»Ja, Böhmi halt«

Viele Ideen für ein nachbarschaftlicheres Rixdorf

Arif und Julia stehen mitten im Geschehen – zwei Neuköllner mit dem Herz am rechten Fleck, die am Böhmischen Platz einiges in Bewegung setzen.

Engagiert am Platz: Julia und Arif.     Foto: me

Julia, oder die »Blumenfrau«, wie sie in der Nachbarschaft genannt wird, kümmert sich um die Begrünung rund um den Platz und sagt selbst: »Die Pflanzen sind mir über den Kopf gewachsen.« Da es im Moment keine zentrale öffentliche Wasserstelle gibt, müsse sie, wie andere, aus ihrer Wohnung Wasser zum Platz bringen. Außerdem sei für die rund um den Böhmischen Platz verteilten Baumscheiben ein neues Konzept geplant, das Julia gern durchführen würde, wozu allerdings Ressourcen fehlen, finanziell und personell. Hierzu wünscht sie sich insbesondere Förderungen für die weitere Begrünung der Fläche.
Arif kümmert sich um die Sauberkeit am Platz, verteilt Aschenbecher, baut Möbel wie Hocker aus Holzstämmen zum Entspannen, sichert potenzielle Gefahrenstellen, zum Beispiel Stolpersteine und Baumwurzeln, und hat sogar eigene Tribünen für das junge Publikum bereitgestellt. Seine Vision vom Böhmischen Platz ist die eines Ortes für alle, gestaltet von Nachbarn für Nachbarn. Eine akute Herausforderung für Arif ist, dass die von ihm gebauten Tribünen durch das Ordnungsamt nur geduldet werden und auf Anfrage zur Unterstützung vom Quartiersmanagement (QM)bisher nur die Antwort folgte, man könne nicht helfen, da die Objekte ohne vorherige Abstimmung gebaut wurden. Ein Problem sei das nicht, problematisch sei jedoch die nicht vorhandene Kommunikation zwischen dem QM und engagierten Anwohnern.
Viele Themen bleiben deshalb auf der Strecke. Ein zentraler Wasseranschluss, Spenden, die nicht getätigt werden können aufgrund fehlender Strukturen, Abnahmen für Tribünen, gemeinsame Lösungswege für ein harmonisches Miteinander. Eine offene Kommunikation zwischen allen Akteuren – QM, tatkräftigen Nachbarn sowie der »AG Urban«, die sich bereits durch die »Böhmi-Box«, Hochbeet-Patenschaften und eine Tausch-Box am Platz engagieren, ist der Schlüssel für spannende, konnektive Konzepte in Rixdorf. So wünschen sich Julia und Arif nichts mehr, als vom Bezirk gehört und angesprochen zu werden. Schließlich hat der Bezirk den ersten Schritt getan – die Verkehrsberuhigung rund um den Böhmischen Platz ist der Grundstein für eine erhöhte Lebensqualität. Es wäre schade, die gewonnenen Chancen für ein schöneres Rixdorf versanden zu lassen.
Aktuell setzt sich Arif für den Erhalt des alten Trafohäuschens ein, das demnächst abgerissen und durch ein modernes Sicherungshäuschen ersetzt werden soll. Seine Idee: ein Soli-Imbiss. »Die Geschichte des Böhmischen Platzes ist, dass dort, als Rixdorf entstand, Leuten geholfen wurde.« Diese Tradition möchte Arif weiterführen mit einem Imbiss, über den Spenden für Bedürftige gesammelt werden können. Allerdings könnte sich das als schwierig erweisen, nachdem die Bezirksverordnetenversammlung am 2. Juni beschlossen hat, die Sondernutzungsgenehmigung für gastronomische Betriebe auf dem Platz nicht zu verlängern.

me
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