Die Zeit läuft für Bezirk und Mieter

Klare Ansage. Foto: th:

Neuer Eigentümer des »Halbmondes« spielt Versteck

»Wir haben nicht so viel Zeit,« stellte Margit Paulus auf der Mieter- und Mieterinnenversammlung am 25. Februar fest. Mehr als 40 alarmierte Bewohner des »Halbmondes« an der Leinestraße kamen ins »Warthe-Mal«. Der ganze Block mit 13 Aufgängen und 165 Wohnungen wurde an einen bislang unbekannten und noch nicht im Grundbuch stehenden Neueigentümer verkauft. Das erfuhren die Mieter am 17. Februar im Rathaus durch Stadtrat Jochen Biedermann. Der Bezirk möchte von seinem Vorkaufsrecht oder der Möglichkeit einer »Abwendungserklärung« Gebrauch machen. Dazu läuft die Zeit tatsächlich davon. Beide bezirklichen Maßnahmen müssen bis zum 14. April abgeschlossen sein. Ebenso bedarf es einer Körperschaft, die bereit ist, den »Halbmond« zu kaufen. Vorzugsweise wird nach einer Genossenschaft gesucht. Die Zeit läuft für Bezirk und Mieter weiterlesen

Vom Radverkehr zum Klimaplan

Aller Anfang ist schwer, warum sollte das in der Berliner Verwaltung anders sein? Das Mobilitätsgesetz ist ein guter Anfang. Es bevorzugt den Fahrradverkehr und den mit alternativer Energie betriebenen ÖPNV vor dem Autoverkehr.
Auch wenn in Neukölln derzeit wo immer möglich Fahrradwege gebaut werden, geht es andernorts schneller und umfassender. Luxemburg hat als erstes Land den kostenlosen ÖPNV eingeführt, um eine umfassende Verkehrswende einzuläuten.
Innerstädtisch könnte das auch für Berlin und andere Städte ein guter Anfang sein, im ländlichen Bereich, aufgrund der maroden oder fehlenden Infrastruktur, eher ein schwieriger.
Liebe Berliner Verwaltung, tretet bitte in die Pedale und bedenkt @germanzero gleich mit! Dann schaffen wir auch die Klimaneutralität bis 2035 !

Beate Storni

Anerkennung für getötete Polizisten

Straßenumbenennung im Rollberg

Zu Ehren und im Gedenken an zwei im Dienst getöte Polizisten, Roland Krüger und Uwe Liesch­ied, wurden am 27. Februar zwei Strassenabschnitte im Rollbergviertel feierlich umbenannt. Dort arbeiteten beide jahrelang im Abschnitt 55 in der Rollbergstraße.

Barbara Slowik und Andreas Geisel. Foto: Stefanus Parmann

Das Teilstück der Morusstraße zwischen Werbellin- und Rollbergstraße heisst jetzt Uwe-Lieschied-Strasse. Die Kopfstraße zwischen Morusstraße und dem Eingang zur Lessinghöhe wurde in Roland-Krüger-Strasse umbenannt. Anerkennung für getötete Polizisten weiterlesen

SPD-Neujahrsempfang

Gute Stimmung im »KUBIUM«

Rund 300 Gäste kamen zum Neujahrsempfang der Neuköllner SPD-Fraktion ins »KUBIUM« in der Teupitzer Straße 39. In fröhlicher und entspannter Atmosphäre konnten sich hier Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft miteinander austauschen.

SPD mit Visionen.     Foto: mr

Als Ehrengäste begrüßten die Fraktionsvorsitzenden Mirjam Blumenthal und Cordula Klein die Bundesfamilienministerin Franziska Giffey, den Innensenator Andreas Geisel und den Fraktionsvorsitzenden der SPD Berlin, Raed Saleh. SPD-Neujahrsempfang weiterlesen

Pfusch macht Riesenpfützen

Mulden am Weigandufer kapitulieren schon vor einem Landregen

Nach dem etwas länger andauernden Regen im Februar stand das Weigandufer unter Wasser. Die am tiefsten gelegene der neuen Mulden lief über und blockierte den Gehweg. Für Kleinkinder und Rollstuhlfahrer ist die rund 30 Zentimeter tiefe, mit Wasser überfüllte, nicht mehr erkennbare Mulde nicht ungefährlich.

