100 Schafe zu Besuch

Schafe mähen mähend das Feld.                                                                                                                   Foto: mr

Anschauungsunterricht auf demTempelhofer Feld

Schafe auf dem Tempelhofer Feld, das ist noch gar nicht so lange her. Bis 1992 grasten sie auf der großen Freifläche unbeirrt vom Lärm der Flugzeuge und hielten das Gras kurz.
Im Oktober waren sie wieder da. Allerdings nur zu Besuch. Auf Einladung des »Allmende Kontor« wanderte der Brandenburger Schäfermeister Knut Kucznik mit einer Herde von rund 100 Schwarzkopfschafen und zwei Hütehunden eine Woche lang über das Feld.
Gut gelaunt und mit Engelsgeduld erzählte er den vielen neugierigen Besuchern, die die Herde umringten, von seiner Arbeit, davon, wie die Tiere in der Natur leben und wie wichtig sie für den Naturschutz sind. Manch ein Kind hatte noch nie ein Schaf aus der Nähe gesehen. Gelegentlich musste er auch den einen oder anderen Besucher, der all zu forsch auf die Schafe zuging, zurückpfeifen, aber die Situation blieb immer entspannt. »Offenbar haben die Leute all ihre Aggressionen am Eingang zurückgelassen«, freute er sich. 100 Schafe zu Besuch weiterlesen

Mehr Licht!

Manchmal sind es Kleinigkeiten, die das Sicherheitsgefühl deutlich verbessern. Gerade jetzt, mit dem Beginn der dunklen Jahreszeit, wünschen sich die Neuköllner funktionierende Laternen.
Da geht es nicht nur um subjektive Sicherheit, sondern auch um reale. In der Dunkelheit stolpert es sich leicht über Müllsäcke oder andere herumliegende Dinge.Viel Geld kann es auch nicht kosten, Glühlampen auszuwechseln, und der Arbeitsaufwand hält sich auch in Grenzen.
Deshalb ist es nicht übertrieben, vom Bezirksamt zu fordern, dass an dieser Stelle etwas passieren muss.Denn wenn sich die Neuköllner nur noch bei Vollmond und klarem Wetter am Abend in Parks und Straßen sicher aufhalten können, ist das eine Rolle rückwärts in das Zeitalter vor Einführung der Glühbirne.

Petra Roß

Maßnahmen gegen die Clan-Kriminalität

Für Null-Toleranz-Politik und Bildung

Neukölln gilt seit längerem als Hochburg krimineller Clans. Spätestens seit dem Mord an dem als »Berlins bekanntester Intensivtäter« zu trauriger Berühmtheit gelangten Nidal R. am Tempelhofer Feld beschäftigt das Thema die Öffentlichkeit. Die Diskussionsveranstaltung zur Clankriminalität in Neukölln, zu der die Neuköllner SPD am 9. Oktober in die Mensa des »Campus Efeuweg« eingeladen hatte, erfreute sich daher auch regen Zuspruchs.

Von links: Thomas Spaniel, Tom Schreiber, Ralph Ghadban, Mirjam Blumenthal, Astrid-Sabine Busse, Martin Hikel.                                                                                                                                             Foto:mr

Es gebe in Neukölln acht arabische Clans mit mehreren hundert Mitgliedern, die für zahlreiche Straftaten verantwortlich gemacht werden, sagte Bezirksbürgermeister Martin Hikel in seiner Einführungsrede. Er plädiert für eine Null-Toleranz-Politik gegenüber diesen Familien. Schwerpunkteinsätze, an denen alle Institutionen der Strafverfolgung betei­ligt sind, gehören ebenso dazu wie die Arbeit der Staatsanwaltschaft vor Ort. Diesen Familien müsse klar gemacht werden, dass die Regeln des Zusammenlebens nicht verhandelbar seien. Kriminalität dürfe sich nicht lohnen, statt dessen müsse der legale Weg attraktiv gemacht werden. Vor allem sei Bildung der Schlüssel, um Kindern ein Leben abseits der Kriminalität zu ermöglichen. Maßnahmen gegen die Clan-Kriminalität weiterlesen

