Luftige Begegnungen zu jeder Jahreszeit

Spiel, Spaß und frische Luft – das Feld für Alle wird 10.        Foto: mr

10 Jahre Bewegungsfreiheit auf dem Tempelhofer Feld

Für die wenigsten ist es eine öde Brache, die es zu bebauen gilt, für die meisten ist es eine innerstädtische Freifläche, die der Naherholung, Gesundheitserhaltung und dem Artenschutz dient: Das Tempelhofer Feld.
Die Öffnung des Feldes im Mai 2010 war ein Segen für Berlin, der Volksentscheid im Juni 2014 eine eindeutige Entscheidung der Berliner Bevölkerung für das »Gesetz zum Erhalt des Tempelhofer Feldes« (ThFG) als gemeinwohlorientierte Freifläche.
Gerade in der coronaschwangeren Zeit ist das Tempelhofer Feld für Viele einer der wenigen Orte in Berlin, um Luft zu schnappen, auf der Wiese liegend wenigstens die Augen wandern zu lassen, sich tatsächlich vielfältig sportlich oder gärtnerisch zu betätigen. Luftige Begegnungen zu jeder Jahreszeit weiterlesen

Spielstraßen

Die Einrichtung temporärer Spielstraßen, um Kindern mehr Platz zuzugestehen, ist eine gute Idee. Sie drängen sich dann nicht mehr auf den Spielplätzen, und die Eltern haben es etwas leichter.
Schade nur, dass einige Autofahrer überhaupt kein Verständnis dafür haben. Gehen ihnen doch Parkplätze verloren, oder sie müssen gar Umwege in Kauf nehmen.
Schade auch, dass Ehrenamtliche für die Aufsicht der Spielstraßen eingesetzt werden. Daran scheiterten tatsächlich im Süden Neuköllns einige Spielstraßen. Es ist offensichtlich, dass das Ehrenamt so ausgenutzt wurde, dass viele Menschen keine Lust mehr darauf haben.
Tatsächlich erinnert diese Forderung an Nötigung. Es wird vieles freiwillig geleistet, sei es Flüchtlingsarbeit, Nachbarschaftshilfe oder Schülerbetreuung. Manches könnte vom Bezirk, auch wenn das Geld knapp ist, finanziert werden. Viele Menschen würden sich darüber freuen.

Petra Roß

Schulische Herausforderungen in Viruszeiten

Stadträtin Korte über engagierte Lehrkräfte und besonnene Schüler

Die Kiez und Kneipe befragte Karin Korte (SPD), Stadträtin für Bildung, Schule, Kultur und Sport, zur aktuellen Situation in Neukölln.

Mit Mundschutz ins Museum.     Foto: pr

Obwohl viele Lehrkräfte am Limit waren, sei der Schulbetrieb durch die Mitarbeiter eigenverantwortlich und flexibel an die Gegebenheiten angepasst worden, lobte die Stadträtin. So konnten die Abiturprüfungen direkt nach den Osterferien unter Vorgabe der Hygieneanforderungen stattfinden. Auch die beschränkte Wiederaufnahme des Schulbetriebs der Grundschulen nach den Osterferien sei sehr gut vorbereitet gewesen. »Die Schülerinnen und Schüler haben sehr vernünftig reagiert und sich an die Hygieneregeln gehalten. Alles lief besonnen ab«, sagte sie. Sie rief die Schüler dazu auf, »sich nicht hängen oder abhängen zu lassen« und ihre Zeit zum Lernen zu nutzen, in der Schule oder digital. Schulische Herausforderungen in Viruszeiten weiterlesen

