Archiv der Kategorie: Kultur

Bauplanung, Bauarbeiten und Bier

Auf dem Kindlgelände im Rollbergviertel tut sich was!

Die Erfolgsgeschichte der Kindl-Brauerei fand 1988 durch die Übernahme der Oetker-Gruppe ein jähes Ende. 2005 beschloss die Gruppe, die Abteilung Neukölln in der Werbellinstraße aufzulösen. Seither wurde für das Gebäude ein Käufer gesucht, der den Neuköllner Interessen entgegen kommt.

Das Schweizer Ehepaar Varnholt sah 2011 das Gelände, verliebte sich darin und kaufte es. Die entstandenen Pläne können sich sehen lassen: Das Gebäude soll weiterhin der Öffentlichkeit zugänglich sein. Ausstellungen sind geplant und ein Eventbereich. Freuen dürfen sich die Neuköllner auf einen Biergarten vor dem Gebäude, in dem Schatten spendende Bäume gepflanzt werden.

Die heute hässliche Ostseite des Gebäudes wird mit einer Z-förmigen Außentreppe ausgestattet. Von ihr gelangt der Gast dann in ein Restaurant. Die erfolgreiche Rollbergbrauerei, von Neuköllner wegen ihres hervorragenden Bieres geliebt, bleibt erhalten. Auf den Bierausschank von Donnerstag bis Sonntag wird nicht verzichtet.

ntwurf Kindl-Brauerei. Foto: Broadway Neukölln - Magazin der [Aktion! Karl-Marx-Straße]
Entwurf Kindl-Brauerei. Foto: Broadway Neukölln – Magazin der [Aktion! Karl-Marx-Straße]
Erste Arbeiten sind sichtbar im Gang, denn der Turm ist bereits eingezäunt. Hier gilt etwas zu retten, denn die ersten Steine lösen sich. Neuköllner können mit Zuversicht dem weiteren Geschehen entgegen sehen. ro

Die Wucht in Tüten

Christoph Schmidtke, »der zerfallene Engel« erschien in der Aky-Lounge

»Ich selbst als Subjekt bin nicht existent«. Der »zerfallene Engel« sitzt am Schreibtisch und schreibt diesen ersten Grundsatz des Zen vor sich hin und zwar in jede einzelne Spalte seiner Steuererklärung.

Das Publikum kann sich leicht vorstellen, wie das Finanzamt reagiert, es biegt sich vor Lachen. Christoph Schmidtke begeisterte am 10. November in der »Aky-Lounge« mit seinem neuen Soloprogramm. Ausgestattet mit Engelsflügeln führte er die Zuschauer durch eine Welt skurriler Gedankengänge: Er beneidet die Lesbenberatung, in der auch nachts noch das Li cht brennt. Die Lesbe wird beraten, er nicht. Trotz allem gibt es Hoffnung für ihn, denn wenn die Lesbe Trost findet, so gibt es bestimmt auch bald einen Platz der Zuversicht für ihn.

Der Engel und sein Pianist.Foto: mr
Der Engel und sein Pianist.                                Foto: mr

Vor Einsetzten der großen Traurigkeit gibt es das Rezept für ein schönes Leben. Es gibt so viele Busse in der Stadt, einfach einsteigen und in das schöne Leben fahren.

Der zerfallene Engel hat jedoch ein großes Problem. Während alle anderen unter Burn-Out, Depressionen und Lebenskrisen leiden, geht es ihm gut, einfach nur gut. Er ist ein »echt toller Typ, der versucht, so zu werden wie du«. Das macht ihn zum Außenseiter. Er ist aber ein soziales Wesen und sucht Anschluss  an alle Menschen, die nicht glücklich sind.

Intelligente Gedankengänge, das Leben auf die Schippe genommen, bleibt kein Auge in der »Aky-Lounge« trocken.
Die musikalische Begleitung von Paul Schwingenschlögl auf dem Keybord und Flügelhorn, manchmal sogar beide Instrumente zusammen, sorgen für ein rundes Arrangement.