Im Rathaus wird aufgeholt

Mehrweggeschirr, geschlossene Brücke & faire Kekse

Weil die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) nach wie vor einen Berg unbearbeiteter Drucksachen vor sich her schiebt, wurde im Oktober wieder zusätzlich zur regulären Sitzung eine Sondersitzung angesetzt.
Bezirksbürgermeister Martin Hikel nahm das zum Anlass, den Bezirksverordneten ins Gewissen zu reden. Die BVV müsse wieder dahin kommen, Grundsatzfragen und tagesaktuelle Fragen im Plenum zu diskutieren, Fachfragen aber in den Ausschüssen zu behandeln und zu beschließen. Dieses Verfahren wurde in letzter Zeit behindert, da besonders die fraktionslosen BVV-Mitglieder wiederholt die Konsensliste ablehnten. Weil deshalb jeder Linksabbiegepfeil im Plenum diskutiert werden müsse, führe das zu massiver Verzögerung der Arbeit. So werde aktuell noch über Themen aus dem Januar diskutiert. Die hinterfragten Prozesse seien teilweise längst umgesetzt worden, die BVV verzichte damit auf ihre Aufgabe, das Bezirksamt zu kontrollieren. Im Rathaus wird aufgeholt weiterlesen

Der letzte Tag vom Syndikat?

Kneipe hat die Kündigung auf dem Tisch

Muss das Kiezkneipenkollektiv ihre Begegnungsstätte »Syndikat« schließen? Es sieht ganz danach aus. Nach fast 33 Jahren hat der in der Nachbarschaft tief verwurzelte Treffpunkt die Kündigung erhalten; zum Jahresende soll Schluss sein.
Das »Syndikat« soll wohl genau so wie auch viele andere Cafés, Kneipen und Läden verschwinden, weil diese im Kiez gewünschten und benötigten Orte nicht die Gewinn- und Renditeerwartungen der (neuen) Hauseigentümer – meist anonyme GmbHs, Holdings und andere Immobiliengruppen, teils aus dem Ausland und besonders hier aus Steuerparadiesen –erfüllen.
Kann die Kündigung noch abgewendet werden? Das Kollektiv unternimmt jedenfalls Einiges, um dieses Ziel zu erreichen. Der letzte Tag vom Syndikat? weiterlesen

Für ein besseres Sicherheitsgefühl

Nicola Böcker-Giannini diskutiert mit Bürgern und Experten

Wie sicher fühlen sich die Neuköllner in ihrem Kiez? Darüber wollte die SPD-Abgeordnete Nicola Böcker-Giannini am 12. Oktober in der »Villa Neukölln« mit Bürgern diskutieren. Neben Bezirksbürgermeister Martin Hikel, der Extremismusexpertin Claudia Dantschke und Thomas Böttcher, Chef der Polizeiwache in der Rollbergstraße, hatte sie auch Innensenator Andreas Geisel (SPD) eingeladen.

Sicher in der Villa Neukölln.                                                                                                                             Foto: mr

Zwischen den Gästen und dem Publikum im Saal entwickelte sich im Laufe des Abends eine sehr lebhafte, teils recht kontroverse Diskussion um fast alle Themen, die das Leben der Menschen in Nord-Neukölln betreffen. Religion, Videoüberwachung, die Akzeptanz von Staat und Gesellschaft, und selbst das Verhalten von Hochzeitsgesellschaften kamen dabei zur Sprache.
»Sicherheit ist ein subjektives Gefühl«, sagte Martin Hikel. Letztendlich gehe es darum, wie wohl sich die Menschen in ihrem Lebensumfeld fühlen. Auch ein verwahrloster Raum sorge für ein Gefühl des Unwohlseins und gehöre deshalb zum Thema Sicherheit. Die Aktion »Schön wie Wir« sensibilisiere für den Kiez und bringe Menschen zusammen. Auch Straßenbeleuchtung gehöre dazu, kam eine Anmerkung aus dem Publikum. Es gebe viele Straßen, die nur mangelhaft beleuchtet seien, das löse Angst aus. Für ein besseres Sicherheitsgefühl weiterlesen

Umgehen des Milieuschutzes leicht gemacht

Sukzessiver Verkauf im Schillerkiez

Das Haus in der Schillerpromenade Ecke Allerstraße ist seit Generationen im Besitz einer Familie, die uns Mietern gegenüber stets tolerant, sozial verantwortungsbewusst und rücksichtsvoll handelte. Jeder hatte den Eindruck, hier kommt Menschlichkeit vor Profit. Wie selten dies in heutigen Zeiten ist, weiß jeder. Doch seit einiger Zeit machen sich die Hausbewohner Sorgen.

