Vom Eis- zum Flaschderix

Mehr als drei Flaschen in der Böhmischen Straße

Mit mildem Licht die Gemüter erwärmen, bei entspannter Stimmung die Sinne betören – dies möchte das »Drei Flaschen«, welches Ende Oktober eröffnete und schnell zum Tipp im sich urbanisierenden Rixdorf geworden ist. Mit unaufdringlichem, freundlichem Charme, nicht schicki oder artsy, sondern lässig solide und mit kreativem Design zieht das Lokal an der Böhmischen Ecke Zwiestädter Straße ein auch altersmäßig gemischtes Publikum aus Nachbarn, Neu-Neuköllnern und mobilen NK-Fans an.

Käse, Wein und Kerzenschein.   Foto: hlb

Die drei Barbesitzer sind kiezbekannt und beileibe keine Flaschen: Der Franzose Philippe Schröder und der Öster­reicher Paul Kolek wohnen um die Ecke, gründeten den »Tempelburger«-Imbiss auf dem Tempelhofer Feld und führen nebenan die Eisdiele »EISdeRIX«. Zusammen mit Boris Schäfer haben sie das »Drei Flaschen« renoviert und selbst geschmackvoll zu einer Kneipe auf Weinbarniveau ausgebaut. Pflanzen, Kerzen und die Farbe wechselnde Lampen spenden dem L-förmigen Raum mit dem langen Holztresen eine angenehme Atmosphäre. Besonders originell ist der aus alten Holzfenstern zusammengebaute Toilettenbereich.
Zum Drei-Flaschen-Gedanken gehören die ausgesuchten Tropfen aus Deutschland, Österreich und Frankreich. Aus jedem der drei Länder stehen drei Weine der drei Kategorien rot, weiß und rosé auf der Karte. Hinzu kommen drei wechselnde Angebote auf der Tafel hinter dem Tresen. Zwischen 3,60 und 6,70 Euro pro 0,15 Liter (Flaschen ab 16 Euro) lässt es sich mit entsprechendem Portemonnaie gemütlich blau werden. Sicher keine Schnäppchen für Effekttrinker, jedoch mit Verstand ausgesuchte Qualitätstropfen werden ausgeschenkt. Natürlich darf zuvor gekostet und auf die Empfehlungen des Barteams vertraut werden. Bestseller ist der Pfälzer Grauburgunder, aber auch der rheinhessische Rote und die von Paul – ein aus Neusiedl stammender Kenner – ausgewählten Österreicher lohnen einen Versuch.
Als Alternativen zum Berauschen gibt’s Bier (Flens vom Fass), Cremants, Sekt und Champagner, ein gutes Sprituosenangebot sowie Longdrinks (ab acht Euro); Cocktailge­shake spart sich das Flaschenteam. Auch immer fein: die Kurzen von »Fräulein Brösels Schnapserwachen«, die für Marillen-, Haselnuss oder Mandel-Branntweine Standards gesetzt hat. Säfte, Limos, Kaffee und Tees kommen als promillefreie Offerten hinzu.
Als Trinkbegleiter fungieren Speckbrote oder ein Mix aus drei Olivensorten. Toptipp sind die Rohmilchkäse, die Philippe von der nordfranzösischen Käserei »Hennart« bezieht. Die kleine Platte mit vier Käsen und viel knusprigem Brot für acht Euro ist eine delikate, sättigende Grundlage.
Wenn es mal höher her geht, schützen nach akustischen Berechnungen platzierte Soundfänger die Nachbarn vor übermäßiger Lautstärke. Mit dem »Drei Flaschen« hat die Ecke zwischen Böhmischen und Richardplatz eine sympathische Einkehr dazugewonnen.

hlb
Drei Flaschen, Böhmische Straße 48a, Mi – Sa 18 – 2 Uhr, www.dreiflaschenbar.de, Facebook: dreiflaschenbar