Kiezgespräch

Von Solidarität und einem kalten Bier

KuK: Was bewegt dich in deinem Kiez?
Henning: Die Räumung des Syndikats beschäftigt mich. Ich wohne zwar nicht direkt im Schillerkiez und bin auch kein Stammgast gewesen, aber ich bin fast täglich in der Gegend und beobachte seit Jahren, was hier so passiert. Die Räumung nenne ich mal symp­tomatisch dafür. Ich habe das Gefühl, dass Solidarität immer unwichtiger wird seitens der Politik. Mir ist klar, dass da ein Eigentümer seine Interessen durchgesetzt hat und das irgendwo wohl legitim ist. Was aber absolut nicht legitim ist, ist der Fakt, dass hier nicht nur Kiezkultur stirbt, sondern echte Treffpunkte von Menschen, die darauf angewiesen sind, aus welchen Gründen auch immer. Einige wollen sich vernetzen, andere haben einfach nicht mehr viel, außer diesen Orten, an denen sie aufgefangen werden können. Da spreche ich nicht explizit vom Syndikat, sondern generell von den alten Kneipen, vor allem in den angesagten, hippen Kiezen. Da stirbt die soziale Komponente vor unseren Augen.
KuK: Was findest du besonders schön im Kiez?
Henning: Wie gesagt, ich wohne zwar nicht direkt im Kiez, bin aber hauptsächlich hier unterwegs. Was mir gefällt, ist, dass zumindest Nachbar*innen sich hier solidarisieren, aber mal ganz abseits von Politik bin ich froh, dass der Schillerkiez doch irgendwo immer er selbst bleiben wird. Wenn ich zum Beispiel in der »Molle«, im »Bechereck« oder im »Schillers« sitze, da sieht man, der Kiez lebt noch. Da sitzen die echten Originale und nichts ist aufgesetzt. Ich glaube, das gefällt mir richtig gut. Ein kaltes Bier in einer Kneipe trinken, mit Blick auf die Straße.

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*Henning, Tempelhofer Feld