »OLYMPIA« des belgischen Künstlers David Claerbout der zweite Streich. Die Videoarbeiten Claerbouts zeichnen sich durch eine suggestive Langsamkeit aus. Dadurch wird die Zeit für den Betrachter auf beinahe körperliche Weise erlebbar.

olympia
Olympiastadion mit realem Wetter.                                                                                                                                  Foto: jr

Mit seiner neuesten Arbeit zielt der Künstler nun auf eine Dimension ab, die das menschliche Vorstellungsvermögen bei weitem übersteigt: Die Echtzeit-Projektion ist auf 1.000 Jahre angelegt und entzieht sich damit radikal unserer realen Erfahrung. Claerbout nimmt zwar auch Bezug auf das »Tausendjährige Reich«, einen von den Nationalsozialisten geprägten Begriff. Gleichzeitig ist das Projekt als eine Arbeit über Wahrnehmung und Zeit zu verstehen. »OLYMPIA« – eine Zeitwahrnehmung weiterlesen

Beziehungskiste

Reigen im Großstadtdschungel

Die vielfältigen Facetten von Beziehungen und die Konflikte, die daraus entstehen, sind das Thema des Theaterstücks »Beziehungskiste«, das am 23. September im Studio des Heimathafens Premiere hatte.
Da ist Daniela, die Therapeutin, die ihrer eigenen Ehehölle mit einem zu Gewaltausbrüchen neigenden Mann durch das Schlucken von Glückspillen zu entkommen versucht. Ihr Dealer Moritz, ein typischer Neuköllner Proll, hadert mit seiner Sexualität, ist schwul und homophob zugleich. Und Andrea, ihre Patientin, muss mit dem Verlust ihrer Mutter, die an Krebs stirbt, klarkommen und mit dem Hass auf ihren Erzeuger, der sie im Stich ließ.

beziehungskiste_presse_9014
Verstrickte Liebesdramen.                                                                                                                                                     Foto: pr

Jeder hat hier ein Geheimnis, und am Ende hängt Alles mit Allem zusammen, ein moderner »Reigen«. Beziehungskiste weiterlesen

Rollberger Geschichten

Mandys Rache

»Ick muss mal dringend für ’n paar Taje zu ’ner Freundin nach Spandau. Khalid is och wech. Hier!« sagte Mandy, als sie vor ein paar Tagen in ihrem pinken Lieblingsfreizeitanzug und mit frischlackierten neongrünen Fingernägeln völlig unerwartet im Wedding vor meiner Türe stand. Sie drückte mir eine Tüte mit frischem Fleisch, eine mit Knochen und Jan Klodes Leine in die Hand. »Halt! Warte!!!« Umsonst, sie war weg.mandy_okt_1
Bis dahin dachte ich, ich liebe Hunde. Aber Jan Klode ist ein American Staffordshire Terrier. Sein Kopf ist zweimal so breit wie meiner und seine Kieferknochen, die Wangenmuskulatur und sein Gebiss sehen aus, wie sein Knurren klingt: böse!
Es ist Samstagabend, und wir machen unseren ersten Spaziergang in Neukölln, wo ich in einer Kneipe einen Freund treffen will. Auf der Sonnenallee steht vor einem völlig überfüllten Falafelimbiss ein mit irgendwem im Laden Englisch sprechender Typ in Trägershirt, mit tätowierten, muskulösen Oberarmen, Vollbart, iPhone und quergestelltem Singlespeed Rad mitten auf dem Weg – seelenruhig. Rollberger Geschichten weiterlesen

Von Spanien nach Südkorea

Salonmusik startet in die Herbstsaison

Die »Salonmusik« im Zitronencafé im Körnerpark ist mittlerweile fester Bestandteil des Nordneuköllner Kulturlebens. Das Konzept der Reihe, stilistisch möglichst offen zu sein, dabei aber immer auf Qualität zu achten, hat sich bewährt.
Auch ist die Konzert­reihe sehr international. Zwar leben die meisten der mitwirkenden Künstler in Berlin, doch ihre Herkunftsländer sind so vielfältig wie die Bevölkerung in Neukölln.

ehrhardt-und-garcia-1
Ehrhardt und Garcia.                                                                                                                                                                    Foto: pr

Zur Eröffnung am 9. Oktober geht es nach Südeuropa. Der spanische Sänger Sergio Usle García und der Berliner Gitarrist Steffen Ehrhardt bringen spanische Volkslieder, die außerhalb Spaniens kaum gespielt werden, zu Gehör. Ihr Programm wird bereichert durch mitreißende argentini­sche Tangos. Von Spanien nach Südkorea weiterlesen

