Hähnchenmägen und Pistolen

Bulgarische Lebensfreude im »Mehana Balgaran«

Weit über 17.000 Bulgaren leben in Berlin, bulgarische Restaurants hingegen gibt es nur wenige. Rustikal ist der erste Eindruck, den man vom Ende letzten Jahres eröffneten »Mehana Balgaran« in der hinteren Karl-Marx-Straße (das Stammlokal gleichen Namens befindet sich in der Boddinstraße 61) bekommt.

Mehana
Unter Knarren.                                                                                                                                                                               Foto: mr

Massive, dunkle Holzbänke und -tische – auch draußen mit Blick auf »Cosy Wash« und Shell-Tankstelle –, Holzregale an den Wänden, bestückt mit Weinflaschen, Vasen und alten Pistolen(!), sowie die schweren, auch in Holz eingeschlagenen Speisekarten versprechen zünftige Stunden.Die umfangreiche und für Nichtkenner der Kulinarik des Ostbalkans zum Glück bebilderte Speisekarte hat es auch wirklich in sich und zelebriert die traditionelle Landesküche von der Vor- bis zur  Nachspeise. Hähnchenmägen und Pistolen weiterlesen

Der Herthaschatz am Hermannplatz

Im »Brinks« regiert die »Alte Dame«

Egal ob man mit der Hertha fiebert oder Anhänger eines anderen Fußballvereins ist, das »Brinks« in der Hasenheide 117 direkt am Hermannplatz heißt jeden Gast gleichermaßen willkommen.
Seit nunmehr zwölf Jahren bietet die Sportsbar nicht nur Fußball live auf zwei Großbildschirmen an, sondern spendiert bei jedem Tor des Berliner Traditionsvereins eine Lokalrunde Schnaps. Da wird auch so mancher Nichtfußballer zum Hertha-Fan.

Brinks 1
Hier sieht man blau-weiß.                                                                                                                                                     Foto: cal

Und weil Biertrinken und Fußballschauen untrennbar miteinander verbunden sind, hat das »Brinks« gleich acht Biere vom Fass im Angebot. Nichtraucher haben allerdings einen schweren Stand, denn für die meisten Besucher gehört die Zigarette zum genussvollen und spannenden Public Viewing einfach dazu. Wenn die »Alte Dame« spielt, sind immer beide Bildschirme belegt, ansonsten läuft die Bundesliga-Konferenz.
Aber auch andere Sportarten wie Boxen, Radrennen oder Leichtathletik werden auf Wunsch gezeigt. Der Herthaschatz am Hermannplatz weiterlesen

Hossa Barbarossa!

Geselligkeit hoch drei in der Rixdorfer »Rotbart Bar«

In der Regel hatten die Wikinger rote Bärte. Kein Kalauer ist, dass die dezent rotbärtigen Freunde Simon Frohberger und Sebastian Tillmanns am Böhmischen Platz einen entspannten Treffpunkt namens »Rotbart Bar« für alle kulturfreudigen Kiezbewohner eröffneten.

Rotbart Tresenraum
ERST rot, dann blau.                                                                                                                                                                  Foto: hlb

Trotz halbjähriger Renovierung gelang es den kiezverbundenen »Barbarossas«, eine zeitlose Eckkneipenpatina zu bewahren und dem einst hier ansässigen »Stumpfen Eck« durch einen beeindruckend langen, inselhaft zentralen und schön kommunikativen Tresen noch eins an Urigkeit drauf zu setzen. Hossa Barbarossa! weiterlesen

Stachelhaar – wunderbar

Im »Salon Igel« ist ein Friseurbesuch ein Erlebnis

Salon Igel
Yvette BErger vor ihrem Salon.                                                                                                                                           Foto: fh

Zugegeben, es ist nicht unbedingt die Regel, dass eine Zeitung sich für Friseure interessiert – aber das wäre nicht die erste Regel, mit der im »Salon Igel« in der Sonnenallee gebrochen wird. Schon beim Betreten des Salons wird mir statt einem »Bitte warten Sie kurz!« ein »Hallo, wie geht es dir?« zugerufen. Die Stimme gehört der neuen Inhaberin Yvette Berger, die seit April für die Verschönerungen auf dem Kopf verantwortlich ist. Mit Yvette kamen eine Menge Ideen in den Traditionssalon. Unterstützt wird sie von Loni und Anita, die sich bereits seit 38 Jahren darum kümmern, dass sich die Köpfe der Kunden sehen lassen können. Stachelhaar – wunderbar weiterlesen

Sollen sie doch Kuchen essen!