Überlaufender Neubau   .Foto: pm. Andreas Knopp

Die Muldenanlage wurde im letzten Jahr durch das Bezirksamt Neukölln im Rahmen einer 1,5 Millionen Euro teuren Sanierung neu angelegt. Vor der Sanierung versickerte das Regenwasser im unbefestigten Ufer­weg und im dichtbewachsenen Grünstreifen. Es gab mitunter Pfützen auf dem Uferweg. Nach Rodung des Grünstreifens und Erweiterung und Versiegelung des Uferwegs musste das Bezirksamt Sickermulden anlegen, damit das von der neu versiegelten Fläche ablaufende Regenwasser nicht in die Kanalisation gelangen kann. Die Mulden sollen das Regenwasser eines nur alle fünf Jahre stattfindenden Starkregener­eignisses fassen können. Das Weigandufer sollte für den Klimawandel gewappnet sein. Pfusch macht Riesenpfützen weiterlesen

Aus der Bezirksverordnetenversammlung

Neue Milieuschutzgebiete, Karstadt-Diskussionen und Razzien-Streit

Bezirksbürgermeister Martin Hikel nutzte sein »Wort des Bürgermeisters« am Beginn der Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) am 26. Februar dazu, die Namen der Opfer des Anschlags von Hanau zu verlesen. Anschließend erhoben sich die Bezirksverordneten, um schweigend der Ermordeten zu gedenken.
Gute Nachrichten gab es für Mieter in Britz und im Bereich der Germaniapromende. Die Mehrheit von SPD, Grünen und Linken beschloss, hier Milieuschutzgebiete einzurichten. Damit werden aufwändige Modernisierungen wie der Einbau von teuren Bädern oder Zweitbalkonen untersagt. Das Bezirks­amt kann außerdem das Vorkaufsrecht zugunsten Dritter ausüben und damit Hausverkäufe an Spekulanten verhindern. Aus der Bezirksverordnetenversammlung weiterlesen

Umsetzung des Mobilitätsgesetzes hinkt

Verkehrswende lässt in vielen Bezirken auf sich warten

Erfreulich: In Berlin steigt seit 2001 der Radverkehr um 53 Prozent. Ärgerlich: Unsere Straßen sind zu wenig darauf ausgerichtet, jedem Verkehrsteilnehmer gleichrangig seinen dafür notwendigen Raum zu geben. 70 Jahre lang hat die hiesige Verkehrspolitik dem individuellen Autoverkehr Vorrang eingeräumt. Das seit 16 Monaten existierende Berliner Mobilitätsgesetz soll erstmals dem Fuß-, Rad- und öffentlichen Personennahverkehr deutlich mehr Priorität verschaffen.

SPUR der Radler. Foto: rr

Ein auch von der Verkehrssenatorin Regine Günther verkündetes Leitbild für Berlin ist die »Vision Zero«. Das heißt: keine Verkehrstoten mehr. Dennoch stieg 2019 die Zahl der Verkehrsunfälle zum Vorjahr wieder um zwei Prozent, und seit Anfang des Jahres sind bereits 13 Verkehrstote zu beklagen. Darunter sind fünf Radfahrer und drei Fußgänger.
Der »Allgemeine Deutsche Fahrradclub« (ADFC) beklagt aus der Sicht der Radfahrer: »Die Umsetzung des Mobilitätsgesetzes können wir bislang nur als unzureichend bezeichnen.« Roland Stimpel vom »FUSS e. V.«, der die Interessen der Fußgänger vertritt, ergänzt: »Auf den Straßen ist davon noch wenig zu sehen.« Umsetzung des Mobilitätsgesetzes hinkt weiterlesen

Schläge statt Blumen

Statistiken zeigen das erschreckende Ausmaß machistischer Gewalt

Weltweit wird jede dritte Frau im Laufe ihres Lebens zum Opfer von Gewalt, meist machistischer Gewalt. Jede dritte Frau – das sind eine Milliarde Frauen, die Unsägliches ertragen müssen, geschlagen, misshandelt oder vergewaltigt werden. Sexuelle Belästigung ist nicht in die Rechnung eingeschlossen. In der überwiegenden Zahl sind es Männer, von denen diese Gewalt ausgeht (75 Prozent). Bildung, Einkommen, Alter und Religionszugehörigkeit sind dabei vollkommen bedeutungslos. Häufig sind es zudem Beziehungstaten. Im Jahr 2018 wurden laut BKA insgesamt 140.755 Menschen in Deutschland Opfer von Partnerschaftsgewalt (davon in Neukölln 1.425 Fälle) – vier von fünf Opfern waren weiblich. Speziell bei sexueller Nötigung und Übergriffen sowie Vergewaltigungen fällt ein starker Geschlechtertrend auf. Bei diesen Taten lag der Frauenanteil unter den Opfern bei 98,4 Prozent. Außerdem gab es 2018 in Deutschland insgesamt 122 Femizide, das heißt gezielte Tötungen von Frauen. Schläge statt Blumen weiterlesen