Viel zu früh endet das Programm in der »Aky-Lounge«, die wie geschaffen ist für den »zerfallenen Engel«. Aky, Betreiber der Lounge   freut sich auf weitere Vorstellungen  des Engels.    oj

Guru Guru

Höchste Gitarrenkunst in der »Ma Thilda«

Unerwartete Klänge waren in der »Ma Thilda« am späten Abend des 19. Oktobers zu hören, raffinierte Gitarrensounds, durch Elektronik leicht verfremdet.

Dieter Bornschlegel.Foto: p
Dieter Bornschlegel.                                               Foto: pr

Hier spielt ein  Könner: Dieter Bornschlegel, Gitarrist der bekannten deutschen Band Guru Guru, die 1976 als erste deutsche Band im legendären WDR-Rockpalast auftrat. Bornschlegel war von 1977-79 und von 1994-97 bei Guru Guru. In den letzten Jahren konzentrierte er sich auf seine elektroakustische Soloperformance. Bornschlegel beherrscht die Gitarre wie kaum ein anderer, bei ihm stehen aber keine virtuosen Gitarrenläufe im Vordergrund, sondern er schafft einen beeindruckenden Klangteppich mit rhythmisch dichten Sequenzen, Obertönen und ungewöhnlichen Sounds. Die Zuhörer kommen in den Genuss eines großartigen Konzerts des Ausnahme-Gitarristen, der extra aus Marburg angereist kam, um im intimen Rahmen der »Ma Thilda-Bar« zu konzertieren. Seine Fans wussten es zu schätzen.      pschl


Mona Lisa in der Wipperstraße

Eugen, Michael und Semjon Posin versetzen sich in klassische Maler

Neukölln ist immer wieder für Überraschungen gut. In einer unscheinbaren Ladenwohnung in der Wipperstraße 20 befindet sich seit 2001 der Kunstsalon Posin. Kaum öffnet man die Tür, glaubt man, in einer anderen Welt zu sein. Meisterwerke der Malerei aus mehreren Jahrhunderten, wohin man blickt. Entspannt unterhalten sich die drei Posin-Brüder, Eugen, Michael und Semjon, auf russisch, trinken starken Espresso und rauchen dabei. Mit ihren Holzfällerhemden, ihren Bärten und hageren Gesichtern wirken sie selbst wie aus einem Kunstwerk entstiegen.

Alternde Mona Lisa.Foto: mr
Alternde Mona Lisa.                                            Foto: mr

Einer der Brüder führt uns in den Keller, wo weitere Meisterwerke an den Wänden hängen oder in den Regalen stehen. Dazwischen gibt es auch eigene Werke der drei Maler. Besonders originell die Mona Lisa als junges Mädchen, als Dame mittleren Alters und als alte Frau.

Seit 20 Jahren leben die Künstler in Neukölln. Und sie wohnen gerne in einer abgeschiedenen Gegend, da sie hier in Ruhe arbeiten können. Ihr Arbeitsalltag beginnt meistens gegen 20:00 Uhr, dann arbeiten sie durch bis zum frühen Morgen. Sie brauchen keinen Hype. Solvente Kunden aus der ganzen Welt bestellen Kopien berühmter Gemälde bei ihnen. Auch ihre eigenen Werke sind von großer Qualität und waren bei vielen renommierten Ausstellungen zu sehen.

Obwohl sogar Experten kaum die Kopien von den Originalen unterscheiden können, ist das, was die drei machen, keine Fälschung, sondern völlig legal. Ihre Werke haben eine andere Größe als die Originale und sind auf der Rückseite gekennzeichnet. »Wir kopieren nicht einfach, sondern wir versetzen uns in den Künstler hinein«, erklärt Semjon Posin.

Ihr Handwerk haben sie an der Leningrader Kunstakademie erlernt, doch schon in der Kindheit entstand bei allen drei die große Liebe zur Malerei. Es gibt keine Konkurrenz unter den drei Brüdern, manchmal malen sie sogar gemeinsam an einem Gemälde.

