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Händeschütteln und Glückwünsche

»Morus 14« startet ins neue Jahr

Wie jedes Jahr im Januar fand auch dieses Mal der Jahresempfang im »Morus 14« statt. Zahlreiche Gäste aus Politik, Wirtschaft und Kultur geben sich hier die Hand und suchen das Gespräch.

morus14Spender und Mitarbeiter.Foto: fh

So auch Erol Özkaraca, Neuköllner Abgeordneter von der SPD, der im Gespann mit Ralf Ehrlich von der »Berliner Aidshilfe e.V.« heftig mit  Netzwerken beschäftigt war. Fritz Felgentreu fand keine Ruhe. Seitdem er Abgeordneter für die SPD im Bundestag ist, freuen sich die Neuköllner darüber, dass er den Bezirk nicht vergessen hat und oft gesehen wird. Auch  Susanna Kahlefeld, Mitglied des Abgeordnetenhauses von den Grünen, fühlte sich in der Gemengelage wohl.
Es war keine Überraschung, dass die Polizei vom Abschnitt 55 da war, ohne sie würde dem »Morus 14« etwas fehlen. Sie sind gefragte Persönlichkeiten, die mit Rat und Tat den Neuköllnern zurseite stehen.
Die Vorstandsvorsitzende Marianne Johannsen brachte in ihrer Rede die große Zufriedenheit zum Ausdruck, mit der sie und der gesamte Vorstand das Jahr 2013 sahen: es gründete sich die »Big Band« aus Rollbergschülern, ein Gehörloser begann, Rollbergkindern das Schachspielen beizubringen und das zehnjährige Jubiläum wurde gefeiert. Zudem hatte das »Morus 14« im vergangenen Jahr keine finanziellen Sorgen. Die Zuversicht des Vorstands für das Jahr 2014 ist groß. Es sind bereits zwei Projekte angestoßen worden, die im Laufe des Jahres von sich hören lassen werden.
Der Geschäftsführer Gilles Duhem hielt in ungewöhnlich knappen Worten seine Rede, in der er besonders auf das Engagement der Mitarbeiter und aller Ehrenamtlicher, die hauptsächlich mit der Schülerhilfe den Rollbergkindern zu Lernerfolgen verhilft, einging. Nur mit ihnen allen ist diese hochwertige Arbeit zu leisten.
Bei dem internationalen Buffet kamen die Gäste leicht ins Gespräch und bei ausgelassener Stimmung wurde viel gelacht.

oj

Freifahrtschein ins Paradies

Gotteskrieger auf der Suche nach dem Weg in den Himmel.    Foto: internet

Berliner Jugendliche werden empfänglicher für die Ziele der Dschihadisten

Wochenlang diskutierte die türkische Vätergruppe des Vereins »Aufbruch Neukölln« unter der Leitung des Psychologen Kazim Erdogan in ihren regelmäßigen Treffen über die zunehmende Radikalisierung Berliner Jugendlicher. Einige Gruppenteilnehmer wurden in ihren eigenen Familien mit dem Phänomen konfrontiert. Diese besorgniserregende Entwicklung nahm die Vätergruppe zum Anlass, um in einer Pressekonferenz im »Neuköllner Leuchtturm« auf dieses Thema aufmerksam zu machen.
In seinen einleitenden Worten umriss Kazim Erdogan die Dimensionen, die das Problem inzwischen angenommen hat. Schätzungsweise um die 30 Berliner kämpfen bereits im syrischen Bürgerkrieg, die Tendenz ist steigend. Wie viele Jugendliche in Berlin kurz davor sind, nach Syrien zu gehen, weiß niemand, aber die Anwerbemethoden werden immer bizarrer. Erdogan berichtet von einer muslimischen Religionsgemeinschaft, die »Paradiespässe« ausstelle, die jedem, der in Syrien kämpft, den Einzug ins Paradies garantiert. Besonders anfällig für solche Heilsversprechen seien in Deutschland aufgewachsene Jugendliche aus muslimischen Familien, die aus schwierigen Verhältnissen stammen, keinen Schulabschluss und keine Perspektive haben oder sich aus der Gesellschaft ausgeschlossen fühlen. Ihnen werde suggeriert, dass sie etwas wert seien, wenn sie in Syrien beim Aufbau eines Gottesstaates helfen, in dem sie nicht wie in Deutschland als Menschen zweiter Klasse behandelt würden.
Claudia Danschke, Extremismusexpertin vom »Zentrum Demokratische Kultur« und Leiterin der Beratungsstelle »Hayat« beschreibt die zunehmende Radikalisierung als »jugendkulturelles Phänomen«. Sie berichtet von Propagandagruppen, die, oft getarnt als humanitäre Hilfsorganisationen, bei den Jugendlichen in ein Vakuum stießen, indem sie ihre Hilfsbereitschaft und ihr Gerechtigkeitsgefühl ansprächen, um sie so zum Dschihad zu verführen. Das Leben als Gotteskrieger werde romantisiert und emotionalisiert. Die Argumentation dieser Gruppen sei dabei »pseudo-religiös«. Mit »Suren-Hopping« würden die Jugendlichen mittels einzelner aus dem Zusammenhang gerissener Koranstellen mit einem radikal-islamistischen Weltbild infiltriert.
Erol Özkaraca (SPD), Mitglied des Abgeordnetenhauses, vergleicht das Phänomen mit dem Rechtsextremismus. In beiden Fällen handele es sich um orientierungslose Jugendliche mit schwachem Selbstwertgefühl, die nach einer starken Gemeinschaft suchen. In der SPD-Fraktion sei das Problem bisher noch nicht thematisiert worden. Das liege aber auch daran, dass es in Berlin eine Vielzahl unterschiedlicher Religionsvereine, jedoch keine konkreten Ansprechpartner gebe.
Auf die Frage aus dem Publikum, was die SPD denn tue, um der Radikalisierung der Jugendlichen entgegenzuwirken, verweist Özkaraca auf die Anstrengungen in Neukölln im Bereich der Ganztagsschulen. Er betont aber auch, dass die Politik nicht alle gesellschaftlichen Probleme lösen könne, sondern dass in diesem Falle Eigenverantwortung nötig sei. Aus diesem Grunde begrüßt er ausdrücklich die Initiative der Vätergruppe, auch weil sie von den Betroffenen selbst komme.
Die Teilnehmer der Veranstaltung waren sich einig, dass die Jugendlichen nicht allein gelassen werden dürfen. Nicht Autorität und Verbote, sondern Zuwendung und Kommunikation seien die richtigen Gegenmittel, dem Abdriften der Jugendlichen zu den radikalen Gruppen entgegenzuwirken.
rb

Das Ende der Revolte

Nur noch ein Jahr »Freies Neukölln«

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 Noch gibt es das »Freie Neukölln«.      Foto: mr

Für einen der Wegbereiter des Ausgehbooms in Nordneukölln ist der Weg absehbar zu Ende. Seit 2006 ist die gemütliche Eckkneipe »Freies Neukölln« ein Fanal der unkonventionellen Kultur im Kiez. Latte Ma­cchiato gibt es hier aus Prinzip nicht, dafür Focaccia, Retsina und baye­risches Bier. Und mit dem Videoblog »Sender Freies Neukölln« und seinen charmant-gehässigen Filmchen und Reportagen gingen von dieser Institution sogar sanft revolutionäre Impulse aus. Mit zweifelnd-radikalem Blick auf das »alternativlos« wachstumsfixierte Weltgeschehen propagierte der Blog regelmäßig einen Systemwechsel hin zu echter Basisdemokratie.
In einem Interview in der »Berliner Zeitung« erklärt Matthias Merkle nun, dass seine Kneipe Ende 2014 schließen müsse – der Mietvertrag laufe ohne Chance auf Verlängerung aus. Der Hausbesitzer, eine GmbH in London, schotte sich ab und von der Hausverwaltung werden er und seine Mitbetreiberin Antje Borchardt seit zwei Jahren ohnehin schon mit monatlichen fristlosen Kündigungen drangsaliert.

Occupy-Unterstützer Merkle ist inzwischen schon nach Französisch-Buchholz gezogen und betreibt dort ein Selbstversorgerprojekt, fern von Wachstums-, Konkurrenz- und Ausverkaufskonzepten. Zudem arbeitet er an einem alternativen Wohnprojekt namens »Andere Welt« in Strausberg. Der Wandel und die Verdrängung im Kiez werden 2014 trotzdem noch ausgiebig im »Freien Neukölln« behandelt und diskutiert.
Wundersam waren die spontanen Reaktionen auf Merkles Interview: Ausgerechnet die »taz« schrieb,  Merkle sei einer, der die Gentrifizierung geschaffen habe, indem er einem jungen Publikum einen Ort zum »hip sein« schuf. Nun jammere er, obwohl die Entwicklung zu teureren Mieten »schlicht und ergreifend Stadtgeschichte« und Veränderung eine Herausforderung sei, »der man sich nur stellen muss«. Und in der Netzkolumne des blog.brash.de heißt es rüde, ein Hort der Unangepasstheit sei das »Freie Neukölln« nie gewesen, die Tragik vom Ende des Lokals sei eine rein nostalgische und der Protest der Szene-Konservativen nur ein Ressentiment.
Viele scheinen gern »mit der Zeit« zu gehen – bis sie selbst verdrängt werden.    

hlb

Jugendprojekt »Warthe 60« wird geschlossen

Weniger Geld für Kinder- und Jugendarbeit fordert Opfer

Der Druck, der auf der Neuköllner Verwaltung lastet, ist zweifelsfrei hoch. Der Jugendhilfeausschuss (JHA), Stadtrat Liecke (CDU) und das Jugendamt Neukölln müssen handeln.

Nach kürzlicher Tiefenprüfung stellte sich heraus, dass knapp 20 Prozent der durch die unterschiedlichsten Träger erfolgten Betreuungsleistungen im Neuköllner Kinder- und Jugendbereich nicht »produktgenau« aufgeführt waren. So gab es in einigen Bereichen mehr Leistungen, in anderen weniger. Unter dem Strich blieb ein Minus, Geld muss »umgetopft« werden, um den Schaden so gering wie möglich zu halten.

Eklatant betroffen von dieser Misere ist die »Warthe 60«, ein vom Kirchenkreis Neukölln und dem Bezirksamt Neukölln finanziertes Projekt im Rahmen der offenen Jugendarbeit. Die Einrichtung soll geschlossen werden. Die »Warthe 60« liegt in der Warthestraße im nicht ganz unproblematischen südlichen Schillerkiez und leistet seit 2003 hervorragende Arbeit für ihre 12- bis 16-jährigen Besucher in vielen wichtigen Bereichen: Gewaltprävention für Jugendliche, Unterstützung in schulischen Angelegenheiten, bei sportlichen Aktivitäten sowie Peer-Group-Treffen.

Nun sollen für eine Testphase von maximal zwei Jahren 1,5 Stellen sowie viele zusätzliche Kinder in das »Interkulturelle Kinder- und Elternzentrum ‚Am Tower‘« in der Oderstraße umsiedeln. Das könnte die ohnehin gut besuchten Räumlichkeiten des »Tower« überlasten. Die Gewaltprävention für die Jugendlichen soll künftig dezentral stattfinden, damit die »Neuköllner Präventionskette« möglichst stabil bleibt. Schließlich soll diese auch dazu dienen, Jugendliche vor Straftaten zu bewahren.

Zu hoffen bleibt, dass die jetzige Kürzungspolitik im Kinder- und Jugendbereich die Gesamtgesellschaft in Zukunft, an anderer Stelle und Haushaltsposition, nicht teuer zu stehen kommen wird.

bs

Mieter sagen ihre Meinung

Wohnungsbaugesellschaft »Stadt und Land« trifft Rollbergbewohner im »Morus 14«

Die jährlich stattfindende Mieterversammlung im Rollbergkiez ist schon etwas Besonderes. Veranstaltet wird sie von der SPD, die auch im Aufsichtsrat der Wohnungsbaugesellschaft »Stadt und Land« sitzt. Immerhin ist die städtische Wohnungsbaugesellschaft Vermieterin von ungefähr 2.000 Wohnungen, die sich zwischen Hermannstraße und Karl-Marx-Straße befinden.
Die SPD tritt bei dieser Veranstaltung als Vermittlerin im Konflikt zwischen den Mietern und der Geschäftsführung von »Stadt und Land« auf.
Im gut gefüllten Saal des Gemeinschaftshauses »Morus 14« in der Morusstraße trafen sich wie jedes Jahr am Buß- und Bettag, diesmal am 20. November, um die 50 Mieter.
Auf dem Podium befanden sich der SPD-Abgeordnete für Neukölln, Erol Özkaraca, der Geschäftsführer von »Stadt und Land«, Ingo Malter, seine Mitarbeiterin Cornelia Würz, das BVV-Mitglied Cordula Klein (SPD) und als Vertreter des Mieterbeirats Manfred Hassmer.

