Hufeisernes Gedenken

Foto: rr

Britz wider den Nationalsozialismus und Rechtsradikalisierung

Am 27. Januar vor 77 Jahren befreite die Rote Armee alle Häftlinge aus dem KZ Au­schwitz-Birkenau, dem größten Vernichtungslager des Nazi-Regimes. Auch weil Auschwitz exemplarisch für den Holocaust, den Völkermord an den europäischen Jüdinnen und Juden steht, ist dieser Tag der Befreiung seit 1996 ein gesetzlich verankerter Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus.
Die Britzer Anwohner­initiative »Hufeisern gegen Rechts« richtete bewusst eine eigene Veranstaltung ein und lud zu einem stillen persönlichem Gedenken. Hufeisernes Gedenken weiterlesen

Ohne Müll ist in Neukölln nichts los

Ja, alles nimmt zu, vor allem der Müll auf den Straßen, besonders der Sperrmüll. Im Kern ist es ja eine solidarische Geste, wenn hier Matratzen und Bettgestelle auf die Straße kommen, »zum Mitnehmen«. Kostenlos wird solch ein Mobiliar leider weiterhin nicht abgeholt.
Da müssen wir natürlich etwas genauer hinschauen, bevor wir mitnehmen, es könnten Hunde die Matraze »markiert« haben, was ihrer Natur entspricht. Immerhin sammeln viele Menschen die Hinterlassenschaft ihrer Vierpföter ein, die Hunde werden neuerdings sogar »registriert«.
Doch was ist mit den herumliegenden Zigarettenkippen? Immerhin hat uns der wiedergewählte Bürgermeister Hikel transportable kleine Aschenbecher spendiert, in Gelb und in Lila. Vielleicht kommt Nachschub.
Kurzum: Müll macht uns solidarisch, und die Ordnungskräfte haben gut zu tun mit dessen Erfassung, meistens wenn sich Anwohner beschweren, oft über eine nicht immer auf Anhieb errreichbare Hotline.

Thomas Hinrichsen

Ausgiebige Diskussionen

BVV über Corona, Auschwitz, Gesundheit und Rekommunalisierung

In der Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) am 26. Januar nutzte Bezirksbürgermeister Martin Hikel sein »Wort des Bürgermeisters«, um an die Wannseekonferenz vor 80 Jahren und die Befreiung von Auschwitz vor 77 Jahren zu erinnern. »Die Shoa und Auschwitz geschahen nicht im luftleeren Raum. Sie geschahen wegen handfester antisemitischer Einstellungen in der deutschen Bevölkerung und mit deren Unterstützung« sagte er und rief dazu auf, der Opfer zu gedenken und die Verantwortung für eine starke Demokratie zu übernehmen. »Es ist dringend notwendig, allen Formen von Relativierung der Shoa oder Reproduktionen von antisemitischen Weltbildern entgegenzuwirken« mahnte er.
Corona ist auch in der BVV ein Thema. Weil in vielen Restaurants die Schutzmaßnahmen nicht oder nur oberflächlich durchgeführt werden, stellten SPD und Grüne den Antrag, das Ordnungsamt solle »im Rahmen seiner personellen Möglichkeiten einen klaren Schwerpunkt auf die Einhaltung der Infektionsschutzmaßnahmen legen«.

Der Müll sollte auch nicht vergessen werden.Foto: mr

Die Kontrollen seien nötig, weil sonst die Gewerbetreibenden benachteiligt werden, die sich an die Regeln halten, begründete Marco Preuß (SPD) den Antrag. Carla Assmann (die Linke) forderte dagegen weniger Kontrollen und warf dem Ordnungsamt vor, willkürlich zu kontrollieren. Stadträtin Sarah Nagel (die Linke) wies auf die angespannte Personalsituation hin. Mit lediglich 40 Mitarbeitern im Außendienst seien nicht alle Aufgaben gleichermaßen gut zu erfüllen. Der Antrag wurde trotzdem mit großer Mehrheit angenommen. Ausgiebige Diskussionen weiterlesen

Stört Religion den Schulfrieden?

