Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus dem »Neuköllner Tageblatt« vor 100 Jahren, bearbeitet von Thomas Reller

Nr. 232 – Mittwoch 2. Oktober 1912
Unlauter Wettbewerb. In einem Erlass vom Reichskanzler wird ausgeführt, daß in weiteren Kreisen vielfach die Meinung verbreitet ist, als ob die im Verkehr befindlichen sogenannten »Blutweine« eine besonders günstige Wirkung auf die Blutbildung hätten. Das ist indes nicht der Fall. Es handelt sich bei diesen Weinen zumeist um Phantasiebezeichnungen für dunkle Dessertweine verschiedenster Herkunft. Es wird als erwünscht erachtet, die Bezeichnung »Blutwein« aus dem Verkehr verschwinden zu lassen. Die Interessenten sollen sich der Bezeichnung enthalten, um etwaige Strafanträge auf Grund des Gesetzes über den unlauteren Wettbewerb zu vermeiden.

Nr. 233 – Donnerstag 3. Oktober 1912
Große Störung im Fernsprechverkehr. Der vorgestrige Orkan und die Stürme der vorletzten Nacht haben arge Verheerungen in den Fernsprech- und Telegraphenanlagen verursacht. namentlich im Fernsprechverkehr ist eine große Stockung eingetreten, die sich um so fühlbarer macht, als das Telephon besonders für die Gespräche nach dem Auslande infolge der Vorgänge auf dem Balkan sehr stark in Anspruch genommen wird. Mit Paris und mit Belgien ist der Fernsprechverkehr vollkommen unterbrochen und auch nicht durch Umleitung möglich. Ebenso ist der Verkehr mit einem großen Theile des Rheinlandes gestört; mit Köln, Duisburg und Essen konnte zeitweise gesprochen werden. Auch die Linien nach dem Osten, nach Breslau und nach Posen konnten nicht benutzt werden. Der nähere Fernverkehr über Brandenburg, Magdeburg und Hannover litt unter Materialschäden, die meisten gestrigen Gespräche wurden über Frankfurt a.M. verlangt. Auf Gespräche nach Wien mußte man stundenlang warten, da Anmeldungen in enormer Zahl vorlagen.

Nr. 234 – Freitag 4. Oktober 1912
Das Betreten der Uferböschung des Neuköllner Schiffahrtskanals ist zwar verboten, trotzdem kann man häufig spielende Kinder beobachten, welche die Böschung betreten. Die Eltern möchten wir daher darauf aufmerksam machen, daß dies mit direkter Lebensgefahr verbunden ist. Der Kanal ist ausgebaggert worden, wodurch bereits dicht am Ufer eine solche Tiefe vorhanden ist, daß Kinder, die in den Kanal fallen, verloren sind. Alle Eltern werden daher gut tun, ihren Kindern das Betreten der Kanalufer zu verbieten.

Die Sparsamkeit der Großen Berliner Straßenbahn macht sich so recht auf den nach Neukölln laufenden Linien geltend. Während vor mehr als acht Monaten die Ortsbezeichnung Rixdorf in Neukölln abgeändert worden ist, tragen noch jetzt alle Straßenbahnwagen auf den im Inneren ausgehängten Fahrschildern den alten Namen »Rixdorf«. Schaffner, die befragt wurden, weshalb der alte Name noch nicht verschwunden ist, gaben sämtlich übereinstimmend die Antwort, daß die alten Schilder mit dem Namen Rixdorf erst aufgebraucht werden sollen.

Neukölln, oder doch noch Rixdorf?

Die Schwierigkeiten einer Namensumbenennung

Nach der Umbennung »Rixdorfs« in »Neukölln« am 27. Januar 1912 hat sich bis in den Oktober der neue Name noch nicht überall durchgesetzt. Besonders beim Post- und Güterverkehr in das neu benannte Neukölln kam es in den ersten Monaten zu häufigen Missverständnissen. So war im März 1912 auf dem Güterbahnhof Frankfurt an der Oder der Bestimmungsort »Neukölln« nicht einmal bekannt, weshalb vermutlich zahlreiche Frachtstücke nach Neukölln ihr Ziel nicht erreicht haben dürften. Ein Frankfurter Tischler schrieb aus diesem Grunde an seinen Bruder in Neukölln: »Das konntest Du mir gleich schreiben, dass ihr noch Rixdorfer seid«, nachdem eine Frachtsendung an den Bruder zurückgekommen war.

PostkARTE von 1912.
POSTKARTE von 1912.

Nicht nur die Berliner Straßenbahn weigerte sich aus Kostengründen ihre noch vorhandenen Rixdorfer gegen Neuköllner Schilder auszuwechseln. Bei einer polizeilichen Suche im Frühjahr 1913 wurden noch zahlreiche Firmenschilder, Reklametafeln und sogar noch städtische Verwaltungsstellen mit der alten Ortsbezeichnung Rixdorf ermittelt. Der damalige Neuköllner Stadtbaurat Hermann Weigand hielt daher in einem Bericht an Bürgermeister Kurt Kaiser fest: »Zu keiner Zeit verschwand der Name Rixdorf aus dem Straßenbild, noch aus dem Gedächtnis der Einwohner.«

Selbst der Magistrat der Stadt Neukölln unterließ eine Namensumbennung. Aufgrund der horrenden Summe von 50.000 Mark verzichtete er auf den Austausch der rund 2.500 Kanalisationsdeckel mit der Aufschrift »Rixdorf«.
(Entnommen aus: Kessinger, Bernd: Neukölln. Die Geschichte eines Berliner Stadtbezirks.)

Nazi-Schmierereien

Erneuter Übergriff auf die Falken

Erneut kam es in der Nacht vom 9. zum 10. Oktober zu rechtsex-tremistischen Angriffen in Berlin. Betroffen waren zwei Parteibüros in Tegel und Spandau, ein Flüchtlingslager bei Schönefeld und – zum dritten Mal – das »Anton-Schmaus-Haus« der Neuköllner Falken. Hier wurde der noch vorhandene Holzzaun mit Nazi-Symbolen und Morddrohungen (»Ihr interessiert uns brennend«) beschmiert. Diese Drohung bezieht sich auf die zwei bisherigen Brandanschläge aus dem Jahre 2011. Innensenator Frank Henkel hat sofort reagiert und bis zur Fertigstellung des neu geplanten Sicherheitszaunes einen durchgehenden polizeilichen Objektschutz während der Nachtstunden für die Jugendeinrichtung zugesagt.

Schmierereien bei den Falken.Foto: pr
Schmierereien bei den Falken.                          Foto: pr

Neben dem Jugendhaus der Falken wurden im Oktober noch weitere Schmierereien vorgenommen. In Britz wurden ebenfalls in der Nacht zum 10. Oktober die Fensterfront der Stadtteilbibliothek in der Gutschmidstraße mit Nazi-Symbolen beschmiert und in der Dörchläuchtigstraße ein Denkmal für den in einem Konzentrationslager umgekommenen Dichter Erich Mühsam mit Farbe übergossen und ebenso mit Nazi-Symbolen verunglimpft. Bereits in der Nacht zum 5. Oktober wurde in Rudow die Fassade eines Wohnhauses zusammen mit einer dort befestigten Gedenktafel zur Erinnerung an einen jüdischen Mitbürger mit Nazi-Symbolen und einem »rechten« Schriftzug verunstaltet. In allen Fällen hat der Polizeiliche Staatsschutz des Landeskriminalamtes die Ermittlungen wegen Sachbeschädigung und Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen übernommen.

