Auf der Suche nach dem Grün

Lenkungsgruppe KMS auf Streifzug durch das Sanierungsgebiet

Was aussah wie ein Pulk Touristen auf Besichtigungstour im Kiez, waren Teilnehmer der Veranstaltung »Lenkungsgruppe vor Ort«, zu der die »Lenkungsgruppe der [Aktion! Karl-Marx-Straße]« am 9. September eingeladen hatte. Schwerpunkt der Exkursion durch das Sanierungsgebiet Karl-Marx-Straße war das Thema »Grüne Räume im Zentrum«.

Kampf gegen Investoren.       Foto: mr

Zum Auftakt im Comeniusgarten stellte Elena Ferrari von der »Università IUAV di Venezia« ihre Forschungsarbeit »Stadtgrün im Norden Neuköllns« vor. Neukölln zeichne sich durch eine dichte Bebauung und einen Mangel an Grünflächen aus, die zudem auch noch stark fragmentiert seien, führte sie aus. Daher sei es wichtig, Grünräume an Straßen oder auf Brachen zu schaffen. Letztere seien jedoch vielfach in privater Hand und daher in Gefahr, dem Wohnungsbau zum Opfer zu fallen. Die Stadtgesellschaft müsse sich damit auseinandersetzen, wie Stadtverdichtung gelingen und gleichzeitig Grünräume erhalten oder neu geschaffen werden könnten.
Wie eine Grünfläche dauerhaft gesichert werden kann, berichtete Neele Illner, Leiterin des Comenius-Gartens. Derzeit gehört der Garten noch dem Bezirk, soll aber langfristig in eine Stiftung überführt und damit der Verwertung entzogen werden.
Die Konflikte zwischen Wohnungsbau und temporärer Nutzung waren am Beispiel des Gemeinschaftsgartens »Prachttomate« in der Bornsdorfer Straße zu besichtigen, wo auf einer beinahe komplett versiegelten Brache ein blühender Gemeinschaftsgarten entstanden ist. Die Hälfte der Gartenfläche wurde vom Eigentümer, der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft »Stadt und Land«, inzwischen an eine Baugruppe verkauft, die hier Eigentumswohnungen errichtet. »Urban Gardening ist in der Regel eine Zwischennutzung«, sagte Baustadtrat Jochen Biedermann (Grüne). Für das Grundstück bestehe Baurecht. Für den verbleibenden Rest habe »Stadt und Land« die Bauplanungen aber vorerst zurückgestellt.
Die positiven Effekte von Hof- und Fassadenbegrünung auf das Hofklima wurden exemplarisch am Beispiel eines Wohnhauses in der Neckarstraße beleuchtet. »Begrünung schützt die Fassade und regelt die Temperatur«, erklärte Christian Hoffmann, Bezirksverordneter der Grünen. Zudem bieten solche Anlagen Lebensräume für allerlei Getier.
Weiterer Programmpunkt des Streifzugs durch das Sanierungsgebiet war die Besichtigung des ehemaligen Schaltwerks in der Richardstraße, wo zukünftig Büros in einem grünen Ambiente entstehen sollen.
Im »Cafe Botanico«, wo die Exkursion ihren Abschluss fand, führte Martin Höfft, Betreiber des Cafés, die Gruppe durch den weitläufigen Permakulturgarten. Auf 1.000 Quadratmetern werden dort alte Gemüsesorten, Obst und Wildpflanzen in naturnahem Anbau kultiviert. Nach der Besichtigung gab es bei einem kleinen Imbiss die Gelegenheit, sich miteinander auch über andere Themen auszutauschen.

mr