»Wenn ich in Deutschland etwas zu sagen hätte …«

kinder_an _die_MachtSchüler tragen Politikern ihre Anliegen vor.                                          Foto: rb

Neuköllner Schüler diskutieren mit der Bildungsstadträtin

Ein ungewohntes Bild bot sich beim »Kindergipfel« am 26. Juni im BVV-Saal des Neuköllner Rathauses. Wo sonst die Bezirksver­ordneten der Parteien schön nach Fraktionen getrennt sitzen, tummelten sich Kinder aus neun Neuköllner Schulen des »Bildungsverbundes Gropiusstadt«.
Unter dem Motto: »Wenn ich in Deutschland etwas zu sagen hätte, dann würde ich…« trugen die Schüler im Alter von zehn bis 14 Jahren ihre Vorschläge als Rede an die Bundeskanzlerin vor, was sich aus ihrer Sicht in unserem Lande ändern müsste. Stellvertretend für die Kanzlerin saß die Neuköllner Bildungsstadträtin Franziska Giffey neben dem Rednerpult und hörte den Texten der Schüler aufmerksam zu.
Die kurzen Reden verfügten über ein großes Themenspektrum. Nationale Fragen wie gerechtere Steuern oder Mindestlohn kamen ebenso zur Sprache wie der Hunger in Afrika, die NSA oder der Krieg in Syrien.
Das Bemerkenswerte an den Vorträgen war, dass die Schüler bereits ein feines Gespür für die drängenden Probleme in ihrem unmittelbaren Lebensumfeld bewiesen. So ist Nina aus der sechsten Klasse bereit, »…persönlich auf die Straße zu gehen, um die Umwelt zu schützen« und Can aus der sechsten Klasse würde »…niemals zulassen, dass das Tempelhofer Feld bewohnt wird.« Danielle aus der fünften Klasse würde gerne »…die Schulen bunter anstreichen, damit die Kinder mehr Lust auf Schule bekommen.«
Franziska Giffey, sowie der ebenfalls anwesende Schirmherr der Veranstaltung Frank Bielka, Vorstandsmitglied der Berliner Wohnungsbaugesellschaft »degewo«, dürften diesen Beiträgen mit gemischten Gefühlen zugehört haben. Bei der regen Diskussion mit den Schülern gingen sie auf die speziellen Sorgen der Schüler konkret ein und versuchten, ihre Sichtweisen für die Kinder verständlich darzulegen.
Zum krönenden Abschluss der gelungenen Veranstaltung lud Franziska Giffey die Schüler noch auf die Aussichtsplattform des Neuköllner Rathausturms ein, »die sonst nur besonderen Gästen vorbehalten ist«, von wo aus sie den wunderbaren Ausblick über ihren Bezirk genießen konnten.

rb

Gaslaternen werden umgerüstet

Mehr Licht für dunkle Neuköllner Straßen

Weltweit hat Berlin die meisten Gaslaternen. Es wurden etwas mehr als 43.000 gezählt. Ihnen ist ein Straßenbild bei Nacht geschuldet, dass sich die einen gemütlich wohlig fühlen und andere sich wegen der Schummrigkeit ein wenig gruseln. Das soll auch so bleiben, wenn die schönen Stücke von Gas auf LED (englisch light-emitting diode, dt. Licht-emittierende Diode) umgerüstet werden. So wenigstens sind die Pläne der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, vertreten durch den Staatssekretär Christian Gaebler, der am 26. Juni sein Umrüstungsprogramm für Neukölln im Nachbarschaftsheim in der Schierker Straße vorstellte.
Neukölln ist damit der erste Bezirk in der Stadt, in dem die komplette Umrüstung stattfindet. Etwa 600 Laternen werden ausgetauscht und 100 neue kommen hinzu, um die noch dunklen Straßenzüge wie beispielsweise die Thomasstraße im Körnerkiez besser auszuleuchten.
Hintergrund dieser Umrüstung ist eine Energiekosteneinsparung von 97 Prozent und eine Vermeidung der CO2-Emissionen (wenn man davon absieht, dass Strom in Kraftwerken hergestellt wird), die stadtweit bei Gaslaternen immerhin pro Jahr 500 Tonnen ausmachen. Hinzu kommt das Beschaffungsproblem bei den Glühstrümpfen, die die Laternen erst zum Leuchten bringen. Sie werden seit Jahren nicht mehr in Berlin hergestellt, und der indische Hersteller, der weltweit die einzigen Glühstrümpfe produziert, ist mit seinen Lieferungen sehr unzuverlässig. Das ist sicherlich auch der Grund, warum die Leuchten ihren angestammten Dienst, nämlich das Leuchten, oftmals für längere Zeit nicht erfüllen.

