Fred Haase fühlt sich olfaktorisch herausgefordert
Mein Rückflug von Rabat nach Berlin. Nach vielen engen Kontakten mit Mitreisenden zwänge ich mich im Flieger auf Sitz 13b. So, nun entspannen und durchatmen.

Die Frau neben mir trägt ein sportliches Outfit, hat ihre Flicked-out-Bob-Frisur voluminös mit Haarspray modelliert. Ich präsumiere: Wella oder Taft. Der Herr am Fenster, von stattlicher Leibesfülle, hat mit chirurgischer Präzision Aftershave aufgetragen, nicht sparsam, nein, entschlossen! Ein heroischer Versuch, Rasurbrand zu verhindern. Das Orangenblüten-Duschgel, das er vermutlich morgens auftrug, hat sich nahezu verflüchtigt, einen Hauch wittere ich noch. Allerdings dominiert die Geruchsallianz aus Körperausdünstung und seiner wahrscheinlich signifikanten Vorliebe für Knoblauch hemmungslos. So ist das Bouquet, das meine sensorische Innervation verarbeiten muss, herausfordernd: fruchtig, streng, taftig, würzig Odeur oder Fehlkonstruktion weiterlesen










Mein allerliebster Papa, ich möchte jetzt gerade cool sein, lässig, selbstbewusst, doch es will mir nicht recht gelingen. Ich fühle mich unvollständig, wie ein Puzzle, bei dem das letzte Teil fehlt, wie ein Boot ohne Segel, wie Musik ohne Perkussion.
Mit ihrem Gedichtband »Mein Name ist Ausländer« setzte Semra Ertan ein kraftvolles Zeichen gegen Ausgrenzung und Alltagsrassismus. Die 1956 in der Türkei geborene Autorin lebte seit ihrem zwölften Lebensjahr in Deutschland. In über 350 Gedichten thematisierte sie ihre Erfahrungen als Tochter von sogenannten »Gastarbeitern«.

















