Archiv der Kategorie: Kiez

Körnerpark

Neue Bänke zur Entspannung

Es hat bestimmt zwei Jahre gedauert, bis die Bänke im Körnerpark erneuert wurden. Das Geschehen davor war ein Trauerspiel. Eine Bank nach der anderen verschwand, entweder wegen Vandalismus oder aus Altersschwäche. Zum Schluss gab es nur noch vier Stück.

Mit Blick in den Park.       Foto: mr

Da der Körnerpark unter Denkmalschutz steht, mussten die Bänke auch nach den Vorgaben des Denkmalschutzamtes hergestellt werden. Gut Ding braucht Weile, aber nun ist der ursprüngliche Bestand von 16 Bänken wieder hergestellt.
Die Neuköllner freuen sich und nehmen die Bänke gut an. Zu nahezu jeder Tageszeit bei entsprechendem Wetter sitzen Pärchen, Freunde oder Einzelpersonen auf ihnen und genießen die letzten Herbsttage des Jahres.
Es fällt den Besuchern leicht, sich an die Coronaregeln zu halten. Die Abstände passen, und so kann guten Gewissens gute Laune entstehen.

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Kiezgespräch

Zwischen Autos und Gebeten

KuK: Was bewegt dich im Kiez?
Said: Im Kiez gerade nicht viel, mein Kopf ist mit anderen Dingen beschäftigt. Mein Vater ist vor zwei Wochen gestorben, in Syrien. Er hat dort ein Grundstück, um das ich mich kümmern soll, aber im Moment ist es sehr schwierig, dort hinzukommen. Die Situation mit der Pandemie blockiert da vieles, aber eigentlich sind sowieso andere Dinge erstmal wichtiger, zum Beispiel, meinen Vater zu beerdigen. Meine ganze Familie ist in Syrien, ich bin als Einziger hier. Ich war nie religiös, aber seit dem Tod meines Vaters bete ich jeden Tag. Für ihn, für meine Familie. Ich bete gleich nebenan, in der Şehitlik-Moschee. Vor dem Gebet gehe ich immer noch hier auf das Tempelhofer Feld und mache Sport. Also gibt es doch etwas im Kiez, das mich bewegt. Kiezgespräch weiterlesen

Petras Tagebuch

Freudloses Einkaufen

Insbesondere zum Winteranfang muss ich in den Schränken räumen, um an die Dinge zu kommen, die zur jetzigen Kälte passen. In diesem Jahr traf es mich besonders hart. Von meinen zahlreichen warmen Shirts war über die Hälfte entweder zerlöchert vom Alter oder von Motten. Ein ähnliches Bild ergab sich beim Sockenbestand. Ganz zu schweigen von den Merinojacken, die heftig gelitten haben.
Eine solche Anhäufung an warmer Kleidung, die nach Entsorgung ruft, hatte ich bisher noch nicht. Petras Tagebuch weiterlesen

Die alte Späthbrücke ist wieder dicht

Schade um die gute Verbindung

Im April 2020 berichteten wir davon, dass die alte Späthbrücke über den Teltowkanal unpassierbar gemacht wurde, aber Fußgänger und Radfahrer sich selbst diese Passage öffneten. Möglicherweise las diesen Beitrag auch die für die Sperrung zuständige Berliner Behörde und reagierte ungewohnt schnell. Der geöffnete Zaun ist erneut verschlossen, und die erst niedrige Mauer aus Betonelementen wurde nun auf über zwei Meter erhöht und extra mit »Zinnen« gekrönt.

neue Mauer am Grenzstreifen.  Foto: rr

Berlin plant Radschnellwege (Mobilitätsgesetz, verabschiedet 2018) mit dem Ziel, Fahrradfahren sicherer und komfortabler zu machen. In einer Machbarkeitsstudie (veröffentlicht März 2020) ist die alte Späthbrücke eine wichtige Querung des nordwestlichen Arms der Y-Trasse. Weshalb nun die erneute Schließung vorab? Die alte Späthbrücke ist wieder dicht weiterlesen

Die Stadt der Zukunft denken

Ausblick auf Neukölln in 30 Jahren

Wie sich Neukölln in den letzten 100 Jahren verändert hat, zeigt das Museum Neukölln in seiner aktuellen Ausstellung »Großstadt Neukölln. 1920-2020«. Wie es in 30 Jahren aussehen könnte, darüber sprach Museumsleiter Udo Gößwald mit der Stadtplanerin Cordelia Polinna und dem Neuköllner Stadtrat für Stadtentwicklung, Soziales und Bürgerdienste, Jochen Biedermann (Grüne).
Gentrifizierung, Mietenexplosion, Klimawandel, demografischer Wandel seien die Probleme, für die in Zukunft kreative Lösungen gefunden werden müssten, um die Stadt attraktiv und lebenswert zu erhalten. Aber bisher sei nur wenig Enthusiasmus zu verspüren, die Stadt von morgen zu denken, kritisierte Udo Gößwald in seiner Begrüßungsrede. Die Stadt der Zukunft denken weiterlesen

130 Jahre Britzer Bürgerverein

Vielseitig aktiv für die Bewohner«

Der 1890 gegründete Britzer Bürgerverein kann wegen der Pandemie sein 130. Jubiläum nicht gebührend feiern.
Die Gründungsumstände beschreibt die Festschrift zum 50. Bestehen des Vereins so: »Britz war zu dieser Zeit eine der ärmsten Gemeinden am Rande der Reichshauptstadt. Die Verkehrsverhältnisse lagen im Argen. Die beiden Hauptstraßen des Ortes, Britzer Damm und Buschkrugallee, waren […] ohne jegliche Beleuchtung. Die Pferdebahn endete an der Rixdorfer Knesebeckstraße (jetzige Silbersteinstraße). Die einzige Schule des Ortes befand sich in der damaligen Kirchstraße.«