Mehr Licht

Alte Lampen in neuem Glanz

Die neuen Laternen, in Neukölln stehen Gasaufsatzleuchten, werden teilweise ausgetauscht und sehen aus wie die alten Laternen, nur eben neu. Die gusseisernen Gaslaternen bleiben den Neuköllnern erhalten. Sie können recht einfach umgebaut werden. Hinter einer kleinen Klappe verbirgt sich die gesamte Technik, die LED für ihre Funktionstüchtigkeit braucht. Während Gaslaternen auf Helligkeit reagieren und bei entsprechender Dunkelheit erleuchten, werden die LED-Lampen zentral gesteuert. Während der sommerlichen Jahreszeit springen sie um 21:45 Uhr an.

ledLampen in der Schierkerstraße, links Gas, rechts LED.      Foto: fh

Vielfach wurde in der Presse das kalte und gleißende Licht der LED-Laternen kritisiert. Dem widerspricht Staatssekretär Christian Gaebler vehement. Er machte den Zuhörern klar, dass die Technologie so weit fortgeschritten sei, dass der Unterschied zur Gaslaterne minimal sei. Außerdem lasse sich die Lichtstärke verändern. Auch Baustadtrat Thomas Blesing unterstrich diesen Aspekt. Dies würde nicht nur das Sicher­heitsgefühl der Bürger verstärken, sondern käme auch der besseren Sicht beim Ausweichen von Hundehaufen entgegen.
Auf die Frage, ob die Laternen für die Zukunft des Batterieautos, das an den Laternen auftankt, gerüstet sind, stellte sich heraus, dass der Senat das Problem inzwischen erkannt hat und reagiert. Es gibt sogar schon einige Lampen, die für die Autozukunftsstadt fit sind, die meisten aber nicht. Das wird aber noch.

