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Archiv des Monats: November 2025
Wir heben das Glas
Abschiedswort der Redaktion
Voller Elan gingen wir vor 15 Jahren ans Werk. Als wir die erste Zeitung von Kiez und Kneipe stolz in den Händen hielten, stellte sich auch die Frage, wie viele Ausgaben wir schaffen würden.
Uns war klar, auch wir, die wir Lokaljournalismus lieben und für unverzichtbar halten, werden nicht jünger.
Wir witzelten herum, rechneten in die Zukunft und sahen uns als zukünftige Rentner-Gang durch Neukölln stromern, immer noch die Neuköllner Politik beobachtend, die BVV und Ausschüsse interessiert begleitend und diverse Lokalitäten besuchend.
Zu dieser Zeit waren in Neukölln etliche Veränderungen spürbar: Die Mieten stiegen in rasantem Tempo, Mietwohnungen wurden in Eigentumswohnungen umgewandelt, alteingesessene Kneipen schlossen, leerstehende Gewerberäume wurden von Cafés, Galerien und Projekten neu belebt, das Tempelhofer Feld wurde für die Berlinerinnen und Berliner geöffnet, junge Menschen aus aller Welt zogen in den Bezirk, die Gentrifizierung wurde spürbar.
Dies alles haben wir beschrieben, kommentiert und miterlebt.
Wir haben viele Menschen kennen und schätzen gelernt, Neukölln in vielen Facetten erlebt.
Wir lieben Neukölln und sagen DANKE !
Danke, dass Ihr uns gelesen habt, danke, dass ihr uns Hinweise und Kritik habt zukommen lassen, danke, dass Ihr uns unterstützt habt!
Unser besonderer und herzlichster Dank gilt all unseren Anzeigenkunden, die die Kiez und Kneipe überhaupt ermöglicht haben!
Wir würden uns freuen, wenn ein ähnlich munterer Haufen, wie wir es waren, eine neue Zeitung ins Leben ruft.
Macht‘s gut, Nachbarn!
Das KuK-Team
Zwischen Zweifel und Zuversicht
Ein Gespräch über die Zukunft der SPD von Fred Haase aufgezeichnet
Auf Einladung von Kiez & Kneipe trafen sich Hakan Demir (SPD) und Rainer Hölmer, ein Bundestagsabgeordneter und ein ehemaliger Stadtrat, um über die Frage zu sprechen: Wofür steht die SPD heute noch?

Rainer Hölmer, nach 26 Jahren aus der SPD ausgetreten, eröffnet den Dialog. »Ich habe lange gehofft, dass sich die SPD noch einmal fängt«, sagt er. »Aber als sie wieder in die große Koalition geflüchtet ist, war für mich klar: Das war’s. Die Ungleichheit in unserer Gesellschaft ist, soweit ich das verfolgen kann, kein Thema mehr in sozialdemokratischen Kreisen. Zumal diese gerade in der Vermögensentwicklung ein Fakt ist. Zehn Prozent der reichsten Menschen in diesem Land haben über 40 Prozent der Privatvermögen. Das gefährdet die Demokratie, und die SPD schaut zu. Die Partei, die einst für soziale Gerechtigkeit stand, ist in einem Verwaltungsmodus erstarrt.« Zwischen Zweifel und Zuversicht weiterlesen
Eklat in der BVV
Die Linke pöbelt gegen den Bürgermeister der Partnerstadt Bat Yam
Die BVV am 15. Oktober begann mit einem Eklat. Bezirksbürgermeister Martin Hikel hatte eine Delegation aus der israelischen Partnerstadt Bat Yam mit ihrem Bürgermeister Tzvika Brot an der Spitze eingeladen. Er verzichtete auf sein übliches »Wort des Bürgermeisters« und bat statt dessen seinen israelischen Amtskollegen ans Rednerpult. Das versetzte die Linke in Rage. »Sie sind hier nicht willkommen«, rief ihr Fraktionsvorsitzender Ahmed Abed ihm zu und nannte ihn einen »Völkermörder«. Brot, der Israels rechtskonservativer Likud-Partei von Premier Benjamin Benjamin Netanjahu angehört, antwortete kühl auf die Pöbelei: »Völkermörder – bestimmt meinen Sie die Hamas!«

