Mulden am Weigandufer kapitulieren schon vor einem Landregen
Nach dem etwas länger andauernden Regen im Februar stand das Weigandufer unter Wasser. Die am tiefsten gelegene der neuen Mulden lief über und blockierte den Gehweg. Für Kleinkinder und Rollstuhlfahrer ist die rund 30 Zentimeter tiefe, mit Wasser überfüllte, nicht mehr erkennbare Mulde nicht ungefährlich.
Die Muldenanlage wurde im letzten Jahr durch das Bezirksamt Neukölln im Rahmen einer 1,5 Millionen Euro teuren Sanierung neu angelegt. Vor der Sanierung versickerte das Regenwasser im unbefestigten Uferweg und im dichtbewachsenen Grünstreifen. Es gab mitunter Pfützen auf dem Uferweg. Nach Rodung des Grünstreifens und Erweiterung und Versiegelung des Uferwegs musste das Bezirksamt Sickermulden anlegen, damit das von der neu versiegelten Fläche ablaufende Regenwasser nicht in die Kanalisation gelangen kann. Die Mulden sollen das Regenwasser eines nur alle fünf Jahre stattfindenden Starkregenereignisses fassen können. Das Weigandufer sollte für den Klimawandel gewappnet sein. In den letzten Wochen war die Mulde aber schon mehrfach randvoll. Der Regen, der nun zur Überschwemmung führte, war auch kein Starkregen, sondern lediglich ein etwa acht Stunden anhaltender, leichter Dauerregen.
Bereits im Juli 2018 wiesen Anwohner das Straßen- und Grünflächenamt (SGA) per Email auf die falsche Bauweise hin. Die knappe Antwort des SGA damals war: »Die Ausführungsplanung und die Ausführung sind korrekt.«
Offenbar wurde die Steigung des Weigandufers nicht berücksichtigt. Das Regenwasser läuft in den Gruben hangabwärts und staut sich am tiefergelegenen Ende der Mulden auf. Bei stärkerem Regen laufen die Mulden an dieser Stelle über, obwohl sie noch gar nicht ganz gefüllt sind. Das übergelaufene Wasser sammelt sich am tiefsten gelegen Punkt des Weigandufers und bildet eine Riesenpfütze. Die Entleerungszeit der Mulden soll nicht mehr als 13 Stunden betragen. Aber noch am Montag, 24 Stunden später, war die Pfütze immer noch nicht vollständig verschwunden.
Die Neupflanzungen in der Mulde werden wohl aufgrund der andauernden Staunässe eingehen. Bei echtem Starkregen würde der Wasserpegel noch höher steigen. Regenwasser könnte in die Kanalisation oder den Kanal laufen – was unter keinen Umständen passieren sollte. Nachdem sich das Straßen- und Grünflächenamt bereits mit dem misslungenen Umbau der Innstraße zur fahrradgerechten Straße zum Gespött gemacht hat, ist dies die zweite Fehlplanung innerhalb weniger Jahre.
Anwohner liefen letztes Jahr erfolglos Sturm gegen die Sanierung. Das alte Grün schirmte sie beim Spazierengehen vom Verkehr ab und erzeugte ein Gefühl von Natur. Außerdem sahen sie den Weg aus Gründen der Ökologie, wegen günstiger klimatischer Effekte und als Lebensraum für verschiedene Tier- und Vogelarten als erhaltenswert an. Im Berliner Umweltatlas war der Uferweg mit dem Grünstreifen als besonders schützenswert eingestuft gewesen.
pm. Andreas Knopp