BVV diskutiert Schulprojekt

Sehr kontrovers wurde in der Bezirksverordnetenversammlung vom 26. Januar das Projekt »Anlauf und Registerstelle konfrontative Religionsbekundung« diskutiert, das die Linke in einer großen Anfrage thematisierte. Das Projekt ist eine Idee des Vereins »Devi« (Demokratie und Vielfalt), nach dessen Auffassung religiöse Konflikte an vielen Schulen überhand nehmen, die Pädagogen würden damit allein gelassen. So komme es immer wieder vor, dass muslimische Schüler von übereifrigen Glaubensgenossen kritisiert oder gar gemobbt werden, weil sie im Ramadan nicht fasten oder weil sie sich nicht an »islamische« Kleidungsvorschriften halten. Es gebe Eltern, die ihren Töchtern die Teilnahme am Sportunterricht verbieten oder keine Sexualaufklärung wollen. Stört Religion den Schulfrieden? weiterlesen

FFP2-Masken

Ausgabe an Bedarfsberechtigte

Am Montag, den 23. Januar 2022 beginnt die Ausgabe von kostenfreien FFP2-Masken in Neukölln an Bedarfsberechtigte. Der Senat stellt dem Bezirksamt 70.000 Masken zur Verfügung, die an zwei Standorten im Bezirk ausgegeben werden.
Die Ausgabe erfolgt in den kommenden Wochen am Rathaus Neukölln sowie im Gemeinschaftshaus Gropiusstadt zu folgenden Zeiten: Rathaus Neukölln (Karl-Marx-Str. 83, U-Bhf. Rathaus Neukölln) Montag-Mittwoch von 9-18 Uhr. Die Ausgabe findet im Eingangsbereich des Rathauses statt.
Gemeinschaftshaus Gropiusstadt (Bat-Yam-Platz, U-Bhf. Lipschitzallee) Montag von 9-15:30 Uhr, Dienstag und Mittwoch von 9-17 Uhr. Die Maskenausgabe findet im Hof des Gemeinschaftshauses statt. Der Zugang ist ausgeschildert.
Berechtigt sind Personen, die einen Berlinpass besitzen. Darüber hinaus erhalten sie Personen, die BAföG oder Ausbildungsbeihilfe erhalten. Die Berechtigung wird nur in Einzelfällen überprüft. Pro Person sind fünf Masken vorgesehen.
Das Bezirksamt stellt auch über dezentrale und individuelle Abgaben sicher, dass alle Menschen Masken zu ihrem Schutz erhalten, für die der Kauf eine finanzielle Hürde darstellt.

pm

Mit 66 Jahren…

Wahl zur Seniorenvertretung vom 14. bis 18. März

Vor einigen Wochen hatte ich eine Wahlbenachrichtigung im Briefkasten. Nanu, wurde die Berliner Wahl nun doch annulliert, und ich habe das nicht mitbekommen? Nein, es war die Wahlbenachrichtigung für die Seniorenvertretung des Bezirks Neukölln. Wahlberechtigt sind alle Berliner, die das 60. Lebensjahr vollendet haben, das sind in Berlin etwa 943.000.

Dann traf ich eine Freundin, die auch so einen Brief bekommen hatte. Sie ist aber einige Jahre jünger und noch berufstätig. Vor der Wahl besteht die Möglichkeit, die Kandidaten zu ihren Zielen zu befragen. Von den angebotenen Terminen war keiner für Berufstätige geeignet, da kein Abendtermin angeboten wurde. Meine Freundin war sauer. »Wie soll ich mich als aktive Seniorin denn dann beteiligen?«, meinte sie. Das ist umso ärgerlicher, als dieses Thema sowohl jetzt als auch in Zukunft immer bedeutender wird. Wer an der aktuellen Zusammensetzung der Bevölkerung nach Alter interessiert ist, findet bei »rbb24« eine Aufschlüsselung der Altersstruktur für alle Berliner Kieze.
Für Senioren sind nicht nur die Wahl zur Seniorenvertretung bedeutsam, sondern auch Informationen zu Gesundheit und Wohlbefinden. Diese finden sie alle 14 Tage in der kostenlosen »ApothekenUmscha«. Interessanterweise wurde diese vor 66 Jahren gegründet, ebenso wie die Jugendzeitung »BRAVO«. Daher wird die aktuelle Ausgabe der ApothekenUmschau auch »Rentnerbravo« genannt.