RollbergTypische Bebauung im Rollbergkiez.   Foto: fh

Im Jahresbericht wurde festgehalten, dass die Asbestsanierung bei einem Mieterwechsel durchgeführt wird. Es sei deshalb kein drängendes Problem, weil sich das Asbest unter dem Fußbodenbelag befindet, der es, so lange er nicht beschädigt ist, auch nicht freigibt. Das haben auch alle Messungen bestätigt.
Weiter sind Rauchmelder im Keller und eine Videoüberwachung eingerichtet worden. Das wurde notwendig, weil im vergangenen Jahr Brandstifter in Kellern Feuer gelegt hatten.
Bedauerlicherweise hat sich die Einrichtung einer Hausmeisterwohnung direkt im Gebäude nicht durchgesetzt. Dieses Projekt hat sich als zu teuer erwiesen. Jedoch versicherte Malter, dass die Hauswarte im Bezirk wohnen und damit die Wege kurz seien.
Die Mieter beklagten eine schlechte Kommunikation zur Geschäftsführung. Auf bauliche Mängel würde oftmals sehr spät und auch erst nach häufigen Nachfragen reagiert.
Bereits im vergangenen Jahr wünschten sich die Mieter, dass die schmale Morusstraße in eine Einbahnstraße umgewandelt wird oder dass Halteverbotsschilder aufgestellt werden. Tatsächlich herrscht dort ein tägliches Verkehrschaos, weil zwei Autos nicht aneinander vorbei kommen. Cordula Klein hat bereits mit dem Verkehrsausschuss in der BVV darüber geredet, bisher jedoch ohne Erfolg. Sie zeigte sich aber guter Hoffnung, dass der Ausschuss dieses Thema bald aufgreifen werde.

oj

Gegen den Weihnachtsstress

Alle Jahre wieder beruhigt Hopfen die Gemüter

Da heißt es nun »besinnliche Weihnachtszeit« und jedes Jahr aufs Neue graut es den meisten vor dem Fest. Die Nervenanspannung beginnt oft schon einige Wochen zuvor und entlädt sich dann am Heiligen Abend oder spätestens am ersten Weihnachtstag. Die Planung der Geschenke, die Besuchsreihenfolge (»Wie, ihr fahrt erst zu den Schwiegereltern? So war es letztes Jahr auch schon. Ihr seid wohl nicht gerne bei uns …«), die Stunden im Familienkreis mit der Verwandtschaft, die sich sonst im Jahr nicht mit dem Allerwertesten anschaut, die Essensrituale (»Ach ja, du isst ja neuerdings vegan. Da weiß ich dann auch nicht, was ich kochen soll. Isst du denn wenigstens Fisch?«), all dies sorgt im Vorfeld für so viel Stress, dass wir eigentlich Urlaub bräuchten und am liebsten bis Silvester im Ausland untertauchen würden.
Zurzeit finden wir in der Natur Hopfen, der hilft dem angegriffenen Nervensystem und sorgt dafür, dass die Feiertage ein wenig besinnlicher werden. Wer eine kleine »Leck-mich-Stimmung« für die Vor- und Weihnachtszeit benötigt, geht am besten in die Parks und Grünanlagen Berlins und pflückt sich ordentlich viel dieser Pflanzengattung aus der Familie der Hanfgewächse.
Nach der Ernte wird der Hopfen über vier Stunden bei 50 Grad im Backofen und anschließend noch zwei Tage an einem trockenen Ort getrocknet. Hopfen enthält bis zu 85 Prozent Wasser und benötigt daher eine sehr lange Trocknungsphase, damit er nicht schimmelt. Anschließend können die Hopfenzapfen in Tüten, Dosen oder Einweggläsern aufbewahrt werden.
Für eine Tasse Tee werden zwei Teelöffel Hopfendolden/-zapfen benötigt, die 15 Min. in 200 ml Wasser ziehen sollten, bevor sie abgesiebt werden und der Tee schluckweise zweimal täglich getrunken wird. So klappt es dann auch mit der Ruhe um Weihnachten. Und wenn alle Stricke reißen, wird halt beim Weihnachtsessen wieder zum guten, alten Hopfentee in der Beugelbuddel gegriffen.

km

Hagebutte, die Schietwedderfrucht

Tee unter dornigen Bedingungen

Es ist wieder Erkältungszeit und Gott sei Dank wächst in der freien Natur alles, was wir brauchen, damit dieser Kelch an uns vorüberzieht. Letzten Monat war es die Fliederbeere (Holunderbeere), diesen Monat habe ich die Hagebutte ausprobiert.
Bei meiner Radtour entlang des Mauerwegs habe ich sie entdeckt und mich für die Zubereitung als Tee entschieden. Hierfür pflückte ich unter dornigen Bedingungen die lange, schmale Hundsrose, die angeblich süßer als ihre große Schwester die Kartoffelrose schmeckt.
Leider hatte ich keine Handschuhe dabei und somit waren meine Hände ziemlich aufgerissen. Egal, Hauptsache gesund! Vitamin C enthalten alle Hagebutten und das nicht wenig. Fünfzig Mal mehr Vitamin C steckt in den Früchten als in Zitronen.

Rosa canina|FruitGeheimwaffe gegen Erkältung.Foto:      Alfred Richard Stübling

Zur Weiterverarbeitung werden Stil und Blütenansatz abgeschnitten und die Nüsschen entfernt, was eine ziemlich nervtötende Angelegenheit ist, die ich mir mit DVDs versüßte. Nach dem Waschen wird das Fruchtmark im Mörser zerstampft und danach im Ofen bei 50 Grad eine Stunde getrocknet. Vorsichtshalber habe ich die Hagebutten noch zwei Tage ausgebreitet im Backofen (natürlich ohne Wärme) liegen lassen, bevor ich sie in ein Schraubglas zur Aufbewahrung abfüllte. Ich wollte Schimmelbildung vermeiden.
Für die Zubereitung werden zwei gehäufte Teelöffel der Hagebutten mit siedend heißem Wasser übergossen und nach zehnminütiger Ziehzeit abgegossen. Der Tee erhält nicht die Farbe, die wir von Hagebuttentee kennen, da in gekauften Tees Malve (Hibiskus) als Färbemittel enthalten ist. Auch der Geschmack ist etwas anders, aber sicherlich nicht schlechter. Insgesamt ist es wirklich eine kleine Plackerei, die Hagebutten für den Tee vorzubereiten, dennoch finde ich, für ein gesundes kostenfreies Heißgetränk aus der Natur lohnt sich der Aufwand.

km

Widerstand lohnt sich

Rezept gegen die Vertreibung aus der Mietwohnung

Klaus E. sieht aus, als komme er aus der avantgardistischen Kunstszene Berlins. Mit seinen vielen Ringen und Ketten könnte er auch zum Karl Lagerfeld der Emser Straße erklärt werden. Vor ungefähr 17 Jahren ist Klaus nach Neukölln gezogen, in einer Zeit, als viele Vermieter noch mit »Frei« Mieten lockten.

Die Geschichte von Klaus beginnt allerdings in Moabit. Damals wohnte er zur Untermiete in einer Wohngemeinschaft. Von heute auf morgen wurde ihm gekündigt. Mit einer schizoaffektiven Störung stand Klaus damals hilflos auf der Straße. Untergekommen ist er im »Weglaufhaus«, einer antipsychiatrisch orientierten Kriseneinrichtung in Berlin. Nach neun Monaten bot ihm das zuständige Amt eine Wohnung in der Emser Straße 71 an. Ein Zimmer auf 40 qm ohne Heizung und Warmwasser, dafür äußerst günstig. Klaus griff sofort zu. Der ehemalige Betriebswirt und Koch lebt von seiner kleinen Rente, die aufgestockt wird. Im Mai ist Klaus 71 Jahre alt geworden. Vor zwei Jahren dann der große Schreck. Klaus bekommt ein Kündigungsschreiben der Immobilien Firma »TARSAP Immobilienberatung Berlin Brandenburg GmbH«.

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In dem Schreiben heißt es, dass seine Miete nach der Sanierung erhöht wird.

Doch langfristiges Ziel der Firma sei es, die Wohnungen an Privatkäufer zu verkaufen. Das ganze Haus wird einer Generalrenovierung unterzogen.

Auch von einem Fahrstuhl ist die Rede. Klaus findet das alles toll, nur wie soll er in Zukunft die Miete bezahlen? Um eine neue Sozialwohnung zu bekommen, müsste er etwa eineinhalb Jahre warten. So wie Klaus geht es gerade vielen Neuköllnern. Die Nachfrage nach Wohnungen im Berliner Trendbezirk Neukölln steigt stetig. Trotz seiner vielen sozialen Brennpunkte und der hohen Arbeitslosigkeit punktet der Bezirk weiter. Immobilienbesitzer freuen sich über die große Nachfrage und renovieren in Rekordzeit. Alte Mieter, die nicht zu den Zahlungskräftigen gehören, werden durch eine Mieterhöhung rausgemobbt. Doch Klaus will sich das nicht gefallen lassen. Als erstes versucht er, bei den Behörden und Ämtern Hilfe zu holen. Hier fühlt sich keiner verantwortlich. Dann nimmt sich Klaus einen Anwalt. Nun wird ein Gegenvorschlag der »TARSAP GmbH« eingereicht. Klaus willigt einer Mieterhöhung zu, wenn diese auch mit seinem Status bezahlbar bleibt. Noch ist unklar, ob Klaus in seiner Wohnung bleiben darf.

»Buschkowsky interessiert sich doch nicht für die Vertreibung der Bewohner in Neukölln, doch Widerstand lohnt sich. Mein Anwalt hat mir gute Chancen versichert«, so Klaus.tz

Löbliche Ehrenämter

Feierlich  wurde im Dezember, wie jedes Jahr, die Ehrennadel an Bürger verliehen, die sich durch besonders gesellschaftliches Engagement hervor getan haben.

Es ist gut, dass es diese Menschen gibt, die drei Kategorien bedienen. Die einen bringen besondere persönliche Leistungen, die Vorbildcharakter haben. Die nächsten verwirklichen Ideen, die anderen Menschen nutzen. Sie bewirken sogar manchmal die Schaffung von Arbeitsplätzen.

Die dritte Kategorie kennzeichnet sich dadurch, dass bewusst  staatlicherseits Ehrenamtliche  in sozialen Einrichtungen eingesetzt werden. Hier werden ureigene staatliche Aufgaben durch das Ehrenamt ersezt.

Gäbe es die engagierten Bürger, egal ob freiwillig oder vom Jobcenter eingesetzt, nicht mehr, bräche so manche Kita, manches Pflegeheim, Hospiz und andere Einrichtungen zusammen. Das wäre dramatisch, die Vorstellung jedoch würde sicherlich einen lauten Aufschrei in der Gesellschaft auslösen.           

Petra Roß

Vier mal 58 gleich 240

Tarifpolitik der Deutschen Post AG

Wenn schon kein Weltuntergang, dann wenigstens Portoerhöhung, dachte sich wohl die »Deutsche Post AG«, als sie entschied, das Porto für den Standardbrief auf 58 Cent zu erhöhen. Drei Cent sind ja auch nicht die Welt. Schließlich fallen ab diesem Jahr die Praxisgebühren weg – was sind da schon drei Cent?! Mal durchgerechnet: Zehn gesparte Euro pro Quartal bedeuten 333 drei-Cent-Marken, also 17 frankierte Briefe. Dummerweise ist aber auch der Preis für die Maxibriefe von 2,20 Euro um 20 Cent gestiegen. Jetzt kommt natürlich die Hürde: Letztes Jahr, vor zwei Wochen, war es noch möglich, den Maxibrief mit vier 55-Cent-Marken zu frankieren. Bei 58 Cent gestaltet sich das schon schwieriger. War es denn wirklich so schwierig, den Wert auf 60 Cent zu erhöhen?