Eine neue Anlaufstelle für Köstlichkeiten aus der Röhre

Coffee&Deli
qUEEN of Muffins.                                                                                                                                                                            Foto:jt

Schon wieder ein neues Café in Neukölln? Mal sehen, womit das »Coffee & Deli« auf der Hermannstraße so aufwarten kann.
Das kleine Café ist einladend mit hellem Holz und frischem Grün eingerichtet, aber zum Reden nimmt mich Anna kurzerhand mit in die Küche, denn sie hat zu tun. Genauer gesagt zu backen, denn die große Glastheke vorne im Laden will schließlich auch am nächsten Tag wieder mit allerhand Gebäck gefüllt sein. Das ist das Besondere hier: die riesige Auswahl an hausgemachten Kuchen, Muffins, Tartes und Pies, wie man es in Neukölln selten, ja fast nie zu Gesicht bekommt. Sollen sie doch Kuchen essen! weiterlesen

Die obergu(d)te »Dicke Linda«

Ein Wochenmarkt geht online

Produkte eines realen Wochenmarktes im Internet einkaufen: Dieses
deutschlandweite Pilotprojekt wird nun in Berlin Wirklichkeit. Seit Kurzem präsentieren sich die Erzeuger des Landmarktes »Die Dicke Linda« mit ihren Produkten auf www.obergudt.com, einer Plattform für Lebensmittel aus der Region.

DIEDICKELINDA - Marktansicht
Analoges Markttreiben.                                                                                                                                                            Foto: pr

Die obergu(d)te »Dicke Linda« weiterlesen

Drucken bis der Arzt kommt

Die »Offene Siebdruckwerkstatt« fällt durch kein Sieb

Die SDW (Siebdruckwerkstatt) in der Pflügerstraße 11 ist eine offene Werkstatt, in der kreative Köpfe eigene Projekte verwirklichen können. In und mit der SDW ist in Sachen Siebdruck alles möglich. Wer bis dato keine Ahnung von dieser Drucktechnik hatte, kann einen Workshop buchen oder sich professionell beraten lassen.
Die Mitarbeiter versuchen, ihre Werkstatt und die Materialien, die sie veredeln, auf ökologische Verträglichkeit auszurichten. Es werden fast ausschließlich wasserbasierende Farben (die Textilfarben sind zum Beispiel ökologisch zertifiziert) verwendet. Das 2006 gegründete Projekt unterstützt zudem Bio-Hersteller wie »Continental Clothing« und bezieht ausschließlich Naturstrom aus regenerativen Energien.

Siebdruck
RAKEL, fertig, los.                                                                                                                                                                       Foto: PR

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Théâtre au fil des Nuages

Mit dem Fahrrad von Neukölln nach Paris

Vor 15 Jahren lernten sich die beiden Schauspieler Christina Gumz und Clément Labail in einer Schauspielklasse in Paris kennen. Bereits damals hatten die beiden die Idee, mit einem eigenen Ensemble selbst Stücke zu entwickeln und auf die Bühne zu bringen. Sie gründeten die Theatergruppe mit dem poetischen Namen »Théâtre au fil des Nuages«, was auf Deutsch so viel bedeutet wie »Theatergruppe Den Wolken entlang«. Théâtre au fil des Nuages weiterlesen

Die Schönheit im Tragischen

»Das Salz der Erde« im »Il Kino«

Seit einem halben Jahr besitzt Neukölln ein neues Kino. In der Nansenstraße, in den Räumen einer alten Bäckerei, befindet sich das »Il Kino«.
Die italienische Bar, die charmant mit Plakaten aus der italienischen Filmgeschichte dekoriert ist und sogar einen richtigen Kinosaal besitzt, beendet ihre Sommerpause am 7. August und so werden in Zukunft im »Il Kino« wieder ausgewählte Filme gezeigt.
Einer der Filme im aktuellen Programm ist »Das Salz der Erde« (Frankreich/Brasilien 2014, 110 Minuten, Regie: Wim Wenders, Juliano Ribeiro Salgado, Französisch und Portugiesisch mit deutschen UT). Die Schönheit im Tragischen weiterlesen

Wenn das Reisefieber kommt

Zwölf kleine Helfer, die für einen entspannten Urlaub sorgen

Die »Homöopathische Reiseapotheke« umfasst eine Auswahl von zwölf Einzelmitteln in niedriger Potenz, die bei typischen Beschwerden, die während einer Reise auftreten können, hilfreich sein sollen. Ganz nach dem Grundsatz Hahnemanns, dem Begründer der Homöopathie, »Similia similibus curentur« – Ähnliches kann durch Ähnliches geheilt werden –, können diese Homöopathika eingesetzt werden. Wenn das Reisefieber kommt weiterlesen

Hopfen macht »gamsig«

Und Petersilie hilft dem Mann aufs Pferd

Weidenröschen_(Sturm)
Das kleinblütige Weidenröschen.

Es gibt sie, die echten Männerpflanzen, allerdings sind sie nicht so zahlreich wie die, die auf Frauen spezifische Wirkungen haben. Im Volksmund ist die Anzahl der Geschichten über die einen wie die anderen ausgewogen.
Die meisten beschriebenen Männerpflanzen sind Aphrodisiaka. Aber es gibt auch Pflanzen, die nur auf männliche Beschwerden wirken. Dazu gehört das kleinblütige Weidenröschen. Es wirkt antibakteriell und entzündungshemmend und ist hilfreich bei Prostatabeschwerden jeglicher Art. Dazu wird der obere Teil der Pflanze samt Blüten gesammelt und getrocknet, nach der Trocknung wird das Kraut geräbelt und als Tee zubereitet. Bitte mindestens zehn Minuten abgedeckt ziehen lassen.