Die treffende Reaktion der Falken auf den erneuten Anschlag kann nur unterstützt werden: »Aber trotzdem gilt, keinen Millimeter den Faschisten«.       pm

Hände weg vom Wiesenmeer

Demo für den Erhalt des Tempelhofer Feldes

»Ungefähr 400 Millionen Euro an Haushaltsmitteln kann die Stadt sparen, wenn das Tempelhofer Feld bleibt wie es ist.« Das sagte Hermann Barges von der »Initiative 100% Tempelhofer Feld« zum Auftakt der Demonstration gegen die Umgestaltung des Tempelhofer Feldes am 23. September.

Demo auf den Tempelhofer Feld.Foto: mr
Demo auf den Tempelhofer Feld.                      Foto: mr

Unter dem Motto »Hände weg vom Wiesenmeer« zogen nach Polizeiangaben zwischen 800 und 1000 Teilnehmer einmal quer über das Feld. Das war der »kraftvolle Auftakt zur Unterschriftensammlung für den Volksentscheid«, sagte Barges bei der Abschlusskundgebung. Die Initiative hofft, im Oktober mit der Unterschriftensammlung zu beginnen, wenn die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung ihre Kostenschätzung abgegeben hat. Denn auch wenn die Internationale Gartenausstellung nach Marzahn zieht und die Parkplanung ebenfalls auf wackligen Füßen steht, die Planung für die Randbebauung ist keineswegs vom Tisch. Die Begehrlichkeiten werden im Gegenteil immer größer. So forderte die IHK sogar eine Ausweitung des Wohnungsbaus auf dem Feld.

An der Demonstration nahmen auch viele Kleingärtner aus den Kolonien Tempelhofer und Neuköllner Berg teil, um deutlich zu machen, dass sie keineswegs, wie in der Presse berichtet, bereit sind, das Feld freiwillig zu räumen. Die Tempelhof Projekt GmbH will die Parzellen vom Bundeseisenbahnvermögen kaufen, um den künftigen Park von Südwesten her zu erschließen. Inzwischen bekommen die Gärtner auch Unterstützung von der Bezirksverordnetetenversammlung Tempelhof-Schöneberg. Ein Antrag der Linken in der BVV Tempelhof am 19. September zum dauerhaften Erhalt der Gartenkolonie wurde einstimmig ohne Gegenstimmen angenommen.
mr

Wie lange strahlt der Leuchtturm noch?

SOS vom Förderverein »Morus 14«

Die Lichter im Hause »Morus 14« werden dunkler. Dem Leuchtturmprojekt im Problemkiez am Rollberg geht das Geld aus. Es ist eines der wenigen Projekte, vielleicht sogar das einzige in Neukölln, das ohne städtische Gelder auskommt. Etwa 100 Kinder erhalten hier durch die Schülerhilfe kostenlose Unterstützung von Ehrenamtlichen. Kulturell tut sich das »Morus 14« hervor mit den Stummfilmkonzerten, die monatlich angeboten werden. Nicht zu vergessen ist das wöchentliche Mittagessen, das im Gemeinschaftshaus durch »Mieter kochen für Mieter« angeboten wird.

Gemeinschaftshaus.Foto: fh
Gemeinschaftshaus.                                               Foto: fh

Persönlichkeiten wie Fußballer Zecke Neuendorf von Hertha BSC, die Polizei vom Rollbergkiez und Erol Özkaraca von der SPD stellten hier ihre Kochkunst unter Beweis. So gelang es dem Verein, über die Grenzen des Bezirks bekannt zu werden.
Unablässig machte der Geschäftsführer des »Morus 14«, Gilles Duhem, darauf aufmerksam, dass ohne private Sponsoren und zahlende Vereinsmitglieder diese wichtige Stadtteilarbeit nicht weitergeführt werden kann. Duhem hat seine Tätigkeit zunächst niedergelegt, er kann nicht mehr bezahlt werden. Der Verein versucht zu retten, was zu retten ist. Schnell müssen Sponsoren gefunden werden, die bereit sind, dieses zukunftsorientierte Projekt zu retten.

Die Macher wissen genau, dass ohne Gegenleistung für Unterstützer nichts läuft. So ist den Geldgebern nicht nur ein rauschendes Fest garantiert. Nachdem Unternehmen festgestellt haben, dass Survivaltraining für Führungskräfte nicht das gewünschte Ergebnis bringt, lassen sie Manager gerne an der gesellschaftlichen Basis arbeiten. Das auf jeden Fall könnten sie im »Morus 14« im Rollbergkiez üben.      ro
Förderverein Gemeinschaftshaus MORUS 14 e.V., Morusstraße 14,  www.morus14.de

Lenkungsgruppe wählen

Mitwirken in der Karl-Marx-Straße

Demokratie leben und Einfluss auf Stadtentwicklung nehmen, das ist in der Karl-Marx-Straße gefragt. So versteht sich die Lenkungsgruppe der [Aktion Karl-Marx-Straße], die die Verbindung zwischen Bezirksamt und Bürgern herstellt. Vertreter aus Kultur, Handel, Gastronomie und Politik sowie Anwohner stellen das Gremium, das das Geschehen in der Karl-Marx-Straße mitgestaltet. So werden die Bauarbeiten mit aufmerksamen Blicken verfolgt, es gibt die Möglichkeit der Einflussnahme bei Platzgestaltungen. Die entscheidende Frage ist jedoch die nach der Belebung der einstigen Einkaufstraße, die vor wenigen Jahrzehnten noch im gleichen Atemzug mit der Schlossstraße und dem Ku`damm genannt wurde.

Platz der Stadt Hof.Foto: mr
Platz der Stadt Hof.                                              Foto: mr

Ende November ist es wieder soweit. Die Lenkungsgruppe muss neu gewählt werden. Es werden noch interessierte neue Gruppenmitglieder aus den Bereichen Anwohner, Handel und Gastronomie gesucht. Wählbar sind neben den interessierten Anwohnern Nord-Neuköllns, auch Schüler der Neuköllner Schulen und Gewerbetreibende, deren Unternehmen in der Karl-Marx-Straße ansässig sind. Bei Redaktionsschluss waren Versammlungsort und Termin noch nicht bekannt. Beides wird in der nächsten Ausgabe der Kiez und Kneipe Neukölln bekannt gegeben.      ro

Der schwierige Weg zur Versöhnung

Erinnerungen an den Völkermord an den Armeniern

»Ob das wirklich alles so war, wie es hier beschrieben wird, so grausam?«, fragt ein Besucher.

Es ist ein schwieriges und schmerzhaftes Thema, mit dem sich die Ausstellung »Speaking To One Another« in der Galerie im Saalbau auseinandersetzt. Es geht um eines der dunkelsten Kapitel des ersten Weltkriegs, die Geschichte der Deportation und Ermordung hunderttausender Armenier. Sie wurden massakriert oder verhungerten und verdursteten, als sie 1915 aus der Türkei vertrieben wurden.

Armenische Schicksale.Foto: mr
Armenische Schicksale.                                     Foto: mr

Bis heute leugnet die türkische Regierung diesen Völkermord und behauptet, die Deportationen seien eine Kriegsnotwendigkeit gewesen. Kritiker dieser Sichtweise müssen mit juristischer Verfolgung rechnen.