Das Domizil des Bürgervereins.Foto: rr

Das wollten damals viele Britzer Bürger nachhaltig verbessern. Mit stetig steigenden Mitgliederzahlen wuchsen die Möglichkeiten zur Einflussnahme, da viele von ihnen ebenfalls in kommunalen wie in kirchlichen Körperschaften vertreten waren. Die Bildung der Großgemeinde Berlin 1920 änderte das abrupt. 130 Jahre Britzer Bürgerverein weiterlesen

Nagelhäuser und Luftgrachten

Ideen für bessere Städte – »Living the City« im Flughafen Tempelhof

Eine gigantische begehbare Stadtcollage aus Bildern und architektonischen Modellen, Objekten, Artefakten, Fotografien und Filmen füllt derzeit die Haupthalle des ehemaligen Flughafens Tempelhof. Die Ausstellung »Living the City«, die noch bis zum 20. Dezember zu sehen ist, zeigt Prozesse und Handlungsmöglichkeiten in Städten in ganz Europa auf. Lebendig werden diese Geschichten durch die Menschen, die diese Städte bevölkern, die am städtischen Leben teilnehmen und es mitgestalten. Es wird gezeigt, was alles möglich ist – wenn die Politik und die Verwaltungen, wenn Wähler, Investoren, Architekten oder Stadtplaner denn nur wollen.

»Luchtsingel« Foto:mr

Viele Projekte sind über die engere Fachwelt hinaus bekannt, wie die »Luchtsingel« – die »Luftgracht« – eine Fußgängerbrücke, die den nördlichen Teil Rotterdams mit dem Zentrum verbindet, oder die »Cité du Grand Parc« in Bordeaux. Hier wurden in die Jahre gekommene Wohnblöcke durch den nachträglichen Anbau einer Wintergarten- und Balkonzone aufgewertet. Ein Film zeigt einen alten Mann, der begeistert berichtet, wie aus einer dunklen Wohnung helle, lichtdurchflutete Räume wurden. Nagelhäuser und Luftgrachten weiterlesen

Wem gehört das Labyrinth?

Projekt in der Hasenheide vom Bezirksamt beendet

Die Hasenheide hat viele Angebote für die unterschiedlichsten Personengruppen. Vom Hundeplatz für kleine Gesellen bis 35 Zentimeter Höhe, über Schachspieler, Sonnenhungrige, Skateboarder, Jogger, Dealer und Spaziergänger findet jeder seinen Platz. Ein besonderer Schatz entstand 2019 mit dem begehbaren Labyrinth. Es befindet sich in der Nähe des Skateparks im Halbschatten von Bäumen. Hier finden Konzerte, organisierte Führungen, Qigong-Stunden und Picknicks statt. Dieser durchaus spirituelle Ort wird von Jung und Alt dankbar genutzt.

Spiritueller Hasentreff. Foto: privat

Die Initiatorin ist Ellen Esser. Sie hat jahrelang als Schauspielerin und Regisseurin gearbeitet. Dann wollte sie ihr eigener Herr sein. Sie schrieb Drehbücher und widmete sich der Prosa. In ihrem Buch »Maries Labyrinth« setzte sie sich mit diesen auseinander. Sie besuchte Labyrinthe, die ihr das Gefühl vermittelten, dass schon vor Hunderten von Jahren dort gefeiert wurde. Wem gehört das Labyrinth? weiterlesen

Kiezgespräch

Winter vor der Röhre

KuK: Was bewegt Sie in Ihrem Kiez?
Reiner: Was beschäftigt mich … Dass wir wieder zu Hause bleiben müssen. Dass ich meine Kollegen erstmal nicht sehen werde und dass ich meine Schwester nicht besuchen kann. Ganz einfach. Meine Schwester ist im Altenheim und ja, unter Einhaltung bestimmter Regeln konnte ich sie hier und da besuchen, aber jetzt? Nee. Mach ich nicht mehr. Ich werde im Corona-Hotspot Neukölln sicher nicht meine Familie gefährden. Vor allem, weil ich nicht mehr viel Familie habe. Was meine Kollegen betrifft, naja. Wo sollen wir uns denn treffen? Die Kneipen sind wieder zu, ich stehe nicht gern irgendwo auf der Hermannstraße vor einem Spätkauf, also wohin mit mir? Zu Hause ist nicht viel los, da guck ich mal in die Röhre. Kiezgespräch weiterlesen

Partnerschaftliche Kundgebung statt Wettstreit

Strohballen trotz Corona.Foto:                   mr

Corona erzwingt ungewöhnliche Variante des Neuköllner Strohballen-Rollens

Am 2. Wochenende im September ist üblicherweise »Popraci« in Rixdorf, ein großes Fest, das an die deutsch-böhmische Geschichte Rixdorfs erinnert, mit einem Wettbewerb im Strohballen-Rollen, fantasievollen Kostümen und einer abendlichen Straßenfeier.
Corona sorgte in diesem Jahr für eine ungewöhnliche Variante des Festes: Der Wettbewerb wurde durch eine Demonstration »Für ein Europa ohne Grenzen und die Deutsch-Tschechische Freundschaft« ersetzt. Symbolisch wurden zwei Strohballen rund um den Richardplatz gerollt. Bezirksbürgermeister Martin Hikel ließ es sich nicht nehmen, selbst Hand anzulegen und einen der Ballen um den Richardplatz zu bugsieren. Mit Plakaten machten die Teilnehmer auf die Situation in den europäischen Flüchtlingslagern aufmerksam
Begleitet wurde die Demonstration von den »HeartBeaters, die mit Sambarhythmen den Takt des Marsches vorgaben. Partnerschaftliche Kundgebung statt Wettstreit weiterlesen

Auf der Suche nach dem Grün

Lenkungsgruppe KMS auf Streifzug durch das Sanierungsgebiet

Was aussah wie ein Pulk Touristen auf Besichtigungstour im Kiez, waren Teilnehmer der Veranstaltung »Lenkungsgruppe vor Ort«, zu der die »Lenkungsgruppe der [Aktion! Karl-Marx-Straße]« am 9. September eingeladen hatte. Schwerpunkt der Exkursion durch das Sanierungsgebiet Karl-Marx-Straße war das Thema »Grüne Räume im Zentrum«.

