Britz royal

Mary Lou I erringt die Krone als Britzer Weinkönigin

Neukölln ist der einzige Bezirk, in dem der Bürgermeister eine Königin krönt. Dazu hatte Martin Hikel am 18. September wieder Gelegenheit, als er Mary Lou I zur neuen Britzer Weinkönigin krönen konnte.

Hoheiten des Weines. Mary Lou I mit ihrer Vorgängerin Daniela I     Foto: mr

Da sich auch die seit drei Jahren amtierende Weinkönigin Daniela Schulz noch einmal beworben hatte, mussten sich beide Kandidatinnen einem Wettbewerb stellen, bei dem sie einige knifflige Fragen zum Thema Wein zu beantworten hatten. Richtig spannend wurde es, als sie mit verbundenen Augen unter drei Rotweinen den Britzer »Knorke« erkennen mussten. Beide Kandidatinnen lösten die Aufgabe mit Bravour, und da auch bei den Fragen Gleichstand herrschte, war es am Ende das Publikum, das die Entscheidung zu treffen hatte. Britz royal weiterlesen

Vom Glasfluss bis Bronzeguss bis Politik

»Hörstation« in der Otto-Suhr-Volkshochschule

Foto: Jürgen Schmidt

Der Schmelzofen für Emaille brennt in leuchtendem Orange. Um ihn herum sammeln sich die Teilnehmerinnen eines kreativen Seminars, entstanden 1985 unter Leitung der Künstlerin Elisabeth Rothe. Sie sitzt am Rande der Gruppe und überläßt es ihren kreativen Schülerinnen, sich in der Gemeinschaftsarbeit zu deuten. Sie offenbaren ausdrucksstarke und nachdenkliche Gesichter. Daraus ist ein Mosaik aus Emaillebausteinen erwachsen, das wie ein sorgfältig verwobenes Freskowerk anmutet. Vom Glasfluss bis Bronzeguss bis Politik weiterlesen

Die Werbewelt der Belle Epoque

Toulouse-Lautrec und seine Zeitgenossen im Schloss Britz

Henri de Toulouse-Lautrec steht im Mittelpunkt einer hochkarätigen Ausstellung im Schloss Britz, die rund 60 Werke der wichtigsten Vertreter der französischen Plakatkunst um 1900 präsentiert.

Divan Japonais.Foto: mr

Sie spiegelt die Jahre zwischen den letzten zwei Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts und dem Beginn des Ersten Weltkriegs, die auch in der Dauerausstellung des Schlosses präsent sind: die Belle Époque.
Diese Zeit war geprägt von einem allgemeinen wirtschaftlichen Aufschwung. Die Produzenten waren gezwungen, auf sich aufmerksam zu machen und Bedürfnisse zu wecken, es entstand eine neue Kunstform: die Werbung. Die Nutzung der Lithographie ermöglichte die Herstellung und massenhafte Verbreitung großflächiger farbiger Drucke. Es war die Geburtsstunde des modernen Plakats. Die Werbewelt der Belle Epoque weiterlesen

Sandsturm

Ausstellung in der Galerie im Körnerpark

Um Wasser beziehungsweise dem Mangel daran und die daraus resultierende Versteppung ganzer Regionen geht es in der Ausstellung „Sandsturm – And Then There Was Dust“, die noch bis zum 14. November in der Galerie im Körnerpark zu sehen ist.

Turtles.    Foto: mr

Sieben Künstler und Kollektive aus Iran, dem Irak und der Türkei untersuchen die Wurzeln und Konsequenzen von Sandstürmen in den betroffenen Regionen Mesopotamiens und deren Ausläufern (heutige Türkei, Irak und Iran) mit künstlerischen und wissenschaftlichen Ansätzen.
Sie thematisieren die Konsequenzen menschlichen Handelns für das Leben und Überleben aller Spezies und suchen nach einem Weg, mit den Veränderungen umzugehen. Sandsturm weiterlesen

Kunst im »Örtchen«

Toilette wird zur Galerie

Die Wildenbruchbrücke über den Neuköllner Schifffahrtskanal ist eine Rarität unter den Berliner Brückenbauten, denn im Brückenpfeiler am Weigandufer neben der ehemaligen Schiffsanlegestelle verbirgt sich eine alte Toilettenanlage.

Gelungene Eröffnung. Foto: mr

Vor rund 20 Jahren stillgelegt, dämmerte das skurrile Bauwerk vor sich hin und verfiel zusehends. Lediglich der »Kunstverein Neukölln« nutzte es häufiger als temporäre Dependance bei den Kulturfestivals »48h Neukölln« und »Nacht und Nebel«.
Doch nun wurde es als ein in Berlin einmaliger dauerhafter Kulturort für bunte, vielfältige, experimentelle Kunst wieder eröffnet. Am 3. September wurde das »stille Örtchen« unter großem Publikumsandrang seiner neuen Bestimmung als kommunale Galerie unter der Führung des Kulturamtes übergeben.
Die »Kunstbrücke am Wildenbruch« umfasst neben vier kleinen Ausstellungsräumen, in denen die ursprüngliche Nutzung noch deutlich zu sehen ist, ein Außengelände mit einer großen Kunstwand.
»Fluide Realitäten« heißt die erste Ausstellung, die sich mit dem Thema Wasser als Grundlage des Lebens und den Folgen menschlicher Eingriffe beschäftigt.

mr
Geöffnet ist mittwochs bis sonntags von 12 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei. Wegen fehlender Heizung wird vom 1.11.2021 – 31.3.2022 eine Winterpause eingelegt.

Alexandra Bircken und Tatjana Doll im Kess

Leder und Latex kontrovers

Zwischen Laboratorium und Club, so fühlt es sich an, in der neuen Installation im riesigen Kesselhaus des KINDL zu stehen. Trotz der Größe und Lichte des Raumes entsteht ein Gefühl von Bedrücktheit und Unbehagen.