Schillerpromenade 14.                                                                                                                                        Foto: fh

Zunächst machten sich Gerüchte breit, das Haus würde zwar nicht in Gänze, jedoch teilweise, an einen Investor oder eine Investorengruppe verkauft. Zudem übernahm eine neue Hausverwaltung die Geschicke des Hauses, deren erste Aktion es war, die Mieten im gesetzlich zwar legalen aber dennoch maximalen Umfang »anzupassen«.
Schließlich wurden wir vom Bezirksamt Neukölln in einer Versammlung darüber informiert, dass das Haus zum Teil – unter 50 Prozent – verkauft werden solle. Umgehen des Milieuschutzes leicht gemacht weiterlesen

Bald können die Bagger anrücken

Wettbewerb für die Neubauten auf dem Jerusalemfriedhof ist entschieden

Auf dem Friedhof Jerusalem V, dort, wo momentan noch der Zauberkönig sein magisches Zauberzubehör verkauft, plant die Schöpflin Stiftung aus Lörrach zwei Neubauprojekte. Zunächst entsteht dort ein Gebäude für die »Spore Initiative«.

iegerentwurf der »aff-architekten«.                                                                                                              Foto: mr

Dieser neue Schwerpunkt der Stiftung will Kunst und Nachdenken über ökologische Zukunftsfragen zusammenbringen. »Die Initiative soll ein Kreativraum mit starker Kiezanbindung werden. Künstler, Autoren, Aktivisten und Pädagogen, die sich für zeitgenössische Schaffensprozesse, aber auch für umwelt- und nachhaltigkeitsbezogene Themen interessieren, sollen an der Entwicklung eines nachhaltigen und empathischen Zusammenlebens in Neukölln arbeiten.«, heißt es von Seiten der Stiftung. Bald können die Bagger anrücken weiterlesen

Vorfahrt für Zweiräder

Weigandufer und Donaustraße

Der Umbau zum fahrradfreundlichen Neukölln kommt voran.
Am Weigandufer beginnen die Arbeiten zur Markierung und Beschilderung als Fahrradstraße. Eingebunden werden dabei auch der Weichselplatz sowie ein Teil der Pflügerstraße. Im Bereich zwischen Pannierstraße und Treptower Straße haben Radfahrer künftig überwiegend Vorfahrt und können nebeneinander fahren. Autofahrer müssen ihre Geschwindigkeit den Radfahrern anpassen.
Für Bezirksbürgermeister Martin Hikel ist die Fahrradstraße ein Mehrgewinn für den Norden des Bezirks: »Die neue Fahrradstraße ist eine Win-Win-Situation für Nord-Neukölln: Radfahren wird sicherer und dadurch attraktiver für viele Bürgerinnen und Bürger – und das ohne große Einschnitte für den Autoverkehr. Die Fahrradstraße Weigand­ufer ist ein wichtiger Schritt für mehr Lebensqualität im Bezirk und hat hoffentlich Signalwirkung für die ganze Stadt.« Vorfahrt für Zweiräder weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus dem »Neuköllner Tageblatt« vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Nr. 266 – Sonntag, 10. November 1918
Eine Extraausgabe des »Vorwärts« meldet: Generalstreik! Der Arbeiter= und Soldatenrat von Berlin hat den Generalstreik beschlossen. Alle Betriebe stehen still. Die notwendige Versorgung der Bevölkerung wird aufrecht erhalten. Ein großer Teil der Garnison hat sich in geschlossenen Truppenkörpern mit Maschinengewehren und Geschützen dem Arbeiter= und Soldatenrat zur Verfügung gestellt. Die Bewegung wird gemeinschaftlich geleitet von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands und der Unabhängigen sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Arbeiter, Soldaten, sorgt für Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung. Es lebe die soziale Republik! Der Arbeiter= und Soldatenrat. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Willkommen im Waschhaus

Klönen und mangeln

Die Gropiusstadt entstand nach der Teilung Berlins im Süden Neuköllns zwischen 1962 bis 1975 auf Ackerflächen von Britz, Buckow und Rudow. Berlins erste Trabantenstadt hat 18.500 Wohnungen und wurde damals komplett ohne private Investoren finanziert. Deshalb waren 90 Prozent davon Sozialwohnungen. Der Mangel an ausreichend Baugrund zu Mauerzeiten wurde kompensiert, indem dichter und in die Höhe gebaut wurde. Vom ursprünglichen Konzept von Walter Gropius blieb wenig, dafür aber sein Name.

