Der schwierige Weg zur Versöhnung

Erinnerungen an den Völkermord an den Armeniern

»Ob das wirklich alles so war, wie es hier beschrieben wird, so grausam?«, fragt ein Besucher.

Es ist ein schwieriges und schmerzhaftes Thema, mit dem sich die Ausstellung »Speaking To One Another« in der Galerie im Saalbau auseinandersetzt. Es geht um eines der dunkelsten Kapitel des ersten Weltkriegs, die Geschichte der Deportation und Ermordung hunderttausender Armenier. Sie wurden massakriert oder verhungerten und verdursteten, als sie 1915 aus der Türkei vertrieben wurden.

Armenische Schicksale.Foto: mr
Armenische Schicksale.                                     Foto: mr

Bis heute leugnet die türkische Regierung diesen Völkermord und behauptet, die Deportationen seien eine Kriegsnotwendigkeit gewesen. Kritiker dieser Sichtweise müssen mit juristischer Verfolgung rechnen.

Unter der türkischen Bevölkerung bröckelt jedoch dieses Tabu. Das Projekt »Speaking To One Another« soll durch Erwachsenenbildung und interkulturellen Austausch den zivilgesellschaftlichen Dialog stärken und dadurch zwischen den Bevölkerungen Armeniens und der Türkei Brücken schlagen. Studenten aus Armenien und der Türkei fragten in den Jahren 2009/10 Türken und Armenier nach ihren persönlichen Erinnerungen. Die Menschen sollten ihre Geschichte erzählen und dadurch die Vergangenheit aus ihren ganz persönlichen Erinnerungen für die heutige Generation erlebbar machen. Die Berichte, auf deren Basis diese Wanderausstellung konzipiert wurde, erzählen von furchtbaren Gräueln, aber auch von Mut und Mitmenschlichkeit der türkischen Nachbarn, denen manch einer der Verfolgten sein Leben verdankt. Sie erzählen von der Trauer um den Verlust der Heimat und von der Furcht der Türken, die alten Eigentümer könnten zurück kommen und sie ihrerseits wieder vertreiben. Präsentiert werden diese Erinnerungen in Form von Texten und Videos in deutscher und türkischer Sprache.

Bemerkenswert dabei ist, dass es zahlreiche Bilder der armenischen Interviewpartner gibt. Die Türken dagegen wollten mehrheitlich nicht namentlich genannt werden oder ihre Fotos veröffentlichen lassen. Die Furcht, deswegen juristisch belangt zu werden, ist wohl noch zu groß.

Das zentrale Thema dieser Ausstellung ist die Aussöhnung zwischen den beiden Völkern. Dazu gehört es, das Unrecht zuzugeben. »Das Vergeben beginnt mit dem Verhalten desjenigen, der den Fehler gemacht hat. Er muss zugeben, dass er einen Fehler gemacht hat«, heißt es im Begleittext.       mr
Galerie im Saalbau Neukölln 29.09.-28.10.2012