»Ciocia Basia«: die Tante, die hilft

Unterstützung bei ungewollter Schwangerschaft

Das Telefon klingelt ungefähr dreimal am Tag, am anderen Ende der Leitung die Frage: »Könnt ihr mir helfen?« »Ciocia Basia« ist polnisch und heißt auf deutsch »Tante Barbara«. Dahinter verbirgt sich ein informelles Netzwerk aus Freiwilligen aus ganz Berlin, davon viele auch aus Neukölln, das ungewollt Schwangeren vor allem aus Polen, aber auch europaweit, Unterstützung bietet.
Bis 1993 galt in Polen ein Recht auf Abtreibung, seither haben sich die Gesetze verschärft. Heute hat Polen eines der strengsten Abtreibungsgesetze in Europa. »Ciocia Basia«: die Tante, die hilft weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Neuköllner Tageblatt – Dienstag, 2. 3. 1920
Mord und Selbstmord. Gestern morgen 7.30 Uhr erschien in der Wohnung der Frau Holzapfel, Warthestraße 10, der 26jährige Eisenbahnarbeiter Fritz Henke aus der Bergstraße 64 und erklärte der öffnenden Frau H.,daß er ihren 31jährigen Sohn Willi sprechen wolle. Frau H. wollte den frühen Besucher nicht in die Wohnung hineinlassen, dieser stieß die Frau beiseite, ging in das Schlafzimmer des jungen Holzapfel, der noch im Bette lag, und feuerte auf diesen mehrere Revolverschüsse ab, die den jungen Mann lebend­gefährlich verletzten. Dann richtete Henke die Waffe gegen sich und schoß sich in den Kopf, so daß er tot zusammenbrach. Willi Holzapfel und Henke waren zusammen in der Eisenbahnwerkstatt Tempelhof beschäftigt und hatten sich dadurch kennengelernt. Beide haben in letzter Zeit in sträflichem Verkehr gestanden. Aus einem Briefe, den Henke an seine Mutter gerichtet hat, geht hervor, daß er die Tat schon seit längerer Zeit geplant hat. An dem Aufkommen des schwerverletzten Holzapfel wird gezweifelt. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Grooves aus der stehenden Luftsäule

Neue Klang- und Atemerfahrungen mit dem Didgeridoo

Für manche ist das Didgeridoo, das mehr oder weniger krumme Holzrohr der australischen Aborigines, ein nettes bis nervendes Instrument, das mit konstantem Tröten allenfalls exotische Klangeffekte setzt. Doch wer sich mit der Kunst es zu spielen ein wenig beschäftigt, ist schnell fasziniert.

MARC bläst durch Mark und Bein.     Foto: Daniela Incoronato

Das Spektrum der Ausdrucksmöglichkeiten, vom ersten klaren Grundton – jedes Didgeridoo hat je nach innerer Höhlung und Material seinen eigenen – über die verschiedenen per Obertöne und Stimme erzeugbaren Sounds bis hin zu abgefahrenen perkussiven Rhythmen, ist enorm. Ein paar Voraussetzungen braucht es natürlich, dem Rohr Leben einzuhauchen: Um dem »Didge« den typischen tiefen reinen Grundton zu entlocken, muss mit locker flatternden, nicht zu lockeren, nicht zu gespannten Lippen hineingeblasen und die im Instrument stehende Luftsäule in Schwingung gebracht werden. Der richtige Ansatz am Mundstück und die Bildung der eigenen »zweiten Lippe« findet sich. Mit Zungen- und Gaumenvariationen und Ausprobieren gleichzeitigen Singens oder Juchzens lassen sich früh spannende Effekte erzielen. Pfurz- und trompetige Töne sollten nicht entmutigen, einfach weiter auf den Körper und das Didgeridoo hören. Grooves aus der stehenden Luftsäule weiterlesen

