Olaf Helmut Pöschke 1951-2025

Ein Nachruf von Marta Stolle

Mein allerliebster Papa, ich möchte jetzt gerade cool sein, lässig, selbstbewusst, doch es will mir nicht recht gelingen. Ich fühle mich unvollständig, wie ein Puzzle, bei dem das letzte Teil fehlt, wie ein Boot ohne Segel, wie Musik ohne Perkussion.
In den letzten eineinhalb Jahren habe ich einen anderen Olly kennengelernt, einen schweigsamen, grübelnden, besorgten, von Schmerz gezeichneten Mann.
Doch wie oft warst du mir ein Vorbild, mein Fels in der Brandung.
Du hast mir gezeigt, dass mit Hirn, Herz, Humor und Hingabe fast alles möglich ist.
Durch deine Liebe zur Musik hast du so viele Menschen zum Jubeln, zum Klatschen und zum Tanzen gebracht. Vor allem aber hast du Menschen mit dir und miteinander verbunden.
Dein Lieblingsort war die Bühne. Die Lichter, die Band und die Groupies waren dein Lebenselixier.
Du warst Teil von vielen Projekten. »Riff« war bestimmt nicht deine erste Band. Später folgten die »los Barriga«. Neben »deseo Picante« und »Sarabande« hast du auch in vielen mehr oder weniger spontanen Arrangements, wie der »Sandmann-Schlagerband« mitgewirkt und die Trommelfelle nicht nur durch deine Hände, sondern auch durch deine Stimme zum Schwingen gebracht. King Louis, dein alter Ego, dein Scaten, hat dir viel bedeutet und dich, beim Performen, teilweise an den Rand eines Zusammenbruchs gebracht.
Nicht nur musikalisch hast du verschiedene Stationen angefahren, auch die Politik hat dich bewegt, die SEW, der Jugendverband oder der Bezirkselternausschuss.
Eine lange Strecke deines Lebens hast du bei der Deutschen Bahn verbracht. XXX Jahre, in denen du mir verschwiegen hast, dass du der Ehe gegenüber, doch nicht gänzlich abgeneigt warst. Durch gute wie durch schlechte Zeiten, ob Wende oder Wegrationalisierungen, Olly und Michi blieben sich treu.
Durch dein altberliner Mundwerk hast du mich nicht nur bilingual erzogen, sondern jeden Kneipenbesuch zu einem Erlebnis gemacht. Deine Witze, auch wenn an manchen Wertesystemen vorbei, waren ein Teil von dir und haben viele Menschen zum Lachen gebracht. Du hast polarisiert und auch für dich waren Grauzonen nicht dein Point of View.
Nun bist du nicht mehr da, doch wirst du in jeder unserer Zellen weiterleben. Zum Beispiel, wenn wir uns den Zeh an der Türschwelle stoßen und eine Welle von Schimpfwörtern aus unserem Mund entweicht, wenn wir versuchen, den neusten Witz darzubieten aber an der Pointe kläglich scheitern, wenn der Stammtisch von betrunkenen Hipstern eingekreist wird, wenn einem bei politischer Ungerechtigkeit die Worte fehlen.
Du fehlst, deine Tochter Marta.