ro

Buschkowsky darf die Wähler beleidigen

BVV sieht Schimpftirade als freie Meinungsäußerung

Auch ein Bezirksbürgermeister hat das Recht auf freie Meinungsäußerung. Und er darf das Wahlvolk beschimpfen. Das erklärte die Bezirksverordnetenversammlung in ihrer Sitzung am 4. Juni.
Die Fraktionen von Grünen, Linken und Piraten forderten von Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky eine öffentliche Entschuldigung, weil er in seiner Bildzeitungskolumne als Reaktion auf den Volksentscheid zum Tempelhofer Feld geschrieben hatte: »Die menschliche Dummheit ist unendlich.« Den Befürwortern des THF-Gesetzes warf er »dreiste Volksverdummung« vor.
Mit den Stimmen von SPD und CDU wurde die Forderung zurückgewiesen.
Von den Piraten kam ein neuerlicher Vorstoß, die Transparenz der politischen Debatten in der BVV zu verbessern. Sie beantragten, die Tonaufzeichnungen der BVV-Sitzungen, die bereits seit Jahren erstellt werden, in Zukunft auch über die Homepage der BVV der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Bisher muss sich jeder interessierte Bürger an das BVV-Büro wenden und kann sich die Dateien dann per E-Mail zuschicken lassen.
Üblicherweise werden derartige Anträge zuerst im nicht öffentlich tagenden Geschäftsordnungsausschuss behandelt, bevor sie der BVV vorgelegt werden. Steffen Burger (Piraten) erklärte in der Begründung seines Antrages, er halte es für falsch, ausgerechnet über Transparenz hinter verschlossenen Türen zu diskutieren. Deshalb habe er den direkten Weg in die BVV gewählt.
Das sah die SPD aber anders. Ihr Fraktionsvorsitzender Lars Oeverdiek erklärte, diese Debatte gehöre in den Geschäftsordnungsausschuss. Das sei der übliche Ablauf. Daher wurde der Antrag von SPD und CDU gegen die Stimmen der Piraten, Grünen und Linken abgelehnt.
Erfreuliches hatte der Stadtrat für Jugend und Gesundheit Falko Liecke zum Problem der Jugendkriminalität in Neukölln zu berichten. Auf eine Große Anfrage der CDU erklärte er, dass sich die Zahl der Rohheitsdelikte seit 2008 von 913 auf 495 fast halbiert habe. Das bedeute aber nicht, dass es keinen Handlungsbedarf mehr gäbe. »Kinder und Jugendliche, die Straftaten begehen, brauchen sofort Aufmerksamkeit und vor allem Konsequenzen«, erklärte er. Um frühzeitig kriminellen Karrieren vorzubeugen, müssten Maßnahmen von Polizei, Justiz, Sozialarbeit und anderen beteiligten Stellen eng aufeinander abgestimmt werden.
Er wolle sich dafür einsetzen, dass die in der Polizeidirektion 5 als Modellprojekt eingeführte »Täterorientierte Intervention« (TOI) in den Regelbetrieb aufgenommen werde. Dabei werden Gefährdungslagen von Kindern und Jugendlichen umfassend analysiert. Dann werden im Beisein der Eltern oder Bezugspersonen »normverdeutlichende« Ansprachen mit den Kindern und Jugendlichen geführt. Die TOI – Berichte werden an das Jugendamt und die Jugendgerichtshilfe weitergegeben, um Anhaltspunkte für die Beratungen und Hilfen zu geben. 

mr

Die Zukunft der Vergangenheit

Die NS-Geschichte des Flughafens soll ins Bewusstsein gerückt werden

Der Flughafen Tempelhof und das Tempelhofer Feld sind untrennbar mit der Luftbrücke und seiner späteren Funktion als Tor zur Freiheit verbunden. Vergessen wird dabei häufig, dass die Geschichte dieses Ortes maßgeblich von seiner nationalsozialistischen Vergangenheit bestimmt wird.
Um daran zu erinnern, enthüllte der Förderverein «THF 33-45» am 22. Juni an der Eingangshalle des Flughafens eine Gedenktafel, die an KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter während der Zeit des Nationalsozialismus erinnern soll.
Der Flughafen ist zusammen mit dem Flugfeld ein Ort von Opfern und Tätern des NS-Regimes. Tempelhof war zur Zeit des Nationalsozialismus ein Zentrum der Rüstungsindustrie. Hier baute die »Weserflug GmbH« Stukas in Serie.
Auf dem Flugfeld befand sich eines der größten Barackenlager im Deutschen Reich. Hinter Stacheldraht lebten hier Tausende von Zwangsarbeitern, vorwiegend aus Osteuropa, die in den Flugzeugwerken die Flugzeuge zusammenbauen oder reparieren mussten, die dann ihre Heimatländer bombadierten.
Vor dem neuen Flughafen befand sich bis 1934 das SS-Gefängnis Columbiahaus und bis 1936 das KZ Columbia.