Bildung Schule und Kultur in Coronazeiten

Das komplette Gespräch mit der zuständigen Stadträtin Karin Korte

Welches ist Ihre Botschaft an Eltern und Schüler?
Zunächst einmal bin ich sehr froh, dass die Schulleitungen, Lehrerinnen und Lehrer, Erzieherinnen und Erzieher sowie sonstiges Personal und auch unsere Hausmeister sehr eigenverantwortlich und flexibel mit der Corona-Krise umgehen und den Schulbetrieb an die Gegebenheiten angepasst haben. Es ist mir bewusst, dass es dabei viele schlaflose Nächte gegeben hat, die Lehrkräfte am Limit sind und sich trotzdem den Herausforderungen stellen. Ein großes Anliegen war mir, dass die Abiturprüfungen direkt nach den Osterferien unter Vorgabe der Hygieneanforderungen stattfinden konnten. Dafür wurden vom Schulamt und unserem Facility Management in Absprache mit den Schulen punktgenaue Pläne erstellt, in welchen Räumen, zu welchen Zeiten, an welchen Schulen Prüfungen stattfinden. Entsprechend wurden diese Räume besonders gereinigt. Bildung Schule und Kultur in Coronazeiten weiterlesen

Sonder-BVV im Zeichen der Coronakrise

AfD zeigt wenig Interesse an konstruktiver Arbeit und Ansteckungsschutz

»Endlich kann sich die BVV wieder treffen«, freute sich Bezirksbürgermeister Martin Hikel, als nach zweimonatiger Pause die Bezirksverordnetenversammlung am 7. Mai erstmals wieder zusammentreten konnte. Nicht im Rathaus, sondern im großen Saal des Gemeinschaftshauses in der Gropiusstadt, mit Abstand und unter Wahrung aller Hygieneregeln. Dazu gehörten auch Plastiktütchen, die beim Reden über die Mikrofone gestülpt werden sollten. »Nicht das Tütchen vergessen«, wurde zur ständigen Ermahnung des Vorstehers Lars Oeverdieck.

BVV auf Abstand.    Foto: mr

»Es war richtig, dass wir schnell reagiert und das soziale Leben heruntergefahren haben, Italien sollte uns mahnen, nicht leichtfertig zu werden«, sagte Martin Hikel in seinem »Wort des Bürgermeisters«. Oberstes Gebot sei die Eindämmung des Virus, die Lockerung müsse daher vorsichtig vonstatten gehen, mahnte er. Sonder-BVV im Zeichen der Coronakrise weiterlesen

Bezirksamt möchte zusätzliche Spielplätze schaffen

Erste temporäre Spielstraßen werfen auch Fragen auf

Seit dem 30. April sind Neuköllns Spielplätze wieder offen. Zusätzlich startet ein Pilotprojekt, das vom 31. Mai bis zum 9. August fünf Neuköllner Straßen an Sonn- und Feiertagen zu temporären Spielstraßen umwidmet, »um überfüllte Spielplätze zu vermeiden. Wir wollen deshalb vor allem in dicht bebauten Bereichen mehr Aufenthaltsqualität schaffen und einen konkreten Beitrag zum Infektionsschutz leisten«, schreibt Bezirksbürgermeister Martin Hikel in einer Pressemitteilung vom 13. Mai.

Hikel und Çağlar.Foto: mr

Voraussichtlich werden je zwei Anwohner ehrenamtlich eine dieser Straßen mit Pylonen und Flatterbändern ab 13 Uhr fünf Stunden lang sperren, beaufsichtigen und Sorge tragen, dass geltende Coronaauflagen beachtet werden. Ab 19 Uhr, nach Entfernung von Müll oder sonstigem, geben sie »ihre« Straße wieder frei.
Für Britz waren ursprünglich zwei Straßen vorgesehen. Um den Buschrosenplatz (grüne Idealsiedlung) und die Straße Hüsung (UNESCO Weltkulturerbe) fehlen bekanntermaßen die »dicht bebauten Bereiche«. Hier überwiegen Tempo 30-Zonen, es gibt zahlreiche Parks und Spielplätze. In guter Laufweite beider befindet sich der jüngst für 2,5 Millionen Euro neu geschaffene Europa­spielplatz im 17 Hektar großen Buschkrugpark. Die Mehrzahl der Kinder in Britz hat dazu eigene Gärten zum kontaktfreien Spiel. Da sich am Buschrosenplatz am Sonntag keine Anwohner gefunden haben, die die Aufsicht führen wollten, gibt es hier keine Spielstraße. Bezirksamt möchte zusätzliche Spielplätze schaffen weiterlesen