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Petras Tagebuch

Sitzen machen!

Mein Fahrrad ist geklaut worden. Das ist eine Ungeheuerlichkeit und Unanständigkeit, die ihresgleichen sucht. Ungewöhnliche Umstände ziehen ungewöhliches Handeln nach sich. Ich meide die öffentlichen Verkehrsmittel aus unterschiedlichen Gründen. Sie sind mir zu dunkel oder zu voll oder zu unzuverlässig oder zu stinkend oder zu frustrierend oder zu agressiv oder zu langsam oder zu teuer. Gründe, das weltbeste funktionierende öffentliche Verkehrssystem zu meiden, fallen mir viele ein.
In diesem Fall jedoch bedeutete es, dass ich mit der S-Bahn fahren musste. Mein Ziel wäre fußläufig in knapp drei Stunden erreichbar, mein Ziel war nämlich Charlottenburg, inzwischen gefühlt Spandau. Es war dort mein erster Arbeitstag. Und so früh wollte ich nun doch nicht aus den Federn. Petras Tagebuch weiterlesen

20 Jahre Städtepartnerschaft mit Prag

Böhmisches Dorf
Böhmische Kinder und drei Bürgermeisterinnen   v.l. Franziska Giffey, Dilek Kolat, Adriana Krnácová                                                                                                                                                                     Foto:fh

Böhmischer Pomp und Prunk auf frisch gepflasterter Richardstraße

20 Jahre Partnerschaft zwischen Berlin und Prag stellte die Senatsverwaltung vor ein Problem: Wo ist der geeignete Ort, dieses Jubiläum gebührend zu begehen? Clevere Mitarbeiter der Verwaltung wurden fündig. Die frisch sanierte und einzuweihende Richardstraße wurde als Ort des Geschehens ausgewählt.
Am 10. Juni trafen drei Bürgermeisterinnen, Franziska Giffey aus Neukölln, Adriana Krnácová aus Prag und die stellvertretende Berliner Bürgermeisterin Dilek Kolat im Richardkiez ein, um mit Kindern in böhmischer Tracht und vielen Besuchern das Jubiläum mit Pomp und Prunk feierlich zu begehen. In ihrer Rede verwies Giffey auf die lange und fruchtbare Einwanderertradition Neuköllns. »Rixdorf zeigt, wie positiv Einwanderung auf die Stadt, auf die Gesellschaft wirken kann.« Dann wurde von den Kindern das rot-weiße Baustellenband durchtrennt. 20 Jahre Städtepartnerschaft mit Prag weiterlesen

Parkwünsche

Über viele Jahre hinweg war das Gelände des »Neuen St.Thomas Friedhofs« nicht nur Auslauffläche für Hunde, auch Anwohner erfreuten sich an dem von alten Bäumen beschatteten Gelände.
Ab 2016 wird der Bund die Ausgleichsfläche für die A100 bewirtschaften. Ein Park soll hier entstehen.
Und wohin mit den Hunden? Ein abgetrenntes Areal für Hunde wäre denkbar. Dadurch wäre gewährleistet, dass die Hunde weiterhin in natürlichem Gelände buddeln und spielen und alle anderen Besucher sich auf ebenen Wegen frei von Unfallgefahr bewegen können. Ein wenig Beleuchtung wäre auch schön. Gerade im Winter ist nicht nur das Friedhofsgelände, sondern auch der Weg entlang des Friedhofs unheimlich düster. Wenn dann noch ein Teil des Weges asphaltiert würde, hätten auch die Rollifahrer die berechtigte Hoffnung, auto- und barrierefrei zur Oderstraße zu gelangen.

Petra Roß

Schillernder Megadeal im Kiez

Lebensmittelkonzern steigt in Trendgastronomie ein

Was ehemals als Kiez-Idee gedacht war und mit viel Charme und Engagement auch gegen den Widerstand einiger Kiezbewohner umgesetzt wurde, hat sich zum Erfolgsmodell gemausert. Die Rede ist vom »Schillerburger« in der Herrfurthstraße. Als aufmerksame Beobachter des Kiezgeschehens waren die Mitglieder des Stadtteil-ladens »Lunte« die ersten, denen die aktuellen Entwicklungen auffielen. So beschreiben sie in ihrem Blog die Übernahme vom »Schillerburger« durch die »heristo AG«.
Als loser Unternehmerverband starteten 2012 die Läden »Schillerburger« mit der »Schiller-Backstube« und der »Schillerbar« in gleicher Machart. Auf der Rennstrecke zum Tempelhofer Feld bedienen die Läden vorzugsweise den Bedarf der Kieztouris. Und Ali Cengiz nutzte den Erfolg, den er mit dem Konzept hatte, Burger mit selbst gebackenen Brötchen herzustellen. So entstanden weitere fünf Filialen in Berlin. Schillernder Megadeal im Kiez weiterlesen