Reinschnuppern und rein waschen.                                                                                                                Foto: rr

Es rächte sich, nicht alle seine Vorgaben umgesetzt zu haben. Den öffentlichen Bereichen fehlte die Aufenthaltsqualität. Kieze entwickelten sich keine. Wohnungsbaugesellschaften bauen nur Wohnraum, kein Gewerbe. Dazu konzentrierte eine falsche soziale Bewirtschaftung in weiten Teilen der Gropiusstadt, besonders nach der Wiedervereinigung, den Anteil prekärer wie ausländischer Mieter. Mit erheblichen Wohnumfeldverbesserungen und einer Aufhebung der sozialen Wohnraumvergabe versuchte die Politik, präventiv dagegen anzusteuern. Seit 2006 ist deshalb ein Teil der Gropiusstadt Quartiersmanagementgebiet. Willkommen im Waschhaus weiterlesen

Weniger Zucker im Café

Zeitgeistig gesünderes Genießen in der Donaustraße

»Das Café« – ein unprätentiös schlichter, cleverer und überraschend eindeutiger Name. Doch so klein, nett, freundlich und normal dieses seit Januar sich hinterm Rathaus etabliert habende Café wirkt und ist: Es achtet mehr auf Gesundheit und Wohlbefinden als andere.

VORN Café, hinten Büro.                                                                                                                                 Foto: hlb

Alle wissen um den heutigen Zuckerwahnsinn, all die Zusatzstoffe und Allergieförderer, viele essen lieber bewusster und vorsichtiger. Dass das selbstverständlich und genussvoll funktionieren kann, beweisen Nadin Eberlein und ihr Team. Mit undogmatischem, geschmackvoll gepflegtem Einrichtungsambiente samt buntem Möbelmix von IKEA & Co. auf hellem Parkett und vor allem einer ordentlichen und ordentlich gefüllten Vitrine ist »Das Café« die Großstadtoase, die sie sein will. Weniger Zucker im Café weiterlesen

Kiez und Kneipe feiert im Sandmann

DAS KAPiTAL feiert auch

Die Anfänge der Kiez und Kneipe Neukölln waren mit 16 Seiten eher bescheiden. Aber das Klima in Neukölln ließ uns hoffen, dass eine lokale Zeitung ihre Leserschaft finden würde. Wir haben Recht behalten. Inzwischen ist die Zeitung 20 Seiten stark. Die Druckkosten und die Miete für die Redaktionsräume werden über Anzeigen finanziert. Darauf sind wir stolz und den Anzeigenkunden dankbar. Wir freuen uns über eine Stammleserschaft, die sich durch alle Generationen und sozialen Milieus zieht.
Mit Ihnen allen, den Lesern, den Anzeigenkunden und den Freunden der Kiez und Kneipe möchten wir am 10. November ab 19 Uhr unseren achten Geburtstag im »Sandmann« feiern. Für Essen ist gesorgt, Getränke müssen selbst bezahlt werden.
Ebenfalls am 10. November feiert DAS KAPiTAL seinen vierten Geburtstag. Der Inhaber Ismael Duà hat das Konzept mit seinem Kulturkiosk mit Kneipenbetrieb, in dem mit wissenschaftlicher Neugier Fragen gestellt werden, erfolgreich umgesetzt. Alle Freunde des KAPiTALS sind herzlich zum Ball eingeladen.

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Sandmann: Reuterstr. 7
DAS KAPiTAL: Karl-Marx-Platz 18

Daniela Schulz ist Britzer Weinkönigin

Ein Jahr ehrenamtliches Engagement für den Neuköllner Wein

Der Wein ist gelesen, und ein letztes Mal in diesem Jahr wurde am 13. Oktober bei der »Weinkultur« am Koppelweg gefeiert. Bei Musik, Wein und Kuchen ließen es sich die zahlreich erschienen Gäste gut gehen.

Königin in Zivil.    Foto: mr

Höhepunkt des Festes war die Wahl der Weinkönigin, denn die gehört zu jedem Weinanbaugebiet dazu. Allerdings war Daniela Schulz die einzige Kandidatin, die sich zur Wahl gestellt hatte, daher wurde sie per Akklamation bestimmt. Aufgewachsen ist die Neuköllnerin in Worms mit Blick auf den Weinberg der »Liebfrauenmilch«, lebt aber seit Ende der achtziger Jahre wieder in Neukölln. Über den Neuköllner Wein war sie bestens informiert, alle Fragen, die ihr der Moderator Achim Berger, vom »Verein zur Förderung der Britzer Weinkultur« stellte, beantwortete sie kompetent und charmant und bewies sich als würdige Botschafterin der Neuköllner Weinkultur. Daniela Schulz ist Britzer Weinkönigin weiterlesen

Musikalisches Spektrum im ORi

Konzerte gegen den Herbst-Blues

Alexina Hawkins, ihres Zeichens Bratschistin und neuerdings Veranstalterin von Konzerten, präsentiert eine neue Musikreihe in Neukölln. Die gebürtige Australierin, die seit der Saison 2016/17 Mitglied des Deutschen Kammerorchesters Berlin ist und nebenbei freischaffend in diversen Kammerorchestern mitwirkt, hat es sich zur Aufgabe gemacht, Konzerte zu kuratieren, die folkloristische Elemente mit progressiven Ideen im familiären Ambiente des ORi verknüpfen.

