Teil 3: Start-up ist nicht gleich Start-up und Neukölln macht sein Ding
In Teil 1 und 2 unserer Serie berichteten wir schon vom Bild, das gemeinhin von der Neuköllner Start-up-Szene besteht und von den konkreten Fördermöglichkeiten, die Land und Bezirk bereitstellen. Aber wie sieht die Neuköllner Start-up-Szene tatsächlich aus?
Nicht jedem gefällt die Entwicklung. Foto: jt
Egal ob die Start-up-Szene zum Heilsbringer auserkoren oder als heiße Luft abgetan wird, was genau mit dieser »Szene« gemeint ist, bleibt meist unklar. »Start-up ist ein Modebegriff, eigentlich geht es hier um Existenzgründung«, erklärt Clemens Mücke. Im Duden wird Start-up schlicht als »neu gegründetes Wirtschaftsunternehmen« definiert, während das Gabler Wirtschaftslexikon das geringe Startkapital der Neuunternehmer hervorhebt, die dann auf die Investition von Risikokapital angewiesen sind, um sich zu vergrößern. Folgt man dieser letzten Definition, müsste Neukölln ganz schnell von der Landkarte des »Berlin Valley« gestrichen werden. Start-up-Szene Neukölln: bloßer Hype oder große Chance? weiterlesen →
Seit 17 Jahren betreibt das Berliner Ehepaar Norbert und Roswitha Rotter die Altberliner Eckkneipe »Stammtisch« in der Weser-/ Ecke Finowstraße. Im Laufe der Jahre kam aber immer weniger Stammkundschaft, und die beiden Wirtsleute dachten ans Aufgeben.
Der Urneuköllner Wirt Norbert Rotter, es war kurz vor sechs. Foto: pschl
Es war ein Glücksfall, dass das Künstlerkollektiv »dollytakesatrip« vor zwei Jahren im Rahmen des Kunstfestivals »48 Stunden Neukölln« unter dem Motto »Kunst rettet den Stammtisch« eine Crowdfunding-Aktion für die Kneipe startete. Mit dem gesammelten Geld wurde eine Bühne gebaut und eine Beleuchtungsanlage installiert. Die Aktion war aber nicht auf »48 Stunden Neukölln« begrenzt. Fortan konnten diverse Künstler – Musiker, Tänzer, Performer, Schauspieler – die Bühne im »Stammtisch« für ihre Aufführungen nutzen. In sieben Minuten zum Stammgast weiterlesen →
Auf der ganzen Welt wickeln die Menschen ihre Lieblingszutaten in Teig ein und nennen sie dann Pirogge, Manti, Ravioli, Maultasche oder eben wie in Spanien und Lateinamerika: Empanada. Das »Colo Colo« in der Selchower Straße ist der erste Laden in Neukölln, der sich auf dieses klassische Streetfood spezialisiert hat — auf die chilenische Art. Den Namen »Colo Colo« haben sich Chefin Kristina und ihr Mann von einem Mapuche-Anführer geliehen. Damit sind sie nicht die Einzigen. In Chile tragen viele Straßen und der beliebteste Fußballverein diesen Namen und sogar ein Asteroid ist nach ihm benannt.
perfekte »Combo« Teigtaschen und Sandwiches. Foto: jt
Kristinas Vater kommt aus Chile, und es sind seine Rezepte, die sie verwendet, leicht abgewandelt und dem Neuköllner Publikum angepasst. Die Salsa konnte nicht so scharf wie das chilenische Original sein, und der Teig ist ohne Ei, damit auch die Veganer ihre Empanada bekommen können. Dass in der typischen Beef & Onion Empanada außer dem charakteristischen Kumin auch Rosinen drin sind, verschweigen Kristina und ihr Mann mittlerweile lieber, weil viele Leute sich davon abschrecken lassen. Tatsächlich kommen die Rosinen aber nur sehr dezent durch und verfeinern den würzigen Geschmack mit einer leichten Süße. Außer den Empanadas stehen auch noch Burger und Sandwiches auf der Karte, damit auch Teigtaschen-Muffel etwas finden. Empanada-Pioniere weiterlesen →
Seit 2005 lebt Mustafa Makinist in Neukölln. Hier betreibt er in der Briesestraße 6, den »Sozialen Computerladen«. Bis zu seiner Arbeitslosigkeit wohnte er in Spandau und arbeitete von 1998 bis 2005 dort bei einer Großhandelsfirma als Werkstattleiter und Service-Techniker für Computer. In Neukölln angekommen, half er bei einem Projekt mit Arbeitslosen, Obdachlosen, Senioren und Jugendlichen, ausrangierte PCs wieder flott zu machen. Anschließend wurden die an Bedürftige verschenkt. Daraus entstand 2007 der viel beachtete, gemeinnützige und anfangs auch geförderte Verein »Bighelp«.