gedenktafel
Um diese Geschichte wieder stärker in den Vordergrund zu rücken, fordert der Förderverein «THF 33-45» die Errichtung einer Forschungs-, Bildungs,- Begegnungs- und Gedenkstätte auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens, die sich am Nationalsozialismus orientiert, nicht an der Luftbrücke oder den Alliierten. Auch den Begriff »Tempelhofer Freiheit«, den die »Tempelhof Projekt GmbH« erfunden hat, um das Gelände zu vermarkten, lehnt der Verein ab. Dieser Name verharmlose die Verbrechen, die an diesem Ort geschehen sind, sagte die Historikerin Beate Winzer. Das Tempelhofer Feld sei während der Herrschaft der Nationalsozialisten für Zehntausende von Menschen ein Ort der Unfreiheit gewesen.
Der Volksentscheid habe alle Planungen für die Zukunft des Tempelhofer Feldes wieder auf Anfang gestellt, erklärte sie weiter. Daher müsse jetzt noch einmal ganz neu nachgedacht werden, wie ein würdiges Gedenken an die Menschen aussehen könnte, die hier gelitten haben. Die Gedenktafel sei nur ein Anfang, ein Provisorium.

mr

Ein Netz, das Internetschnüfflern das Leben schwer macht

Freifunk-Netz als Alternative zum kommerziellen Internet

Ein dezentrales Internet, kostenlos und anonym, als Alternative zu den Internetangeboten großer Provider wie der Telekom, das ist die Idee, die hinter der Freifunk Initiative steht.
Seit mehreren Jahren bringen WLAN-Router drahtlose Internetverbindungen in die Wohnungen. »Da kam dann ganz schnell die Idee«, erzählt Sven-Ola Tücke, einer der Initiatoren der Berliner Freifunk-Initiative, »da können wir doch fünf Nachbarn hintereinander schalten, und dann kann man über mehrere Verbindungen Daten austauschen und übertragen. Der technische Begriff dafür heißt Meshnetzwerk, wie Maschendrahtzaun.« Jeder Nutzer im Freifunk-Netz stellt dafür seinen WLAN-Router, der dafür mit einer speziellen Freifunk Firmware ausgerüstet wird, für den Datentransfer der anderen Teilnehmer zur Verfügung. Jeder Freifunk-Router ist damit (mittelbar oder unmittelbar) mit allen anderen Freifunk-Routern verbunden.
Damit die Verbindung zwischen den Knotenpunkten nicht abbricht, brauchen sie Sichtkontakt. Je höher der Standort, umso besser, weil dann weniger Häuser oder Bäume die Signale blockieren können. So ist es möglich, innerhalb der Stadt auch über größere Entfernungen drahtlos untereinander zu kommunizieren. Seit dem Frühjahr ist der Turm des Neuköllner Rathauses ein Knotenpunkt im stadtweiten Meshnetzwerk, zu dem auch das Rathaus Kreuzberg sowie mehrere Kirchen gehören. Der Standortgeber stellt den Strom für die Freifunk-Hardware zur Verfügung. Die Kosten für Baumaßnahmen und Router konnten aus Mitteln einer Förderung der Medienanstalt Berlin Brandenburg (mabb) gedeckt werden. Installation und Wartung der Technik übernehmen ehrenamtlich die Mitglieder der Berliner Freifunk-Initiative.
Das eigentliche stadtweite Netz sollen dann Privatpersonen oder auch Kneipenbesitzer aufbauen, die ihre WLAN-Router zur Verfügung stellen. Je engmaschiger das Netz wird, desto besser wird der Empfang im Stadtgebiet.

freifunk

Freifunk. Richtfunkstrecken verbinden Router, über die dann frei Internetzugriff möglich ist.    Foto: pr