Einladung zum Tanz.                                                                                                                                            Foto:pr

Den Anfang machte am 25. Oktober Marwan Alkarjousli mit einer Darbietung seiner eigens komponierten Songs auf der Oud. Die Oud, die als Vorgängermodell der europäischen Laute gilt, ist eines der traditionsreichsten Instrumente aus Persien, und Alkarjousli ließ die Zuhörer wissen, warum. Durch arabische Harmonien und fast schon als Hofmusik zu bezeichnende Klänge wurde die Dynamik des Instruments auf exzellente Weise vorgetragen, und auch Alexina Hawkins ließ es sich nicht nehmen, einige der Songs auf ihrer Viola zu begleiten. Musikalisches Spektrum im ORi weiterlesen

Keine Spur von Traurigkeit

Salonmusik im November

Wer im West-Berlin der 1980er Jahre Country Musik hören wollte, brauchte nicht weit zu fahren. In unzähligen Musiklokalen spielten amerikanische, aber auch deutsche Musiker diesen Musikstil. In einer der Bands, der »Earthwood Family«, die Kult-Status hatte, spielte Gibbi Franzen die Lead-Gitarre.

Proud Fools.                                                                                                                             Foto: Christine Franzen

Bei einem der vielen Gigs der Band lernte er Hotte Lietz kennen. Kurz darauf gründeten sie die Band »Fire on the Mountains«. Mit ihrer Mischung aus Country, Rock bis hin zu Punk- Elementen waren sie ihrer Zeit weit voraus.
In den aufregenden 1990er Nachwende-Jahren verloren sich die beiden jedoch aus den Augen. Erst im November 2016 trafen sie sich zufällig wieder und beschlossen, als »Proud Fools« erneut miteinander aufzutreten. Mit ihrem Programm, das zur Hälfte aus eigenen Songs aus der Feder von Gibbi besteht und zur anderen Hälfte aus handverlesenen Cover-Songs von Country bis zu Cowpunk, begeisterten sie schon viele Fans in Berlin und Brandenburg. Die werden sicher auch am 4. November einen Abstecher ins Zitronencafé machen, wenn Gibbi und Hotte aufspielen. Keine Spur von Traurigkeit weiterlesen

»So ist das bei uns – Bilder vernachlässigter Europäer«

Ausstellung in der »Galerie im Körnerpark«

Die bettelnde Frau oder musizierende Männer in der U-Bahn: Oftmals werden die Bilder von Roma auf diese Klischees reduziert. »Die anderen Roma sehen wir eigentlich nicht, weil die versuchen, unsichtbar zu bleiben«, sagt der Fotograf Nihad Nino Pušija. Wie ihr Leben jenseits von Vorurteilen aussieht, zeigt er in der Ausstellung »So ist das bei uns – Bilder vernachlässigter Europäer«, die noch bis zum 9. Januar in der Galerie im Körnerpark zu sehen ist.

Nihad Nino Pušija.                                                                                                                                               Foto: mr

Pušija hat mit etwa 20 Roma-Familien in ganz Europa Kontakt. Er trifft sich immer wieder mit ihnen und dokumentiert ihr Leben. Viele von ihnen sind wie er selbst vor den Bürgerkriegen auf dem Balkan geflüchtet und versuchen, unter schwierigsten Bedingungen ihr Überleben zu sichern. Ungeschminkt zeigt er den deprimierenden Alltag, aber auch die Familienzusammengehörigkeit und ihre Feste. Mit seinen Fotos schafft er einen Gegensatz zu den folkloristischen, exotischen Stereotypen von Handleserinnen, Tänzerinnen oder Dieben, die in einer digitalen Collage von Bildern alter Meister in einem abgetrennten Raum zu sehen sind. »So ist das bei uns – Bilder vernachlässigter Europäer« weiterlesen

»Down There Where the Spirit Meets the Bone«

Bildband von Nihad Nino Pušija

Es liegt ein beeindruckend wuchtiger und schöner Bildband des Fotokünstlers und Fotojournalisten Nihad Nino Pušija vor: »Down There Where The Spirit Meets the Bone«. Der bei »Peperoni Books« erschienene Foliant ist eine lyrische Liebeserklärung an die Menschen und ihre Schicksale, denen Pušija auf seiner Migrationsreise aus Ex-Jugoslawien durch den Balkan bis Berlin begegnet ist.