Unter der türkischen Bevölkerung bröckelt jedoch dieses Tabu. Das Projekt »Speaking To One Another« soll durch Erwachsenenbildung und interkulturellen Austausch den zivilgesellschaftlichen Dialog stärken und dadurch zwischen den Bevölkerungen Armeniens und der Türkei Brücken schlagen. Studenten aus Armenien und der Türkei fragten in den Jahren 2009/10 Türken und Armenier nach ihren persönlichen Erinnerungen. Die Menschen sollten ihre Geschichte erzählen und dadurch die Vergangenheit aus ihren ganz persönlichen Erinnerungen für die heutige Generation erlebbar machen. Die Berichte, auf deren Basis diese Wanderausstellung konzipiert wurde, erzählen von furchtbaren Gräueln, aber auch von Mut und Mitmenschlichkeit der türkischen Nachbarn, denen manch einer der Verfolgten sein Leben verdankt. Sie erzählen von der Trauer um den Verlust der Heimat und von der Furcht der Türken, die alten Eigentümer könnten zurück kommen und sie ihrerseits wieder vertreiben. Präsentiert werden diese Erinnerungen in Form von Texten und Videos in deutscher und türkischer Sprache.

Bemerkenswert dabei ist, dass es zahlreiche Bilder der armenischen Interviewpartner gibt. Die Türken dagegen wollten mehrheitlich nicht namentlich genannt werden oder ihre Fotos veröffentlichen lassen. Die Furcht, deswegen juristisch belangt zu werden, ist wohl noch zu groß.

Das zentrale Thema dieser Ausstellung ist die Aussöhnung zwischen den beiden Völkern. Dazu gehört es, das Unrecht zuzugeben. »Das Vergeben beginnt mit dem Verhalten desjenigen, der den Fehler gemacht hat. Er muss zugeben, dass er einen Fehler gemacht hat«, heißt es im Begleittext.       mr
Galerie im Saalbau Neukölln 29.09.-28.10.2012

Noch´n Schnaps und ´n Bier

Die »Lange Nacht« feiert Geburtstag

So voll war die »Lange Nacht« wohl das letzte Mal bei einem wichtigen Fußballspiel. Diesmal, am 2. Oktober, war der Anlass das achtjährige Bestehen des Lokals in der Weisestraße Ecke Selchower Straße. Der Strom der Gratulanten nahm sichtlich kein Ende. Stefan Lange, der Wirt, wusste das sehr wohl zu schätzen. Es war sein Abend und er kann mit Stolz auf sein Lokal schauen, an dem fußballinteressierte Schillerkiezbewohner nicht vorbeikommen.

FRANK und stefan.Foto: fh
Frank und Stefan.                                                 Foto: fh

Es ist aber nicht nur so, dass der Fußball seine Gäste anzieht. Viele kommen wegen Stefan Lange, der durch seinen Humor selbst finsterste Mienen aufhellen lässt. Was hier auch nicht fehlen darf, ist das gute Rollbergbier aus der Neuköllner Rollbergbrauerei. Neben der Tatsache, dass es ausgesprochen gut schmeckt, will Lange damit die Neuköllner Wirtschaft unterstützen.       ro

Kaffee, Kunst und Down-under-Cookies

»Tischendorf« – Kekse für die kreative Neuneuköllner Szene

Man spricht englisch. Die obere Friedelstraße zwischen Pflügerstraße und Maybachufer ist seit Jahren schon eine der Speerspitzen des sich gentrifizierenden Nordneuköllns. Touristen wie aus aller Herren Länder Zugezogene schätzen das internationale, immer noch leicht ungeschliffene Flair dieser Meile.

»We are open« – so steht es vor dem Ende Juni eröffneten Café »Tischen-dorf« von Jutta Tischen-dorf, einer 36jährigen gelernten Architektin, die vier Jahre in Australien lebte. Sie verliebte sich dabei in die dortige Kaffeekultur, die sie nun in ihrem entspannt-atmosphärischen Laden in den ehemaligen Räumen des Dessouslabels »fishbelly« zelebriert.

FLAT white and banana bread, please …Foto: Tischendorf
FLAT white and banana bread, please …
Foto: Tischendorf

Mit ihrem »Ruby Rabbit«-Stand auf dem Neuköllner Stoffmarkt am Maybachufer kann sie seit 2010 schon mit ihren Backkünsten und Kaffeekreationen, hergestellt aus Bio-Fairtrade-Bohnen der Friedrichshainer Rösterei »Blaue Bohnen«, überzeugen. Vor allem der samtige »Flat white« mit feinem Mikromilchschaum zieht besonders Mitglieder der im Kiez rasant wachsenden australischen Community an.

In ihrem Café, dessen Schaufenster das Tischendorf’sche Familienwappen ziert und das sie mit teils ebenfalls australischen Mitarbeitern betreibt, demonstriert sie zudem ihr Händchen für »Interiors« und geschmackvolle, detailverliebte Einrichtung. In dem schönen Stuckraum mit seinen knarzigen Dielen, seinem Mobiliarsammelsurium, den auch käuflich zu erwerbenden Bildern zehn befreundeter Künstler und der Fernweh erzeugenden Landschaftsfototapete hat sie einen gemütlichen »Hang-out« zwischen Omas Wohnzimmer und Privatgalerie geschaffen, der so auch in den Szenegegenden Londons oder Melbournes sein könnte.

In der alten Kuchenvitrine werden  selbst gebackene Carrot, Cheese oder Banana Cakes, Brownies, Chocolate Biscuits oder Anzac Cookies, uraustralische »Soldatenkekse« mit Kokos und Haferflocken, feilgeboten.                 Deftigeres lässt sich etwa mit Zwiebelkuchen, Rührei mit Lachs oder pochierten Eiern mit Röstgemüse zum Latte, Cappuccino, Bier oder Wein bestellen. Dazu klingen Indierock und Popklassiker aus den Boxen, sodass viele Gäste gern die Zeit über ihren Wi-Fi-befeuerten Notebooks vergessen.

Auch wenn manch nicht so polyglotter Kiezbewohner sich hier etwas fremd vorkommen mag – this is today’s Neukölln, too!       hlb

Blubber, Bläschen und Bubble

Teevergnügen für Kinder

»Be smart – drink Smartea!« – so die Bitte an den Gast. Quietschbunt ist das Café angemalt, da kann der Kunde gar nicht anders als freundlich lächeln. Angesprochen werden vorwiegend Kinder, die Bubble Tea mögen, wobei es Unterschiede zwischen Bubble Tea und Bubble Tea gibt. Die synthetische Herstellung der Perlen wird eher kritisch betrachtet. Im Gegensatz dazu gibt es aber auch Perlen aus Tapioka, die aus der Maniokwurzel hergestellt werden. Chefin und Chef sind durch ihre Tochter auf die Idee  gekommen, die so gerne Bubble Tea trinkt. Sie bat ihre Eltern darum, doch ein solches Geschäft zu eröffnen.

Bubble tea-Küche.Foto: fh
Bubble-Tea-Küche.                                                  Foto: fh

Das ließen die beiden sich nicht zweimal sagen. Auf ging es nach Taiwan, wo Bubble-Tea-Kurse angeboten werden. Hier wird unterrichtet, wie der Tee richtig hergestellt wird, dass die Kügelchen im Tee aus Tapioka hergestellt werden und  welche Gerätschaften für das Getränk notwendig sind. So wundert es nicht, dass der grüne Tee bei 75 Grad aufgegossen wird und fünf Minuten und 20 Sekunden zieht, wohingegen der schwarze Tee mit kochendem Wasser aufgegossen 14 Minuten zieht. Da wird nichts dem Zufall überlassen. Mit Thermometer und Wecker wird alles ganz genau eingehalten.
Dem Tee als Basis werden Eiswürfel hinzugefügt und dann wird  kräftig geschüttelt. Dann wird Süßes in Form von Sirup oder dem Topping mit Tapioka hinzugefügt. Wem das noch nicht  süß genug ist, der kann noch Zucker in flüssiger Form bekommen. Statt Tee kann aber auch Milch als Basis verwendet werden.

