Zum letzten Mal in der Hasenheide

Neuer Standort gesucht.   Foto:bs

55. »Neuköllner Maientage«

In die feierliche Eröffnung der 55. Neuköllner Maientage am 29. April fielen einige dunkle Tropfen der 50 Liter gesponsorten Schwarzbieres, wie Thilo-Harry Wollenschläger, der Veranstalter dieses Traditionsfestes so bildlich beschrieb.
»Die Schausteller haben während der Pandemiezeit genug Nachteile und finanzielle Einbussen hinnehmen müssen. Sollten die beliebten und traditionellen Neuköllner Maientage garnicht mehr stattfinden können, wäre das für viele Schausteller nicht mehr zu verkraften,« erklärte Wollenschläger zu seiner kürzlich gestarteten Petition zum Erhalt des Festes. Da der Klimawandel der Hasenheide inzwischen stark zugesetzt hat, wird sie klimaresilient umgestaltet und steht für die Maientage zukünftig nicht mehr zur Verfügung. In den nächsten Jahren werden fünf Millionen Euro Bundes-Fördermittel dafür eingesetzt, um der Trockenheit entgegenzuwirken und Bäume zu pflanzen. Zum letzten Mal in der Hasenheide weiterlesen

Prima Klima

Der durch homo sapiens-Pfoten beschleunigte Klimawandel wird zwar von einigen immer noch geleugnet, findet allerdings trotzdem statt. Grünanlagen verdursten, neu gepflanzte Bäume wachsen schlecht an, nicht nur menschliche Kreisläufe brechen zusammen, Viren feiern Siegeszüge.
Unser Verbraucherverhalten ändert sich nur langsam, bei einigen bewusst, bei anderen notgedrungen, je nach Geldbeutel verkraftbar oder ein Desaster. Ökologische Gegebenheiten werden von den einen hinterfragt und schonend angegangen, von anderen knallhart versilbert.
Die drei Hauptprobleme, die es zu lösen gilt heißen: Wasser, Ener­gie, Lebensmittel.
Dessen ungeachtet vermüllen wir weiterhin unsere Kieze, ignorieren Abhängigkeiten und schimpfen lieber auf andere. »German Zero,« »Letzte Generation« oder »fridays for future« bieten viel Diskussionsstoff, Teillösungen und versuchen zu retten, was zu retten ist. Jeder hat die Möglichkeit etwas zu tun. Achtsamkeit, Rücksicht und Mitmenschlichkeit sind die Gebote der Stunde!

Beate Storni

Es reicht hinten und vorne nicht

Steigende Energiepreise beuteln die Geldbörse

»Man kann den Cent umdrehen soviel man will, es wird nicht mehr.« Peter stoppt seinen Elektrorollstuhl, um Pfandflaschen in einer Plastiktüte mitzu nehmen. Der Einkauf wird zu teuer, es reicht hinten und vorne nicht, um alles aus seiner zu knappen Sozialrente zu erschwingen, ein wahrer Kraftakt, nicht nur für ihn, sondern auch für andere Menschen, die Transferleistungen beziehen. »Ich fahre schon herum, von Geschäft zu Geschäft, um zu sehen, ob es etwas billiger gibt«.


In diese Bedrängung kommen nicht nur Menschen, die soziale Leistungen beziehen, sondern alle anderen, die von ihrer Erwerbsarbeit leben und nicht zu den Vielverdienenden zählen. Der Mindestlohn liegt noch nicht bei zwölf Euro. Selbst die, welche im Mittelfeld recht gut verdienen, können nicht absolut sicher sein, dass ihr Einkommen künftig zur Deckung des Lebensstils reichen wird, zumal sie alleinerziehend sein können oder Familien haben. Den steigenden Mieten folgen nun die Energiekosten und Lebensmittelpreise. Es reicht hinten und vorne nicht weiterlesen

Essen für alle

Neue Arbeitsgruppe der »Linken« – es ist angerichtet, kommt vorbei!

Im Januar hat sich im Bezirksverband der Linken Neukölln eine neue Arbeitsgemeinschaft entwickelt.
Neukölln weist eine der höchsten Zahlen an wohnungslosen Menschen unter den Berliner Bezirken auf. Viele laufen psychisch am Limit.

