Schläge statt Blumen

Statistiken zeigen das erschreckende Ausmaß machistischer Gewalt

Weltweit wird jede dritte Frau im Laufe ihres Lebens zum Opfer von Gewalt, meist machistischer Gewalt. Jede dritte Frau – das sind eine Milliarde Frauen, die Unsägliches ertragen müssen, geschlagen, misshandelt oder vergewaltigt werden. Sexuelle Belästigung ist nicht in die Rechnung eingeschlossen. In der überwiegenden Zahl sind es Männer, von denen diese Gewalt ausgeht (75 Prozent). Bildung, Einkommen, Alter und Religionszugehörigkeit sind dabei vollkommen bedeutungslos. Häufig sind es zudem Beziehungstaten. Im Jahr 2018 wurden laut BKA insgesamt 140.755 Menschen in Deutschland Opfer von Partnerschaftsgewalt (davon in Neukölln 1.425 Fälle) – vier von fünf Opfern waren weiblich. Speziell bei sexueller Nötigung und Übergriffen sowie Vergewaltigungen fällt ein starker Geschlechtertrend auf. Bei diesen Taten lag der Frauenanteil unter den Opfern bei 98,4 Prozent. Außerdem gab es 2018 in Deutschland insgesamt 122 Femizide, das heißt gezielte Tötungen von Frauen.Um auf diese katastrophalen Missstände aufmerksam zu machen, versammeln sich Menschen, hauptsächlich Frauen, in Berlin und auf der ganzen Welt zwischen dem Valentinstag am 14. Februar und dem Weltfrauentag am 8. März unter dem Motto »One Billion Rising« zu Tanz-Flashmobs. Auch in Neukölln trafen sich Mädchen- und Frauenprojekte am 14. Februar vor dem Rathaus, um anschließend gemeinsam zur Demo am Brandenburger Tor zu fahren.
Solche und andere Aktionen fordern einen gesellschaftlichen Umbruch – zurecht. Es gibt einen Grund, warum Frauen so viel häufiger Opfer von Gewalt werden: struktureller Sexismus. Männer, die zu Gewalt greifen, um Macht zu demonstrieren. Männer, die Frauen als minderwertig betrachten. Frauen, die sich selbst als minderwertig betrachten und damit zu leichten Opfern werden. Und soziale Umfelder, die die Augen verschließen, anstatt zu handeln. Es braucht eine konsequente Gleichstellung der Geschlechter.
Bis dahin benötigt es vor allem Schutzräume und Anlaufpunkte für Frauen und Menschen im Allgemeinen, die Gewalt erfahren haben. Auch in Neukölln gibt es dafür diverse engagierte Initiativen, die Menschen helfen. So haben sich zum Beispiel Gewerbetreibende auf der Sonnenallee kürzlich unter dem Namen »Sicherheit – Geborgenheit – Neukölln« zusammengeschlossen, um Menschen, die sich auf der Straße bedroht fühlen, mit einem Sticker im Schaufenster zu signalisieren, dass sie in ihrem Laden Schutz suchen können. Wer ein offenes Ohr und Beratung braucht, kann sich zudem in 17 Sprachen kostenlos und vertraulich rund um die Uhr an das Hilfetelefon »Gewalt gegen Frauen« unter der 08000 116 016 wenden. Einen guten Überblick über Neuköllner Antigewaltprojekte, Zufluchtswohnungen und Beratungsstellen wie zum Beispiel das »FrauenNachtCafé« in der Mareschstraße 14 bietet der »Wegweiser Neukölln: Frau Familie Beruf«. Er ist online einsehbar sowie in bezirklichen Einrichtungen kostenfrei erhältlich.

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