Viele Freifunker stellen auch ihren Internetzugang zur Verfügung. Wer dann ein solches Signal findet, braucht kein Kennwort für den Zugang zum Internet. »Unser Netz ist für alle, man kann da jederzeit zugreifen und die Dinge nutzen, die dort angeboten werden. Deshalb heißt das ganze Freifunk«, erklärt Tücke.
Allerdings gilt in Deutschland das Prinzip der Störerhaftung. Wer sein WLAN jedem öffnet, ist für alle Aktivitäten verantwortlich, die darüber ablaufen. Aber auch für dieses Problem haben die Freifunker eine Lösung gefunden. Die Störerhaftung wird über ein Virtual Private Network (VPN) umgangen. Der Verein betreibt einen VPN-Server, der seine IP-Adresse an den Datenverkehr anklebt. Der Nutzer kann so nicht mehr identifiziert werden.
Im Prinzip könnte man auch das Freifunknetz abhören, die Funkverbindung zwischen dem Laptop/Smartphone und dem ersten Freifunk Router ist ungeschützt, unverschlüsselt und damit dann auch abhörgefährdet. Ab dem ersten Freifunk-Router ist aber diese Verbindung per VPN gegen Abhören abgesichert. Allerdings sind die Freifunknetze klein und lokal. Jeder Schnüffler müsste sich also vor Ort begeben und ein Gerät aufstellen, ein ziemlich aufwändiges Unterfangen. Und anders als große Provider wie die Telekom sammeln die Router des Freifunks auch keine Kundendaten.

mr

Wer sich an der Verwirklichung eines stadtweiten freien Netzes beteiligen möchte, findet weitere Informationen auf der Website http://freifunk.berlin/participate/overview/.

Kommissar Breschnows erster Fall

Neukölln als Tatort für einen Krimi

Eigentlich wollte siCover_Tode nur ein Buch für sich und ihre Freunde schreiben. Aber dann traute sie sich doch und suchte einen Verlag. Am 18 Juni stellte Connie Roters nun ihr erstes Buch »Tod in der Hasenheide« in der Buchhandlung »Die gute Seite« am Richardplatz vor.
Die Journalistin Cosma Anderson stolpert beim Joggen in der Hasenheide über eine Leiche. Als die Polizei in ihrer Küche dann auch noch die Tatwaffe entdeckt, wird aus der Zeugin schnell eine Verdächtige.
Kommissar Breschnows erster Fall weiterlesen

Kinder auf den Stühlen der Macht

Die Bildungsstadträtin Franziska Giffey hat Mut bewiesen, als sie die Schüler von neun Neuköllner Schulen zur Diskussion »Wenn ich was zu sagen hätte, dann würde ich…« einlud. Diese jungen Menschen haben noch nicht das Verhalten erlernt, mit dem sich die Erwachsenen durch das Leben taktieren.Sie stellen unbefangen ihre Fragen und reden frei heraus und ohne Schnörkel über das, was sie stört.
Das mag nicht immer angenehm für die zuhörenden Erwachsenen sein, denn keiner hält den Erwachsenen besser den Spiegel vor die Augen, als es Kinder vermögen.
Wenn diese Veranstal­tung zu einer festen Institution würde, dann könnten aufmerksame Politiker ihre Sicht auf manche Dinge durchaus ändern.
Für die Kinder bedeutet es, dass sie wichtig genommen werden und das brauchen sie in dieser Welt, in der sie oft zu kurz kommen.

