An den Problemen hat sich offenbar nichts geändert
Dem eklatanten Wohnungsmangel Berlins nach dem 1. Weltkrieg effektiv zu begegnen, war das vorrangige Anliegen des Schöneberger und späteren Berliner Baustadtrats Martin Wagner. Sein Ziel war es, trotz Hyperinflation, Bankenkrise und Arbeitslosigkeit in der Weimarer Republik, mit staatlicher Förderung und Obhut moderne lebenswerte Wohnsiedlungen mit für jedermann erschwinglichen Mieten zu bauen. Mit der Großsiedlung in Berlin Britz begann der soziale Mietwohnungsbau.
Hufeisensiedlung wird gefeiert. Foto: rr
Artikel 155 der Weimarer Verfassung legte fest, »dass jedem Deutschen eine gesunde Wohnung, und allen deutschen Familien, besonders den kinderreichen, eine ihren Bedürfnissen entsprechende Wohn- und Wirtschaftsstätte« zustehe. Vor Baubeginn noch wurde aus politischen Gründen das Britzer Siedlungsprojekt zweigeteilt. Ab 1925 entstanden parallel zur Fritz-Reuter-Allee die Hufeisen- und die Krugpfuhlsiedlung. Eine Bekämpfung der Wohnungslosigkeit blieb unerreicht, auch die Mieten dieser Sozialbauten konnten sich die »minderbemittelten Volksklassen« nicht leisten, weshalb hier überwiegend Facharbeiter, Angestellte und Beamte einzogen. Ach ja, 100 Jahre Großsiedlung Britz weiterlesen →
1946 Der RIAS (Rundfunk im Amerikanischen Sektor) in Britz nimmt seine Sendetätigkeit auf. 1948 Die im Krieg als Lazarett benutzte Schule an der Onkel-Bräsig-Straße nimmt den Betrieb wieder auf, neuer Name Fritz Karsen Schule, erster Leiter der Schulreformer Fritz Hoffmann. 1949 Gründung des Tennisclubs »Rot-Weiß-Neukölln« in Britz. 1950 Gründung des Tennisclubs »Blau-Weiß-Britz«. Britz hat 37.108 Einwohner und nur noch 50 Gärtnereien. 1951 Am Buschkrug wird die Körnersche Kiesgrube verfüllt und zu einem Park; dort wurden 16 Urnen aus vorgeschichtlicher Zeit gefunden und gesichert. Chronik des Dorfes und des Ortsteils Britz weiterlesen →
Frantz Fanon als grundlegender Denker der Dekolonisation
Eine Gesellschaft ist entweder rassistisch oder sie ist es nicht. Ich kann sagen, Frankreich ist rassistisch, ich kann sagen, Europa ist rassistisch.
Aktuell kraftvolle Worte, die Frantz Fanon zur Zeit des aktiven französischen Kolonialismus zur Sprache bringt. Frankreich hatte Kolonien in der Karibik, in Afrika, in »Indochina«. Rund um die Welt ging der weiße Kolonialismus. Bis der harte bewaffnete Befreiungskampf Unabhängigkeit durchsetzte, und leider dann die neuen kolonialen Strukturen von Nord nach Süd entstanden.
Frantz Fanon ist weit mehr als ein Rechtfertiger von gewaltsamem Widerstand gegen koloniale Gewalt. Er war Arzt und als Psychologe tätig. So durchleuchtet er von allen Seiten den Zusammenhang von wirtschaftlichen Verhältnissen und den durchdringenden Auswirkungen auf die kolonisierten Menschen und die weißen Kolonisatoren. Das geht bis in die Sprache hinein, die Fanon genau unter die Lupe nimmt, um Rassismus aufzuzeigen. Die Verdammten dieser Erde weiterlesen →
Das Unklare, Unbestimmte, nicht Fassbare ist das Thema der neuen Gruppenausstellung »Nebula«, die noch bis zum 21. September in der »Galerie im Saalbau« läuft.
Der Nebel: Eine Metapher für das unbekannte, Gefährliche. Das wird besonders deutlich in einer Videoarbeit, in der Filmszenen aus Kinofilmen zusammengeschnitten wurden, die im Nebel spielen, nur verschwommene Figuren zeigen, und dadurch eine geheimnisviolle, unheimliche Atmosphäre erzeugen. Andere Werke zeigen flüchtige Zustände, die sich permanent verschieben, Skulpturen, die sich bewegen und so ihre Form ändern. Wieder andere Skulpturen wirken seltsam verdreht, wie aus fremden Welten. Nichts in dieser Ausstellung ist eindeutig. »Die Ausstellung entzieht sich der Logik von Antwort und Ordnung, sie bleibt ein Raum der Schwebe«, heißt es im Begleittext.