Während seiner Rede verließen Abed und die Fraktion geschlossen den Saal.
Brot hob in seiner Rede die Gemeinsamkeit der beiden Partnerstädte hervor, die beide versuchen, Menschen unterschiedlicher Kulturen und Länder zusammenzubringen. Dabei ermögliche eine Städtepartnerschaft die unmittelbare Beziehung zwischen den Menschen dieser Städte und könne Brücken schlagen, wo das der offiziellen Politik nicht gelinge. Eklat in der BVV weiterlesen
Keine Solidarität
In den vergangenen Jahren war es die AfD und gelegentlich die CDU, die sämtliche Solidaritätserklärungen für Menschen ablehnten, die von rechtsradikaler Gewalt getroffen wurden. Da hieß es, es müsse dann auch linke Gewalt verurteilt werden, was die Linke natürlich heftig kritisierte.
Jetzt macht sich die Linke genau diese Begründung zu eigen, indem sie es ablehnt, einer Entschließung der BVV zuzustimmen, die antisemitische Gewalt verurteilt, weil sie sich nicht einseitig solidarisieren will. In beiden Fällen wird konkrete Gewalt relativiert.
Der lauwarme Änderungsantrag, der obendrein noch dazu dient, eigene Anliegen unterzubringen, kann zudem kaum darüber hinwegtäuschen, dass die Linke ein massives Problem damit hat, sich vom Antisemitismus zu distanzieren. Wenn sie in Berlin wieder Regierungsverantwortung übernehmen will, sollte sie daran schleunigst etwas ändern.
Marianne Rempe
Der Haushaltsplan passiert die BVV
Dem Bezirk stehen massive Einschränkungen bevor
Zähneknirschend haben die Bezirksverordneten in ihrer Sitzung am 29. September den Bezirkshaushalt für die kommenden zwei Jahre beschlossen. SPD, CDU und Grüne stimmten dafür, Linke und AfD lehnten ab. Cordula Klein, Fraktionsvorsitzende der SPD, hatte zuvor gewarnt, dass eine Ablehnung zu einer Zwangsverwaltung des Bezirks führe, was bestehende Angebote für Kinder- und Jugendliche noch weiter gefährde.
Dem Bezirk fehlen 20 Millionen Euro pro Jahr, um das aktuelle Leistungsniveau aufrecht zu erhalten. Das bedeutet drastische Einschnitte bei der Kinder- und Jugendarbeit, Spiel- und Sportangeboten im öffentlichen Raum, Lärmschutz, Soziales, Schulen und Grünpflege. Der Haushaltsplan passiert die BVV weiterlesen
Grünflächen sichern – Naturschutz stärken
Das Tempelhofer Feld muss als Freifläche erhalten bleiben
Umweltschutz ist ein vielfältiges Thema, Naturschutz ein wesentlicher Bestandteil.
Wir halten uns alle gerne in der Natur auf, gehen in Parks oder am Wasser spazieren, stromern durch Wälder oder genießen die Weiten und Möglichkeiten von freien Flächen wie dem Tempelhofer Feld.