Kampf gegen Investoren.       Foto: mr

Zum Auftakt im Comeniusgarten stellte Elena Ferrari von der »Università IUAV di Venezia« ihre Forschungsarbeit »Stadtgrün im Norden Neuköllns« vor. Neukölln zeichne sich durch eine dichte Bebauung und einen Mangel an Grünflächen aus, die zudem auch noch stark fragmentiert seien, führte sie aus. Daher sei es wichtig, Grünräume an Straßen oder auf Brachen zu schaffen. Letztere seien jedoch vielfach in privater Hand und daher in Gefahr, dem Wohnungsbau zum Opfer zu fallen. Die Stadtgesellschaft müsse sich damit auseinandersetzen, wie Stadtverdichtung gelingen und gleichzeitig Grünräume erhalten oder neu geschaffen werden könnten. Auf der Suche nach dem Grün weiterlesen

Mischt »Airbnb« die Mieten auf?

Weiterhin Eigendynamik auf dem Wohnungsmarkt

Ein exemplarischer Blick auf die hier gezeigte besondere Karte des Schillerkiezes zeigt deutlich, wie stark Wohnungen für temporäre Nutzung und als Feriendomizile angeboten werden, auch zunehmend über ­»Airbnb«.­ Die Plattform ist weltweit »populär«. In ganz Berlin waren im Mai 2020 23.000 Wohnungen und Zimmer über die amerikanische Firma im Angebot.

Für die anbietenden Eigentümer und Dauermieter von Wohnungen ist das Portal »Airbnb« bequem und übersichtlich. Von einzelnen Zimmern bis zu Wohnungen und Kleinfamlienhäusern ist alles zu mieten. In Berlin leben sehr viele junge Menschen aus vielen Ländern, die sich gerne auch zu beruflichen Zwecken zeitweise in der Stadt aufhalten. Da wird für Suchende etwas Passendes zu finden sein. Für Eigentümer und Hauptmieter gilt das ebenfalls. Bei temporärer Abwesenheit finden sich fast immer willige Mietenzahler. Scheinbar entsteht für alle eine Situation gegenseitigen Gewinns. Mischt »Airbnb« die Mieten auf? weiterlesen

Wege zum Yoga im Körnerpark

Sascha Mieke möchte offiziell auf die Wiese

»Die Idee entstand aufgrund von Corona. Nach dem Lockdown hatten viele Leute keine Lust auf Onlinekurse, sondern wollten wieder raus und sich betätigen«, sagt Sascha Mieke, der seit diesem April das Bestreben hat, offiziell Yogakurse im Körnerpark anbieten zu dürfen.

Yoga im Denkmal.Foto: Sashtangi

Sascha sieht hier einen ganzheitlichen Ansatz. Zum einen soll die Nachbarschaft aus ihrer Isolation treten können und gemeinsam aktiv sein, zum anderen möchte Sascha gemeinsame Aufräumaktionen starten, da er die Vermüllung des Parks als Problem ausmachte. Zu diesem Zweck hat Mieke Anfang des Sommers eine Sondernutzung im Park beantragt. Wege zum Yoga im Körnerpark weiterlesen

Kiezgespräch

Vergesst nicht die Vergessenen

KuK: Welche Themen bewegen dich hier im Kiez?
Sven: Hier im Kiez? Direkt nicht viel, eher allgemeine Sachen. »Corona Hauptstadt Berlin« habe ich heute in den Medien gelesen. Stimmt das? Glaubst du das? Ich weiß gerade nicht mehr, was stimmt und was nicht. Ich weiß nur, dass ich im Moment aus verschiedenen Gründen Angst habe. Ich bin obdachlos und muss sehen, wo ich schlafen kann. Die letzten Tage bin ich viel hier in Neukölln unterwegs. Die Leute sind okay, die geben gern mal was und ich kann ganz gut Pfand sammeln. Nachts ist das anders. Ich kann einfach nicht mehr in die Notunterkunft. Corona ist natürlich ein Thema, weil die Leute, die dort schlafen, interessiert das nicht, und man liegt schon eng zusammengepfercht. Schlimmer ist noch, dass ich schon mal ausgeraubt wurde, Geld weg, sogar mein Schlafsack. Ich habe sogar auch schon mitbekommen, wie da jemand vergewaltigt wurde. Ich geh da nicht hin. Zurzeit bin ich nachts am Alexa, weil ich da in Ruhe gelassen werde, und die Bauarbeiter von der Baustelle geben mir morgens sogar immer ein bisschen Kleingeld. Was für mich aber am wichtigsten ist, sind Klamotten. Es ist zwar jetzt noch warm am Tag, aber in den Nächten friere ich jetzt schon. Ich habe mir ein Lager gebaut mit Pappe, Zeitungspapier und meinem Schlafsack, damit komme ich noch zurecht, aber ich habe richtige Angst vor dem Winter. Shirt, Pullover, Hose, egal, ich brauche wirklich alles, was ich kriegen kann für die kommenden Monate.

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*Sven, obdachlos, Schillerkiez – Name geändert

Verlängerung der U7 zum BER

Bürgerinitiative startet Unterschriftenaktion

Wenn im Oktober der BER eröffnet, wird der Verkehr im Süden der Stadt spürbar zunehmen. Neben den vielen Fluggästen werden rund 85.000 Beschäftigte zusätzlich in der Region erwartet. Das heißt, der Pendelverkehr von und nach Berlin wird in Größenordnungen zunehmen, die eine zusätzliche ÖPNV-Anbindung unumgänglich machen.