Letztendlich ist diese »fünf Minuten bis zum Jahreswechsel«-Aktion sowieso überflüssig. Wer aufmerksam ist, dem fällt auf, dass die »Deutsche Post AG« auch nicht ganz von ihrem Portoerhöhungskonzept überzeugt zu sein scheint, denn schließlich sind die Gebühren für sämtliche andere Briefgrößen gleich geblieben.Aber warten wir einfach auf den nächsten Jahreswechsel.       cr

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus dem »Neuköllner Tageblatt« vor 100 Jahren, bearbeitet von Thomas Reller

Nr. 1 – Mittwoch 01. Januar 1913

Die Aussichten im Baugewerbe für 1913 sind keine rosigen. Nach allgemeinen Ansichten, die in Arbeit- und Arbeitgeberkreisen vorherrschen, verspricht das Jahr 1913 ein Kampfjahr zu werden. Die Konjunktur muß unter der Geldknappheit leiden. Die Balkanwirren und ostasiatischen Probleme können das Vertrauen auf eine Besserung nicht beleben. Die Baulust wird durch den Ueberschuß an Wohnungen nicht angeregt. Die gestiegenen kommunalen und staatlichen Abgaben, die Lasten und Gebühren haben das Angebot auf dem Grundstücksmarkt vermehrt. Die Mieter suchen sich mit kleineren Wohnungen zu behelfen. Man schränkte sich ein. Durch die Geldknappheit wird das Baugeld teurer und weniger flüssig. Selbst die Kommunen und der Staaten legen sich Beschränkungen bei Neubauten auf. Große Bahn- und Kanalbauten gehen der Vollendung entgegen. Tausende von Ziegeleien und hunderte Kalksteinfabriken liegen still. Die vielen Konkurse und Zwangsversteigerungen reden mehr als Wörter es vermögen. Wieviel Existenzen sind ruiniert und wie groß sind die Vermögensverluste allein bei dem Ausfall an Hypotheken? In der Baubranche, Holzindustrie, im Maler- und Dachdeckergewerbe bereitet man sich auf schwere Kämpfe vor. Auch im Bergbau gährt es. An reichlicher und lohnender Beschäftigung fehlt es auch in einigen Zweigen der Textilindustrie, besonders im Herrenschneidergewerbe. Die Aussichten sind danach für das neue Jahr in mancher Beziehung trüber als im vorigen Jahre. Hoffen wir, daß es besser wird und lassen wir uns die Tatkraft und den gesunden Optimismus nicht nehmen.

Kurse der Damenschneiderei. Am Dienstag, den 7. Januar, abends 7 Uhr, beginnen in der „Kaufmännischen und gewerblichen Fortbildungs-Anstalt für Mädchen und Frauen“ in Neukölln, Elbestraße 11-12 wieder Kurse für Damenschneiderei. Der Unterricht dient nicht nur der allgemeinen praktischen Ausbildung für Familie und Hausfleiß, sondern vermittelt auch nach leicht fachlicher Methode die für den Beruf erforderlichen theoretischen und praktischen Kenntnisse und erstreckt sich demnach auf Maßnehmen, Musterzeichnen, Zuschneiden, Nähen, Bügeln und Anfertigung eigener Garderoben. Bei wöchentlich vier Unterrichtsstunden beträgt das monatliche Schulgeld zwei Mark. Hingewiesen sei ferner auf die Kurse für Wäscheanfertigung, Maschinennähen, Putz, Handarbeit und Kunsthandarbeit, sowie auf die handelswissenschaftlichen Kurse. Meldungen täglich beim Leiter Joh. Bergknecht, Richardplatz 21, bei Frau Engel, Bergstraße 46 und bei Lehrer Schröder, Herzbergstraße, Böhmische Straße 28.

Die Zunahme der Frühstücksdiebstähle, die insbesondere in letzter Zeit wieder sehr zahlreich gewesen sind, hat die Bäckerei-Innung Neukölln zur Aussetzung von Belohnungen veranlaßt; wer einen Dieb so namhaft macht, daß dieser dem Strafrichter übergeben werden kann, erhält 5 Mark. Mit welcher Frechheit diese Diebstähle ausgeführt werden, geht daraus hervor, daß die Diebe selbst Häuser, in denen sich ein Polizeirevier befindet, heimsuchen.

Nr. 2. Freitag 03. Januar 1913

Wie es einem Hausbesitzer gehen kann. Ein hiesiger Hauseigentümer schreibt uns: Anfang 1912 bekam ich die fröhliche Botschaft, 25.000 Mark reicher geworden zu sein, nämlich der gemeine Wert meines Hauses wurde um diese Summe erhöht. Obwohl mir das etwas zu viel war, gab ich mich zufrieden, weil ich Laden sowie Wohnungen umbaute (letztere mit Badeinrichtung), wodurch auch der Mietsertrag höher wurde. Bei der darauf folgenden Steuererklärung habe ich selbstverständlich den Gebäudewert, von den ½ Prozent Abzug zulässig ist, um 25.000 Mark höher angenommen. Ich bekam aber die Mitteilung, daß der Gebäudewert um 28.000 Mark ermäßigt sei. Also auf einer Seite zwecks Mehrbelastung 25.000 Mark Mehrwehrt und umgekehrt 28.000 Mark weniger. Auf meinem Widerspruch wurde mir erklärt, ein Sachverständiger hätte den Gebäudewert so abgeschätzt, ich solle Beweise liefern, ab der Gebäudewert höher ist. Ich habe es nicht tun können und die Folge war die Erhöhung meiner Steuern um eine Stufe. Ich bemerke, daß kein Sachverständiger bei mir war, es kann nur vom grünen Tisch oder durch äußere Ansicht die Abschätzung vorgenommen worden sein.

Praxisorientierter Ansatz für Schüler

»Werkschule Löwenherz« lehrt ohne Frontalunterricht

Über die alarmierende Situation an den Neuköllner Schulen ist in den vergangenen Ausgaben der Kiez und Kneipe bereits ausführlich berichtet worden. Die Neuköllner Bildungsstadträtin Franziska Giffey hat in einer Pressemitteilung kurz vor Weihnachten noch einmal deutlich auf die Probleme hingewiesen: es gibt einen hohen Anteil von Erstklässlern mit Sprachdefiziten und Entwicklungsverzögerungen. Daraus resultiert eine wachsende Zahl eher bildungsorientierter Eltern aus Nord-Neukölln, die ihre Kinder an anderen Schulen, teilweise sogar in anderen Bezirken, anmelden wollen. Auf der anderen Seite gibt es immer noch eine Vielzahl von nicht angemeldeten Schülern, obwohl der Anmeldetermin längst verstrichen ist. Diese Entwicklung verschärft die sowieso schon katastrophale Situation an den sogenannten »Brennpunktschulen«, die dadurch zu einem Sammelbecken für leistungsschwache Schüler verkommen.

Seit drei Jahren versucht die »Werkschule Löwenherz«, dieser Misere etwas entgegenzusetzen. Das  vom Europäischen Sozialfonds und vom Bundesverkerhrsministerium mit insgesamt 1,3 Millionen Euro geförderte Schulprojekt ist eine Initiative vom »Zentrum für Lebensenergie«, das seit 1998 in der Weserstraße 175 beheimatet ist. Die Werkschule arbeitet mit verschiedenen Schulen in Neukölln zusammen und begleitet Schüler der achten bis zehnten Klasse mit Angeboten zur frühen Berufsorientierung beim Übergang von der Schule in den Beruf.

SCHülerINNEN und Schulleiter bei Weihnachtsfeier.Foto: rb
Schülerinnen und Schulleiter bei Weihnachtsfeier. Foto: rb

Seit diesem Schuljahr läuft ein neues Modellprojekt in Kooperation mit der Kepler-Schule, das Schülern mit besonderem Unterstützungsbedarf ermöglichen soll, einen Schulabschluss zu erlangen. 25 »Problemschüler« wurden komplett aus ihren Klassen herausgenommen und werden nun ausschließlich an der Werkschule im ehemaligen Gebäude des Finanzamtes Neukölln in der Schönstedtstraße unterrichtet.

Das pädagogische Konzept beruht auf einem ganzheitlichen Ansatz. Die Schüler erhalten in kleinen Gruppen fächerübergreifenden Unterricht und erarbeiten die Lerninhalte gemeinsam. Ergänzend dazu können sie in verschiedenen Werkstätten berufs­praktische Erfahrungen sammeln.

Pablo Ruiz Holtgrefe,  pädagogischer Leiter der »Werkschule Löwenherz«, berichtet von großen Startschwierigkeiten und enormen Widerständen seitens der Schüler, die sich nicht »in eine Sonderschule abschieben« lassen wollten.
Inzwischen haben sich die Vorbehalte jedoch weitgehend gelegt. Ob die Schüler bessere Chancen haben, einen Ausbildungsplatz zu finden, wird die Zukunft zeigen.      rb

Eine Hafenkneipe wird zum Kultort

Im »Lagari« treffen sich Talente

»Jo-ho-ho und ‘ne Buddel voll Rum«, so könnte es geklungen haben, als die Seeleute nach getaner Arbeit in die Eckkneipe gingen und den Tag noch einmal Revue passieren ließen. Wir schreiben das Jahr 1896. Der Hafen ist im Hochbetrieb und die Arbeiter freuen sich schon auf ihr Feierabendbier und den einen oder anderen Schlachtrufgesang.
Auch heute wird noch gesungen und Musik gemacht, den Hafen gibt es jedoch nicht mehr, stattdessen einen Supermarkt. Das Feierabendbier ist aber auch geblieben, ganz traditionell. Regeln sind da, um gebrochen zu werden, Traditionen hingegen sollen bewahrt bleiben.

So hält sich in dem Haus Pflügerstr. 19 / Ecke Nansenstraße seit 1896 wacker eine Kneipe. Den Namen hat sie schon ein paar Mal gewechselt, ebenso ihren Besitzer. Seit fünf Jahren nun heißt die Kneipe »Lagari«. Es war ein langer Weg, bei dem das Konzept seit der Übernahme vor 20 Jahren viermal geändert wurde. Kneipe, Disko, Sportlokal und endlich wieder Kneipe. Die Musik ist aber immer Teil des Ganzen gewesen. Eine Art Kulturschuppen, der nicht mehr wegzudenken ist.

Peter beim Zapfen.Foto: mr
Peter beim Zapfen.                                               Foto: mr

Das »Lagari« steht für Multi-Kulti und ist ein Künstlertreff. Besonders beliebt ist die offene Bühne, die jeden Dienstag Abend stattfindet. Jeder kann etwas machen, frei nach Wahl. Am Wochenende steht Comedy auf dem Programm, auch Englischsprachige, was besonders bei Touristen gut ankommt. Die ganze Woche über gibt es die Möglichkeit, die Bühne unsicher zu machen, sich am Billardtisch auszutoben und natürlich zu trinken. Etwas für den Bauch gibt es auch. Das kalifornische Frühstück, das – man soll es kaum glauben – ein Kalifornier im »Lagari« eingeführt hat. Kuchen, Pancakes, Speck mit Eiern gibt es bereits, und die Speisekarte soll erweitert werden. Eine Küche gibt es zum Glück schon.
Das eine oder andere Mal hat sich sogar schon ein nationaler Star in das »Lagari« verirrt und ist einfach geblieben. Die Atmosphäre stimmt, jeder unterhält sich mit jedem und der Zapfhahn tut seinen Dienst. Manche bringen auch ihren eigenen Krug mit. Sicher ist sicher – der Durst muss ja gestillt werden!       cr

Pflügerstr. 19 / Ecke­­ Nansenstr.
Mo – Fr ab 15 Uhr,  Sa – So ab 14 Uhr

 

Klampfen erwünscht

Jam-Session im »Sunrise«

Manchmal spielt das Leben so seine ganz eigene Musik. Das musste Mario Grünberg, damals Maschinenbaustudent, erfahren. Seine Mutter hatte gerade das »Sunrise« übernommen, konnte es aber aus gesundheitlichen Gründen nicht weiter führen. Für Grünberg war es somit vorbei mit der Karriere als Maschinenbauer. Von Stund an war er Wirt. Das war vor 16 Jahren.

Mit Elan führt er gemeinsam mit seiner Frau das Lokal, das recht unauffällig in der Sonnenallee 152 beheimatet ist. In angenehmer Atmo­sphäre lässt es sich hier gut reden. Grünberg versteht sein Handwerk bei der Unterhaltung seiner Gäste. Mit offenem Ohr hört er auch den nicht ausgesprochenen Kummer und reagiert so, dass der Neukunde ganz schnell zum Stammkunden wird.

Gemütlichkeit.Foto: fh
Gemütlichkeit.                                                       Foto: fh

Jeden zweiten Samstag in jedem zweiten Monat geht es turbulent zu. Der Wirt lädt dann zur Jam-Session ein. Vorwiegend Gitarren aller Art werden von Laien und Profis gespielt. Überwiegend Blues und Folk bringen dann die Gäste in Stimmung.

An den anderen ruhigeren Tagen steht ein Dart-Automat zum Zeitvertreib zur Verfügung. Ein gut funktionierender Tischfußball fordert Kicker auf, sich zu messen. Bei einem Bier kann dann ein fröhlicher Zeitvertreib den Abend abrunden.        ro

Suppenparadies für Eilige

Gekonntes Umrühren im »Soup2Go«

Wenig Zeit, viel zu tun, nichts gegessen. Der Alltag von vielen.  Doch gerne isst der eine oder andere vor allem in der kalten Jahreszeit zwischendurch eine Suppe, so wie sie Großmutter früher gemacht hat und nicht die Tütensuppe oder Fünf-Minuten-Terrine aus dem Supermarkt.

