Grooves aus der stehenden Luftsäule

Neue Klang- und Atemerfahrungen mit dem Didgeridoo

Für manche ist das Didgeridoo, das mehr oder weniger krumme Holzrohr der australischen Aborigines, ein nettes bis nervendes Instrument, das mit konstantem Tröten allenfalls exotische Klangeffekte setzt. Doch wer sich mit der Kunst es zu spielen ein wenig beschäftigt, ist schnell fasziniert.

MARC bläst durch Mark und Bein.     Foto: Daniela Incoronato

Das Spektrum der Ausdrucksmöglichkeiten, vom ersten klaren Grundton – jedes Didgeridoo hat je nach innerer Höhlung und Material seinen eigenen – über die verschiedenen per Obertöne und Stimme erzeugbaren Sounds bis hin zu abgefahrenen perkussiven Rhythmen, ist enorm. Ein paar Voraussetzungen braucht es natürlich, dem Rohr Leben einzuhauchen: Um dem »Didge« den typischen tiefen reinen Grundton zu entlocken, muss mit locker flatternden, nicht zu lockeren, nicht zu gespannten Lippen hineingeblasen und die im Instrument stehende Luftsäule in Schwingung gebracht werden. Der richtige Ansatz am Mundstück und die Bildung der eigenen »zweiten Lippe« findet sich. Mit Zungen- und Gaumenvariationen und Ausprobieren gleichzeitigen Singens oder Juchzens lassen sich früh spannende Effekte erzielen. Pfurz- und trompetige Töne sollten nicht entmutigen, einfach weiter auf den Körper und das Didgeridoo hören.
Um länger als ein paar Sekunden zu spielen und das Instrument effektiv einzusetzen, ist die gar nicht so geheimnisvolle Zirkularatmung allerdings zu verstehen und zu verinnerlichen: In dem kurzen Moment, in dem nicht mehr ausgeatmet wird, sondern nur die im Mund gebildete Restluft per Zunge, Schlund und Wangen nachgeblasen werden kann, gilt es, durch die Nase Luft zu holen. Manche lernen’s nie.
Marc Miethe, ausgebildeter Körperpsychotherapeut und einer der erfahrensten Didgeridoo-Profis und -Lehrer spielt nicht nur in diversen Gruppen und begleitet unterschiedlichste (vor allem Tanz-)Veranstaltungen, er hat im Erdgeschoss der Donaustraße auch einen Unterrichtsraum, in dem er allen Interessierten in Workshops (ab drei Personen) mit praktischen Übungen nicht nur die Basics des Spiels vermittelt, sondern bei der Stange Bleibende auch mit guten Tricks lehrt, lauter, schneller, deutlicher, druckvoller, grooviger und dabei trotzdem entspannt zu spielen. Natürlich bietet er auch eine imposante Auswahl der auch dekorativen Hörnerpfeifen zum Kauf an – verrät aber, dass sich schon aus einfachen Plastikrohren aus dem Baumarkt imposant klingende Aerosole basteln lassen.
Also warum nicht mal ran ans Rohr und locker überblasen?!

hlb
Berlin Didgeridoo, Marc Miethe, Donaustr. 114, Tel. 0163 / 629 52 55, info@didgeridoo-berlin.com