Medien und Design

»Neue Chance« für Hilfesuchende

Die derzeitige Krisensituation trifft verstärkt Menschen, die schon vor Corona auf Unterstützung angewiesen waren. Zu den leider vertrauten Problemfeldern wie beispielsweise Gewalterfahrungen oder Wohnungsnot gesellt sich in den letzten Wochen verstärkt Bedürftigkeit durch Isolierung und Alleinsein.
Der seit 2015 bestehende Sozialverein »Neue Chance Berlin«, Tochterorganisation der GEBEWO gGmbH, versucht, diesbezüglich mit seinem Hilfsangebot in der Lahnstraße gegenzusteuern: Die Programme der »Neue Chance« umfassen neben persönlicher Beratung, die aufgrund der momentanen Lage auch online stattfindet, Schulungen zu den Bereichen Wohnungssuche und digitaler Kommunikation. Letztere habe gerade im Zuge der Anti-Corona-Maßnahmen stark an Bedeutung gewonnen, jedoch seien sowohl Zugang als auch Umgang mit neuen Medien für viele Menschen nicht selbstverständlich.
Als niedrigschwellige Anlaufstelle für junge Personen in prekären Lebenssituationen wurde außerdem das Streetwear-Projekt »Rambler-Studio« geschaffen, bei dem der Sinn für kreative Ideen und Designs im Vordergrund steht. Für die beiden genannten Projekte freut sich der Verein über Spenden sowohl in Form gebrauchter Smartphones, Laptops und Monitore als auch über alle Dinge, die das Arbeiten im Bereich textiltechnischer Gestaltung ermöglichen.

mf
Neue Chance gGmbH
Lahnstraße 86a
12055 Berlin
Fon: 030 / 684 09 28 100

Mieterwiderstand lohnt sich

Bezirk erfolgreich im Schutz von bezahlbarem Wohnraum

»Wir werden Genossenschaft«, sagt Mieterin und zukünftig »Genossin« Margit Paulus erfreut, »Pears Global« hat auf die gerichtliche Einspruchsfrist gegen das bezirkliche Vorkaufsrecht verzichtet.« Selten lief die Zeit so schnell wie für die »#LeineOderBleibt«. Der gut organisierte Widerstand, die Solidarität aller anderen Initiativen und die Zusammenarbeit mit dem Bezirk hat zu diesem Erfolg geführt.

KEINE schnelle Beute.      Foto: th

Insgesamt ist es dem Bezirk gelungen, mit starker Unterstützung durch die betroffenen Hausgemeinschaften 144 Häuser vor dem Ausverkauf an Briefkastenfirmen von Investoren zu retten. Hauptsächlich fand das Vorkaufsrecht des Bezirkes Anwendung. Eine städtische Wohnungsgesellschaft oder eine Genossenschaft hat die Häuser übernommen. Andernfalls zog eine »Abwendungserklärung«, die die Mieter sieben Jahre vor unangemessenen Erhöhungen und Verkäufen schützt.

th

»Neue« Normalität kehrt ein

Viele Gewerbe öffnen wieder, aber unter strengen Auflagen

Seit 2. Juni dürfen auch wieder die Kneipen, Bars und Shisha-Bars unter ähnlichen Auflagen wie Restaurants öffnen.
Nur Öffnungszeiten von frühestens um 6 Uhr bis spätestens 23 Uhr. Zwischen den Tischen (einschließlich der Bestuhlung) muss ein Mindestabstand von 1,5 Metern sein. Kein Verzehr am Tresen, nur an Tischen. Service-Mitarbeiter müssen eine Gesichtsmaske tragen und die Abstandsregel von 1,5 Metern beachten.
Im Bezirk Neukölln ist nicht geplant, Sondernutzungsflächen für Schankgärten zu erweitern.
Fitnessstudios, Tanz- und Ballettschulen, private Sportschulen und andere gewerbliche Sportanlagen dürfen ab dem 2. Juni wieder öffnen. Auch hier gelten strenge Auflagen: Kontaktfrei mit mindestens drei Metern Abstand, regelmäßige Lüftung aller Räume. Trainiert werden darf nur allein, zu zweit oder in Kleingruppen von maximal acht Personen inklusive Trainer.
Auch Kinos dürfen wieder öffnen. Freiluftkinos bereits ab 2. Juni, Kinos ab 30. Juni. Auflagen: Einhaltung der Hygieneregeln, Mindestabstand von 1,5 Metern zwischen den Gästen durch entsprechende Bestuhlung und Sperren von Sitzen.