Riesentorte zur Britzer Jubiläumsfeier. Foto: Stephanus Parmann
Geburtstagfeier auf dem Gutshof Britz
Britz, ein Ortsteil Neuköllns, feiert 2025 seine 650-jährige Beurkundung im Landbuch Kaiser Karls IV. Initiiert vom Britzer Gesprächskreis organisierten Britzer Bürger und Vereine ehrenamtlich die Feierlichkeiten auch weil sich der Bezirk finanziell sehr zurückhielt.
Für die Bundesgartenschau schuf der Bildhauer Eckart Haisch vor 40 Jahren den »Goldenen Esel«. Er ist das Jubiläumsmaskottchen. Auf dem Sommerfest des Gutshofes Britz konnten sich alle Involvierten vorstellen. Das Museum Neukölln hatte einen sehr gut besuchten Bastelstand. Das Maskottchen konnte dort nachgestaltet werden. 650 Jahre Britz weiterlesen →
»Freunde Neuköllns« stellen Projekt zur Grabpflege vor
Friedhöfe sind steinerne Archive der Geschichte. Der Friedhof Buschkrugallee ist ein solches Geschichtsbuch. Neben den Grabstätten von Hermann Boddin, Neuköllner Bürgermeister, und Raphael Silberstein, Stadtrat für Gesundheit, finden sich Familiengräber eingewanderter Böhmen, teils geschmückt mit monumentalen Grabmälern. Aber für viele der historischen Grabstätten existiert kein Nutzungsberechtigter oder Angehöriger mehr, der sich für den Erhalt und die Pflege zuständig fühlt.
Solche Gräber zu pflegen und vor dem Verfall zu bewahren, hat sich jetzt der Verein »Freunde Neuköllns« vorgenommen.
Grabpaten bei der Arbeit.Foto: Werner Schmidt
Gemeinsam mit dem zuständigen Bezirksstadtrat Jochen Biedermann und dem Grünflächenamt des Bezirks Neukölln wurde am 4. Juli das Projekt »Grabpatenschaften« in der Gedenkhalle des Friedhofs vorgestellt. Patenschaften für verwaiste Gräber weiterlesen →
Erste Leiche wurde am 5. Juni 1875 in »recht ernstwürdiger Weise« bestattet
150 Jahre ist es her, dass der Friedhof an der Buschkrugallee eröffnet wurde. Am 1. Juni 1875 um 16 Uhr versammelten sich die »Festteilnehmer« am alten Kirchhof, um zu dem neuen Begräbnisplatz zu ziehen. In einem überlieferten Bericht wird die damalige Ansprache des Amtsvorstehers und späteren Bürgermeisters von Rixdorf, Hermann Boddin, wiedergegeben.
Ehrengrab Hermann Boddin. Foto: mr
Darin wird unter anderem der Verlauf der Schaffung dieses Friedhofes beschrieben. Danach wurde am 22. September 1874 das Grundstück erworben. Anschließend bedurfte es der Genehmigung der zuständigen Behörden. So wurde am 6. Oktober die »königliche Regierung zu Potsdam« um Genehmigung der Anlage gebeten, die sieben Wochen später erteilt wurde. Am 15. Januar 1875 genehmigte der Landrat des Kreises Teltow den Bau. Die Schaffung des Friedhofes hat rund ein Dreivierteljahr gedauert. 150 Jahre Friedhof Buschkrugallee weiterlesen →
1904 Die Gemeinde Britz beginnt mit der Einrichtung der Kanalisation und bekommt ein Pumpwerk an der alten Spätstraße. 1906 Der Teltowkanal wird durch Kaiser Wilhelm eröffnet. 1910 Der Straßenbahn-Bahnhof an der Gradestraße wird in Betrieb genommen. Das erste Britzer Rosenfest findet statt – »Rosen Britz« liefert Rosen in alle Welt. 1911 Baubeginn der »Ideal«-Siedlung zwischen Rungiusstraße und Pintschallee. Die Baugenossenschaft IDEAL wurde von der AOK Rixdorf gegründet. Auf der ersten Deutschen Rosenausstellung wurden 60.000 Schnittblumen gezeigt. 1919 Gründung der Fleischwarenfabrik »Efha«. Die Britzer Landgemeinde zählt 13.477 Einwohner. Chronik des Dorfes und des Ortsteils Britz weiterlesen →
Am 3. August 2014 ändert sich Nadia Murads Leben für immer. Der IS überfällt ihr jesidisches Dorf Kocho im Nordirak. Männer werden ermordet, Frauen und Kinder verschleppt. Nadia verliert 44 Angehörige. Sie selbst wird zur Sexsklavin. Drei Monate lang ist sie gefangen – gedemütigt, vergewaltigt, gebrochen. Doch Nadia überlebt. Und sie schweigt nicht. In ihrem Buch »Ich bin eure Stimme« erzählt sie von ihrem Leid, aber auch von ihrem Mut. Nach ihrer Flucht kommt sie über ein Flüchtlingslager nach Deutschland. Von dort beginnt ihr Kampf: gegen das Vergessen, für Gerechtigkeit. Sie will, dass die Taten des IS als Völkermord anerkannt werden. Tausende jesidische Mädchen sind bis heute vermisst. Nadia spricht für sie – für die, die keine Stimme mehr haben. Als Sonderbotschafterin der Vereinten Nationen erhebt sie weltweit das Wort. 2018 erhält sie den Friedensnobelpreis. Ihre Botschaft ist klar: Schweigen hilft den Tätern, nicht den Opfern. Nadia Murad ist ein Symbol – nicht nur für ezidische Frauen, sondern für alle Frauen und Menschen auf der ganzen Welt. Sie zeigt, dass auch aus tiefstem Leid Hoffnung wachsen kann. Ihr Mut macht anderen Mut. Ihr Leben ist ein stiller Aufschrei – und ein Ruf nach Menschlichkeit. Denn wer Unrecht erlebt hat, darf nicht schweigen. Und wer schweigt, macht sich mitschuldig.