Petra Roß

Muslimischer Friedhof

Suche nach Ruheplätzen

In Berlin sterben jährlich ungefähr 1.000 Muslime, die zumeist in ihren Heimatländern bestattet werden. Immer mehr jedoch wollen hier in der Stadt nahe der Familie beigesetzt werden.
Auf dem Garnisonfriedhof liegen aktuell 1.500 Menschen begraben und der Platz wird knapp. So kam bereits im Jahr 2012 die Idee auf, den Friedhof auf das Tempelhofer Feld zu erweitern, um zunächst Platz für 500 Gräber zu schaffen.
Diese Pläne scheinen nun nach dem Volksentscheid verworfen zu werden. Zu viel spricht gegen eine Erweiterung. Nach dem THF 100-Gesetz ist eine Einzäunung nicht gestattet. Das ist nicht im Sinne der muslimischen Gemeinde. Aus hygienischen Gründen soll eine Umrandung mit einer Mauer verhindern, dass dort Hunde wildern. Hinzu kommt, dass das Gebiet viel kleiner ist, als es von der Politik versprochen wurde. Lediglich für 100 Bestattungen reicht der Platz. Nicht berücksichtigt wurde außerdem, dass der Standort des KZs, wo bis vor Kurzem Ausgrabungen stattfanden, möglicherweise als Bodendenkmal vorgesehen ist.
Offen ist die Sehetlik-Gemeinde gegenüber Beerdigungen auf konfessionellen Friedhöfen, sofern der muslimische Ritus respektiert wird. Von kirchlicher Seite gibt es keine Einwände, sofern die Friedhofsverwaltungen miteinander kooperieren.

ro

Neues Abgeordnetenbüro der Grünen in Nordneukölln

Queere Ausstellung in den neuen Räumen der Wipperstraße

Seit dem 1. Januar 2014 stehen den Berliner Abgeordneten ein erhöhtes Budget für Mitarbeiter und Büroausstattung zu. Dem Ziel einer qualifizierten Arbeit kommt das Abgeordnetenhaus damit ein Stück näher. Die Abgeordneten befinden sich seitdem auf der Suche nach passenden Büroräumen, um den Bürgern ihres Wahlkreises näher zu sein, die hier ihre Fragen stellen oder Beschwerden formulieren können.

kiezbuero1Susanna Kahlefeld und Anja Kofbinger vor ihrem neuen Büro.                        Foto: Christian Kölling

Die Abgeordneten Anja Kofbinger und Susanna Kahlefeld sind nun in der Wipperstraße 25 im Richardkiez fündig geworden. Politisch und neusprachlich korrekt heißt das im April eröffnete Büro »Grünes Bürger*innen Büro« und ist Montag, Dienstag und Donnerstag von 10:00 bis 16:00 Uhr von den Mitarbeitern besetzt. Die Bezirksverordnete Mahi Christians-Roshanai bietet jeden Dienstag von 11:00 Uhr bis 13:00 Uhr Beratung zum Thema »Klärung von Fragen rund um die Schule«. Ob es nun um den Schulwechsel geht, Probleme mit den Lehrern auftauchen oder es Schwierigkeiten mit dem Lernen gibt, darauf versteht sie sich besonders gut.
Im Rahmen von »48 Stunden Neukölln« stellte der Neuköllner Künstler Egon Rathke seine Werke im neuen Bürgerbüro aus. Mit der Ausstellung »My Name Is Not Baby« zeigt er seine queeren Bilder aus Öl in faszinierender Ästhetik. Männer in Posen und Köpfe bunt geschminkter Transen zeigen sich hier von ihren Schokoladenseiten. Der Betrachter beginnt zu schmachten.

transen»Tatjana« und »Frank« von Egon Rathke.   Foto: fh

Rathke beschreibt Nordneukölln als Wimmelbild, in dem er Ruhe und Freude, Empörung und Faszination entdecken kann. Er empfindet den Bezirk queer, straight, laut, dreckig, spannend, überraschend herrlich und manchmal auch unheimlich anstrengend, aber »There´s no place like home«. Es gibt eben keinen vergleichbaren Ort wie Neukölln.