Temporäre »Pop-up-Radwege«

Demo für mehr Sicherheit in der Hermannstraße

Kreuzberg hat es vorgemacht und in kurzer Zeit an mehreren Straßen mithilfe von Signallinien, Baken oder Pollern »Pop-up-Radwege« eingerichtet, die sicheres Radfahren in Zeiten von Abstandsgeboten ermöglichen. An der Konzepterstellung dieser ersten temporären Radstreifen waren maßgeblich die Radaktivisten von »Changing Cities« beteiligt.

Menschliche Poller.        Foto: Stefanus Paarman

Am 23. Mai demonstrierte der Verein gemeinsam mit dem »Netzwerk Fahrradfreundliches Neukölln« und der Initiative »Hermannstraße für Alle« dafür, dass auch an der Hermannstraße zwischen Hermannplatz und Britzer Damm ein sicherer Radweg gebaut wird. »Menschliche Poller« schützten dabei die Radfahrer. Temporäre »Pop-up-Radwege« weiterlesen

CDU auf Abwegen der Selbstjustiz

Ein Kommentar von Alexandra Teitge

Der Landesvorsitzende der CDU Berlin, Kai Wegener, veröffentlichte am 30. April einen Facebook-Post, in dem er alle »Straftäter und Chaoten« dazu aufrief, am 1. Mai zu Hause zu bleiben. Die CDU Neukölln nahm das Posting auf, teilte es auf ihrer Facebook-Seite und hob noch mal hervor, dass sie keinerlei Hoffnung hätte, »dass sich auch nur einer der Chaoten eines Besseren besinnt«.
Empörend an den Postings ist nicht nur, dass Straftaten unterstellt werden noch bevor sie tatsächlich passiert sind – der beste Weg zur sogenannten selbsterfüllenden Prophezeiung. Nein, empörend ist außerdem, dass die CDU damit die Demonstrierenden am 1. Mai pauschal als »Straftäter und Chaoten« darstellt und damit deren politische Forderungen vom Tisch fegt. CDU auf Abwegen der Selbstjustiz weiterlesen

Distanzierte Kommunikation

Ein Kommentar von Matthias Ehrhardt

Kommunikation steht im Zentrum unseres sozialen Handelns. In den vergangenen Monaten haben wir eine Transformation dieses Handelns erlebt. Kommunikation ist, für den Moment zumindest, distanzierter, ichbezogener denn je.
Distanz kann hierbei auf zwei Arten verstanden werden. Zum einen müssen wir aufgrund von Sicherheitsbestrebungen räumliche Abstände einhalten. Zum anderen ergibt sich daraus die Möglichkeit einer tatsächlichen »sozialen Distanzierung«, nämlich in Bezug auf unser Verhalten.

Keine Kommunikation.     Foto: me

In unseren kleinen sozialen Einheiten wie Familie, Freundeskreis und Arbeit wird im Moment computergestützte Kommunikation genutzt. Was fällt bei einem Zoom-Call auf? Eine Person spricht. Alle anderen hören zu oder tun so als ob. Unterbrechungen stören so sehr, dass Gespräche zum Erliegen kommen, der gegenseitige Austausch ist frei von Dynamik. Ein Vorteil davon ist wiederum ein effizienter Informationsfluss. Distanzierte Kommunikation weiterlesen

Erfolgreich pflegen und fürs Leben lernen

»Interkulturelles Beratungs und Begegnungs Centrum e.V.« gibt jungen Menschen Perspektiven

Es müssen manchmal nur Kleinigkeiten geschehen, die ein Leben verändern und einen Menschen aus der Bahn werfen können. Da kann eine Lücke entstehen, die anscheinend nicht mehr gefüllt werden kann. Es gibt aber auch Fälle von Flucht, von einer misslungenen Schulkarriere oder Drogensucht. Es gibt zahllose dieser Beispiele von Schicksalen, die anscheinend keine Chance mehr auf dem Arbeitsmarkt haben.