Der Anlass war ernst: Der legendären Neuköllner Jazzkneipe »Peppi Guggenheim« geht es an den Kragen, finanzielle Probleme gefährden ihr Fortbestehen. Schon viele haben für den Erhalt der Kneipe gespendet. Musiker, die dort aufgetreten sind, erklärten sich solidarisch, indem sie bereit waren, am 18. Juli auf dem Freigelände der »Berliner Berg Brauerei« aufzutreten und die Einnahmen dem »Peppi Guggenheim« zu spenden.
Musikalische Solidarität. Foto: Kameratzas.com
Ein fünfköpfiges Jazzkollektiv mit Rudi Mahall an der Bassklarinette, Felix Wahnschaffe am Saxophon, Ben Lehmann am Kontrabass, Flo Müller an der Gitarre und Jan Leipnitz am Schlagzeug machte den Anfang und spielte modernen Jazz mit Anleihen bei bekannten Jazzklassikern. Von Jazz bis Punk weiterlesen →
1824 Dorothea Albertine von Eckardstein, geb. von Hertzberg, verkauft das Rittergut an Carl Jouanne. Er wird der erste bürgerliche Besitzer. 1856 Britz zählt 1.032 Einwohner. 1860 Es gab drei öffentliche, 54 Wohn- und 78 Wirschaftsgebäude (darunter drei Getreidemühlen).
Rittergut Britz 1860. Sammlung Duncker
1862 Der königliche Archivrat Prof. Dr. Friedrich Adolf Riedel (1809-1872) wird neuer Gutsbesitzer. 1863 Franz Ludwig Späth gründet eine Baumschule in Neu-Britz (später Späthsfelde). 1865 Riedel verkauft das Rittergut an den Kaufmann und Fabrikbesitzer Wilhelm August Julius Wrede. Vergeblich hatten sich der Kronprinz Friedrich (Kaiser Friedrich III.) sowie der Baumschulenbesitzer Späth um den Erwerb des Rittergutes bemüht. 1865 Errichtung der Holländer-Mühle am Buckower Damm durch den Mühlenmeister Johann W. Dörfer. Chronik des Dorfes und des Ortsteils Britz weiterlesen →
Die Konzertreihe wird auf drei Veranstaltungsorte aufgeteilt
Seit über 35 Jahren erfreut sich die Veranstaltungsreihe »Sommer im Park« großer Beliebtheit. Hier treffen sich Alte und Junge, Zugezogene und Alteingesessene, Kiezbewohner und Besucher über alle sozialen Schichten hinweg, um bei freiem Eintritt und ohne Konsumzwang in entspannter Atmosphäre Konzerte unterschiedlicher Genres genießen. Die Reihe hat inzwischen eine Strahlkraft entwickelt, die weit über den Bezirk hinausgeht.
Begeistertes Publikum im Körnerpark. Foto: mr
In diesem Jahr wird sich allerdings vieles ändern, das Kulturamt hat ein völlig neues Konzept entwickelt.
Die ersten vier Konzerte finden noch wie üblich im Körnerpark statt. Die Eröffnung ist am 6. Juli um 18:00 mit der Band »Currao«, die mit einer Mischung aus Ska, Nu Folk und World-Pop zu Spaß und Tanz einlädt. Nach drei weiteren Konzerten mit Soul, Brazil electro und Jazz geht es ab dem 3. August für vier Wochen auf das Dach des Kulturbunkers in der Rungiusstraße 19 als Teil von 750 Jahre Britz. »Sommer im Park« geht auf Tour weiterlesen →
»Fête de la musique« lässt Kiez und Sommerzeit erklingen
Sommeranfang, Sonne pur und dann noch Livemusik satt – schöner kann es nirgends sein. Seit 42 Jahren macht die »Fête de la musique« zur Sonnenwende allen möglich, Vielfalt und Zauber der Musik umsonst und hauptsächlich draußen zu feiern. In Paris gestartet, wird seit 1995 auch in Berlin gefêtet, und das heuer noch gerner.
