Mehr rechter Terror

In der Nacht auf den 19. Juni ging ein Lieferfahrzeug auf der Sonnenallee in Flammen auf. An der Fassade der dahinter liegenden syrischen Bäckerei »Damaskus« hinterließen Unbekannte SS-Runen in roter Farbe.

Anschlag auf Bäckerei.   Foto: at

Das ausgebrannte Lieferfahrzeug gehörte zwar nicht zur Bäckerei, stand jedoch vor dem Laden und sehe dem Bäckerei-Fahrzeug sehr ähnlich, wie ein Mitarbeiter gegenüber dem »rbb« äußerte. Es sei bereits das siebte Mal, dass die Bäckerei mit Nazi-Symbolen wie Hakenkreuzen und SS-Zeichen beschmiert worden sei. Die Serie rechter Taten habe im Sommer 2019 begonnen, es gebe bisher keine Hinweise auf mögliche Täter.
Nicht nur die Bäckerei »Damaskus« sieht sich diesen Taten ausgesetzt. Im letzten Jahr sind vermehrt Nazi-Symbole in roter Farbe in Neukölln aufgetaucht. Im Dezember waren ein Burgerladen und ein Späti in der Wildenbruchstraße betroffen, erst Anfang Juni weitere Geschäfte in der gleichen Straße, unter anderem das Café »K-Fetisch«.
Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD) erklärte dazu gegenüber dem Tagesspiegel: »Neukölln erlebt seit Jahren eine rechte Terrorserie. Nazis nehmen in Kauf, dass Menschen sterben – das haben Brandanschläge auf engagierte Neuköllnerinnen und Neuköllner in den letzten Jahren gezeigt. Das Bezirksamt steht solidarisch an der Seite derer, die von solchen Nazi-Anschlägen betroffen sind.«
Die Ermittlungen in dem Fall führt die Besondere Aufbauorganisation (BAO) »Fokus«. Die BAO »Fokus« wurde am 9. Mai 2019 vom Polizeilichen Staatsschutz eingerichtet und ist seitdem berufen, in der Serie rechtsextremistisch motivierter Taten in Neukölln zu ermitteln. In einem Zwischenbericht vom März 2019 gab die BAO »Fokus« an, dass zu der Zeit insgesamt 72 ungeklärte Straftaten, davon 23 Brandstiftungen, Gegenstand der Ermittlungen gewesen seien.
Die ausstehenden Ermittlungserfolge und anhaltenden Anschläge sorgen für Empörung. Am 26. Juni zogen mehr als tausend Menschen vom Hermannplatz über die Sonnenallee bis in die Wildenbruchstraße, um den betroffenen Geschäftsleuten ihre Solidarität zu bekunden.
Vor der Bäckerei und vor dem Polizeiabschnitt an der Ecke zur Wildenbruchstraße wurden Zwischenstopps eingelegt, die für Redebeiträge genutzt wurden, in denen gegen Rassismus und rechtsextremistische Gewalt protestiert und die mangelnden Ermittlungserfolge der Berliner Polizei kritisiert wurde. Zudem würde die Berichterstattung über »arabische Clan-Kriminalität« Neonazis und Rassisten offenbar zu ihren Taten ermutigen.
Bei der Kundgebung vor der Konditorei dankten zwei Neffen des Inhabers allen Demonstrierenden für die gezeigte Solidarität.

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