Unberührte Brachflächen, Ackerland, Waldstücke oder Kolonien werden durch Bauplanungen überwiegend zerstört und nicht, wie im Landschaftsprogramm vorgesehen, ausreichend ausgeglichen. Es wir getrickst, Friedhöfe werden zu Grünflächen erklärt, wie beim St.-Thomas-Friedhof, der zur Ausgleichsfläche für den 16. Abschnitt der A100 umgewidmet worden ist. Im Ergebnis führt dieses Vorgehen zu Frei- und Grünflächenverlust, der Biodiversität zerstört, Tieren und Pflanzen den Lebensraum nimmt. Unserer Erholung, Gesunderhaltung und sportlichen Betätigung an frischer Luft werden damit ebenso Flächen entzogen.
Nicht nur Naturschutzverbände mahnen immer wieder an, bereits betonierte Flächen zu bebauen oder zu entsiegeln, damit genügend Grünflächen erhaltenen bleiben. Grünflächen sichern – Naturschutz stärken weiterlesen
Umbau der Hasenheide ist fast fertig
Die Pflege der Grünflächen bereitet dem Bezirk große Sorge
Seit 2023 wird die Hasenheide klimafit und damit widerstandsfähiger gegen Trockenheit und die intensive Nutzung durch Besucher gemacht. Ende des Jahres soll alles fertig sein. Rund fünf Millionen Euro hat der Bezirk dafür vom Bund im Rahmen eines Förderprogramms zur Klimaanpassung und Modernisierung in städtischen Gebieten erhalten.

Am 2. Oktober konnten sich alle Interessierten bei einer Informationsveranstaltung mit Vertretern des Grünflächenamtes und des ausführenden Architekturbüros über den Stand der Baumaßnahmen informieren. Plakate zeigten den Projektverlauf und gaben einen Überblick über die bereits durchgeführten Maßnahmen.
350 Bäume wurden gepflanzt, neben heimischen Baumarten auch solche, die aus dem Mittelmeerraum stammen wie Zerr-Eichen und Amberbäume, die besser mit Hitze und Trockenheit zurechtkommen. Dazu kamen tausende Sträucher und Stauden, darunter Beete mit Steppenblumen, die wenig Wasser benötigen und sich durch Samen weiter vermehren. Umbau der Hasenheide ist fast fertig weiterlesen
Haushaltsdebatte – alle zwei Jahre wieder
Berliner Doppelhaushalt 2026/27 in der Aufstellung
Das Geld reicht nie in Berlin. Aber wo kommt es her? Wo wird es am Nötigsten gebraucht? Und wie wäre ein bedarfsgerechter Haushalt zu sichern?
Wieder laufen Haushaltsberatungen in Berlin und den Bezirken. Im Dezember soll im Abgeordnetenhaus der Landeshaushalt samt der Globalsumme für die Bezirke beschlossen werden. Die zu verteilenden Gelder stammen aus verschiedenen Quellen: Die Hauptsteuern wie Einkommens- und Umsatzsteuer teilen sich Bund und Land. Da zugleich Gemeinde, steht Berlin neben dem Teil an gemeinsamen Steuern vorab ein Anteil der Einkommensteuer zu. Zusammen machen sie etwa drei Viertel des Berliner Steueraufkommens aus. Dazu kommen noch die eigentlichen Gemeindesteuern wie Gewerbe- und Grundsteuer. Haushaltsdebatte – alle zwei Jahre wieder weiterlesen
Was ist jüdisches Leben
Antworten gibt die »Fragemauer«
Ob Helene Fischer auch in Israel gehört wird, Katzen im Haus gestattet sind, oder Israelis auch »Reise nach Jerusalem« spielen – diese und ähnliche Fragen, die auf Plakaten abgedruckt sind, werden auf der »Fragemauer« beantwortet, einer bundesweiten Kampagne, die auf humorvolle Art über jüdisches Leben aufklären möchte.

Die Initiative soll Vorurteilen, Hass und Hetze gegenüber Jüdinnen und Juden in Deutschland mit Wissen begegnen. Initiator der Kampagne ist das European Leadership Network (ELNET), eine parteiübergreifende unabhängige Organisation, die sich europaweit für eine starke Partnerschaft zwischen europäischen Ländern und dem Staat Israel einsetzt. Was ist jüdisches Leben weiterlesen
Armut sichtbar machen
Bürger engagieren sich für Bedürftige
Ein ungewohntes Bild bot die EDEKA-Filiale am Steubenplatz im Charlottenburger Westend am Nachmittag des 23. Oktober. Zehn engagierte Helfer– darunter die Neuköllner Stadträtin Janine Wolter, Oliver Unglaube, Sprecher der Geschäftsführung des Diakoniewerks Simeon, und Marion Mewis (Berliner Sparkasse) arbeiteten Seite an Seite mit dem Marktteam an der Kasse und beim Einräumen der Waren. Sogar ein Mr. Spock-Double war dabei. Sie alle trugen dabei einheitlich ein schwarzes T-Shirt mit der Aufschrift »Armut eine Stimme geben«.

