Tortenschlacht bei »Ole«

Kuchengenuss in der Boddinstaße

Ein Café, das ist ein Traum, den viele heimlich hegen. Bei Sezer Yigitoglu war es ein Freund, der den gelernten Bäcker auf die Idee brachte hat. »Mach doch ein Café auf«, riet dieser dem jungen Mann, der nach seiner Lehre keine Stelle fand.
Eigentlich war das als Scherz gemeint, nur so nebenher gesagt, doch aus dieser Scherzidee wurde Ernst und Sezer fing an, sich in der Boddinstraße niederzulassen. In seinem Kiez, in dem er sich auskennt, wollte er bleiben. Hier ist er großgeworden. Anfang Juli, fast pünktlich zu seinem Geburtstag, eröffnete er das »Café Ole«.

Ole mit HerrchenFoto: cr
Ole mit Herrchen.                          Foto: cr

Es gab Zweifel, ob Sezer der Aufgabe gewachsen sei, ein Café zu führen. Denn Sezer ist gehörlos. Anfangs hatte er Angst, denn in einem Café ist die Kommunikation einer der Dreh-und Angelpunkte. Umso erstaunlicher war es, dass vor allem Touristen es als selbstverständlich nahmen, dass Sezer sie nicht immer gleich verstand. Für die Torten und Quiches, die er selbst macht, hat er eine Vitrine und an der Wand hängt eine große Tafel mit den Angeboten, auf die die Leute einfach zeigen können. Mittlerweile geht der junge Mann lockerer an die Sache ran, fragt ab und zu einfach noch mal nach. Doch manchmal ist er auf Hilfe angewiesen. Denn was viele nicht wissen ist, dass Gehörlose auch Probleme mit der Schriftsprache haben. Dabei hilft ihm sein Assistent, Spunk Seipel, der die Gebärdensprache gelernt hat.

Mittlerweile sind das »Café Ole« und sein Besitzer bekannt wie ein bunter Hund. Nicht zuletzt ist das auch Sezers Hund Ole zu verdanken, dem Namensgeber des Cafés. Ein Hund, das war ein großer Wunsch, der dem gehörlosen als Kind nicht erfüllt wurde. Jetzt, da er auf eigenen Beinen steht, hat er sich seinen Wunsch selbst erfüllt. Schwarz und weiß wie die Einrichtung ist der Vierbeiner. »Alles purer Zufall«, erklärt Spunk und lächelt. Von überall her kommen Gehörlose, aber auch Hörende, um sich dieses einzigartige Café einmal selbst anzusehen. Sezer ist froh über die Mischung, denn sein Café soll kein Treffpunkt sein, der ausschließlich für Gehörlose bestimmt ist. Er freut sich, wenn er sieht, dass Gehörlose und Hörende am gleichen Tisch sitzen, als gäbe es keinen Unterschied.

Im Rahmen von »Nachtundnebel« treten hier am 3. November »Jeff Özdemir & Yerr & Juliane« um 22 Uhr auf. Veranstaltungen wie solche und Ausstellungen sind und sollen auch in Zukunft ein wesentlicher  Bestandteil des Cafés bleiben.      cr
Café Ole, Boddinstraße 57, Di-Sa 10-20 Uhr