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BVV wagt sich auf Youtube

Zuschauer chatten bei Livestreams mit

Großes Kino in der Neuköllner Bezirksverordnetenversammlung (BVV). Zum ersten Mal in ihrer Geschichte ist die BVV am 18. März live auf Youtube zu verfolgen. Das ist elf Jahre nachdem der heutige Stadtrat Jochen Biedermann (Grüne), damals noch Mitglied der BVV, den ersten Antrag stellte, die BVV als Livestream im Internet zu übertragen. Damals wurde dieses Ansinnen von den Fraktionen der SPD und CDU abgelehnt.
Der erste Tagesordnungspunkt betrifft die Nachbesetzung der Geschäftsführerstelle des Jobcenters Neukölln. Die CDU wirft dem Bezirksamt vor, die Stelle ohne Ausschreibung besetzt zu haben, ein Prozedere, das bisher offensichtlich üblich war, ohne dass jemand daran Anstoß genommen hätte. Der Grund dafür, dass sich die CDU jetzt aufrege, liege darin, dass eine Frau für den Posten vorgesehen sei, vermutet Mirjam Blumenthal (SPD). Der Antrag wird abgelehnt. BVV wagt sich auf Youtube weiterlesen

Politiker zur Wahl

Dorf, Hochhäuser und Industrie

Wahlkreis 3 im Überblick

Der Wahlkreis 3 reicht von Rixdorf über das nördliche Britz bis zu den Hochhaussiedlungen in der Köllnischen Heide.


Eine Besonderheit im Norden Neuköllns ist der noch recht dörflich geprägte Richardkiez. Der Richardplatz ist die Keimzelle des ehemaligen Dorfes, aus dem Neukölln einst entstanden ist. Einmal im Jahr treffen sich dort Alteingesessene und zugezogene Neuköllner zum Popráci, dem Rixdorfer Strohballenrollen.Viele kleine Läden, Kneipen und Restaurants machen den Kiez zu einem beliebten Ausgehviertel, das dadurch aber auch stark von Gentrifizierung bedroht ist.
Südlich des S-Bahnrings gibt es vorwiegend Wohnviertel. Das Zentrum bildet hier der Kranoldplatz mit seinem Wochenmarkt »Die dicke Linda«.
Neubritz, der Kiez mit Autobahnanschluss, liegt beiderseits der historischen Gemeindegrenze von Rixdorf und Britz. Dem Ausbau des Stadtrings der A 100 fiel eine ganze Häuserzeile zum Opfer. Die Autobahn verläuft hier unterirdisch – darüber entstand der Carl-Weder-Park mit Spiel- und Sportplätzen, Obstbaumwiesen und Fahrradwegen. Traditionell ist Neubritz durch eine Mischung von Wohnen und Arbeiten geprägt. Politiker zur Wahl weiterlesen

Zusammen schmieden

Ringe und scharfe Sachen aus Rixdorf

Unterm Dach der alten Dorfschmiede, die auf dem ehemaligen Dorfanger, dem heutigen Richardplatz in Neukölln steht, schmiedet gemeinsam das Ehepaar Böck. Sie ist Goldschmiedin, er Messerschmied, oder, wie es seit 1989 heißt, Schneidwerkzeugmechanikermeister in der wahrscheinlich letzten Berliner Messermanufaktur.

Rixdorfer Schmiede.Foto: rr

Die Schmiede wurde 1624 erstmals erwähnt. Auch nach fast 400 Jahren lodert hier die Esse. Ab 1797 sogar dauerhaft, als aus der alten ­»Lauf-« endlich eine »Wohnschmiede« wurde, in der der Schmied tatsächlich wohnte. Ihre heutige Form erhielt sie im Laufe des 19. Jahrhunderts. Nach der Übernahme durch das Neuköllner Bezirksamt erfolgten in den 1960er und 1980er Jahren umfangreiche Renovierungen. Martin Böck arbeitet hier seit 2004. Anfangs als Untermieter der Schmiedemeisterin Gabriele Sawitzki. Inzwischen und eher ungewollt ist er Hauptmieter, weil das Bezirksamt es so entschied. Gabriele Sawitzki zog aus und nahm den Namen »Rixdorfer Schmiede« gleich mit, da sich ihr Metallbaubetrieb diesen gesichert hatte. Zusammen schmieden weiterlesen

Sakraler Neustart mit Terz

»21 gramm«-Team beseelt das ehemalige »Café Selig« neu

Die Macher des Restaurantcafés »21 gramm« (benannt nach dem vermuteten Gewicht der menschlichen Seele) auf dem St. Thomas-Friedhof an der Hermannstraße kennen sich aus mit der Verbindung von kirchlichem Ambiente und Leibeswohl. Neben dem Lokal in der Friedhofskapelle des Gottesackers im Körnerkiez wird nun der nahe Schillerkiez zu ihrem gastronomischen Spielfeld.

