Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe
Neuköllnische Zeitung, Dienstag, 3.11.1925 Wie die Agence Fournier aus Rom meldet, hat sich der Papst bei einem Empfange junger Pilgerinnen für den Bubikopf ausgesprochen, weil er dezent und hygienisch sei und auch die Lüsternheit der Männer nicht anrege. Neuköllner Alltägliches weiterlesen →
Neukölln trägt für weitere zwei Jahre den Titel »Fairtrade-Bezirk«, die Auszeichnung für das Engagement zum fairen Handel. Der Titel wird vom gemeinnützigen Verein »FairTrade Deutschland e.V.« verliehen.
Fairtrade-Städte und -Bezirke fördern den fairen Handel auf kommunaler Ebene. Akteure aus Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft vernetzen sich und machen sich gemeinsam lokal für den fairen Handel stark. Für den Erhalt der Auszeichnung sind nachweislich die fünf Kriterien der Fairtrade-Towns Kampagne erforderlich: Die Neuköllner Bezirksverordnetenversammlung unterstützt per Beschluss den fairen Handel. Bei allen Sitzungen und Ausschüssen und im Büro des Bezirksbürgermeisters wird fair gehandelter Kaffee ausgeschenkt. Fair kommt weiter weiterlesen →
Was wäre, wenn der Hinterhof wieder ein Ort des Miteinanders würde? Wenn Nachbarn sich gegenseitig helfen, Werkzeuge teilen, gemeinsam kochen oder ihre Straße begrünen? Mit dem Nachbarschaftsprogramm »GemeinsamKiez« möchte der Verein »PLAN B 2030 e.V.« genau das anstoßen – und sucht dafür engagierte Menschen in Neukölln.
Bis zu 15 Teilnehmende können am 20. November im Mitmach-Laden Neukölln in einem dreistündigen Auftakttraining lernen, wie man eine Nachbarschaftsgruppe gründet, Nachbarn anspricht und gemeinsam aktiv wird. »Was wir jetzt brauchen, sind starke Gemeinschaften – und die kann man lernen aufzubauen«, sagt Lou Rosenkranz, Trainerin bei »Plan B 2030«. Teilnehmende gesucht weiterlesen →
Wenn der Jieper kommt und es einen trotz Herbstwetters aus den heimischen vier Wänden drängt, ist die italienische Küche eine, auf die sich eigentlich stets einigen und freuen lässt. Wem da primär Pizza einfällt, der kann im Schillerkiez im »Pazzi X Pizza« in der Herrfurthstraße 8 wenig falsch machen. Gute große Auswahl, launig belegt und gebacken, und das für um die vier Euro als Snackstück auf die Hand oder als meterlanges Trumm, locker vier Personen sättigend, serviert.
WIE TOLLO – Tonnato im »Sugo«. Foto: hlb
Ohne Pizza geht’s aber auch: Nach Sugo, der sämig-festen Tomatensauce, hat sich auf der Okerstraße der Ableger des seit über zehn Jahren beliebten Ristorantes »Caligari« in der Kienitzer Straße benannt. Polpette, Pizza, Pasta und Party weiterlesen →
Im Café Kate an der Hermannstraße findet manchmal eine Performance statt. Ein siebenjähriges Mädchen improvisiert kleine Choreographien, auch auf der Straße, unter der Obhut ihres Vaters.
Zeichnung: Kamiran Nasir:
Heute komme ich nicht dazu, mein Tiramisu aufzuessen. Die kleine Tänzerin spielt mit einem blauen Luftballon. Sie hat auch Talent zur Fußballerin und zur Akrobatin. Mir bringt sie jetzt Werfen, Fangen, Kopfball und Jonglieren mit dem Finger bei.
An der Schule gefällt es ihr nicht so. Das ist wenig erstaunlich. Dauerhaft lernen wird sie nur, wenn dabei auch Bewegung im Spiel ist. An Sprachkenntnis mangelt es ihr nicht. Sie stellt neugierig Fragen.
Die Kürzungen an den Schulen führen dazu, dass solche jungen Talente nicht gefördert werden können, und all die anderen auch nicht.
Das Museum Neukölln zeigt die bunte Seite der Stadt
Eine Kühlschranktür mit Einhorn, die das Museum Neukölln für seine Sammlung angekauft hatte, war die Initialzündung für die neue Ausstellung »Graffiti und Street Art in Neukölln«, die noch bis zum 31. Mai des kommenden Jahres zu sehen sein wird.
Das Einhorn war schuld. Foto: mr
So erzählte es jedenfalls Museumsleiter Matthias Henkel bei der Ausstellungseröffnung. Dieses Einhorn, von Roy Draws auf Hauswände und Stadtmöbel gesprüht, ist an vielen Orten in Neukölln zu finden und kommentiert dort die jeweilige räumliche Situation. Und so entstand die Idee, sich mit dem gesamten Feld von Graffiti und Street Art in Neukölln zu beschäftigen. Graffiti und Street Art in Neukölln weiterlesen →
Wehrmann hat die Schützengräben des Ersten Weltkrieges nicht verwunden und kehrt entfremdet nach Lübeck zurück. Er ist ein einfacher Nobody ohne Vermögen.