Schneckentempo in Zeitlupe

Über Milieuschutz, Verdrängung und Kopftücher

Koglin
Jürgen Koglin.                                               Foto:mr

Seit dreißig Jahren ist BVV-Vorsteher Jürgen Koglin Mitglied der Bezirksverordnetenversammlung (BVV). »Perlenhochzeit«, sagte seine Stellvertreterin Ute Lanske, als sie ihm zu Beginn der Sitzung am 10. Juni mit Blumen und einer Urkunde zu diesem Jubiläum gratulierte.
Anschließend antwortete Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey auf eine Anfrage der CDU, in der es um das Bezirkswappen ging, das Fritz Felgentreu in der Anzeige in der Kiez und Kneipe verwendet. Das Bezirksamt halte dies für einen Ausdruck der Verbundenheit mit Neukölln und werde daher nichts dagegen unternehmen. Schneckentempo in Zeitlupe weiterlesen

»Bunter Hund« ist misstrauisch

Der »Neue St. Thomas Friedhof« soll zum Park werden

Friedhof
                                                                                                                                                                                                                     Foto:mr

»Wie, unser Hundeauslaufgelände soll Park werden? Ich glaub, ich spinne!«, schäumt Rainer, der seit zehn Jahren mit seinem Mischlingshund täglich über das Gelände des ehemaligen »Neuen St.Thomas Kirchhofs« tobt. Dieser liegt zwischen Hermannstraße und Oderstraße. »Das ist die einzige Fläche weit und breit, auf der Hunde sich wie Hunde benehmen können. Parks, in denen Hunde an der Leine laufen müssen, haben wir ja wohl genug. Und die Käfige auf dem Tempelhofer Feld kannste auch vergessen.« So sehen es die meisten Hundefreunde, die dieses Gelände in Absprache und mit Duldung der evangelischen Kirchengemeinde seit Jahren nutzen. Viele von ihnen haben sich zur Interessengemeinschaft »Bunter Hund« zusammengeschlossen, die zweimal im Jahr das Gelände entmüllt. »Bunter Hund« ist misstrauisch weiterlesen

Haushaltsbefragung ist abgeschlossen

Milieuschutz für den Reuterkiez wird immer wahrscheinlicher

Gentrifizierung
Zornige Mieter.                                                                                       Foto: mr

Als Grundlage der Voruntersuchung zum Milieuschutz im Reuterkiez wurde seit Anfang Mai 2015 eine Haushaltsbe-fragung durchgeführt, bei der 6.000 Haus- halte nach einem statistischen Ver- fahren ausgewählt und angeschrieben wurden.
Welche Erfahrungen in anderen Stadtteilen gemacht wurden und wie der aktuelle Stand des Verfahrens ist, war Thema einer Informations-veranstaltung am 16. Juni im Quartiersbüro Reuterkiez. Haushaltsbefragung ist abgeschlossen weiterlesen

Hinter Schloss und Riegel

Jana Treffler und Petra Roß besuchten die Jugendstrafanstalt Plötzensee (Teil 1)

Seit 20 Jahren bereits befindet sich Janina Deininger in der Jugendstrafanstalt Plötzensee. Hier hat sie Karriere gemacht, nicht als Häftling, sondern als Mitarbeiterin. Seit 2001 macht sie hier die Öffentlichkeitsarbeit und ist inzwischen deren Leiterin. Damit ist sie die Schnittstelle zwischen Drinnen und Draußen. Sie führte Redakteure der Kiez und Kneipe, die sehen wollten, wie es einigen Neuköllnern in ihrem Exil ergeht, durch die Räumlichkeiten der Strafanstalt.

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Mulmige Gefühle.                                                                                                                                                                          Foto: pr

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Der Windmühlenkrampf in der Verwaltungsreform

Kirsten Flesch über ihre Arbeit im Abgeordnetenhaus

Flesch
Kirsten Flesch.                                                                       Foto:mr

Der Fall der Mauer im Jahre 1989 war für die schon immer politisch interessierte Juristin Kirsten Flesch ausschlag-gebend, aktiv in den politischen Betrieb einzu-steigen. »Es war die Zeit, in der man gestalten konnte«, so die SPD Abgeordnete. Die in Remscheid geborene Arbeitertochter erhielt die SPD-Mitgliedschaft qua Geburt im ehemals roten Nordrhein-Westfalen. 1971 zog sie nach Berlin. 14 Jahre hat sie in Neukölln gewohnt, dann kam 1990 der erste Wahlkampf und sie verlor. Im Wahlkampf für das Berliner Abgeordnetenhaus 1995 war sie zur richtigen Zeit die richtige Frau am richtigen Ort. Seither ist sie Neuköllner Abgeordnete der SPD und beeinflusst die Geschicke des Bezirks. Der Windmühlenkrampf in der Verwaltungsreform weiterlesen

Lachen, Lernen, Leben in Britz

Alles unter einem Dach im »Jugendclub Feuerwache«

feuerwache
Entspannte Mahlzeit im Jugendclub.                                                                                                                              Foto: pr