Adoptieren, nicht kaufen

Verein mit Liebe für vier Pfoten

Julia Spillner.     Foto: Frederike van der Straeten

Neukölln hat einen neuen Tierschutzverein, der sich unter anderem um die Vermittlung von Hunden und Katzen aus Rumänien kümmert, sowie Kastrations- und Aufklärungskampagnen direkt vor Ort organisiert. Viele der Tiere kommen aus dem Partnerheim »Helping Animals Romania«, das sich in der Nähe von Bukarest befindet. CATDOG e.V. ist dieses Jahr im Januar gegründet worden und hat sich darauf spezialisiert, älteren, aber auch jungen Hunden aus Rumänien ein neues Zuhause in Berlin zu geben. »Unser Fokus liegt bei Langzeitinsassen«, sagt Gründerin Julia Spillner bei einem persönlichen Gespräch. Adoptieren, nicht kaufen weiterlesen

Austern statt Analogkäse

»Shed« – Trendgastronomie in altvertrauten Räumen

Pastrami mit Lambrusco. Foto: hlb

Einige schmerzliche gastronomische Verluste altgedienter Institutionen hatte der Reuterkiez in den letzten Monaten zu verzeichnen. Auf der Pannierstraße klemmte Wirt Peter die stets gut durchspülten Zapfhähne seines »Dunmore Cave Pub« ab, das »Julini« stellte seine kreative, alpin beeinflusste Rustikalküche ein, das über die Jahrzehnte etwas abgenutzte »La Musica« mit seiner günstigen, hipsterfreien, familienfreundlichen Cucina schloss. Im prächtigen Altbau auf der Friedel- Ecke Weserstraße lief die Pacht für die feinen katalanischen Tapas des »Txokoa« und die griechischen Meze für »Blaue Tische« aus und auch den geräumigen italienischen Imbiss »Pizza a Pezzi« gibt es am Reuterplatz nicht mehr.
In den Eckräumen des »La Musica« haben sich die Macher des Hot­spots für neapolitanisch gebackene Hanfteigfladen, des »W Pizza« am Weigandufer, ein paar Ecken weiter, seit Januar ein neues zusätzliches Domizil geschaffen – als selbstdefinierte »Nachbarschafts-Weinbar mit Essen«. Austern statt Analogkäse weiterlesen

Ein Busfahrer macht Kneipenzirkus

Die »Bergklause« hält die Nachbarschaft zusammen

Otto und das Palastorchester. Foto: th

Otto, der Inhaber der »Bergklause« in der Boddinstraße, raucht entspannt eine Zigarette und erzählt, wie er als Busfahrer dazu kam, seine vorherige Stammkneipe vor fünf Jahren zu übernehmen. »Es gab keinen Nachfolger. Damit es hier weitergeht, bin ich eingesprungen.« Dieser Schritt wird ihm gedankt. Tags­über kommen die älteren Gäste, einer ist bereits neunzig Jahre »jung«, andere etwas »jünger«, alle sind Neuköllner Urgesteine aus der Nachbarschaft. Abends kommen die »jungen hippen Leute«, die die urige »Zirkus­atmosphäre« lieben. Ein Busfahrer macht Kneipenzirkus weiterlesen

»endorphina«

Liebe zur Backkunst wird belohnt

Katharina Rottmann, Eigentümerin der Bäckerei »endorphina« konnte es nicht fassen, als ihr mitgeteilt wurde, dass ihr Betrieb den ersten Preis für den besten Ausbildungsbetrieb in Deutschland erhalten hat. Das geschah im vergangenen Dezember.


Verdient ist dieser Preis, denn Rottmann zählt bei ihren etwa 25 Mitarbeitern, davon sind fünf Auszubildende, auf Engagement für die in Manufaktur hergestellten Backwaren. Wie sie das erreicht, ist sicherlich ihrer Persönlichkeit geschuldet. Ein schönes Beispiel ist das Preisgeld, das sie gewonnen hat: Es wurde zu gleichen Teilen auf die Backkünstler aufgeteilt. Es ist das erste Weihnachtsgeld, das sie ihnen zahlen konnte. »endorphina« weiterlesen

Schön und sexy

Angebote für besondere Stunden

Wer für intime Treffen oder auch laszive Events ein besonders ansprechendes Outfit sucht, wird in Neukölln schnell fündig. In die Suchmaschine braucht man nur »Sexshops in Neukölln« einzugeben. Nahezu alle renommierten Geschäfte sind vertreten. Neben nützlichen Toys und Gels gibt es eine breite Palette von aufregenden Textilien. In manchen Läden überwiegt das Angebot für Frauen, doch auch Männer werden fündig. Fetischartikel gibt es darunter reichlich.