Sprung von der Mostarbrücke.                                                                                       Foto: Nihad Nino Pušija­

Angst und Leid gehen einher mit einem verlangendem Ja zum Leben. Ob aller sichtbarer Armut, in kargen Wohnungen und zwischen Ruinen, Frauen wie Männer gewinnen an Stolz in schmucken Kleidern. Es wird viel gefeiert. »Down There Where the Spirit Meets the Bone« weiterlesen

»Pirate Jenny« im Saalbau

Erinnerung an die Arbeiterkultur der Weimarer Republik

Vor Hundert Jahren stürzte eine Massenbewegung den Deutschen Kaiser und beendete den Ersten Weltkrieg. Den Jahrestag dieser deutschen Novemberrevolution nimmt Ina Wudtke zum Anlass, sich mit den künstlerischen Methoden der Arbeiterkultur in der Weimarer Republik auseinanderzusetzen.

November.                                                                                                                                                                Foto: mr

Im Mittelpunkt der Ausstellung „Pirate Jenny“, die noch bis zum 25. November in der Galerie im Saalbau zu sehen ist, steht das gemeinsame Wirken von Bertolt Brecht und Margarete Steffin. Der aus bürgerlichen Verhältnissen stammende Dichter und die Arbeiterin lernten sich in der Theaterklasse der „Marxistischen Arbeiterschule“ in Neukölln kennen. Sie arbeiteten seit Anfang der 1930er Jahre bis zu Steffins Tod 1941 im Moskauer Exil eng zusammen. »Pirate Jenny« im Saalbau weiterlesen

Aktive Woman-DJ

Von Belfast in den Schillerkiez

tori Knewberry.                                                                            Foto: th

Tori Knewberry (26) aus Belfast arbeitet als Barfrau in der »Keith Bar«, doch ihre kreative Profession ist die Arbeit als Frauen-DJ. Sie engagiert sich als Feministin und Queeraktivistin, ebenso liegt ihr die instabile Situation in Nordirland am Herzen. Warum lebt sie in Berlin? »Ich möchte mein Bewußtsein öffnen. In Belfast gibt es noch keine solche Offenheit«.
Ihre Musik produziert sie im Studio. »Musik ist eine Übung. Ich schaffe Musik, die mir hilft, mich spirituell von den Spannungen zu lösen. Sie ist gesund«. Insbesondere nimmt sie an der Entwicklung einer queeren Tanzkultur teil, die offen für alle ist. »Mit Musik bin ich nie allein, ich arbeite weiter daran. Es bedeutet einen langen Prozess, meine Kunst auszuüben und eine Plattform dafür zu entwickeln«, erklärt sie in lebendiger Stimmung. Aktive Woman-DJ weiterlesen

Roher Rhythmus

Zwischen Kühen, Experimenten, Tradition und Musik

Elektronische Sounds verbinden sich mit traditionellen Klängen aus aller Welt, Percussion und Alltagsgeräuschen und werden so zu Hybriden. Die gegenseitige Einflussnahme von Neuem und Altem stehen im Fokus der Arbeit des Musikers Andi Stecher.

Andi Stecher.                                                                                                                                             Foto: Phil Dera

Aufgewachsen ist er in Innsbruck, lebt seit sechs Jahren in Berlin, lange Zeit auch in Neukölln. Mit acht Jahren fing er an, Schlagzeug zu spielen, mit vierzehn bereits begann das Interesse an elektronischer Musik, die einen Rhythmus entstehen lassen kann, der abstrakter ist.
Sein erstes Solo-Album »austreiben / antreiben« erschien 2015 auf dem Label »Heart of Noise Editionen«.  Es ist eine klangliche Auseinandersetzung mit den in Europa weit verbreiteten und bis in die vorchristliche Zeit zurückreichenden Maskenbräuchen. Roher Rhythmus weiterlesen

Ausgezeichnete Sportler

Meisterehrung im Neuköllner Eislaufstadion

Die Neuköllner Meis­terehrung gehört zu den traditionsreichsten Veranstaltungen im Bezirk.
Bezirksbürgermeister Martin Hikel und Sportstadträtin Karin Korte würdigten am 11. Oktober gemeinsam mit Vertretern der Bezirksverordnetenversammlung die sportlichen Höchstleistungen von 491 Sportlern aus 14 Neuköllner Vereinen mit 22 Sportarten im Eisstadion Neukölln. Geehrt wurden alle Sportler, die in ihrem Neuköllner Verein im Jahr 2017 vom Berliner Meister bis hin zum Weltmeister einen Titel errungen haben.

