Reparieren statt Wegwerfen

Enkel und ein Repair-Cafe bringen Oma zum Staunen

Wie immer kommt Oma Frieda Sonntagnachmittag zu Besuch. Die Familie sitzt vor den Kaffeetassen, und der selbstgebackene Bienenstich ist sehr lecker. Vom Gaming noch müde, lässt sich der vierzehnjährige Enkel Noah den Kuchen schmecken.

Der ehemalige Hausmeister im Repair-Cafe und Ali, ein fachlich versierter Schüler. Foto: Fred Haase

»Ach«, sagt Oma traurig, »gestern ist mein geliebter Kassettenrecorder kaputt gegangen. Er spielt nicht mehr. Leider repariert heutzutage keiner 21 Jahre alte Geräte und es wird wahrscheinlich sehr teuer.« Da wird Noah hellwach: »Du Oma, ich kann das!« Frieda staunt, fragt nach. »Wir haben an unserer Schule ein Repair-Cafe unter der Leitung eines ehemaligen Lehrers und Hausmeisters.« Noah holt sein Tablet und liest der Oma den Text aus dem Internet vor: »Seit 2016 gibt es ein »Repair-Café« an der Röntgen-Schule. Das Projekt findet im Rahmen des Ganztagsangebots statt. Die Zielgruppe als Reparierende sind Schüler, die im Rahmen des Nachmittagsangebots das »Repair-Café« betreuen. Rentner, ehemalige Schüler und geflüchtete Menschen als technische und ehrenamtliche Helfer sollen integriert werden, sowie Anwohner aus dem Kiez, denen Neuanschaffungen diverser Produkte zu teuer sind und die so auf das Repair-Angebot (Spielzeug, Möbel, elektrische Geräte, Fahrräder) zugreifen möchten. Ziel ist die Förderung der Nachhaltigkeit. Das Reparieren steht für die bewusste Abkehr von der sogenannten »Wegwerf-Kultur«, bei der viele defekte, aber noch neuwertige kaum benutzte Produkte oftmals entsorgt werden. Durch die mit einem »Repair-Café« einhergehende Öffnung von Schule wird ein generationenübergreifender Treffpunkt geschaffen und geschieht durch Einbezug von Reparaturaufträgen von außerhalb (zum Beispiel Möbel aus Kitas, Geräte von Vereinen und Sozialeinrichtungen) und durch Netzwerkarbeit mit Kooperationspartnern. Ein weiterer zentraler Punkt ist berufliche Orientierung der Schüler auf die Berufs- und Arbeitswelt. Sie haben die Möglichkeit, das »Repair-Café« im Rahmen des Nachmittagsangebots zu betreuen und Reparaturen durchzuführen. Durch die Entgegennahme von Aufträgen und gemeinsames Arbeiten wird für geflüchtete Schüler die Sprachbildung gefördert. Sie lernen in einem ungezwungenen und sinnstiftenden Arbeitsklima Berufsbilder, Sprache und Nachbarschaft kennen.«
Noah ist außer Atem. Oma Frieda ist begeistert, findet das Projekt schmunzelnd: »Geil! Morgen bringe ich den Recorder vorbei.« »Ach ja«, sagt Noah, »wir suchen dringend noch Mitstreiter. Vielleicht kann dein Nachbar, der für Kiez & Kneipe schreibt, einen Artikel über uns schreiben?«
Wer Lust hat mitzumachen oder Informationen braucht, wendet sich bitte an Reinhold Hoge, ehemals Fachbereichsleiter Arbeitslehre der Röntgen Schule

Fred Haase
Kontakt: rhoge@gmx.de