Makinist für alle Computerfälle. Foto: rr
Viele Politiker, auch die Neuköllns, sahen das als gute Publicity, denn Mustafa Makinist hat türkische Wurzeln. Aber er sieht sich mehr als Macher und Schrauber, denn als Verwalter. Eine Vereinsleitung mit eigenem Laden bedeutete auch reichlich Bürokratie und viel Zeitaufwand zum Sichern von jeweils nur kurz befristeten Fördergeldern. Für seine eigene Altersabsicherung blieb dabei nichts übrig. Total soziale Elektronik weiterlesen →
Fräulein Brösel brennt für den sanften Schwipsgenuss
Arbeit ist Arbeit und Schnaps ist Schnaps – und Schnaps macht Arbeit. Wenn man ihn ernst nimmt und liebt wie die österreichischen und fränkischen Brenner, die die Elixiere herstellen, die von Fräulein Brösel seit 2013 in der Laden- und guten Gastronomieszene inzwischen diverser deutscher Städte vertrieben werden. Das Hauptquartier ihres »Schnapserwachens« ist seit einer Weile in der Friedelstraße. Dort werden gerade mal fünf Brände in drei Flaschengrößen verkauft, alle natürlich vorkostbar.
Fünf Fräuleins sollt ihr sein. Foto: hlb
Haselnuss, Mandel, Marille, Johannis- und Vogelbeere werden sorgfältig mit Alkohol zu milden Tröpfchen vergoren und destilliert, die (nicht nur) damenkompatibel weniger Prozente und feinere Noten haben als manch in Hals und Gaumen brennender Fusel, der sich Brand nennt. Die Haselnuss aus fränkischen und türkischen Nüssen schmeckt satt nach Nugat, die Mandel (demnächst aus mallorcinischen Mandeln) ist ein marzipaniger Gruß, die Aprikose aus der Wachau ein dezent süßer Digestif, die Johannisbeere hat cassisfruchtigen Ausdruck, und die Vogelbeere aus ebenfalls in Franken geernteten Ebereschenfrüchten überzeugt mit kräuter- und tresterartiger (H)ehrlichkeit. Fruchtig-feine Geister für die Seele weiterlesen →
Niederschwellige Pflege der »MoRos« vom »LaGeSo« nun endlich anerkannt
Das Jahr 2017 steht für den »MoRo Seniorenwohnanlagen e.V.« unter einem guten Stern. Zuerst bekam die Geschäftsführerin Sylvia-Fee Wadehn die Trägerschaft für den Verein anerkannt, und dann kam für sie das Größte, für das sie seit zwei Jahren kämpft: die Anerkennung für die Durchführung von niederschwelliger Pflege vom Landesamt für Gesundheit und Soziales (LaGeSo).
Mit tatkräftiger Unterstützung der Bundestagsabgeordneten Fritz Felgentreu und Mechthild Rawert (beide SPD) hat der »MoRo Seniorenwohnanlagen e.V.« nun als erster Berliner Verein die Möglichkeit, die entstandenen Kosten mit den Krankenkassen abzurechnen. Bisher hatten nur gewinnorientierte Pflegeunternehmen die Möglichkeit, diese Anerkennung zu erhalten.
Wadehn hat nun die Gewissheit, dass ihr Projekt in finanziell sicheren Gewässern angekommen ist. Sie hat es in den vergangenen zwei Jahren geschafft, einen Mitarbeiterstamm von 39 Arbeitskräften aufzubauen, mit denen sie niederschwellige Pflege in den drei Seniorenhäusern Rollbergstraße, Pflügerstraße und in der weißen Siedlung anbietet
Ständig gibt es einen Tag des Irgendwas. Vor Kurzem gab es den Tag der Muttersprache. Da finden wir zwei Worte mit 67 und 63 Buchstaben, die doch gewürdigt werden sollten:
»Grundstücksverkehrsgenehmigungszuständigkeitsübertragungsverordnung« und »Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz«.
Diese Worte, nach dem fünften Bier in gemütlicher Runde als Sprachübung mit einem Korken im Mund vorgetragen, geben dem munteren Beisammensein einen ungeahnten Kick.
Für Anfänger empfehlen wir die Worte »Verkehrsinfrastrukturfinanzierungsgesellschaft« mit 46, sowie »Restriktionsfragmentlängenpolymorphismus» mit nur 40 Buchstaben.
Von der Wiener Salonmusik bis zu elektronischen Klängen
Ein weites Spektrum an Musik, von Klezmer und Country bis zu Jazz und Klassik erwartet die Zuhörer der »Salonmusik« im März.
Der US-Amerikaner Louis Durra zeigt am 5. März mit seinem Klaviertrio, wie Popsongs und Electro zu groovender Jazzmusik verwandelt werden. Seine Fingerfertigkeit, sein Rhythmusgefühl und seine Sensibilität machen jeden seiner Auftritte zu einem besonderen Erlebnis.
Sveta Kundish, Patrick Farrell. Foto: Manuel Miete
Jiddische Musik und Klezmer gibt es am 12. März zu hören. Seit 2013 beschreiten der New Yorker Akkordeonist Patrick Farrell und die Sängerin Sveta Kundish neue kreative Pfade. Damit hauchen sie der mittlerweile etwas angestaubten Klezmer-Musik neues Leben ein und laden das Publikum zu einer Entdeckungsreise in ihre musikalische Gefühlswelt ein. Jazz, Klassik, Klezmer und Country im Zitronencafé weiterlesen →
Spannendes Ausstellungsprogramm im »KINDL-Zentrum«
Mit dem Vortrag »Vom Risiko der Verknappung« des Kunstkritikers und Kurators Hans-Jürgen Hafner, der sich durchaus geistreich, manchmal aber auch etwas schwer nachvollziehbar um die Begriffe »Malerei«, »Kunst« und »Bild« und deren Verhältnis zueinander drehte, endeten die ersten beiden großen Ausstellungen im Maschinenhaus des »KINDL«.
