Im Schillerkiez braut sich was zusammen
Wer liebt es nicht: das Glas Bier nach getaner Arbeit oder nach einem Ausflug. Die Gelegenheit dazu hat der abgekämpfte erholungsbedürftige Tempelhofer Feldbesucher im Brauhaus »neulich«. Unweit des Feldes in der Lichtenrader Straße, Ecke Selchower Straße ist seit April von Lina Thiele, Steffen Brückner, Michael Lipp, Julius Hausl und Hendrik Fritze das kleine Brauhaus eröffnet.
Michael Lipp hat lange Zeit im Einzelhandel gearbeitet, war dessen überdrüssig und wollte seinem Leben eine neue Farbe geben. Zusammen mit dem Brauer Steffen Brückner war schnell die Idee geboren, sich dem Bier zu widmen. Brückner hat Chemie studiert und erlernte mehr durch Zufall die Kunst des Brauens, ist seither infiziert und mit ganzem Herzen bei der Arbeit.»Da kannste nich meckern« würde der Berliner sagen, wenn er voll des Lobes ist. Je nach Brauvorgang hat das Bier seine besondere Note. Nicht nur das Brauen von Pilsener, Weizenbier, auch India Pale Ale oder Red Ale stehen auf seiner Liste. Weitere Biersorten sind in Planung und werden dann ständig verändert. Beim Verkosten der Biere im Sonnenschein waren sich die Teilnehmer einig, dass jedes Bier sehr gelungen ist, nur die Geschmäcker sind sehr unterschiedlich. Der eine mag es eben etwas hopfiger, der andere malziger.
Das »neulich« ist insofern ein mutiger Schritt, als die Schlüsselübergabe am 1. April war. Wenige Tage später wurde eröffnet. Die Renovierungsarbeiten finden an den Schließtagen statt. So sieht das Lokal zur Zeit jedes Mal anders aus, als beim vorherigen Besuch. Aber schon jetzt ist der Raum ein Platz, an dem sich der Gast wohl fühlt. Eine Lichtinstallation gibt dem Raum je nach Bedarf die richtige Stimmung. An einer Wand stehen Kisten, die als Sitzmöbel dienen und auch das Malzlager beherbergen. Ein dezenter Malzgeruch macht diese Plätze zur Besonderheit. Noch ist der Platz für eine Tischtennisplatte da, an der jeden Donnerstag bei Ping-Pong neue Kontakte entstehen. Wenn da noch das kühle Bier hinzukommt, steht neuen Freundschaften nichts im Wege.
Im Moment werden etwa 500 Liter pro Woche gebraut. Das reicht gerade mal für die Kneipengäste. Geplant ist jedoch, die Produktion in einer externen Brauerei zu erweitern, die ihre Geräte zur Verfügung stellt. Erst dann ist die Abfüllung in Flaschen möglich. Neben kulturellen Veranstaltungen ist zukünftig auch der Verkauf von Brotzeiten geplant.
Wenn das Bier im Brauprozess gefiltert wird, bleibt Malzschrot übrig. Das, mit zwei Teilen Weizenmehl vermischt, ergibt »Treberbrot«. So dürfen sich die Kunden schon heute auf das Ergebnis aus der Versuchsbäckerei freuen und können dieses Brot mit gutem Gewissen essen, denn das ist Nachhaltigkeit.
ro
Brauhaus »neulich«
Selchower Straße 20
Di-So ab 16 Uhr