Nachrichten aus dem »Neuköllner Tageblatt« vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe
Nr. 210 – Donnerstag, 7. September 1916
Die Verwertung der Brennesseln. Das Einsammeln der Brennesseln, deren Verwertungsmöglichkeiten uns der Krieg gelehrt hat, soll in diesem Jahre bis Ende Oktober fortgesetzt werden, da es darauf ankommt, möglichst große Mengen Nesselstengel zu ernten.

Für das kommende Jahr wird man daran festhalten müssen, daß die beste Zeit für das Ernten der Brennesseln von Ende Juni bis Ende Juli ist. Zu dieser Zeit hat die Blüte der Nessel eingesetzt, die Faser ist reif und in höchster Ausbeute vorhanden. Bei späterer Ernte verholzt der Stengel, die Faser selbst wird gröber und ein Teil der Faser geht außerdem in Holz über. Da in diesem Jahre die Organisation zum Sammeln der Brennesseln erst spät eingesetzt hat, müssen die Bedenken gegen eine verspätete Ernte diesmal fortfallen. Die Brennesselfaser=Verwertungs=Gesellschaft m.b.H. (Berlin W. 66, Wilhelmstr. 91) übernimmt die völlig getrockneten und entblätterten Nesselstengel zum amtlichen Preise von 14 M. für 100 Kg. Der Prozentsatz, der nach der Trocknung bleibt, ist je nach Standort der Nessel sehr verschieden. Es gibt Brennesseln, die durch die Trocknung 88 Prozent an Gewicht verloren, während andere nur bis zu etwa 56 Prozent einbüßten. Für den Sammler ergibt sich dadurch eine Erhöhung der Entlohnung für seine Arbeit, daß die Neuköllner Alltägliches weiterlesen