Blutdruckmessen will gerlernt sein.  Foto: pr

Das »Interkulturelle Beratungs-und Begegnungs Centrum« (IBBC) hat sich dieses Themas angenommen. Zwei Kurse werden angeboten, in denen junge Männer und Frauen auf einen Beruf im Pflegebereich vorbereitet werden. Schön ist, dass immer mehr junge Männer an den Kursen teilnehmen.
Es ist ein strammes Programm, das die jungen Menschen dort absolvieren: 30 Wochenstunden haben sie Unterricht. Die Fächer, die angeboten werden, sind Gesundheitslehre, Deutsch, Mathematik und Sozialkunde, inklusive Arbeitsrecht. Interessant dabei ist, dass eine Verzahnung der Fächer stattfindet. Das heißt, wenn im Gesundheitsfach die Medikation an Patienten gelehrt wird, thematisiert der Mathematikunterricht beispielsweise Maßeinheiten. In Deutsch geht es um medizinische Begriffe, und in Sozialkunde um den Stellenwert der medizinischen Hilfe in der Gesellschaft. Erfolgreich pflegen und fürs Leben lernen weiterlesen

Medien und Design

»Neue Chance« für Hilfesuchende

Die derzeitige Krisensituation trifft verstärkt Menschen, die schon vor Corona auf Unterstützung angewiesen waren. Zu den leider vertrauten Problemfeldern wie beispielsweise Gewalterfahrungen oder Wohnungsnot gesellt sich in den letzten Wochen verstärkt Bedürftigkeit durch Isolierung und Alleinsein.
Der seit 2015 bestehende Sozialverein »Neue Chance Berlin«, Tochterorganisation der GEBEWO gGmbH, versucht, diesbezüglich mit seinem Hilfsangebot in der Lahnstraße gegenzusteuern: Die Programme der »Neue Chance« umfassen neben persönlicher Beratung, die aufgrund der momentanen Lage auch online stattfindet, Schulungen zu den Bereichen Wohnungssuche und digitaler Kommunikation. Letztere habe gerade im Zuge der Anti-Corona-Maßnahmen stark an Bedeutung gewonnen, jedoch seien sowohl Zugang als auch Umgang mit neuen Medien für viele Menschen nicht selbstverständlich.
Als niedrigschwellige Anlaufstelle für junge Personen in prekären Lebenssituationen wurde außerdem das Streetwear-Projekt »Rambler-Studio« geschaffen, bei dem der Sinn für kreative Ideen und Designs im Vordergrund steht. Für die beiden genannten Projekte freut sich der Verein über Spenden sowohl in Form gebrauchter Smartphones, Laptops und Monitore als auch über alle Dinge, die das Arbeiten im Bereich textiltechnischer Gestaltung ermöglichen.

mf
Neue Chance gGmbH
Lahnstraße 86a
12055 Berlin
Fon: 030 / 684 09 28 100

Mieterwiderstand lohnt sich

Bezirk erfolgreich im Schutz von bezahlbarem Wohnraum

»Wir werden Genossenschaft«, sagt Mieterin und zukünftig »Genossin« Margit Paulus erfreut, »Pears Global« hat auf die gerichtliche Einspruchsfrist gegen das bezirkliche Vorkaufsrecht verzichtet.« Selten lief die Zeit so schnell wie für die »#LeineOderBleibt«. Der gut organisierte Widerstand, die Solidarität aller anderen Initiativen und die Zusammenarbeit mit dem Bezirk hat zu diesem Erfolg geführt.

