Kein Freund der Altmieter
Alte Kämpen kennen Ziegert noch als Entmieter. Andere als Umwandler von Miet- in Eigentumswohnungen. Jetzt muss der Makler von Luxus-Immobilien in die Insolvenz.
Vor 40 Jahren soll die Firma Häuser unbewohnbar gemacht haben, um die Bewohner zu vertreiben. Ein zweifelhafter Job als Basis für Aufstieg und wirtschaftlichen Erfolg. Ein Motor der Gentrifizierung.
2014 erhielt Ziegert in einem großen Tagesspiegel-Interview Gelegenheit zur Selbstdarstellung. Dort lehnte er eine Mietpreisbremse ab und rühmte sich der Vermarktung eines Penthauses nahe dem Brandenburger Tor an ausländische Käufer für zu dieser Zeit außerordentliche 10.588 Euro pro Quadratmeter.
Aber die Branche sollte auch Verantwortung zeigen, damit »breitere Bevölkerungsschichten die Möglichkeit zur Eigentumsbildung erhalten.« Dazu wurde zum Beispiel die »Joanes- Stiftung« gegründet. Ihr Hauptziel war die Einflussnahme auf die innerstädtische großflächige Quartiersentwicklung zu Gunsten von Wohneigentum.
Als Beispiel für eine »Klientel mit niedrigeren Einkommen in günstigeren, einfacher ausgestatteten Wohnungen« diente das von ihm vertriebene Projekt »12053« auf dem Neuköllner »Kindl-Gelände«. Dort entstanden 120 Eigentumswohnungen bei durchschnittlich 3.300 Euro pro Quadratmeter und damit wohl um ein Drittel teurer als sonst in Neukölln (neukoellner.net). Die Entwürfe des beauftragten Architekten Tobias Nöfers wurden als »Betongold im Stuckmantel« verspottet (MieterEcho 12/2023).
Ziegert war in Neukölln vielfach als Makler tätig und fiel dabei immer wieder auf. So wurden im Schillerkiez überhöhte Kaufpreise von 5.900 Euro pro Quadratmeter gefordert (MieterEcho 2/2021). In der Donaustraße bot er noch im letzten Jahr Sozial- als Eigentumswohnungen an. Etwaige Bußgelder sollten für die neuen Besitzer übernommen werden (TSP 12.10.24). Aktuell werden Wohnungen in einem simplen Altbau in der Richardstraße, genannt »Wild Soul«, bis 7.500 Euro pro Quadratmeter sowie ein historisches Gehöft am Richardplatz als »Hofidylle« bis 11.500 Euro pro Quadratmeter angeboten.
Der insolvente Immobiliendienstleister besteht laut Eigendarstellung aus der Dachgesellschaft und zwei weiteren für Entwicklung und Vertrieb zuständigen Unternehmen und beschäftigt circa 180 Mitarbeiter. Mit dem Namen »Lebensgut« wurde ein zugehöriges Firmengeflecht unter Beteiligung von René Benko, dem »Signa«- und »Karstadt«-Bankrotteur, ausgemacht (Berliner Zeitung 22.3.2020).
Als Grund für die überraschende Insolvenz wird ein dauerhaft schlechtes Marktumfeld genannt. Dazu die Aussage Ziegerts von 2014: »Die Glücksritter werden den Markt wieder verlassen – und das begrüßen wir.«
Marlis Fuhrmann