Die Betreiber haben aber auch an die Eltern der Kinder gedacht. Sie können es sich bei selbst gebackenen Kuchen und Kaffee gut gehen lassen. Leckere Rixdorfer Limonaden und Kokosmilch erweitern das Sortiment.         oj
Smartea, Richardstraße 76, 12043 Berlin

Neues Antiquariat in der Schillerpromenade

Verkauf und Ankauf – Vermitteln und Weitergeben

Bücher wollen gelesen werden – und das nicht nur einmal. Was für neue zählt, gilt erst recht für alte Bücher. Jedoch ist die große Masse an Büchern nicht als Neuexemplar in einer Buchhandlung zu bestellen, sondern muss gebraucht erworben werden. Dafür gibt es Antiquariate, die sich mit dem An- und Verkauf alter Bücher, Kunstblätter, Handschriften, Zeitschriften, Musiknoten und anderem beschäftigen.

In der Schillerpromenade 2, in einem Nebenraum der Weinhandlung »Weinholdz«, hat im Oktober ein neues kleines Antiquariat für Neukölln aufgemacht. Dessen Inhaber Jürgen Koch, ein gelernter Buchhändler, gründete 1980 in Frankfurt/Main sein erstes eigenes Versandantiquariat. Ein Jahr später eröffnete er in der Frankfurter Innenstadt ein kleines Antiquariat mit einer breiten Spanne an wissenschaftlichen Themen, das er 21 Jahre betrieb. Seit 2001 in Berlin lebend, verkaufte Jürgen Koch bisher seine antiquarischen Bücher überwiegend über das Internet. Ein erster Berliner Laden, den er von 2003  bis 2005 am Ernst-Reuter-Platz hatte, scheiterte an einer zu hohen Miete und einer zu ungünstigen Lage für seine interessierte Kundschaft.

Nun versucht es Jürgen Koch noch einmal mit neuen Räumen im Schillerkiez. Hier kann ab sofort innerhalb der Weltliteratur, nach Berliner und Neuköllner Ortsgeschichte, nach allgemeiner Geschichte und Themen von Psychologie, Soziologie, Theologie bis zu Medizin und Technikgeschichte gestöbert werden. Daneben gibt es aber auch größere Bestände an Fotografie-, Kunst- und Architektur-Bildbänden, Grafiken und Fotosammlungen sowie – für den literarischen Feinschmecker – an Lyrik-Bänden. Damit gibt es in dem neuen Antiquariat ein breites Angebot an neuen, alten (teilweise aus dem 18. und frühen 19. Jahrhundert stammenden) und zahlreichen weiteren besonderen Büchern. Wichtig ist Jürgen Koch dabei das Bewahren von Literatur und das Wissen aus den alten Büchern. Auch möchte er in seinem Laden nette und interessierte Leute kennen lernen, die regelmäßig zum Schmökern, Lesen und Kaufen vorbeischauen, da sie wissen: Hier finden sie immer ein außergewöhnliches Buch.

Des weiteren sucht und kauft Jürgen Koch aber auch Fachbücher aus allen Sachgebieten an. Wer noch etwas Interessantes zu Hause hat, was er nicht mehr benötigt, kann sich gerne melden.

Die Lage des neuen Antiquariats in den Räumen der Weinhandlung »Weinholdz« ist sehr passend, denn: Was schmeckt besser zu einem interessanten Buch als ein guter Wein.      tr

Kickern, schlucken und einfach mal gucken

Die Rockkneipe »SUX« – trendunabhängiges Trinken in der Weserstraße

»No Poetry Slam – No Hot Spot – No To Go’s«. So steht’s am Eingang im Fenster. Diese Bar legt keinen Wert auf zeitgeistigen Schnickschnack. Das »SUX« residiert nun seit dreieinhalb Jahren auf der unteren Weserstraße, noch hinter »Ä« und »TiER«, und hält die Fahne der ehrlichen, undogmatischen Kneipenkultur hoch. Im Mai 2009 sagten sich die Inhaber Toni Hartstock und Andreas Moch: »Is zwar `n bisschen ab vom Schuss, aber probier’n wer’t mal.« Und eröffeneten das »SUX«, das in seinen zwei rustikalen Hinterstuben mit weichen Polstern und hartem Holz – und vor allem einem Kicker – eine kieztypische Wohnzimmerkneipe ist, im vorderen Schankraum aber mit seiner Ziegelwand und der von einem Kumpel mit einem cool-chaotischen Comicmotiv bemalten Schallsc­hutzwand auch internationales Bar­ambiente ausstrahlt.

This bar sucks - not.Foto: hlb
This bar sucks – not.                Foto: hlb

Hier wird geraucht, Flaschenbier von Astra über Erdinger bis zu Eichhofener Hellem getrunken und bis in die Morgenstunden deftiger Rock gehört. Stolz ist man auf die gepflegte Schnapsauswahl – allein acht verschiedene Wodkas sind im Programm. Und so begegnen sich am Tresen durchtrainierte junge Herren in Unterhemd und Basecap, durstige Studenten, alteingesessene Kieznachbarn, Zugezogene und Heimatsucher und freuen sich über die entspannte Wohlfühlatmosphäre und die souverän-freundliche Bedienung. Hier sind alle willkommen, »vom Araber bis zur Transe – Hauptsache, sie benehmen sich.« Die SUX-Chefs bleiben locker und beobachtend, an großer Öffentlichkeit haben sie keinen Bedarf. Die Gäste finden auch so her. Und wer hier einmal am Tresen versackt ist, wird nicht nur die hypnotisierenden Frontscheinwerferlampen des überlebensgroßen Crashauto-Comicbilds nicht mehr vergessen. So geht Kneipe.         hlb
SUX, Weserstr. 55,  Mo. – Sa. ab 19:30 Uhr, www.sux-bar.de

Tortenschlacht bei »Ole«

Kuchengenuss in der Boddinstaße

Ein Café, das ist ein Traum, den viele heimlich hegen. Bei Sezer Yigitoglu war es ein Freund, der den gelernten Bäcker auf die Idee brachte hat. »Mach doch ein Café auf«, riet dieser dem jungen Mann, der nach seiner Lehre keine Stelle fand.
Eigentlich war das als Scherz gemeint, nur so nebenher gesagt, doch aus dieser Scherzidee wurde Ernst und Sezer fing an, sich in der Boddinstraße niederzulassen. In seinem Kiez, in dem er sich auskennt, wollte er bleiben. Hier ist er großgeworden. Anfang Juli, fast pünktlich zu seinem Geburtstag, eröffnete er das »Café Ole«.

Ole mit HerrchenFoto: cr
Ole mit Herrchen.                          Foto: cr

Es gab Zweifel, ob Sezer der Aufgabe gewachsen sei, ein Café zu führen. Denn Sezer ist gehörlos. Anfangs hatte er Angst, denn in einem Café ist die Kommunikation einer der Dreh-und Angelpunkte. Umso erstaunlicher war es, dass vor allem Touristen es als selbstverständlich nahmen, dass Sezer sie nicht immer gleich verstand. Für die Torten und Quiches, die er selbst macht, hat er eine Vitrine und an der Wand hängt eine große Tafel mit den Angeboten, auf die die Leute einfach zeigen können. Mittlerweile geht der junge Mann lockerer an die Sache ran, fragt ab und zu einfach noch mal nach. Doch manchmal ist er auf Hilfe angewiesen. Denn was viele nicht wissen ist, dass Gehörlose auch Probleme mit der Schriftsprache haben. Dabei hilft ihm sein Assistent, Spunk Seipel, der die Gebärdensprache gelernt hat.