pm

Weiße Vielfalt vom Rollberg

»Berliner Berg« – besonderes Bier von hier

Vor über fünf Jahren gaben ein paar Männer ihre potenziellen E-Commerce-Karrieren zugunsten des Traums von einer neuen Berliner Bierkultur auf. »Tradition. Neugebraut.« ist bis heute das Motto der »Berliner Berg Brauerei«, die 2015 ihre Heimstatt in einem Backsteinbau in der unscheinbaren Kopfstraße auf dem Rollberg fand, wo im 19. Jahrhundert bereits eine Schmalzfabrik schmalzte. Das »Bergschloss« war vorn ihre urige Ausschank- und Probierkneipe (einst das »Hopfenstübchen«), die nun aber leider Ende März geschlossen wurde.

BRAUTRIBUT an den Schillerkiez.      Foto: hlb

Wenngleich hier im Hofkeller noch Sudhaus, Lager- und Gärtanks und eine Schrotmühle für das Brauen von Sauerbieren wie dem traditionellen Berliner Trunk, der Weiße, genutzt werden, kommt nun der ganz große Schritt: Eine eigene, neue, große Produktionsbrauerei, die momentan in Neukölln direkt am S-Bahn-Ring im Aufbau ist. Damit hört das Lohn- und Wanderbrauen bei Gastbrauereien wie bisher vor allem in Hohen­thann auf, und »Berliner Berg« wird gänzlich neuköllnisch. Weiße Vielfalt vom Rollberg weiterlesen

48 Stunden digital

Kunstfestival am Rechner und auf der Straße

Robert Tschöke, Astrophsik      IFoto: Ralf Deves

Außergewöhnliche Situationen erfordern außergewöhnliche Ideen, das Kunstfestival 48 STUNDEN NEUKÖLLN schließt sich dem an. Unter dem Titel »BOOM #systemrelevant« findet das Festival in diesem Jahr vorrangig am Rechner und auf der Straße statt. Die Kunstpräsentation von etwa 220 Projekten ist in diesen Zeiten eine Herausforderung, aber auch eine große Chance, die ganz neue Möglichkeiten eröffnet. So werden Ausstellungsbesuche und Künstlergespräche ins Digitale übertragen, Plakatwände und Schaufenster werden zu Ausstellungsflächen. Es wird digitale Führungen durch Studios und Ausstellungsräume, sowie Videokonferenzen und Konzert-Livestreams geben. Die Website des Festivals dient hierbei als Programmheft, das direkt zu virtuellen Entdeckungen einlädt und verlinkt. Der Bespielung des öffentlichen Raumes wird in diesem Jahr eine große Rolle zuteil. Mit Unterstützung der »Wall AG« können 75 Werbeflächen als Kunstflächen genutzt werden, viele Schaufenster werden zu Ausstellungsflächen. Also auf zur Reise durch die Neuköllner Kunstwelt – digital oder analog!

jr
Das Festival findet statt vom 19. bis 21. Juni.
www.48-stunden-neukoelln.de

Konzerte verschoben

»Sommer im Park« verspätet sich

Über 30 Jahre gibt es die Konzertreihe »Sommer im Park« im Körnerpark bereits. Dass die Konzerte nicht pünktlich Mitte Juni starten, gab es noch nie. Doch dieses Jahr ist alles anders. Den Grund kennen alle: Die Regelungen zur Corona-Pandemie, mit denen die Ausbreitung des Virus gebremst werden soll.

Bald wieder.    Foto: mr

Derzeit sind noch immer alle Konzertveranstaltungen untersagt – zum großen Bedauern aller, die sich schon auf die sonntägliche Open-Air-Musik im wunderschönen Körnerpark gefreut hatten.
Doch jetzt gibt es einen Hoffnungsschimmer für das Publikum und die auftretenden Künstler. Der Fachbereich Kultur des Bezirksamtes Neukölln hat beschlossen, die komplette Konzert­reihe zu verschieben und mit Verspätung ab Anfang August starten zu lassen. Derzeit arbeiten die Organisatoren mit Hochdruck daran, die Auftritte sämtlicher Bands, die für Juni und Juli geplant waren, auf Sonntagstermine im September und Oktober zu verlegen. Und die Chancen, dass das Manöver gelingt, stehen gut.
Ab sofort darf sich also vorgefreut werden: Der August bietet ein vielfältiges und packendes Programm mit kubanischem Salsa, deutscher Rockmusik, westafrikanischem Jazz und Funk, ungewöhnlichen Akkordeonklängen und amerikanischem Soul.