Foto: Jens Ziehe

Schwarze menschliche Hüllen aus Baumwolle mit Latex überzogen liegen, stehen und hängen an Wand, Boden und in der Luft. Die Künstlerin Alexandra Bircken, in deren Werk Körper, Hülle und Haut eine zentrale Rolle spielen, erarbeitete die ortsspezifische Installation »Fair Game«. Zwischen den schwarzen Figuren, stehen Bierfässer, die an eine Zeit erinnern, in der wilde Partys möglich waren, Straußeneier mit heraushängenden Lunten werden zu Molotowcocktails, markieren den Uterus, Glaskörper, deren Inhalte reagenzglasmäßig anmuten, deuten Transformationen an. Alexandra Bircken und Tatjana Doll im Kess weiterlesen

Menschlich und nachbarschaftlich

Guido Roths Leben bleibt good good good Vibration

Jetzt stehen Kerzen da, wo die Tür zum Schallplattengeschäft stets offen war. Guido Roth, der Inhaber von »Records Records« in der Selchower Straße 31, ist plötzlich und unerwartet aus dem aktiven Leben gerissen worden. Die Anteilnahme an seinem natürlichen Tod ist groß. Diese traurige Nachricht verbreitete sich nicht nur im Schillerkiez wie ein Lauffeuer.


Stellvertretend für alle, die ihn schätzten, sagt Alvaro, Inhaber der benachtbarten »Pequod Buchhandlung«: »Guido war großherzig und immer für die Menschen da. Als ich mein Geschäft eröffnete, wußte ich eigentlich nicht, was dabei alles zu beachten ist. Guido gab mir wertvolle Tipps und stand mit stets beratend zur Seite. Ihm ging es um Menschlichkeit in unserer nicht immer leichten Zeit. Einige zogen hierher, weil es seinen Shop gab.« Menschlich und nachbarschaftlich weiterlesen

Neuköllner Eichhörnchen

Im Alltag der Regionalliga will jeder Punkt hart erarbeitet sein

Wie die Eichhörnchen im Herbst einen Vorrat an Nüssen anlegen, so sollten dies tunlichst auch die sogenannten »Kellerkinder« der Fußball-Welt bezüglich ihrer Punktzahl tun. Darum geht es derzeit auch beim »SV Tasmania« – nach zwei Aufstiegen seit dem Jahr 2019 bis in die Regionalliga Nordost wird die Luft dort in sportlicher Sicht zwangsläufig dünner.

Beinbalett mit Ball.        Foto: Hagen Nickelé

Der September sollte sich dabei als durchwachsener Monat aus Sicht des hochklassigsten Neuköllner Fußballvereins entpuppen. Nach der »Dürre« des Augusts waren die drei Punkte gegen Abstiegskandidat »VfB Auerbach« mit dem 3:1-Erfolg ebenso schwer erkämpft wie wohltuend. Neuköllner Eichhörnchen weiterlesen

Basteln mit Rolf

Batman

Am 31. Oktober ist leider auch hier Halloween. Dazu eine Fledermaus, die mit ihren Flügeln schlagen kann. Material: eine Wäscheklammer, Papier und schwarzer Zeichenkarton (beide ca. 10×10 cm), ein Bleistift, eine Schere, heller Heißkleber, ein schwarzer Lackstift und Lust zum Pfriemeln.


Das weiße Papier wird mittig gefaltet, das ergibt ein Rechteck. Darauf wird ein Fledermausflügel mit halbem Fledermauskörper so vorgezeichnet, dass nach dem Ausschneiden und Auffalten daraus ein Rumpf mit zwei Schwingen wird. Das übertragen wir nun auf das schwarze Papier. Den Mauskörper so auf eine Klammerseite kleben, dass die Klammeröffnung das Maul bildet. Mit dem Heißkleber werden zwei Augen gemacht. Für die Pupillen und, bei heller Klammer um auch den Unterköper auf die Klammer zu malen, den Lackstift nehmen.
Damit die Schwingen schlagen, brauchen wir noch einen schwarzen Papierstreifen (1x 8 cm). Der wird mittig unter die andere Klammerhälfte geklebt und die Enden, unter die Flügel. Durch Öffnen und Schließen der Klammer wird so der Flügelschlag erzeugt. Fertig; nur gruseln muss sich nun jeder selbst.

Für Hilfe: Mail an rolf@kuk-nk.de
rr

Petras Tagebuch

Telefon 115

Ich gehöre zu den Jahrgängen, die ihren schönen alten grauen Führerscheinlappen gegen eine Plastikkarte tauschen müssen. Am 19. Januar 2022 läuft diese Frist ab. Wer bis dahin den Tausch nicht geschafft hat, verliert seine Fahr­erlaubnis. Obwohl ich überzeugte Fahrradfahrerin bin, muss ich doch öfter mal mit dem Auto fahren. Also muss ich aktiv werden.
Mein erster Schritt war der Versuch, online einen Termin zu bekommen, aber leider gab es in der gesamten Stadt keinen einzigen.
Dann versuchte ich, das Bürgertelefon 115 zu erreichen. Auch hier war ich ausgesprochen erfolglos. »Bitte versuchen Sie es später noch einmal«, so die Ansage der freundlichen Maschine. Petras Tagebuch weiterlesen

Vom Blech in die Beine

»MAke A MOve« mit Matthieu im Tutu.   Foto: Izabella Lichtbilder

Matthieu Pérot posaunt bei »Make A Move«, Berlins groovigster Kapelle

Er wächst im Südwesten Frankreichs auf, fängt mit sieben an, Posaune zu spielen, lebt seit zehn Jahren in Berlin und liebt sein Instrument – Matthieu Pérot.
Die wirklich große Liebe zur Posaune entsteht allerdings erst, als er mit 13 Jahren den Jazz und die Improvisation entdeckt. Was dieses Instrument für ihn so besonders macht: Nicht die Finger machen die Musik, sondern der Arm und der Mund, und alles ist möglich: Klassik, Jazz, Rap, Brass, Pop – nahezu alle Genres.
Er studiert Posaune am »Jazzinstitut Berlin« bei Geoffroy Demasure, Greg Cohen und Max Hughes.
Matthieu spielte schon in mehreren Orchestern und Bands, unter anderem bei »Riders Connection«, »Berlin Jazz Composers Orchestra JayJayBeCe« und dem »Omniversal Earkestra«. Vom Blech in die Beine weiterlesen

