Temporäre Heimat im Wohnmodul

Containertristesse.                                                                                                                                                                     Foto: mr

Flüchtlingsunterkunft in der Gerlinger Straße wird bezogen

In langen Reihen stehen die grauen Container an der Gerlinger Straße in Buckow am südlichsten Rand des Bezirkes. Seit Mitte Februar leben in diesen sogenannten »Tempohomes« Flüchtlinge, die zuvor in den Turnhallen Lobeckstaße (Friedrichshain-Kreuzberg), Buckower Damm und Efeuweg (Neukölln) sowie Glienicker Weg (Treptow-Köpenick) untergebracht waren. Die 126 Wohneinheiten bieten bei Vollbelegung Platz für 504 Personen.
Aber bevor die ersten Bewohner einzogen, hatten Anwohner aus der Nachbarschaft die Gelegenheit, sich im Rahmen eines Tages der offenen Tür am 11. Februar einen Überblick zu verschaffen. 8000 Einladungsbriefe seien losgeschickt worden, sagte Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey bei der Eröffnung, und die Besucher kamen in Scharen.

Tempohome Innenansicht.                                                                                                                                                    Foto: mr

Was sie zu sehen bekamen, war eher trist. Jede Wohneinheit besteht aus zwei jeweils 15 Quadratmeter gro­ßen Wohnmodulen und einem weiteren Modul mit Flur, Küche, Dusche und Toilette und bieten Platz für vier Personen. Die Zimmerchen sind mit jeweils einem Doppelstockbett möbliert. Dazu kommt ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen, zwei Spinde aus Metall und ein offenes Regal.
Zusätzlich zu den Wohnmodulen gibt es Container für Gemeinschaftsräume. Dort sollen zwei Fernsehräume eingerichtet werden, Spielzimmer für Kinder, Räume für Hausaufgabenbetreuung oder für Deutschkurse und ein Café. Außerdem sollen Flächen für Feste und Sport bereitgestellt werden. Im Frühjahr wollen sich einige Initiativen zusammen mit den Bewohnern daran machen, auf der Brachfläche Bäume und Blumen zu pflanzen.
Von »schöner Wohnen« sind die Container weit entfernt. Allerdings sind sie auch weit entfernt von den Zuständen in den Turnhallen, denen die Menschen teilweise über Monate hinweg ausgesetzt waren. Hier gibt es ein Minimum an Privatsphäre, und hier ist es den Bewohnern erstmals wieder möglich, selber für sich zu kochen und damit zumindest ein wenig Eigenständigkeit zurückzugewinnen. »Wir wissen aus vielen Gesprächen, dass das ein ganz großes Bedürfnis ist«, sagte Franziska Giffey.
Optimal findet auch Sozialsenatorin Elke Breitenbach (LINKE) die Unterkunft nicht. Aber »es gibt einfach nicht genug freie Wohnungen, und es ist tausend mal besser, als in einer Turnhalle leben zu müssen«, gab sie zu bedenken.
Die Sozialverwaltung will bis Ende März alle Turnhallen an die Bezirke zurückgeben, anschließend müssen sie saniert werden. Wann dort wieder Sport getrieben werden kann, ist unklar. »Das wird dauern«, sagte Franziska Giffey.
Das Containerdorf ist für drei Jahre befristet und solle kein »Dauerprovisorium« für die nächsten 30 Jahre werden, versprach die Bürgermeisterin. 2018 will hier die Wohnungsbaugesellschaft Stadt und Land mit den Bauarbeiten für die geplante Siedlung auf den Buckower Feldern beginnen.mr