Es gelingt ihm, eine Frau für sich zu gewinnen. Doch die Ehe wird nicht glücklich. Seine Frau will aufstreben, er kann ihr das nicht bieten. Unter seinen Wutausbrüchen im Alkoholrausch leidet nicht nur der Sohn. Die Frau gerät in Co-Abhängigkeit.
Die Glamourwelt der Partys mit Charleston und eleganter Kleidung öffnet sich ihr allenfalls einen Spalt breit.
Stattdessen beginnen erneut die schweren Zeiten der wirtschaftlichen Depression und der gewaltsamen politischen Kämpfe. Die gefährliche Wut des Spießbürgers weiterlesen →
Berlin, Neukölln. Ein Nachmittag, es regnet, der Herbst macht Stimmung. Ich sitze im Café. Zwischen Frühstückstellern und Laptopmenschen, die in anderen Universen verschwinden, sitzen mir drei gut aussehende Typen gegenüber. Sie lachen, reden durcheinander, über ihre Visionen, ihre Musik, zeigen ihre Wut, Liebe und den Versuch, in einer Stadt zu überleben, die längst ihre eigenen Kinder frisst, »Deine Nachbarn« nennen sie sich. Eine kleine Punkband, ohne Marketingplan, geboren in der Hitze des Berliner Alltags irgendwo zwischen Entfremdung, Mietsteigerung, Wut und Hoffnung. Diese drei Typen an meinem Tisch, das begeistert mich nach einem kurzen Kennenlernen, brennen für ihre Musik.
Deine Nachbarn. Bandphoto
»Wir sind eine kleine Punkband aus Berlin-Neukölln«, sagt Jannis. »Singer-Songwriter-Punk, emotional, politisch, aber immer mit einem Augenzwinkern.« Was als Lagerfeuerprojekt mit einer Gitarre begann, ist jetzt eine Band mit Haltung, und Haltung ist in dieser Stadt längst die radikalste Form des Überlebens. Die Band, das sind Jannis, Stefan und Mario. Drei Männer, die genug zu tun hätten mit Jobs. Stefan dreht Filme und hilft, wie er sagt, »zu oft irgendwelchen Arschlöchern, ihren Scheiß zu verkaufen«. Mario, Politikwissenschaftler, hatte die Kulturpolitik satt und widmete sich im letzten Jahr als Hausmann der Care-Arbeit. Und Jannis, Kameramann und Künstler, glaubt an Punk als poetischen Widerstand gegen das Abstumpfen. »Deine Nachbarn« weiterlesen →
Neulich sah ich ein Fußballspiel. Ein richtiges. Mit Ecken, Einwürfen, einer gelben Karte. Aber Achtung, Achtung … ich spreche vom Frauenfußball. Und ich sage Ihnen etwas, was ich früher nie zu sagen gewagt hätte, solange ich im Freundeskreis noch ernst genommen werden wollte: Frauenfußball ist besser. Ja, besser. Punkt.
Foto: Symbolbild
Nun gut, nicht unbedingt schneller. Aber was man bekommt, ist, wie soll ich sagen, echter, authentischer. Nicht dieses übergesponserte Männerschaulaufen, bei dem Spieler mit Drei-Tage-Bart und Tattoo-Sättigung für 120 Millionen Euro verpflichtet werden, nur um dann 16 Minuten theatralisch auf der Ersatzbank herumzuleiden. Schichtwechsel weiterlesen →
Tasmania siegt zweistellig – könnte die Punkte aber noch verlieren
Fußballfans sind gemeinhin abergläubisch und denken, dass ihr Team – vor allem in negativer Hinsicht – Maßstäbe setzt. So ist es auch beim »SV Tasmania«, und ja: man hat allen Grund dazu dank der (Vor-)Geschichte des Vereins. Bekanntlich sind vom Vorgängerverein »SC Tasmania 1900« nicht die zahlreichen Berliner Meisterschaften und Pokalsiege in Erinnerung, sondern die legendäre Saison in der Bundesliga 1965/66, in der man bis heute den Status als schlechteste Mannschaft zementiert hat.
Getümmel vor dem Tor. Tasmania in weiß gegen Viktoria. Foto: Hagen Nickelé
Oder zu Beginn dieses Jahrtausends die vielen verpassten Aufstiege als Tabellenzweiter aus der Berlin-Liga – Höhepunkt: Platz drei, als ein einziges Mal zwei Teams aufsteigen durften.
So fühlte sich manch eingefleischter Fan der Neuköllner auch vor dem Heimspiel gegen den Tabellenletzten am 26. Oktober unwohl – denn wenn »Viktoria Berlin« (neun Spiele, ein Punkt) den ersten Sieg einfahren sollte, dann natürlich bei »Tas«. Und nach einem haarsträubenden Abwehrfehler gingen die Gäste auch bereits nach fünf Minuten in Führung – dann kam es aber anders. Denn zur Pause führten die überlegenen, aber nicht fehlerfreien Neuköllner mit 4:2. Nach dem 5:2 brachen dann endgültig die Dämme und man feierte am Ende einen 10:3-Kantersieg. Wie gewonnen, so zerronnen..? weiterlesen →