Die Rudower Schützen.                                                                                                                                      Foto: mr

Die drei Sportvereine, die in diesem Jahr wieder besonders viele Medaillen abgeräumt haben, sind die »Neuköllner Sportfreunde 1907 e.V.« mit 108 zu ehrenden Sportlerinnen und Sportlern, der »TSV Rudow 1888 e.V.« mit 86, sowie die »Schwimmgemeinschaft Neukölln e.V. Berlin« mit 99 ausgezeichneten Mitgliedern. Ausgezeichnete Sportler weiterlesen

Spocki: kleiner Hund, große Lücke

Der »Charming Boy« des Sandmanns ruht unter der »Spockilinde«

Hund mit Raumschiffohren.                                                                                                                       Foto: Bodo

»Spocki ist der erste Hund, der auf öffentlichem Straßenland beigesetzt ist«, sagt Bodo mit strahlenden Augen, »und auch der erste, der für die Bepflanzung der Baumscheibe, in der seine Urne ruht, öffentliches Geld bekommen hat«. Zu seiner Beisetzung kamen 60 Leute. Sie versammelten sich vor dem »Sandmann« um die Linde, die jetzt »Spockilinde« heißt.
Spocki starb im Frühjahr kurz vor seinem zwölften Geburtstag.
Der Mischling aus Dackel und Schäferhund war das unverkennbare Maskottchen des »Sandmanns«. Spocki: kleiner Hund, große Lücke weiterlesen

Dunkel im Park

Kein Licht im Körnerpark

Nicht nur Neuköllner Bürger sind glücklich, dass es auch in diesem Herbst und Winter im Café wieder »Salonmusik« gibt, aber der Heimweg aus dem Park macht keinen Spaß. Seit etwa eineinhalb Jahren weisen so einige der Laternen im Park keine leuch­tenden Lampen auf. Die Konzertbesucher wollen sich auf dem Nachhauseweg sicher fühlen, aber mit Leuchten, die nur eine Zier sind, ohne ihren Job zu machen, ist das nicht möglich. Mehrere Eingaben verschiedener Bürger haben bisher leider noch nichts bewirkt. Warum hat das Bezirksamt noch nichts unternommen? Ist etwa das zuständige Straßen- und Grünflächenamt überfordert?

hs

Kindl im Garten

von Eddy Buttelmann

                                                                                                                                                       Foto: Eddy Buttelmann

Nachdem der Kartoffelacker im Garten meiner Tochter fast fertig war, stieß ich mit dem Spaten auf etwas Hartes, Blechernes. Ein rostiges Schild mit drei blonden Kinderköpfen und einer Flasche Bier kam zum Vorschein. Dieses blecherne Werbeschild der »Berliner Kindl Brauerei« hing jahrelang an der Laube, bis es mein Freund aus Frankfurt am Main bei einem Besuch entdeckte und es mir abkaufen wollte. Ich fand, es war doch wertlos und schenkte es ihm. Er fuhr mit der U-Bahn, stolz das Schild vor der Brust und freute sich. Junge Menschen fanden das Schild toll und freuten sich mit ihm.
Neulich besuchten uns die Freunde aus Frankfurt. Und bei Kaffee und Kuchen legte er mir ein Bündel Geldscheine auf den Tisch. Ich war verblüfft und fragte, was das solle. Dann gab er mir die Kopie von jenem besagten Kindl-Schild und erzählte uns die Geschichte, wie es zum Verkauf dieses Schildes kam. Auf einem Verkaufsportal bot er es an und erzielte die stattliche Summe von 131 Euro.
Wir waren so überrascht und überaus erfreut, dass wir anschließend ein üppiges Mahl im Italienischen Restaurant einnahmen und selbstverständlich bezahlten.
Das Leben steckt manchmal voller Überraschungen. Mein Dank gilt meinen Freunden.
Ich werde jetzt den ganzen Garten umgraben, wo ist mein Spaten?