70 ist das neue 50

Senioren sitzen heutzutage nicht unbedingt am Ofen, lesen und häkeln, sie sind in aktivem, unternehmungslustigem Unruhezustand.
Gerne betreuen sie auf Grund mangelnder Kita-Plätze ihre Enkel, jedoch nicht nur. Sie treiben Sport, sind unterwegs und kümmern sich um Altersgenossen, die Unterstützung brauchen.
Sie engagieren sich -kreativ und lautstark- für die Belange der älteren Generation und gehen in die Politik.
Es gibt aktive Seniorenbeiräte, »Omas gegen rechts« und in Neukölln Sylvia-Fee Wadehn. Sie ist berlinweit bekannt und ihr wird nicht nachgesagt, mit ihrer Meinung hinter irgendwelchen Bergen zu halten.
Als erfahrene und politikerprobte Vertreterin ihrer Generation will Sylvia-Fee jetzt das Berliner Abgeordnetenhaus rocken.
Wir sind gespannt!

Beate Storni

»fridays for future« im Schillerkiez

Demokratie lebt vom Mitmachen

Die Neuköllner Bezirksgruppe von »fridays for future« veranstaltete am 20. August im Hof der Genezareth-Kirche eine Diskussionsrunde im Vorfeld der kommenden Wahlen. Hauptsächliche Wahlprüfsteine waren die Themen Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit.
Vertreten waren Kandidaten der Grünen, Linken, SPD, CDU, FDP, ÖDP und »Klimaliste Berlin«, außerdem Vertreter der Initiativen »Parkplatztransform«, »Tempelhofer Feld 100%«, »Scientists for Future«, »Prinzessinnengärten«, »Naturfreundejugend«, »Transformation Haus und Feld«.

Diskussion vor der Kirche. Foto: bs

Die Themen Umweltbildung im schulischen und außerschulischen Bereich, Solardächer, Konsumfreiheit versus Bebauung des Tempelhofer Feldes, dauerhafte Grünflächensicherung, Infrastruktur für Fußgänger und Fahrradfahrer,  und Umwelt- und Klimaschutz wurden unterschiedlich bewertet und sollten in den Parteiprogrammen vertiefend nachgelesen werden. »fridays for future« im Schillerkiez weiterlesen

Abschied von der BVV

Generationswechsel in der Neuköllner Politik

Die letzte Bezirksverordnetenversammlung (BVV) in dieser Legislaturperiode am 26. August, die erstmals seit mehreren Monaten wieder in Präsenz stattfand, stand ganz im Zeichen des Abschieds. Viele Bezirksverordnete werden der nächsten BVV nicht wieder angehören.
Eine davon ist Eva-Marie Schoenthal (SPD), die älteste Bezirksverordnete Berlins. Sie wurde mit 90 Jahren und nach über 35 Jahren BVV in den kommunalpolitischen Ruhestand verabschiedet.

Letzte BVV für Eva-Marie Schönthal.      Foto: mr

»Eva-Marie Schoenthal hat länger diesem Haus angehört, als ich auf dieser Erde existiere«, und sei auch mit 90 aktiver als viele andere, sagte Bezirksbürgermeister Martin Hikel. Auch wenn sie sich aus der BVV verabschiede, werde sie sich trotzdem weiter in die Politik einmischen, sagte sie am Rande der Sitzung.
Auch für Thomas Licher, langjähriger Fraktionsvorsitzender der Neuköllner Linken, war es die letzte Sitzung. Nach Differenzen im Bezirksverband war er bereits 2019 nach Mitte gewechselt, hatte aber sein Mandat in der BVV bis zum Ende der Legislaturperiode behalten. Trotzdem falle ihm der Abschied schwer, sagte er. Abschied von der BVV weiterlesen

Kampf für mehr Gerechtigkeit

DIE LINKE fordert die Abschaffung von Jobcentersanktionen

Hartz IV bleibt ein Kernthema der Partei DIE LINKE. Die Statistik zeigt: Das Jobcenter Neukölln, eines der größten in Deutschland, verhängte vom Juni 2017 bis Mai 2018 etwa 950.000 Sanktionen. Überwiegend handelt es sich um Mehrfachsanktionen, insgesamt drei Prozent der Leistungsempfänger waren betroffen.

Protest.Foto:        Die Linke

Der Sozialausschuss der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) empfahl daher die Annahme eines Antrages der Linken an die BVV, ein Pilotprojekt für sanktionsfreie Leistungen zu beschließen, wie es inzwischen bereits in Bremen, Essen und Spandau praktiziert wird. In Neukölln scheitert es seit dem 19. August 2019 daran, dass die SPD nicht zustimmte. Mit einer aktuellen Pressekonferenz vor dem Jobcenter am 27. August machte die Linke« noch einmal Druck. Kampf für mehr Gerechtigkeit weiterlesen

Fragen an die Kandidaten für den Bundestag

1. Welche Themen haben für Sie im Moment die absolute Priorität?
2. Welche Ideen haben Sie, um das Bildungssystem so auszugestalten, dass jedes Kind nach seinen Bedürfnissen und Fähigkeiten gefördert wird?
3. Wie stehen Sie zu einem bundesweiten Mietendeckel
4. Wie wollen Sie die Renten in Zukunft sichern?
5. Wie stehen Sie zu Auslandseinsätzen der Bundeswehr?
6. Wie soll aus Ihrer Sicht eine ökologische und sozial verträgliche Umgestaltung der Wirtschaft in Hinsicht auf Klimaneutralität erreicht werden?
7. Fragen an den Parteilosen:
Warum kandidieren Sie als Parteiloser?