U7-Unterstützer.   Foto: mr

Deshalb hat sich die Bürgerinitiative »Neukölln in Bewegung – Für eine Verlängerung der U7 bis zum Flughafen BER« gegründet. Am 10. August stellten die Initiatoren Mirjam Blumenthal, Peter Scharmberg und Renate Humernik ihre Aktion der Öffentlichkeit vor. Unterstützt werden sie von Bezirksbürgermeister Martin Hikel, dem Bundestagsabgeordneten Fritz Felgentreu und der Neuköllner SPD. Ziel der von Neuköllner Bürgern und Rudower Gewerbetreibenden getragenen Initiative ist es, mit einer Unterschriftenaktion den politischen Druck zu erhöhen und die schon lange geforderte U-Bahn-Verlängerung endlich in die Tat umzusetzen. Verlängerung der U7 zum BER weiterlesen

»Silent Rixdorf« Garten

Viel Schönes zwischen Grün

Ein kleiner Weg, eine unscheinbare Holztür – ein wenig wie aus dem Roman »Der geheime Garten« – und hinter der Tür verbirgt sich auch wirklich so etwas wie ein verwunschener Garten mitten in Neukölln, mitten in einer Dreieinhalbmillionenstadt.

Karin und Brunhilde.  Foto:Silent Rixdorf

Im Garten selbst ist Karin Zwick schon mal mit einem Huhn auf dem Arm anzutreffen. Karin wohnt direkt nebenan, schon seit 1986 in Neukölln und konnte von ihrem früheren Balkon in das schöne Stück Grün schauen. Sie hat sich »immer gewünscht, da selbst einmal zu sitzen«. Seit 2008 nutzt sie mit ihrer Familie den Garten. Ihn als Ort für Nachbarschaftliches und Kulturelles zu nutzen und zu öffnen war von Anfang an Teil der Idee. Es entstand ein generationsübergreifendes Künstler-, Familien- und Freundeskollektiv, das die Veranstaltungen und Aktivitäten organisiert.

Gemütliches Beisammensein.   Foto:Silent Rixdorf

Unter dem Namen »Silent Rixdorf« finden ganz verschiedene Sachen statt: Workshopnachmittage, Konzerte, Lesungen, Flohmärkte, aber auch übriggebliebenes Essen der Tafel und von »Laib und Seele« kann von den Nachbarn abgeholt und so gerettet werden. Die Infos dazu finden sich auf Facebook. »Silent Rixdorf« Garten weiterlesen

Ein Hoch auf’s leere Schwimmbad

Corona schafft Platz

Wer kennt sie nicht oder hat sie selbst erlebt, die Geschichten ums Co­lumbiabad. Ewig an der Rutsche anstehen, volle Schwimmbecken, volle Wiesen. Doch diesen Sommer ist alles anders. Die Tickets sind begrenzt und müssen im Internet gekauft werden. Es gibt Zeitfenster für den Schwimmbadbesuch. Dafür ist es leer und viel Platz. Die Stimmung ist entspannt. Die Hygieneregeln werden zumeist eingehalten, geschwommen wird hintereinander mit Rechtsverkehr.


Und endlich rutschen diejenigen, die sich sonst nie anstellen würden. Sechzigjährige Paare, junge und ältere Menschen, die allein da sind oder mit Freunden, schwimmen ein paar Bahnen und steigen dann geschwind die Treppe zur Rutsche hinauf, um sich oben abzustoßen und durch die silbernen Kurven getragen zu werden, und alle kommen mit einem Platsch und einem fast schon seligen Lächeln unten an.

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Kiezgespräch

Von Solidarität und einem kalten Bier

KuK: Was bewegt dich in deinem Kiez?
Henning: Die Räumung des Syndikats beschäftigt mich. Ich wohne zwar nicht direkt im Schillerkiez und bin auch kein Stammgast gewesen, aber ich bin fast täglich in der Gegend und beobachte seit Jahren, was hier so passiert. Die Räumung nenne ich mal symp­tomatisch dafür. Ich habe das Gefühl, dass Solidarität immer unwichtiger wird seitens der Politik. Mir ist klar, dass da ein Eigentümer seine Interessen durchgesetzt hat und das irgendwo wohl legitim ist. Was aber absolut nicht legitim ist, ist der Fakt, dass hier nicht nur Kiezkultur stirbt, sondern echte Treffpunkte von Menschen, die darauf angewiesen sind, aus welchen Gründen auch immer. Einige wollen sich vernetzen, andere haben einfach nicht mehr viel, außer diesen Orten, an denen sie aufgefangen werden können. Da spreche ich nicht explizit vom Syndikat, sondern generell von den alten Kneipen, vor allem in den angesagten, hippen Kiezen. Da stirbt die soziale Komponente vor unseren Augen.
KuK: Was findest du besonders schön im Kiez?
Henning: Wie gesagt, ich wohne zwar nicht direkt im Kiez, bin aber hauptsächlich hier unterwegs. Was mir gefällt, ist, dass zumindest Nachbar*innen sich hier solidarisieren, aber mal ganz abseits von Politik bin ich froh, dass der Schillerkiez doch irgendwo immer er selbst bleiben wird. Wenn ich zum Beispiel in der »Molle«, im »Bechereck« oder im »Schillers« sitze, da sieht man, der Kiez lebt noch. Da sitzen die echten Originale und nichts ist aufgesetzt. Ich glaube, das gefällt mir richtig gut. Ein kaltes Bier in einer Kneipe trinken, mit Blick auf die Straße.

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*Henning, Tempelhofer Feld

Brennende Solidarität

»Hoch die interkiezionale Solidarität.«    Foto: mr

»Raus aus der Defensive – Gegen Räumungen, Abschiebungen & Faschisierung«

Schon am frühen Abend wimmelt es rund um den Herrfurtplatz von Polizisten und Gruppenkraftwagen. Anlass für die Demo am 1. August war die geplante Zwangsräumung der linken Kiez­kneipe »Syndikat« in der Weisestraße, die für den 7. August, 9 Uhr angesetzt ist. Die besetzten Häuser »Rigaer94«, »Liebig34« und das Jugendzentrum »Potze« sowie die »Meuterei« sind ebenfalls von Zwangsräumungen bedroht oder wurden teils schon unter strittigen Umständen geräumt. Unter dem Motto »interkiezionale Solidarität« und »Kiezkultur von Unten erhalten und verteidigen« taten sich diese und andere Projekte zusammen, um gegen Verdrängung zu demonstrieren. Ungefähr 2.000 Menschen nahmen teil. Brennende Solidarität weiterlesen