BALD wieder das pochende Herz des Schillerkiezes.    Foto: hlb

Dort war das »Café Selig« seit 2004 ein beliebter Treffpunkt, befindet es sich doch in einem Trakt direkt an der Genezareth-Kirche, mitten auf der Straßeninsel des Herrfurthplatzes. Ein lichtdurchfluteter hoher Gastraum mit toll gelegener Terrasse direkt vor der Kirche – dennoch konnte sich auch Christian Birkelbach, der jüngste der diversen bisherigen Betreiber, mit seinem Bar-Restaurant-Konzept nicht halten und strich, auch durch Corona gebeutelt und ermüdet, letzten September nach dreieinhalb Jahren und gescheitertem Crowdfunding vorzeitig die Segel. Mit dem Pächterwechsel zu den »21 gramm«-Geschäftsführern Daniel Kalthoff und Jeremias Stüer mit ihrem Team und mit einem neuen musikalischen Namen – »TERZ« – soll die stimmungsvolle Räumlichkeit noch kieznäher werden. Sakraler Neustart mit Terz weiterlesen

Brasilien zum Kugeln

Käsiger Snack auch für Zuhause

Käsebrot mal ganz anders. Pão de queijo ist portugiesisch für Käsebrot – und die Bezeichnung für typisch brasilianische Käsekugeln, einem Gebäck aus Tapiokamehl, Käse, Milch, Ei, Öl und Salz. Tapioka ist eine Stärke, die aus der Maniokwurzel hergestellt wird und daher glutenfrei ist. Schon seit dem 18. Jahrhundert wurden die Kugeln in Brasilien auf dem Land zubereitet, wo Weizenmehl Mangelware war.

Käse rund.   Foto: hlb

Der Legende nach kam der Käse in die Teigbällchen, als überschüssiger Käse vor dem Verderben gerettet werden musste. Spätestens seit Mitte des letzten Jahrhunderts sind diese Käsekugeln fester Bestandteil der brasilianischen Küche, dort in jeder Bäckerei zu finden und auch ein weltweiter Exportschlager.
Mônica Alves und Luciana Brant, zwei befreundete Brasilianerinnen in Berlin, haben sich der Herstellung und Verbreitung der traditionellen Leckerei verschrieben, bieten sie schon länger auf hiesigen Märkten und Festen an und verschicken sie bundesweit. Seit letzten Dezember haben die Königinnen des Käsekugelbusiness auch einen festen Laden im Reuterkiez, in einem ehemaligen Burrito-Imbiss in der Pflügerstraße. Brasilien zum Kugeln weiterlesen

Die Bier in Schnaps verwandeln

Rettungsaktion für das Rotbier vom »Rotbart«

Nicht nur, dass alle Kneipen sowieso schon lange unter dem Corona-Lockdown leiden. Viele Gastronomen und Brauereien müssen oft auch noch fässerweise das Verfallsdatum erreichende Bier wegschütten. Bier im Abfluss – bitte nicht! Die Bar »Rotbart« am Böhmischen Platz in Rixdorf und die Berliner Craftbeer-Brauerei »Brewer‘s Tribute« starten daher eine Rettungsaktion, um ihr gemeinsames Rotbier wenigstens zu Schnaps zu brennen. Um die Produktionskosten für dieses Projekt zu stemmen, soll eine Crowdfunding-Kampagne helfen.

Brandneuer Brand.    Foto: pr

Bier zu Schnaps statt Wasser zu Wein – so könnte der süffige Trunk immerhin in stärkerer Form den Lockdown überleben. Die Idee: Veredelung der noch übrigen Rotbierfässer zu einem hochprozentigen Bierbrand. Die Bier in Schnaps verwandeln weiterlesen

Bestatter haben leider mehr zu tun

Corona macht nachdenklich

»Ja, im Januar hatten wir etwa 30 Prozent mehr Sterbefälle in Zusammenhang mit Corona,« stellt Olaf Ommen fest, der die Neuköllner Filiale des Bestattungsinstituts »Berolina« in der Jonasstraße leitet und fährt fort: »Es traf überwiegend hochbetagte Menschen in ihren Wohnungen und in Pflegeheimen.« Der Bestatter wirkt besonders nachdenklich angesichts dieser Entwicklung. »Das Virus ist nicht aus der Welt, es kann auch jüngere Personen treffen.« Bestatter haben leider mehr zu tun weiterlesen

Petra Strass glitzert weiter

Erinnerungen an die Blütezeit der Travestie

In Waldemars »Schillers« hat der Neuköllner Peter S. (64) vor vollem Haus zweimal eine grandiose Travestieshow geboten. Das begeisterte Publikum der Eckkneipe ging mit bis hin zur Teilnahme an einer Polonaise und bot starken Applaus zu der ausdrucksvollen Playbackshow. Der Travestiekünstler knüpfte an Erfolge an, die nicht nur er in den Achtzigern des letzten Jahrhunderts in Westberlin feiern konnte. Jetzt fehlt ihm die Kraft zu weiteren Auftritten. Er nutzt zum Gehen einen Rollator und ist zunehmend auf einen Elektrorollstuhl angewiesen.

Foto: privat

Peter S. arbeitete als Verkäufer für Obst und Gemüse, bevor er seine Leidenschaft für die Kunst der Travestie entdeckte. Der verheiratete Mann und Vater einer erwachsenen Tochter erzählt: »Ich bin bisexuell. So traf ich eines Tages einen Mann, der sich gern in eine Frau verwandelte. Petra Strass glitzert weiter weiterlesen

In der Warteschleife

Tabellenführer »Tasmania« muss zweigleisig planen

Vor Beginn der Spielzeit 2020/21 in der NOFV-Oberliga Nord bat Abu Njie seine Schützlinge besonders früh zum Übungsstart. Der Trainer war ja erst im Januar 2020 zum »SV Tasmania« zurückgekehrt, und die Spieler sollten seine Methodik besser kennenlernen. Vom Start weg sollte die Mannschaft dazu körperlich voll auf der Höhe sein – und der Plan ging sogar besser auf als erwartet: Mit sieben Siegen legte »Tas« los wie die Feuerwehr. Ausgerechnet vor dem Topspiel bei Verfolger Greifswalder FC (mit vier Punkten Rückstand auf Platz 2) Anfang November kam es dann aber wieder zum Stillstand aufgrund der Coronapandemie.