Ausdauerndes Publikum – interessiert an Verknappung .Foto: rb
Beide Ausstellungen, sowohl die große Einzelausstellung »Inhalt« von Eberhard Havekost in den oberen beiden Räumen M1 und M2, als auch die Gruppenausstellung »How long is now« im unteren Raum M0 zeigten, dass der Umbau der Räume gelungen ist und die Räumlichkeiten für ihre Zwecke sehr gut funktionieren. Zeitgenössische Avantgarde auf dem Rollberg weiterlesen →
Opern von japanischen Komponisten sucht der Berliner Opernfreund in den Spielplänen der drei großen Berliner Opernhäuser in der Regel vergebens. Die Neuköllner Oper füllt mit ihrer neuesten Produktion diese Lücke.
Mit »Rette uns, Okichi!«, das am 18. Februar Premiere hatte, präsentiert sie die europäische Erstaufführung der japanischen Oper »Kurofune« (Schwarze Schiffe), frei nach der Komposition von Kosaku Yamada, dem ersten japanischen Opernkomponisten.
Showdown mit Shogun. Foto: pr
In der Bearbeitung des Originalwerks nahm sich Regisseur Tomo Sugao die Freiheit, das groß angelegte Opernwerk mit nur drei Gesangskünstlern, dem stimmgewaltigen Bassbariton Tobias Hagge, dem nicht minder gesanglich imposanten Tenor Edwin Cotton und der zierlichen, aber stimmlich ebenfalls beeindruckenden Mezzosopranistin Yuri Mizobuchi im intimen Rahmen der Studiobühne zu inszenieren. Auf das große Orchester musste in dem kleinen Saal verzichtet werden, und so bestand die Instrumentierung lediglich aus Klavier, Saxofon, Schlagwerk und der japanischen Mundorgel Shō. Hello Kitty Harakiri weiterlesen →
»Flüchtling zu sein ist eine Situation, die hoffentlich ein gutes Ende nimmt. Niemals ist es ein Titel oder eine Bezeichnung für eine Person«, zitiert Hervé Tcheumeleu in seiner Rede zur Ausstellungseröffnung von »Flucht nach vorn« Ehrenamtskoordinator Mboya Ochieng aus Eberswalde. Tcheumeleu und Ochieng sind beide Vorbilder – für Migranten und Migrantinnen genauso wie für Menschen, die ihr Heimatland nie verlassen haben. Beide mussten auf ihrem Weg schwere Hürden nehmen, mehr opfern als andere, die das Glück einer leichteren Ausgangssituation hatten. Trotzdem haben sie es geschafft, haben studiert und helfen nun mit ihrer Arbeit anderen dabei, ihren Weg zu finden.
Porträts der Hoffnungen. Foto: pr
In dieser Ausstellung erzählt das »Afrika Medien Zentrum« viele solcher Erfolgsgeschichten. Die Portraits der unterschiedlichen Menschen lenken den Blick auf das Positive, auf das, was Hoffnung gibt und nicht auf die natürlich oft sehr beschwerlichen und grausamen Fluchterfahrungen. »Flucht nach vorn« weiterlesen →
»Gebrannte Kinder« im Heimathafen stellen Fragen einer Generation
Zehn junge Menschen sind in einem geschlossenen Raum isoliert und wollen etwas in Gang bringen, das die Welt »da draußen« verändert. Zehn junge Menschen agieren gegen Kapitalismus und Fremdenhass, gegen Grenzen und grenzenlose Finanzsysteme.
Wenn die Fetzen fliegen. Foto: pr
Was die Zuschauer beim Stück »Gebrannte Kinder« im Februar im Heimathafen zu sehen bekamen, waren die Anfänge einer Organisation von jungen Leuten, die alle das mehr oder weniger bestimmte Gefühl haben, dass etwas gewaltig schief läuft, dass es brennt in der Welt. Ohne Hierarchie und Anführer, ähnlich wie bei »Nuit Debout« in Paris, versuchen sie bei ihren teilweise sehr unterschiedlichen Vorstellungen von dem, was getan werden muss, einen Konsens zu finden. Dabei kommt es zu Streit genauso wie zu ausgelassenem Spaß, Gruppen bilden sich in der Gruppe, Grenzen werden überschritten und gezogen, Strukturen und Regeln aufgestellt und wieder verworfen. Wir müssen – aber wie? weiterlesen →
Der Film »Einfach das Ende der Welt« ist der neueste Film von Regie-Wunderkind Xavier Dolan, dem frankokanadischen Filmemacher, der schon mit seinem Debüt »I killed my mother« die Filmwelt ausnahmslos begeisterte. Ganz so liebevoll wurde sein aktuelles Werk nicht aufgenommen, beim Screening der Premiere auf dem Filmfestival in Cannes begleiteten Buh-Rufe die Vorstellung, den Jury-Preis gewann er trotzdem.
»Einfach das Ende der Welt« erzählt die Geschichte von Louis, einem Theaterautor aus der Großtadt, der in einem schwülen Sommer heimkehrt zu seiner Familie. Sein unangekündigter Besuch ist eine ebenso große Überraschung wie sein unangekündigter Abgang vor 12 Jahren, als er sang- und klanglos einfach ging. Das hat selbstverständlich Spuren hinterlassen, und es dauert nicht allzu lang, bis sich sämtliche Emotionen der Familienangehörigen Bahn brechen. »Einfach das Ende der Welt« weiterlesen →
Es ist unscheinbar, anspruchslos und wird sich bald wieder auf unseren Wiesen zeigen. Das Gänseblümchen, eine mehrjährige Pflanze, wird bis zu maximal 15 Zentimeter hoch und blüht von März bis fast November.