Wenn sich »Coffee to go« so gut verkauft, warum sollte das nicht auch mit Suppe gehen? Das dachte sich auch Bülent Özken, der vor ein paar Monaten sein Bubbletea-Geschäft in der Sonnenallee in »Soup2Go«, eine Suppenküche umwandelte.

Soup2go heiß und schnell.Foto: cr
Soup2go heiß und schnell.                                  Foto: cr

Özken, der anfangs sein Glück mit dem schnell bekannt gewordenen Bubble-Tea versuchte, musste bald wieder umsatteln. »Sowas fehlt in Neukölln«, sagt er über sein Suppenkonzept, das sehr gut ankommt.  Besonders stolz ist er darauf, dass alle Suppen selbst gekocht sind. Das bedeutet viel Arbeit und frühes Aufstehen. Alle zwei Tage wird mindestens neu gekocht, stundenlang steht er in der Küche, damit beschäftigt, die Suppe zuzubereiten. Die Hauptarbeit ist dabei das Umrühren. Keine Konservierungsstoffe, nur frische Zutaten – das ist das A und O.

Das Angebot ist übersichtlich und trotzdem vielfältig. Von Königsberger Klopsen über Thai Curry bis hin zu türkischer Linsensuppe und noch mehr – für jeden ist etwas dabei. Der Durst kann durch frisch gepressten Orangensaft gestillt werden oder türkischen Tee, der jederzeit kostenlos getrunken werden kann.

Wer keinen Appetit auf Suppe hat, kann ein Toast mit zerlaufenem Käse und Sucuk, eine Knoblauchwurst, essen.
Für die wärmere Jahreszeit hat sich Bülent Özken auch schon etwas ausgedacht. »Kalte Suppen, Joghurtsuppen – das ist etwas für den Sommer, vielleicht auch Salate«, überlegt er. Außerdem möchte er Sitzmöglichkeiten vor dem Laden aufstellen.

Den Leuten gefällt der Laden, es gibt auch schon Stammgäste. Özken freut sich jedes Mal, wenn er einen Gast wiedersieht. »Bis jetzt habe ich nur Positives gehört. Das spornt mich dazu an, weiterzumachen«, sagt er. Tipps nimmt er dankend an, auf Wünsche geht er ein. Er leitet zusammen mit seiner Familie einen Laden, der schon fast Bistrostatus erreicht hat.
Wer sich selbst ein Bild  machen möchte, kann in die Sonnenallee 72 zu »Soup2Go« gehen und eine der Suppen probieren.     cr

Soup2Go, Sonnenallee 72
Mo-Fr 10 – 20 Uhr, Sa 10 – 18 Uhr

Tempelhofer Feld

Volksbegehren soll Senatspläne ausbremsen

Kerzen leuchteten vor dem alten Abfertigungsgebäude des Flughafens Tempelhof. Unterstützer und Sympathisanten der Bürgerinitiative »100% Tempelhofer Feld« hatten sich dort am Dreikönigstag eingefunden, um dem Senat heimzuleuchten.

Mitte Dezember konnte endlich die Unterschriftensammlung für das Volksbegehren zum Erhalt des Tempelhofer Feldes beginnen. Es zielt darauf ab, das Feld als einen Ort zu erhalten, den die Bürger gestalten und der nicht mit einer Landesbibliothek (ZLB) oder Luxuswohnungen zugebaut wird. Bis Mitte Januar sollen die notwendigen 23.000 Unterschriften für die erste Stufe des Volksbegehrens zusammenkommen. Dann könnte parallel zur Bundestagswahl im September der landesweite Volksentscheid über die Zukunft des Tempelhofer Feldes stattfinden.

Zentralflughafen. Foto: mr
Zentralflughafen.                                                Foto: mr

Das hat die Senatsbauverwaltung aber nicht daran gehindert, zu einem Ideenwettbewerb für die ZLB aufzurufen. Als Preisgeld winken 250.000 Euro. Damit sollen Tatsachen geschaffen werden, die die Durchführung des Volksbegehrens erschweren könnten, befürchten Gegner der Bebauung.

Auch der Innensenat wurde aktiv und legte ein »Entwicklungskonzept Sport für die Tempelhofer Freiheit« vor, das den Bau von acht neuen Sportplätzen sowie zwei Mehrzweckhallen vorsieht. Die sollen dort entstehen, wo auch die neuen Wohnquartiere geplant sind.

Die Bürgerinitiative wirft dem Senat vor, mit falschen Zahlen zu operieren: Das Gutachten behauptet, die volkswirtschaftlichen Kosten einer Nichtbebauung würden 300 Millionen Euro binnen 50 Jahren betragen, dagegen stehe in einem internen Arbeitspapier ein ebenso großes Minus bis 2025. Die Parkpflege koste jedoch nur 1,8 Mil­lionen Euro im Jahr.           mr

Die Grüne Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung

Vorsitzende Gabriele Vonnekold im Gespräch

Ihren Schwerpunkt in der Bezirkspolitik legt die Fraktion der Grünen auf die Jugend- und Integrationspolitik. Bei der Bildungspolitik betrachtet die Fraktionsvorsitzende der Grünen in Neukölln, Gabriele Vonnekold, die Inklusion durchaus als Königsweg, bei der die sonderpädagogischen Schulen abgeschafft werden und die Kinder in die Regelschulen integriert werden. Vonnekold bemängelt an dieser Stelle jedoch, dass die Grundvoraussetzungen für eine erfolgreiche Inklusion noch nicht gegeben seien. Es gibt erhebliche bauliche Mängel an den Schulen, sie sind noch nicht behindertengerecht ausgebaut. Sie spricht sich für mehr Personal mit sonderpädagogischem Hintergrund aus, denn die wenigen Sonderpädagogen, die derzeit an den Schulen unterrichten, reichten bei Weitem nicht aus.

Gewaltprävention muss nach Ansicht der Grünen bei der Familienbildung beginnen, gemäß dem Motto »Starke Eltern, starke Kinder«. Dazu gibt es aber noch nicht ausreichend wohnungsnahe Angebote. Der Besuch von Kitas soll ab dem ersten Lebensjahr verpflichtend sein. Das sei der Zeitpunkt, an dem Kinder spielend eine zweite Sprache lernen, die sie wie eine zweite Muttersprache anwenden. Auch hier ist es wie überall: Es fehlt gut ausgebildetes Personal. Erzieher müssten Vonnekolds Ansicht nach ohnehin viel besser verdienen, denn sie legen den Grundstein für eine gute Schulbildung. In Schulen müssten mehr Sozialarbeiter tätig sein. Insgesamt kritisiert Vonnekold, dass Schulen bei auffälligen Kindern die Hoffnung zu schnell aufgeben und aussortieren.

Vonnekold.Foto: mr
Gabriele Vonnekold.                             Foto: mr

Die Fraktionsvorsitzende wünscht sich, obwohl selbst Autofahrerin, alle Fahrräder auf die Straße. Radfahrer sollen auf Fahrradstreifen auf der Straße besser sichtbar sein. Sie nimmt es dabei billigend in Kauf, dass mancherorts bereits Autofahrstreifen zugunsten des Fahrradstreifens entfernt wurden. »Selbst gut getarnte Fahrradfahrer ohne Licht und in dunkler Kleidung« möchte sie ger­ne erkennen können, »sie haben eben keine Knautschzone«.

Für die noch zu erwartenden und auch die bereits eingetroffenen Flüchtlinge wünscht sie sich eigene Wohnungen. Leider ist es in ihren Augen nicht realistisch, diesen Traum zeitnah zu verwirklichen. Daher unterstützt sie die Idee der Piraten, die sich bei Sammelunterkünften für Flüchtlinge dafür aussprechen, die Bewohner mit Studenten zu mischen. So kann gegenseitige Unterstützung stattfinden.

Das Tempelhofer Feld wollen die Neuköllner Grünen so lassen, wie es ist. Allerdings haben sie nichts gegen den Bau einer Schule oder eines Campus auf dem Feld, wenn es denn der Beschulung im Schillerkiez helfen würde. Freuen würden sich die Grünen, wenn offene Sport- und Spielstätten auf dem Feld entstünden, allerdings mit der Auflage, dass dort keine Vereine einziehen. Diese Orte sollen für nicht organisierte und sportinteressierte Menschen freigehalten werden.    ro

Alt-Berliner Eckkneipe mit Tradition

Spielen, Sparen und mehr im »Handwerkerstübchen«

Und es gibt sie doch noch: die alte Berliner Eckkneipe. In ihrer Bestimmung ist sie Wohnzimmer, Tröster bei kleinen und großen Sorgen und Ort der Kommunikation. Im Handwerkerstübchen, das bereits seit 90 Jahren existiert, wird diese alte Tradition gelebt.

Der Sparverein trifft sich wöchentlich dienstags und ist einer der größten in der Stadt. Eingezahlt wird wöchentlich, das Geld wird zur Bank getragen. Aufgrund des hohen Einzahlungsbetrags entfällt ein entsprechend hoher Zinssatz auf die Gesamtsparersumme. Die Buchführung übernimmt der Wirt. Ein kleiner Betrag wird für Veranstaltungen oder Reisen einbehalten.

Der Skatverein trifft sich jeden Donnerstag. Gespielt wird nach Punkten, und ein Obolus wird entrichtet, der, wenn die Kasse voll genug ist, verfeiert wird. Ebenso machen es die Dartspieler, die sich immer freitags treffen, und das Damenkränzchen, das sich beim Schwimmen amüsiert.

Die Skatspieler suchen dringend Nachwuchs. Einen kleinen Erfolg können sie dabei schon verbuchen: Drei junge Mitglieder haben sie für ihr Spiel gewinnen können. Zukünftig ist auch ein Schafkopfverein geplant.

Der Wirt möchte Menschen zusammenbringen. Als er das Lokal vor vier Jahren übernahm, hat er als erstes die Tische, die vor dem Lokal in einem kleinen Biergarten standen, entfernt und durch einen großen Tisch ersetzt. »An einem großen Tisch lässt es sich besser in Kontakt kommen als an vielen kleinen«, so seine Überzeugung.

Ein besonderes Ereignis ist die Weihnachtsfeier, die jedes Jahr am 24.12. von 8-12 Uhr stattfindet. Die Pfarrerin Kruse aus der benachbarten Genezarethkirche begrüßt die Gäste und hält eine Weihnachtspredigt. Abgerundet wird die Festlichkeit mit einem singenden Engel und gemeinsamem Gesang.

Überhaupt sind Veranstaltungen im Handwerkerstübchen immer etwas Besonderes. Zum FC Bayern-Spiel im Fernsehen etwa werden Weißwürste kredenzt. So steckt das Lokal immer voller Überraschungen.

Das alles reicht dem quirligen Wirt jedoch nicht. Geplant ist für den ersten Samstag im August ein Handwerkerball, zu dem selbstverständlich jedermann eingeladen ist. Freuen würde es ihn, wenn Teilnehmer, die ein Handwerk ausüben, auch in ihrer Berufskleidung erscheinen.      oj

Wer mehr wissen möchte, geht am besten zur Bedienung im Handwerkerstübchen,                     Hermannstraße 65, 12049 Berlin.

»Morus14« gerettet

Weihnachtsfeier mit Spendenpräsentation

Es war kein leichtes Jahr für das »Morus 14«. Nach einem optimistischen Beginn 2012 ging dem Verein im Laufe des Jahres fast das Geld aus.

Das »Morus 14« finanziert sich ausschließlich über Spenden und zeichnet sich durch seine Schülerhilfe aus. Ungefähr 100 Kinder aus dem Rollbergkiez erhalten hier von ehrenamtlichen Helfern Nachhilfeunterricht mit großem Erfolg.

»Morus 14«.Foto: fh
»Morus 14«.                                                             Foto: fh

Mit einem großen Knall musste sich der Geschäftsführer des »Fördervereins Morus 14 e.V.«, Gilles Duhem, im Herbst von seinem Job verabschieden, es war kein Geld mehr für sein Honorar da. Das Projekt stand auf der Kippe. Mit einer spektakulären Medienkampagne machte Duhem auf den finanziellen Notstand des Vereins aufmerksam – mit Erfolg. Stolz konnte er das Ergebnis im Dezember präsentieren. Neben vielen kleinen Spenden rettete die Firma »Wall« den Verein mit einem fünfstelligen Betrag. Die Arbeit ist damit für 2013 gesichert.