emp

Gebete vom Band

Gebetomat an der Genezarethkirche

Foto: Wikipedia

Ab Anfang März wird es vor der Genezareth-Kirche am Herrfurthplatz einen zusätzlichen Ort der inneren Einkehr geben. Der schon an vielen Orten der Welt gewesene Gebetomat wird aufgebaut und sieht aus wie eine knallrote Fotobox. Der technische Kumpel der Kirche spricht auf Knopfdruck über 320 Gebete in verschiedenen Sprachen aus unterschiedlichen Hauptreligionen. Die Idee dazu kam Oliver Sturm, einem deutschen Theater- und Hörspielregisseur; er schuf dieses Kunstwerk.
Er selbst sagt dazu: »Irgendwie ist die Idee vom Himmel gefallen. Ich selbst bin der Meinung, dass der Gebetomat sich über die Jahre mit seinem Inhalt auflädt und durch das Beten, das ständig in ihm stattfindet, mit der Zeit gewissermaßen spirituell `verstrahlt‘ wird.«
Die Pfarrerin der Genezarethkirche, Jasmin El-Manhy, die mit der »Startbahn« und dem »Segensbüro« schon neue Akzente setzte, ist gespannt, wie die »Gebetsmühle« angenommen wird.

bs
https://www.sprachlust.at/s-p-r-a-c-h-l-u-s-t/07-sprache-und-religion/der-gebetomat/

Obdachlosigkeit – wie können wir helfen?

Ein Gastbeitrag von Sonja Lawin

Regelmäßig in der kalten Jahreszeit erinnern sich die Medien der Menschen, die kein Dach über dem Kopf haben und in der Kälte schlafen müssen.
Wer in Neukölln lebt weiß, dass das kein winterliches Phänomen ist, sondern Alltag. Ob im Sommer in sengender Hitze oder eben jetzt bei nieseligem nasskaltem Wetter sehen wir Menschen auf der Straße sitzen, essen und schlafen.

Dächer über Köpfe.   Foto: Sonja Lawin

Oft schaudern wir beim Vorbeigehen, weil wir die klammen, nass geregneten Matratzen förmlich selbst am Körper spüren können. Dann überlegen wir, ob wir in unseren Mänteln Kleingeld haben und ob wir es herauskramen sollten. Schnell stellt sich die Frage ein, ob es zu viel ist oder zu wenig, ob wir damit überhaupt helfen oder die Lage sogar noch verschlimmern – und schon sind wir eine Ecke weiter. Manchmal fühlen wir uns dann noch eine Weile schlecht, denn wir hätten vielleicht doch helfen können. Obdachlosigkeit – wie können wir helfen? weiterlesen

Mit voller Härte durch die Pandemie

Ein Gastbeitrag von Maria Glänzel

Berlin war von je her ein raues Pflaster, und Obdachlose hatten es nie leicht, sich über Wasser zu halten.
Zu Pandemiezeiten treten die politischen Versäumnisse der letzten Jahrzehnte zu Tage und es trifft die Menschen ohne ein Dach über dem Kopf mit voller Härte.

Kein »weiter so«!       Foto: Sonja Lawin

Neulich hatte ich mich mit einem jungen Mann in der S-Bahn unterhalten und ihm ein ausrangiertes Portemonnaie geschenkt. Er kramte prompt in seiner Hosentasche und zog seinen Impfnachweis raus, welcher in einer extra Schutzhülle vor Nässe gesichert wurde. Er meinte, dass er nun einen sichereren Ort dafür habe und erzählte mir kurz, wie sich die Bedingungen seit Corona für ihn verändert hatten.
Zum einem gingen die Menschen von sich aus mehr auf Abstand und geben weniger ab, zum anderen wird der Umgang der Sicherheitskräfte gegenüber Obdachlosen in den öffentlichen Verkehrsmitteln konsequenter und mutet immer diskriminierender an.
An der nächsten Station musste er raus und zog weiter. Mit voller Härte durch die Pandemie weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Neuköllner Tageblatt
Freitag, 10.2.1922
Ueberfahren und beraubt.
Von einem Auto überfahren und erheblich verletzt wurden auf dem Hermannplatz der Kaufmann Arthur Eiselt, Jahnstraße 19 wohnhaft, und seine Braut Gertrud Litzmann, Herrfurthplatz 5 wohnhaft. Als die Verletzten ihre umhergestreuten Sachen zusammensuchen wollten, hatten schon Augenzeugen des Unfalls eine Handtasche mit verschiedenem Inhalt, eine Damenuhr, eine kleine Brieftasche mit 135 Mark u. a. Entwendet. Die Bestohlenen haben dadurch einen Schaden von 3000 Mk erlitten.

