Wenn zwei sich streiten….

Ab zum Streitschlichter!

Malte Priesmeyer. Foto: Fred Haase

Als ich spazieren ging, entdeckte ich ein amtliches Schild an einer Hausfassade. Unter dem Berliner Bären stand deutlich und gut lesbar »Schiedsamt«. Obwohl ich zurzeit nicht besonders streitsüchtig unterwegs bin, war mein Interesse geweckt. Herr Malte Priesmeyer öffnete mir nicht nur die Tür, sondern war bereit, mir Fragen zu seiner Tätigkeit zu beantworten. Er ist Streit­schlichter geworden weil es einen unerfreulichen, teuren Streit in der Nachbarschaft gab. Da stellte sich die Frage, ob es nicht schnellere und günstigere Lösungen gibt, als vor Gericht zu gehen. Die Antwort auf diese Frage war das Schiedsamt.
Der Ablauf einer Schlichtung beginnt mit der Kontaktaufnahme zu ihm und einem Vorgespräch. Der Streit wird benannt, er erklärt wie ein Schiedsmann tätig wird. Ist Schlichtung gewünscht, wird ein Antrag aufgenommen. Zuständig ist das Schiedsamt, in dessen Bezirk die Gegenpartei wohnt. Schiedspersonen haben keine Ausbildung. Streit soll nicht über Paragraphen gelöst werden, sondern mit Lebenserfahrung und menschlichem Verhandlungsgeschick.
Bei einem Antrag wird die Gegenpartei zur Verhandlung eingeladen. Sie bekommt eine Antragskopie sowie das Angebot, ein Vorgespräch zu führen. Es ist erfreulich, wenn das angenommen wird. Dann sind beide Standpunkte bekannt, bevor die Kontrahenten in seinem Wohnzimmer aufeinandertreffen. Bei kniffligeren Rechtsfragen kann er beim Präsidenten des Amtsgerichts Neukölln um Rat fragen.
In zwei Dritteln aller Fälle führt die Schlichtung zum Erfolg. Wenn sie scheitert, kann der Streit finanziell aufwendig beim kommerziellen Mediator beigelegt, beziehungsweise von einem Gericht entschieden werden. Den Versuch, es schnell, gut und günstig beim Schiedsamt zu versuchen, ist es immer wert. Wer bei Malte Pries­meyer im Wohnzimmer sitzt, wird fast nie aggressiv. Er achtet in der Gesprächsführung darauf, dass es nicht eskaliert und greift bei Bedarf aktiv ins Gespräch ein. Er musste nur ein einziges Mal eine Verhandlung abbrechen.
Schiedsmänner und Schiedsfrauen sind auf Verschwiegenheit vereidigt. Oft geht es beim Streit um Bäume, Sträucher, Hecken, Zäune und ihre Höhe, Breite, Farbe oder Zustand. Richtung Innenstadt geht’s dann öfter um Lärm im Mehrfamilienhaus. Es kann aber auch vieles andere geschlichtet werden: Streit mit Händlern, Handwerkern und Dienstleistern, fast alles im Mietrecht und bestimmte Bagatelldelikte aus dem Strafrecht.
Das Schiedsamt arbeitet unabhängig ohne Polizei und Justiz. Meistens wird eine Lösung gefunden, bei der am Ende alle gewinnen. Wieder habe ich was dazugelernt. Moment, sucht da mein Nachbar etwa Streit? Er guckt mich aggressiv an. Nein, er ist nur in einen Hundehaufen vor seiner Haustür getreten.

Fred Haase
Kontakt: Schiedsamt Neukölln 3, Malte Priesmeyer,, 12359 Berlin, Tel. 0178-2439696, malte.priesmeyer@schiedsmann.de