Seit November 2020 beschäftigungslos – die Anzeigetafel im Werner-Seelenbinder-Sportpark. Foto: Hagen Nickelé

Die Ligaunterbrechung wurde inzwischen mehrfach verlängert, sodass die Fortsetzung der Spielzeit mittlerweile mehr als unrealistisch erscheint. In der Warteschleife weiterlesen

Basteln mit Rolf

Partylöwe

Partylöwe

Ohne ausreichend Geimpfte bleiben Partys weiter untersagt. Deshalb basteln wir uns einen Partylöwen. Wir brauchen einen echten Sektkorken samt Kappe und Haltedraht, eine Ahle, Aludraht, einen Seitenschneider, eine Zange, etwas Klebstoff, ein paar Farben und wie immer: Lust zum Pfriemeln.
Der Sektkorken ist schon der Löwenkörper. Aus dem Draht werden die Beine und der Schwanz. Fehlt Aludraht, könnten die Beine auch aus Q-Tipröhrchen entstehen. Ich wählte Aludraht, weil der mit einer Zange am Ende flach gedrückt werden kann, was die Pfoten und das Schwanzende realistischer macht. In die, mit der Ahle vorgebohrten Löcher, kommen die Beine und der Schwanz. Dann wird bemalt. Aus dem Sicherungsdraht und der Schutzkappe wird ein Zirkushocker, auf den der Löwe geklebt wird. Voilà.

rr

Petras Tagebuch

Vom Kaufen und Entbehren

Corona ist ja schon länger als ein Jahr eine Zeit der Entbehrungen, und so war es für mich im März dieses Jahres eine große Freude, dass der Einzelhandel wieder öffnete. Vor Corona war für mich, dafür darf mich auch jeder beschimpfen, Karstadt am Hermannplatz ein unverzichtbares Einkaufsparadies, in dem vom Reißverschluss bis zur Kosmetik, über Kleidung, Kochgeschirr und Bettwäsche alles zu kaufen ist. Oftmals schlenderte ich treppauf, treppab durch das Kaufhaus, begutachtete und kaufte durchaus manchmal zu viel, um dann erschöpft im Karstadtrestaurant einen Kaffee zu trinken. Es versteht sich, dass ich dort die Raucherlounge aufgesucht und genüsslich Tageszeitung gelesen habe oder im Sommer auf der Terrasse saß und den Blick über Neukölln schweifen lassen konnte. Petras Tagebuch weiterlesen

Gedenken an die Opfer von Hanau

Protest gegen rassistische Realitäten.       Foto: mr

Aufruf zur Courage gegen rassistische Gewalt

Vor einem Jahr, am 19. Februar 2020, wurden neun Hanauer Bürger ermordet, weil sie nicht in das rassistische Weltbild des Mörders passten. Danach erschoss der Täter in der elterlichen Wohnung seine Mutter und sich selbst. Rund um den Jahrestag dieser Tat haben Tausende Menschen in Neukölln in verschiedenen Veranstaltungen der Opfer gedacht.
Den Anfang machte am 18. Februar, dem Vorabend des Jahrestages, das Bezirksamt Neukölln mit einer Gedenkfeier auf dem Rathausplatz.
Ein Transparent am Rathaus-Balkon zeigte die Gesichter und Namen der Getöteten. In den Fenstern des Rathauses standen gut sichtbar 213 Kerzen. Sie erinnerten an alle Menschen, die in Deutschland seit 1990 als Opfer rechtsextremer oder rassistischer Gewalt getötet wurden.
»Ich schäme mich, dass das Rathaus heute so hell ist«, sagte Bezirksbürgermeister Martin Hikel. »Vor einem Jahr starben Menschen, die auch hätten Neuköllner sein können«, sagte er weiter und erinnerte an Luke Holland, der 2015 von einem Rechtsextremen erschossen wurde und an den Mord an Burak Bektas, der noch immer nicht aufgeklärt ist. »Wir dürfen sie nicht vergessen, denn auf das Vergessen folgt Normalität. Und Rassismus und Rechtsextremismus dürfen keine Normalität werden«, mahnte er. Gedenken an die Opfer von Hanau weiterlesen

Eigenheimidylle und Hochhäuser

Buckow ist ein vielseitiger und widersprüchlicher Stadtteil Neuköllns.
Ursprünglich anno 1230 als Angerdorf gegründet, entwickelte sich Buckow inclusive der Gropiusstadt bis heute zu einem Stadtteil mit fast 80.000 Einwohnern aus vielen Nationen. Noch im Jahr 1900 standen dort nur 98 Häuser, allerdings mit eigenem Bahnanschluss der Rixdorf-Mittenwalder-Eisenbahn. 1920 wurde Buckow eingemeindet.
Zwischen 1962 und 1975 wurde die Gropiusstadt erbaut. Anfänglich haben viele zukünftige Mieter den damaligen Bauherren Baukostenzuschüsse in Höhe einiger tausend D-Mark gezahlt, abwohnbar auf 35 Jahre. Diese sind vorbei und die meisten Mieten explodiert, besonders dort, wo »Deutsche Wohnen« den Bestand aufgekauft hat.
Ohnehin seit 1980 als sozialer Brennpunkt geltend, hat dies die Sorgen der Anwohner verstärkt. Es wäre wünschenswert, wenn Politiker sich verstärkt für die Verbesserung der dortigen Lebensverhältnisse einsetzen würden.