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Zufallsbekanntschaft aus traurigem Anlass

Suche nach dem einstigen Elternhaus in Britz

Wir wohnen sehr lange schon in Britz in der Krugpfuhlsiedlung, der Schwestersiedlung vom UNESCO-Weltkulturerbe Hufeisensiedlung. Im Dezember 2020 sprach meine Frau in der Hanne Nüte zwei Passanten an, die nicht das Reihenendhaus finden konnten, in dem bis Ende 1943 die Familie von Wolfgang K. zur Miete gewohnt hatte.

Eltern von Herrn K.     Foto: privat

Der nun 84-jährige wollte, solange es ihm noch möglich war, wenigstens einmal den Ort aufgesucht haben, an dem der Vater und sein jüngerer Bruder bei einem Bomberangriff im Dezember 1943 ums Leben kamen.
Nach dem Krieg wurden alle damals zerstörten Häuser wieder aufgebaut. Auch die Einfamilienhausreihe. Das Eckhaus des Blocks trägt aktuell die Nummer 43, die Familie damals bewohnte ein Eckhaus im Block, das hatte die Nummer 45. Heute fehlt diese völlig und Herr K. fragte, ob womöglich das ehemalige Elternhaus nicht mehr existiere und wo sich der Unglücks­ort befinden könnte. Als vermeintlich intimer Orts- und Geschichtskenner wurde ich hinzugezogen, aber auch ich konnte nicht ad hoc das Fehlen der Hausnummer erklären. Mir selbst war das bisher nicht aufgefallen, weshalb ich versprach, das zu klären. Zufallsbekanntschaft aus traurigem Anlass weiterlesen

Mit vier Pfoten auf Außengeschäftstour

Das Hunderegister des Senats soll Übersicht verschaffen

Menschen mit geringem Einkommen, die Sozialleistungen in Anspruch nehmen, müssen in Berlin keine Hundesteuer mehr bezahlen. Diese beläuft sich sonst mindestens auf 120 Euro für einen bellenden Vierbeiner. Die Hundesteuer ist eine »Luxussteuer«, wie ein Finanzexperte des Berliner Senats erklärt. Katzen seien von Besteuerung ausgenommen, die hätten zuhause ein Klo. Für die auf Auslauf drängenden wolfs­ähnlichen Vierpfoter ginge das leider nicht, weil sie »ihr Geschäft« nur außen verrichten könnten.

Ottos Mops glotzt.      Foto: mr

Um den Überblick über die anschwellende Zahl der »Außengeschäftemacher« nicht zu verlieren, hat der Berliner Senat zum Jahresanfang im Rahmen des geltenden Hundegesetzes das »Hunderegister« zur Vorschrift gemacht. Da wird pflichtgemäß die Chip- oder Tätowiernummer eingegeben. Für ältere Hunde gilt diese Vorschrift nicht. Mit vier Pfoten auf Außengeschäftstour weiterlesen

Viel Au und Ciao in der Kiezgastro

Abschied von liebgewonnenen Klassikern

Frohes neues Jahr? Gäste einiger gastronomischer Institutionen und Oasen werden schon Tränen ob deren Verschwindens verdrückt haben. So musste Wirtin Rosie ihre Kneipe »Oase« in der Bürkner- Ecke Hobrechtstraße nach 20 Jahren aufgeben. Das lange Stehen und Schleppen ging für die Mittsechzigerin aus gesundheitlichen Gründen schon länger nicht mehr, doch befreundete gute Seelen wie Bärbel wussten, wenn auch selbst keine Springinsfelde mehr, den Laden noch zu schmeißen und sich um Leib- und Seelenheil der durstigen Gäste zu kümmern. Auch damit ist seit 26.12. aber Schluss. Kein »DAB«-Pils oder Küstennebel nun also mehr zu Oldies im dichten Zigarettennebel – ade »Oase«!
Die besten Fritten weit und breit, einzigartige Sandwiches mit Kroketten oder Steak, gute Currywurst und dazu »Pinkus«-Bier vom Fass – das gab’s so nur im »Style Stallone«. Nach knapp vier Jahren ist auch dieser originelle Reuterstraßen-Imbiss mit kultigem 80er-Flair Geschichte. Inhaber und Koch Style, bürgerlich Till Heinisch, mochte sich nicht mehr die Abende um die Ohren hauen und wird nun, frisch verheiratet, mehr Zeit mit und für seine Familie genießen. Möge diese Frittieroase bald einen Neubeginn erleben.