pschl

Wanderratten nagen sich zum Menschen durch

»Schädlingsbekämpfer« sind Fachleute mit IHK-Abschluss

Menschen kaufen sich in Zoohandlungen durchaus Zuchtratten, die ihnen als anhängliche Haustiere helfen sollen, die Zeit zu vertreiben. Die wildlebende Wanderratte ist in Haushalten und Lebensmittelhandlungen hingegen nicht willkommen, doch als plagender Nager auf dem Vormarsch in die Keller, Dachböden und Küchen.

Die Wanderratte. Foto:Umwelbundesamt

Obwohl die Wanderratte mit ihren Knöpfchenaugen wirklich süß aussieht, gilt sie als »Schädling« und ein »Schädlingsbekämpfer«, so die offizielle Berufsbezeichnung für die im Volksmund »Kammerjäger« genannte Fachkraft, wird benötigt. Wanderratten nagen sich zum Menschen durch weiterlesen

Das Rattenimperium

Horst Ever’s »Der König von Berlin«, neu gelesen

Wer einmal auf »Radio Eins« die lustigen Episoden von Horst Evers gehört oder ihn bei einem seiner Live-Auftritte erlebt hat, wird süchtig nach seinem trockenen Humor und seinen skurrilen Geschichten. Doch auch als Krimiautor weiß Evers zu überzeugen.
In seinem 2012 erschienenen Roman »Der König von Berlin« beschäftigt er sich mit einem fiktiven Rattenimperium in der Hauptstadt.
Wie Evers selbst kommt der junge und ehrgeizige Kommissar Lanner aus Niedersachsen. Seine Versetzung aus Cloppenburg nach Berlin sieht der Kommissar als die große Chance. Doch seine Erwartungen werden sämtlich und umgehend enttäuscht. Lanner wird von den Kollegen schikaniert und trifft auf eine Bevölkerung ohne den geringsten Respekt. Trotzdem lässt er sich nicht beirren und arbeitet hartnäckig an seinem ersten Fall, dem angeblichen Selbstmord Erwin Machalliks, des Chefs der größten Schädlingsbekämpfungsfirma von Berlin. Kurz nach dessen Ableben wird die Stadt von einer gewaltigen Rattenplage heimgesucht. Das Rattenimperium weiterlesen

Sex wird wieder lockerer

Aber Sexarbeit weiterhin nicht möglich

Der Wunsch nach Sex in verschiedenen Weisen besteht auch in Zeiten von Corona. Menschen, die in Beziehungen leben, unterliegen allenfalls freiwilligen Beschränkungen. Die vielen Singles mussten zwischenzeitlich andere Wege gehen, bevor Kneipen Bier to Go offerierten und einen Anlaufplatz boten und inzwischen die Cafés und Restaurants wieder zu bestimmten Zeiten öffnen dürfen.


In dieser Zeit stiegen die Klicks auf Pornos, speziell auf sogenannte »Corona Pornos«, berichtet das Magazin für junge Leute »Jetzt«. Masken seien ein wichtiges Requisit in den dargestellten »Spielen mit dem Verbotenen«. Das ist im Kern nur von der Ausdrucksweise her neu; denn Pornos rühren immer an Tabus, zeigen umstrittene Inhalte und sind in ihrer Darstellung künstlicher Fantasien nicht nur in ihrer Wirkung auf jüngere Menschen umstritten. Neu ist ebenfalls nicht, dass »Sex auch durch das Telefon« möglich und »am sichersten allein« sei, wie in einigen Foren diskutiert wird. Eins bleibt dabei vollkommen sicher: Sex verlangt vor allem nach Nähe, nach körperlichem Austausch, um tiefe Befriedigung zu erleben. Sex wird wieder lockerer weiterlesen