Aberdutzende Veranstaltungen auf rund 20 Bühnen waren allein für Neukölln gemeldet, mit den spontanen DJ- und Tanz-Improvisationen vor Spätis, Cafés und sonstigen Läden waren es sicher einige mehr. Das warme Wetter machte Durst und Lust aufs Feiern des Musiklebens.
GESCHMINKT, und einmalig: »Eat Lipstick«. Foto: hlb
Ein Highlight für Rockliebhaber war wie immer die Bühne auf der abgesperrten Reuterstraße vorm »Schilling«. »Late Effect« brachten die Gitarrenrockmusik der letzten Jahrzehnte souverän auf den Punkt, die Stammgäste »Eat Lipstick« mit ihrer dramatisch-exzentrischen Drag-Glam-Metal-Show verblüfften wie eh und je, machten Lust aufs neue Album und feierten ihre 30 Jahre im Reuterkiez hart, bevor »Kpt. Plasto« poetische Perlen der seinerzeit noch politisch provokativeren deutschen Rockszene kongenial wiedergaben. Musik, die schönste Sprache der Welt weiterlesen →
Plötzlich und selbstverschuldet wird Etian Grien aus seinen glücklichen Eheleben herausgerissen. Der Neurochirurg ist verheiratet mit seiner Frau Liat, sie haben zwei Kinder. Liat ist höhere Kriminalbeamtin. Da Etian Grien in der Metropole Tel Aviv eine Unregelmäßigkeit im Hospital aufgedeckt hatte, wurde nicht sein Vorgesetzter, sondern er mit seiner Familie nach Beet Schava im Süden Israels versetzt. Nach 21 Stunden Dienst im dortigen Krankenhaus tritt er in seinem Jeep auf der Wüstenstrasse im sandigen Negev auf das Gaspedal, und überfährt einen Eritreer. Er versucht zu helfen, das scheint zwecklos, und begeht Fahrerflucht.
Nach tiefem Schlaf erscheint ihm alles wie ein schlechter Traum. Doch die Realität klingelt an der Tür der Villa seiner Familie. Die schöne Eritreerin Sikrit steht vor der Tür und zeigt ihm seine Brieftasche, die er am Tatort verloren hatte. Löwen wecken weiterlesen →
Die Gruppenausstellung »Die Rückseite des Schatzes« in der »Galerie im Körnerpark« nimmt die historische Wunderkammer, in der exotische natürliche Exemplare und kulturelle Artefakte gleichermaßen gesammelt wurden, zum Ausgangspunkt, um zeitgenössische Formen von Technik, Ordnung und Wahrnehmung zu beleuchten.
Allerhand mit Melonen. Foto: mr
Der »Thron des Großmoguls Aureng-Zeb« aus dem Dresdner Grünen Gewölbe, der legendären Schatz- und Wunderkammer, die von August dem Starken von Polen und Sachsen 1723 als öffentliches Museum eingerichtet wurde und für ihren unvergleichlichen Reichtum an Schätzen bekannt ist, ist eines der kuriosesten Beispiele spätbarocker Juwelierskunst und das Hauptwerk Johann Melchior Dinglingers. Ein 3D-Modell des spätbarocken Originalwerks am Eingang der Ausstellung bildet die Grundlage für zeitgenössische Reflektionen. Die Rückseite des Schatzes weiterlesen →
1705 Samuel von Chwalkowskis Schwiegersohn, Sigismund von Erlach (1671-1722), Hofmarschall, Großoberschenk und Oberst der Schweizer Garde in Berlin, ersteht das Gut für 15.000 Taler, und auch die Anteile der letzten Mitbesitzer von Britz (die Erben des Kammergerichtsadvokaten Friedrich Müller, dessen Familie ab 1659 Teile des Rittergutes besaß) erwirbt er für 7.000 Taler. 1706 Von Erlach reißt das alte Gutshaus ab und ersetzt es durch ein massives Gebäude mit zwei Stockwerken, das ist in der Grundform des Schlosses heute noch enthalten. 1713 Von Erlach veräußert das Gut für 30.000 Taler an Friedrich Wilhelm Graf von Schwerin (1678-1727), Oberhofmeister der Königin Sophie Luise. 1719 Der Geheime Rat und Staatsminister Heinrich Rüdiger von Ilgen (1654-1728) erwirbt das Britzer Rittergut für 36.000 Taler, was das »Lehngut« zum »Allodialgut«, das heißt zum lehensfreien Gut macht. Der neue Gutsherr pflanzt die ihm vom König 1710 geschenkte Robinie (Pseudo Akazie) in den Gutspark und die ersten Maulbeerbäume auf dem Kirchhof. Der Altar der Britzer Dorfkirche ist eine Stiftung seiner 1719 verstorbenen Gemahlin.