Essen auf Rädern.    Foto:Die Linke

Obwohl Neukölln häufig als »Brennpunktbezirk« abgewertet wird, wird politisch wenig für die vulnerabelsten Gruppen getan. Harte Corona-Regelungen haben dazu geführt, dass die Möglichkeit für wohnungslose Menschen sich an warmen Plätzen aufzuhalten weiter eingeschränkt wurde und sie sich vermehrt diskriminierendem Verhalten von Sicherheitsdiensten der DB ausgesetzt sahen.
Die AG Straße möchte einen politischen Beitrag zur Verbesserung der Situation armer Menschen im Bezirk leisten und als Sprachrohr nach Innen und Außen fungieren, für jene Menschen, deren Stimme häufig nicht gehört wird. Essen für alle weiterlesen

Es grünt so grün

Neue Straßenbäume müssen hart im Nehmen sein

Wenn auch in Zukunft Straßenbäume Schatten spenden und die Aufenthaltsqualität auf den Straßen erhöhen sollen, müssten sie jetzt gepflanzt werden, sagte Neuköllns Stadtrat für Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr, Jochen Biedermann (Grüne) und schritt zur Tat.

Bezirksamt bei der Arbeit.   Foto: mr

Gemeinsam mit Vertreterinnen der »Stadtbaumkampagne« pflanzte er am 11. April an der Stuttgarter Straße 35 nahe Hertzbergplatz einen neuen Stadtbaum. Die Kleinkronige Winterlinde wird dort eine Lücke in der Baumreihe schließen. Weitere 120 Bäume sollen in diesem Frühjahr in Neukölln noch folgen.
Die vorbereitenden Arbeiten für die Pflanzkampagne hat der Bezirk seit Ende Januar in die Wege geleitet. So muss an jedem potentiellen Standort geprüft werden, ob eine Vergrößerung der Baumscheibe möglich ist, welche Leitungen dort in der Erde liegen und ob er für einen Jungbaum überhaupt geeignet ist. Es grünt so grün weiterlesen

Seit zehn Jahren ungesühnt

Gedenkfeier erinnert an den Mord an Burak Bektaş

Zehn Jahre sind inzwischen vergangen, seit am 5. April 2012 ein Unbekannter in der Nähe des Neuköllner Krankenhauses unvermittelt auf eine Gruppe Jugendlicher schoss. Der damals 22 jährige Burak Bektaş starb, zwei seiner Begleiter wurden schwer verletzt. Der Täter verschwand, von ihm fehlt bis heute jede Spur. Der Verdacht steht seitdem im Raum, dass Burak Bektaş Opfer eines rechtsextremen Verbrechens geworden ist. »Der Tathergang erinnert an die Morde des NSU«, erklärt die »Initiative zur Aufklärung des Mordes an Burak Bektaş«.

Menschen gedenken.Foto: mr

Rund 200 Menschen – Angehörige, Freunde und Mitglieder verschiedener Initiativen, die sich für die Aufklärung der Mordtat einsetzen – versammelten sich am 10. April an der Gedenkstätte am Möwenweg, um zu erinnern und anzuklagen. Mit Blick auf den Mord und auch im Zusammenhang mit der seit Jahren anhaltenden rechtsextremen Angriffsserie in Neukölln forderten sie eine lückenlose Aufklärung: »Wir werden Jahr für Jahr hier stehen bis der Täter gefasst ist«. Seit zehn Jahren ungesühnt weiterlesen

Fête de la musique

Dieses Jahr hat die Senatsverwaltung für Kultur und Europa unseren Bezirk Neukölln mit Augenmerk auf die Gropiusstadt als Partnerbezirk für das beliebte Musik-Event »Fête de la Musique« auserkoren, das in diesem Jahr zum vierzigsten Mal stattfindet.
Auf fünf Bühnen in Neukölln wird zum Sommeranfang am 21. Juni wieder gezupft, geträllert und gehampelt.
Auf dem Campus Rütli im Reuterkiez, am Herrfurthplatz im Schillerkiez, auf der Freilichtbühne des Gutshofes Britz, sowie auf dem Lipschitzplatz und im Garten der Alten Dorfschule in Rudow werden nachmittags bis abends die unterschiedlichen künstlerischen Darbietungen zu bewundern sein.
Ebenso kann privat und öffentlich musiziert werden, was die Instrumente und die Stimmen hergeben.
Aber bitte, liebe Neuköllnerinnen und Neuköllner, um 22 Uhr ist Ruhe im Karton!