Bundesweit bekannt ist der auf BDSM spezialisierte »Fetischhof Berlin«. Kleidung, Toys und Möbel von hoher Qualität sind erhältlich, im Geschäft und im Versand. Für Bestellungen kann man sich telefonisch beraten lassen. Gourmets des besonderen erotischen Genusses sollten sich nicht entgehen lassen, zu einem der regelmäßigen Events zu kommen. Schön und sexy weiterlesen

Nachruf

Artus Unival

Artus harft jetzt mit den Engeln. Foto: mr

Am 28. Januar 2020 hat ein Neuköllner Kieznachbar, Freund und Lebenskünstler, Inspirator, Kommunikator und alle Spartengrenzen ignorierender Gesamtkünstler sich für immer verabschiedet: Artus Unival.
Artus war ein Kreativer vom alten Schlag, immer im Dienst. Sein Künstlername galt seit rund zehn Jahren. Davor, daneben, dahinter nannte er sich auch schon Ody Soys, Anselm von Alzheim, Snuggi der KiezKauz, Sabine Sahneschnitt, Holmer Gislason und/oder Nix Noys. Keine Mail von ihm kam ohne Wortspielereien aus, keine seiner Einladungen zur Mitwirkung bei einem der von ihm initiierten gesamtkünstlerischen Ereignisse kam in nüchternen Worten daher. Niemand verlangte Aufklärung über die Bedeutung seiner Zauberwörter – sie hätte nur neue Wortschöpfungen hervorgebracht. Nachruf weiterlesen

Besonderes Zentrum für Zeitgenössische Kunst

Andreas Fiedler hat die Direktion des KINDL übergeben

Mit einem scheinbar von der Decke des Kesselhauses stürzenden gelben Flugzeug eröffnete 2014 eine Reihe anspruchsvoller Ausstellungen im »KINDLZentrum für Zeitgenössische Kunst«. Roman Signer installierte »Kitfox Experimental«. Die Kitfox ist ein einmotoriges, zweisitziges Sportflugzeug. Der erste künstlerische Direktor des KINDL, Andreas Fiedler, machte mit dem ihm bekannten schweizerischen Künstler einen spektakulären Auftakt zu insgesamt 18 außergewöhnlichen Ausstellungen.

Signer und Fiedler. Foto: fh

Zunächst wollte Andreas Fiedler absagen, als er gebeten wurde, nach Berlin zu kommen. Die neuen Eigentümer des KINDL-Gebäudes, Salome Grisard und Burkhard Varnhold, Schweizer Kunstsammler, wünschten, dass er die künstlerische Direktion eines geplanten Kunstzentrums übernehme. Sie kannten den Berner, der sich als Kurator bereits einen Namen gemacht hatte: für spezielle Ausstellungen und eine verständliche Art, Kunst zu vermitteln. Doch als Fiedler den expressionistischen Backsteinbau sah, erkannte er das Potienzial und sagte zu. Besonderes Zentrum für Zeitgenössische Kunst weiterlesen

Relativ schön

Kosmetiksalon »Babette« zu Gast im KINDL

Mit der von Maik Schierloh kuratierten Gruppenausstellung »How beautiful you are!« ist der »Kosmetiksalon Babette« für zwei Wochen zu Gast im Maschinenhaus M0 des »KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst«. In unterschiedlichen künstlerischen Ausdrucksformen untersucht die Ausstellung den Begriff der Schönheit. »How beautiful you are!« verhandelt Schönheit nicht als wertende Kategorie, sondern nimmt den Begriff als Ausgangspunkt für Experimente und kommentiert ihn von verschiedenen Seiten. Klassische Sichtweisen werden gespiegelt und durchbrochen. In der Interaktion von mehr als zehn Künstlern und Künstlerinnen entsteht ein anderes ästhetisches Bewusstsein. Schönheit ist mehr als relativ, ihre Wahrnehmung hängt von der situativen Rezeption ab. Der »Kosmetiksalon Babette« setzt seine Gruppenausstellungen, die immer mit Performances verbunden sind, bis 7. März fort. Die Auftritte beteiligter Künstler und Künstlerinnen unterstreichen die gemeinsame Botschaft an das Publikum. Abschließend findet eine außergewöhnliche Modenschau des Männerduos BIEST statt. Es geht nicht um Mode im klassischen Sinn, die zum Konsumatikel wird, sondern um individuelle Kreationen.