Die Zombies sind unter uns

Sonntags – Paranoia in Neukölln

Im »Laidak« am Boddinplatz findet im Oktober eine spannende Filmreihe unter der Überschrift »The Paranoic Eye – Verschwörung, Wahn + Wirklichkeit im kulturindustriellen Spielfilm des Westens« statt. Zu diesem Thema werden in den kommenden Wochen insgesamt vier Filme gezeigt.

bodysnatchers 1956 review
Einer dieser Filme ist »Die Dämonischen« (Originaltitel: Invasion of the Body Snatchers). Der Film basiert auf dem gleichnamigen Science-Fiction Roman von Jack Finney, der Mitte der 50er Jahre das erste Mal erschienen ist. Es gibt insgesamt vier Verfilmungen des Stoffs, unter anderem von Philip Kaufman und Abel Ferrara, wobei die erste aus dem Jahr 1956, inszeniert von Regisseur Donald Siegel, am dichtesten der Romanhandlung folgt und als bester unter allen Verfilmungen gilt. Die Zombies sind unter uns weiterlesen

Grillfest mit Prominenz

Senioren feierten die letzten warmen Tage

Der »MoRo Seniorenwohnanlagen e.V.« lud zu einer extravaganten Grillparty mit phänomenalem Kulturprogramm ein.
Mit den Worten »Berlin bleibt menschlich, Berlin bleibt bunt« eröffnete Sylvia-Fee Wadehn am 15. September die Veranstaltung im Hof der Seniorenwohnanlage im Rollbergkiez.

moros
MichaeL Müller, Sylvia-Fee Wadehn, Erol Özcaraca.                                                                                         Foto: ro

Kein geringerer als der Regierende Bürgermeister Michael Müller war als Ehrengast zugegen. Zeit hatte er mitgebracht und so scheute er keine Mühen, nach seiner Rede jeden Gast einzeln zu begrüßen und das Bad in der Menge vollends auszukosten. Grillfest mit Prominenz weiterlesen

Quitte als Klimaindikator

Sichtbarer Klimawandel in Nordneukölln

Anders als ihre ursprüngliche Kulturform ist die Zierquitte aus Asien zugewandert. Die Quitte stammt ursprünglich aus dem Kaukasus und hat sich aber bereits vor unserer Zeit im mediterranen Raum angesiedelt. Um den Körnerpark herum gibt es einige Freiflächen, wo die Zierquitte wächst. Da sie essbar ist, wäre sie auch in Grünflächen eine Alternative zur Ansiedlung von giftigem Liguster, Kirschlorbeer oder Zwergmispel.

quitte
Blüten und Früchte.                                                                                                                                    historische Zeichnung

Die Zierquittenfrucht enthält viel Vitamin C, Kalium, Natrium, Zink, Eisen, Kupfer, Mangan und Fluor, Tannine, Gerbsäure, organische Säuren, viel Pektin und Schleimstoffe. Durch das Pektin ist sie auch gut geeignet, daraus Gelee zu kochen. Außerdem lässt sich mit ihr auch Likör ansetzen. Quitte als Klimaindikator weiterlesen

Schlafstörungen

Besiegen mit 5 – HTP und Tryptophan

Schlafstörungen sind weit verbreitet, und die Gründe dafür sind: Angst, berufliche oder private Belastungen, Ärger, Alter, physische oder psychische Krankheiten, Schmerzen, Schichtarbeit, Einnahme von Arzneimitteln und die mangelnde Versorgung mit Mikronährstoffen. Schlafmittel sollten nur kurze Zeit angewendet werden, da der Stoffwechsel belastet wird und auch eine Abhängigkeit entstehen kann. Daher sind Alternativen mit weniger Nebenwirkungen sinnvoll. Schlafstörungen weiterlesen

Petras Tagebuch

Augen zu im Straßenverkehr

Jeden Morgen bereite ich mich auf den Neuköllner Straßenverkehr vor, spiele alle möglichen Situationen durch, stelle mich auf Beschimpfungen ein und rufe meinen Schutzengel an, mir in lebensbedrohlichen Momenten beizustehen.
Entspannend ist es immer, mit dem Fahrrad durch die Thomasstraße zu fahren. Offiziell ist das eine Kilometer-30-Zone, was von den Autofahrern nicht so ernst genommen wird. An diesem Morgen hielten sich die Fahrer an die Geschwindigkeitsbegrenzung, denn ein Stau verhinderte Mutproben von testosterongesteuerten Fahrern.
Ich drängelte mich an den Autos vorbei in der Erwartung, beschimpft zu werden. Zu meinem Erstaunen erntete ich nur ein Kopfschütteln. Als ich die Kreuzung zur Hermannstraße erreichte, befürchtete ich eine lautstarke Auseinandersetzung mit einem Beifahrer, als die Windschutzscheibe heruntergelassen wurde. Petras Tagebuch weiterlesen