KEINE schnelle Beute.      Foto: th

Insgesamt ist es dem Bezirk gelungen, mit starker Unterstützung durch die betroffenen Hausgemeinschaften 144 Häuser vor dem Ausverkauf an Briefkastenfirmen von Investoren zu retten. Hauptsächlich fand das Vorkaufsrecht des Bezirkes Anwendung. Eine städtische Wohnungsgesellschaft oder eine Genossenschaft hat die Häuser übernommen. Andernfalls zog eine »Abwendungserklärung«, die die Mieter sieben Jahre vor unangemessenen Erhöhungen und Verkäufen schützt.

th

»Neue« Normalität kehrt ein

Viele Gewerbe öffnen wieder, aber unter strengen Auflagen

Seit 2. Juni dürfen auch wieder die Kneipen, Bars und Shisha-Bars unter ähnlichen Auflagen wie Restaurants öffnen.
Nur Öffnungszeiten von frühestens um 6 Uhr bis spätestens 23 Uhr. Zwischen den Tischen (einschließlich der Bestuhlung) muss ein Mindestabstand von 1,5 Metern sein. Kein Verzehr am Tresen, nur an Tischen. Service-Mitarbeiter müssen eine Gesichtsmaske tragen und die Abstandsregel von 1,5 Metern beachten.
Im Bezirk Neukölln ist nicht geplant, Sondernutzungsflächen für Schankgärten zu erweitern.
Fitnessstudios, Tanz- und Ballettschulen, private Sportschulen und andere gewerbliche Sportanlagen dürfen ab dem 2. Juni wieder öffnen. Auch hier gelten strenge Auflagen: Kontaktfrei mit mindestens drei Metern Abstand, regelmäßige Lüftung aller Räume. Trainiert werden darf nur allein, zu zweit oder in Kleingruppen von maximal acht Personen inklusive Trainer.
Auch Kinos dürfen wieder öffnen. Freiluftkinos bereits ab 2. Juni, Kinos ab 30. Juni. Auflagen: Einhaltung der Hygieneregeln, Mindestabstand von 1,5 Metern zwischen den Gästen durch entsprechende Bestuhlung und Sperren von Sitzen.

pm

Weiße Vielfalt vom Rollberg

»Berliner Berg« – besonderes Bier von hier

Vor über fünf Jahren gaben ein paar Männer ihre potenziellen E-Commerce-Karrieren zugunsten des Traums von einer neuen Berliner Bierkultur auf. »Tradition. Neugebraut.« ist bis heute das Motto der »Berliner Berg Brauerei«, die 2015 ihre Heimstatt in einem Backsteinbau in der unscheinbaren Kopfstraße auf dem Rollberg fand, wo im 19. Jahrhundert bereits eine Schmalzfabrik schmalzte. Das »Bergschloss« war vorn ihre urige Ausschank- und Probierkneipe (einst das »Hopfenstübchen«), die nun aber leider Ende März geschlossen wurde.

BRAUTRIBUT an den Schillerkiez.      Foto: hlb

Wenngleich hier im Hofkeller noch Sudhaus, Lager- und Gärtanks und eine Schrotmühle für das Brauen von Sauerbieren wie dem traditionellen Berliner Trunk, der Weiße, genutzt werden, kommt nun der ganz große Schritt: Eine eigene, neue, große Produktionsbrauerei, die momentan in Neukölln direkt am S-Bahn-Ring im Aufbau ist. Damit hört das Lohn- und Wanderbrauen bei Gastbrauereien wie bisher vor allem in Hohen­thann auf, und »Berliner Berg« wird gänzlich neuköllnisch. Weiße Vielfalt vom Rollberg weiterlesen