Wie ein Ort der unbegrenzten Möglichkeiten wirkt das Haus des »Jugendclub Feuerwache« in Britz: ein Tonstudio, ein Internetcafe, kostenloser Tanzunterricht, Billard, eine Schrauberwerkstatt, eine große gemütliche Küche und in jedem Raum Kinder und Jugendliche, die dabei sind zu werkeln, zu basteln und das Haus mit buntem Leben zu füllen. Hier scheinen sich alle wohl zu fühlen, Erzieher wie Kinder. Es wird sich unterhalten, wobei es um Zukunftspläne und Alltagsgeschichten geht. Der Umgangston ist fröhlich und ungezwungen. Lachen, Lernen, Leben in Britz weiterlesen

Sprachlosigkeit ist die Krankheit unserer Zeit

Diskussion zu »Islam – zwischen Jugendkultur, Religion und Politik« in der Genezarethkirche

Diskussion
Ausser Thesen wenig gewesen.                                                                                                                                        Foto: mr

Junge Menschen mit Migrationshintergrund müssen ständig den Spagat üben zwischen den Traditionen ihrer Eltern und den Werten und Anforderungen der deutschen Gesellschaft. Sich mit den Widersprüchen, denen sie dabei ausgesetzt sind, ohne Aggressionen auseinanderzusetzen, überfordert so manchen. Und diese suchen sich dann die vermeintlich einfachen Lösungen bei radikalen Organisationen.
Wie dem entgegenzuwirken sei, damit beschäftigte sich eine Gesprächsrunde mit dem Thema »Islam – zwischen Jugendkultur, Religion und Politik«, zu der Erol Özkaraca, SPD-Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses, am 20. Juni in die Genezarethkirche am Herrfurthplatz geladen hatte. Offenbar ist das ein Thema, das vielen auf den Nägeln brennt, denn die Kirche war an diesem Abend bis auf den letzten Platz besetzt. Sprachlosigkeit ist die Krankheit unserer Zeit weiterlesen

Matsch ist kein Quatsch

Buddelspaß in der Kita Wutzkyallee 90

Ein Bagger schaufelt vorsichtig Erde in Schubkarren. Einige Männer sind mit Schaufeln dabei, den Boden in der ausgehobenen Grube zu glätten. In der Kita in der Wutzkyallee 90 ist Arbeitseinsatz der Eltern, in diesem Fall vorwiegend der Väter.

Kita
Eltern baggern für ihre Kids.                                                                                                                                                Foto: mr

Eine Matschecke soll hier entstehen. Dafür wird der Boden ausgehoben, anschließend mit einer Plane abgedeckt und mit weißem Buddelsand wieder aufgefüllt. Ein kleiner Wasserzulauf aus Holz wird zukünftig dafür sorgen, dass aus dem Sand schöner Matsch wird. »Den Kindern macht das Spaß«, sagt die stellvertretende Leiterin Andrea Pakendorf. Matsch ist kein Quatsch weiterlesen

Neukölln kämpft gegen katastrophale Nichtschwimmerquote

Startschuss für Wassergewöhnungsprojekt »Neuköllner Schwimmbär« gegeben

Fast die Hälfte aller Neuköllner Kinder kann auch nach einem Jahr Schwimmunterricht in der dritten Klasse noch nicht schwimmen – der höchste Wert in ganz Berlin. Die alarmierenden Zahlen sind Anlass für das vom Bezirksamt Neukölln und seinen Partnern initiierte und in Berlin bisher einzigartige Wassergewöhnungsprojekt mit dem Titel »Neuköllner Schwimmbär« für Schülerinnen und Schüler der zweiten Klasse.
Neuköllns Bezirksbürgermeisterin und Schirmherrin Franziska Giffey sowie Bildungsstadtrat Jan-Christopher Rämer haben heute den offiziellen Startschuss für das Projekt im Kombibad Gropiusstadt gegeben.

Schwimmbär
Schwimmbär für zukünftige Wasserratten.Foto: pm

Neukölln kämpft gegen katastrophale Nichtschwimmerquote weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus dem »Neuköllner Tageblatt« vor 100 Jahren, bearbeitet von M. RempeNK_Tagblatt-Kopf

Nr. 151 – Donnerstag, 1. Juli 1915
Die mangelnde Einfuhr pflanzlicher und tierischer Fette und Oele macht es zur Zeit notwendig, die zur Verfügung stehenden Mengen an solchen Stoffen mit größter Sparsamkeit zu verwenden und die aus den Hauswirtschaften fallenden Fettabgänge gewerblichen Zwecken zuzuführen. Größere Gastwirtschaften namentlich sollten deshalb darauf bedacht sein, die bedeutenden Fettabgänge aus ihren Betrieben in geeigneter Weise sorgsam aufzufangen und an Seifenfabriken oder ähnliche Gewerbebetriebe regelmäßig abzugeben. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Superheroes of Neukölln

Harter Sport bei »48 Stunden«

»48 Stunden Neukölln«, manch einer traute seinen Augen nicht. Aber diesmal war auch Sport ein Teil des Programms des seit vielen Jahren bestehenden und beliebten Kunstfestivals.
Im ersten Stock der »Neukölln Arcaden« ging es es kurz nach der Eröffnung der »48 Stunden« heiß zur Sache. Die Ausstellungsmacher und Künstler hatten sich Mühe gegeben, doch der Aufmarsch der »Helden für Neukölln« stellte sie in den Schatten. Der Einzug der maskierten Ringer der »German Wrestling Federation« faszinierte das Publikum.