Hakan Demir – SPD

Alter: 36 • Geburtsort: Corum/Türkei • Familienstand: ledig • Erlernter Beruf: Politikwissenschaftler • Ausgeübte Tätigkeit: Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Deutschen Bundestag • Lieblingsort:  mein Späti vor meiner Haustür im Körnerkiez

1. Die Gesundheit geht vor. Wir müssen die Corona-Pandemie weiter eindämmen. Das heißt: Wir müssen weiterhin breitflächige Impfangebote machen. Auf dem Hermannplatz genauso wie vor dem Rathaus Neukölln oder in der Blaschkoallee. Nachdem der Mietendeckel auf Landesebene nicht funktioniert hat, müssen wir diese Frage schnell auf Bundesebene lösen. Deshalb setze ich mich mit aller Kraft für einen Mietendeckel auf Bundesebene ein.
2. Wie viele Kinder heute in Neukölln hatte ich es nicht immer leicht in der Schule. Deswegen setze ich mich dafür ein, dass alle Kinder gleichberechtigten Zugang zu guter Bildung bekommen, Kitas und Gemeinschaftsschulen gestärkt und die Ganztagsbetreuung ausgebaut werden. Gerade in der Corona-Pandemie haben wir gesehen, dass viele Kinder abgehängt wurden. Wir brauchen ein Corona-Aufholpaket, durch das Nachhilfeprogramme, Ausflüge und Ferienangebote bezahlt werden.
4. Es ist wichtig, dass die Lebensleistung von Menschen anerkannt wird. Deshalb hat die SPD die Grundrente eingeführt, die Millionen von Menschen in Deutschland zugutekommt. Wir als Partei werden alles dafür tun, dass das Rentenniveau nicht weiter absinkt. Teile der Union fordern ein Renteneintrittsalter von 68 Jahren: Millionen von Menschen, die das Land am Laufen halten, sollten und können nicht länger arbeiten. Bezahlt werden muss die Rente weiterhin aus Bundesmitteln, und wir müssen es hinbekommen, dass in das Rentensystem auch Politiker:innen und Beamt:innen einzahlen. Dafür werde ich mich einsetzen. Fragen an die Kandidaten für den Bundestag weiterlesen

Fragen an die Kandidaten fürs Abgeordnetenhaus

Franziska Giffey – SPD (Wahlkreis 6)

Partei: SPD • Alter: 43 • Geburtsort: Frankfurt / Oder • Familienstand: Verheiratet• Erlernter Beruf: Diplom Verwaltungswirtin • Bisherige Tätigkeit: Europabeauftragte im Bezirk Neukölln, Bezirksstadträtin für Bildung, Schule und Kultur und Bezirksbürgermeisterin in Neukölln, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend • Lieblingsort: Britzer Garten

Was möchten Sie im Bereich Verkehr verbessern, um die Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmer zu erreichen? Wie stehen Sie zum Weiterbau der U7 zum BER?
Wir brauchen die Verlängerung der U7 zum Flughafen BER mit Station am Lieselotte-Berger-Platz. Denn: Ein Hauptstadtflughafen braucht auch eine Hauptstadtanbindung. Ich bin davon überzeugt, dass das Rückgrat der Berliner Verkehrswende der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs ist. Insbesondere die Außenbezirke müssen besser erschlossen werden und die Takte in den Randzeiten erhöht werden. Ich möchte eine Mobilität für alle Menschen, so wie sie es wollen und brauchen. Ein Gegenein­ander der Verkehrsteilnehmenden bringt uns nicht voran. Fragen an die Kandidaten fürs Abgeordnetenhaus weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Neuköllnische Zeitung – Donnerstag, 1. 9. 1921
Salzsäure-Attentat.
Der 23jährige Arbeiter Erich Rautenberg hierselbst wurde in der Nacht gegen 12 Uhr auf der Wildenbruchbrücke von einem unbekannten Mann angefallen. Als dieser dicht vor ihm stand, holte er aus der Tasche eine Flasche mit Salzsäure hervor und goß deren Inhalt dem Bedauernswerten ins Gesicht. Auf das Geschrei des Ueberfallenen eilte eine Streife der Schutzpolizei herbei und brachte den Schwerverletzten nach dem Rudower Krankenhaus.

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Vom Späti zu »Janas Coffee Lounge«

Kaufmann Ali ist geschäftlich flexibel

Ali steht häufig in der Tür seiner Bar namens »Janas Coffee Lounge« in der Kie­nitzer Straße 114, oder er sitzt an einem Tisch und trinkt Tee, raucht stets eine Filterzigarette.

Prost!      Foto: jr

Seit 20 Jahren wohnt und arbeitet er dort, als Inhaber einer Videothek und eines Spätkaufs. »Der Späti hat sich nicht mehr dauerhaft rentiert, der Wettbewerb mit den größeren Läden ist zu stark.« Der gestandene Kaufmann bietet weiterhin Carry-out-Getränke wie Bier zu Späti-Konditionen an, setzt aber auch auf den Barbetrieb mit ortsüblichen Preisen. Cocktails sind seine Spezialität, trockene Weine und Markenbiere laufen ebenfalls. Ohne Zigarettenautomat geht es nicht, und offenbar darf auch ein Spielautomat nicht fehlen. Vom Späti zu »Janas Coffee Lounge« weiterlesen

Der Gorilla mit dem Sauerteig

Gläserne Bäckerei verwöhnt auf der Hermannstraße

Die Gorilla-Skulptur des Elektro-Tausendsassas und Künstlers Batman war ein Neuköllner Wahrzeichen an der Ecke Werbellin-/Hermannstraße. Mit dem Elektronikladen ging leider auch der Metallaffe. Aber sympathischerweise erinnert an ihn seit Ende November 2020 der Name der »Gorilla Bäckerei« an gleicher Stelle. Und das sehr würdevoll, ist das »Gorilla« doch weit mehr als eine Bäckerei.