bs

Schule brennt

Senat und Bund müssen Geld in die Hand nehmen

Das Aktionsbündnis »Schule Muss Anders« besteht weiterhin darauf, dass der rot-grün-rote Berliner Senat seine Versprechungen einhält, deutliche Verbesserungen an den Schulen herbeizuführen. Es wird verlangt, dass in Berlin mindestens zehn Millionen Euro für den Bereich der Schulbildung bereit gehalten werden. Ohne diese Summe für Investitionen gäbe es weder neue Lehrkräfte noch Schulen, in denen von Sauberkeit die Rede sein könne. Vor allem sei eine vollständige Rückführung aller Dienstleistungen an den Schulen nicht vorgesehen.

Kraftvoll für eine andere Schule.   Foto: Christian von Polentz

Vier Brennpunkte gibt es, und dazu vier Forderungen:
Die pädagogischen Kräfte an den Schulen leiden unter Überlastung. Das wirkt sich auf Schülerinnen und Schüler aus, denen derzeit nicht gerecht werden kann. Für die Zukunft sollten daher 3.000 neue Lehrkräfte beschäftigt werden. Von Berliner Hochschulen gingen derzeit allenfalls 900 in den aktiven Beruf. Schule brennt weiterlesen

Stört Religion den Schulfrieden?

Ein Lehrer berichtet aus der Praxis

Dass die Diskussion um den Schulfrieden entstand, hat eine längere Vorgeschichte. Vor Jahren schon hatte eine Gewerkschaft eine Deutschenfeindlichkeit beobachtet.
Mit dem Projekt »Anlauf und Registerstelle konfrontative Religionsbekundung« des Vereins »Devi« (Demokratie und Vielfalt) sollen jetzt Fälle gesammelt werden, damit der Begriff »Störung des Schulfriedens« justiziabel gemacht werden kann. In der Neuköllner Bezirksverordnetenversammlung im Januar wurde kontrovers darüber diskutiert. Stört Religion den Schulfrieden? weiterlesen

Häusliche Gewalt

Frauentreffpunkt Selchower Straße

Ort der Hilfe.     Foto: bs

Der Frauentreffpunkt in der Selchower Straße 11 ist eine Beratungsstelle der Caritas und unterstützt Frauen und ihre Kinder, die häusliche Gewalt erfahren haben. Häusliche Gewalt wird in verschiedenen Formen des partnerschaftlichen Zusammenlebens ausgeübt. Das kann beinhalten Beleidigung, Beschimpfung, Bedrohung, Misshandlungen, sexueller Missbrauch, Verletzungen bis hin zum Tod. So haben in Deutschland im Jahr 2020 über 148.000 Menschen häusliche Gewalt erfahren, davon waren 81 Prozent Frauen. In der Pandemie sind diese Zahlen gestiegen, da die Belastungen für die Familien zugenommen haben. Häusliche Gewalt weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Neuköllner Tageblatt – Mittwoch, 3.5.1922
Ein teures Räuschchen. Ein in der Steinmetzsraße wohnhafter Arbeiter hatte am letzten Sonnabend im Trinken des Guten zu viel getan. Er schwankte hin und her und fiel schließlich in der Prinz=Handjerystraße in eine große Schaufensterscheibe des Schuhhauses Leiser. Die Scheibe wurde völlig zertrümmert, der Zecher aber kam mit leichten Verletzungen davon. Seine Personalien wurden polizeilich festgestellt und nun soll er die Scheibe die 25 000 Mark kostet, bezahlen. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

41 Jahre mit dem »Sandmann«

Wieder feste Feste feiern

Als Helmut Gräber in der 70er Jahren Betriebs- und Volkswirtschaft studierte, ahnte er noch nicht, dass von dem Studium der erfolgreiche Wirt übrig blieb. Am 14. Mai wird er das 41ste Jubiläum des »Sandmann« feiern.
Seinen Start hatte Helmut 1978 als Kneipenmitarbeiter im damaligen »Korner«, dem heutigen »Goldammer«. Als das Lokal schloss, wechselte er 1979 in das »Hadebax« in der Wipperstraße. Das wurde bald verkauft und Helmut schwor sich eines: »Nie wieder Kneipe!«
Dieses Vorhaben wurde ad absurdum geführt, als im damaligen »Erlanger Hof« ein Nachfolger gesucht wurde. Helmut und zwei Freunde ließen sich die Gelegenheit nicht entgehen. Der »Sandmann« war geboren.