Wir lassen die Mona Lisa hinter uns, die dunkle Neuköllner Nacht nimmt uns wieder gefangen.   pschl
Öffnungszeiten und mehr unter: www.kunstsalon-posin.de

NACHTUNDNEBEL

Impressionen von Marianne Rempe

Ola Eibl zeigte in ihrer Ausstellung »Interims­auflage« Tusch- und Bleistiftzeichnungen, die sich mit dem Thema Papier beschäftigen. Auf ihren Bildern türmen sich Bündel von Papier zu fragilen Gebilden, die im nächsten Augenblick zusammenzustürzen drohen. Neben den  Zeichnungen zeigte sie auch ihre Sammlung von Fabrikkarten, auf die sie ihre kleinen Entwürfe zeichnet.
Atelier Ola Eibl, Mahlower Str. 3, HH, rechter SF, 1. OG.

Ola Eibl
Ola Eibl

Die Malerin Mo-Skito zeigte in ihrem Atelier ihre surrealistischen Bilder. Es sind Bilder voll praller Farbigkeit und manchmal agressiver Sinnlichkeit, die jeden freien Platz an den Wänden bedecken. Das ganze Atelier ist ein Gesamtkunstwerk, in dem das Auge immer wieder neues entdeckt.
Werkstube Mo-Skito, Wissmannstr. 19, HH.

Mo-Skito
Mo-Skito

 

Judith Sturm  präsentierte kunstvolle Haarschmuckkreationen unter ihrem »Label Jay‘s Delight«. Passend zur Jahreszeit sind die phantasievollen Unikate aus Federn, Bändern und Schmucksteinen mit Symbolen der Endlichkeit wie Totenköpfen versehen und in herbstlich morbiden Farben gestaltet.
RAUM82, Reuterstr. 82

Judith Sturm
Judith Sturm

Neue Fotospiele

Wolfgang Schnell stellt neue Werke aus

Der gelernte Stadtplaner und überzeugte Neuköllner Wolfgang Schnell zeigt seine aktuellen Werke. Aus Fotos, die er spiegelt, verfremdet und wieder zusammensetzt, entstehen abstrakte Ansichten. Die ursprünglichen Fotos, die als Vorlage dienten, werden als Vergleich mit ausgestellt. Der Betrachter hat bei manchen Werken Sucharbeit zu leisten, den Ausschnitt, den Schnell bearbeitet hat, wieder zu finden. Die Motive, die der Künstler gewählt hat, sind Gebäude und Stadt­ansichten.

Foto: Wolfgang Schnell
Foto: Wolfgang Schnell

Die Ausstellung wird vom Galeriebetreiber vom »Präsenzwerk« Reinhard Lange aus der Selchower Straße eröffnet. Für die musikalische Unterhaltung garantiert der »Wensday Music Club« mit einer Zeitreise in die 60er und 70er Jahre für gute Laune.

Die Ausstellung ist vom 23. November bis zum 27. Dezember täglich ab 18:00 im Froschkönig, Weisestraße 17 zu besichtigen.
ro

Böhmische Rapsodie

Ein Dorf wird zur Ausstellung

Den Mittelpunkt der Ausstellung »Böhmische Rhapsodie« in der »Galerie im Saalbau« ist der mobile Ausstellungskubus  »FRITZ|DORF|STADT« Präsentiert wird hier die Geschichte  der vier Kolonistendörfer Nowawes, Friedrichshagen, Erkner und Rixdorf, die eine gemeinsame Gründungsgeschichte verbindet. Flüchtlinge fanden hier eine neue Heimat. In kleinen Texten, die in Schubladen versteckt sind, werden Einblicke in die Alltagsgeschichte dieser Siedlungen gegeben.

Fritz|Dorf|stadt.Foto: mr
Fritz|Dorf|stadt.                                                   Foto: mr

Parallel zur Ausstellung ist das Buch »Das Böhmische Dorf in Berlin – ein Rundgang« von Beate Klompmaker erschienen.
Die Ausstellung läuft noch bis zum 18. Dezember.    mr