Heroes
In der »Arkadenarena« flogen nicht nur Fäuste                                                                                                    .Foto: mr

Entworfen wurden die großartigen Masken von Jugendlichen aus unterschiedlichen Neuköllner Jugendklubs. Die Designerin Lucy Libre hat diesen Kultsport in Mexiko für sich entdeckt. Dort sah sie eine ganz eigene Art des Wrestlings, das »Lucha Libre«, bei dem Ringer mit den Masken von Helden wie Superman oder Batman auftreten. Gut kämpft gegen Böse, der faire Held gegen den regelbrechenden Rowdy. Frenetisch feuert das Publikum seine Favoriten an. Superheroes of Neukölln weiterlesen

Schicksale aus dem Punjab

Kinder portraitieren ihr indisches Dorf

Sarah
Sarah Sandring. Foto:mr

Wie sehen Kinder ihre Welt? Was sind ihre Träume, ihre Ängste, worauf sind sie stolz? 15 Kinder aus dem indischen Punjab erzählen in Geschichten und Fotografien von ihrer eigenen Erlebniswelt, ihrer Familie, ihrem Dorf.
Die Berliner Fotografin und Regisseurin Sarah Sandring, die das Projekt initiierte, unterstützte die Kinder mit Workshops, in denen sie lernten, ihre eigene Sicht darzustellen und ihre Gefühle auszudrücken. Wenn die Fotos fertig waren, schrieben sie Texte dazu, so dass ein fotografisches Tagebuch entstand.
Die Ausstellung »Picturing me«, die am 26. Juni in der »Galerie im Saalbau« eröffnet wurde, zeigt das Portrait des Dorfes Chotian im Norden Indiens. Schicksale aus dem Punjab weiterlesen

Ein Mann sieht bunt

Robin Schichas schicke Pinseleien

Mit seinen 24 Jahren hat der Düsseldorfer Künstler und Autor Robin Schicha schon einiges erreicht: Er hat zahlreiche Preise gewonnen, darunter den Begabtenförderpreis für Kunst der Stadt Essen. Er hat vier Bücher illustriert und bereits mehr als zehn Ausstellungen hinter sich.

Cartoon
Arme Poeten.                                                                                                                                                                                    Foto:mr

SpitzwegSeine aktuelle Schau befindet sich in der Helene-Nathan-Bibliothek in den »Neukölln Arcaden« und läuft noch bis zum 15. August 2015.
In farbenfrohen Bil- derserien interpre- tiert Schicha klas- sische Werke des Malers Carl Spitzweg mit modernen Figuren. Ein Ein Mann sieht bunt weiterlesen

Ohrencocktail mit Keks

Vielfältige »Sommer im Park«-Konzerte

Eine musikalische Weltreise erwartet die Zuhörer bei den Julikonzerten im Körnerpark. Am 5. Juli entführen die »Caldonias Lost Lovers« die Zuhörer in die Südstaaten der USA. Der Sänger und Gitarrist Rainer Bachmann würdigt aber nicht nur den Südstaatenblues, auch Chicago liegt auf seiner musikalischen Reise. Das Programm wird abgerundet durch eigene Stücke im Stil der großen Meister. Mächtig Dampf erhält der Bluesexpress von Schlagzeuger Emanuel Hauptmann und Bassist Helge Marx.

Yukazu
»Yukazu« – Lenuschka Krüger und Mike Hermann.                                                                                              Foto: pr

Zurück nach Europa geht die Reise am 12. Juli mit der Band »Yukazu«. Ihre Musik spannt einen Bogen von der Seine bis zur Drina. Ganz egal, ob Lenuschka Krüger und Mike Hermann ihren Blick nach West- oder Osteuropa richten: Alles fließt, nicht nur Melodien und Rhythmen, auch Tränen und Alkohol, alles in Strömen. Ohrencocktail mit Keks weiterlesen

Edelschnorrer und Tropfgeld-Anarchist

Über den Philosophen, Schriftsteller und Maler Stanislaw Kubicki

Stanislav Kubicki
Karol Kubicki (rechts) neben dem Schachbrett des Vaters.                                                                          Foto: cal

Stanislaw Kubicki spielte gerne Schach. Am liebsten mit seinem Nachbarn, dem Anarchisten Erich Mühsam. Beide wohnten in der Hufeisensiedlung in Britz. Im Zuge der ständigen Ausstellung »99 x Neukölln« vermachte der Sohn Karol Kubicki dem Museum Neukölln am 19. Juni das Schachbrett, auf dem die beiden Gegner der herrschenden bürgerlichen Ordnung regelmäßig ihre geistigen Kämpfe ausgefochten haben.
Die Zusammenkünfte fanden 1933 ein jähes Ende. Erich Mühsam war einer der ersten, der nach dem Reichstagsbrand verhaftet wurde. Er ist 1934 im KZ Oranienburg ermordet worden. Edelschnorrer und Tropfgeld-Anarchist weiterlesen