Kiezgespräch

Vom Wohnen, Lächeln und Atmen

KuK: Was bewegt Sie in Ihrem Kiez?
Frau Meier: Meine Nachbarn und mein Umfeld sind klasse. Hier gibt es so viele schöne Ecken, und die Hausgemeinschaft ist gut. Ich wohne in der Morusstraße, und hier ist die Miete auch noch erschwinglich. Davor war ich in Wilmersdorf und habe mich vor meinem Umzug lange mit einer Eigenbedarfskündigung herumgeschlagen. Die Mietprobleme gibt es hier in Neukölln ja auch. Da hört man Schlimmes von Wohnungsgesellschaften, wie von der »Deutsche Wohnen«. Das sind Geier. Denen gehört doch auch die Hufeisensiedlung. Das ist so ein schönes Quartier, warum hat man die denn bloß verkauft? Ich finde das schrecklich. Ich muss aber sagen, insgesamt haben wir Glück in Neukölln, hier ist es insgesamt doch sehr sozial, und die Leute lassen sich nicht alles gefallen. Kiezgespräch weiterlesen

Basteln mit Rolf

Drahtesel

Die Pandemie-Verordnungen werden inzwischen gelockert. Radfahren war jedoch stets erlaubt und manche Bezirke überraschten mit Popup-Radwegen. Deshalb basteln wir uns einen Drahtesel.

Benötigt wird Draht von 1-2 Millimeter Stärke, gern auch aus Aluminium, Papier und Bleistift für die Vorlage, ein Drahtschneider, eine Zange,
ein Messer, eine Ahle, ein Weinkorken und wie immer, Lust zum Pfriemeln.
Meinen Esel oder eine andere Eselkontur aufs Papier zeichnen. Eine solche Vorlage erleichtert das Biegen. Anschließend den Korken vorsichtig längs plan schneiden, er ist der Sockel. Mit der Ahle zwei Löcher in den Korken stechen und die Beine des Drahtesels dort einstecken.
Fertig.

 

Vorbei, die Wilde-Zeit in Neukölln

Tasmanias Vorsitzender Detlef Wilde gibt den Staffelstab weiter

Tasmania – Vorstandswechsel. Links Almir Numic, rechts Detlef Wilde.        Foto: Hagen Nickelé

Während im Profibereich der Ball ohne Zuschauer in den Stadien wieder rollt und somit auch bei »Hertha BSC« und dem »1.FC Union«, ruht bei allen anderen Fußballvereinen der Hauptstadt weiterhin der Betrieb. Bis dato ist eine endgültige Entscheidung über den Umgang mit den laufenden Spielzeiten weder in den beiden überregionalen Ligen des Nordostdeutschen Fußball-Verbands (NOFV) mit Berliner Vertretern getroffen worden, der Regionalliga Nordost beziehungsweise Oberliga Nord, noch in den Hauptstadtklassen ab der Verbandsliga abwärts. Vorbei, die Wilde-Zeit in Neukölln weiterlesen

Petras Tagebuch

Vögel und Stiefmütterchen

Eine der Tätigkeiten, die ich besonders liebe, ist die Entrümpelung des Balkons vom vergangenen Herbst und Winter. In diesem Jahr hatte ich es zunächst mit Tauben zu tun. Sie wollten auf meinem Sommerlieblingsort nisten.
Meine Erfahrung mit nistenden Vögeln auf dem Balkon ist nicht gut. Vor wenigen Jahren hatte sich ein Amselpärchen den Platz ausgesucht. Infolge dessen konnte ich zunächst den Balkon nicht mehr betreten. Die Tiere griffen mich im Sturzflug an, ich fühlte mich an Hitchcocks »Die Vögel« erinnert. Klar, sie haben ihre Brut nur verteidigt, mir allerdings auch mein Sommervergnügen genommen. Mit der Zeit gelang es mir, Vertrauen zu schaffen. Tee trinken ging zwar nicht, aber immerhin durfte ich mal gucken.
Die Tauben habe ich folglich aus Überzeugung vertrieben, indem ich jeden Tag neue Lebensumstände für sie schuf. Ich räumte hin und her,  und irgendwann begriffen sie, dass sie bei mir nicht erwünscht sind.
Nun endlich konnte ich so räumen, dass es mir gefällt. Ich besorgte neue Pflanzen und pflanzte sie ein und entfernte altes Laub.
Es gab eine schöne Überraschung bei den Aufräumarbeiten: Da drängelte sich doch ein kleines Stiefmütterchen durch eine Ritze des Balkonbodens und schaute mich frech an. Wie es dahin kam, ist mir ein Rätsel. Es gibt dort keine Erde, und es ist viele Jahre her, dass ich mal Stiefmütterchen hatte. Nun wächst es bereits seit mehreren Wochen, es kommen neue Blüten hinzu, es ist eine Freude, dem Wachstum auf dem Betonboden zuzuschauen. Und ich gebe zu, dass ich sie gieße.
Auch dieser Frühling musste erobert werden.