CROISSANTS an der Kreuzung.      Foto: hlb

Die Gründer und Inhaber Frithjof und Matteo haben ein lichtes, minimalistisches Lokal geschaffen, das höchsten kulinarischen Ansprüchen an bestes Backhandwerk genügt. Innenarchitektonisch wurde dafür gesorgt, dass sich das eifrige Treiben in der Backstube wie auch in der Konditorei durch große Scheiben beobachten lässt – und die Backkünstler und -künstlerinnen so natürlich auch die freudige Kundschaft im Blick haben.
Das internationale Team der Gorillas setzt vor allem auf deliziöses Backwerk französischer und italienischer Machart. Sein handgemachtes Sauerteigbrot besteht aus besten Biomehlen, die Teige bekommen genug Zeit zu gehen, um so besonders gut verdaulich und geschmackvoll zu werden. Der Gorilla mit dem Sauerteig weiterlesen

Köstlich Veganes im »Pilz«

Levantinische Leckereien in der Weisestraße

Levante, das ist die alte geografische Bezeichnung für die Länder am östlichen Mittelmeer; das Morgenland, wo die Sonne aufgeht. Heute ist insbesondere die Ostküste des Mittelmeers und ihr Hinterland gemeint: Syrien, Libanon, Israel, Jordanien und die palästinensischen Gebiete. Die Küche dieser Region, also die levantinische Küche, ist voll im Trend. Ist sie doch vielfältig, gesund und lecker und kombiniert kleine Gerichte mit für Abendländler mitunter ungewöhnlichen Aromen, basierend auf Kichererbsen und anderen Hülsenfrüchten, Auberginen und anderen Gemüsen, Joghurt, Kräutern und Ölen.

HUMMUS muss.     Foto: hlb

Einen lässigen Einblick und -schmeck in diese kulinarische Welt bietet das »Café Pilz« im Schillerkiez in der ehemaligen »Nr. 58 Speiserei«. Anton Pilz hat hier das Café-Erbe seines Ur­opas angetreten. Benannt nach einem historischen Café in Tel Aviv-Jaffa bietet er mit seinem Team, von denen einige den Gästen aus der Bar »Heiners« in der Weserstraße bekannt sein könnten, israelisch-levantinische Spezialitäten in tapas-/mezzegroßen Tellerportionen (à 3 bis 5,50 Euro) an. Köstlich Veganes im »Pilz« weiterlesen

Neueste Technik für Kongresse

Erweiterungsbau im »Estrel« musikalisch eröffnet

»Think Big« hieß es, als Estrel-Chef Ekkehard Streletzki am 26. August nach knapp zwei Jahren Bauzeit das neue Auditorium samt weiterer Kongress- und Eventflächen als Erweiterung des »Estrel Congress Center« (ECC) eröffnete. Damit sei das »Estrel« in die obere Liga der europäischen Kongresszentren aufgestiegen, sagte die Geschäftsführende Direktorin Ute Jacobs zur Einführung.

Auditorium im Licht.     Foto: mr

»Heute ist ein besonderer Tag, es geht voran«, sagte der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) in seinem Grußwort. Mit dem »Estrel« habe Ekkehard Streletzki in den letzten Jahrzehnten seine Vision konsequent verfolgt und dazu beigetragen, dass Berlin zu einem international konkurrenzfähigen Messe- und Kongresszentrum geworden sei. Das sei auch ein Grund dafür, zuversichtlich in die Zukunft zu blicken. Neueste Technik für Kongresse weiterlesen

13 Tage im August 1961

Zeitzeugen berichten

Seit 1961 wird alljährlich im August an den Bau der Berliner Mauer gedacht. Kollektiv präsent sind Bilder, wie etwa das von der spektakulären Flucht des Grenzsoldaten Conrad Schumann, der mit geschulter Waffe über eine Stacheldrahtrolle gen Westen sprang. Gern und oft zitiert werden Schlüsselsätze von Politikern, wie zum Beispiel der von Walter Ulbricht, der noch vor dem Mauerbau im ZK behauptete, dass niemand die Absicht habe, eine Mauer zu errichten, oder das politische Statement von J. F. Kennedy vor dem Rathaus Schöneberg: »Ich bin ein Berliner.«

Foto und Druck:Heike Goldmann

Heike Goldmann aus Britz fragte sich aber: Was spielte sich tatsächlich an jenem schicksalhaften 13. August in Berlin ab, was passierte mit den Menschen hier und mit den Familien? Ihr Vater hatte dazu keine Erinnerungen, und so suchte sie mit ihrem Mann Sven nach solchen Zeitzeugen im Freundes- und Bekanntenkreis. 13 Tage im August 1961 weiterlesen

Reisen ohne Wegfahren

Austellung im Haus 104 zeigt Murmeln und mehr

Als Iris Ulbricht das letzte Mal im Rahmen der »48h Neukölln« ihre »Luftkorridore« im Haus 104 auf dem Tempelhofer Feld ausstellte, waren ihre monochromen, fotorealistischen Gemälde von Flugzeugen aus Mauerzeiten zu sehen.

Marble Planets 1.     Foto: Iris Ulbricht

Am ersten Oktoberwochenende wird die Künstlerin nun den Beginn ihrer neuen Serie »Marble Planets« vorstellen. Diese beinhaltet eine bislang offene Zahl großformatiger Ölgemälde von Murmeln, die auch Planeten sein könnten. Jeder, der einmal mit Murmeln gespielt, sie dicht vor das Auge gehalten und hin­eingeblickt hat, weiß, dass es dort eine neue Welt zu entdecken gibt. Reisen ohne Wegfahren weiterlesen

Galerie im Saalbau

Nähen gegen die Unterdrückung

Gewalt gegen Frauen, die sichtbare und unsichtbare Narben erzeugt, ist das Thema der neuen Gruppenausstellung in der »Galerie im Saalbau« mit dem Titel »Von offenen Narben und verhüllten Geweben. Textil als Sprache der Resilienz«.