Heinrich Rüdiger von Ilgen Kupferstich von 1706
1729 Nach Ilgens Tod übernimmt seine Tochter Charlotte Luise, verheiratet mit dem Wirklichen Geheimen Etats- und Kabinettsminister Friedrich Ernst Freiherr von Inn- und Knyphausen (1678-1731), das Gut im Erbkaufsvergleich mit allen einem Gutsherrn zustehenden Rechten, nämlich dem Patronatsrecht, dem Schank- und Brauereirecht sowie der niederen Gerichtsbarkeit. Chronik des Dorfes und des Ortsteils Britz weiterlesen →
Aslan Goisum zeigt seine Einzelausstellung »Suspect« im Kindl Kulturzentrum. Seine feinfühlige Aufarbeitung möglicher und subtiler Ausprägungen von Gewalt ist nicht einfach zu erfassen. Es entsteht fragendes Unbehagen.
Zwei Schlüssel öffnen den Weg zum Verständnis der Ausstellung. Der englische Titel »Suspect« und der zunächst scheinbar unbedeutende »negative Raum«.
Foto: Julian Blum
»Suspect« bedeutet schlicht »verdächtig«, ebenso »Die verdächtige Person«. An jeder großflächigen Wand des Maschinenhauses 1 hängt nur ein Foto oder eine Fotocollage. Bis auf ein Bild sind alle Aufnahmen in Schwarz-Weiß. Der große helle Raum mit weißen Wänden ist frei begehbar. Negativer Raum und Hoffnung weiterlesen →
Am Samstag, den 14. Juni um 18 Uhr lädt die Ev. Philipp-Melanchthon-Kirchengemeinde (Kranoldstr. 16) zu einem besonderen Chorkonzert ein – ein musikalisches Erlebnis für alle, die sich von klangvoller Chormusik berühren lassen möchten. Die Kantorei der Gemeinden Fürbitt-Melanchthon und Martin-Luther-Genezareth (Leitung: Arisa Ishibashi) veranstaltet das Konzert gemeinsam mit der Kantorei der Christuskirche Detmold (Leitung: KMD Burkhard Geweke).
Orgelprospekt. Foto: Arisa Ishibashi
Im Programm stehen die »Messe solennelle für gemischten Chor und Orgel Op. 16« des französischen Komponisten und Organisten Louis Vierne (1870-1937) sowie die acappella Motetten von Heinrich Schütz, Max Reger und Maurice Duruflé. Himmlische Klangwelten weiterlesen →
Wie geht es weiter mit dem Jahndenkmal in der Hasenheide?
Im Juni 1811 errichtete Friedrich Ludwig Jahn in der Berliner Hasenheide einen ersten öffentlichen Turnplatz zur körperlichen Ertüchtigung der männlichen Jugend. Seine Aktivitäten führten zur Gründung vieler Turnvereine in ganz Deutschland. Jahn ist wegen nationalistischer und antisemitischer Äußerungen umstritten.
Der »Turnvater« verbinde Widersprüchlichkeit und manchmal Widerwärtigkeit. Über den richtigen Umgang mit der Erinnerung an eine solche Persönlichkeit und was das für den Umgang mit dem Jahndenkmal in der Hasenheide bedeutet, sprach Matthias Henkel, Leiter des Museums Neukölln, mit seinen Gästen bei einer Podiumsdiskussion am 9. April.
Versuch einer Modifizierung. Foto: mr
An Jahn möge sie überhaupt nichts, sagte Claudia von Gélieu vom Neuköllner Frauennetzwerk. Sie wies auf seine Frauenfeindlichkeit, seinen Antisemitismus und seine völkische Gesinnung hin und forderte, das Denkmal abzubauen als ein Zeichen der Abkehr von dieser Gesinnung. Stürzen, modifizieren oder behalten weiterlesen →
Heinz Ostermann engagiert sich für die freie Gesellschaft
Heinz-Jürgen Ostermann. Foto: Stephanus Paarmann
Mit dem Preis der Lutherstädte »Das unerschrockene Wort« wurden am 28. März in Augsburg Heinz J. Ostermann, Buchhändler in Neukölln, und Jens-Christian Wagner, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora in Weimar, für ihr Engagement gegen Rechtsextremismus ausgezeichnet.