Letzter Tag im »Style Stallone«.   Foto: hlb

Sorgen sind angebracht um die linke Kollektivkneipe »Tristeza« in der Pannierstraße. Schon seit Jahren wurde der Stand für das engagierte Lokal durch die Verhipsterung der Nachbarschaft und das Wegbrechen und -ziehen des Zielpublikums schwerer und die Einnahmensituation immer unerfreulicher. Die Getränke sollten für jeden bezahlbar bleiben, die Nutzung der angenehm zerrockten Barräumlichkeiten für Lesungen, Filmvorführungen, Diskussionsveranstaltungen oder Plenen hätte besser sein können – und dann kam Corona mit all seinen Auflagen und Beschränkungen. Nun ist Tristesse darüber angesagt, dass dieses wichtige Fanal linker Kultur im Kiez zu hat. Viel Au und Ciao in der Kiezgastro weiterlesen

Raus aus der Finsternis

Starke TV-Filme lehren: Nichts darf vergessen bleiben

Zu allererst: Es handelt sich nicht nur um starke Regiefilme nach gründlichem Drehbuch, sondern außerdem um megastarke Leistungen der Schauspieler und Schauspielerinnen. Vor allem die Kinder haben in »Die Nazíjäger« der Kamera ihr Bestes gegeben. Sie hatten dabei mit Sicherheit starke auch psychologische Betreuung, die bei Filmproduktionen stets gewährt wird. Sollten sie dem Schauspiel treu bleiben, werden wir starke Charakterdarsteller und -darstellerinnen zuschauend und packend erleben können.
Die Männer als Schauspieler überwinden ihre Abscheu vor den Faschisten, schlüpfen in Rollen, die ihnen im realen Leben von Herzen gar nicht passen und haben ein schwere Bürde auf sich genommen. Mit ihren Kahlschnittfrisuren und Hackenschlägen im militärischen Stil schaffen sie es, uns den Eindruck dieser überzeugten Verbrecherriege zu vermitteln. Raus aus der Finsternis weiterlesen

»Out of Paris«

Die neue Ausstellung im Schloss Britz zeigt Eindrücke aus der französischen Hauptstadt

Die letzte Ausstellung im Schloss Britz mit französischer Plakatkunst hatte das Leben im Paris der Belle Epoque zum Thema. Jetzt geht es zeitgenössisch weiter.
»Out of Paris« heißt die Gruppenausstellung, in der Claudia von Funcke, Carlo Nordloh, Katinka Theis und Ulrich Vogl bis zum 24. April ihre Arbeiten zeigen. Gezeigt werden Zeichnungen, Fotografien, Videos, Klangarbeiten und Skulpturen beziehungsweise Objekte.

Tulpenturm.       Foto: mr

Die vier Künstler haben alle eine längere Zeit in Paris verbracht und mit Hilfe verschiedener Medien die Eindrücke verarbeitet, die sie dabei gewonnen haben.
Claudia von Funcke wendet sich bewusst von den touristischen Bereichen der Stadt ab. Sie interessiert sich besonders für die Architektur der Vorstädte, die sie in ihrer Videoarbeit mit Einsprengseln von Bildern alter Gebäude kontrastiert. »Out of Paris« weiterlesen

Kreatives Spielen in der Pandemie

Deutsch-italienisches Künstlerduo inszeniert »Antigone« als Zimmertheater

Die Theater- und Eheleute der Companie Barletti/Waas wählten zum Überleben in der Pandemie das »Zimmer­theater« als Spielform. Das erlaubt ihnen weiterhin eigenständige, freie und selbstbestimmte Auftritte, ohne ihre kleine, staatliche Corona-Unterstützung antasten zu müssen. Dieses Auftreten vor und für einen kleinen, überschaubaren Kreis ohne die übliche Bühne wird zum Spiel auf Augenhöhe.