Der Vermieter des Lokals war ein Automatenaufsteller, der auf seine zu zahlende Miete 100 Prozent aufschlug. Das große Glück, das dem Trio entgegenkam, war die Befristung des Mietvertrages zwischen dem Hauseigentümer und dem Automatenaufsteller. Als dieser auslief, wurde ein neuer Vertrag zwischen dem Hauseigentümer und Helmut ausgehandelt. Der »Sandmann« musste zwar die gleiche Miete wie zuvor berappen, hatte in dem neuen Vermieter aber einen guten Freund gefunden. 41 Jahre mit dem »Sandmann« weiterlesen

»It‘s a long Story«

Neues Frühstückscafé auf dem Weg zum Tempelhofer Feld

Der »Späti 178« in der Hermannstraße unweit der Thomasstraße wird seit zehn Jahren von Denis, er war damals 18 Jahre alt, und seinem Bruder geführt. Mit der Unterstützung der gesamten Familie ist dies einer der erfolgreichen Spätis mit dauerhaft guter Laune. Das Verhältnis zwischen Vermieterin und Mieter war so gut, dass das Geschäft bald erweitert werden konnte.

Denis und sein Team.    Foto: mr

Dann kam die böse Überraschung: Die Hausbesitzerin verkaufte das Haus, und der neue Eigentümer entmietete das gesamte Gebäude. Dank der guten Worte, die der Anwalt der Familie bei der neuen Hausverwaltung einlegte, durfte der »Späti 178« bleiben.
Denis hatte aber schon seit einiger Zeit ein Auge auf das benachbarte Lokal Hermannstraße Ecke Thomasstraße geworfen. Als es geschlossen wurde, hätte er es gerne übernommen, aber hierbei hatte er kein Glück. Stattdessen wurde dort eine Shisha-Bar eröffnet.
Nun, nach den vielen Jahren des Wartens, ging Denis‘ Wunsch nach einem Mietvertrag in Erfüllung. Es begannen die Renovierungsarbeiten. Mitte April war es soweit. Es ist ein Frühstücksrestaurant entstanden, das ausgesprochen geschmackvoll gestaltet wurde. Ein helles, freundliches Grau an den Wänden und freigelegte Ziegelsteine laden zum Verweilen ein. »It‘s a long Story« weiterlesen

Vier und mehr Ecken für den Jieper

Imbissen von Biospargelpizza bis Ananasburger am Böhmischen Platz

Pizza geht immer – daher scheinen neue Pizzerien gerade wieder im Kiez wie Pizze aus dem Boden zu schießen. Mal mit eher liefer­orientiertem Standardprogramm wie in »Luigis Pizzeria« in der Kienitzer Straße 92, mal mit ganz auf ausgewählte Fladen fokussierter Vor-Ort-Gastro­nomie wie im »Gran Casino«, das den traurigen Leerstand nach dem »Pizza a Pezzi« am sonnigsten Eck des Reuterplatzes vor kurzem endlich beendete. Mit rund zehn Pizzen in fluffiger neapolitanischer Backweise, auch vegan, mit Friacelli-Stängelkohl und/oder reichlich Büffelmozzarella, sowie lokalen Craftbieren (Weddinger Eschenbräu-IPA!) vom Fass und Antipastiauswahl bringt sich das »Casino« in eine klare Position.

Vier Ecken.    Foto: hlb

In der Sanderstraße 5 überrascht und mitkonkurriert das kleinere »Caputo« mit Trattoriaoptik und durchaus stattlichem italienischem Feinkostgeschäftangebot. Dass es hier – wie auch bei »Luigi« – zwar einen Steinofen, aber nichts Schweinefleischiges und keinen Alkohol gibt, relativiert die Authentizität, doch mit Aufmerksamkeit und Freundlichkeit, Portafogli (gefalteten Pizzataschen) und üppigen Pastagerichten könnte das »Caputo« sich behaupten.
Am Böhmischen Platz allerdings geht es für Pizzaphile deutlich zeitgemäßer und mit besserem Karma zu. Seit einem Jahr fabriziert und verkauft hier das »Vier Ecken« (natürlich eckige) Pizza und -stücke im römischen Stil, aus (wie beim Dinkel- 24 Stunden) lang geruhtem und dann mehrfach gebackenem Teig. Vier und mehr Ecken für den Jieper weiterlesen