Der Jury war bei der Entscheidung wichtig, dieses Engagement auf verschiedenen gesellschaftlichen Ebenen zu stärken. Beide Preisträger stehen dabei nach dem Vorbild Martin Luthers dafür ein, ihre Überzeugungen auch gegen Widerstände zu verteidigen.
Nach dem Einzug der AfD ins Berliner Abgeordnetenhaus positionierte sich Heinz J. Ostermann zusammen mit anderen unabhängigen Neuköllner Buchhandlungen im Rahmen kritischer Diskussionsveranstaltungen gegen den aufkommenden Rechtspopulismus. Preis der Lutherstädte weiterlesen →
Der Ortsteil Britz feiert in diesem Jahr seinen 650. Geburtstag. Die Kiez und Kneipe wird in den kommenden Ausgaben eine Chronik der Geschichte vorstellen.
Britz war immer ein freundlicher Siedlungsort, bestehend aus zwei Teilen einer Grundmoränenfläche des Teltow. Westlich der heutigen Buschkrugallee finden sich Geschiebemergel (guter Ackerboden), Kies (Baumaterial), Findlinge, Pfuhle (Wasser!) und östlich davon Sümpfe.
Britz im 14. Jahrhundert.
1237 erstes schriftliches Zeugnis eines Tempeldorfes »Britzig« (Britz) auf dem Teltow. 1375 Das Landbuch Kaiser Karls IV. erwähnt Britz. Dieses Jahr gilt nun als Gründungsjahr. Es gab damals vier Rittergüter. 1416 Heine der Ältere, Heine der Jüngere und Otto von Britzke sind Besitzer von Britz und seinen Feldern. Chronik des Dorfes und Neuköllner Ortsteils Britz weiterlesen →
Evangelische Glaubensflüchtlinge aus Horní Čermná gründeten 1737 das böhmische Dorf in Rixdorf, das mit Deutsch-Rixdorf zum Bezirk Neukölln geworden ist. Bereits 1989 wurde eine Städtepartnerschaft mit der Stadt Ústí nad Orlicí begründet und seit dem 8. September 2005 besteht die Partnerschaft zwischen Prag 5 (Smíchov) und Neukölln.
Inspiriert von einem Foto mit Kirchenglocken, die im Protektorat Böhmen und Mähren abgehangen wurden, um sie für Kanonen einzuschmelzen, entstand die Idee zu einer tschechisch-deutschen Gemeinschaftsausstellung aus Anlass des Endes des 2. Weltkriegs vor 80 Jahren. Dabei sollen vor allem Orte aus der Nachbarschaft aufgezeigt werden, an denen im Alltag vorbeigegangen wird und die doch an das Leid und Elend von Diktatur und Krieg erinnern. Niemals wieder weiterlesen →
Der französische Sozialist Jean Jaurès wurde 1859 geboren und 1914 ermordet. Er ist in Frankreich bis heute berühmt, zahlreiche Gebäude und Straßen sind nach dem als »Volkstribun« bezeichneten Politiker und Historiker benannt.
Seine politische Arbeit als Mitglied der Nationalversammlung begann er als Mitglied der Republikanischen Partei und wandte sich früh dem Sozialismus zu.
Dabei setzte er zwei Schwerpunkte: erst die Republik, dann der Sozialismus. In der Form der Republik, wie die französische Revolution sie hervorgebracht hat, sah Jean Jaurès die beste Möglichkeit, den Kampf für eine freie sozialistische Gesellschaft zu führen.
In dem Rahmen sprach Jaurès davon, dass ein Übergang zum Sozialismus nur als »evolutionäre Revolution« möglich sei. Voraussetzung bleibt dabei die Veränderung der Besitzverhältnisse zu Gunsten »des vierten Standes«, der Arbeiterklasse. Menschlichkeit statt Krieg weiterlesen →
Eine handschriftliche Ausstellung der besonderen Art
Die Welt klingt mit in der Ausstellung im Sprachcafé, die sich an der Wand entlang des barrierefreien Aufganges zum Kinder- und Jugendbereich befindet.
Männer und Frauen aus verschiedenen Ländern haben handschriftliche Texte zu Papier gebracht. Einmal in ihrer Muttersprache, einmal auf Deutsch. So erhält der Betrachter in der »Helene Nathan Bibliothek« einen zweifachen Eindruck. Zum einen ist die Schönheit der Muttersprachen zu sehen, zum anderen das Bemühen, dieselbe Aussage in die deutsche Sprache zu gießen. Bei der Vernissage kam das auch zum Klingen. Zunächst wurden Texte in der Muttersprache vorgetragen, dann auf Deutsch. Schließlich wurde im Raum des Sprachcafés an vier vollbesetzten Tischen lebendig geredet.
