Floristik der anderen Art

»Berlin Flower School« lehrt kreatives Blumendesign

Julia Gauld, Leiterin der »Berlin Flower School«, möchte nicht nur »Deutsche Floristik«. Für sie ist die schon etwas verstaubt und konstruiert. Hiesige Blumenbinder und -händler lernen meist nur, Blumen zu bezwingen und wie sie unterzuordnen sind. Angelsachsen geben der Flora schon länger mehr Freiheit. Folgerichtig absolvierte Julia Gauld ihre eigene Ausbildung an der berühmten »MC Queens Flower School« in London.

Julia Gauld und ihre Blumen.     Foto: rr


Eine klassische deutsche Floristen-Ausbildung ist dual, dauert drei Jahre und erfolgt in einer Berufsschule sowie im Betrieb. Hierzulande werden die Auszubildenden stark ins Tagesgeschäft eingebunden, es wird vorrangig verkauft, einfach gebunden oder gesteckt. Gaulds Lehrphilosophie ermöglicht jedem Schüler, eigene Kreativität mit hohem Designanspruch zu entwickeln und ebenso den Freiraum englisch-floraler Gestaltung zu erfahren.
Ihre Schule in der Zwiestädter Str. 4 nahe dem Böhmischen Platz liegt im kulturell quirligen Teil Neuköllns. Sie bietet Kurse zu Hochzeitsfloristik, Eventinstallationen, Stilllebenbouquets und Modestyling an. Der erfahrenen Dozentin an Hoch- und Privatschulen stehen erfahrene Floristen aus Berlin, Großbritannien und den USA zur Seite.
Die Schüler sind mehrheitlich Menschen zwischen 30 und 45, die sich neu und beruflich selbstbestimmt ausrichten wollen, ohne dafür noch einmal jahrelang eine Schulung durchlaufen zu müssen. Ein Diplom kann bei Julia Gauld auch schon mal nach einem Monat erworben werden. Die Absolventen beherrschen anschließend mehr, als übliche Blumenläden bieten können, und das bei Kursgebühren, die deutlich unter denen der etablierten Schulen Londons liegen.
Blumendesignerin Gauld legt viel Gewicht auf Nachhaltigkeit. Die Floristik-Industrie und Blumenerzeuger arbeiten leider oft gegen die Umwelt. In den überwiegend ausländischen Anbaugebieten werden Böden allzu oft zerstört und vergiftet, und dem Umland wird zu viel Wasser entzogen. Deren »Pflanzenschutz« setzt zudem auch den dort Arbeitenden zu. Die extrem langen Transportwege aus Kenia, Kolumbien oder Ecuador haben dazu noch eine schlechte Klimabilanz.
Auch von Floristen verwendeter Blumensteckschwamm besteht aus einem nicht unproblematischen Material, das sehr schnell zu Mikroplastik zerfällt. Einmal in der Umwelt, wird es jahrzehntelang nicht abgebaut. Gaulds Schule blendet das nicht aus und eröffnet zugleich alternative Lösungen. Ökologisch wichtig, da die Deutschen pro Jahr mehr als zwei Milliarden Euro nur für Schnittblumen ausgeben.

rr
»Berlin Flower School« Zwiestädter Str. 4
www.berlinflowerschool.com