Beate Storni

Woermannkehre bleibt – Radweg kommt

Lebhafte digitale BVVen

»Bitte entstummen«, ist die derzeit wohl häufigste Aufforderung, die Lars Överdieck, Vorsteher der Neuköllner Bezirksverordnetenversammlung (BVV), an die Verordneten richtet. Der Grund: Bei den derzeit vorwiegend digital stattfindenden Versammlungen wird im Eifer der Diskussion öfter mal vergessen, vor einer Wortmeldung das Mikrophon einzuschalten.
Da inzwischen auch Abstimmungen digital erfolgen können, ist die BVV auch wieder zu ihrer Praxis zurückgekehrt, stundenlang lustvoll über Anträge zu debattieren, die in den Fachausschüssen bereits beschlossen wurden. Am Ergebnis ändert das in der Regel nichts. In den Digitalsitzungen können allerdings nur Anträge beschlossen werden, die das Bezirksamt zwar zum Handeln auffordern, aber nicht bindend sind. Für Anträge, die Recht setzen, wie etwa Bebauungspläne, gilt weiterhin die Präsenzpflicht. Woermannkehre bleibt – Radweg kommt weiterlesen

Tempelhofer Feld

Argumente gegen die Bebauung

Das berlintypische Freiheits- und Identitätsgefühl manifestiert sich weltweit erkennbar durch das Tempelhofer Feld. Durch die weltgeschichtlich einzigartige Berliner Luftbrücke ist das Gemeinschaftsgefühl der Berliner gestärkt worden und bis heute erhalten.

unterm Schnee ist der See.      Foto: Dirk Müller

In Zeiten des anhänglichen und mutierenden Virus ist »das Feld« eine der wenigen Freiflächen, die den Berlinern die Möglichkeit zum Luftschnappen und der Ausübung von Sportarten bietet, unter Einhaltung der Abstandsregeln. Mehr denn je wissen sie »das Feld« und seinen unbezahlbaren Wert für Gesundheit, Wohlergehen und Daseinsvorsorge zu schätzen. Umso unverständlicher erscheint, dass im jetzigen Wahlkampf das Thema Randbebauung und ein neuer Volksentscheid auf der Tagesordnung auftaucht. Ein Volksentscheid sollte ohnehin aus der Zivilbevölkerung heraus entstehen und nicht aus Parteien oder Zusammenschlüssen bauwilliger Lobbyisten, auch nicht getarnt als Verein. Tempelhofer Feld weiterlesen

DW enteignen!?

Unterschriften gegen »Deutsche Wohnen«

Kaum ein anderes Thema hält Berlin stadtpolitisch so sehr auf Trab wie der Umgang mit den rasant steigenden Wohnungsmieten und der dadurch entstehenden Verdrängung langjähriger Anwohner und Geschäftsstrukturen. Während die Rechtmäßigkeit des sogenannten »Mietendeckels« derzeit noch vom Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe geprüft wird (eine Entscheidung wird Mitte dieses Jahres erwartet), geht die innerstädtische Auseinandersetzung zwischen Mietern und großen Wohnungskonzernen bereits in die nächste Runde: Am 26. Februar startete die Initiative »Deutsche Wohnen und Co. enteignen« die zweite Runde der Unterschriftensammlung zu ihrem Volksbegehren.


175.000 Unterzeichner werden innerhalb der kommenden vier Monate benötigt, um einen Volks­entscheid zu erwirken. In diesem würde dann, voraussichtlich am Tag der Bundestagswahl im September, darüber abgestimmt werden, ob der Senat dazu verpflichtet werden soll, ein Gesetz auszuarbeiten, das Immobilienunternehmen in Berlin mit mehr als 3.000 Wohnungen vergesellschaftet. Nach eigenen Angaben der Initiative wären hiervon unterm Strich circa 243.000 Wohnungen betroffen. DW enteignen!? weiterlesen

Kiezeck Warthestraße

Ort für kontaktlosen Austausch

Überall in Neukölln entstehen momentan Kiez­ecken. Nun auch in der Warthestraße gegenüber der Hausnummern 19 und 56 auf der Verkehrsinsel.