Thomas Meyer bei der Buchkönigin

Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse

Wer hat SALIS_MEYER_COVER_websie nicht schon erlebt, diese Situation, wenn eine Mutter die Fotos ihres Sohnes zeigt, auf denen er nackt durch Nachbars Garten rennt. Dummerweise ist das genau immer dann der Fall, wenn gerade eine potentielle Herzensdame zu Besuch ist. So ergeht es Mordechai Wolkenbruch beinahe täglich, denn seine Mutter versucht ihn ums Verrecken an die Frau zu bringen. Doch Mordechai, genannt Motti, möchte sich lieber selbst entscheiden. Zählt doch einzig die Liebe, die er bei den Exemplaren, die ihm seine Mutter vorstellt, eher selten aufbringen kann. Als Motti Laura kennenlernt und sich verliebt, ist das Chaos perfekt, denn er ist ein Jude und Laura eine Schickse.

Thomas Meyer bei der Buchkönigin weiterlesen

Wie lange strahlt der Leuchtturm noch?

SOS vom Förderverein »Morus 14«

Die Lichter im Hause »Morus 14« werden dunkler. Dem Leuchtturmprojekt im Problemkiez am Rollberg geht das Geld aus. Es ist eines der wenigen Projekte, vielleicht sogar das einzige in Neukölln, das ohne städtische Gelder auskommt. Etwa 100 Kinder erhalten hier durch die Schülerhilfe kostenlose Unterstützung von Ehrenamtlichen. Kulturell tut sich das »Morus 14« hervor mit den Stummfilmkonzerten, die monatlich angeboten werden. Nicht zu vergessen ist das wöchentliche Mittagessen, das im Gemeinschaftshaus durch »Mieter kochen für Mieter« angeboten wird.

Gemeinschaftshaus.Foto: fh
Gemeinschaftshaus.                                               Foto: fh

Persönlichkeiten wie Fußballer Zecke Neuendorf von Hertha BSC, die Polizei vom Rollbergkiez und Erol Özkaraca von der SPD stellten hier ihre Kochkunst unter Beweis. So gelang es dem Verein, über die Grenzen des Bezirks bekannt zu werden.
Unablässig machte der Geschäftsführer des »Morus 14«, Gilles Duhem, darauf aufmerksam, dass ohne private Sponsoren und zahlende Vereinsmitglieder diese wichtige Stadtteilarbeit nicht weitergeführt werden kann. Duhem hat seine Tätigkeit zunächst niedergelegt, er kann nicht mehr bezahlt werden. Der Verein versucht zu retten, was zu retten ist. Schnell müssen Sponsoren gefunden werden, die bereit sind, dieses zukunftsorientierte Projekt zu retten.

Die Macher wissen genau, dass ohne Gegenleistung für Unterstützer nichts läuft. So ist den Geldgebern nicht nur ein rauschendes Fest garantiert. Nachdem Unternehmen festgestellt haben, dass Survivaltraining für Führungskräfte nicht das gewünschte Ergebnis bringt, lassen sie Manager gerne an der gesellschaftlichen Basis arbeiten. Das auf jeden Fall könnten sie im »Morus 14« im Rollbergkiez üben.      ro
Förderverein Gemeinschaftshaus MORUS 14 e.V., Morusstraße 14,  www.morus14.de

Der schwierige Weg zur Versöhnung

Erinnerungen an den Völkermord an den Armeniern

»Ob das wirklich alles so war, wie es hier beschrieben wird, so grausam?«, fragt ein Besucher.

Es ist ein schwieriges und schmerzhaftes Thema, mit dem sich die Ausstellung »Speaking To One Another« in der Galerie im Saalbau auseinandersetzt. Es geht um eines der dunkelsten Kapitel des ersten Weltkriegs, die Geschichte der Deportation und Ermordung hunderttausender Armenier. Sie wurden massakriert oder verhungerten und verdursteten, als sie 1915 aus der Türkei vertrieben wurden.

Armenische Schicksale.Foto: mr
Armenische Schicksale.                                     Foto: mr

Bis heute leugnet die türkische Regierung diesen Völkermord und behauptet, die Deportationen seien eine Kriegsnotwendigkeit gewesen. Kritiker dieser Sichtweise müssen mit juristischer Verfolgung rechnen.