Für Liebesspiele. Historische Zeichung
Aber es ist auch teuer und ziert inzwischen diverse Gerichte in Nobelrestaurants. Dort werden für 100 Gramm frisch geerntete Blüten 16 Euro bezahlt.Auch die jungen Blättchen aus dem Inneren der Rosette schmecken köstlich, die Blüten und Knospen haben einen nussigen Geschmack. Es passt zu Salaten, in den Kräuterquark oder zu einer Wildkräuterbutter. Bald können die Blumen von den Spaziergängern gepflückt werden. Das Gänseblümchen weiterlesen →
Noch schlummern die heimischen Insekten in ihren Winterquartieren. Im Januar stellte ich einen Phantasiekäfer aus einem Kronkorken vor. Marienkäfer sind weltweit verbreitet.
Angriff der Coca-Cola-Käfer. Foto: rr
Meine Exemplare entstanden aus je einem schwarzen und roten Kronkorken einer koffeinhaltigen Brause. Benötigt wird nur ein Seitenschneider, eine Heißklebepistole, eine Zange zum Biegen, für ein paar Löcher eine Ahle, eine stabile Schere und ein schwarzer Marker. Nicht zwingend notwendig sind ein Hammer und Werkzeuge zum Blechformen, aber immer ganz wichtig: Freude am Pfriemeln.
Der schwarze Kronkorken wird zum Körper, während der rote, mittig mit der Schere geteilt, zu den Flügeln wird. Mit Punzwerkzeugen wären plastische Verformungen des Metalls möglich, wie auf dem Bild links zu sehen ist. Aus dem Draht entstehen die sechs Gliedmaßen, zwei Fühler und zwei Mundwerkzeuge. Alle Drahtenden werden mit Heißkleber unterm schwarzen Deckel verankert. Ebenfalls mit Heißkleber werden die beiden roten Deckelhälften, etwas gespreizt, auf dem Körper befestigt. Punkte darauf, fertig!
Seitdem ich erfahren habe, dass ich Oma werde, hat sich für mich die Sicht der Dinge geändert. Zu Beginn löste diese Tatsache eher Unsicherheit aus, denn meine Tochter hielt es nicht für notwendig, mich im Vorfeld zu befragen. Ich kann es nicht leiden, wenn ich vor vollendete Tatsachen gestellt werde, die mein Leben beeinflussen. Und Oma werden ist so etwas.
Immerhin habe ich mich inzwischen damit arrangiert. Seither sehe ich in Neukölln nur noch Schwangere und Mütter mit ihren Kindern. Auch meine Haltung zu dieser Gruppe ist milder geworden. Habe ich bis vor kurzem gerne die Straßenseite gewechselt, sobald Kinder und Mütter in Sicht waren, bin ich nun bereit, mich auf ein Gespräch mit ihnen einzulassen. Eigentlich entstehen nun ganz nette Situationen, und ich fühle mich daran erinnert, dass mir meine Tochter, insbesondere in den ersten Lebensjahren, viel Freude mit neuen Erlebnissen bereitet hat. Petras Tagebuch weiterlesen →
Rechte Gewalt gegen politisch anders Denkende ist nichts Neues und nichts Schönes. Ebenso verhält es sich mit der linken Gewalt. Beide Seiten bedienen sich der gleichen Instrumente und begehen Sachbeschädigungen oder greifen gar Personen an. Hier nutzt keiner den Dialog, da soll nur noch zerstört und beleidigt werden. Zeichen setzen, so heißt das wohl in diesen Kreisen.
Eigentlich sollen Demokraten Zeichen setzen. Das tun sie in Form von Demonstrationen und Diskussionen. Die Extremen sind da nicht dabei und wenn doch, dann bestimmt nicht, um zu diskutieren, sondern um zu blockieren.
Durch ihr Verhalten ändern die Gewalttäter rein gar nichts, außer dass sie bei dem Einen Angst und Entsetzen und bei dem Anderen Schadenfreude hervorrufen. Ändern können sie so nichts und es ist die Aufgabe der Demokraten, sich weiterhin angstfrei zu engagieren.
Das Neuköllner Bezirksamt. v.l.:Eberenz, Liecke, Giffey, Rrämer, Biedermann. Foto:mr
Seit dem 25. Januar stellt die AfD auch in Neukölln einen Stadtrat. Nach zwei gescheiterten Durchgängen wählte die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) im dritten Wahlgang Bernward Eberenz zum Stadtrat für die Abteilung Umwelt und Natur. Er erhielt 17 Ja-Stimmen und 16 Nein-Stimmen bei 13 Enthaltungen und sechs ungültigen Stimmen. Damit ist das Bezirksamt komplett.