Hausbrand in der Jahnstraße

Überwältigende Solidarität aus Kiez und Stadt

Nach einem Brand am 16. Juli musste das Eckhaus Jahnstraße 2/Buschkrugallee 30 umgehend evakuiert werden. Viele der 120 Bewohnerinnen und Bewohner hatten in der Eile keine Möglichkeit, in ihre Wohnungen zurückzukehren. Das Bezirksamt bat die Neuköllnerinnen und Neuköllner um Nachbarschaftshilfe bei der Vermittlung von Übergangswohnungen und Versorgung mit Kleidung, Kinderspielzeug sowie Artikeln des täglichen Bedarfs – und war überwältigt von der Resonanz. Nach der Verbreitung des Hilfe-Aufrufs standen die Telefone nicht mehr still und E-Mails gingen im Minutentakt ein.

Erdgeschoss bleibt dicht.     Foto: mr

Das Bezirksamt bedankt sich dafür herzlich bei den Berlinerinnen und Berlinern für die zahllosen Angebote und bittet nun, von weiteren Spenden abzusehen.
In einer Pressemitteilung vom 30. Juli verkündete das Bezirksamt, dass das Haus in Kürze wieder bewohnbar sein werde. Die Standfestigkeit konnte durch die Sachverständigen bestätigt werden, die Brandsicherheit jedoch noch nicht. Hierfür sei es zwingend erforderlich, den Brandschutz durch die Errichtung einer
Brandschutzwand wiederherzustellen. An der Wiederherstellung der Bewohnbarkeit werde mit Hochdruck gearbeitet. Hausbrand in der Jahnstraße weiterlesen

Bauen für Kids

Mehr Fläche für Jugendclub

Der Bezirk Neukölln hat sich zum Ziel gesetzt, die Ausstattung des Quartiers mit öffentlichen Einrichtungen der Bildung und Freizeit besonders für Kinder und Jugendliche zu verbessern. Zu den geplanten Maßnahmen gehört der Erweiterungsbau der Freizeiteinrichtung »Blueberry Inn« an der Reuterstraße 10.
Hier entsteht ein neues, größeres Gebäude mit neuen Außenflächen, um dem gestiegenen Bedarf in Zukunft besser entsprechen zu können. Der Jugendclub hat nach Fertigstellung auf zwei Stockwerken etwa das Vierfache der aktuellen Fläche. Baubeginn war der 6. Juli 2020.
Auch der »Käptn-Blaubär-Spielplatz« zwischen Karl-Marx-Straße und der Reuterstraße wird im Rahmen der Maßnahmen umgebaut. Die gesamten Außenflächen des Durchgangswegs werden neu angelegt.
Im Zusammenhang mit der Baustelle wird der Spielplatz sowie der Durchgangsweg bis 2023 gesperrt. Aufgrund der Baustelleneinrichtung ist die Durchführung des Jugendclub-Neubaus und der weiteren Bauten leider nicht anders möglich.
Ausweichstandort für den Spielplatz ist der 400 Meter entfernt gelegene Spielplatz am Boddinplatz. Auch für den Jugendclub wurde hier ein temporärer Standort eingerichtet.

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Weitere Informationen erhalten Sie auf den Seiten zum Sanierungsgebiet Karl-Marx-Straße/Sonnenallee unter
www.kms-sonne.de/projekte/blueberry-inn/

Getränke nerven die Glasower Straße

Zu wenig Platz für zu viele Kisten

Was für durstige Menschen sicherlich eine gute Adresse ist, ist für die Nachbarn des »GORA Getränkehandels« eine Last. Es ist Montagmorgen, die Sonne scheint, und die Polizei verlässt gerade den Getränkemarkt. Die Glasower Straße ist von Hause aus so eng, dass kaum zwei Autos aneinander vorbeikommen. In losen Abständen kommen Lastwagen aus Bulgarien, Rumänien und der Türkei, um den Handel mit Einweggetränken zu beliefern. Deutsche Lastwagen liefern dann die Mehrwegflaschen.

Der Lärmpegel ist enorm hoch, für die Nachbarn eine Qual, aber am Tag gestattet. Hinzu kommen Kunden mit ihren Transportern, deren Einkaufslisten abgearbeitet werden wollen. Leider hat der Getränkehandel keinen Firmenhof, auf dem die Waren umgeladen werden könnten. Also finden alle Aktivitäten auf der sowieso schon viel zu engen Straße statt. Gabelstapler, die eigentlich nur für Lagerhallen zugelassen sind, fahren emsig auf dem Bürgersteig und der Straße herum. Fußgänger haben hier keine Chance auf ein risikofreies Vorankommen, ganz zu schweigen, wenn noch eigene Gefährte wie Kinderwagen oder Rollator im Spiel sind. Da hilft es nur, die Straßenseite zu wechseln. Getränke nerven die Glasower Straße weiterlesen

Pop-up-Bike-Lane für die Blaschkoallee

Sicherer mit dem Rad durch Britz

Die Blaschkoallee wird auf der südlichen Fahrbahn zwischen Britzer Damm und Buschkrug­allee mit einem übergangsweisen Radweg versehen. Auf der nördlichen Straßenseite wird eine temporäre Radspur zwischen Riesestraße und Britzer Damm eingerichtet. Insgesamt entsteht so in einem ersten Schritt auf 1.450 Metern eine Pop-up-Bike-Lane.