th

OTTTO

Vergänglichkeit im Körnerpark

»Bedenke, Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst«, heißt es in der Aschermittwochsliturgie. Die Asche soll den Menschen an seine eigene Vergänglichkeit erinnern und symbolisiert, dass Altes vergehen muss, damit Neues entstehen kann.
Ein Häufchen Staub unter einer Glashaube ist auch Teil der neuen Ausstellung in der Galerie im Körnerpark, in der es um die Auflösung vermeintlich fester Strukturen geht und um Dinge, die sich im Laufe der Zeit verändern, verschwimmen, unsichtbar werden und verschwinden. Dazu gehören auch die eigenen Erfahrungen mit dem Verblassen von Erinnerungen. OTTTO weiterlesen

Volles Programm bei der Salonmusik

Virtuose Saxophone und spanische Gitarren

Anfang des 19. Jahrhunderts bekam die Kammermusik in den Palais und Residenzen des Adels ein bürgerliches Pendant: In den Salons der großbürgerlichen Gesellschaft fand neben der Literatur zunehmend auch die Musik Beachtung. Anfangs konzertierten dort Amateure, bald auch Virtuosen wie Jacques Offenbach als Cellist oder Franz Liszt am Klavier.

Jerzy Chwastyk.Foto: Uwe Arens

Im Neukölln des 21. Jahrhunderts wird diese Tradition der Salonmusik neu interpretiert, als kulturen- und genreübergreifend. Die Klassik hat nach wie vor ihren festen Platz, und auch Chanson sowie Jazz werden präsentiert, ebenso eine breitgefächerte Vielfalt von Musik mit arabischen, asiatischen, lateinamerikanischen oder afrikanischen Wurzeln, in welcher sich die ethnische Vielfalt des Bezirks widerspiegelt. Im Märzprogramm dürfen sich die Fans exquisiter kammermusikalischer Jazzmusik gleich auf zwei Konzerte freuen. Volles Programm bei der Salonmusik weiterlesen

Kiezgespräche

Gemeinsam sind wir stärker

KuK: Welche Themen bewegen dich in deinem Kiez?
Winnie: Wie so viele beschäftigen mich die steigenden Mietpreise. Mal abseits von Neukölln interessieren mich die vielen Verkäufe zum Höchstpreis am Kotti. Ein Beispiel ist »Kotti & Co«, die für niedrige Mieten kämpfen und nun selbst betroffen sind, speziell das Aquarium, welches sich in einem der Häuser befindet, die zum Höchstpreis verkauft werden sollen. Dazu kommt, dass ich mir über meine eigene Situation Gedanken mache. Ich klage seit November 2018 über »Wenigermiete« meine Miete ein. Ich war davor beim Mieterschutzbund, nur habe ich mich dort unsicher gefühlt, da ich die Schreiben selbst mit meinem Namen unterzeichnen muss. »Wenigermiete« übernimmt den ganzen Prozess. Zwar dauert die Klage jetzt schon eine Weile an, aber ich habe die Hoffnung, dass sich unter anderem durch den Mietendeckel etwas bewegen wird.
KuK: Was ist denn besonders schön an deinem Kiez?
Winnie: Besonders gut gefällt mir meine Kieznachbarschaft. Ich schätze es sehr, dass wir füreinander da sind und immer wieder zusammenkommen. Zum Beispiel gehen wir gemeinsam bouldern dank dem Bouldergarten, der hier vor drei Jahren entstanden ist. Generell ist alles so nah und leicht erreichbar. Wenn man den Kiezbegriff etwas weiter fasst, freut es mich außerdem sehr, dass es Initiativen wie »Kotti & Co« gibt, die sich eigeninitiativ einsetzen, genauso auch »Stadt von Unten«, die einen wahnsinnigen Kampf für das Dragoner-Areal hingelegt haben. Ich finde es wichtig, dass Bürgerinnen und Bürger auf die Straße gehen und für ihre Anliegen kämpfen. Wir dürfen uns in unseren Kiezen nicht alles gefallen lassen, wir sind mit dafür verantwortlich, etwas für ein gutes Leben zu tun.

me
*Winnie, Weserstraße

Rohes weißes Blümchen

Bonjours, Tomme Fleurette

Über Michel Beroud, eine der Lichtgestalten der Schweizer Käsekultur, und seinen mit Tannennadeln verfeinerten Brie »Dzorette« berichteten wir bereits vor einem Jahr an dieser Stelle. In seiner Käserei namens »Fleurette« im Herzen Rougemonts, einer kleinen Gemeinde im Distrikt Pays-d’Enhaut des Alpen-Kantons Waadt, erfindet, entwickelt und produziert Beroud seit 20 Jahren ein gutes Dutzend Käse, von denen der mit vielen Preisen ausgezeichnete »Tomme Fleurette« sein erfolgreichstes Meisterstück ist.