Mittlerweile sind das »Café Ole« und sein Besitzer bekannt wie ein bunter Hund. Nicht zuletzt ist das auch Sezers Hund Ole zu verdanken, dem Namensgeber des Cafés. Ein Hund, das war ein großer Wunsch, der dem gehörlosen als Kind nicht erfüllt wurde. Jetzt, da er auf eigenen Beinen steht, hat er sich seinen Wunsch selbst erfüllt. Schwarz und weiß wie die Einrichtung ist der Vierbeiner. »Alles purer Zufall«, erklärt Spunk und lächelt. Von überall her kommen Gehörlose, aber auch Hörende, um sich dieses einzigartige Café einmal selbst anzusehen. Sezer ist froh über die Mischung, denn sein Café soll kein Treffpunkt sein, der ausschließlich für Gehörlose bestimmt ist. Er freut sich, wenn er sieht, dass Gehörlose und Hörende am gleichen Tisch sitzen, als gäbe es keinen Unterschied.

Im Rahmen von »Nachtundnebel« treten hier am 3. November »Jeff Özdemir & Yerr & Juliane« um 22 Uhr auf. Veranstaltungen wie solche und Ausstellungen sind und sollen auch in Zukunft ein wesentlicher  Bestandteil des Cafés bleiben.      cr
Café Ole, Boddinstraße 57, Di-Sa 10-20 Uhr

As Time Goes By

»Duo Cinema« begeistert im Fräulein Frost

»Das war toll«, begeistert sich Stefan Fischer an den wunderbaren Klängen, die Paul Schwingenschlögl aus seinem Flügelhorn zaubert. Stefan Fischer ist kein Zuhörer oder Zuschauer, sondern der Partner von Paul, der sich einfach freut, wie gut die Musik ist, die das »Duo Cinema« seinen Zuhörern bietet. Leider sind nur circa 20 Leute im »Fräulein Frost« in der Friedelstraße 39. Der Laden ist eigentlich eine Eisdiele, aber auch ein schöner Veranstaltungsort. »Entschuldigung« hört man Stefan Fischer sagen, während er das Klavier virtuos bearbeitet. Entschuldigung für was? Kein falscher Ton ist zu hören, dennoch meint Stefan, sich entschuldigen zu müssen. Er spielt nicht Klavier, er lebt Klavier.

Duo Cinema.Foto: pr
Duo Cinema                                                            .Foto: pr

Seit einigen Jahren arbeiten der österreichische Trompeter und Komponist Paul Schwingenschlögl und der deutsche Pianist Stefan Fischer zusammen als »Duo Cinema«.

Ohne Unterstützung eines üppigen Geigenklanges oder verführerischer Bilder interpretieren die beiden Musiker Meilensteine der Filmmusik, wie »La Strada«, »Das Lied vom Tod«, »Der Dritte Mann«, »Der letzte Tango von Paris«, »James Bond 007« oder »Der Pate« und bieten auf wunderbare Weise eine Art »Kino im Ohr« an.          fs

Bilder sagen mehr als tausend Worte

Geschichten werden in Porträts erzählt

Wenn ein Mensch etwas im Leben geschafft hat, möchte er es am liebsten mit allen teilen. Es gibt mehrere Wege, dies zu tun. Sei es mit Musik, einem Buch, einem Film oder in Form von Bildern. »Bilder sagen mehr als tausend Worte«, ein Sprichwort, das wohl beinahe jeder kennt. In der Ausstellung »quer|schnitt« von Angelika Schneider-von Maydell sprechen die Malereien für ihre Künstlerin.

Schneider-von Maydell, deren künstlerischer Schwerpunkt auf der Porträtmalerei liegt, hat an der Berliner Hochschule der Künste studiert und in den 80er-Jahren zwei Staatsexamen bestanden. Am 12. Oktober stellte sie ausgewählte Werke aus den bisherigen Jahren ihrer Schaffenszeit vor. Die Malerin, die seit Jahren am Gymnasium Bildende Kunst unterrichtet, hat, wie der Name der Ausstellung schon vermuten lässt, einen Querschnitt durch ihr Leben gezogen. Angefangen bei einer Malerei, die sie als kleines Kind bei ersten Versuchen des konzentrierten Zeichnens zeigt. Am Ende ein Selbstportrait in einer neongelben Warnweste und mit einem Eis in der Hand. Zwischendurch einige Werke, die alte Menschen zeigen. Als Vorlage dienten Fotos aus einem alten Fotoalbum. Verwackelte Häuser, deren malerische Komplexität erst bei näherem Hinsehen bemerkt wird. Ausgewählte Bildserien runden die Ausstellung ab.

Can can.Foto: mr
Can Can.                                                              Foto: mr

Eröffnet wurde die Ausstellung am 12. Oktober unter anderem mit einer Laudatio von Holger Ambrosius, dem ehemaligen Schuleiter des Albert-Einstein-Gymnasiums. Für musikalische Untermalung sorgte das »Trio Mehrklang«. Angelika Schneider-von Maydell freute sich über das zahlreiche Erscheinen ihrer Freunde und Kollegen. Besonders gefreut habe sie sich über den Besuch  ihrer Schüler und auch ihrer ehemaligen Schüler.

Ausgestellt hat die Künstlerin ihre Malereien nicht nur in Deutschland, sondern unter anderem auch schon in Tschechien, Frankreich und der Schweiz. Noch bis zum 18. November 2012 hängen die Werke von Angelika Schneider-von Maydell in der Galerie im Körnerpark.           cr

Fujiama Nightclub

Spektakel im Heimathafen

Im Heimathafen wackelte der Boden, als der  »Fujiama Nightclub« sein Programm vorstellte.

Morris Perry, Veranstalter der Show, moderierte seine Talente: junge Menschen, die sich hier ausprobierten und ihre Fertigkeiten zeigten.

Anbetung.Foto: fh
Anbetung.                          Foto: fh

Die »Sisters of Tap« führten Stepptänze zu fetziger Musik vor, der Brasilianer Rogèrio Do Mundo zeigte den  Kampftanz Capoeira. Christina Cavelo, Sängerin der Beat Cube Band, war fast nicht zu fotografieren, so temperamentvoll bewegte sie sich zu ihren Songs auf der Bühne. Da blieb unter den Zuschauern kein Bein mehr ruhig. Jeder wippte irgendwie im Takt mit.

Capoeira.Foto: fh
Capoeira.                                                                  Foto: fh

Zur Pause servierten die Darsteller dem Publikum internationale Leckereien. Bei Dinnermusik fühlten sich die Gäste wohl, schauten nach bekannten Gesichtern. So manches Gespräch kam zustande.

Es ging dann weiter mit den Lehrern der Darsteller des ersten Teils, aber auch hier mangelte es nicht an Höhepunkten.
Daniel Mandolini und Chlorophil machten Beatbox, bei dem unterschiedlichste Geräusche mit Mikrofon und Stimme erzeugt werden. Das alles im Takt mit viel  Humor dargeboten, sind sie seit 2006 die Champions des Beatboxings.
Manuela Bayer und Una Gonschorr von den »Heartbeats« boten einen ganz bezaubernden Anblick in ihren weißen Kleidern. Sie wirkten, als kämen sie von einer amerikanischen Wohltätigkeitsveranstaltung, um ihr Gesangsprogramm im »Fujiama Nightclub« fortzusetzen. Marilyn Monroe stand bei den Damen Pate und sie machten ihre Sache höchst professionell.

Die Kleidung für die Künstler wurde von den Neuköllner Modedesignern »Ting Ding« und »Kollateralschaden« zur Verfügung gestellt.