Sophie Utikal.      Foto: mr

»Die Künstlerinnen der Ausstellung legen mit sichtbaren Nähten ihre persönlichen Narben offen. Die handgenähten Textilarbeiten zeugen von Widerstandskraft und dem kollektiven Protest gegen Unsichtbarkeit, Unterdrückung und Gewalt«, heißt es in der Ankündigung. Galerie im Saalbau weiterlesen

Damit es in den Lauben richtig piept

Bauwegweiser des Bezirksamtes für Kleingärten erschienen

Im Spätsommer und Herbst geht es in den Kleingärten wieder ans Aufräumen, Renovieren und auch um Baumaßnahmen. Es ist vieles erlaubt, doch ebenso vieles zu beachten oder gar verboten. Ein neuer, ausführlicher Bauwegweiser des Bezirksamtes Neukölln gibt Orientierung. Neun Prozent der Neuköllner Flächen wird von »Laubenpiepern« genutzt.
»Kleingärten spielen im Bezirk Neukölln eine wichtige Rolle als Erholungsräume und Treffpunkte. Insgesamt 9.300 Pächter und Pächterinnen gärtnern im Bezirk auf einer Gesamtfläche von 3,7 Millionen Quadratmetern. Damit es in den Lauben richtig piept weiterlesen

Kiezgespräch

Von Müll und Fahrrädern

KuK: Welche Themen bewegen dich in deinem Kiez?
Lasse: Der Müll in Neukölln. Bei mir zuhause, auf der Straße, den öffentlichen Plätzen, überall. Als müsse man sich damit einfach abfinden. Letztens habe ich unter der Woche, nachmittags mein Altglas entsorgt und bin von einem Nachbarn angeschnauzt worden, weil das zu laut sei. Ich werde beleidigt, weil ich meinen Abfall entsorge. Geht‘s noch? Die BSR kommt nicht hinterher, und unser Innenhof ist eine absolute Schande. Da muss sich was ändern! Apropos: Pünktlich zu den Wahlen. Die Politik liefert wirklich gute Ansätze und Ideen, aber können wir das offensichtlichste aller Probleme in Neukölln bitte wirklich einmal angehen. Der Müll nervt!
KuK: Gibt es noch ein Thema, das dich im Moment beschäftigt?
Lasse: Die verdammten Fahrradleichen. Ich habe es satt, dass ich nach der Arbeit verzweifelt mein Fahrrad wie bei Tetris in kleinste Lücken stopfen muss, nur um am nächsten Tag eingeparkt zu sein und um 7 Uhr in der Früh meinen Drahtesel befreien zu dürfen. Das einzig Gute dabei ist, dass ich mir so das Fitnessstudio spare, weil ich einmal täglich mein Rad tragen muss. Witzig auch, wenn die Hausverwaltung alle paar Jahre mal so tut, als ob sie sich darum kümmern würde. Bei solchen Aktionen passiert in der Regel rein gar nichts, außer, dass das eine Rad, das schon halb mit dem Baum im Innenhof verwachsen war, nicht mehr da ist. Dabei wäre das sogar noch als Kunst durchgegangen.

me
*Lasse, Werrastr.

Ernüchterung statt Euphorie

Aufsteiger »SV Tasmania« macht die Regionalliga zu schaffen

Zwei Aufstiege seit 2019 – das ist eine stolze Bilanz für den »SV Tasmania«. Doch auch wenn man gewarnt war, dass in der Regionalliga Nordost die Ansprüche sportlich wie organisatorisch noch einmal deutlich anwachsen würden, kann man nicht verleugnen, dass bei den Neuköllnern in der Praxis mittlerweile die Euphorie einer gewissen Ernüchterung gewichen ist. Sicher, dass man nicht im heimischen »Werner-Seelenbinder-Sportpark« würde spielen können, solange der nicht ligatauglich umgebaut worden ist, war im Vorhinein bekannt. Die ersten »Heimspiele« in Charlottenburg (Mommsenstadion) bzw. Lichterfelde erfüllten allerdings die Hoffnungen auf einen ordentlichen Besuch nicht gerade. Dazu muss man an den noch ungewohnten Spielorten erhöhte Organisationsanforderungen erfüllen – und muss, zu schlechterletzt, auch noch einen großen Teil der Einnahmen für Catering und Miete abgeben.

Am Limit: Trainer Njie (4. v. l.) und seine Schützlinge.      Foto: ©Hagen Nickelé

Sportlich ließ es sich dagegen gut an: In der »Englischen Woche« zu Saisonbeginn blieb man als Neuling ungeschlagen (ein Sieg, zwei Unentschieden). In der Folge jedoch, wie es bei Statistiken bisweilen so ist, mutierte die ursprünglich positive Serie zu einer negativen: Sieben Spiele ohne Sieg hieß es plötzlich nach der achten Runde Ende August – das Programm binnen vier Wochen forderte seinen Tribut. Ernüchterung statt Euphorie weiterlesen

Basteln mit Rolf

Janus

Janusköpfig bedeutet »doppeldeutig«. Janus, ein wichtiger Gott der Römer, wurde mit zwei Gesichtern dargestellt. Meine Stabfigur aus Eierkartonpappe hat ebenfalls zwei Gesichter. Es braucht einen Stab/Stock, einen Eierkarton, eine Schere, einen bunten Eislöffel, Heiß-Kleber, einen dunklen Filzstift, zwei alte Tischtennisbälle, wahlweise auch nur zwei weiße Plastik-Schraubverschlüsse, etwas Schmuckband für zwei Schleifen und Lust zum Pfriemeln.