Tauscheck.    Foto: Stephan Mair


Angestoßen wurde die Idee von der Kiez-Kooperation bestehend aus »Trial & Error«, »Schillerwerkstatt«, »interkular gGmbH« und SCHILLAMENT. Kiezeck Warthestraße weiterlesen

Einsatz für die Ärmsten

Anstoß für mehr Zusammenhalt

Thomas de Vachroi. Foto: Diakoniewerk Simeon

Thomas de Vachroi ist neuer und erster Armutsbeauftragter des »Evangelischen Kirchenkreises Neukölln«, eine Aufgabe, die er zuvor bereits seit 2017 im »Diakoniewerk Simeon« engagiert wahr genommen hat. »Damit setzt die Kirche ein dringendes Statement in der Armutsbekämpfung. Kirche und Diakonie tun dazu viel. Als Koordinierungsstelle will ich diese Arbeit vorantreiben und alle Aktiven noch näher zusammenbringen. Es bedarf eines Fundaments aus kirchlichen und gemeinnützigen Organisationen, Vereinen und Politik, von dem alle, die etwas tun möchten, profitieren. Viele wollen helfen, wissen aber nicht wie. Im Kern ist das für mich diakonischer Dienst, Menschen zu motivieren, dass jeder und jede die Gesellschaft in vernetztem Handeln ein bisschen mitträgt.« Einsatz für die Ärmsten weiterlesen

Berlin autofrei

Initiative reicht Gesetzentwurf ein

Die Initiative »Volksentscheid Berlin autofrei« hat Mitte Februar das »Berliner Gesetz für gemeinwohlorientierte Straßennutzung« bei der Senatsverwaltung für Inneres zur Kostenschätzung eingereicht.

Diese muss innerhalb von zwei Monaten erfolgen. Ab April bis Juni könnte die Initiative dann 20.000 gültige Unterschriften für die erste Stufe des Volksbegehrens sammeln. Über den Volks­entscheid könnte dann im Jahr 2023 von den Berlinern abgestimmt werden. Anschließend gäbe es eine vierjährige Übergangszeit, so dass ab 2027 die 88 Quadratkilometer umfassende Fläche innerhalb des S-Bahn-Rings zur größten autoreduzierten Innenstadt der Welt umgestaltet werden könnte. Berlin autofrei weiterlesen

Selbstverständnis der Kiez und Kneipe

Wir müssen nicht alles

Mit der aktuellen Ausgabe der Kiez und Kneipe Neukölln wird ausgewähl­ten Parteien Platz eingeräumt, um sich selbst darzustellen. Wir haben pro Wahlkreis acht Fragen an die Kandidaten für die Abgeordnetenhauswahl gesendet, von denen fünf beantwortet werden sollen. Während der folgenden Monate wird in jeder Ausgabe der Kiez und Kneipe den Kandidaten eines Wahlkreises Platz für eine Selbstdarstellung zur Verfügung gestellt. Befragt werden die Kandidaten von SPD, GRÜNEN, CDU, LINKEN und FDP. Diese Parteien haben wir bewusst ausgewählt. Selbstverständnis der Kiez und Kneipe weiterlesen

Politiker zur Wahl

Idylle im sozialen Brennpunkt

Wahlkreis 4 im Überblick

Zum Wahlkreis 4 gehören die Gebiete des nordöstlichen Britz, Buckow Nord, die Gropiusstadt und das nördliche Blumenviertel. Im Britzer Anteil entlang des Teltowkanals befinden sich mehrheitlich Kleingartenkolonien, die weltbekannte Marzipanfabrik Lemke, aber auch die restaurierte, unter Denkmalschutz stehende alte Späthbrücke, die weiterhin für Fußgänger und Radfahrer gesperrt bleibt.

Späthbrücke.     Foto: rr

Die vielen beschaulichen Häuser geben hier mancher Kiezecke eine geradezu ländliche Prägung. Nahe dem Neuköllner Krankenhaus erinnert leider auch das Denkmal für Burak Bektaş an die vielen unaufgeklärten Terrorangriffe rechter Gewalt. Manche Eigenheime im sonst friedlichen Blumenviertel drohen weiterhin abzusaufen. Ein Streit mit der Stadt, wer die Pumpen zukünftig unterhalten und betreiben soll, ist nicht beigelegt. Aus der ansonsten beschaulichen Vorortidylle fällt deutlich die Gropiusstadt heraus. Politiker zur Wahl weiterlesen

Opa und der Distanzunterricht

Schlendrian als »Schooling«

Distanzunterricht, welch verlockende Idee! Aber Distanzunterricht in Zeiten der Seuche als Opa zu erleben, lässt eine andere Stimmung aufkommen. Der 12-jährige Enkel kommt erst um 10.30 Uhr. Es kann los gehen, denkt Opa.

Willkommen im Schülerleben 2021. Foto: Jenny Fiedler

Die Frage, was denn zu erledigen sei, wird damit beantwortet, dass Mama doch eine Mail geschickt habe, wo alles drauf stehe. In Wirklichkeit sind dies vier getrennte Mitteilungen der Schule beziehungsweise von Lehrern im home-office. Zum Beispiel vier Aufgaben, Seite soundso. Das nennt sich dann Wochenplan Mathe. »Ich mache das aber nur mit dem Handy!«, lautet die Reaktion des Enkels. In Deutsch soll ein Comic gezeichnet werden oder die Aufgabe lautet: »Sprecht über die Fabel!« Opa und der Distanzunterricht weiterlesen

Ein Circus macht Schule

Manege frei für tolles ehrenamtliches Unterrichtsangebot in Britz

Die Pandemie veränderte auch den Schulall­tag. Darauf war dieses Schulsystem nicht im Geringsten vorbereitet. Das Herumdoktern aller Zuständigen machte die bildungspolitischen, personellen, organisatorischen und baulichen Defizite des Apparats Schule noch schonungsloser öffentlich. Ausbaden müssen das die Eltern und Schüler.