Großes Finale.Foto: fh
Großes Finale.                                                        Foto: fh

Viel zu früh war die Veranstaltung vorbei, so abwechslungsreich und unterhaltsam war das Programm.
Der nächste »Fujiama Nightclub« findet am 23. November um 20 Uhr wieder im »Heimathafen« statt.      ro

Wilhelm Busch in der Kneipe

Die »Obmollocs« im »Ma Thilda«

Wer den Namen Wilhelm Busch hört, denkt unweigerlich an Max und Moritz, Witwe Bolte oder Lehrer Lämpel. Aber dass der Dichter nicht nur in schnurrigen Reimen über die bösen Streiche der Lausbuben erzählt, beweisen die »Obmollocs« in ihrer lyrisch-musikalischen Szenenlesung.

Ein Paar, Manix und Yana, streitet und debattiert miteinander. Dabei verwenden sie ausschließlich Gedichte von Wilhelm Busch. So geht es etwa um die Vorzüge von Einsamkeit oder Zweisamkeit: »Wer einsam ist, der hat es gut, weil keiner da, der ihm was tut.« Andererseits ist auch das Wirken der fleißigen Hausfrau nicht zu verachten: »Es wird mit Recht ein guter Braten gerechnet zu den guten Taten.« So geht es munter weiter, durch die Abgründe zwischenmenschlicher Beziehungen, dass dem Zuhörer manches Mal das Lachen im Halse stecken bleibt.

Für die Premiere ihrer Lesung haben sich die »Obmollocs« das »Ma Thilda« ausgesucht, eine hübsch gemütliche Raucherbar und Kleinkunstbühne in der Wildenbruchstraße 68.

Manix und Yana.Foto: mr
Manix und Yana.                                                  Foto: mr

Volker Schöneweiß hat das Lokal im April übernommen und erst einmal die Inneneinrichtung, die zum Teil noch aus den Zwanziger-Jahren des letzten Jahrhunderts stammt, aufwendig und liebevoll restauriert. Den Fußboden hat er von mehreren Schichten Farben und Linoleum befreit und die schönen alten Dielen freigelegt. Die Bar mit ihren Ornamenten erstrahlt in neuem Glanz. Sogar an so hilfreiche Kleinigkeiten wie Haken an der Theke, an die die Damen ihre Handtaschen hängen können, hat er gedacht.

Die Getränkekarte ist übersichtlich  und von guter Qualität. Die besonderen Spezialitäten sind Absinth und Pisco, ein Weinbrand aus Chile. Der schmeckt pur, aber auch als Longdrink mit Rhabarbersaft sehr gut.

Der Auftritt der »Obmolllocs« wird nicht der letzte gewesen sein. Zukünftig sind regelmäßige Singer/SongwriterKonzerte geplant, dazu Kabarett, Slampoetry, Lesungen, Theater und Liveimprovisationen.      mr
Ma Thilda, Wildenbruchstraße 68, Dienstag bis Sonntag ab 19:00 Uhr geöffnet.

Eine Zeitreise

Neues Wohnzimmer aus den Fünfzigerjahren im Schillerkiez

Schallplatten statt CDs, gewöhnungsbedürftige Muster. Eine Zeitreise in die 50er-Jahre. Das ist das »Café Jule«, das seit Anfang Juni in der Kienitzer Straße zu Kaffee und Kuchen einlädt. Es gibt Cup­cakes, Bagels und andere Leckereien, alles selbst gemacht. Aber auch die deutsche Küche ist vertreten. Jetzt, in der kälteren Jahreszeit, bietet sie Suppen, Eintöpfe und Stullen an. »Es ist ein bisschen amerikanisch angehaucht«, bemerkt Jule Eisendick, die Besitzerin. Sie selbst hat fünf Jahre in der Gastronomie gearbeitet, bis sie ihren Wunsch, selbstständig ein Café zu betreiben, umgesetzt hat.

Eine feste Zielgruppe hat das »Café Jule« nicht. Es kommen bunt gemischte Menschengruppen jedes Alters. Die bekennende 50er-Jahre-Liebhaberin mit Freunden aus der Rockabilly-Szene freut sich jedes Mal, wenn einer der Älteren schwärmt: »Ach, das ist ja wie früher!« Auch Backpacker und Touristen kommen in dem Alternativwohnzimmer vorbei, um sich ihre Bagels und Cupcakes schmecken zu lassen. Viele fühlen sich in ihrem Café wie zu Hause, sodass es auch mal vorkommt, dass die Gäste den Tisch abräumen und alles bis fast in die Küche bringen.

Gemütliches Ambiente.Foto: cr
Gemütliches Ambiente.                                      Foto: cr

Überall finden sich dekorative Fundstücke, wie zum Beispiel Teile eines alten Teeservices, alte Pfeffermühlen und ein Plattenspieler. Auch die Möbel sind aus den 50ern. Bunt zusammengewürfelt, so dass sich jeder, der das Café betritt,  erst einmal umsieht – nicht, ob ein Platz frei ist, sondern, ob er sich lieber auf das einladende Sofa oder auf einen der Holzstühle setzt.

An den Wänden hängen Schwarzweiß-Fotografien von Berlin, die Jule selbst gemacht hat. Geplant sind Vernissagen und andere Veranstaltungen. Außerdem spielt Musik eine wichtige Rolle für Jule, die auch gerne mal aufsteht, um die Schallplatte auf dem Plattenspieler umzudrehen, damit sie weiterspielt. So vertieft sich das Gefühl, wie David und Jennifer durch den Fernseher in die Welt von »Pleasantville« geschickt worden zu sein.cr
Café Jule, Kienitzer Straße 93
Di-Fr 9-18Uhr, Sa 11-18 Uhr, So 11-17 Uhr

Sattel an der Wand

Line Dance im Mittelbuschweg

Die Tänze haben so klangvolle Namen wie »Poor Boy Blues«, »Cowgirls Dreams« oder »Hanging out in Florida«. Die Tänzer stehen in Reihen neben- und hintereinander und bewegen sich in komplizierten Schrittfolgen. Bei »Angie‘s Country Line« wird Line Dance getanzt. »Das ist viel besser als Aerobic«, meint eine der Tänzerinnen. »Es macht Spaß, ist sportlich und trainiert außerdem das Gedächtnis.« Je nach Schwierigkeitsgrad gibt es zwischen 16 und 72 unterschiedliche Schrittfolgen pro Tanz, die sich die Tänzer merken müssen. Und von diesen Tänzen gibt es mehrere Tausend. Getanzt wird meistens zu Countrymusik, inzwischen auch häufiger zu Popmusik, aber da scheiden sich die Geister.

Vor ungefähr einem Jahr ist Angela Gärtner, von ihren Schülern und Gästen liebevoll Angie genannt, von der Ganghoferstraße in den Mittelbuschweg 15 gezogen, wo sie einen Teil des alten Aldi-Marktes zu einem gemütlichen Lokal mit großer Tanzfläche umgebaut hat. Ausgestattet ist der Raum im rustikalen Westernstil. Die Wände sind mit indianischen Masken und Traumfängern dekoriert, daneben hängen Cowboyhüte und Pferdesättel. Hier gibt sie mehrmals in der Woche Kurse für Anfänger und Fortgeschrittene. An den Wochenenenden können die Schüler das Gelernte dann bei den Tanzpartys umsetzen.