Aus dem Eierkarton schneiden wir einen Zapfen mit anhängenden zwei Eier-Mulden aus. In die Mulden kleben wir die T-Bälle oder die Schraubverschlüsse. Damit wäre eine Kopfhälfte schon fertig. Ein weiterer Zapfen wird halbiert, und beide Teile werden rückseitig in den ersten Zapfenhohlraum geklebt, dass sie einem weit geöffneten Schnabel gleichen. Nun wird der Janus-Vogelkopf auf den Stiel geklebt.
Auf der Seite mit den Vertiefungen werden die T-Bälle, oder die Verschlüsse geklebt. Mit dem Filzstift erhalten diese »Augen« Pupillen, der geschlossene »Schnabel« bekommt seine Teilung gemalt einschließlich der Nasenlöcher. Vom Eislöffel wird der Stiel abgetrennt und als Zunge in den aufgerissenen Schnabel geklebt. Damit ist der janusköpfige Vogel eigentlich schon spielbereit. Wer möchte, macht aus dem Schmuckband zwei Schleifen und klebt sie an den Haltestab.

rr

Petras Tagebuch

Hektik zur Morgenstund

Es war ein Sonnabendmorgen um 7 Uhr 30. Das Telefon klingelte, und ich sah, dass der Anruf wichtig sein würde. Ich tropfte noch vom Duschen. »Wir kommen nicht in unsere Räumlichkeiten und brauchen dringend deinen Schlüssel.« Oh, das war mir etwas früh, denn morgens bin ich unflexibel. Allerdings sah ich die Notwendigkeit ein, denn es musste pünktlich ausgeliefert werden. Der Anrufer hatte schon eine Idee: »Ruf ein Taxi, 0800 cabcall.« Damit konnte ich nichts anfangen. »Meine Telefontastatur hat nur Zahlen und keine Buchstaben. Wie soll ich das machen?« Mühevoll suchte der Anrufer nach der Nummer, ein vergebliches Mühen, denn er hatte seine Brille vergessen. Ein Passant kam ihm zu Hilfe. »0800, fünfmal die zwei und zweimal die fünf.« Aha, also eine Eselsbrücke.
Die Dame von der Taxizentrale sagte mir, dass der Fahrer in vier Minuten da sei. »Um Himmels Willen, ich bin noch gar nicht angezogen!« Das schaffen sie ja wohl in der Zeit«, stellte sie fest, und ich gab ihr recht. Ich zog mich in Windes­eile an, schnappte mir Geld, die Schlüssel und lief nach draußen, um den Taxifahrer abzupassen. Er war nicht da. Ich wollte nachfragen, aber ich hatte mein Telefon in der Wohnung vergessen. Also wieder drei Stockwerke hoch und Telefon suchen. Ich fand es und lief wieder hinunter, und da kam er, nahm erstaunt die Schlüssel und das Taxigeld entgegen und war fort.
Auf dem Weg nach oben klingelte wieder das Telefon. Eine Frau, der ich für eine Schulklasse Zeitungen versprochen hatte, fand den Treffpunkt nicht. Ich erklärte den Weg und raste los.
Es war ein schlechter Start in den Tag.

»Jüdisches Leben ist keine Provokation«

Kampf dem Hass.    Foto: mr

Kundgebung am Rathaus Neukölln

Am Rande einer pro-palästinensischen Kundgebung im Mai am Hermannplatz wurde eine Gruppe junger Juden angegriffen und beleidigt. Ein Beispiel von vielen, nicht nur in Neukölln. Ein Polizist riet ihnen anschließend, lieber keine Kette mit dem Davidstern offen zu tragen, um nicht unnötig zu provozieren. Ähnliche Ratschläge gab es auch von Kommentatoren verschiedener Medien. Eine Haltung, gegen die sich inzwischen Widerstand formiert.
»Jüdisches Leben ist keine Provokation« war das Motto einer Demonstration, zu der sich am 25. Juli rund 300 Menschen vor dem Neuköllner Rathaus versammelten. Aufgerufen hatte das »Bündnis gegen Antisemitismus Neukölln«. »Jüdisches Leben ist keine Provokation« weiterlesen

Sonntagsverkaufsverbot für Bäckerei

Ist eine Bäckerei ein Spätkauf alias »Späti«? Auch wenn sie am Sonntag keine für den Hausgebrauch notwendigen Lebensmittel verkauft? Zumindest in einem Fall im Schillerkiez ist das Neuköllner Ordnungsamt dieser Ansicht. Die Rechtslage ist unklar, trotz eines Urteils des Berliner Verwaltungsgerichtes.
Ein neuer Urteilsspruch wird erforderlich werden, wenn die Politik die Situation nicht klären kann und betroffene Unternehmen sich wehren. Verständlich ist das Anliegen des Senats, zu viel Sonntagsarbeit zu verhindern. Doch beispielsweise Callcenter arbeiten bei Niedriglohnzahlung überwiegend das ganze Jahr rund um die Uhr, und niemand fragt, ob das gesellschaftlich nützlich ist. Unbestritten ist dieser Rhythmus für Pflegepersonal, Feuerwehr und Polizei, aus gutem Grund; in der Pflege allerdings zu gering bezahlt.
Traut die Politik den verkaufenden Bäckereien nicht zu, ihrem Personal eine Fünftagewoche zu ermöglichen?