Zwischenzeitlich hatte Jörg Kapitän, Fraktionsvorsitzender der AfD für Unmut gesorgt. Nach dem zweiten Wahlgang bot er an, man könne über die Konsensliste reden, sobald der Kandidat gewählt sei. Politik sei schließlich ein Geben und Nehmen. Neuköllner Bezirksamt ist komplett weiterlesen →
Die Parteien ermitteln ihre Wahlkreiskandidaten für die Bundestagswahl 2017
Nicht nur die Kiez und Kneipe bereitet sich auf die Bundestagswahl im September vor, auch die Parteien müssen sich Gedanken machen, wer für sie ins Rennen gehen soll. Aber wie wird ein Bundestagskandidat eigentlich zum Bundestagskandidaten? Wenn alle nur auf die eigentliche Bundestagswahl schauen, bleibt diese wichtige Frage weithin unbeachtet. Die Sprecher der größeren in Neukölln vertretenen Parteien erklären, wie in ihrer eigenen Partei die Wahlkreiskandidaten ermittelt werden. Wer wählt, wer kann gewählt werden? weiterlesen →
Nachrichten aus dem »Neuköllner Tageblatt« vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe
Nr. 31 – Mittwoch, 7. Februar »Keine Ereignisse von Bedeutung.« Wenn von den verschiedenen Kriegsschauplätzen in den letzten Tagen gemeldet wurde »Keine Ereignisse von Bedeutung«, so hat indessen doch nirgends der Kampf auch nur eine Sekunde gestockt. Auf der gesamten 2000 Kilometer langen Front in Belgien, Frankreich, Rußland, Rumänien und Mazedonien stehen in den Gräben=Labyrinthen die Truppen zu jeder Stunde des Tages und der Nacht am Gewehr, stets bereit, jeden Versuch des belagerten Feindes, den Gürtel der Belagerer zu sprengen, zurückzuweisen. Die Beobachter der Artillerie und Minenwerfer stehen Tag und Nacht auf ihren Posten. Die Batterien, verborgen in Wäldern, in Schnee und Eis versunken, sind jede Minute feuerbereit. An Hunderten von Abschnitten kommt es zu Artilleriekämpfen, Feuerüberfällen und heftigen Kanonaden, die Zähigkeit und Pflichttreue verlangen, auch blutige Opfer fordern. In der Nacht schieben sich Patrouillen vor die Drahtverhaue, kauern die Horchposten in Sappenköpfen und Granattrichtern und vollbringen stille Heldentaten, die nieman kennt. Neuköllner Alltägliches weiterlesen →
Wenn es in ländlichen Gebieten oder kleinen Gemeinden brennt, hilft dort immer die Freiwillige Feuerwehr. Was nur wenige wissen, auch in der Millionenstadt Berlin gibt es neben der Berufsfeuerwehr gut organisierte Freiwillige Feuerwehren in allen Bezirken. Ihre rund 1.400 ehrenamtlichen, gut ausgebildeten Mitglieder sind ständig dienstbereit. Die Freiwilligen unterstehen der Berufsfeuerwehr, sind daher gleich gekleidet und ebenso ausgerüstet. Was unterscheidet sie also von den hauptberuflichen Helfern?
Tatü-Tata, wir sind gleich da! Foto: pr
Das erklären Wehrleiter Björn Zirkel von der Freiwilligen Feuerwehr Rudow und Gudrun Nägeler, die Vorsitzende des Fördervereins, der die Wehr unterstützt.
Rudow hat eine lange Ortsgeschichte als märkisches Dorf. Die Eingemeindung in die Großgemeinde Berlin 1920 hat zwar baulich das Dorf Rudow fast verschwinden lassen, verändern konnte das aber den bis heute lebendigen Dorfgemeinschaftscharakter kaum. Wohl deshalb gibt es noch immer die 1904 gegründete Freiwillige Feuerwehr Rudow. In Zeiten der Teilung Deutschlands sollten ursprünglich alle im ehemaligen Westteil Berlins etablierten Freiwilligen Feuerwehren abgewickelt werden. Doch schnell wurde erkannt, dass die Berufsfeuerwehr die an sie gestellten Anforderungen nicht immer ausreichend erfüllen konnte. Die Retter von Rudow weiterlesen →
Im ersten Teil der Serie ging es um den Eindruck, den die Neuköllner Start-up-Szene auf den ersten Blick vermittelt. Aber welche Fördermöglichkeiten gibt es von Land und Bezirk?
Wie bunt und jung die Neuköllner Gründerszene auch wirken mag, ohne Geld geht auch hier nichts voran. Das weiß auch Clemens Mücke von der Abteilung Wirtschaftsförderung des Bezirksamts Neukölln. Um Start-ups nach Berlin zu holen wird eine Menge getan: Nach dem »Brexit« gab es sogar eine Initiative des Landes Berlin, bei der gezielt Start-ups aus London auf den Wirtschaftsstandort Berlin aufmerksam gemacht werden sollten. Fünf Unternehmen sind dem Ruf schon gefolgt.
Gemeinsam arbeiten für eigene Projekte.Foto: pr
Unterstützt werden die Unternehmensgründer in Neukölln vor allem mit Beratungshilfen, es gibt aber auch die Möglichkeit, Zuschüsse für die Beschaffung von Hardware und Produktionsmitteln, oder auch für Immobilienkäufe zu bekommen. Je nach Einzelfall werden hier bis zu 30 Prozent der Kosten übernommen. Start-up-Szene Neukölln: bloßer Hype oder große Chance? weiterlesen →
Jeder sucht ab und zu nach etwas neuem für seine vier Wände – sei es eine Inspiration, ein Farbwechsel oder einfach ein neues Blümchen für den Balkon. Farbe im herkömmlichen Sinne gibt es im »Golden« zwar nicht, dafür gibt es unter anderem schöne Wohnaccessoires und Pflanzen.
