Nagelhäuser und Luftgrachten

Ideen für bessere Städte – »Living the City« im Flughafen Tempelhof

Eine gigantische begehbare Stadtcollage aus Bildern und architektonischen Modellen, Objekten, Artefakten, Fotografien und Filmen füllt derzeit die Haupthalle des ehemaligen Flughafens Tempelhof. Die Ausstellung »Living the City«, die noch bis zum 20. Dezember zu sehen ist, zeigt Prozesse und Handlungsmöglichkeiten in Städten in ganz Europa auf. Lebendig werden diese Geschichten durch die Menschen, die diese Städte bevölkern, die am städtischen Leben teilnehmen und es mitgestalten. Es wird gezeigt, was alles möglich ist – wenn die Politik und die Verwaltungen, wenn Wähler, Investoren, Architekten oder Stadtplaner denn nur wollen.

»Luchtsingel« Foto:mr

Viele Projekte sind über die engere Fachwelt hinaus bekannt, wie die »Luchtsingel« – die »Luftgracht« – eine Fußgängerbrücke, die den nördlichen Teil Rotterdams mit dem Zentrum verbindet, oder die »Cité du Grand Parc« in Bordeaux. Hier wurden in die Jahre gekommene Wohnblöcke durch den nachträglichen Anbau einer Wintergarten- und Balkonzone aufgewertet. Ein Film zeigt einen alten Mann, der begeistert berichtet, wie aus einer dunklen Wohnung helle, lichtdurchflutete Räume wurden.

Einsame Insel in einer Baustelle. Foto:mr

Das italienische Riace ist ein Beispiel dafür, wie eine langsam sterbende Kleinstadt Flüchtlinge als neue Einwohner gewinnt, die alte Häuser und leere Straßen wiederbeleben. Wie sich Menschen gegen den Ausverkauf ihrer Städte wehren, zeigt eine Installation aus Istanbul: Im Zentrum zweier tiefer Sandgruben, stehen zwei einsame Häuser auf einem hohem Erdsockel. »Nagelhäuser« heißen diese Gebilde. Ihre Besitzer wollten nicht verkaufen, nun muss um das Grundstück herum gebaut werden. Hier wird ein Zeichen gesetzt gegen die globale Immobilienwirtschaft.

mr
Die Ausstellung wird anlässlich der deutschen EU-Ratspräsidentschaft im Rahmen der Nationalen Stadtentwicklung gezeigt. Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) hat die fachliche Begleitung übernommen. Der Eintritt ist frei, ein Mund-Nasen-Schutz erforderlich. Um Wartezeiten vor Ort zu vermeiden, muss unter http://www.livingthecity.eu/de/ ein kostenloses Ticket gebucht werden. Die Öffnungszeiten der Ausstellung in der Haupthalle, Platz der Luftbrücke 5, bis zum 20. Dezember sind mittwochs, freitags, sonnabends und sonntags von 12 bis 20 Uhr sowie donnerstags von 12 bis 22 Uhr.