Gebührend war dann auch der festliche Akt, bei dem die SPD-Abgeordneten Raed Saleh und Erol Özkaraca für die Gäste kochten. Beide Politiker haben keine deutschen Wurzeln und überraschten mit traditionell deutscher Küche. Bei Ente, Klößen und Rotkohl fand die Feier einen krönenden Abschluss.        ro

Kulinarische Grüße aus Katalonien

Jahreszeitlich-mediterrane Genüsse im »Feliu«

Sant Feliu de Guíxols ist eine katalanische Küstenstadt an der Costa Brava, nordöstlich von Barcelona. Von hier stammt Bruno, der charismatische Inhaber des seit September 2012 eröffneten »Feliu«, hier hatte Brunos Vater 35 Jahre lang sein Restaurant. Hier gab es einst einen imposanten Tornado, der Fische ins Städtchen regnen ließ und dessen Fotos nun Wände und Visitenkarte des »Feliu« schmücken. Eigentlich ist der volltätowierte Comic- und Musikfan Bruno Grafikdesigner und Illustrator. Nach Stationen in San Francisco und Japan zog ihn die Liebe vor fünf Jahren nach Berlin. Durch die Arbeit in diversen Bars baute er sich ein Netzwerk auf, übernahm die erfolgreiche Tapas-Bar »Gastón« in der Weserstraße und verliebte sich in die vielfältige gastronomische Nachbarschaft Nord-Neuköllns, so dass er sich heute nicht mehr vorstellen kann, woanders hinzugehen.

Kerzenschein und Wein im »Feliu«.Foto: © Feliu
Kerzenschein und Wein im »Feliu«.        Foto: © Feliu

Für das »Feliu«, seiner Vorstellung eines stressfreien mediterranen Restaurants mit saisonalen Gerichten und Akzenten Kataloniens, fand er ein Team, dessen Schlagkräftigkeit – »wie das Team von Barca« – vor allem auf Freundschaft basiert: Der katalanische Küchenchef Pablo, Hans aus Chile, Managerin Amal und die anderen Mitarbeiter bringen hier ihre Ideen, Einflüsse und Erfahrungen zusammen. Mit Entenbrust und Gemüsecouscous, Doradenfilet in würziger Romesco-Soße, saftigem marinierten iberischen Schweinefilet mit Trinxat (einem katalanischen Kartoffel-Gemüse-Gericht) oder schwarzer Pasta mit Kalamarenstreifen und Pesto servieren sie ein schmackhaftes kulinarisches Programm. Die Hauptspeisen bleiben dabei unter moderaten zwölf, die Vorspeisen wie Jacobsmuscheln in Thai-Soße, Lachstatar mit Roter Bete oder Vichysoisse (einer Gemüsesuppe) mit hausgemachten Pilzravioli unter sieben Euro.
Die überschaubare Weinkarte – Sant Feliu ist übrigens auch berühmt für seine Kork-Industrie – macht die beiden rustikalen, in Kerzenlicht getauchten Räume zu einer Weinbar. Je drei rote und weiße offene und je vier bis fünf Flaschenweine aus Deutschland, Frankreich, Portugal und Spanien sind auf die Speisen abgestimmt. Mit den Jahreszeiten wird Menu und Weinauswahl alle drei Monate geändert; ein Grund mehr, dieses gemütlich-lockere Restaurant nahe des Kottbuser Damms immer mal wieder zu besuchen.     hlb
Feliu Restaurant + Wine Bar, Pflügerstr. 4, Küche tgl. 19 bis 22:30 Uhr, Sa./So. bis 23 Uhr,
www.feliu-berlin.de , Facebook: Feliu.Berlin, info@feliu-berlin.de

Gespaltene Persönlichkeiten

Doppelausstellung in der Galerie »EXPO« und der Bar »Helmut Kohl«

Schneegerahmt wirkt das Böhmische Dorf heute geradezu lächerlich pittoresk. Es stört uns nicht weiter: Wir sind auf dem Weg zu gespaltenen Persönlichkeiten. Vor einem hell erleuchteten Kubus in der Kirchhofstraße haben wir unser Ziel erreicht: »Expo«. Sabine Jamme und Vincent Chomaz haben hier kürzlich ihre erste Galerie eröffnet, in der neben Ausstellungen wie »Kant Reloaded« auch Kopfhörerkonzerte stattfinden.

Heute läuft »Split Personality« und wir lassen uns eine Führung geben. Neben allegorischen Selbstdarstellungen der als Meisterin der Kombinatorik bezeichneten Berliner Künstlerin Alex Tennigkeit betrachten wir eine große malerische Arbeit von Fleur Helluin, auf der ein dicker bärtiger Mann zu sehen ist, der sich gerade mit einem Smartphone selbst photographiert. Kae zeigt wiederum sich selbst mit Rasierschaumgesicht vor dem Spiegel und Sally M. Jaber erklärt uns ihre interaktive Installation: In vorgegebenem Bewegungsradius dürfen wir mehrere Stifte gleichzeitig zeichnenderweise über Papier führen. Wir meinen bereits zu verstehen, was es mit der gespaltenen Persönlichkeit auf sich hat, als Sabine Jamme uns darauf hinweist, dass wir »nur die halbe Ausstellung« sehen.

EXPO Galerie.Foto: mr
EXPO Galerie.                                                        Foto: mr

Michel Braun, Betreiber der »Helmut Kohl Bar«, hat die Ausstellung gemeinsam mit »Expo« kuratiert. Wenig später brechen wir zusammen mit den anderen Besuchern zu einem Fußmarsch durch Neukölln auf. Im »Helmut Kohl« bemerken wir, dass sich hier die gleichen Künstler ganz anders zeigen: Eine Animation von Kae, kleine glitzernde Zeichnungen von Fleur und weitere Überraschungen finden sich in den Hinterräumen der Bar, die nur durch ein Loch in der Wand zu erreichen sind. Während wir uns die Ausstellung weiter zu Gemüte führen, gönnen wir uns den einen oder anderen Drink, und alles verschwindet nach und nach in einem sanften Nebel.      hk

Verleihung der Ehrennadel

Neuköllner engagierten sich in ihrem Bezirk

Ehre wem Ehre gebührt. Am 15. Dezember  wurden im Schloss Britz wieder Menschen mit der »Neuköllner Ehrennadel« geehrt, die sich in besonderer  Bedeutung ehrenamtlich, sozial oder durch außerordentliche Leistungen für Neukölln hervorgetan haben.

So engagiert sich Beate Hauke seit 20 Jahren für eine Verbesserung der Schillerpromenade. Hundekotbeutel und ein Hundeleitfaden, Hausmeisterschulungen und Baumscheiben Begrünung sowie die Einführung des »Marktes der Vielfalt« oder der Verein »Pro Schillerkiez 2010« gehen auf ihre Initiative zurück. Christian Korb ist seit fast 30 Jahren für den »Arbeiter Samariter-Bund« (ASB) als Koch bei Großveranstaltungen, Rettungssanitäter und Ausbilder beim Katastrophenschutz sowie seit 2010 als Leiter des »ASB Berlin Süd« tätig.

Weitere zu Ehrende waren die Schülerin Lam Thanh Ly, Botschafterin der Neuköllner Jugend, Peter Renkl, der mit Musiktherapie das kreative Potenzial bei Behinderten erweitert, die aktive Schwimmerin Brigitte Merten, die mit 67 Jahren in die »Ruhmeshalle des internationalen Schwimmsports« aufgenommen wurde, sowie der Diplomkaufmann Soran Ahmed, der sich in der »Aktionsgemeinschaft Rudower Geschäftsleute e.V.«  engagiert.            tr

IPhone und Zauberwürfel

Und Gott sah, dass es gut war

Am Anfang war nichts und Apple schuf das IPhone und Gott sah, dass es gut war. So stellt sich wahrscheinlich jeder Apple-Anhänger seine perfekte Welterschaffung vor. Umso schöner ist es, in dieser von IPhones, IPads und anderen I-Was-Weiß-Ichs gesteuerten Generation zu sehen, dass es doch noch Hoffnung für ein Leben ohne High-Tech gibt. Es ist doch immer wieder toll, von der Arbeit zu kommen oder um Weihnachten herum durch das Kaufhaus zu gehen und die kleinen Kinder, nicht einmal sechs Jahre alt, schon mit Handys zu sehen. In der U-Bahn nur Getute, die neuesten Klingeltöne werden ausgetauscht, Gespräche werden über Apps oder per SMS geführt.

ZauberWürfel. Foto: fh
Zauberwürfel auf IPhone.                                   Foto: fh

Mittendrin, zwischen all den tutenden und klingelnden Handys sitzt ein Junge und dreht seelenruhig einen Gegenstand in der Hand. Der Junge ist vielleicht 13 oder 14 Jahre alt und beschäftigt sich mit einem Zauberwürfel. Es ist interessant zu sehen, wie er sich ernsthaft Gedanken darüber macht, auf eine Lösung zu kommen, statt zu sagen: »Ja ey, ganz easy, wozu hab ich Internet-Flat?« Es dauert etwa vier U-Bahn-Stationen, bis er fertig ist. Statt ihn danach wegzulegen, beginnt er von vorne.

Am Anfang war also das Nichts und Apple schuf das IPhone und Erno Rubik schuf den Zauberwürfel. Gott schnappte sich den Würfel und sah, dass es besser war, auch mal sein Gehirn anzustrengen.      cr

Viel Schule zu Weihnachten

Die Themen der Weihnachtsausgabe der Kiez und Kneipe sind in keiner Weise weihnachtlich, eher schullastig. Da gibt es die Leuchtturmprojekte wie der Flugsimulator, der in der Alfred-Nobel-Schule gebaut worden ist. Die Mehrzweckhalle auf dem Campus Rütli wurde feierlich eingeweiht. Die Schulsportlerehrung zeigt die sportliche Seite Neuköllns. Für alle diese Projekte musste Geld in die Hand genommen werden, sei es von Spendern, dem Bezirk oder über Drittmittel. Nicht zu vergessen ist das große Engagement Einzelner.

Da gibt es jedoch auch die Schattenseiten der Neuköllner Schullandschaft: Die Inklusion im Bildungsbereich ist verordnet, das Geld  für die Umsetzung jedoch fehlt. Lehrer im Richardkiez arbeiten über ihre Kapazitätsgrenze, das Durchschnittsalter liegt über 50 Jahren. Wir wünschen uns für die Schüler im Bezirk, dass mehr Geld für Pädagogik und Schulausstattung fließt. Vielleicht hilft der Weihnachtsmann.

Petra Roß

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus dem »Neuköllner Tageblatt« vor 100 Jahren, bearbeitet von Thomas Renner

Nr. 306 – Dienstag, 31. Dezember 1912

Der Silvestertag in der Kulturgeschichte
Die besondere Bedeutung des Silvestertages läßt sich nicht verkennen: Er ist des scheidenden Jahres Sterbetag, der Stützpunkt in dem brausen der Wirbel der Zeit, an dem wir einen Augenblick Rast machen und Einkehr halten. Wenn die Zeiger auf Mitternacht rücken, dann werden viele Wünsche und Hoffnungen wach. In Erfüllung gehen freilich die wenigsten, immerhin sind der Kulturgeschichte genug Beispiele bekannt, in denen der Silvestertag der Künder des Neuen und Besseren wurde.

Am 31. Dezember des Jahres 1746 erließ Friedrich der Große eine wichtige Konstitution. Sie enthielt einen Plan, nach dem die [Gerichts-]Prozesse in allen Instanzen in einem Jahre erledigt werden sollten. Ferner erhielt Cocceji [Samuel von (1679-1755), preußischer Justizminister und Großkanzler – Anm. Red.] den Auftrag, „ein Teutsches Allgemeines Landrecht, welches sich bloß auf die Vernunft und Landesverfassung gründete, zu verfertigen.“ Freilich war es erst Großkanzler von Carmer [Johann Heinrich (1720-1801), preußischer Justizminister und Großkanzler] beschieden, die Justizreform zu Ende zu bringen. In einer Silvesterkabinetsorder konnte Friedrich Wilhelm II. die königliche Genehmigung zum Entwurf des Allgemeinen Landrechts geben, das dann im Jahre 1794 zur Einführung gelangte. Ueberspringen wir ein halbes Jahrhundert. In der Neujahrsnacht 1883=4 war es, als die Zollschranken zwischen den meisten deutschen Staaten fielen. Die Folgen des Zollvereins waren äußerst segensreich. Er schuf einen großen deutschen Markt, er ermöglichte eine gemeinsame Zoll- und Handelspolitik gegenüber dem Wettbewerb des Auslandes und bereitete endlich die künftige nationale Einheit vor.