48 Stunden digital

Kunstfestival am Rechner und auf der Straße

Robert Tschöke, Astrophsik      IFoto: Ralf Deves

Außergewöhnliche Situationen erfordern außergewöhnliche Ideen, das Kunstfestival 48 STUNDEN NEUKÖLLN schließt sich dem an. Unter dem Titel »BOOM #systemrelevant« findet das Festival in diesem Jahr vorrangig am Rechner und auf der Straße statt. Die Kunstpräsentation von etwa 220 Projekten ist in diesen Zeiten eine Herausforderung, aber auch eine große Chance, die ganz neue Möglichkeiten eröffnet. So werden Ausstellungsbesuche und Künstlergespräche ins Digitale übertragen, Plakatwände und Schaufenster werden zu Ausstellungsflächen. Es wird digitale Führungen durch Studios und Ausstellungsräume, sowie Videokonferenzen und Konzert-Livestreams geben. Die Website des Festivals dient hierbei als Programmheft, das direkt zu virtuellen Entdeckungen einlädt und verlinkt. Der Bespielung des öffentlichen Raumes wird in diesem Jahr eine große Rolle zuteil. Mit Unterstützung der »Wall AG« können 75 Werbeflächen als Kunstflächen genutzt werden, viele Schaufenster werden zu Ausstellungsflächen. Also auf zur Reise durch die Neuköllner Kunstwelt – digital oder analog!

jr
Das Festival findet statt vom 19. bis 21. Juni.
www.48-stunden-neukoelln.de

Konzerte verschoben

»Sommer im Park« verspätet sich

Über 30 Jahre gibt es die Konzertreihe »Sommer im Park« im Körnerpark bereits. Dass die Konzerte nicht pünktlich Mitte Juni starten, gab es noch nie. Doch dieses Jahr ist alles anders. Den Grund kennen alle: Die Regelungen zur Corona-Pandemie, mit denen die Ausbreitung des Virus gebremst werden soll.

Bald wieder.    Foto: mr

Derzeit sind noch immer alle Konzertveranstaltungen untersagt – zum großen Bedauern aller, die sich schon auf die sonntägliche Open-Air-Musik im wunderschönen Körnerpark gefreut hatten.
Doch jetzt gibt es einen Hoffnungsschimmer für das Publikum und die auftretenden Künstler. Der Fachbereich Kultur des Bezirksamtes Neukölln hat beschlossen, die komplette Konzert­reihe zu verschieben und mit Verspätung ab Anfang August starten zu lassen. Derzeit arbeiten die Organisatoren mit Hochdruck daran, die Auftritte sämtlicher Bands, die für Juni und Juli geplant waren, auf Sonntagstermine im September und Oktober zu verlegen. Und die Chancen, dass das Manöver gelingt, stehen gut.
Ab sofort darf sich also vorgefreut werden: Der August bietet ein vielfältiges und packendes Programm mit kubanischem Salsa, deutscher Rockmusik, westafrikanischem Jazz und Funk, ungewöhnlichen Akkordeonklängen und amerikanischem Soul.

pschl

Wanderratten nagen sich zum Menschen durch

»Schädlingsbekämpfer« sind Fachleute mit IHK-Abschluss

Menschen kaufen sich in Zoohandlungen durchaus Zuchtratten, die ihnen als anhängliche Haustiere helfen sollen, die Zeit zu vertreiben. Die wildlebende Wanderratte ist in Haushalten und Lebensmittelhandlungen hingegen nicht willkommen, doch als plagender Nager auf dem Vormarsch in die Keller, Dachböden und Küchen.