Thomas Hinrichsen

Immer wieder sonntags fehlt Hassans Bäckerei

Ordnungsamt bleibt eisern

»Das kostet uns recht viel Umsatz. Gerade im Sommer kommen die Menschen aus dem Kiez und Touristen, die zum Tempelhofer Feld wollen oder zurückkommen. Wir verkaufen dann nicht nur Backwaren, sondern sehr viele Getränke und Eis«, stellt Hassan fest. Auf Anordnung des Neuköllner Ordnungsamtes dürfen der gestandene türkische Kaufmann und sein Team den »Kiezladen« an der Schillerpromenade Ecke Allerstraße am Sonntag nicht mehr öffnen, mitten in der Zeit der restriktiven Pandemieregelungen.

wie im Lockdown.          Foto: mr

Der »Kiez­laden« ist eine Bäckerei, die sonst an sieben Tagen in der Woche ihren umfangreichen Service angeboten hatte. Stets frische Kuchen, belegte Brötchen, Crois­sants, alkoholfreie und alkoholische Getränke, Internetcafé sowie Lebensmittel gehören zum Sortiment und werden gerne in Anspruch genommen, zusätzlich die stark gefragte Postfiliale. »Wir beachten weiterhin streng alle hygienischen Auflagen, die während der Coronawellen zu erfüllen sind. Gleich zu Anfang haben wir sonntags den Verkauf von sonstigen Lebensmitteln eingestellt, extra mit einem großen Schild darauf hingewiesen. Die Leute hatten dafür Verständnis.« Immer wieder sonntags fehlt Hassans Bäckerei weiterlesen

Wasserprobleme? In Berlin?

Wasser macht Sorgen

Berlin müsste längst auf dem Trockenen sitzen, so heiß und niederschlagsarm waren die letzten drei Jahre. Auch sank der Wasserzustrom aus Brandenburg mit den ersten trockenen Flüssen dort um 75 Prozent! Doch noch wird das Wasser hier nicht weniger, nur schmutziger. Zwei Drittel des Trinkwassers stammen aus einer »Uferfiltration«, also aus dem Grundwasser, das aus den Flüssen durch den Boden sickert. Noch können die Berliner Flusspegel durch Stauung im Umland halbwegs normal gehalten werden. Auch, damit die Spree nicht rückwärts fließt.

Eiszeitlicher Krugpfuhl: Ausgetrocknet.   Foto: rr

Dennoch müsste in Berlin schon jetzt übers Wassersparen nachgedacht werden, weil der Wasserbedarf der Hauptstadt bis 2050 stark zunehmen wird. Vier von acht Berliner Wasserwerken sind laut Umweltverwaltung bereits »im Minus«, das heißt dort wird mehr Wasser gefördert, als sich in ihrem Einzugsbereich als Grundwasser neu bilden kann. Schon unter den heutigen Rahmenbedingungen kann eine ganzjährige Versorgung in Zukunft nicht garantiert werden. Eine einheitliche Wasserwirtschaft mit Brandenburg steht weiterhin aus, und unklar bleibt, welche Folgen die Inbetriebnahme des Tesla-Werks auf das Brandenburger und das Berliner Wasser haben werden. Wasserprobleme? In Berlin? weiterlesen

Politiker zur Wahl

Zu viel Wasser und zu viele Pendler

Wahlkreis 6 im Überblick

Zum Wahlkreis 6 gehören Rudow, das südliche Blumenviertel und ein Zipfelchen vom Süden der Gropiusstadt.

Die Gropiusstadt war von Walter Gropius ganz anders geplant. Von seinem Konzept blieb eigentlich nur noch sein Name. Trotz seiner Strukturprobleme wird das Gebiet aktuell weiter verdichtet. Im südlichen Blumenviertel gehen derzeit rund 4.000 Eigenheime buchstäblich baden. Von 1901 bis 1989 sorgten Pumpen dort immer für niedrige Grundwasserstände, so dass viele normal isolierte Häuser errichtet wurden, was das Bauamt Neukölln auch so genehmig­te. Lange schon gefährdet steigendes Grundwasser diese Gebäude, weil seitdem zu wenig Wasser gefördert wird. Aus Kostengründen werden die Berliner Wasserwerke Ende 2021 den Pumpenbetrieb dort völlig einstellen, es sei denn, die Bewohner übernehmen die Kosten des Weiterbetriebs. Falls der runde Wassertisch das nicht ändert, wird der Verein »Siedlungsverträgliches Grundwasser« (SVG) vor Gericht gehen. Politiker zur Wahl weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Neuköllner Tageblatt – Mittwoch, 3. 8. 1921
Erfolgreiche Diebesjagd in Rudow. Durch die Unerschrockenheit der Rudower Polizeibeamten, des Oberwachtmeisters Elsemann und Landjägers Walter gelang es gestern morgen 2 Uhr Telegraphendrahtdiebe bei der Arbeit zu überraschen. Durch eine Sicherungsarlarmvorrichtung benachrichtigt, suchten die beiden Beamten die Neuköllnerstraße und die Buckowerstraße ab. Endlich unweit der Budenstadt bei Bie­neckes Mühle stießen sie auf drei Männer, welche den Draht von den Fernsprechleitungen schnitten und zusammenrollten. Auf Anruf versuchten die Verbrechner in der Dunkelheit zu entkommen. Aber dank des vorzüglichen Polizeihundes wurde einer gestellt. Kaum hatte man diesen ins Gewahrsam gebracht, als ein Radler mit 2 Fahrrädern und einem Rucksack an den Beamten vorüberfuhr und »Guten Morgen« wünschte. Diese riefen ihn an, er warf Rucksack und Rad fort. In aufregender Jagd verfolgt, feuerte der Dieb 10 Schuß auf den Wachtmeister Elsemann, glücklicherweise, ohne denselben zu verletzen. Schließlich warf der Dieb, ebenfalls beschossen, sein zweites Rad fort und lief wie ein Schnelläufer nach Berlin. Die beiden erschöpften Beamten konnten wegen Raddefektes ihm nicht folgen. Der Rucksack enthielt einen frisch geschlachteten Hammel. Den entkommenen Verbrechern ist man auf der Spur auf Grund der Aussagen des Verhafteten. Auch von dem Hammeldieb sind Spuren gefunden. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

von Neuköllnern für Neuköllner