Wohlfühlen in der Sonnenallee. Foto: pr
Margret und Gisa Schleef sind Mutter und Tochter, die das Projekt »Golden« in der Sonnenallee 64 im November 2016 gestartet haben. Für Margret Schleef, die das Pflanzengeschäft »Blattgold« in der Weserstraße leitet, ist es quasi der zweite Laden. Im Vordergrund des »Golden« steht jedoch zum großen Teil ihre Tochter. Goldenes Wohnen weiterlesen →
Sie trotzen gelassen den gastronomischen Trends und Experimenten: die Alt-Berliner Kneipen, wo noch ohne schlechtes Gewissen geraucht und gesoffen und auch mal lautstarker Lebensfreude wie Sentimentalität Ausdruck verliehen und dem Klatschbedürfnis wie der Spiel- und Sportleidenschaft gefrönt werden darf. Zum Glück halten sich auch im Reuterkiez einige dieser Institutionen wacker.
KIEZKULTURERBE »Herthaner«. Foto: hlb
Im »Wesereck«, den »Lenau-Stuben« oder der »Oase« zählen Ehrlichkeit, Echtheit und gepflegte, günstige Getränke statt Hipness und Hype.
»Die Oase macht den Kiez aus«, meint Mittsechzigerin Bärbel, die gern für ihre blonde Chefin Rosi Höpfner am Tresen einspringt – »Hier kennen sich alle.« Und wer hier noch keinen kennt, wird beim Bedienen der Jukebox, beim Billardspielen oder an einem der Bierfasstische schnell eingemeindet. Natürlich hilft man sich auch untereinander, mit Rat sowieso, beim Umziehen auch mit Tat. Gute Nachbarschaft eben. Bei DAB und Warsteiner erfreuen sich spätabends auch zunehmend jüngere Leute am speziellen, über Jahrzehnte gereiften Flair. Die kleinen Kneipen in unseren Straßen weiterlesen →
Griechische Spezialitäten zwischen Sudpfannen. Foto: pr
Die Geschichte des bayerischen Königs Otto I. ist in Griechenland bekannter als in Deutschland. Hierzulande kennt kaum einer den Sohn von König Ludwig I., der von seinem Vater, einem glühenden Verehrer der antiken griechischen Kultur und Dichtkunst, 1832 nach Griechenland geschickt wurde, um das griechische Volk, das kurz vorher seine Unabhängigkeit erlangt hatte, zu regieren. Er brachte den Griechen einige der prachtvollsten Bauwerke in Athen – und das Bier, gebraut nach dem bayerischen Reinheitsgebot.
»Also ein perfekter Name für dieses Café«, meint Nikoletta Bousdoukou, die Wirtin des »König Otto«. »Er passt zu dem Monumentalen des Sudhauses wie zum Ambiente der ehemaligen Brauerei.« Sie ist froh, dass es nun endlich losgegangen ist. Tante Poppi kocht im KINDL weiterlesen →
Mit den Räumlichkeiten des Bestattungs- und Fuhrunternehmens »Gustav Schöne OHG«, die sich in unmittelbarer Nachbarschaft der Buchhandlung »Die gute Seite« befinden, haben die beiden Betreiberinnen einen idealen Platz für ihre Veranstaltungen gefunden. Die große Feierhalle »Rixdorf« wird normalerweise für Trauerfeiern genutzt. Zuletzt wurde Roman Herzog hier verabschiedet, bevor seine sterblichen Überreste an seine letzte Ruhestätte nach Westdeutschland überführt wurden.
Zwei Autoren und eine Buchhändlerin. Foto: rb
Der bestuhlte Raum, der Platz für 80 Personen bietet, verfügt über eine so gute Raumakkustik, dass die Vortragenden auf ein Mikrofon verzichten können, ohne ihre Stimmen übermäßig strapazieren zu müssen. So bleibt auch bei einer gut besuchten Lesung eine gewisse Nähe zwischen Vorlesern und Zuhörern erhalten, die eine zwanglose und spontane Interaktion zu jeder Zeit ermöglicht. Doppelt warme Herzen weiterlesen →
Frauen erobern zunehmend männliche Domänen. Auch in einer etwas härteren Sportart wie Eishockey können sie sich mittlerweile behaupten.
Beim Benefiz-Eishockeyspiel am 7. Januar im Eisstadion Neukölln trafen die Eisladies Berlin des seit 1890 bestehenden Mehrspartenclubs OSC (Olympischer Sport-Club) Berlin auf die Herrenmannschaft des ERSC Berliner Bären.
Jan-Christopher Rämer bei seiner alten Leidenschaft. Foto: pr
Laut Reglement dürfen Frauen nur in der Halle spielen. Das gilt allerdings nicht bei Benefizspielen. Bei heftigem Schneetreiben, eisiger Kälte und unter freiem Himmel lieferten sich die OSC Eisladies Berlin mit ihren Kontrahenten packende Spielszenen, mussten sich aber schließlich 2:10 gegen die Berliner Bären geschlagen geben. Der 6:1-Rückstand im ersten Drittel war nicht mehr aufzuholen. Eisladies gegen Berliner Bären weiterlesen →
Schon bei der Ouvertüre wird ausgiebig und lustvoll gestöhnt, und damit wird vom ersten Moment an klar, worum es an diesem Abend in der Neuköllner Oper geht – um Sex und um Lügen. In der »Fledermaus«, einem musikalischen Lustspiel nach Johann Strauß, das am 26. Januar Premiere hatte, belügt und betrügt jeder jeden.