Demo für Radweg .     Foto: Stefanus Parmann

Bezirksbürgermeister Martin Hikel: »Bislang ist die Blaschkoallee mit dem Fahrrad kaum nutzbar. Das wird nach der nächste Woche anders sein. Die temporäre Bike-Lane schließt eine Lücke für sichere Radinfrastruktur in Britz. Die Blaschkoallee ist eine der wichtigsten Ost-West-Verbindungen in Neukölln. Mit einer besseren Fahrradinfrastruktur wächst so der Bezirk auch näher zusammen.« Pop-up-Bike-Lane für die Blaschkoallee weiterlesen

»HEROES« erhält Förderung

357.000 Euro für Präventionsprojekt

Das Neuköllner Gewaltpräventionsprojekt »HEROES« von »Strohhalm e.V.« erhält finanzielle Unterstützung von Bund und Land zur Fortsetzung seiner wichtigen Integrationsarbeit. Der Verein erhält vom Bundesfamilienministerium eine Projektförderung für eine bundesweite Koordinierungsstelle zur geschlechterreflektierenden Jungenarbeit für das »HEROES« Netzwerk, das die Unterdrückung im Namen der Ehre zum Thema macht. Die Förderung beläuft sich auf 212.000 Euro für drei Jahre ab 2020 bis 2023. Weitere Projektförderungen in Höhe von insgesamt 145.000 Euro erhält »Strohhalm e.V.« aus Landesmitteln, vorwiegend von der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie.
»Mit Strohhalm e.V. und dem Projekt HEROES können wir für die kommenden Jahre eine bundesweite Koordinierungsstelle für die gewaltpräventive und geschlechterreflektierende Jungenarbeit einrichten«, freut sich Bundesfamilienministerin Franziska Giffey. »HEROES« erhält Förderung weiterlesen

Kiezgespräch

Die große Freiheit auf dem Feld

KuK: Was bewegt dich in deinem Kiez?
Claudia: Zur Zeit bin ich froh, endlich wieder meine Lieblingsaktivität machen zu können, und zwar Tanzen. Normalerweise mache ich das in Tanzclubs mit meinem Partner, aber die haben im Moment alle geschlossen. Ich habe von Freundinnen gehört, dass es hier auf dem Tempelhofer Feld tolle Flächen gibt, auf denen man tanzen kann, also habe ich das vor ein paar Wochen einfach ausprobiert. Mir war gar nicht bewusst, dass die Leute hier so viele verschiedene Sportarten machen und den Platz frei zur Entfaltung nutzen. Abstände einhalten ist hier gar kein Problem, die meisten achten auch aufeinander. Natürlich finde ich es trotzdem schade, dass meine Tanzlokale und -hallen erstmal auf unbestimmte Zeit geschlossen sind. Tanzen ist eben ein Sport, bei dem man engen Kontakt hat, dabei werden zum Beispiel Partner gewechselt. Ich glaube kaum, dass ich dieses oder sogar nächstes Jahr an meinen Lieblingsorten tanzen kann. Kiezgespräch weiterlesen

Vorfahrt für die Straßenbahn

Nahverkehrskonzept der Neuköllner Linken sieht dichtes Liniennetz vor

»Unsere E-Mobilität heißt Straßenbahn.« Unter dieser Überschrift stellte Ludwig Lindner bereits am 8. Oktober 2019 das Nahverkehrskonzept der Neuköllner Linken vor. Es sieht einen starken Ausbau des Straßenbahnnetzes und die Verlängerung der U-Bahnlinie U8 vor. Der Autoverkehr soll weiter reduziert und die Sicherheit für Radfahrer und Fußgänger erhöht werden. Der Vorschlag lehnt sich an die Planungen der rot-rot-grünen Koalition an, die bereits den Ausbau zweier Straßenbahnlinien nach und durch Neukölln und die Verbesserung des Radwegenetzes vorsehen. Dazu hat die Neuköllner Linke detaillierte und erweiternde Möglichkeiten entworfen. Es soll ein dichtes Netz von U-Bahn- und Straßenbahnlinien entstehen.

Straßenbahn am Alex.Foto: mr

Demnach würde die U8 von der Hermannstraße in Richtung Britz verlängert werden, mindestens bis zur Gutschmidtstraße. Die Verlängerung der U7 nach Schönefeld wird hinterfragt, da bereits eine S-Bahnverbindung bestehe.
Umfangreicher soll sich der Ausbau des Straßenbahnnetzes gestalten. Die Verlängerung der M10 von der Warschauer Straße zum Hermannplatz ist bereits vom Senat festgelegt. Die M10 soll dem linken Konzept nach künftig auch über den Platz der Luftbrücke möglichst bis zur Julius-Leber-Brücke geführt werden. Vorfahrt für die Straßenbahn weiterlesen

Mehr rechter Terror

In der Nacht auf den 19. Juni ging ein Lieferfahrzeug auf der Sonnenallee in Flammen auf. An der Fassade der dahinter liegenden syrischen Bäckerei »Damaskus« hinterließen Unbekannte SS-Runen in roter Farbe.

Anschlag auf Bäckerei.   Foto: at

Das ausgebrannte Lieferfahrzeug gehörte zwar nicht zur Bäckerei, stand jedoch vor dem Laden und sehe dem Bäckerei-Fahrzeug sehr ähnlich, wie ein Mitarbeiter gegenüber dem »rbb« äußerte. Es sei bereits das siebte Mal, dass die Bäckerei mit Nazi-Symbolen wie Hakenkreuzen und SS-Zeichen beschmiert worden sei. Die Serie rechter Taten habe im Sommer 2019 begonnen, es gebe bisher keine Hinweise auf mögliche Täter.
Nicht nur die Bäckerei »Damaskus« sieht sich diesen Taten ausgesetzt. Im letzten Jahr sind vermehrt Nazi-Symbole in roter Farbe in Neukölln aufgetaucht. Im Dezember waren ein Burgerladen und ein Späti in der Wildenbruchstraße betroffen, erst Anfang Juni weitere Geschäfte in der gleichen Straße, unter anderem das Café »K-Fetisch«. Mehr rechter Terror weiterlesen