Unter der türkischen Bevölkerung bröckelt jedoch dieses Tabu. Das Projekt »Speaking To One Another« soll durch Erwachsenenbildung und interkulturellen Austausch den zivilgesellschaftlichen Dialog stärken und dadurch zwischen den Bevölkerungen Armeniens und der Türkei Brücken schlagen. Studenten aus Armenien und der Türkei fragten in den Jahren 2009/10 Türken und Armenier nach ihren persönlichen Erinnerungen. Die Menschen sollten ihre Geschichte erzählen und dadurch die Vergangenheit aus ihren ganz persönlichen Erinnerungen für die heutige Generation erlebbar machen. Die Berichte, auf deren Basis diese Wanderausstellung konzipiert wurde, erzählen von furchtbaren Gräueln, aber auch von Mut und Mitmenschlichkeit der türkischen Nachbarn, denen manch einer der Verfolgten sein Leben verdankt. Sie erzählen von der Trauer um den Verlust der Heimat und von der Furcht der Türken, die alten Eigentümer könnten zurück kommen und sie ihrerseits wieder vertreiben. Präsentiert werden diese Erinnerungen in Form von Texten und Videos in deutscher und türkischer Sprache.

Bemerkenswert dabei ist, dass es zahlreiche Bilder der armenischen Interviewpartner gibt. Die Türken dagegen wollten mehrheitlich nicht namentlich genannt werden oder ihre Fotos veröffentlichen lassen. Die Furcht, deswegen juristisch belangt zu werden, ist wohl noch zu groß.

Das zentrale Thema dieser Ausstellung ist die Aussöhnung zwischen den beiden Völkern. Dazu gehört es, das Unrecht zuzugeben. »Das Vergeben beginnt mit dem Verhalten desjenigen, der den Fehler gemacht hat. Er muss zugeben, dass er einen Fehler gemacht hat«, heißt es im Begleittext.       mr
Galerie im Saalbau Neukölln 29.09.-28.10.2012

As Time Goes By

»Duo Cinema« begeistert im Fräulein Frost

»Das war toll«, begeistert sich Stefan Fischer an den wunderbaren Klängen, die Paul Schwingenschlögl aus seinem Flügelhorn zaubert. Stefan Fischer ist kein Zuhörer oder Zuschauer, sondern der Partner von Paul, der sich einfach freut, wie gut die Musik ist, die das »Duo Cinema« seinen Zuhörern bietet. Leider sind nur circa 20 Leute im »Fräulein Frost« in der Friedelstraße 39. Der Laden ist eigentlich eine Eisdiele, aber auch ein schöner Veranstaltungsort. »Entschuldigung« hört man Stefan Fischer sagen, während er das Klavier virtuos bearbeitet. Entschuldigung für was? Kein falscher Ton ist zu hören, dennoch meint Stefan, sich entschuldigen zu müssen. Er spielt nicht Klavier, er lebt Klavier.

Duo Cinema.Foto: pr
Duo Cinema                                                            .Foto: pr

Seit einigen Jahren arbeiten der österreichische Trompeter und Komponist Paul Schwingenschlögl und der deutsche Pianist Stefan Fischer zusammen als »Duo Cinema«.

Ohne Unterstützung eines üppigen Geigenklanges oder verführerischer Bilder interpretieren die beiden Musiker Meilensteine der Filmmusik, wie »La Strada«, »Das Lied vom Tod«, »Der Dritte Mann«, »Der letzte Tango von Paris«, »James Bond 007« oder »Der Pate« und bieten auf wunderbare Weise eine Art »Kino im Ohr« an.          fs

Bilder sagen mehr als tausend Worte

Geschichten werden in Porträts erzählt

Wenn ein Mensch etwas im Leben geschafft hat, möchte er es am liebsten mit allen teilen. Es gibt mehrere Wege, dies zu tun. Sei es mit Musik, einem Buch, einem Film oder in Form von Bildern. »Bilder sagen mehr als tausend Worte«, ein Sprichwort, das wohl beinahe jeder kennt. In der Ausstellung »quer|schnitt« von Angelika Schneider-von Maydell sprechen die Malereien für ihre Künstlerin.