Im Gegensatz zu diesem Ereignis mit seiner weittragenden Bedeutung steht ein anderes, das nur im engen Kreise der Beteiligten Wirkung äußert, deshalb jedoch seine kulturelle Bedeutung nicht verliert: Es ist die „Armenversteigerung“, die in einigen Schwarzwalddörfern an jedem Silvestertage abgehalten wird. Hier  handelt es sich um unselbständige, mit einem körperlichen oder geistigen Gebrechen behaftet, aber doch noch zu leichten Arbeiten verwendbare Menschen, die in einem der Bauernhöfe untergebracht und beschäftigt werden müssen. Die Gemeindekasse zahlt je nach der Leistungskraft des Versteigerten einen Zuschuß von 50-100 Mark. Der Bauer, der mit der kleinsten Unterstützung zufrieden ist, erhält den Zuschlag. Der Bürgermeister ermahnt zu guter Behandlung, und dieser Rat wird befolgt. Fälle von Unbarmherzigkeit oder Roheit sind äußerst selten. Die armen Kranken leben Jahre oder Jahrzehnte lang in einem Hause und fühlen sich glücklich; glücklicher jedenfalls als in der Kreispflegeanstalt, der sie von Heimweh getrieben, oftmals entspringen. Die Verträge werden in Gegenwart des Gemeinderates und Ortspfarrers unterzeichnet; die Dienstherren ziehen mit ihren erworbenen Knechten ins Wirtshaus, wo der Vertragsschluß bei Speise und Trank gefeiert wird – ein Fest, für die armen Kranken und Krüppel, auf das sie sich lange freuen. Und somit entspricht hier der Silvestertag seiner ureigensten und inneren Bedeutung: Ein neues Laben beginnt auf Grund guter und heilsamer Entschlüsse.

Seinen Namen verdankt bekanntlich der Silvester dem Papste dieses Namens, der in den Jahren 314 bis 335 Bischof von Rom gewesen ist. Seine Welthistorische Bedeutung liegt nicht so sehr in seiner Tätigkeit als Kirchenfürst, sondern in Anknüpfung der „Konstantinischen Schenkung“ an seine Regierung. Diese Legende, daß der fromme christliche Kaiser Konstantin [280-337, röm. Kaiser seit 306] dem Papste Silvester das gesamte Abendland zur Regierung überwiesen habe, hat in dem Denken des Mittelalters eine große Rolle gespielt. Sieben Jahrhunderte nach dem ersten, stand ein zweiter Silvester an der Spitze der abendländischen Kirche. Es war der berühmte französische Gelehrte Gerbert [von Aurillac (950-1003)], der Freund Kaiser Ottos III. [980-1002, deutscher König seit 983, Kaiser des Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation seit 996], der im Jahre 999 den päpstlichen Thron bestieg. Sein Name ist mit einer der interessantesten kulturgeschichtlichen Neuerung in Europa verknüpft. Er war es nämlich, der wahrscheinlich die bequemen arabischen Ziffern im Westen einführte, mit welcher Reform er dem Geschäftsleben wie der Naturwissenschaft einen bedeutsamen Dienst geleistet hat.

Muslim und schwul?

Homosexualität, Sozialdemokraten und Migranten

Es sei die »härteste Rallye Berlins, als Dragqueen durch die Sonnenallee zu laufen«, meinte Fritz Felgentreu und stellte die Frage, ob homophobe Einstellungen besonders bei jungen Muslimen häufiger zu beobachten seien als bei Biodeutschen. Der Vorsitzende der SPD Neukölln moderierte am 30. November im Moviemento eine Podiumsdiskussion, bei der über die Frage diskutiert wurde, wie schwullesbisches Leben mit dem Islam zusammenpasst. Eingeladen hatten die AG Migration und die AG Schwusos der SPD Neukölln.

Das Podium.Foto: mr
Das Podium.                                                           Foto: mr

Ender Cetin vom Trägerverein der Sehitlik Moschee meinte dazu, dass gerade Minderheiten, die sich nicht anerkannt fühlen, dazu neigen, wiederum andere Minderheiten zu diskriminieren. Was die theologische Auslegung angehe meinte er, nicht die Homosexualität an sich sei eine Sünde, sondern nur das Ausleben derselben. Aber auch das sei eine »Privatsünde«, die niemanden etwas anginge. Das müsse dann jeder mit seinem Gott allein ausmachen.
Im Übrigen sei der Islam auch in dieser Frage sehr vielschichtig. Saudi- Arabien oder der Iran seien nicht das Maß der Dinge. Auch in der muslimischen Gesellschaft gebe es inzwischen Bestrebungen, die Haltung gegenüber Homosexualität zu liberalisieren. Man müsse nicht alles akzeptieren, aber es doch zumindest respektieren.

Um aber diese Toleranz zu lernen, brauche es Bildung, meinte Kirstin Fussan, Geschäftsführerin der Berliner SPD. Die Schule habe dabei die Aufgabe, Rollenbilder zu definieren.  Daher müssten auch in Schulbüchern Regenbogenfamilien vorkommen. Und die Lehrer brauchen den Mut und die Fähigkeit, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Aber auch die Zivilgesellschaft ist gefordert. Vereine und Verbände müssen mit einbezogen werden, weil sich Kinder ihre Informationen nicht nur in der Schule holen.

Es sind traditionelle Rollenbilder, die zu Homophobie führen, meinte auch Maria Tischbier, Beauftragte für schwullesbische Lebensweisen bei der Berliner Polizei. Das Männliche werde immer noch dem Weiblichen gegenüber als überlegen empfunden. Ein Aufbrechen dieser Rollenbilder führe zu Verunsicherung. Nach der Diskussion auf dem Podium kam es noch zu einem regen Austausch mit dem Publikum.    mr

Fliegendes Klassenzimmer

Schüler bauen einen Flugsimulator

So ganz wohl war der Bezirksstadträtin für Bildung Franziska Giffey nicht, als sie sich in den Flugsimulator der Alfred-Nobel-Schule setzte, um mit ihrer Copilotin unter Anleitung eines Schülers der achten Klasse von einer neuen Startbahn des Flughafens Schönefeld abzuheben. Schon bald war ihr aber das Vergnügen anzusehen, den Simulator zu bedienen.

Der Projektleiter René Beator stellte sich 2011 bei der Direktorin der Schule vor und brachte die Idee ein, mit einer Gruppe von Schülern des achten Jahrgangs einen Flugsimulator zu bauen, der sich nicht hinter professionellen Simulatoren zu verstecken braucht. Vorstellen konnte sich das keiner so richtig, aber der gelernte Pilot machte sich mit den Schülern ans Werk, den ersten Flugsimulator in einer Berliner Schule zu bauen. Für das Gehäuse fanden alte DDR-Schrankwände eine würdige neue Bestimmung. Es wurde gesägt, gehämmert und genagelt. Dann wurde die Technik installiert und ein Simulator nach Vorlage der Boeing 737 und des Airbus A320 war fertig.

simulator. Foto: Kirsten Jenne
Simulator.                                        Foto: Kirsten Jenne

Am 6. Dezember war es soweit. Vertreter der Luftfahrt sowie Schüler und Lehrer der Alfred-Nobel-Schule weihten das technische Werk ein. Schüler bekommen hier die Möglichkeit, sich mit dem Fliegen und dem Geschehen im Kontrollturm anzufreunden. Sie erhalten die Gelegenheit, ein Berufsfeld kennen zu lernen, das wohl kaum ein Neuköllner Elternhaus vermitteln kann.     ro

Unser Dorf soll schöner werden

Neugestaltung der Karl-Marx Straße nimmt Formen an

Im nächsten Jahr soll in Neukölln, wie bereits in anderen Bezirken, ein Parkraumkonzept entwickelt werden. Danach werden voraussichtlich tagsüber auf der Karl-Marx-Straße die Dauerstellplätze wegfallen. Das bedeutet für die Mitarbeiter der Geschäfte, dass sie nicht mehr kostenfrei parken können. Da auch das Kurzzeitparken eingeschränkt werden soll, werden die Kunden der Geschäfte in die Seitenstraßen verdrängt. Dies erfuhren die Teilnehmer  beim Treffen der [Aktion! Karl-Marx-Straße] am 22. November.

Ferner soll im Jahr 2013 die Passage umgestaltet werden, wobei unter anderem Info-Vitrinen für die anliegenden Kultur-einrichtungen geplant sind. Auf dem Platz der Stadt Hof soll ein neues Bistro entstehen und am Platz vor Woolworth sollen Bäume gepflanzt und Sitzbänke aufgestellt werden.

Außerdem ist geplant, mit Hilfe eines Gutachterverfahrens Künstler auszuwählen, die Objekte für die Gestaltung der Straße entwerfen sollen, getreu dem Motto »Unser Dorf soll schöner werden«.

Platz der Stadt Hof.Foto: fh
Platz der Stadt Hof.                                                Foto: fh

Ferner ging es noch um die Zukunft des Kindl-Geländes. Geplant ist hier, im Erdgeschoss des alten Sudhauses ein Café einzurichten, in den weiteren Etagen sollen Ausstellungsräume für zeitgenössische Kunst, eine Bibliothek und Ateliers geschaffen werden. In Richtung der Rollbergstraße ist ein Biergarten geplant.

Auf den Freiflächen Richtung Neckar­straße sind Wohnungen vorgesehen, allerdings nicht die so dringend benötigten Mietwohnungen, sondern teure Eigentumswohnungen. Der Bebauungsplan für diesen Teil des ehemaligen Kindl-Geländes nördlich der Werbellinstraße liegt bis einschließlich 20. Dezember im Rathaus aus.

Ein wesentlicher Tagesordnungspunkt war die Wahl der neuen Lenkungsgruppe. In diesem Gremium sitzen Vertreter der Bewohner, Geschäftsleute, Hauseigentümer und Künstler, um gemeinsam an der Gestaltung der Straße mitzuarbeiten. Gewählt wurde in einer öffentlichen Wahl ohne Stimmzettel, gefragt wurde dabei nur nach den Enthaltungen und den Nein-Stimmen. Die zwölf zur Wahl angetretenen Kandidaten wurden mit überwältigender Mehrheit bestätigt. Keiner hatte mehr als eine Enthaltung oder Nein-Stimme.     mr

Kein Asyl in Rudow

Polizeischutz für Nazi-Demo

Sie schwadronieren von einem »deutschen Dorf«. Sie wollen Menschen, die vor Krieg und Gewalt fliehen und häufig nichts weiter retten können als das nackte Leben, eine menschenwürdige Unterkunft verweigern. Beschützt von 550 Polizisten versammelten sich am 24. November rund 50 Nazis an der »Rudower Spinne«, um gegen ein geplantes Asylbewerberheim in Rudow zu protestieren.

Die Polizei hatte den Parkplatz, auf dem die Kundgebung stattfinden sollte, weiträumig abgesperrt. Ein Polizist kommentierte das mit den Worten: »Würden die Linken die Nazis in Ruhe lassen, müssten wir nicht hier stehen.« Es waren allerdings nicht nur Linke, die sich in großer Zahl ab Mittag rund um den Parkplatz versammelten. Es war ein breites Bündnis aus Parteien, Gewerkschaften und Kir­chen, das dort seine Stimme gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit erhob. Auch viele Mitglieder der Neuköllner Bezirksverordnetenversammlung waren gekommen. Sozialstadtrat Bernd Szczepanski rief in einer Rede zu Toleranz und Hilfsbereitschaft auf. Er erklärte außerdem, dass sich Neukölln nicht aus der Verantwortung stehlen könne, wenn alle anderen Bezirke Flüchtlinge aufnehmen. Dass das Asylantenheim auf Ablehnung bei der Rudower Bevölkerung stößt, war Gesprächen mit Bürgern am Rande der Demons­tration zu entnehmen.

Demo gegen Nazis.Foto: mr
Demo gegen Nazis.                                                Foto: mr

Gegen 13 Uhr trafen dann die Nazis ein. Über eine abgeriegelte Nebenstraße wurden sie von der Polizei zum Treffpunkt auf dem Parkplatz eskortiert. Die Reden, die dort geschwungen wurden, verwehten in der Weite des abgesperrten Raumes oder gingen im lautstarken Konzert der Trillerpfeifen unter.     mr

Schlüsselübergabe am Campus Rütli

Neue Mehrzweckhalle für Sport, Lesungen, Theater und Konzerte eingeweiht

Wieder ist der Campus Rütli einen großen Schritt vorangekommen. Trotz des unwirtlichen Novemberregens strömten unzählige interessierte Menschen zur Einweihung der neuen Mehrzweckhalle am 28. November.

Über ein Jahr dauerten die Bauarbeiten, nun jedoch kann sich das Werk sehen lassen. Während hier am Tage die Schüler in der komfortablen Halle Sportunterricht haben werden, sollen am Abend Lesungen und Konzerte stattfinden.