Gerhard Richter und sein Circus.      Foto: rr

Noch härter trifft es Flüchtlingsschüler, die nicht nur bei fehlender elektronischer Ausstattung vom Homeschooling weitgehend ausgeschlossen sind, sondern auch bei fehlender Sprachkenntnis der Eltern wenig familiäre Unterstützung erfahren können.
Hier hilft die Schule des »Circus Mondeo«. Der Direktor Gerhard Richter hatte vor 15 Jahren den vielbeachteten »MitmachCircus« ins Leben gerufen und vor sechs Jahren sehr erfolgreich eine Schule mit Circus gegründet. Seitdem unterrichten hier Sonderpädagogen zusammen mit Trauma-Therapeuten und Ehrenamtlichen Schulkinder aus den sogenannten Willkommensklassen der Neuköllner Grund- und Oberschulen. Ein Circus macht Schule weiterlesen

Floristik der anderen Art

»Berlin Flower School« lehrt kreatives Blumendesign

Julia Gauld, Leiterin der »Berlin Flower School«, möchte nicht nur »Deutsche Floristik«. Für sie ist die schon etwas verstaubt und konstruiert. Hiesige Blumenbinder und -händler lernen meist nur, Blumen zu bezwingen und wie sie unterzuordnen sind. Angelsachsen geben der Flora schon länger mehr Freiheit. Folgerichtig absolvierte Julia Gauld ihre eigene Ausbildung an der berühmten »MC Queens Flower School« in London.

Julia Gauld und ihre Blumen.     Foto: rr

Eine klassische deutsche Floristen-Ausbildung ist dual, dauert drei Jahre und erfolgt in einer Berufsschule sowie im Betrieb. Hierzulande werden die Auszubildenden stark ins Tagesgeschäft eingebunden, es wird vorrangig verkauft, einfach gebunden oder gesteckt. Gaulds Lehrphilosophie ermöglicht jedem Schüler, eigene Kreativität mit hohem Designanspruch zu entwickeln und ebenso den Freiraum englisch-floraler Gestaltung zu erfahren. Floristik der anderen Art weiterlesen

Geschenkt und verhökert

Evangelisches Johannesstift verkauft geerbtes Haus

Margarete Windschild, eine Neuköllner Geschäftsfrau, hatte Gutes im Sinn. Deshalb vermachte sie ihr Haus in der Anzengruberstraße 24 testamentarisch dem Evangelischen Johannesstift, einer christlichen Einrichtung mit Sitz in Spandau, 1858 gegründet, um Arme und Kranke zu unterstützen. Sie wollte damit sicherstellen, dass das Haus für die Bewohner erhalten bleibt und nicht verkauft wird.

Widerstand stärkt die Nachbarschaft.      Foto: mr

Jetzt ist das unerwünschte eingetreten: Die Stiftung hat das Haus verkauft. An wen, das wissen die Mieter nicht. Die Stiftung spricht von einem »privaten Bestandshalter aus Deutschland«.
In dem Komplex mit 36 Wohnungen und zwei Gewerbeeinheiten leben rund 50 Menschen, manche schon seit Jahrzehnten. Sie sind wütend und enttäuscht. »Ein solches Verhalten erwartet man nicht von einer kirchlichen Stiftung«, sagt Lieke Rahn, eine Bewohnerin. Geschenkt und verhökert weiterlesen

Schwärmintelligent kaufen

Nordneuköllner »Marktschwärmerei« sucht noch Kiezmarktmitglieder

Felix Anton Faller hat ein Ziel: 250 Leute, empfehlenswerterweise aus dem Schiller-, Graefe-, Flughafen- oder Reuterkiez, mögen sich anmelden, damit es bald auch eine »Marktschwärmerei« in der Fontanestraße 25, im »Café Blume« an der südöstlichen Hasenheide, gibt.

 Schwärmende Begegnung.        Foto: Amac Garbe

Das »Marktschwärmerei«-Projekt, einst als »Food Assembly« bekannt, was aber wohl etwas zu technokratisch und schwierig aussprech- und weiterempfehlbar für die angepeilten Bürger war, will Regionalität fördern und Erzeuger und Verbraucher vor Ort verbinden. Quasi im Franchise-System sollen sich kleine Schwärme aus Menschen mit Schwärmerei für gute Lebensmittel bilden. Die »Gastgeber« – wie Felix – betreiben und organisieren dabei gegen eine kleine Umsatzbeteiligung die meist wöchentlichen Zusammentreffen von Erzeugern und Konsumenten, die hierfür Mitglied geworden sind. Rund 30 Orte sind es bisher in Berlin. Schwärmintelligent kaufen weiterlesen

Prinzessin pflanzt und backt und kocht

Garten auf dem Neuen St. Jacobi Friedhof öffnet wieder

Die Gartensaison startet! Neben offenen Gartenarbeitstagen und dem kleinen Hofladen öffnet das Gartencafé und die Küche des »Prinzessinnengarten Kollektivs Berlin« auf dem Neuen St. Jacobi Friedhof ab Anfang April wieder täglich ab 11 Uhr.