Schneider-von Maydell, deren künstlerischer Schwerpunkt auf der Porträtmalerei liegt, hat an der Berliner Hochschule der Künste studiert und in den 80er-Jahren zwei Staatsexamen bestanden. Am 12. Oktober stellte sie ausgewählte Werke aus den bisherigen Jahren ihrer Schaffenszeit vor. Die Malerin, die seit Jahren am Gymnasium Bildende Kunst unterrichtet, hat, wie der Name der Ausstellung schon vermuten lässt, einen Querschnitt durch ihr Leben gezogen. Angefangen bei einer Malerei, die sie als kleines Kind bei ersten Versuchen des konzentrierten Zeichnens zeigt. Am Ende ein Selbstportrait in einer neongelben Warnweste und mit einem Eis in der Hand. Zwischendurch einige Werke, die alte Menschen zeigen. Als Vorlage dienten Fotos aus einem alten Fotoalbum. Verwackelte Häuser, deren malerische Komplexität erst bei näherem Hinsehen bemerkt wird. Ausgewählte Bildserien runden die Ausstellung ab.

Can can.Foto: mr
Can Can.                                                              Foto: mr

Eröffnet wurde die Ausstellung am 12. Oktober unter anderem mit einer Laudatio von Holger Ambrosius, dem ehemaligen Schuleiter des Albert-Einstein-Gymnasiums. Für musikalische Untermalung sorgte das »Trio Mehrklang«. Angelika Schneider-von Maydell freute sich über das zahlreiche Erscheinen ihrer Freunde und Kollegen. Besonders gefreut habe sie sich über den Besuch  ihrer Schüler und auch ihrer ehemaligen Schüler.

Ausgestellt hat die Künstlerin ihre Malereien nicht nur in Deutschland, sondern unter anderem auch schon in Tschechien, Frankreich und der Schweiz. Noch bis zum 18. November 2012 hängen die Werke von Angelika Schneider-von Maydell in der Galerie im Körnerpark.           cr

Fujiama Nightclub

Spektakel im Heimathafen

Im Heimathafen wackelte der Boden, als der  »Fujiama Nightclub« sein Programm vorstellte.

Morris Perry, Veranstalter der Show, moderierte seine Talente: junge Menschen, die sich hier ausprobierten und ihre Fertigkeiten zeigten.

Anbetung.Foto: fh
Anbetung.                          Foto: fh

Die »Sisters of Tap« führten Stepptänze zu fetziger Musik vor, der Brasilianer Rogèrio Do Mundo zeigte den  Kampftanz Capoeira. Christina Cavelo, Sängerin der Beat Cube Band, war fast nicht zu fotografieren, so temperamentvoll bewegte sie sich zu ihren Songs auf der Bühne. Da blieb unter den Zuschauern kein Bein mehr ruhig. Jeder wippte irgendwie im Takt mit.

Capoeira.Foto: fh
Capoeira.                                                                  Foto: fh

Zur Pause servierten die Darsteller dem Publikum internationale Leckereien. Bei Dinnermusik fühlten sich die Gäste wohl, schauten nach bekannten Gesichtern. So manches Gespräch kam zustande.

Es ging dann weiter mit den Lehrern der Darsteller des ersten Teils, aber auch hier mangelte es nicht an Höhepunkten.
Daniel Mandolini und Chlorophil machten Beatbox, bei dem unterschiedlichste Geräusche mit Mikrofon und Stimme erzeugt werden. Das alles im Takt mit viel  Humor dargeboten, sind sie seit 2006 die Champions des Beatboxings.
Manuela Bayer und Una Gonschorr von den »Heartbeats« boten einen ganz bezaubernden Anblick in ihren weißen Kleidern. Sie wirkten, als kämen sie von einer amerikanischen Wohltätigkeitsveranstaltung, um ihr Gesangsprogramm im »Fujiama Nightclub« fortzusetzen. Marilyn Monroe stand bei den Damen Pate und sie machten ihre Sache höchst professionell.

Die Kleidung für die Künstler wurde von den Neuköllner Modedesignern »Ting Ding« und »Kollateralschaden« zur Verfügung gestellt.