Bewegt bedankte sich die Schirmherrin Christina Rau bei allen Akteuren, die sich seit 2006 mit Herz und Engagement für eine Aufwertung der damals verrufenen Rütli-Schule einsetzen. Der Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky widmete einen Großteil seiner Rede der Schirmherrin, die immer dann, wenn alle der Mut und die Kraft verließen, zur Stelle war und gehandelt hat. Daher heiße CR, wie der Campus Rütli abgekürzt wird, für ihn in Gedanken Christina Rau.

Hausmeister, Direktorin und ihre Stadträtin.Foto: ro
Hausmeister, Direktorin und ihre Stadträtin. Foto: ro

Feierlich überreichte die Bildungsstadträtin Franziska Giffey den Schlüssel der Mehrzweckhalle an die Schulleiterin des Campus Rütli, Cordula Heckmann.

Auslöser der Änderungen an der ehemaligen Rütli-Schule war der Brandbrief, den die Lehrer 2006 an den Senat sendeten. Buschkowsky entwickelte auch sofort die Idee, diese Schule zu einem Vorzeigeprojekt zu machen. Er plante einen Campus, auf dem von der Krippe bis zur Berufsorientierung ein Rundumpaket entsteht. So entwickelten der Ex-Senator Volker Hassemer und der Neuköllner Bürgermeister die Idee, für dieses Projekt einen Schirmherrn zu suchen. Hassemer konnte Christina Rau dafür begeistern. Nun fehlte noch ein Koordinator an der Schule, um dieses ambitionierte Projekt umzusetzen. Dabei stand der Zufall Pate. Gerade wollte der ehemalige Schulleiter Lehnert seinen wohlverdienten Ruhestand beginnen, da überredete ihn Buschkowsky, die Koordination im zukünftigen Rütli-Campus zu übernehmen. Lehnert seinerseits war noch viel zu tatendurstig, um sich aufs Altenteil zurückzuziehen.

Den Akteuren kam entgegen, dass das umliegende Gelände dem Bezirk gehört. Zwar mussten die Kleingärtner und Werkstätten unter heftigem Widerstand eine neue Heimat suchen, dafür aber haben nun viele Neuköllner bessere Bildungschancen.    ro

Visionen für Neukölln in zwanzig Jahren

Zukunftsträume für den Kiez bei »Talk im Park«

Kinderreich und bunt wird Neukölln in 20 Jahren sein. Um diesen Kindern Chancen für Bildung und Beruf zu eröffnen, werden mehr Schulen benötigt, die auch auf dem Tempelhofer Feld gebaut werden könnten. Das ist Franziska Giffeys Vision von der Zukunft Neuköllns.

Zusammen mit Horst Evertz von der [Aktion! Karl-Marx-Straße] und Chris Benedict vom »WerkStadt Berlin e.V.« diskutierte die Bezirksstadträtin für Bildung, Schule, Kultur und Sport in der letzten Runde der Parkgespräche am 23. November darüber, wie sich Neukölln in den kommenden zwei Jahrzehnten entwickeln könnte.

Giffey ist davon überzeugt, dass neben der Armutswanderung aus Südosteuropa verstärkt hochqualifizierte junge Südeuropäer nach Berlin kommen, die vor der Jugendarbeitslosigkeit in ihren Heimatländern fliehen. Und alle werden bleiben wollen. Lamentieren nützt da nichts, meint sie. »Der Bezirk muss dafür sorgen, dass diesen Menschen Chancen auf berufliche Eingliederung geboten und ihre Kinder gefördert werden, sonst haben wir in zwanzig Jahren massive Probleme.«

Chris Benedict hofft, dass die Künstler und jungen Kreativen in Neukölln bleiben, damit auch in Zukunft das Nebeneinander von Kultur und Wirtschaft erhalten bleibt. Denn gerade die freie Szene trägt ihrer Ansicht nach viel zur Lebendigkeit der Kultur bei. Problematisch ist dabei aber die Entwicklung der Mieten, besonders in Nord-Neukölln. Auch die Künstler sind hier von Verdrängung betroffen. Das sieht Franziska Giffey ähnlich. Sie erwartet, dass sich ein Teil der Kreativszene in den Süden verlagert. »Britz und Gropiusstadt müssen in Zukunft immer mitgedacht werden«, ist ihre Überzeugung.

Horst Evertz möchte die Kultur gern in größeren Standorten zusammenfassen. Die alte Post könnte so ein Kulturstandort sein. Auch das Kindl-Gelände als Ausstellungsort könnte eine Strahlkraft  vergleichbar der Nationalgalerie erlangen. Was die Mietentwicklung angeht ist er der Meinung, nicht die Mieten seien zu hoch, sondern der Verdienst der Menschen sei zu gering. Armutsbekämpfung sei daher die Aufgabe der Zukunft. 

Franziska Giffey, Horst Evertz, Chris Benedict.Foto: mr
Franziska Giffey, Horst Evertz, Chris Benedict.   Foto: mr

mr

Große Anfragen bedienen die Eitelkeit, nicht den Wissensdurst

Piraten mit Kärnerarbeit und Transparenz in der BVV

Die Küken der Bezirksverordnetenversammlung (BVV),  vertreten durch den Fraktionsvorsitzenden der Piraten, Steffen Burger, wollen etwas bewegen.

Erste Erfolge konnten sie schon verzeichnen. Da gibt es das Thema Transparenz: Die Neuköllner Piraten stellen online einen Kalender zur Verfügung, der nicht nur ihre eigenen Termine beeinhaltet, sondern auch sämtliche Termine der BVV mit Tagesordnung (piratenneukoelln.de). Inzwischen erfreut sich der Kalender so großer Beliebtheit, dass er auch von anderen Rathausmitarbeitern gerne genutzt wird. Unter piratenradar.de sind Beschlüsse, Anfragen und Drucksachen der BVV zu finden.

Burger weist auf die Hauptausschusssitzung am 22. Januar um 17 Uhr im Rathaus hin. Dort wird über den Investitionsplan ab 2013 diskutiert. Diskussionsbeiträge Neuköllner Bürger sind hier ausdrücklich erwünscht.

Das vierköpfige Gremium der Piraten, das sich als gleichberechtigt versteht, hat mit der Benennung Burgers zum Fraktionsvorsitzenden lediglich die Form bedient. Jede Positionierung wird bis zur Konsenserreichung diskutiert.

S. BurgerFoto: fh
Steffen Burger.                                                       Foto: fh

Aktiv sind die vier Neuköllner beim Flüchtlingscamp am Brandenburger Tor. Dort schützen sie die Betroffenen gemeinsam mit vielen anderen engagierten Bürgern vor Übergriffen und Schikanen der Behörden.

Aufmerksamkeit erregten die Piraten mit der Idee, Flüchtlinge gemeinsam mit Studenten in einer Wohnanlage unterzubringen. Die Gefahr von Übergriffen auf die Neuankömmlinge werde dadurch gemindert. Die Durchmischung helfe bei den ersten Schritten in der neuen Gesellschaft. Die Studenten könnten Hilfestellung bei Sprachkursen und Behördengängen geben. Die Idee ist immerhin so gut, dass die Grünen im Abgeordnetenhaus auch darüber diskutieren.
Mit der Online-Plattform freies-feld.de wollen die Piraten die Vernetzung der einzelnen Interessengruppen rund um das Tempelhofer Feld verbessern.

Burger spart nicht mit Kritik an den BVV-Sitzungen. So bemängelt er, dass »große Anfragen meist Eitelkeiten bedienen, jedoch nicht den Wissensdurst«. Er sieht die Möglichkeit, etwas zu bewegen, allerdings in den Ausschüssen. Dort werden Anträge besprochen, über die in der BVV abgestimmt wird. Hier arbeiten die Piraten an Kompromissen, bei denen die Interessen aller Parteien berücksichtigt werden. »Abstimmungen sollen nicht im Parteiblock stattfinden, sondern der einzelne Mensch soll seinem Gewissen folgen«, wünscht sich der Fraktionsvorsitzende.     ro

Trinken wie Gott in Frankreich

Die KuK verkostet Weine im »Schwarzen Glas«

Im Weinladen »Das schwarze Glas« von Stefan Bubenzer und Harald Schauenburg liebt man französische Weine aus biologischem und biodynamischem Anbau. Die meisten französischen Regionen sind hier mit teils in Deutschland exklusiven Direkt­importen vertreten, wobei am liebsten Weine von Produzenten mit geringen Flaschenmengen und kleinen Anbaugebieten angeboten werden. Die enge Beziehung zu den Winzern zeigt sich schon im schön renovierten vorderen Verkaufsraum, wo Bilder von ihnen über den selbstgebauten Weinregalen prangen.

Paul hebt das schwarze Glas.Foto: hlb
Paul hebt das schwarze Glas.                           Foto: hlb

Jeden Donnerstag ab 20 Uhr werden einige der neuen Weine im Laden verkostet und auch Weinseminare können gebucht werden. Zum Nikolaustag war nun auch die KuK-Redaktion vor Ort, um ihre Gaumen zu schulen. Neun wunderbare Tropfen, erst weiße, dann rote, aus fünf Regionen galt es zu probieren, unterschiedliche Jahrgänge zu vergleichen und die feinen Aromen herauszuschmecken. Die Gastgeber hatten nicht nur zu jedem Wein und seinem Erzeuger, zu Anbau und Lagerung interessante Informationen und Geschichten, sie verwöhnten unsere zunehmend beschwingter werdende Truppe auch mit Käsespezialitäten und einer köstlichen selbstgebackenen Quiche. Hatten alle Weine auch ihren ganz eigenen Charakter, so fand im Laufe des Abends doch jeder seinen persönlichen Favoriten, sei es der kraftvoll-würzige »Zappa«-Wein aus dem Côtes de Thongue oder der unkompliziert süffige 2010er »Quatre Saisons«-Beaujolais. Zum Ende der geschmacksintensiven Frankreichreise kamen dann noch die schwarzen Gläser, die offiziellen Trinkgefäße der amtlichen Weinprüfungskommission, zum Einsatz und überraschten die Zungen mit einem markant-süßen, unfiltrierten roten Dessertwein.

Gewärmt von einem unterhaltsamen Abend voller seltener Geschmackserlebnisse ging es schließlich wieder hinaus in die eisige Neuköllner Nacht.        hlb

Weinladen & Weinseminare Das schwarze Glas, Jonasstr. 33, Mo. – Fr. 15 – 20 Uhr, Sa. 12 – 19 Uhr, www.das-schwarze-glas.de, Tel.: 5471 5000

100-Tage-Abitur-Kalender

Stressfrei planen bis zur Reifeprüfung

»Viele Wege führen zum Abitur«, so Kirsten Jenne, zertifizierte Abiturplanerlehrerin, »jedoch die schlaueste Art für einen richtig guten Abschluss ist der ‘100-Tage-Abitur-Kalender‘.«
Der Planer umfasst die letzten 100 Tage vor dem Abitur. Die Prüflinge lernen in Jennes dreistündigem Workshop, wie sie strukturiert auf einen guten Abschluss zusteuern. In dem Kurs wird geübt, welche Struktur dem einzelnen am meisten zusagt, womit er sich wohlfühlt, was seinem Tempo und seinem Arbeitsstil entspricht.

Abiplaner

Das Gelernte ist dann im Leben überall einsetzbar. Sei es im Studium, bei der Berufsausbildung oder in der Familie, strukturierte Planungen erleichtern das Leben und schaffen Luft für mehr Freizeit und weniger Stress.

Der Kurs kostet 40,- Euro inklusive Abiplaner.  Der »100-Tage-Abitur-Kalender« ist in den  Verlagen Flöttmann und Langenkämper erschienen und kostet 12,90 Euro.         ro

Der nächste Workshop findet am 9. Januar 2013 von 17-20 Uhr im Nachbarschaftszentrum in der ufaFabrik in Tempelhof statt. Weitere Termine unter www.wise-steps.de.

Kultur, Kaffee, Käsebällchen und Kinderdisco

Das »Café Bombocado« pflegt auch die südamerikanische Kultur

Klein ist sie, die Chefin des »Café Bombocado« nahe des Maybachufers, aber ein echtes Energiebündel, das viele kulturelle und kulinarische Facetten seines Heimatlandes in dem wohnzimmerartigen Café präsentiert – und zudem ein großes Herz für die Künstler, Kinder und Eltern im Kiez hat. Monica Alves Pereira, aus Brasilien stammend, wollte »immer schon ein eigenes Theater haben«. Nachdem sie jahrelang im Technoclub »Tresor« gearbeitet hatte, konnte sie sich im November 2010 den Traum erfüllen. In der Bürknerstraße fand sie den optimalen Laden für ihr »Kulturcafé für Kinder und Erwachsene«, den sie mit einfachen Mitteln, aber liebevoll umbaute. »Zuckersüß« sei der Laden geworden, und man fühle sich »wie bei Freunden«, sagen die Gäste – zu Recht.