Die Wanderratte. Foto:Umwelbundesamt

Obwohl die Wanderratte mit ihren Knöpfchenaugen wirklich süß aussieht, gilt sie als »Schädling« und ein »Schädlingsbekämpfer«, so die offizielle Berufsbezeichnung für die im Volksmund »Kammerjäger« genannte Fachkraft, wird benötigt. Wanderratten nagen sich zum Menschen durch weiterlesen

Das Rattenimperium

Horst Ever’s »Der König von Berlin«, neu gelesen

Wer einmal auf »Radio Eins« die lustigen Episoden von Horst Evers gehört oder ihn bei einem seiner Live-Auftritte erlebt hat, wird süchtig nach seinem trockenen Humor und seinen skurrilen Geschichten. Doch auch als Krimiautor weiß Evers zu überzeugen.
In seinem 2012 erschienenen Roman »Der König von Berlin« beschäftigt er sich mit einem fiktiven Rattenimperium in der Hauptstadt.
Wie Evers selbst kommt der junge und ehrgeizige Kommissar Lanner aus Niedersachsen. Seine Versetzung aus Cloppenburg nach Berlin sieht der Kommissar als die große Chance. Doch seine Erwartungen werden sämtlich und umgehend enttäuscht. Lanner wird von den Kollegen schikaniert und trifft auf eine Bevölkerung ohne den geringsten Respekt. Trotzdem lässt er sich nicht beirren und arbeitet hartnäckig an seinem ersten Fall, dem angeblichen Selbstmord Erwin Machalliks, des Chefs der größten Schädlingsbekämpfungsfirma von Berlin. Kurz nach dessen Ableben wird die Stadt von einer gewaltigen Rattenplage heimgesucht. Das Rattenimperium weiterlesen

Sex wird wieder lockerer

Aber Sexarbeit weiterhin nicht möglich

Der Wunsch nach Sex in verschiedenen Weisen besteht auch in Zeiten von Corona. Menschen, die in Beziehungen leben, unterliegen allenfalls freiwilligen Beschränkungen. Die vielen Singles mussten zwischenzeitlich andere Wege gehen, bevor Kneipen Bier to Go offerierten und einen Anlaufplatz boten und inzwischen die Cafés und Restaurants wieder zu bestimmten Zeiten öffnen dürfen.


In dieser Zeit stiegen die Klicks auf Pornos, speziell auf sogenannte »Corona Pornos«, berichtet das Magazin für junge Leute »Jetzt«. Masken seien ein wichtiges Requisit in den dargestellten »Spielen mit dem Verbotenen«. Das ist im Kern nur von der Ausdrucksweise her neu; denn Pornos rühren immer an Tabus, zeigen umstrittene Inhalte und sind in ihrer Darstellung künstlicher Fantasien nicht nur in ihrer Wirkung auf jüngere Menschen umstritten. Neu ist ebenfalls nicht, dass »Sex auch durch das Telefon« möglich und »am sichersten allein« sei, wie in einigen Foren diskutiert wird. Eins bleibt dabei vollkommen sicher: Sex verlangt vor allem nach Nähe, nach körperlichem Austausch, um tiefe Befriedigung zu erleben. Sex wird wieder lockerer weiterlesen

Kiezgespräch

Vom Wohnen, Lächeln und Atmen

KuK: Was bewegt Sie in Ihrem Kiez?
Frau Meier: Meine Nachbarn und mein Umfeld sind klasse. Hier gibt es so viele schöne Ecken, und die Hausgemeinschaft ist gut. Ich wohne in der Morusstraße, und hier ist die Miete auch noch erschwinglich. Davor war ich in Wilmersdorf und habe mich vor meinem Umzug lange mit einer Eigenbedarfskündigung herumgeschlagen. Die Mietprobleme gibt es hier in Neukölln ja auch. Da hört man Schlimmes von Wohnungsgesellschaften, wie von der »Deutsche Wohnen«. Das sind Geier. Denen gehört doch auch die Hufeisensiedlung. Das ist so ein schönes Quartier, warum hat man die denn bloß verkauft? Ich finde das schrecklich. Ich muss aber sagen, insgesamt haben wir Glück in Neukölln, hier ist es insgesamt doch sehr sozial, und die Leute lassen sich nicht alles gefallen. Kiezgespräch weiterlesen

Basteln mit Rolf

Drahtesel

Die Pandemie-Verordnungen werden inzwischen gelockert. Radfahren war jedoch stets erlaubt und manche Bezirke überraschten mit Popup-Radwegen. Deshalb basteln wir uns einen Drahtesel.