ro

Powerkraut schenkt Energie

Löwenzahn, ein vielseitiges, überall zu findendes Zaubergewächs

Löwenzahn besitzt eine hohe Widerstandskraft. Wird das Kraut herausgerupft, wächst es schnell nach. Darüber sollten wir uns freuen, denn genau diese Widerstandsfähigkeit schenkt uns die Löwenzahnwurzel mit –kraut (Taraxaci radix cum herba), wenn wir die Heil- und Küchenpflanze richtig anwenden. Bevor die Mähmaschinen auf dem Tempelhofer Feld diese tolle Pflanze aus der Familie der Korbblütler wieder niederstrecken, pflückt sie euch für Salate, Tees, Wein, zur Kaffeeröstung oder zur Herstellung leckerer Green Smoothies. Da ich hier nicht auf alle Zubereitungen eingehen kann, empfehle ich das Internet.
Löwenzahn hat einen positiven Einfluss auf das Verdauungssystem. Die Pflanze steigert die Magensaftsekretion, wirkt krampflösend und beugt Völlegefühl vor. Wer unter Magenproblemen leidet, sollte seine Mahlzeiten mit Löwenzahn aufpeppen und ihn als Spinat, Suppe oder im Salat genießen.
Täglich drei Tassen Löwenzahntee unterstützen das Verdauungssystem und regen Galle und Leber an, sodass der Fettstoffwechsel verbessert wird. Für den Tee eignen sich die Wurzeln und die frischen Blätter. Die letzte Tasse sollte jedoch – wegen der diuretischen Wirkung – spätestens zwei Stunden vor dem Zubettgehen getrunken werden. Um die durchspülende Wirkung des Löwenzahns zu unterstützen, werden zusätzl ich zwei Liter Wasser pro Tag getrunken.

Löwenzahn (5)

Bald eine Pusteblume.                                    Foto: mr

Die Kommission E, die selbstständige, wissenschaftliche Sachverständigenkommission für pflanzliche Arzneimittel des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte, bestätigt dem Löwenzahn seine positive Wirkung auf Verdauungssystem, Niere und Blase. Die Volksheilkunde (überliefertes Wissen) geht weiter und vertraut der gelben Blüte mit den gezahnten Blättern auch bei Diabetes, Wundheilungsstörungen, Immunschwäche, Akne, Warzen und Hühneraugen. Gegen jede Krankheit ist ein Kraut gewachsen, nur sollte eine Pflanze nicht für sämtliche Krankheiten herhalten müssen. Jeder Mensch ist individuell und wird somit unterschiedliche Erfahrungen machen.

km

Petras Tagebuch

Gebügelt und gerädert

Ich gehöre zu den Menschen, man mag mich da für spießig halten, die vom Wäschebügeln absolut überzeugt sind. Es ist nicht nur so, dass Stoffe dadurch schöner aussehen, das Bügeln wirkt auch imprägnierend und ist damit ökologisch vertretbar, weil die Waschmaschine geschont wird.
Gebügelt wird bei mir mit Dampfbügeleisen, das mit destilliertem Wasser befüllt wird. Und das ging gerade aus.
Nach einer Nachtschicht, in der ich zweieinhalb Stunden Halbschlaf hatte, habe ich mich nach einem anstrengenden Arbeitstag auf den Weg gemacht, um eben dieses Wasser zu kaufen. Mit viel Gewicht in den Fahrradtaschen und völlig übermüdet fuhr ich mit dem festen Vorsatz, mich gleich ins Bett zu legen, in Richtung meiner Wohnung. Dann aber musste ich hier und da noch anhalten, um einen Klönschnack zu halten. Ein Konzert, das mich interessiert hätte, sagte ich ab. Es war dann 21:00 Uhr, als ich zu Hause ankam.
Da mich das Durcheinander in der Wohnung aufregte, fing ich an, noch ein wenig aufzuräumen. Und als ich endlich meine Taschen ausräumte, stieß ich auf das destillierte Wasser.
Sofort hatte ich das Bügeleisen in der Hand und probierte das Wasser aus. Ja, es war besser als das vorherige, so meinte ich. Und bügelte und bügelte. Alle meine Tischdecken, Hosen, Blusen und Röcke sahen wieder schick aus. Es war 3:30 Uhr, als ich fertig war. Ich war wach und sollte am Morgen um 7:00 Uhr wieder aufstehen.
Das klappte übrigens nicht. Als um 10:00 Uhr das Telefon klingelte, befand ich mich noch immer im Tiefschlaf