Eheduo spielt Tragödie.       Foto: privat

Ein Spielen in Privaträumen klingt einschränkend, doch beide sehen im Garten einen weiteren Wohnraum, und das erweitert die Auftrittsmöglichkeiten als sehr privates Spielfeld, das sich äußerst flexibel auf sich schnell ändernde Kontaktbeschränkungen anpassen lässt.
Lea Barletti, Schauspielerin, Performerin und Autorin, kam 1967 in Rom zur Welt, verbrachte ihre Kindheit und Jugend jedoch in Apulien (Lecce). Ihre eigenen Texte und Gedichte sind oft multilingual. Im Spiel überwiegt Italienisch; inzwischen nutzt sie aber auch ihr kreatives, unperfektes, oder wie sie es selbst nennt, »schmutziges Deutsch«. Kreatives Spielen in der Pandemie weiterlesen

Eigentum verpflichtet

Jedoch nicht zur Ausbeutung

Sabine Nuss hat eine sehr fundierte Analyse zu dem Komplex Eigentum und Enteignung bei »Dietz Berlin« veröffentlicht. Der provokante Titel entspricht der herausfordernden aktuellen Diskussion um die Vergesellschaftung großer Immobilienkonzerne, für die nahezu 60 Prozent aller wahlaktiven Berliner und Berlinerinnen in einer Volksabstimmung »Ja« sagten. Das Buch heißt »Keine Enteignung ist auch keine Lösung«.
Sabine Nuss kommt gleich in der Einleitung zur Sache. Im Kern gibt es zwei Formen der Enteignung, die sich historisch und bis heute nachvollziehen lassen. Die eine Enteignung hat mit der derzeitigen Diskussion um die Vergesellschaftung von finanzkräftigen Immobilienfirmen zu tun, die andere mit der früheren Welle der Privatisierung nach dem Spätmittelalter, in der Grund und Boden durch Feudalherren und frühen Geschäftsbetreibern in Beschlag genommen wurde, ein Vorgang, den Karl Marx als »ursprüngliche Akkumulation« bezeichnete. Den auf den Boden wirtschaftenden Menschen blieb nichts anderes, als ihre Haut als Arbeitskraft zu Markte zu tragen. So geht es vielen heute weiterhin, die keine Profite beziehen. In die laufende Debatte bringt Sabine Nuss zusätzlich den Aspekt ein, wie es um das weltweit umstrittene Urheberrecht auf »geistiges Eigentum« bestellt ist. Ebenso nimmt sie unter die Lupe, wie es in den »realsozialistischen Ländern« zu Fehlplanungen kommen konnte, die ihre Ursache in »dem Markt« hatten. Eigentum verpflichtet weiterlesen

Engagiert, zugewandt und streitbar

Neuköllner Kulturleben trauert um Katharina Bieler

Foto: mr

Nach langer schwerer Krankheit ist Katharina Bieler, die Leiterin des Fachbereichs Kultur im Bezirksamt, im Dezember gestorben. Sie wurde nur 50 Jahre alt.
Seit sie im August 2013 die Nachfolge von Dorothea Kolland antrat, hat sie im Neuköllner Kulturleben vieles bewirkt.Ein erster großer Erfolg war die Fotoausstellung «Die Berlinerin« im Körnerpark, ein Berlin-Porträt mit einer Serie von 375 Fotografien von in Berlin lebenden Frauen, die sie 2015 gemeinsam mit Ashkan Sahihi verwirklichte.
Im Folgejahr erfreute sie die Neuköllner aus Anlass des Jubiläums »100 Jahre Körnerpark«mit einem 100 Tage dauernden Kulturfestival. 2017 rief sie den Neuköllner Kunstpreis ins Leben. Seitdem werden jedes Jahr aus rund 180 Bewerbungen drei Künstler für den mit insgesamt 6000 Euro dotierten Preis ausgewählt. Engagiert, zugewandt und streitbar weiterlesen