Die Kommunikation ist auf Deutsch, wie immer im Sprachcafé. Das, was in diesem besonderen Café bei jedem Treffen geleistet wird, war auch bei der Vernissage zu erleben. Sprachcafé als Ort der Begegnung weiterlesen →
Mit ihrem Gedichtband »Mein Name ist Ausländer« setzte Semra Ertan ein kraftvolles Zeichen gegen Ausgrenzung und Alltagsrassismus. Die 1956 in der Türkei geborene Autorin lebte seit ihrem zwölften Lebensjahr in Deutschland. In über 350 Gedichten thematisierte sie ihre Erfahrungen als Tochter von sogenannten »Gastarbeitern«.
Semra Ertan versuchte mit ihrem Schreiben, einen Funken Menschlichkeit in den Menschen zu wecken. Migranten, die nach Deutschland kommen, tragen oft eine schwere Last – verlorene Erinnerungen, Einsamkeit, das Gefühl, fremd zu sein. Semra Ertan weiterlesen →
Mit Kasper, Hexen und Teufel ins Märchenland. Foto: mr
Jetzt kann nur noch ein Wunder helfen
Seit 30 Jahren können große und kleine Puppenliebhaber märchenhafte Stunden mit Kasper, Zauberern, Rittern, Edelfrauen, Clowns, Hexen und Teufeln im Puppentheater-Museum in der Karl-Marx-Straße verbringen. Zahllose Handpuppen, Stabfiguren und Marionetten aus aller Welt – darunter auch echte Raritäten – sind hier versammelt. Mehr als 500 Theaterpuppen aus verschiedenen Epochen und Ländern hat der 2018 verstorbene Künstler Nikolaus Hein hier zusammengetragen.
Das Museum ist aber nicht nur ein Ausstellungsort, sondern auch ein Aufführungs- und Mitmachort. Auf einer kleinen Bühne werden regelmäßig Theaterstücke für Kinder und Erwachsene aufgeführt, die von unterschiedlichen Künstlern verantwortet werden. Neuköllner Puppentheater-Museum vor dem Aus weiterlesen →
Die Alte Dorfschule Rudow ist seit mehr als 20 Jahren eine feste Größe im Kulturbetrieb. Das 1890 errichtete Gebäude ist Berlins zweitältester erhaltener Schulbau im neugotischen Stil. Im Frühjahr 2001 endete der reguläre Schulbetrieb; es begann ein neuer Abschnitt für das geschichtsträchtige Bauwerk.
Alte Dorfschule.Foto: Fred Haase
Die Räumlichkeiten werden von dem ehrenamtlich arbeitenden Verein »Alte Dorfschule Rudow e.V.«, der Volkshochschule, der Musikschule und dem Rudower Heimatverein, der in der ehemaligen Turnhalle seine Ausstellungen zeigt und historische Vorträge organisiert, genutzt.
Die Angebote durch die ehrenamtlichen Mitarbeiter bieten eine große Vielfalt an kulturellen Aktivitäten und sind Garant für abwechslungsreiche Stunden. Klassik, Blues, Folk, Chanson werden mehrmals im Monat durch wunderbare Konzerte mit tollen Musikern geboten. Es gibt auch zwei bis drei große Open-Air-Konzerte im Hof der Dorfschule. Bei Kindern und Eltern sind die Veranstaltungen mit Kindertheater, Puppenspieler oder Zauberer an Sonntagnachmittagen sehr beliebt. In Rudow ist Musike weiterlesen →
Vor 80 Jahren endete der Zweite Weltkrieg. Aus diesem Anlass wollen »Komed e.V« (Strohballrollen-Organisatoren) und die »Freunde Neuköllns« zusammen mit den tschechischen Partnerstädten von Neukölln (Prag-5 und Usti nad Orlici) eine Wanderausstellung erstellen, die sich auf historische Orte fokussiert, an denen wir im Alltag vorbeigehen. In Neukölln sind das unter anderem das 1945 gesprengte Karstadt-Gebäude, das Frauen-KZ in der Sonnenallee oder das kirchliche »Friedhofslager« an der Hermannstraße. In Prag wurden 9.801 Kirchenglocken aus Böhmen und Mähren gesammelt, um sie zu Kanonen einzuschmelzen. Begleitet wird die Ausstellung von Begegnungen aus beiden Ländern.
Symbolbild
Zur Ko-Finanzierung wurde bei der Volksbank eine Crowdfunding-Aktion gestartet, bei der die Bank jede Spende verdoppelt. Auf diese Weise sollen 5.000 Euro durch 50 Personen bis zum 16. März zusammenkommen.
Jetzt ist die geneigte Leserschaft gefragt, denn es fehlen noch etliche Leute, die das Projekt unterstützen.
Und so geht’s: Auf www.viele-schaffen-mehr.de/Projekte/Übersicht, nach »Niemals wieder!« suchen und spenden.
