Ernüchterung statt Euphorie

Aufsteiger »SV Tasmania« macht die Regionalliga zu schaffen

Zwei Aufstiege seit 2019 – das ist eine stolze Bilanz für den »SV Tasmania«. Doch auch wenn man gewarnt war, dass in der Regionalliga Nordost die Ansprüche sportlich wie organisatorisch noch einmal deutlich anwachsen würden, kann man nicht verleugnen, dass bei den Neuköllnern in der Praxis mittlerweile die Euphorie einer gewissen Ernüchterung gewichen ist. Sicher, dass man nicht im heimischen »Werner-Seelenbinder-Sportpark« würde spielen können, solange der nicht ligatauglich umgebaut worden ist, war im Vorhinein bekannt. Die ersten »Heimspiele« in Charlottenburg (Mommsenstadion) bzw. Lichterfelde erfüllten allerdings die Hoffnungen auf einen ordentlichen Besuch nicht gerade. Dazu muss man an den noch ungewohnten Spielorten erhöhte Organisationsanforderungen erfüllen – und muss, zu schlechterletzt, auch noch einen großen Teil der Einnahmen für Catering und Miete abgeben.

Am Limit: Trainer Njie (4. v. l.) und seine Schützlinge.      Foto: ©Hagen Nickelé

Sportlich ließ es sich dagegen gut an: In der »Englischen Woche« zu Saisonbeginn blieb man als Neuling ungeschlagen (ein Sieg, zwei Unentschieden). In der Folge jedoch, wie es bei Statistiken bisweilen so ist, mutierte die ursprünglich positive Serie zu einer negativen: Sieben Spiele ohne Sieg hieß es plötzlich nach der achten Runde Ende August – das Programm binnen vier Wochen forderte seinen Tribut. Körperlich, weil bei Tas­mania im Gegensatz zu den meisten anderen Regionalligisten der Großteil der Spieler noch einem Beruf nachgeht. Auffällig jedenfalls, dass die Schützlinge von Trainer Abu Njie zum Teil Mühe hatten, schon in der ersten Halbzeit das System aufgrund mangelnder Frische einzuhalten. Aber auch der Kopf macht nicht bei jedem mit – gerade die Väter in der Mannschaft bekommen ihre Kinder beziehungsweise Familien wegen der dreifachen Belastung (Arbeit, Training, Spiele) noch weniger als bisher zu sehen. Torwart Robert Schelenz, langjährige Stütze bei Tasmania, erbat sich deshalb mittlerweile eine Auszeit von unbestimmter Dauer – Abwehrspieler Julian Loder pausierte auf eigenen Wunsch gegen Rathenow.
Im September aber stehen weitere wichtige Begegnungen auf dem Programm: Gegen Auerbach (01.09.), Fürstenwalde (19.09.) und Altglienicke (03.10.) »zuhause« in Lichterfelde sowie bei »Tennis Borussia« (10.09.) und dem »Berliner AK« (24.09.). Immerhin entfallen bei den Auswärtsspielen also zumindest die langen Anreisen. Aber: Wie mittlerweile bekannt wurde, konnten die Arbeiten im Neuköllner Stadion noch nicht begonnen werden. Eine Rückkehr im Herbst ist damit praktisch ausgeschlossen – selbst Anfang nächsten Jahres wäre wohl noch optimistisch geschätzt.

Hagen Nickelé