Selbstvertrauen digital

Neue Workshops von Barbara Westphal

Bei MIR sein – Innehalten und Entspannen. Die Verbindung zu mir und meiner Weiblichkeit stärken mit Gudrun Propp und Barbara Westphal.
Wir möchten uns mit euch zu den Fragen austauschen: Wer bin ich?
Was möchte ich? Wie möchte ich leben?
Start am 13. Mai 2022 von 17:00 bis 18:30 und dann jeden 2. und 4. Freitag im Monat.
Der erste Termin ist kostenfrei. Für alle Folgetermine nehmen wir einen Ausgleich von 35 Euro.
Die Termine finden online via Zoom statt.
Weitere Infos gibt es unter o175 594 59 02 oder www.westphal-coaching.de
»Raus aus der Krise – Rein in die Kraft«. In 10 Schritten zu mehr Gelassenheit mit Hanno Schenk und Barbara Westphal
Das »Hier und Jetzt« ist herausfordernder denn je: Zwei Jahre Pandemie und die jüngsten Entwicklungen in Osteuropa können dazu führen, dass es vielen schwer fällt, zuversichtlich und kraftvoll zu bleiben. Umso wichtiger ist es, die eigene Kraft zu stärken, Zuversicht und Energie zu tanken.
In unserem Kurs »Raus aus der Krise – Rein in die Kraft« begleiten wir Sie online zu mehr Selbstvertrauen und Stabilität.
Inhalte sind u.a.: Sie erkennen ihre Stärken, aktivieren ihre Ressourcen, bekommen Impulse zur Selbstfürsorge und vieles mehr.
Weitere Informationen gibt es unter www.gelasse-online.de, www.westphal-coaching.de oder 0175 595 59 02

Marktleben

Musik auf der DICKEN LINDA

Von Mai bis September ist der Regionalmarkt DIE DICKE LINDA, der allwöchentlich auf dem Kranoldplatz stattfindet, wieder Gastgeber für kleine Kiez-Konzerte – an jedem zweiten Samstag im Monat. Der Saison-Auftakt ist am 14. Mai.
»Nachdem die Pandemie zwei Jahre lang Live-Musik auf Märkten unmöglich machte, freuen wir uns jetzt um so mehr, dass es nun wieder losgehen kann«, so der Markt-Betreiber und Konzert-Initiator Nikolaus Fink. »DIE DICKE LINDA ist ein entspann­ter Wochenmarkt, der Kranoldplatz ideal für unsere Kiez-Konzerte. Schon vor Corona hatten wir vier Sommer lang Musikerinnen und Musiker zur Marktzeit auf den Platz geholt – mit toller Resonanz.« Sonne tanken, gutes Essen genießen, dabei endlich wieder handgemachte Musik hören.
Den Reigen der sogenannten »Musik-LINDA’s« eröffnet am 14. Mai eine waschechte Neuköllner Combo. Einen Namen hat die Band aus dem Bezirk nicht, die Besetzung findet sich jedes Mal neu zusammen. Aber eines steht schon fest: Baptiste Bonafini, den man eigentlich vom Peppikäse-Stand kennt, wird zwischendurch mitmusizieren. Mit Gitarren und Geige werden er und seine Bandkollegen Irish Folk zum Besten geben –Garant für einen heiteren Musik-Auftakt auf der DICKEN LINDA.
Auf dem Regionalmarkt DIE DICKE LINDA gibt es immer samstags von 10 bis 16 Uhr Gemüse, Fisch, Wild, Käse, Streetfood, Cappuccino und Co. – und 2022 an den folgenden Markttagen ab 12 Uhr auch Live-Musik: 14.05. / 11.06. / 09.07. / 13.08. / 10.09.

pm

Ein Zeichen für Solidarität

Zeichnungen für den Frieden

Dirk Müller studierte Architektur an der Beuth-Hochschule. Er arbeitete als selbstständiger Entwurfs- und Designarchitekt. Heute arbeitet er für die öffentliche Hand und berät bei der Realisation von Schulbauten.
Aber er ist auch ein gestaltender Künstler, der ein Projekt gestartet hat, um die Menschen in der Ukraine zu unterstützen.