Initiator Thomas de Vachroi, Armutsbeauftragter der Evangelischen Landeskirche Berlin-Brandenburg, und Tobias Ulrich, Inhaber von EDEKA Ulrich, wollten mit dieser Aktion ein starkes Zeichen gegen Armut und für Solidarität setzen. Der Erlös aus den Einkäufen dieses Nachmittags ging an die Tee- und Wärmestube Neukölln, für die sich Tobias Ulrich seit Jahren regelmäßig durch die Bereitstellung von Lebensmitteln engagiert.
Bei den Kunden kam die Aktion gut an. Einige sagten, sie hätten extra mehr gekauft als eigentlich geplant. Einige hatten auch gleich ihren Nachbarn Bescheid gegeben, die dann ebenfalls zum Einkaufen kamen. Armut sichtbar machen weiterlesen
Neuköllner Alltägliches
Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe


Neuköllnische Zeitung, Dienstag, 3.11.1925
Wie die Agence Fournier aus Rom meldet, hat sich der Papst bei einem Empfange junger Pilgerinnen für den Bubikopf ausgesprochen, weil er dezent und hygienisch sei und auch die Lüsternheit der Männer nicht anrege. Neuköllner Alltägliches weiterlesen
Fair kommt weiter
Neukölln bleibt »Fairtrade-Bezirk«
Neukölln trägt für weitere zwei Jahre den Titel »Fairtrade-Bezirk«, die Auszeichnung für das Engagement zum fairen Handel. Der Titel wird vom gemeinnützigen Verein »FairTrade Deutschland e.V.« verliehen.
Fairtrade-Städte und -Bezirke fördern den fairen Handel auf kommunaler Ebene. Akteure aus Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft vernetzen sich und machen sich gemeinsam lokal für den fairen Handel stark. Für den Erhalt der Auszeichnung sind nachweislich die fünf Kriterien der Fairtrade-Towns Kampagne erforderlich: Die Neuköllner Bezirksverordnetenversammlung unterstützt per Beschluss den fairen Handel. Bei allen Sitzungen und Ausschüssen und im Büro des Bezirksbürgermeisters wird fair gehandelter Kaffee ausgeschenkt. Fair kommt weiter weiterlesen
Teilnehmende gesucht
Neues Nachbarschaftsprogramm startet in Neukölln
Was wäre, wenn der Hinterhof wieder ein Ort des Miteinanders würde? Wenn Nachbarn sich gegenseitig helfen, Werkzeuge teilen, gemeinsam kochen oder ihre Straße begrünen? Mit dem Nachbarschaftsprogramm »GemeinsamKiez« möchte der Verein »PLAN B 2030 e.V.« genau das anstoßen – und sucht dafür engagierte Menschen in Neukölln.

Bis zu 15 Teilnehmende können am 20. November im Mitmach-Laden Neukölln in einem dreistündigen Auftakttraining lernen, wie man eine Nachbarschaftsgruppe gründet, Nachbarn anspricht und gemeinsam aktiv wird. »Was wir jetzt brauchen, sind starke Gemeinschaften – und die kann man lernen aufzubauen«, sagt Lou Rosenkranz, Trainerin bei »Plan B 2030«. Teilnehmende gesucht weiterlesen
Polpette, Pizza, Pasta und Party
Gustosa Italia im Schillerkiez
Wenn der Jieper kommt und es einen trotz Herbstwetters aus den heimischen vier Wänden drängt, ist die italienische Küche eine, auf die sich eigentlich stets einigen und freuen lässt. Wem da primär Pizza einfällt, der kann im Schillerkiez im »Pazzi X Pizza« in der Herrfurthstraße 8 wenig falsch machen. Gute große Auswahl, launig belegt und gebacken, und das für um die vier Euro als Snackstück auf die Hand oder als meterlanges Trumm, locker vier Personen sättigend, serviert.