Die Geschichte dreht sich um einen Mann, der ins Gefängnis muss, sich aber vorher ohne seine Frau auf der Orgie eines Prinzen austoben will. Derweil vergnügt sich die Gattin zuhause mit ihrem Liebhaber. Auch sie erscheint schließlich auf dem Fest, wo sie ihren Mann erkennt, der sie aber nicht. Sogar die Kammerzofe darf unter einem schlechten Vorwand mit. Und so erfährt jeder, dass er dem anderen nicht trauen kann. »Dein Mann gibt dem Begriff Lüge eine ganz neue Bedeutung«, heißt es an einer Stelle. Frivole Fledermaus weiterlesen →
Seit fast 20 Jahren bereichert Timo den Alltag von Menschen in ganz Berlin mit seinen Gedichten. Er lebt in Neukölln, weil das seiner Meinung nach die beste Wohnlage ist, und macht jeden Tag die gleiche Runde durch Berlin, weil er »eine wissenschaftliche Affinität zum Immergleichen« pflegt. Er spricht Menschen an, fragt sie, ob sie nicht gerne »eine kleine Alltagsbereicherung« hätten und rezitiert selbstverfasste Gedichte, die Momentaufnahmen von Sinneseindrücken sind. Farbe und alles was die Sinne stimuliert ist für Timo von Bedeutung. Er wünscht, die Menschen würden erkennen, wie viele Möglichkeiten die Erde bietet, um die Sinne zu anzuregen. Seine Gedichte sollen dabei helfen und als »Alltagsunterhaltungssymphonie« die Menschen dazu anregen, sich frei zu entfalten.
Fast jeder, der in Neukölln wohnt, ist Timo schon einmal über den Weg gelaufen, doch fast keiner weiß, dass hinter dem ungezwungenen Mann mit seinen Gedichten ein ganzes philosophisches Konzept steckt. Mit Kiez und Kneipe spricht Timo über seine Gedichte, seine Lebensphilosophie und seinen Wunsch nach mehr Sinnesunterhaltung im Alltag.
Draußen ist es eher trist und grau. In der Galerie im Körnerpark dagegen explodieren die Farben. Sattes Gelb, leuchtendes Rot oder knalliges Pink springen den Besucher geradezu an. Draußen trist – drinnen bunt weiterlesen →
Sie nennen sich »Otollo4«, haben sich in Basel kennen gelernt und touren gerade durch Europa. Am 7. Januar machten die vier jungen Jazzmusiker aus Australien, Frankreich und Deutschland Station im »Peppi Guggenheim« in der Neuköllner Weichselstraße.
Die Band »Otollo4« Foto: pr
Was die Zuhörer geboten bekamen, war mitreißender Jazz vom Feinsten. Eigene originelle Kompositionen mit packenden Rhythmen begeisterten das Publikum. Stilistisch war die Musik nicht leicht einzuordnen, blieb dadurch aber immer spannend. Jedes Stück hatte seinen eigenen Charakter, trotzdem war das Programm homogen. Sogar Punkmusik war beim Stück »Knup« zu hören. Guter Geschmack im »Peppi Guggenheim« weiterlesen →
Kaum eine Musikrichtung ist so vielfältig wie die Jazzmusik. Eigene Spielarten, von Dixieland bis zur freien Improvisation, aber auch Einflüsse aus Klassik, Soul, Latin, Pop und Rock bestimmen das weite Feld des Jazz.
»Vorwärts/Rückwärts«. Foto: Verena Eidel
Das Konzert des Trios »Vorwärts/Rückwärts« am 5. Februar nähert sich der klassischen Kammermusik an. Auch die Besetzung – Cello, Kontrabass und Posaune – zeugt davon. Doch im Gegensatz zur Klassik, bei der die Musik auf Noten vorgegeben ist, improvisieren die drei Instrumentalisten – Maike Hilbig am Kontrabass, Johannes Fink am Cello und Gerhard Gschlößl an der Posaune – und sind somit Komponisten und Ausführende zugleich. Dynamik und Klang, das Zuhören und spontane Reagieren auf die Mitmusiker sind die Parameter dieses ungewöhnlichen Ensembles. Grenzüberschreitungen weiterlesen →
Der Film »Nocturnal Animals« feierte seine Premiere im September letzten Jahres auf dem Filmfestival in Venedig. Tom Ford, der Regisseur und Drehbuchautor des Films, hat nach seinem Debütfilm »A Single Man« aus dem Jahr 2005 mit »Nocturnal Animals« einen Neo-Noir-Film geschaffen, der in stilistisch bestechenden Bildern eine wunderschöne Fantasie des Grauens schafft. Genauso verstörend wie betörend.