Line Dance wird ohne Partner getanzt, aber trotzdem in einer Gemeinschaft. Perfekt für Leute, die gerne tanzen, aber keinen Partner haben, der mitmachen will. Die Gäste bei Angie kennen sich zum Teil schon jahrelang, sie kommen regelmäßig zu ihren Tanzkursen und den Partys. Es ist ein gemischtes Publikum aus allen Altersgruppen und aus allen Stadtteilen. »Für manche ist es wie eine zweite Familie«, meint Angie dazu.        mr
Angie‘s Country Line, Mittelbuschweg 15
Tel. ( 030 ) 395 08 243
www.angies-country-line.com

»Light my fire«

Firelilly heizt mit Feuerperformance ein

Als Firelilly begeistert sie das Publikum in ganz Europa mit ihrer hohen Kunst der Feuerperformance. Seit einigen Jahren wohnt sie zwar in Nordneukölln in der Hertzbergstraße, ist aber nicht oft zu Hause. Sie tritt bei renommierten Pyrofestivals in Wales, Stockholm, Amsterdam und Istanbul auf, begeistert die Leute mit ihrer Show bei Mittelaltermärkten in ganz Europa. Ihre Feuershows bestechen durch eine mitreißende Choreographie und bieten viele pyrotechnische Effekte. Dabei vereinigt sie die klassische Feuertechnik mit spektakulärer Pyrotechnik. In ihren Burlesque-Programmen wie Bollyburlesque, Lady Lou & Lady Fire und Cowgirl Burlesque verbindet sie ihre außergewöhnliche Feuershow mit prickelnder Erotik. Sie wirkt auch beim  Ensemble Entourage mit, das Tanz, Akrobatik und Theater zu einem farbenprächtigen Spektakel vereint. Die Shows von Entourage­ reichen von  Burlesque und Lichtshows bis zu Varieténummern und Feuershows.

Firelilly.Foto: pr
Firelilly.                                                                    Foto: pr

Auf Grund ihrer langjährigen Erfahrung, durch spezielle Workshops bei der Feuerwehr und durch ihre Ausbildung bei Experten der Pyrotechnik arbeitet Fabienne Freymadl sehr professionell und legt auf Sicherheit größten Wert. Sie beherrscht aber nicht nur die hohe Kunst der Feuerperformance, sondern auch andere Bereiche des Varietés wie den Stelzenlauf. In ihrem Programm »Glanz & Gold« präsentieren sich Klara Glanz und Gloria Gold als bezaubernde Engel auf Stelzen und treten dabei in Interaktion mit den Gästen. Für Kinder bietet Freymadl Gesichtsbemalung und Kinderschminken an.

Fabienne Freymadl wurde 1978 in Freising geboren und kam zum Studium der Sozialpädagogik 2003 nach Berlin. Bereits während ihres Studiums in Augsburg hatte sie mit Feuerper­formances begonnen. Berlin war aber die große Chance, gibt es doch in der Hauptstadt wesentlich mehr professionelle Feuerkünstler, mit denen sie sich austauschen kann.

Die diversen Programme von Freymadl können auch privat gebucht werden, für Hochzeiten, Firmenevents und mehr. Dabei sollte aber bedacht werden, dass die Shows nicht ganz billig sind, weil der finanzielle Aufwand für eine Show immens ist.  Es sind Versicherungen, Materialkosten und Transport zu berücksichtigen.          pschl
Buchungen an: info@firelilly.de, Tel.: 0178 / 7804715  
Weitere Informationen: www.firelilly.de,
www.glanzundgold.de,
www.entourage-berlin.de

Vom Achterwasser bis zur Ostsee

Naturschauplätze von Krummin bis Zinnowitz

Auto- und Fahrradfahrer sollten vorsichtig durch Krummin fahren, denn sie könnten zu spät entdecken, dass der Weg  direkt im Achterwasser enden kann. Gleich neben der Kirche St. Michael führt der Weg ins Nass. 1302 wurde dort das Zisterzienserinnenkloster gegründet, das von bildungshungrigen Bürgertöchtern bewohnt wurde. Heute steht nur noch die Kirche, aber eine Ausstellung im Kirchgarten gibt Auskunft über die aufregende Geschichte des Baus.

Am Achterwasser, das in großen Teilen von Schilf umfasst ist, siedeln etliche Vogelarten, von denen die Neuköllner Stadtmenschen nicht alle kennen können. Kraniche haben in der Nähe des Wassers ihre Sammelplätze, von denen aus sie in den Süden starten. Manche sind auch nur vom Norden auf der Durchreise. Bis Ende Oktober sind hier die Schauspiele der Kraniche zu sehen.

Hafen Krummin.Foto: fh
Hafen Krummin.                                                    Foto: fh

Den kurzen Weg nach Zinnowitz, der nur acht Kilometer lang ist, kann der Inselbesucher durchaus laufen, denn es gibt jede Menge unterschiedlicher Natur zu sehen. Flora und Fauna, aber auch Wolken und Wetter zwingen zum Abstand vom manchmal quälenden Alltagstrott.

Das Ostseebad Zinnowitz ist die Perle Usedoms. Die Landschaft hat sich im Vergleich zum Achterwasser komplett verändert. Möwen kreischen über einem endlosen weißen Sandstrand am Meer, der von Peenemünde bis zum polnischen Swinemünde reicht. Dahinter der Gürtel aus Dünen, an den sich Kiefernwälder anschließen, bietet schon einen etwas ungewöhnlichen Anblick. Gerade dann, wenn der Urlauber auf der Seebrücke steht, die ganz weit in die Ostsee reicht, kann sich das Auge nicht satt sehen. Die faszinierende Landschaft wird durch die bezaubernde Bäderarchitektur geschmackvoll unterbrochen. Da haben Menschen mal schöne Ideen umgesetzt.
ro

Bio und Feinkost

Genüsse der Insel und darüber hinaus

Den lauen Abend bei einem Glas »Wilde Hilde« oder »Sonnensegler« ausklingen lassen, da ist der Gast dem Himmel ganz nah. Beide Weine »Wilde Hilde« in Rosé und »Sonnensegler« in Weiß, ausgeschenkt von Claudia Janssen, der Geschäftsführerin des einzigen Bioladens auf Usedom, sind frisch und spritzig wie auch die Insel.

BioFeinkost in Zinnowitz.Foto: pr
BioFeinkost in Zinnowitz.                                    Foto: pr

Mit dem Bioladen haben sich Janssen und ihr Partner einen Traum erfüllt. Sie vertreiben lokale Produkte der örtlichen Bauern. Der Usedomer Inselkäse, der von Steffen Schultz, der sein Käsereihandwerk in den Schweizer Alpen gelernt hat, vertrieben wird, ist eine Köstlichkeit für Käsekenner auf der Insel. Selbstverständlich kann der Kunde sämtliche Reifegrade diese Käses bei »Viales« erwerben.

Ob lokale Säfte aus Mostereien oder Biogemüse, hier schmeckt alles richtig gut. Besonders hervorzuheben sind die Suppen und Quiches sowie die anderen kleinen Delikatessen, die Claudia Janssen herstellt. Da ist sie Profi ohne es je gelernt zu haben. Der kleine Imbiss bei ihr ist eine kleine Leckerei auch zwischendurch.     ro
Viales Feinkost und Bio-Bistro, Waldstraße 4, 17454 Zinnowitz

Damenmode mit Stil

Schicke Sachen in Zinnowitz

Es kann auf der Sonneninsel schon mal passieren, dass es regnet und die Besucherin durchnässt ist. Es kann aber auch passieren, dass Usedombesucher die falsche Kleidung eingepackt haben. Da hilft Regina Zerbe mit ihrer gut sortierten Boutique in Zinnowitz. Sie versteht es, das passende Kleidungsstück für ihre Kundinnen zu finden, das sehr wohl stadttauglich ist.