Niemand soll vergessen werden

Würdevolle Gedenkfeier für die einsam Verstorbenen des letzten Jahres

Drei Minuten lang läuteten die Glocken der Neuköllner Kirchen, als am Nachmittag des 16. Januar in der Philipp-Me­lanchthon-Kirche die Gedenkfeier für Menschen begann, die im vergangenen Jahr einsam verstorben sind und denen niemand das letzte Geleit gegeben hat.
182 Menschen waren das allein in Neukölln, die durch das Bezirksamt »ordnungsbehördlich« bestattet wurden, weil sie keine Angehörige hatten, die sich um eine angemessene Bestattung und Trauerfeier kümmern konnten oder deren Angehörige nicht aufzufinden waren. Das bedeutet dann eine ano­nyme Beerdigung ohne Trauerfeier. Die Urnen werden in großen Gemeinschaftsgräbern, versehen mit einem kleinen Namensschild, begraben. Niemand soll vergessen werden weiterlesen

Der »Leuchtturm« zu Neukölln

Kooperation von »Sport-Club Lebenshilfe« und »SV Tasmania«

Die 1. Herrenmannschaft des »SV Tasmania« ist gerade erst am letzten Wochenende im Januar gegen »Chemie Leipzig« (Ergebnis: 0:1) in das zweite Halbjahr der Regionalliga Nord­ost gestartet. In diesem Monat stehen dabei noch Heimspiele gegen »Lichtenberg 47« (02.02.), »BFC Dynamo« (11.02.), und »Carl Zeiss Jena« (27.02.) auf dem Programm. Austragen müssen die Neuköllner diese jedoch weiterhin im Stadion Lichterfelde, da sich beim Umbau im heimischen »Werner-Seelenbinder-Sportpark« noch nichts getan hat.

Spaß an gelebter Inklusion bei allen Beteiligten       .Foto: SCL

Es gibt aber auch Erfreuliches zu berichten: So arbeitet Tasmania abseits des Leistungs- und ambitionierten Freizeitsports im Herren- und Jugendbereich nun auch am Aufbau einer Fußballgruppe mit inklusivem Hintergrund. Schon Ende Oktober nahm ein gemeinsam mit dem »SCL Sport-Club Lebenshilfe Berlin« (SCL) aufgestelltes Team am Fußball-Freunde-Cup (Schirmherrin: Sepp-Herberger-Stiftung des DFB) teil. Der »Leuchtturm« zu Neukölln weiterlesen

Basteln mit Rolf

Mandarin(e)

In er Winterzeit sind Vitamine wichtig! Und ja, mit Essen spielt man nicht! Das Fruchtfleisch einer Zitrusfrucht muss zum Verzehr ohnehin von der Schale befreit werden. Warum dann nicht auch mal etwas Futter für die Augen?
Für meinen «Mandarin«, eignet sich die gleichnamige Frucht besonders gut, deren Schale sich meistens einfach löst. Wir benötigen eine Mandarine, unsere Finger, eigentlich keinen Kugelschreiber zum Vorzeichnen und auch kaum ein Messer, jedoch immer Lust zum Pfriemeln.
Das Fruchtobjekt im oberen Bildbereich wurde freihändig rausgepult. Die Arme nahe dem Fruchtäquator und die obere Rückenpartie bleiben an der Frucht. Der Kopf und die untere Körperhälfte werden dagegen vorsichtig gelöst. Dann wird die Fruchtfleischkugel auf einen Eierbecher gesetzt, damit sich die Beine arrangieren lassen. Zum Leidwesen vom Kerl darunter wurde seine Frucht ihm noch nicht »entrissen«. Gepresst hält sich die Schale einer Mandarine dann Jahre.
Bei Hilfe Mail an: rolf@kuk-nk.de

rr

Petras Tagebuch

Auf der Suche nach der Steckrübe

Mehrheitlich wurde beschlossen, am Produktionswochenende einen Steckrübeneintopf zu kochen. Hierbei ist es meine Aufgabe, die Zutaten zu besorgen.
Im Laufe der Woche hatte ich meine Einkaufsliste nahezu abgearbeitet. Es fehlten nur noch die Steckrüben. Und die entwickelten sich zu einem Problem.
Am Freitag machte ich mich auf die Suche. Die erste Anlaufstation war der Markt am Maybach­ufer. Dort hatte ich kein Glück. Selbst die deutschen Gemüsehändler schüttelten mit dem Kopf, auch nachdem wir geklärt hatten, dass die Steckrübe eigentlich einen anderen Namen trägt. So wird sie an manchen Orten Kohlrübe genannt, in Norddeutschland heißt sie Wruke oder in Österreich Dotsche. Petras Tagebuch weiterlesen