Auch auf Brot ein Genuss. Foto: me

Er trägt wie alle seine Erzeugnisse das Qualitätssiegel »Pays-d‘Enhaut, Produit Authentique«, das traditionelle Herstellung und regionale Herkunft garantiert.
Der »Tomme Fleurette« ist ein aus Kuh-Rohmilch hergestellter Weichkäse, dessen feine weiße Rinde ein natürlicher Edelschimmel ziert. Berouds Originalrezept arbeitet das spezifische, feinwürzige Aroma und den Duft nach Alpenwiesen wunderbar heraus. Rohes weißes Blümchen weiterlesen

Zähe Angelegenheit

Der »SV Tasmania« wartet noch auf seinen ersten Sieg 2020

Schöne Rücken.      Foto: Hagen Nickelé

Das »neue« Jahr ging für den »SV Tasmania« – ganz nüchtern betrachtet – sportlich nicht besonders erfolgreich los: Im Viertelfinale um den Berlin-Pokal (der Sieger des Endspiels ist dritter Berliner Vertreter neben Hertha und Union im DFB-Pokal 2020/21) schied man Mitte Februar nicht ganz unerwartet gegen den eine Klasse höher spielenden »BFC Dynamo« aus. Zwar stellten die Neuköllner in der ersten Halbzeit das bessere Team, kamen aber nicht zum Torerfolg. Nach der Pause erhöhte der Regionalligist dann den Druck und erzielte schließlich sieben Minuten vor dem Ende das Tor des Tages. So wie im Endspiel 2015 hieß es also wieder: BFC – Tasmania 1:0. Zähe Angelegenheit weiterlesen

Basteln mit Rolf

Spaghettiträger

Die Mehrdeutigkeit des Wortes »Spaghettiträger« war diesmal der Anlass, einen solchen zu basteln. Dafür benötigte ich ein paar ungekochte Spaghetti, etwas Draht, den Verschlussdraht einer Sektflasche, farbigen Heißkleber, Lötzinn, einen Lötkolben, einen Seitenschneider, eine Zange, eine kleine Keramikfliese und wie immer Lust zu Pfriemeln.
Aus dem Sektkorkendraht bog ich den Grundkörper für eine Figur. Aus dem extra Draht entstanden dann nur noch ein Kopf und zwei Füße, die ich an den Körper anlötete. Der Figur gab ich nun die Form einer laufenden Person, die die Spaghettistangen über der Schulter tragen konnte. Für den sicheren Stand nutze ich eine Mosaik­fliese, auf die ich die Figur mit dem farbigen Heißkleber fixierte. Es darf auch gern ein anderer Sockel benutzt werden. Fertig.

rr

Petras Tagebuch

Wie kommt die Birne in die Flasche?

Ich musste Schnaps kaufen. Mit einem Spickzettel in der Hand kämpfte ich mich im »Kaufland« in den »Neukölln Arcaden« in die Schnapsabteilung. Mir erschien sie recht unübersichtlich, allerdings gestehe ich, dass ich in Schnapsangelegenheiten nicht besonders gut bewandert bin. Ich konnte auch nicht so recht eine Struktur entdecken, es war für mich alles nur bunt.
Leider war kein Mitarbeiter zu entdecken, der mir hätte helfen können. Es konnte doch nicht so schwer sein, braunen Rum zu finden. Endlich fand sich auch noch ein anderer Kunde in der Sprituosenabteilung ein, der nach seinem Schnaps suchte. Ihn fragte ich, und sofort hatte ich, was ich suchte.
Nun forderte der Kunde seinen Tribut. »Wie kommt die Birne in die Flasche?« Er zeigte mir eine Flasche Williams Christ Birne. Tatsächlich füllte eine recht große Birne das Gefäß. Petras Tagebuch weiterlesen