Jeder einzelne Euro zählt.
Der Titel des Buches klingt zunächst missverständlich. Bei der Lektüre des Werkes wird aber von Anfang an klar, dass Miriam Höller nicht für Ungerechtigkeit plädiert, sondern dafür, die Gestaltung des Lebens aktiv und positiv in die eigenen Hände zu nehmen. Sie erzählt ihre eigene Geschichte und verbindet das mit reflektierenden und ermutigenden Ratschlägen.
Das Buch liest sich spannend wie ein Bildungsroman
Ihr berufliches und privates Leben kleidet sie traumhaft aus, als Realität harter Arbeit. Mit Achtzehn gelingt ihr der internationale Durchbruch als Stuntfrau, sie sieht sich dabei als »die eigentliche Heldin«. Obwohl sie als blonde Frau einmeterachtzig groß ist, etabliert sie sich auf Anhieb als »Die Frau mit den Feuerflügeln« und kreiert ihre eigene Mode. Dann passiert bei einem Fotoshooting für Damenunterwäsche ihr schwerer Unfall. Sie stürzt ab und und bricht sich beide Füße. Einige Monate später stürzt ihr Lebensgefährte, der österreichische Air Race Pilot Hannes, mit dem Hubschrauber tödlich ab. Schwere Trauer und Depression folgen. Und der Wendepunkt kommt.
Miriam Höller arbeitet an ihrer körperlichen Genesung, doch ebenso intensiv an ihrer mentalen Heilung aus dem tiefen Loch der Depression. Aus allen Wolken fallen weiterlesen →
Neuköllner Kunstpreis setzt Zeichen für Anerkennung
In einer feierlichen Zeremonie im Heimathafen Neukölln wurde am 14. Februar der Neuköllner Kunstpreis vergeben. Mit diesem Preis würdigt der Fachbereich Kultur in Kooperation mit dem Kulturnetzwerk Neukölln e.V. und der STADT UND LAND Wohnbauten-Gesellschaft mbH seit 1917 die herausragende Kunstproduktion in Neukölln.
Die Siegerinnen Asako Shiroki, Rita Adib, Ida Lawrence. Foto: mr
Aus rund 100 Bewerbungen von Künstlern, die in Neukölln leben oder arbeiten, hat die fünfköpfige Fachjury insgesamt acht Künstlerinnen nominiert. Das Besondere in diesem Jahr: Es wurden ausschließlich Frauen ausgewählt, ein bedeutendes Zeichen für die Anerkennung und Förderung weiblicher Kunstschaffender. Frauenpower in der Kunst weiterlesen →
Im Eingangsraum zur aktuellen Ausstellung »Neo-Pastorale« im Kunstverein Neukölln fällt sofort eine große Installation von Heiko Sievers auf. Ein überdimensionierter Regenwurm hängt an einem Haken, gehalten durch einen Gummiring. Er erreicht einen pyramidenförmigen Haufen schwarzer Erde nicht, Erde, in der er einst gewühlt haben mag. Es mutet an, als hinge er an einem Fleischerhaken.
Romantisches von Marte Kiessling.Foto: pr
Rechts an den Wänden geht es farbig zu. An zwei Wänden ist die zärtliche Collage von Marte Kiessling zu sehen, eine bunte Pflanzenwelt, niedlich anmutend. Allerdings hat die Künstlerin die Collage aus Plastikabfällen geformt. Können Menschen vielleicht auch ihre Schäferstündchen in künstlicher Natur abhalten, so die Frage. »Neo-Pastorale« weiterlesen →
2025 ist das Jahr der Britzer Jubiläen. Im Rahmen der »650 Jahre Britz« gibt es eine Vielzahl von erinnerungswürdigen Ereignissen. In diesem Rahmen stehen die Führungen der 15. Neuköllner Zeitreise über die Britzer Friedhöfe. An dieser Stelle soll die Aufmerksamkeit auf dem Friedhof an der Buschkrugallee liegen.
Friedhof Buschkrugallee. Foto: Werner Schmidt
1875 wurde der Friedhof angelegt. Notwendig wurde der Schritt durch das starke Bevölkerungswachstum von Rixdorf, das auf dem Weg von einem verschlafenen Bauerndorf zu einer Großstadt war. Das führte unweigerlich zu der Anlage eines neuen Friedhofs. Der Friedhof an der Kirchhofstraße reichte nicht mehr aus. Da die Grundstückspreise innerhalb der Rixdorfer Gemarkung zu hoch waren, entschied sich die Rixdorfer Gemeinde-Vertretung zum Erwerb eines Grundstücks in Britz. Diese Entscheidung wurde konträr diskutiert, weil die Entfernung kritisiert wurde. Neuköllner Zeitreise weiterlesen →