Es wird zu kalten Getränken und Café geladen, und es kann täglich ein anderes, frisch zubereitetes Mittagsgericht, wahlweise vegetarisch oder vegan, sowie selbst gebackener Kuchen genossen werden.
Es wird auch mit Gemüse vom eigenen Acker gekocht. Lebensmittel und Getränke, die von außen bezogen werden, sind in Bioqualität, regional und nach Möglichkeit fair gehandelt.
Am 3. April ist herzlich zu einer kleinen Eröffnungsfeier geladen.
Mit der Nutzung der Fläche auf ehemaligen Teilstücken des Friedhofs trägt das Kollektiv dazu bei, einen historischen Grünraum in Berlin für die Öffentlichkeit zu erhalten und ihn zum Naturerfahrungsraum weiterzugestalten. Es wird behutsam gegärtnert, Umweltbildungsmöglichkeiten werden etabliert und der gewachsene Naturcharakter des Ortes bleibt erhalten. Es lebe die Prinzessin!

jr/Cécile Wagner
Neuer St. Jacobi Friedhof
Hermannstraße 99-105
www.prinzessinnengarten.net/kollektiv/

»Mitten Drin Draussen«

Ohne Obdach in der Stadt

Unter diesem Doppeltitel hat der Journalist, Fotograf und Filmemacher Matthias Coers über das »Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung e.V.« einen aufschlußreichen Foto- und Interviewband produziert.

Taschen als Zuhause.      Foto: M.Coers

Er verdeutlicht, dass Menschen unterschiedlicher sozialer Herkunft schnell in Obdachlosigkeit geraten können, doch der Weg hinaus zu einem neuen Zuhause gestaltet sich schwieriger und langwieriger. Ohne professionelle und ehrenamtliche Helfer gelingt es kaum, wieder eine Wohnung zu bekommen und sich auf dem Weg dorthin mit dem Notwendigsten zu versorgen. »Mitten Drin Draussen« weiterlesen

Feld öffnet Gedenkraum

Posterserie »Partikel« verbindet das Gestern mit dem Heute

Eine Luftbrücke im Jahre 2021? Das gibt es – und zwar eine künstlerische. Kultursuchende und eine Kunstschaffende werden versorgt. Die Idee zu der Aktion hatte die fotografierende Künstlerin Dagmar Gester durch ihre Serie »Partikel«, die in ihrer Ausstellung »Nebeltage« zum Gedenken an 70 Jahre Luftbrücke 2018 im Museum Neukölln zu sehen war.


Gester erklärt dazu: »Partikel bezieht sich auf den Nebel auf dem Tempelhofer Flughafen, der das Starten und Landen der »Rosinenbomber« damals verzögerte. Partikel in der Luft erschwerten die Sicht. Zugleich ist er aber auch eine Referenz auf die Bilder meiner Spurensuche, die immer nur einen Teil des Ganzen zeigen. Feld öffnet Gedenkraum weiterlesen

Kiezgespräch

Vom Frisieren und von Bieren

KuK: Welche Themen bewegen dich in deinem Kiez?
Elena: Nix im Kiez, sondern persönlich bewegt mich vieles. Ich bin Friseurin in Ausbildung und naja, gelinde gesagt ist das schwierig im Moment. Unterricht und Schule klappt alles irgendwie, aber mir fehlt die Praxis. Weil mir nichts anderes übrigbleibt, arbeite ich jetzt viel schwarz, ich gehe zu Freunden und Freundinnen und schneide ihnen zu Hause die Haare, natürlich mit Maske und allem. Mich rufen mittlerweile immer mehr Leute an, die ich gar nicht kenne, weil meine Nummer weitergegeben wird. Kiezgespräch weiterlesen

Basteln mit Rolf

 

Kletterosterhasi

Es ist zwar erst März, doch Ostern kommt diesmal noch vor Erscheinen der April-Ausgabe. Für meine Osterbastelei reicht etwas stärkere Pappe, ein Bleistift, Tuschkasten- oder Acrylfarben, ein Pinsel, eine Schere und wie immer: Lust zum Pfriemeln.
Auf die Pappe wird das Hasenmotiv anhand meines Bildes gezeichnet, ausgeschnitten und nach Belieben bemalt. Die Vorderläufe sind dabei so lang zu lassen, wie die weißen Striche es anzeigen. Dieser Teil wird später im rechten Winkel nach hinten umgeknickt, daran hält sich der Kletternde. Für besseren Halt klemmte ich die Pfoten einfach unter die Bücher. Wer sich nicht zutraut, frei zu zeichnen, der kann unter rolf@kuk-nk.de kostenlos eine PDF- Schablone anfordern. K&K wünscht jetzt schon Frohe Ostern!

rr

 

Petras Tagebuch

Von Partikeln und Präfixen

Zuweilen denke ich über Sprache nach. Insbesondere dann, wenn ich mit Menschen zu tun habe, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, oder bei Wortungetümen, die ich sehr liebe und die für jeden, der mit der deutschen Sprache nicht so vertraut ist, eine Herausforderung darstellen.
Vor Kurzem machte ich mir Gedanken über das Verb »ziehen« und seine Vielfalt an Vorsilben. Diese wenigen Buchstaben können völlig neue Horizonte eröffnen. Nehme ich »be«, so beziehe ich ein Gehalt oder ein Bett. Hier wird von einem Präfix geredet. Anders verhält es sich bei der Vorsilbe »um«. Da kann ich mich umziehen, oder ich ziehe um. Da funktioniert die Zerstückelung und nennt sich Partikel. weiterlesen

Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus

Martin Hikel auf dem Friedhof Jerusalem V.    Foto: Stephanus Paarmann

Kranzniederlegung am Gedenkstein im ehemaligen Zwangsarbeiterlager

Der Neuköllner Bezirksbürgermeister Martin Hikel hat am 27. Januar, dem Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, gemeinsam mit Mitgliedern des Bezirks­amts, von BVV-Fraktionen und dem Superintendenten der Evangelischen Kirche, Dr. Christian Nottmeier, auf dem Gelände des ehemaligen Zwangsarbeiterlagers der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Im Namen des Bezirks­amtes wurde ein Kranz niedergelegt und der Opfer in einer Schweigeminute gedacht. Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus weiterlesen

Symphonie am Abendhimmel

Zwischen all unserer Schnelllebigkeit in der großen Stadt gibt es doch Momente, wo wir innehalten. Manchmal auch mitten auf der Hermannstraße an einer Kreuzung.
So kommt es, dass Freunde im Winter zwanzig Minuten zu spät zu Verabredungen kommen und völlig durchgefroren sind. Sie haben zwei Ampelphasen auf der Kreuzung gestanden und in den Himmel geschaut.
Immer am Abend, ehe die Stare ihr winterliches Nachtquartier beziehen, tanzen sie ihr Ballett am abendlichen Himmel. Wahrscheinlich dient dieser Tanz zur Feindabwehr. Anscheinend gibt es keinen Führer – die kleinen schillernden Vögel orientieren sich an den neben, über und unter ihnen fliegenden Gefährten. Auf jeden Fall ein Bild der besonderen Komposition.
Also einfach mal zwei Grünphasen verpassen und dem schönen Schauspiel zusehen …

Josephine Raab

Das Kiez und Kneipe Wandel-Wappen

Kreativ und nicht offiziell

Jeden Monat erscheinen in Kreuzberg und Neukölln gedruckt die Lokalblätter Kiez und Kneipe. Nur den Titel haben beide gemeinsam, Jede Redaktion publiziert völlig eigenständig. Seit zehn Jahren hat die Neuköllner Ausgabe links vom Namenszug ein kleines Wappen. Treue Leser haben sicher längst bemerkt, dass sich das seit zwei Jahren nicht nur veränderte, sondern sich seitdem auch monatlich leicht wandelt.


Unser altes Wappen war natürlich angelehnt an das offizielle Neuköllner Bezirkswappen. Damals tauschten wir auf dem Wappenschild nur den Hussitenkelch gegen einen Bierkrug, den Brandenburger Adler gegen das tanzende Paar vom Denkmal auf dem Hermannplatz und ersetzten das Johanniterkreuz durch das offizielle Bezirkswappen. Das Kiez und Kneipe Wandel-Wappen weiterlesen

»Degewo« kauft das Gropiushaus

Hoffnung auf Lückenschluss im Kostenmietrecht

Die Mieter können sich freuen. Jahrelang ist am Gropiushaus nichts gemacht worden. Nur die Sozialmieten sind gestiegen, weil die Eigentümerin fiktive Kosten auf die Miete umlegen konnte. Zuletzt haben wir bei Haustürgesprächen massive Verstöße gegen den Mietendeckel festgestellt. In vielen Fällen waren die Mieten überhöht.

Gropiushaus von der Gartenseite.    Foto: mr

Mit der Übernahme durch die »Degewo« besteht Hoffnung, dass jetzt mehr in das denkmalgeschützte Gebäude investiert und der Mietendeckel eingehalten wird. Zugleich kann das Land jetzt die eigenen Fehler aus dem verkorksten Kostenmietrecht wettmachen.
Vormalige Eigentümerin der 506 Wohnungen ist die auf dem Berliner Wohnungsmarkt weitestgehend unbekannte »Orlando Real Berlin GmbH«, ein Tochterunternehmen der »Orlando Real Group«. Mit der Verwaltung hat sie die als Mietpreistreiberin bekannte »Ernst G. Hachmann GmbH« beauftragt. In einer nichtrepräsentativen Auswertung von »wenigermiete.de« firmiert die Hausverwaltung unter den Top Ten bei Streitfällen wegen mutmaßlicher Verstöße gegen die Mietpreisbremse. »Degewo« kauft das Gropiushaus weiterlesen

BVV kann auch digital

Anfragen zu Hermannplatzmüll, Supermarktwohnen und Verdichtungsfolgen

Corona sorgte auch in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) für eine Premiere. Am 20. Januar tagte die BVV zum ersten Mal in ihrer 74-jährigen Geschichte rein virtuell. Auf der verkürzten Tagesordnung standen allerdings nur Drucksachen, die keiner Abstimmung bedurften.
In einer Einwohneranfrage wurde beklagt, dass der Bezirk sich nicht angemessen um den Hermannplatz kümmere. Der Platz sei vermüllt, es gebe keine Sitzgelegenheiten und abgestorbene Bäume würden nicht nachgepflanzt.

Warten auf den Coronatest.    Foto: mr

Der Hermannplatz sei in die höchste Reinigungsklasse eingestuft und werde zweimal täglich von der BSR gereinigt. Dass sich der Platz trotzdem nicht in einem optimalen Zustand befinde, resultiere schlichtweg aus dem »Fehlverhalten von Menschen, die meinen, um sich herum alles achtlos liegen oder fallen lassen zu können«, antwortete Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD). Dass die ursprünglich in den Hochbeeten gepflanzten Bäume nicht nachgepflanzt werden, liege daran, dass sie durch den darunterliegenden U-Bahnhof keine guten Überlebenschancen haben. BVV kann auch digital weiterlesen