Hochwertige Damenmode       Foto: ro
Hochwertige Damenmode.                                  Foto: ro

Wer mehr über den Ort wissen will, ist hier ebenfalls gut aufgehoben. Die Geschäftsführerin kann  nämlich viel über Zinnowitz berichten, vorgetragen mit viel Humor und Sympathie für den Ort.      ro

Historischer Überblick

Eine kleine Neuköllner Stadtgeschichte

»Wer weiß heute noch, dass Neukölln seine historischen Wurzeln in der Einwanderung hat« oder dass Rixdorf »das ehemals größte Industriedorf Preußens und 1900 die am schnellsten anwachsende Großstadt Deutschlands war«. Dieses und anderes mehr beschreibt Bernd Kessinger in seinem Buch: »Neukölln. Die Geschichte eines Berliner Stadtbezirks«, Berlin: Vergangenheitsverlag 2012, 14,90 Euro.

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Auto Pilot

»Am meisten dachte ich an das, was ich nicht erlebt hatte«

Wie fühlt es siautopilotch an, ein pubertierender Junge zu sein? Wenn sich alles nur noch um das Erwachsenwerden und vor allem um Mädchen dreht? Diese Fragen stellte ich mir, glücklich mit meinem Frauendasein, seit der ersten Ausgabe von Autofokus mit all den schockierenden Episoden nicht mehr. Mir schien alles klarer. Umso erstaunter war ich, als ich plötzlich den zweiten Band in den Händen hielt.

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Der Späti hat neue Regale und seinen alten Besitzer

Christian Kahle über die Liebe zu seinem Kiez

Unser Neukölln hat sich verändert. Der Flughafen ist nun ein großer, kreativer Freiraum, der auf so vielfältige Weise genutzt wird, wie es vielfältige Menschen in dieser Stadt gibt. Wirklich ruhig ist es hier inzwischen nur noch am Sonntagmorgen, wenn die zahlreich gewordenen Besucher noch ihren Rausch ausschlafen. Das Klackern der Einkaufskoffer ist dem Klackern der Rollkoffer gewichen, das Türkische und Polnische dem Spanischen und Englischen. Zumindest oft.

Immer wieder haben wir hier in den letzten Jahren darüber sinniert und gestritten, was noch alles passieren möge. Was die ganzen neuen Kneipen anrichten und die vielen neuen Leute, die plötzlich auftauchten – oft ignorant, komisch gekleidet und lärmend. Die nun in den einst billigen Wohnungen unserer ehemaligen Nachbarn sitzen. Es ist vieles anders geworden – so wie immer und überall im Leben etwas anders wird. Das hat gute und schlechte Seiten.
Aber seien wir ehrlich: Neukölln ist immer noch genauso liebenswürdig, komisch charmant und spannend wie eh und je. Manche der neuen Nachbarn kommen nun nicht mehr aus dem Südosten, sondern aus dem Südwesten, sind aber oft genug aus den gleichen sozialen Gründen hierher gekommen wie Generationen vor ihnen. Und einige kommen auch hierher, ohne von finanzieller Not dazu getrieben zu sein. Einfach weil sie es hier – aus welchen Gründen auch immer – schön zu leben finden. Das gab es auch schon zuvor.

Und so vieles Wichtige ist auch geblieben. Der Späti hat neue Regale und seinen alten Besitzer. Der Supermarkt an der Ecke ist kein bisschen weniger schrullig. Die meisten alten Kneipen sind noch da und man trifft noch immer viele, die man hier als erstes kennen lernte und denen man heute noch dankbar ist, dass sie einen einst so problemlos in ihrer Mitte aufnahmen. Es gibt keinen Grund, dies mit den neuen Nachbarn nicht zu tun – auch wenn sie sich manchmal etwas zieren.

Letztlich müssen wir uns damit abfinden, dass wir hier nun in einer etwas anderen Konstellation zusammenleben. Das ist wichtig. Denn wir haben in Zukunft Kämpfe auszutragen. Nicht gegeneinander, sondern miteinander. Wir müssen darum kämpfen, das Liebenswerte an dieser Gegend, das uns alle hierher zog, zu erhalten und dabei gegenseitig offen für Neues zu sein. Wir werden gemeinsam um unseren gerade erst gewonnen Freiraum auf dem Flugfeld ringen. Und uns mit einem Bürgermeister auseinandersetzen, dessen stammtischrassistische Thesen einen Keil zwischen die hier lebenden Menschen zu treiben drohen. Vieles wird noch hinzukommen. Aber hey, das hier ist immer noch unser Neukölln.

Petras Tagebuch

Petra träumt von Thermoskannen

Ein besonderes Verhältnis habe ich zu Thermoskannen. Schon viele befanden sich in meinem Besitz, jedoch erlitten alle ein und dasselbe Schicksal. Auf irgendeinem Ausflug ließ ich sie im Wald stehen oder vergaß sie in einem Veranstaltungsraum, verlor sie während des Fahrradfahrens oder in der Bahn. Das war mir auf die Dauer zu teuer und ich beschloss, die jeweilige Gastronomie zu unterstützen und dort meinen Kaffee oder Tee zu trinken. Wieder hatte ich einen Ausflug geplant und trotz intensiven Suchens in meiner Wohnung fand ich keine Thermos­kanne. Wie denn auch, wenn ich sie doch verloren hatte. Aber ich hätte mir schon eine gewünscht. Während der darauffolgenden Nacht hatte ich einen Traum. Meine Freunde und Bekannten aus weit zurückliegenden Jahren besuchten mich an einem abgesprochenen Tag. Ich vermute, dass es ein Geburtstag gewesen sein muss. Alle brachten mir eine Thermoskanne mit. Da gab es bunte, welche mit Blümchen, die traditionelle Blechkanne, die lila Kaffeekanne, die unpraktische, aber schöne Designerkanne. An Größen, Farben und Formen blieb kein Wunsch offen. Ich gab ihnen ihre Bestimmung: die eine für den schwarzen Tee, die nächste für Kaffee, Zitronentee, Früchtetee, Schafgarbentee, Kakao. Beim Aufwachen wunderte ich mich zwar, machte mich jedoch gleich auf den Weg in die Küche, in der im Traum die Thermoskannen auf dem Tisch aufgestellt waren. Was ich sah, war die bittere Realität, dass Träume höchstens mit Wünschen zu tun haben. Natürlich standen dort keine Thermoskannen, nur ein voller Aschenbecher und ein noch nicht fertig gelesenes Buch.

Kufen kurven übers Eis

Die Wintersaison ist eröffnet

Neuköllner Eissportfreunde dürfen sich freuen. Seit dem 13. Oktober können sie wieder unter freiem Himmel im Eisstadion des Werner-Seelenbinder-Sportparks die Kufen schwingen.

Auch wer keine Erfahrung im Schlittschuhlaufen hat, ist hier an der richtigen Adresse. Zwei Eislaufschulen bringen Kindern und Erwachsenen bei, elegant über das Eis zu gleiten. Und wer keine Schlittschuhe hat, kann sich welche ausleihen.

Eisvergnügen.Foto: mr
Eisvergnügen.                                                      Foto: mr

Die Preise bleiben moderat, auch die Angebote »Happy Hour« und »Happy Day« mit halben Preisen bleiben bestehen. Für Kinder gibt es auch in dieser Saison wieder die Möglichkeit, ihren Geburtstag hier zu feiern.
Bereits am 12. Oktober nahmen viele Eislauffans die Gelegenheit wahr, sich beim »Tag der offenen Tür« kostenlos warmzulaufen.       mr
Werner-Seelenbinder-Sportpark Neukölln, Oderstr. 182
Öffnungszeiten: Mo-Sa 9:00 – 21:00, So 9:00 – 17:00