Trampelpfade auf der Späthbrücke

Schleichweg statt Umweg.    Foto: rr

Verkehrsministerium verhindert den Durchgang

»Besser Späth als nie« hieß 2017 hier ein Beitrag und machte Hoffnung, dass die 1906 gebaute Britzer Späthbrücke wieder für Fußgänger und Radfahrer geöffnet werden könnte. Das unter Denkmalschutz stehende Bauwerk ist die einzige im Original erhaltene Brücke über den Teltowkanal. Der Bau der Mauer machte sie lange funktionslos. 1992 wurde sie vollständig saniert, um 2002 mit dem Bau der A113 abermals wieder geschlossen zu werden.
Vor drei Jahren am Weltwandertag erklärte an der Späthbrücke der Neuköllner Bundestagsabgeordnete Fritz Felgentreu (SPD), dass er sich seit Jahren für die Wiedereröffnung einsetze. Leider gehört die Brücke dem Bund, und das zuständige Verkehrsministerium zeigt keinerlei Interesse, dabei mitzuwirken. Trampelpfade auf der Späthbrücke weiterlesen

Lichtblicke

Wir halten zusammen. In Zeiten von Quarantäne und körperlicher Distanzierung mag das wie eine leere Worthülse klingen. Angesichts der Berichterstattung über die Ignoranz gegenüber Schutz- und Hygienemaßnahmen in Form von Partys, oder Demonstrationen der Verschwörungstheoretiker oder andererseits über Denunzierungslust darf eines nicht vergessen werden – nämlich das »wir«. Sei es das große WIR, eines, das über kontinentale Grenzen zusammenhält, oder das kleine, fast kleinste wir, das bedeutet, dass man sich um die Person eine Tür weiter kümmert. Denn darin liegt unsere wahre Kraft und der eine Lichtblick, der uns vereint während schwerer Zeiten: Das Gute, das wir für andere und damit für uns tun. Ich danke hiermit allen Neuköllnern für ihr »wir«. Ob Gaben an Zäunen, Einkäufe für Nachbarn, die im Moment nicht vor die Tür können, oder die kleinsten Gesten der Aufmerksamkeit. Neukölln steht zusammen.

Matthias Ehrhardt

Das Virus auf der Straße

Essensverteilung an wohnungslose Menschen

Immerhin zeigt sich das Wetter von seiner besten Seite an diesen Tagen früh im April. Die Temperaturen sind morgens schon angenehm, es weht kein Wind, und Regen hat sich auch nicht angekündigt – Glück im Unglück sozusagen. Für die mehr als hundert Menschen, die sich in den Morgenstunden bereits am Boxhagener Platz versammeln, spielt das eine übergeordnete Rolle, denn sie sind wohnungslos.

Karuna« packt Hilfstüten.  Foto: mf

Seit die Corona-Krise den wuseligen Alltag auf den Straßen Berlins stark eingeschränkt hat, ist der Alltag für Wohnungslose in der Großstadt besonders herausfordernd.
Während sich das Gros der Bewohner in die eigenen vier Wände zurückziehen kann und die sozialen Interaktionen auf ein Minimum beschränkt, stellt sich die Frage, was mit den Menschen passiert, die kein eigenes Zimmer haben und für die »Social Distancing« quasi unmöglich ist? Was macht das mit einem, wenn die Freunde »mit den richtigen Wohnungen« gerade jetzt, in dieser komplizierten Zeit, kollektiv wegbleiben? Wenn das durch Pfandflaschen gesammelte Kleingeld nicht für eine warme Mahlzeit reicht? Das Virus auf der Straße weiterlesen

»Leine-Oder-Halbmond« bleibt

Bezirk setzt Vorkaufsrecht durch

Zwei Monate mussten die Mieterinnen und Mieter des »Leine-Oder-Halbmondes« um ihr Wohnschicksal bangen, denn ihr Haus wurde von »Pears Global« gekauft. Nun ist klar, dass der Bezirk zugunsten des »Beamtenwohnungsbauvereins« vorkaufen konnte.