Benötigt wird Draht von 1-2 Millimeter Stärke, gern auch aus Aluminium, Papier und Bleistift für die Vorlage, ein Drahtschneider, eine Zange,
ein Messer, eine Ahle, ein Weinkorken und wie immer, Lust zum Pfriemeln.
Meinen Esel oder eine andere Eselkontur aufs Papier zeichnen. Eine solche Vorlage erleichtert das Biegen. Anschließend den Korken vorsichtig längs plan schneiden, er ist der Sockel. Mit der Ahle zwei Löcher in den Korken stechen und die Beine des Drahtesels dort einstecken.
Fertig.

 

Vorbei, die Wilde-Zeit in Neukölln

Tasmanias Vorsitzender Detlef Wilde gibt den Staffelstab weiter

Tasmania – Vorstandswechsel. Links Almir Numic, rechts Detlef Wilde.        Foto: Hagen Nickelé

Während im Profibereich der Ball ohne Zuschauer in den Stadien wieder rollt und somit auch bei »Hertha BSC« und dem »1.FC Union«, ruht bei allen anderen Fußballvereinen der Hauptstadt weiterhin der Betrieb. Bis dato ist eine endgültige Entscheidung über den Umgang mit den laufenden Spielzeiten weder in den beiden überregionalen Ligen des Nordostdeutschen Fußball-Verbands (NOFV) mit Berliner Vertretern getroffen worden, der Regionalliga Nordost beziehungsweise Oberliga Nord, noch in den Hauptstadtklassen ab der Verbandsliga abwärts. Vorbei, die Wilde-Zeit in Neukölln weiterlesen

Petras Tagebuch

Vögel und Stiefmütterchen

Eine der Tätigkeiten, die ich besonders liebe, ist die Entrümpelung des Balkons vom vergangenen Herbst und Winter. In diesem Jahr hatte ich es zunächst mit Tauben zu tun. Sie wollten auf meinem Sommerlieblingsort nisten.
Meine Erfahrung mit nistenden Vögeln auf dem Balkon ist nicht gut. Vor wenigen Jahren hatte sich ein Amselpärchen den Platz ausgesucht. Infolge dessen konnte ich zunächst den Balkon nicht mehr betreten. Die Tiere griffen mich im Sturzflug an, ich fühlte mich an Hitchcocks »Die Vögel« erinnert. Klar, sie haben ihre Brut nur verteidigt, mir allerdings auch mein Sommervergnügen genommen. Mit der Zeit gelang es mir, Vertrauen zu schaffen. Tee trinken ging zwar nicht, aber immerhin durfte ich mal gucken.
Die Tauben habe ich folglich aus Überzeugung vertrieben, indem ich jeden Tag neue Lebensumstände für sie schuf. Ich räumte hin und her,  und irgendwann begriffen sie, dass sie bei mir nicht erwünscht sind.
Nun endlich konnte ich so räumen, dass es mir gefällt. Ich besorgte neue Pflanzen und pflanzte sie ein und entfernte altes Laub.
Es gab eine schöne Überraschung bei den Aufräumarbeiten: Da drängelte sich doch ein kleines Stiefmütterchen durch eine Ritze des Balkonbodens und schaute mich frech an. Wie es dahin kam, ist mir ein Rätsel. Es gibt dort keine Erde, und es ist viele Jahre her, dass ich mal Stiefmütterchen hatte. Nun wächst es bereits seit mehreren Wochen, es kommen neue Blüten hinzu, es ist eine Freude, dem Wachstum auf dem Betonboden zuzuschauen. Und ich gebe zu, dass ich sie gieße.
Auch dieser Frühling musste erobert werden.