Zeichnung: Dirk Müller

Kurz nach Beginn des Krieges in der Ukraine hat er ein Bild gemalt, bestehend aus fünf Tafeln zum Thema Frieden – PEACE. Jede Tafel zeigt ein Segelschiff mit einem blau-gelben Segel, das einen sicheren Hafen ansteuert. Geleitet werden die Schiffe immer durch einen Leucht- beziehungsweise Fernsehturm. Bei dem Original im DIN A4 Format handelt es sich um eine Graphitzeichnung, die nachträglich mit Aquarellfarben koloriert wurde. Ein Zeichen für Solidarität weiterlesen

Klassenjustiz

Buchrezension von Anne Seeck

»Vor dem Gesetz sind nicht alle gleich« heißt das 270-seitige Buch des promovierten Juristen und Redakteurs der Süddeutschen Zeitung Ronen Steinke. Der Autor zeigt systematische Ungerechtigkeiten im Strafsystem auf. Einkommensarme Menschen, die schwarzfahren oder einen kleinen Ladendiebstahl begehen, werden hart bestraft. Verfahren wegen Wirtschaftskriminalität werden dagegen eingestellt oder es wird milde geurteilt. Ronen Steinke recherchierte bei Staatsanwält*innen, Richter*innen, Anwält*innen und Verurteilten. Dabei geht der Autor in verschiedenen Kapiteln die einzelnen Stationen der rechtlichen Verfahren durch. Er beschreibt die Rolle der Anwält*innen, untersucht Urteile (zum Beispiel die Bedeutung verhängter Geldstrafen) und analysiert die Auswirkungen der U-Haft und von Gefängnisaufenthalten. Nach den Kapiteln zur Wirtschafts- und zur Elendskriminalität legt er schließlich Ideen vor, wie es gerechter zugehen könnte. Klassenjustiz weiterlesen

Rabotajet

Arbeitsplatz U-Bahn

Mitten drin und nicht dabei. Grelles U-Bahn Licht scheint mir in die Augen. Tausend Gerüche überfordern meine Nase. Ich rieche Kaffee, Gebäck, Parfüm, Zigarettenrauch und einen Grundton aus Urin.
Auf den Bänken liegen in Decken gehüllt weitere Leidensgenossen, die noch nicht die Notwendigkeit zum Aufstehen sehen. Schon beneidenswert so ein tiefer Schlaf. Ob mit oder ohne Hilfsmittel habe ich nur einen leichten Schlaf. Bin sehr schreckhaft. Immer auf der Hut. Als Frau hat man es nicht leicht auf der Straße. Manche hatten Pech.
Die nächste Bahn kommt an. Ich steige ein. Noch grelleres Licht. Alle Sitzplätze belegt. Die Stimmung scheint ok zu sein. Ich gehe noch einmal meinen Text im Kopf durch und höre mich dann nach einem tiefen Atemzug sagen: «Entschuldigen Sie die Störung, ich bin seit zwei Jahren obdachlos und auf Hilfe angewiesen. Wenn der eine oder andere vielleicht ein wenig Kleingeld oder etwas zu Essen hätte, wäre mir schon sehr geholfen. Vielen Dank und einen schönen Tag.« Meine Stimme hört sich gedämpft und weit weg an. Mit Tunnelblick laufe ich durch die Abteile. Meinen Text lasse ich wie von einer Platte ablaufen. Früher habe ich mich sehr geschämt Menschen anzubetteln, mittlerweile bin ich selbst emotional so abgestumpft, dass es mir egal ist. Geistesabwesend wandele ich durch den Zug. Becher links halten, Becher rechts halten. Text. Weiter. Rabotajet weiterlesen

Schritt zurück nach Neukölln

Der »SV Tasmania« steigt nach einem Jahr wieder ab – mit zumindest einem positiven Nebeneffekt

Lange genug Zeit hatte man ja, sich geistig darauf vorzubereiten: Nach 16 Partien mit nur einem einzigen Punktgewinn (und 18 ohne Sieg) war der »SV Tasmania« am letzten Aprilsonntag im Heimspiel gegen den »FC Eilenburg« zum Siegen verdammt, um überhaupt die minimale Chance auf den Klassenerhalt weiter aufrecht zu halten. Doch dieses Siegen haben die Neuköllner eben verlernt – das zeigte sich selbst gegen den limitierten Mitaufsteiger aus Sachsen, der eine Stunde gegen eine verunsicherte Mannschaft von Tasmania ohne größere Mühe mit 1:0 in Führung lag. Erst mit einem Tor der Marke »Zufallstreffer« gelang Gündogdu dann doch der Ausgleich – und plötzlich lief der Ball beim Team von Trainer Franke.