Ohne Pizza geht’s aber auch: Nach Sugo, der sämig-festen Tomatensauce, hat sich auf der Okerstraße der Ableger des seit über zehn Jahren beliebten Ristorantes »Caligari« in der Kienitzer Straße benannt. Polpette, Pizza, Pasta und Party weiterlesen

Die kleine Tänzerin
Kurzessay von Thomas Hinrichsen
Im Café Kate an der Hermannstraße findet manchmal eine Performance statt. Ein siebenjähriges Mädchen improvisiert kleine Choreographien, auch auf der Straße, unter der Obhut ihres Vaters.

Heute komme ich nicht dazu, mein Tiramisu aufzuessen. Die kleine Tänzerin spielt mit einem blauen Luftballon. Sie hat auch Talent zur Fußballerin und zur Akrobatin. Mir bringt sie jetzt Werfen, Fangen, Kopfball und Jonglieren mit dem Finger bei.
An der Schule gefällt es ihr nicht so. Das ist wenig erstaunlich. Dauerhaft lernen wird sie nur, wenn dabei auch Bewegung im Spiel ist. An Sprachkenntnis mangelt es ihr nicht. Sie stellt neugierig Fragen.
Die Kürzungen an den Schulen führen dazu, dass solche jungen Talente nicht gefördert werden können, und all die anderen auch nicht.
Graffiti und Street Art in Neukölln
Das Museum Neukölln zeigt die bunte Seite der Stadt
Eine Kühlschranktür mit Einhorn, die das Museum Neukölln für seine Sammlung angekauft hatte, war die Initialzündung für die neue Ausstellung »Graffiti und Street Art in Neukölln«, die noch bis zum 31. Mai des kommenden Jahres zu sehen sein wird.

So erzählte es jedenfalls Museumsleiter Matthias Henkel bei der Ausstellungseröffnung. Dieses Einhorn, von Roy Draws auf Hauswände und Stadtmöbel gesprüht, ist an vielen Orten in Neukölln zu finden und kommentiert dort die jeweilige räumliche Situation. Und so entstand die Idee, sich mit dem gesamten Feld von Graffiti und Street Art in Neukölln zu beschäftigen. Graffiti und Street Art in Neukölln weiterlesen
Die gefährliche Wut des Spießbürgers
Ein historischer Roman von hoher Aktualität
Wehrmann hat die Schützengräben des Ersten Weltkrieges nicht verwunden und kehrt entfremdet nach Lübeck zurück. Er ist ein einfacher Nobody ohne Vermögen.
Es gelingt ihm, eine Frau für sich zu gewinnen. Doch die Ehe wird nicht glücklich. Seine Frau will aufstreben, er kann ihr das nicht bieten. Unter seinen Wutausbrüchen im Alkoholrausch leidet nicht nur der Sohn. Die Frau gerät in Co-Abhängigkeit.
Die Glamourwelt der Partys mit Charleston und eleganter Kleidung öffnet sich ihr allenfalls einen Spalt breit.
Stattdessen beginnen erneut die schweren Zeiten der wirtschaftlichen Depression und der gewaltsamen politischen Kämpfe. Die gefährliche Wut des Spießbürgers weiterlesen
»Deine Nachbarn«
Eine Gespräch über die Poesie des Widerstands
Berlin, Neukölln. Ein Nachmittag, es regnet, der Herbst macht Stimmung. Ich sitze im Café. Zwischen Frühstückstellern und Laptopmenschen, die in anderen Universen verschwinden, sitzen mir drei gut aussehende Typen gegenüber. Sie lachen, reden durcheinander, über ihre Visionen, ihre Musik, zeigen ihre Wut, Liebe und den Versuch, in einer Stadt zu überleben, die längst ihre eigenen Kinder frisst, »Deine Nachbarn« nennen sie sich. Eine kleine Punkband, ohne Marketingplan, geboren in der Hitze des Berliner Alltags irgendwo zwischen Entfremdung, Mietsteigerung, Wut und Hoffnung. Diese drei Typen an meinem Tisch, das begeistert mich nach einem kurzen Kennenlernen, brennen für ihre Musik.