BRASILIANISCHES für Leib und Seele im »Bombocado«.Foto: hs
Brasilianisches für Leib und Seele im »Bombocado«.Foto: hs

Das »Café Bombocado« (ein bom-bocado ist ein brasilianischer Kuchen) ist seither nicht eben nur ein Café, in dem neben den klassischen Frühstücks-, Kuchen- und Kaffee-, Tee- und Kakao-Angeboten auch brasilianische Spezialitäten wie selbst gebackene Pão de Queijo (Käsebällchen), köstliche Fruchtsäfte und Smoothies mit Ananas, Acerola, Acaì, Guave oder Graviola sowie Guarana-Drinks ihren reizvollen Platz finden, sondern auch ein vielseitiger Veranstaltungsort samt Galerie.

Zweimonatlich wechselnd gibt es hier Ausstellungen internationaler Künstler und Kindertheatergruppen, Puppen- und Marionettenspieler mit teils mehrsprachigen Programmen und auch Bands mit südamerikanischen Sounds geben sich fast schon die Klinke in die Hand. Mit Scheinwerfern und improvisierten Vorhängen lassen sich nämlich flugs zwei kleine Bühnen in den lichten Raum zaubern. Wenn Kinderdisco und reichlich vorhandenes Spielzeug das Café tagsüber durchaus mal wie eine KiTa erscheinen lassen, haben doch auf den abendlichen Konzerten und Partys auch die Großen bei Bier, Wein, Caipirinha und Mojito ihren Spaß. Mit befreundeten Theaterleuten ist auch schon die internationale Theatergruppe »Bombocado« entstanden, die mit mexikanischem Kabarett unterhält.

Monicas Idealismus und (multi)kulturelles Engagement für Junge wie Ältere im Kiez – obwohl ihr kulinarischer Treffpunkt noch kein Geld abwirft und behördliche Auflagen nicht alle Ideen umsetzbar machen – kann man nur unterstützen. Und wer sehnt sich nicht gerade im Winter nach etwas brasilianischem Flair?         hlb

Café Bombocado, Bürknerstr. 1, Mo. – Sa. 11 bis 18 Uhr
http://cafebombocado.wordpress.com
http://de-de.facebook.com/cafebombocado

Experte für Automatikgetriebe

Floyd Brothers, Spezialist für amerikanische Autotechnik

Um die Nachfrage muss sich Floyd Brothers keine Sorgen mehr machen. Per Internet kontaktieren ihn Kunden aus ganz Europa und schicken ihm ihre Automatikgetriebe zur Reparatur. Motorsportler nutzen auch sein spezielles Getriebe-Tuning, um Automatikgetriebe für Autorennen aufzurüsten.

Der in North Carolina (USA) geborene Experte für Automatikgetriebe, Floyd Brothers, kam bereits in den 70er Jahren nach Berlin. Nachdem er längere Zeit für die Alliierten gearbeitet und die deutsche Kfz-Meisterprüfung abgelegt hatte, eröffnete er Ende der 80er Jahre in der Weserstraße 184 in Neukölln seine erste Werkstatt. Dort ist er noch heute. Er war einer der ersten in Berlin, der Werbung für Automatikgetriebe über das Internet machte und dort seine Dienste anbot. Dadurch bekam er auch Kontakt zu Vertragswerkstätten, die ihm Automatikgetriebe zur Diagnose und Reparatur schickten. Floyd Brothers´ Werkstatt bietet einen umfassenden Service: Instandsetzung, Reparatur, Austauschgetriebe, Reprogrammierung, Diagnostic Scans (Fehlercodes lesen) und Updates besonders für US-Automatikgetriebe von Chrysler, Ford und GM.

Floyd Brothers an einem V8.Foto: pschl
     Floyd Brothers an einem V8.       Foto: pschl

Seine Leidenschaft für Autos und alles, was mit Automechanik zu tun hat, entdeckte Floyd Brothers schon in frühester Jugend. Bereits als Jugendlicher nahm er an Quarter Mile Rennen teil und gewann auch einige. Danach besuchte er Kurse über Automatikgetriebe und arbeitete in der Werkstatt seines Schwagers in New York.

Floyds andere große Leidenschaft sind klassische Automobile. Seine Werkstatt wurde daher auch schon öfter für Filmdrehs, insbesondere für Werbefilme und TV-Serien, genutzt. Außerdem gibt er Kurse über Automatikgetriebe, die besonders bei Frauen beliebt sind, da Floyd die Damen im Gegensatz zu manchen anderen Kollegen wirklich ernst nimmt.

Neben seiner Arbeit hat er ein ungewöhnliches Hobby: die Entwicklung der Wasserwirbelbremse. Gemeinsam mit zwei Freunden konstruierte  er eine Wasserpumpe, die mit Windkraft arbeitet. Das Wasser fließt in die Pumpe und wird durch den Reibungswiderstand erhitzt. Diese Art Heißwasserzubereitung ist sein kleiner Beitrag im Bereich der alternativen Energien.

Wer Probleme mit seinem Automatikgetriebe hat, ist bei dem sympathischen  Wahl-Neuköllner an der richtigen Adresse.
pschl
Floyds Auto Galerie, Weserstraße 184, www.automatikgetriebespezialist.eu

Zeitreise Neukölln

Aktives Lernen im Museum

Das Museum Neukölln hat in Kooperation mit der Volkshochschule Neukölln ein museumspädagogisches Arbeitsheft mit dem Titel »Zeitreise Neukölln« entwickelt. Es richtet sich vor allem an Neuköllner Bürger mit Migrationshintergrund, die durch das Heft einen Einblick in die Geschichte des Bezirks bekommen sollen.

Museum Neukölln.Foto: rb
Museum Neukölln.                                                Foto: rb

Anhand von zehn ausgewählten Exponaten der ständigen Ausstellung des Museums »99 x Neukölln« sollen Besucher verschiedener Altersgruppen einen leichteren Zugang erhalten, um sich über ihren Bezirk zu informieren. Das Arbeitsheft enthält zu jedem Objekt verschiedene Aufgaben, die die Besucher selbständig in Kleingruppen lösen sollen.
Das Konzept der »Zeitreise Neukölln« wurde von der Museumspädagogin Mareen Maaß in Zusammenarbeit mit der VHS Neukölln entwickelt. Die Auswahl der zehn Objekte erfolgte in mehreren Testläufen mit Teilnehmerinnen von Sprach- und Integrationskursen der VHS. Das Heft ist Teil des Projektes »Werkstatt Kinder Eltern Bildung«, dessen Ziel es ist, ein in ganz Nord-Neukölln präsentes, vielfältiges und kostenfreies Bildungsangebot zu schaffen.

Bei der Präsentation im Museum Neukölln konnte als erstes ein Mutterkurs der VHS den Umgang mit dem Arbeitsheft testen. Die Frauen hatten sichtlich Spaß und machten sich mit Feuereifer an die Bearbeitung der Aufgaben. Bezirksstadträtin Franziska Giffey hofft, dass noch viele weitere Gruppen den Weg in das Museum Neukölln finden werden: »Wenn die Mütter einmal hier waren, finden die Kinder auch her«.       rb

 

Sultaninen

Improvisationen zur Gentrifizierung

Mit ihrem neuesten Stück zeigten die »Sultaninen«, das »Theater der Erfahrung«, ihre Improvisationen zur Gentrifizierung. Sie bedienten sich der Technik des Mitmachtheaters. Am 21. November zeigten sie ihre Schauspielkunst im Nachbarschaftsheim »Mittendrin«.

In dem Stück wird in wenigen Szenen der Verkauf von Wohneigentum dargestellt. Der Zuschauer erfährt dabei die grausame Wirklichkeit von Techniken der Entmietung. Dann wurde die Mitarbeit der Zuschauer gefordert. Die Schauspieler fragten das Publikum nach Ideen zur Lösung des Problems bei Entmietungen.

Daran nun fehlte es ganz und gar nicht. Von der Organisation im Mieterverein bis hin zum aktiven Widerstand gegen Hauseigentümer war so ziemlich alles dabei, wie sich Mieter gegen die Verdrängung wehren können. Die Ideengeber wurden in die improvisierten Szenen eingebunden, sie fanden sich auf der Bühne wieder und konnten dort eigene Erfahrungen und Lösungsvorschläge spielerisch mit einbringen.

Diese Form des »demokratischen Theaters« hat seine Wurzeln in den USA. Hierbei bedienen sich die Bürger ihrer demokratischen Grundrechte. Sie haben bei dieser Form von Theater die Möglichkeit, ihre Sichtweise der Dinge, integriert in improvisiertes Theater, darzustellen.            oj

Neukölln ist groß in Mode

Temporäres Modekaufhaus mit Neuköllner Modedesignern

Ein temporäres Kaufhaus, in dem junge Mode- und Designunternehmen aus Neukölln ihre Kollektionen zeigen können. Das war der »Concept Store« der vom 15. November bis 1. Dezember in der Ganghofer Straße 2 seine Pforten öffnete.
Auf Initiative der Wirtschaftsförderung des Bezirkes, des Modenetzwerkes »NEMONA« und des Citymanagements der [Aktion! Karl-Marx-Straße] zeigten mehr als 30 Labels aus Neukölln eine Auswahl ihrer Kollektionen. Neben Mode vom T-Shirt bis zum Abendkleid gab es Accessoires wie Taschen, Schals oder Schmuck anzuschauen und natürlich zu kaufen.

Im »Stand der Dinge« präsentierten Designer­innen des Netzwerks »KreativNetzNeukölln« Kleinmöbel und Wohnaccessoires.

Ein Höhepunkt war das öffentliche Designercasting für die Teilnahme am »Showfloor Berlin«, einer Veranstaltung der Fashion Week vom 15. bis 17. Januar 2013.

Recyclingkleid von Benu Berlin.Foto: mr
Recyclingkleid von Benu Berlin. Foto: mr

Aus über 40 Bewerbungen aus aller Welt waren zehn Designer eingeladen worden, um der Öffentlichkeit und einer Jury Ausschnitte aus ihren neuen Kollektionen zu präsentieren. Mit dabei auch die Neuköllner Labels »claudia vitali«, »TingDing«, »1979« und »format«, das zu den drei Gewinnern des Abends zählte.

Die Siegerehrung.Foto: mr
Die Siegerehrung.                                               Foto: mr

»format« von Mareike Ulmann zeigt klare Formen. Bei den Farben dominieren schwarz und weiß, gelegentlich kombiniert mit blau. Die einfarbigen Jacken, Hosen, Kleider und Shirts sind elegant und tragbar.
Sehr viel bunter und üppiger geht es bei »14twenty6« von Dandie Zimmermann aus Osnabrück zu, ein sehr extravaganter Stil.

Farbenfroh, ausgefallen und äußerst aufwendig gearbeitet sind die Kleider, die Karen Jessen und Anna Bach von »Benu Berlin« zeigten. Sie verwenden ausschließlich recycelte Materialien wie T-Shirts, Jeans und altes Leder, die sie in Streifen schneiden und dann in einer Art Macramee miteinander verknoten

Alle drei Labels stellen sich im Januar 2013 im »Showfloor Berlin« im Huxleys vor.        mr

Traumlandschaften

Farbenrausch im Körnerpark

Paradiesische Landschaften in lodernden Farben präsentieren sich derzeit den Besuchern der Galerie im Körnerpark. Es sind die Landschaftsbilder der Berliner Malerin Christine Jackob-Marks.

Die Bilder haben Titel wie »Es beginnt« oder »Die Vollendung«. Die Malerin greift darin Motive der Schöpfungsgeschichte auf. Mit überbordender Farben- und Formenvielfalt zeigt sie das Werden der Welt, die Entwicklung von Chaos zu Ordnung, Bilder voller Leidenschaft und Dramatik. Daneben gibt es Ansichten lichtdurchfluteter Parks oder verwunschener Flusslandschaften.

Es sind keine realistischen Landschaftsportraits, sondern viel eher Traumlandschaften, die Geschichten erzählen, Stimmungen vermitteln und Gefühle wecken.

Viele dieser Bilder sind über einen langen Zeitraum von bis zu zehn Jahren entstanden, wurden immer wieder verändert oder neu akzentuiert, bis der Rhythmus stimmte, wie die Künstlerin es ausdrückt.

Christine Jackob-Marks studierte an der Académie de la Grande Chaumière in Paris und der Hochschule, heute Universität der Künste in Berlin. Seit 1960 lebt und arbeitet sie in Berlin.

Die Ausstellung ist noch bis zum 23. Dezember geöffnet. Danach schließt die Galerie für einige Wochen wegen Reparaturarbeiten am Dach. Im Februar des kommenden Jahres soll sie wieder eröffnet werden.        mr