SchillerDialog

Konzept für ein lebendiges Quartier

Genezarethkirche.                            Foto: mr

Der SchillerDialog geht in die nächste Runde. Beim Auftakt am 15. Januar 2020 konnten zahlreiche Anregungen der Anwohner gesammelt werden. Mit den Rückmeldungen aus den Fachämtern des Bezirks­amtes Neukölln hat das beauftragte Büro »Planergemeinschaft für Stadt und Raum eG« einen Entwurf für ein städtebauliches Entwicklungskonzept »Lebendiges Quartier Schillerpromenade« entwickelt, der nun diskutiert werden soll.
Die Maßnahmen zur Eindämmung von SARS-CoV-2 schränken die Möglichkeiten dazu ein. Interessierte Bürger haben bis 26. Juli trotzdem auf ganz verschiedene Weise Gelegenheit, sich über den Planungsstand zu informieren und den Konzeptentwurf zu kommentieren. SchillerDialog weiterlesen

Räumungstermin für das »Syndikat«

Solidarität gegen Renditegeilheit

Bereits im Januar 2020 sprach sich die Neuköllner Bezirksverordnetenversammlung (BVV) in einer Entschließung für den Erhalt des »Syndikats« in der Weisestraße aus: »Die Bezirksverordnetenversammlung Neukölln spricht sich für den Erhalt des Syndikats als alteingesessene Kiez­kneipe und Treffpunkt für Stadtteilarbeit von unten aus. Sie ist ein Teil unserer Neuköllner Kiezkultur und Identität. Das seit 33 Jahren bestehende Syndikat in der Weisestraße 56 ist seit mehr als einem Jahr von der Schließung bedroht. Mehrfache Versuche der Betreiber, die Kündigung abzuwenden, wurden vom Eigentümer, einem renditeorientierten Investor, abgelehnt. Wir als Bezirksverordnetenversammlung missbilligen die Kündigung durch den neuen Hauseigentümer. Räumungstermin für das »Syndikat« weiterlesen

Ausgezeichnetes Engagement

Bewerbungszeitraum für den Deutschen Nachbarschaftspreis läuft

Der Deutsche Nachbarschaftspreis, verliehen von der Stiftung »nebenan.de«, geht in die nächste Runde. Der Preis zeichnet Nachbarschaftsprojekte mit Vorbildcharakter aus und kürt dabei 16 Landessieger, drei Bundessieger und einen Publikumssieger »Coronahilfe«.
Die Preisträger werden am 28. Oktober in einer virtuellen Preisverleihung geehrt und mit Preisgeldern in Höhe von 2.000 bis 10.000 Euro gewürdigt.
Die ausgezeichneten Projekte werden auf der Webseite des Deutschen Nachbarschaftspreises vorgestellt und zum virtuellen Forum »Engagierte Nachbarschaft« im November eingeladen, wo sie sich in Workshops weiterbilden und untereinander vernetzen können. Ausgezeichnetes Engagement weiterlesen

»Ja, Böhmi halt«

Viele Ideen für ein nachbarschaftlicheres Rixdorf

Arif und Julia stehen mitten im Geschehen – zwei Neuköllner mit dem Herz am rechten Fleck, die am Böhmischen Platz einiges in Bewegung setzen.

Engagiert am Platz: Julia und Arif.     Foto: me

Julia, oder die »Blumenfrau«, wie sie in der Nachbarschaft genannt wird, kümmert sich um die Begrünung rund um den Platz und sagt selbst: »Die Pflanzen sind mir über den Kopf gewachsen.« Da es im Moment keine zentrale öffentliche Wasserstelle gibt, müsse sie, wie andere, aus ihrer Wohnung Wasser zum Platz bringen. Außerdem sei für die rund um den Böhmischen Platz verteilten Baumscheiben ein neues Konzept geplant, das Julia gern durchführen würde, wozu allerdings Ressourcen fehlen, finanziell und personell. Hierzu wünscht sie sich insbesondere Förderungen für die weitere Begrünung der Fläche. »Ja, Böhmi halt« weiterlesen

Kiezgespräch

Von Diversität und Antirassismus

 

KuK: Was bewegt dich in deinem Kiez?
Cynthia: Am meisten beschäftigt mich »Black Lives Matter« und dass das jetzt so ein Hype war. Ich bin gespannt, wie sich das hält, ob das jetzt nur zwei Wochen ging, oder ob sich das Thema hält und es tatsächlich Veränderungen geben wird. Ich war auch auf der Demo am Alex und habe danach Leute im Kiez getroffen und mitbekommen, wie sie darüber gesprochen haben. Von wegen »die Spinner, die auf Demos gehen, haben keine Familie und keine Angst im Leben, beziehungsweise keine Angst vor dem Risiko«. Ich als schwarze Person sage dazu, meine besten Freunde sind größtenteils in der Risikogruppe und ich habe Familie. Wir setzen mit so einer Demo ein Zeichen, dass die Gewalt, die passiert, für uns eine größere Bedrohung ist als die Angst sich anzustecken. Es ist kein Zeichen, dass man dort aus Spaß hingeht. Kiezgespräch weiterlesen

Luftige Begegnungen zu jeder Jahreszeit

Spiel, Spaß und frische Luft – das Feld für Alle wird 10.        Foto: mr

10 Jahre Bewegungsfreiheit auf dem Tempelhofer Feld

Für die wenigsten ist es eine öde Brache, die es zu bebauen gilt, für die meisten ist es eine innerstädtische Freifläche, die der Naherholung, Gesundheitserhaltung und dem Artenschutz dient: Das Tempelhofer Feld.
Die Öffnung des Feldes im Mai 2010 war ein Segen für Berlin, der Volksentscheid im Juni 2014 eine eindeutige Entscheidung der Berliner Bevölkerung für das »Gesetz zum Erhalt des Tempelhofer Feldes« (ThFG) als gemeinwohlorientierte Freifläche.
Gerade in der coronaschwangeren Zeit ist das Tempelhofer Feld für Viele einer der wenigen Orte in Berlin, um Luft zu schnappen, auf der Wiese liegend wenigstens die Augen wandern zu lassen, sich tatsächlich vielfältig sportlich oder gärtnerisch zu betätigen. Luftige Begegnungen zu jeder Jahreszeit weiterlesen

Temporäre »Pop-up-Radwege«

Demo für mehr Sicherheit in der Hermannstraße

Kreuzberg hat es vorgemacht und in kurzer Zeit an mehreren Straßen mithilfe von Signallinien, Baken oder Pollern »Pop-up-Radwege« eingerichtet, die sicheres Radfahren in Zeiten von Abstandsgeboten ermöglichen. An der Konzepterstellung dieser ersten temporären Radstreifen waren maßgeblich die Radaktivisten von »Changing Cities« beteiligt.