Großes Finale.Foto: fh
Großes Finale.                                                        Foto: fh

Viel zu früh war die Veranstaltung vorbei, so abwechslungsreich und unterhaltsam war das Programm.
Der nächste »Fujiama Nightclub« findet am 23. November um 20 Uhr wieder im »Heimathafen« statt.      ro

Wilhelm Busch in der Kneipe

Die »Obmollocs« im »Ma Thilda«

Wer den Namen Wilhelm Busch hört, denkt unweigerlich an Max und Moritz, Witwe Bolte oder Lehrer Lämpel. Aber dass der Dichter nicht nur in schnurrigen Reimen über die bösen Streiche der Lausbuben erzählt, beweisen die »Obmollocs« in ihrer lyrisch-musikalischen Szenenlesung.

Ein Paar, Manix und Yana, streitet und debattiert miteinander. Dabei verwenden sie ausschließlich Gedichte von Wilhelm Busch. So geht es etwa um die Vorzüge von Einsamkeit oder Zweisamkeit: »Wer einsam ist, der hat es gut, weil keiner da, der ihm was tut.« Andererseits ist auch das Wirken der fleißigen Hausfrau nicht zu verachten: »Es wird mit Recht ein guter Braten gerechnet zu den guten Taten.« So geht es munter weiter, durch die Abgründe zwischenmenschlicher Beziehungen, dass dem Zuhörer manches Mal das Lachen im Halse stecken bleibt.

Für die Premiere ihrer Lesung haben sich die »Obmollocs« das »Ma Thilda« ausgesucht, eine hübsch gemütliche Raucherbar und Kleinkunstbühne in der Wildenbruchstraße 68.

Manix und Yana.Foto: mr
Manix und Yana.                                                  Foto: mr

Volker Schöneweiß hat das Lokal im April übernommen und erst einmal die Inneneinrichtung, die zum Teil noch aus den Zwanziger-Jahren des letzten Jahrhunderts stammt, aufwendig und liebevoll restauriert. Den Fußboden hat er von mehreren Schichten Farben und Linoleum befreit und die schönen alten Dielen freigelegt. Die Bar mit ihren Ornamenten erstrahlt in neuem Glanz. Sogar an so hilfreiche Kleinigkeiten wie Haken an der Theke, an die die Damen ihre Handtaschen hängen können, hat er gedacht.

Die Getränkekarte ist übersichtlich  und von guter Qualität. Die besonderen Spezialitäten sind Absinth und Pisco, ein Weinbrand aus Chile. Der schmeckt pur, aber auch als Longdrink mit Rhabarbersaft sehr gut.

Der Auftritt der »Obmolllocs« wird nicht der letzte gewesen sein. Zukünftig sind regelmäßige Singer/SongwriterKonzerte geplant, dazu Kabarett, Slampoetry, Lesungen, Theater und Liveimprovisationen.      mr
Ma Thilda, Wildenbruchstraße 68, Dienstag bis Sonntag ab 19:00 Uhr geöffnet.

Historischer Überblick

Eine kleine Neuköllner Stadtgeschichte

»Wer weiß heute noch, dass Neukölln seine historischen Wurzeln in der Einwanderung hat« oder dass Rixdorf »das ehemals größte Industriedorf Preußens und 1900 die am schnellsten anwachsende Großstadt Deutschlands war«. Dieses und anderes mehr beschreibt Bernd Kessinger in seinem Buch: »Neukölln. Die Geschichte eines Berliner Stadtbezirks«, Berlin: Vergangenheitsverlag 2012, 14,90 Euro.

Historischer Überblick weiterlesen

Auto Pilot

»Am meisten dachte ich an das, was ich nicht erlebt hatte«

Wie fühlt es siautopilotch an, ein pubertierender Junge zu sein? Wenn sich alles nur noch um das Erwachsenwerden und vor allem um Mädchen dreht? Diese Fragen stellte ich mir, glücklich mit meinem Frauendasein, seit der ersten Ausgabe von Autofokus mit all den schockierenden Episoden nicht mehr. Mir schien alles klarer. Umso erstaunter war ich, als ich plötzlich den zweiten Band in den Händen hielt.

Auto Pilot weiterlesen