Ford, der eigentlich Mode-Designer ist, schrieb auch das Drehbuch, das auf dem Roman »Tony und Susan« des Schriftstellers Austin Wright basiert. Im Zentrum der Handlung steht Susan, eine unglücklich verheiratete Galeriebesitzerin, die ein ernsthaftes Schlafproblem hat. Richtig düster wird es, als sie per Post das Manuskript für einen Roman ihres Ex-Mannes erhält. Der Roman ist nicht nur ihr gewidmet, sondern scheint auch metaphorisch Parallelen zu ihrer gemeinsamen Vergangenheit aufzuweisen. Edward, der Ex-Mann, bittet Susan, den Roman zu lesen. In einer schlaflosen Nacht beginnt Susan mit der Lektüre, und der Albtraum nimmt seinen Lauf. Rache als Roman weiterlesen →
Die zurückweichenden Gletschermassen der letzten Eiszeit ließen »Berge« aus Geschiebemergel und Sand in Berlin und Umgebung zurück. Darauf drehten sich um 1860 noch etwa 150 Windmühlen. Die aufkommende Konkurrenz windunabhängiger Antriebe zwang später fast alle Windmühlenbetriebe zur Aufgabe. So erstaunt, dass noch heute acht Windmühlen in Berlin existieren. Zwei von denen befinden sich an historischer Stelle in Neukölln.
Jungfernmühle. Foto: rr
Die Jungfernmühle in der Gropiusstadt, eine achteckige Galerie-Holländer-Kornmühle, ist die älteste noch erhaltene Mühle Berlins. Korn wurde hier noch bis zum Frühjahr 1980 gemahlen, wenn zum Schluss auch nur noch elektrisch. Sie war die letzte Mühle der Stadt, die aus wirtschaftlichen und nicht aus musealen Gründen noch arbeitete. Ihre imposanten Jalousieflügel und das Flügelrad sind leider nur Attrappen. Die Mühle selbst ist nun ein Restaurant und steht, wie alle anderen Mühlen Berlins, unter Denkmalschutz. Vermählung statt Vermehlung weiterlesen →
Bald wird sie wieder wachsen an Straßenrändern oder in unseren Parks: die Brennnessel (Urtica dioica). Sie ist eine unscheinbare Alleskönnerin. Seit ewigen Zeiten wächst sie schon bei uns, und ihre Brennhaare haben sie vor Ausrottung geschützt.
Alleskönnerin. Historische Zeichung
Sie wirkt blutreinigend, entwässernd, putzt den gesamten Verdauungstrakt durch und aktiviert die Abwehrkräfte. Sie ist sehr siliziumhaltig, reich an Eisen, Magnesium, Kalium und Kalzium, enthält die Vitamine C (doppelt so viel wie Zitronen), A, B und K. Die Brennnessel weiterlesen →
Der Januar hatte schon ein paar recht kalte Tage. Ob diese nur kurze Kältezeit ausreicht, um die Population der Mücken merklich zu reduzieren, darf angezweifelt werden. Ich hoffe dagegen, dass alle Nützlinge gut überwintern können. Meinen »Kronkorkenkäfern« sind die jahreszeitlichen Temperaturschwankungen ohnehin egal.
Die Beine, Fühler und Mundwerkzeuge sind aus normalem Blumendraht gedreht. Die einzig benötigten Werkzeuge sind eine Flachzange, ein Seitenschneider, eine feine Ahle und eine Heißklebepistole. Alle sechs Beine habe ich aus einem Stück Draht gedreht. Wem das zu schwierig ist, kann sie auch einzeln herstellen, da später alles sowieso mit Heißkleber unterm Korken verankert wird.
Die Enden des Fühlerpaars sowie die der zwei Mundwerkzeuge werden durch vier kleine, mit einer Ahle gestochene Löcher an der Kopfpartie zur Kronkorkenunterseite hin gesteckt. Auch sie werden mit Kleber fixiert. Die Augen sind Punkte des Heißklebers. Wer keinen schwarzen Klebestick hat, kann ebenso die allgemein gängigen farblosen nehmen. Jeder Kronkorken eignet sich als Käfer-Körper. Wie auf meinem Bild zu sehen ist, unterstützt die Art des Firmenaufdrucks die Illusion von Kopf und Rumpf.
Die Post oder auch die Firma DHL sind immer wieder eine Quelle des Suchens. Diesmal kann ich noch nicht einmal sagen, welche der beiden Firmen ihren Job nicht richtig gemacht hat.
Am 22. Dezember des vergangenen Jahres lag eine Benachrichtigung über eine Briefsendung in meinem Briefkasten. Der Aufforderung, die Sendung in der Postfiliale in den Neuköllner Arcaden abzuholen, folgte ich. Nach über einer Stunde vorweihnachtlicher Wartezeit erklärte mir die Mitarbeiterin, dass für mich keine Briefsendung eingetroffen sei, sie mich aber anriefe, sobald diese ankomme. Natürlich rief sie mich nicht an. Ich hatte es auch nicht erwartet und habe gut verstanden, dass sie mich ohne Krawallszene loswerden wollte. Petras Tagebuch weiterlesen →
Auch dieses Jahr treten wieder einige Gesetzesänderungen in Kraft, die den Geldbeutel der Neuköllner betreffen.
Die wichtigste Änderung zuerst: Der gesetzliche Mindestlohn wird zum 1. Januar auf 8,84 Euro brutto je Zeitstunde erhöht. Das bedeutet eine Erhöhung um vier Prozent. Die prognostizierte Inflationsrate für dieses Jahr beträgt knapp zwei Prozent. Eine weitere Neuerung für die Arbeitnehmer ist die Einführung der Flexi-Rente. Ab 1. Januar gilt: Wer eine Regelaltersrente bezieht und trotzdem weiterarbeitet, erhöht seinen Rentenanspruch, wenn er weiter Beiträge zahlt. So kann ein Arbeitnehmer seine Rente um bis zu neun Prozent jährlich steigern. Was bringt das neue Jahr? weiterlesen →