Menschliche Poller.        Foto: Stefanus Paarman

Am 23. Mai demonstrierte der Verein gemeinsam mit dem »Netzwerk Fahrradfreundliches Neukölln« und der Initiative »Hermannstraße für Alle« dafür, dass auch an der Hermannstraße zwischen Hermannplatz und Britzer Damm ein sicherer Radweg gebaut wird. »Menschliche Poller« schützten dabei die Radfahrer. Temporäre »Pop-up-Radwege« weiterlesen

Kiezgespräch

Vom Wohnen, Lächeln und Atmen

KuK: Was bewegt Sie in Ihrem Kiez?
Frau Meier: Meine Nachbarn und mein Umfeld sind klasse. Hier gibt es so viele schöne Ecken, und die Hausgemeinschaft ist gut. Ich wohne in der Morusstraße, und hier ist die Miete auch noch erschwinglich. Davor war ich in Wilmersdorf und habe mich vor meinem Umzug lange mit einer Eigenbedarfskündigung herumgeschlagen. Die Mietprobleme gibt es hier in Neukölln ja auch. Da hört man Schlimmes von Wohnungsgesellschaften, wie von der »Deutsche Wohnen«. Das sind Geier. Denen gehört doch auch die Hufeisensiedlung. Das ist so ein schönes Quartier, warum hat man die denn bloß verkauft? Ich finde das schrecklich. Ich muss aber sagen, insgesamt haben wir Glück in Neukölln, hier ist es insgesamt doch sehr sozial, und die Leute lassen sich nicht alles gefallen. Kiezgespräch weiterlesen

Trampelpfade auf der Späthbrücke

Schleichweg statt Umweg.    Foto: rr

Verkehrsministerium verhindert den Durchgang

»Besser Späth als nie« hieß 2017 hier ein Beitrag und machte Hoffnung, dass die 1906 gebaute Britzer Späthbrücke wieder für Fußgänger und Radfahrer geöffnet werden könnte. Das unter Denkmalschutz stehende Bauwerk ist die einzige im Original erhaltene Brücke über den Teltowkanal. Der Bau der Mauer machte sie lange funktionslos. 1992 wurde sie vollständig saniert, um 2002 mit dem Bau der A113 abermals wieder geschlossen zu werden.
Vor drei Jahren am Weltwandertag erklärte an der Späthbrücke der Neuköllner Bundestagsabgeordnete Fritz Felgentreu (SPD), dass er sich seit Jahren für die Wiedereröffnung einsetze. Leider gehört die Brücke dem Bund, und das zuständige Verkehrsministerium zeigt keinerlei Interesse, dabei mitzuwirken. Trampelpfade auf der Späthbrücke weiterlesen

Das Virus auf der Straße

Essensverteilung an wohnungslose Menschen

Immerhin zeigt sich das Wetter von seiner besten Seite an diesen Tagen früh im April. Die Temperaturen sind morgens schon angenehm, es weht kein Wind, und Regen hat sich auch nicht angekündigt – Glück im Unglück sozusagen. Für die mehr als hundert Menschen, die sich in den Morgenstunden bereits am Boxhagener Platz versammeln, spielt das eine übergeordnete Rolle, denn sie sind wohnungslos.

Karuna« packt Hilfstüten.  Foto: mf

Seit die Corona-Krise den wuseligen Alltag auf den Straßen Berlins stark eingeschränkt hat, ist der Alltag für Wohnungslose in der Großstadt besonders herausfordernd.
Während sich das Gros der Bewohner in die eigenen vier Wände zurückziehen kann und die sozialen Interaktionen auf ein Minimum beschränkt, stellt sich die Frage, was mit den Menschen passiert, die kein eigenes Zimmer haben und für die »Social Distancing« quasi unmöglich ist? Was macht das mit einem, wenn die Freunde »mit den richtigen Wohnungen« gerade jetzt, in dieser komplizierten Zeit, kollektiv wegbleiben? Wenn das durch Pfandflaschen gesammelte Kleingeld nicht für eine warme Mahlzeit reicht? Das Virus auf der Straße weiterlesen

»Leine-Oder-Halbmond« bleibt

Bezirk setzt Vorkaufsrecht durch

Zwei Monate mussten die Mieterinnen und Mieter des »Leine-Oder-Halbmondes« um ihr Wohnschicksal bangen, denn ihr Haus wurde von »Pears Global« gekauft. Nun ist klar, dass der Bezirk zugunsten des »Beamtenwohnungsbauvereins« vorkaufen konnte.

Protestlaken.   Foto: th

Während die Zeit der Vorkaufsprüfung ohnehin einen Ausnahmezustand für die Betroffenen darstellt, schlug Corona auch noch voll zu. Die Arbeit im Bezirksamt veränderte sich und die Mieterinnen und Mieter fanden neue Formen des Protests. Keine Kundgebung, dafür klappernde Töpfe, riesige Transparente und Papierflieger für den Kampf um ihr Zuhause, das inoffizielle Wahrzeichen der Berliner Luftbrücke direkt an der Grenze zum Tempelhofer Feld.
Der gefürchtete Investor, die britische Milliardärsfamilie Pears, erlangte fragliche Berühmtheit, als ihr Netz aus diversen Briefkastenfirmen aufgedeckt wurde. Sie besitzen über 3.000 Immobilien und sind damit einer der Großeigentümer der Stadt. Auch das »Syndikat« fiel ihnen bereits zu Opfer.
Nun bleibt zu hoffen, dass der Vorkauf durch den Bezirk innerhalb der Widerspruchsfrist von 30 Tagen nicht angefochten wird, wie es beispielweise ein paar Häuser weiter, in der Leinestraße 8, im Herbst letzten Jahres passierte.

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