Ästhetische Beinfreiheit.Foto: Hagen Nickelé

Doch nun offenbarte sich das nächste Manko: Die Abschlussschwäche. Selbst aus fünf Metern Entfernung schoss Bier bei der besten Chance den Ball noch über das Tor – und als sei das noch nicht genug, gelang den Gästen dann kurz vor Schluss sogar noch das Siegtor. Dabei hatte der Eilenburger Verteidiger den Ball schlicht hinten rausgeschlagen, doch Tas­manias Abwehr überbot sich an Stellungsfehlern, und am Ende schob der gegnerische Angreifer den Ball ins leere Tor. Schritt zurück nach Neukölln weiterlesen

Der Schein der Sterne scherte ihn nicht

Abschied von Thomas Bordiehn * 5. Januar 1958 † 6. April 2022

Vielleicht wäre Thomas ja ein bekannter Fernsehkoch geworden, wäre da nicht die Sache mit dem Aschenbecher gewesen. Ende der Achtziger Jahre herrschte in der Küche des Duisburger Hofs Alarmstimmung. Der junge Küchenchef hatte seine Brigade zu immer neuen Höchstleistungen getrieben. 15 Punkte im Guide Gault Millau waren der Lohn, und es war nur eine Frage der Zeit, wann es den ersten der begehrte Sterne im Guide Michelin geben sollte. Natürlich musste alles perfekt funktionieren, wenn der Prüfer kommen sollte. Das Problem ist allerdings: Prüfer kommen inkognito. Jeder Gast hätte also im Namen des Guide Michelin speisen können. Diese Ungewissheit zehrte an den Nerven aller. Als Thomas eines morgens seinen Kaffee nicht in die Tasse, sondern in den daneben stehenden Aschenbecher goss, wurde ihm klar, dass die aufreibende Sternenjagd es nicht wert war, ihr das ganze Leben zu opfern. Thomas Bordiehn, jüngster Küchenmeister bei Steigenberger, der als junger Demi-Chef im Aachener Quellenhof einen Stern mit erkocht hatte, eines der größten Talente in deutschen Küchen kündigte – einfach so, von einem Moment zum anderen. Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende. Es wurde zu einer Art Lebensmotto. Der Schein der Sterne scherte ihn nicht weiterlesen

Basteln mit Rolf

Purzelbär

Trotz der traurigen Zeiten basteln wir zur Auflockerung einen Purzelbaum schlagenden Bären. Es werden zwei gleichgroße und nicht konische Schraubflaschenverschlüsse benötigt, dünnes, weißes Papier, eine Schere, Buntstifte, eine Glasmurmel, oder ein Stein, Heißkleber, oder Knete und natürlich Lust zum Pfriemeln. Basteln mit Rolf weiterlesen

Josephines Tagebuch

Der ukrainisch-deutsche Kreis

Es war 7 Uhr 30. Ich war hellwach, aber nicht aufstehbereit. ARTE ist in so einer Situation immer eine gute Lösung. Also suchte ich nach einer Doku. Ich fand eine über die Ukraine, die sich mit dem gegenseitigen Helfen im Krieg befasst.
Die Doku startete, und plötzlich war Reshat, ein Freund von mir aus Kiew, im Bildschirm. Er ist Mitinitiator der »Angels of Kiew«, die ärmere und einsame Menschen mit Medikamenten und Lebensmitteln versorgen. Für manche Menschen sind sie der einzige Kontakt und geben ihnen viel Mut und Zuwendung.
Die zwei Produzentinnen, die aber auch Fotografinnen sind, kommen aus Kiew und Deutschland und heißen Mila und Johanna. Das verwirrte mich, weil eine meiner Freundinnen eine Fotografin mit Namen Mila aus der Ukraine kennt. Ich schrieb meiner Freundin in Deutschland und fragte nach. Ja, tatsächlich hat sie die Dokumentation produziert. Josephines Tagebuch weiterlesen