Herrlich depressiver Liederat

Von Simmering nach Neukölln

Machatschek
Der Machatschek.                                             Foto: rb

»Original Wiener Liederatur“ nennt »Der Machatschek« seine Kunstform.  Gemeint sind damit Songs mit skurrilen Texten in bester Wiener Liedertradition, die in eine schräge Geschichte, die vom alltäglichen Wahnsinn des Lebens erzählt, eingebettet sind.
Für drei Romane hat die Lebensgeschichte des Wiener Lebenskünstlers, der als Beruf »Maurer, Musikant und Mensch« angibt, bisher schon den Stoff geliefert. Und das ist noch lange nicht das Ende der Fahnenstange. Die Bücher, im Eigenverlag herausgegeben, sind liebevoll illustriert und – der Banalität der Geschichten angemessen – wie Groschenromane aufgemacht. Seine Deutschland-Tournee führte den Entertainer auch an zwei Abenden nach Berlin. Am 16. Juni gastierte er in der Buchhandlung »Die gute Seite« am Richardplatz. Herrlich depressiver Liederat weiterlesen

Kurzweiliger Kriminaltango

Peter S. Kaspar tanzte mit dem Mörder

Tanz_des_MördersKönnen Tanzschritte einen Mörder verraten? Ob die Autorin Miriam Rademacher tatsächlich daran glaubt oder nicht: Jedenfalls kann sie nicht nur plausibel, sondern auch sehr spannend rüberbringen, was man alles aus einem Tanz herauslesen kann. Da bekommt das Wort vom Bewegungsprofil eine völlig neue Bedeutung.
Als Edgar Wallace vor nun auch schon 100 Jahren seine Krimis schrieb, gab es das Wort Bewegungsprofile noch nicht, aber es gab Mittelengland. Generationen von Krimifans lernten, dass Mittelengland das Epizentrum des raffinierten Mordes ist. Neben dem Schreiben hegt Miriam Rademacher eine große Leidenschaft fürs Tanzen – und eben für Mittelengland. Dass ihr erster Kriminalroman alle drei Leidenschaften zusammenbringt, ist jetzt nicht so überraschend. Kurzweiliger Kriminaltango weiterlesen

Freiluftkino im Körnerpark

Die Saison beginnt auf dem Tahrir-Platz

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KUnst als Waffe.                                                                                                                                                                            Foto: pr

Das von der »WerkStadt – Kulturverein Berlin e.V.« organisierte Open-Air-Kino im Körner-park startet im Juli in die nächste Runde. Der gemeinnützige Verein »WerkStadt«, der auch für viele weitere Kunstaktionen im Körnerkiez verantwortlich zeichnet, bietet somit eine interessante Alternative für alle Cinephilen, die Lust auf Filme haben, die nicht gerade in jedem zweiten Kino laufen, oder die all diese schon gesehen haben. Der Eintritt ist frei und eine Schlechtwetter­alternative gibt es auch. Freiluftkino im Körnerpark weiterlesen

Schwelgen im Zeichen der Wildsau

Neue Wein- und Schnapsbar in der Sanderstraße lockt auch mit Fettbemme

Schwelgerei draußen
NUR für zweibeinige Wildschweine.                                    Foto: hlb

Schwelgen, das meint laut Duden, sich ausgiebig und genießerisch an reichlich vorhande- nem gutem Essen und Trinken gütlich zu tun. Solch ausschwei- fende Schmausereien hatten auch die beiden hotellerie- und gastronomie- erfahrenen Betreiber Max und Simon bei der Eröffnung ihrer ersten eigenen Bar »Schwelgerei« in den Räumen des einstigen Cafés »Ringo« im Sinn. Dabei liegt ihr Fokus vor allem auf dem Trinkgenuss. Schwelgen im Zeichen der Wildsau weiterlesen

Die kleine Kneipe in unserer Straße

Humor als Steckenpferd

Inmitten der neugegründeten Szenekneipen Neuköllns befindet sich das »Zum Steckenpferd«. Direkt am »kleinen Emser Platz«, wie das Carré zwischen Emser Straße und Kirchhofstraße liebevoll genannt wird, stoßen die Gäste auf eine besondere Ur-Berliner Kneipe, die schon seit den 1930er-Jahren besteht.

Steckenpferd
Franka Gold und ihr Freund Ingo sind die Seele des »Steckenpferdes«.                                               Foto: mr

Franka Gold hat die Wirtschaft 2007 aus Spaß an der Freude übernommen. Seit einem Jahr schaltet und waltet hier auch ihr Freund Ingo. Beide bedienen ihre Gäste mit viel Humor und guter Laune. Die kleine Kneipe in unserer Straße weiterlesen

Geschmacksnerven aufgepasst!

Französische Qualitätsküche im «Papilles»

Auf den ersten Blick ein kleiner Neukölln-typischer funktio-naler, aber gemütli cher Laden. Auf den ersten Schluck ein richtig guter Cappuccino. Und beim ersten Biss in das dazu gegebene französische Baiserstück, das »Méringue« genannt wird und einem auf der Zunge zergeht, kommt einem der Verdacht, dass hier Könner am Werk sein könnten.