»Wir sind eine kleine Punkband aus Berlin-Neukölln«, sagt Jannis. »Singer-Songwriter-Punk, emotional, politisch, aber immer mit einem Augenzwinkern.« Was als Lagerfeuerprojekt mit einer Gitarre begann, ist jetzt eine Band mit Haltung, und Haltung ist in dieser Stadt längst die radikalste Form des Überlebens. Die Band, das sind Jannis, Stefan und Mario. Drei Männer, die genug zu tun hätten mit Jobs. Stefan dreht Filme und hilft, wie er sagt, »zu oft irgendwelchen Arschlöchern, ihren Scheiß zu verkaufen«. Mario, Politikwissenschaftler, hatte die Kulturpolitik satt und widmete sich im letzten Jahr als Hausmann der Care-Arbeit. Und Jannis, Kameramann und Künstler, glaubt an Punk als poetischen Widerstand gegen das Abstumpfen. »Deine Nachbarn« weiterlesen
Schichtwechsel
Fred Haase begeistert sich für Frauenfußball
Neulich sah ich ein Fußballspiel. Ein richtiges. Mit Ecken, Einwürfen, einer gelben Karte. Aber Achtung, Achtung … ich spreche vom Frauenfußball. Und ich sage Ihnen etwas, was ich früher nie zu sagen gewagt hätte, solange ich im Freundeskreis noch ernst genommen werden wollte: Frauenfußball ist besser. Ja, besser. Punkt.

Nun gut, nicht unbedingt schneller. Aber was man bekommt, ist, wie soll ich sagen, echter, authentischer. Nicht dieses übergesponserte Männerschaulaufen, bei dem Spieler mit Drei-Tage-Bart und Tattoo-Sättigung für 120 Millionen Euro verpflichtet werden, nur um dann 16 Minuten theatralisch auf der Ersatzbank herumzuleiden. Schichtwechsel weiterlesen
Wie gewonnen, so zerronnen..?
Tasmania siegt zweistellig – könnte die Punkte aber noch verlieren
Fußballfans sind gemeinhin abergläubisch und denken, dass ihr Team – vor allem in negativer Hinsicht – Maßstäbe setzt. So ist es auch beim »SV Tasmania«, und ja: man hat allen Grund dazu dank der (Vor-)Geschichte des Vereins. Bekanntlich sind vom Vorgängerverein »SC Tasmania 1900« nicht die zahlreichen Berliner Meisterschaften und Pokalsiege in Erinnerung, sondern die legendäre Saison in der Bundesliga 1965/66, in der man bis heute den Status als schlechteste Mannschaft zementiert hat.

Oder zu Beginn dieses Jahrtausends die vielen verpassten Aufstiege als Tabellenzweiter aus der Berlin-Liga – Höhepunkt: Platz drei, als ein einziges Mal zwei Teams aufsteigen durften.
So fühlte sich manch eingefleischter Fan der Neuköllner auch vor dem Heimspiel gegen den Tabellenletzten am 26. Oktober unwohl – denn wenn »Viktoria Berlin« (neun Spiele, ein Punkt) den ersten Sieg einfahren sollte, dann natürlich bei »Tas«. Und nach einem haarsträubenden Abwehrfehler gingen die Gäste auch bereits nach fünf Minuten in Führung – dann kam es aber anders. Denn zur Pause führten die überlegenen, aber nicht fehlerfreien Neuköllner mit 4:2. Nach dem 5:2 brachen dann endgültig die Dämme und man feierte am Ende einen 10:3-Kantersieg. Wie gewonnen, so zerronnen..? weiterlesen