Euter auf Urlaub

Bergkäse aus dem Vorarlberg

Löcher mit Liebe.                                                                       Foto: hlb

Gerade ein »Käseblatt« wie die Kiez und Kneipe widmet sich gern schönen Sinneserlebnissen, insbesondere, wenn es um Käse geht. Besonders »echter«, würziger und unverwechselbarer Käse wird in Westösterreich hergestellt – Alpkäse, ein bis zu zwei Jahre gereifter Bergkäse. Wer im Sommer von Schetteregg im Bregenzerwald aus mit stabilem Schuhwerk die Alpe Obere Falz erwandert, wird die fast paradiesische Sennerei von Theresia Schneider finden. Mit langer Familienerfahrung produziert sie in ihrer Berghütte seit Jahrzehnten in der Hochsaison – neben Butter und Frischkäse – nicht nur mindestens einen Laib Alpkäse pro Tag, sondern verköstigt Gäste im Gastgarten auch mit Sennsuppe (heiße Molke mit ausgeflocktem Eiweiß), Speck von eigenen Schweinen und natürlich Bier und Schnaps – wie es sich gehört auf der Alp. Euter auf Urlaub weiterlesen

Kein Pokal für Neukölln

»Tasmania« stark, Rudow gut in der Berlin-Liga

Die letzten vier Vertreter des Bezirks sind bereits nach der 2. Pokalrunde ausgeschieden. In zweistelliger Zahl an den Start gegangen, fürwahr ein ernüchterndes Resultat. Der letzte Neuköllner Vertreter im DFB-Pokal bleibt somit der »NSC Marathon 02«.

Gerettet.                                                                                                                                           Foto: Hagen Nickelé

In der Saison 1991/92 – im Berliner Endspiel zwar Türkiyemspor unterlegen – war der Klub vom Hertzbergplatz dennoch für die 1. Runde qualifiziert. Seinerzeit war Marathon dort bloß vom späteren Pokalsieger »Hannover 96« zu bezwingen (0:7). Inzwischen kickt der NSC in der Kreisliga B und hatte gegen Titelverteidiger »BFC Dynamo« (0:10) keine Chance. Auch der »BSV Hürtürkel« und der »1. FC Novi Pazar« schieden als Außenseiter aus, wenn auch jeweils denkbar knapp. Kein Pokal für Neukölln weiterlesen

Basteln mit Rolf

Kerzenhalter zum Geburtstag

 

Im November feiert Kiez und Kneipe bereits sein 8. Erscheinungsjahr. Tusch!! Deshalb basteln wir, auch der frühen Dunkelheit wegen, einen zünftigen Kerzenhalter. Es genügen ein Verschlussdraht von einem Sektkorken samt der Schutzkappe, ein Seitenschneider, eine Zange und eine Haushaltskerze. Und, wie immer, Lust zum Pfriemeln!
Die Korkenschutzkappe wird aus dem Draht gelöst und wird zum Wachstropfenfänger. Aus dem Verschlussdraht wird der Kerzenhalter geformt. Zuerst wird der Draht entfernt, der zum Öffnen einer Sektflasche stets aufgedreht werden muss. Übrig bleibt ein Drahtquadrat mit vier langen gedrehten Enden. Damit haben wir den Rumpf des Kerzenhalters. Das Quadrat sollte nun durch seitliches Zusammendrücken zum Rechteck, zum Oberkörper werden. Aus dem vorher entfernten Draht biegen wir mit der Zange nun den Kopf, der auf dem Rumpf befestigt wird. Die langen Drahtenden werden, ähnlich wie auf dem Bild gut zu sehen, oder nach eigenem Gutdünken durch Biegen zu Armen und Beinen. Zu beachten ist dabei nur, dass am Ende mit unserem Halter die Kerze gut und sicher steht und dass eine brennende Kerze niemals unbeaufsichtigt bleiben darf!

rr

Petras Tagebuch

Verkehr könnte so schön sein

Vielleicht liegt es daran, dass es so viele Fahrradfahrer in der Stadt gibt. Wahrscheinlich werden sie von den anderen mehr wahrgenommen und auch als vollwertiger Verkehrs­teilnehmer betrachtet. Es kann aber auch sein, dass ich mit meinem alten Drahtesel in einer Zeit der Rennräder und E-Bikes ein unglaublich mitleiderweckendes Bild abgebe. Vielleicht spielt aber auch die Verkehrs­politik des Senats eine Rolle, die etwas für die Fahrradfahrer tun will, auch wenn sie bisher eher unzureichend umgestzt wurde.

Nantes.                                                                                                                                                                        Foto: fh

Auf jeden Fall passiert es mir immer häufiger, dass ich bei der Rechts-vor-links-Regel von Autofahrern die Vorfahrt gewährt bekomme. Auch wenn ich kein Recht darauf habe. Sie winken mir freund­lich zu, und ich bedanke mich.
In diesem Zusammenhang fiel mir das Verkehrskonzept in Nantes in Frankreich ein. Dort war ich vor Kurzem im Urlaub. Die Anzahl der Einwohner ist etwa so hoch wie die Neuköllns. Zugegebenermaßen stehen den Nantern mehr Quadratkilometer zur Verfügung als den Neuköllnern. Petras Tagebuch weiterlesen