Papilles
PÂtisserie, Boulangerie, Charcuterie, Fromagerie.                                                                                              Foto: pr

Geschmacksnerven aufgepasst! weiterlesen

Die Schorle und das kleine Früchtchen

Sommergetränke aus Neukölln

»Was trinkst du?« – »Na, Weinzz!« – »Was ist das?« »Eine Weinschorle, hier probier mal!« Was wie ein Werbedialog klingt, könnte ein Gespräch unter Freunden in der Bar um die Ecke sein. »Weinzz« ist eine Weinschorle, die es seit Ende Mai in einigen Bars, Kneipen und sogar in einem Berliner Späti gibt.

weinzz
Weinschorle, vegan und fertig.                                                                                                                                            Foto: pr

»Weinzz – Wasser zu Wein« steht auf der Flasche, daneben ist das Vegan-Logo abgebildet. »Der Fokus soll aber nicht darauf liegen, dass die Schorle vegan ist, sondern darauf, dass sie ein Kultgetränk ist, dass auch Veganer genießen können«, erklärt Konrad, der mit einem befreundeten Winzer aus Mainz das Getränk entwickelt hat, das nun in Berlin Fuß fassen soll. Die Schorle und das kleine Früchtchen weiterlesen

Petras Tagebuch

Erlebnisse mit einem Automatikwagen

Mit dem Autofahren habe ich es noch nie so richtig gehabt. Eigentlich ist es mir zu anstrengend, zu gefährlich, irgendwie sogar ein wenig unheimlich. Und trotzdem wollte ich mich der Herausforderung stellen. Als mein Arbeitgeber auf den Engpass verwies, dass er ein Problem hat, die Blumengestecke auszufahren, schwankte ich zwischen Hilfsbereitschaft und Feigheit. Die Hilfsbereitschaft siegte, und ich gestand, im Besitz eines gültigen Führerscheins zu sein. Das nahm die Arbeitgeberseite erleichtert zur Kenntnis. Petras Tagebuch weiterlesen

Bürger für Milieuschutz – Politik dagegen

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Widerstand gegen Verdrängung.                     Foto: Christian Hoffmann (www.umweltconsulting.biz)

Aufwertungsdruck vertreibt Bevölkerung aus den Kiezen

Unter­schriften sollten die Neuköllner Politik zum Handeln bewegen. Die hatte das »Bündnis für bezahlbare Mieten« in Neukölln gesammelt für einen Einwohnerantrag, dessen Ziel es ist, ganz Nordneukölln unter Milieuschutz zu stellen. Das Bezirksamt ist bisher nur bereit, die Voraussetzungen dafür im Reuterkiez und im Schillerkiez zu prüfen.
In der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung am 26. Mai hatten die Antragsteller Gelegenheit, ihre Position darzulegen.
»Die Situation, die im Reuterkiez zur Voruntersuchung geführt hat, ist in allen Kiezen gleich. Der ganze Neuköllner Norden ist von massiver Aufwertung betroffen«, sagte Willi Laumann vom Mietenbündnis Neukölln. Das habe bereits zu einer Wanderungsbewegung der ärmeren Bevölkerung aus dem Norden in die High Deck Siedlung und in die weiße Siedlung geführt. Aber auch dort werde der Aufwertungsdruck bereits spürbar, weil arme Menschen in Neukölln grundsätzlich als Problem gesehen würden. »Will das Bezirksamt, dass die Leute nach Brandenburg ziehen?« fragte einer der Vertrauensmänner des Einwohnerantrages. Neukölln sei schon immer ein Bezirk der armen Leute gewesen, er selbst zähle sich auch dazu, sagte er weiter. »Aber trotzdem möchte ich bleiben und mein Alter nicht in Marzahn verbringen.« Bürger für Milieuschutz – Politik dagegen weiterlesen

S.O.S. – Kunst rettet Welt

48 Stunden Neukölln ist den Kinderschuhen entwachsen

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Kunsteingang.Foto: Tobias Lehman

Jedes Jahr im Juni verwandelt sich Nord-Neukölln in eine riesige Kunst-meile. 48 Stunden lang können Be- sucher an öffent- lichen Plätzen, in Ateliers, Galerien und Privatwohnungen, in Höfen und in Parks in die freie Kunstszene Neuköllns eintauchen. Rund 300 Veranstaltungen werden in diesem Jahr vom 26. bis zum 29. Juni an 200 Orten stattfinden.
Entstanden ist das Kunst- und Kulturfestival »48 Stunden Neukölln« 1999 als Reaktion auf den zwei Jahre zuvor erschienenen Spiegel- artikel »Endstation Neukölln«. »Bereits die erste Veranstaltung erregte viel Aufmerksamkeit, weil man nicht glaubte, dass es in Neukölln Kultur gibt«, erzählt Martin Steffens, seit 2008 Leiter des Festivals.
Seitdem präsentiert sich Berlins bevölkerungsreichster Bezirk alljährlich als multikulturelle, vielseitige und tolerante Heimat einer blühenden Kunst- und Kulturszene. S.O.S. – Kunst rettet Welt weiterlesen

von Neuköllnern für Neuköllner