Protestlaken.   Foto: th

Während die Zeit der Vorkaufsprüfung ohnehin einen Ausnahmezustand für die Betroffenen darstellt, schlug Corona auch noch voll zu. Die Arbeit im Bezirksamt veränderte sich und die Mieterinnen und Mieter fanden neue Formen des Protests. Keine Kundgebung, dafür klappernde Töpfe, riesige Transparente und Papierflieger für den Kampf um ihr Zuhause, das inoffizielle Wahrzeichen der Berliner Luftbrücke direkt an der Grenze zum Tempelhofer Feld.
Der gefürchtete Investor, die britische Milliardärsfamilie Pears, erlangte fragliche Berühmtheit, als ihr Netz aus diversen Briefkastenfirmen aufgedeckt wurde. Sie besitzen über 3.000 Immobilien und sind damit einer der Großeigentümer der Stadt. Auch das »Syndikat« fiel ihnen bereits zu Opfer.
Nun bleibt zu hoffen, dass der Vorkauf durch den Bezirk innerhalb der Widerspruchsfrist von 30 Tagen nicht angefochten wird, wie es beispielweise ein paar Häuser weiter, in der Leinestraße 8, im Herbst letzten Jahres passierte.

at

Manche öffnen, manche schließen

Neuzuordnung der Quartiersmanagements

»Erhalt und die Stärkung des sozialen Zusammenhaltes eines Stadtteils« ist die Hauptaufgabe in allen Quartiersmanagement-Gebieten (QM) der Berliner Bezirke. Mit Fördergeldern des Programms »Soziale Stadt« – aus den Mitteln des »Bundesministerium des Inneren, für Bau und Heimat« – ausgestattet, werden Ideen, Projekte und Vereine unterstützt, die in irgendeiner Form zur Stabilisierung der Nachbarschaft und Verbesserung der Lebensqualität beitragen.
Entscheidend für die Einrichtung von QM-Gebieten sind unter anderem Sozialdaten zum Migrationsanteil der Bevölkerung, zur Arbeitslosigkeit und Kinderarmut.
Ab 2021 wird es in Neukölln neue Bereiche geben: Das QM Glasower Straße, zwischen Silbersteinstraße inklusive Hermannstrasse bis zur Buschkrugallee am Teltowkanal sowie QM Harzer Straße, das Gebiet zwischen Treptower Straße, Sonnenalle, Reuterstraße, Bouchéstraße.
Das QM Lipschitzallee und Gropiusstadt Nord werden erweitert zum QM Gropiusstadt.

Blick auf die Gropiusstadt.Foto: mr

Die Gebiete Ganghoferstraße und Richardplatz-Süd werden zum neuen QM-Gebiet Rixdorf. Damit gibt es dann zehn QM-Gebiete in Neukölln. Manche öffnen, manche schließen weiterlesen

Lilienthalweg

Pflaster für die Hasenheide

Das Bezirksamt Neukölln wird ab Ende April den Lilienthalweg sanieren. Der bestehende wassergebundene Weg zwischen der »Trümmerfrau« in der Hasenheide und der Apostolischen Nuntiatur wird auf einer Länge von 450 Metern ausgebaut und durch einen gepflasterten Weg ersetzt. Damit wird die Nutzung für zu Fuß Gehende, Sporttreibende und Radfahrende verbessert. Bislang ist der Weg nach Regenfällen kaum benutzbar, da sich große Wasserlachen bilden.
Bezirksbürgermeister Martin Hikel: »Die Hasenheide ist die grüne Lunge im Norden des Bezirks und wird von Tausenden tagtäglich genutzt. Mit steigenden Investitionen in die Hasenheide wollen wir den Volkspark für alle Berliner besser erlebbar machen. Auch deshalb ist die Sanierung des Verbindungswegs nach Kreuzberg ein wichtiges Symbol.«
Während der bis Ende Juli geplanten Bauarbeiten wird der Lilienthalweg nicht nutzbar sein. Radfahrende und zu Fuß Gehende können während dieser Zeit auf die »Protected Bike Lane« entlang der Hasenheide ausweichen. Der nächstgelegene Eingang in die Hasenheide befindet sich während der Bauarbeiten auf Höhe der Graefestraße am Minigolfplatz. Die Baumaßnahme kostet insgesamt etwa 250.000 Euro.

pr

Soziales Miteinander in der Coronakrise

Essensausgabe in der Tee- und Wärmestube in der Weisestraße

Alle Welt spricht von »StayHome«, und viele Aufrufe in den sozialen Netzwerken bieten Nachbarschaftshilfe und Kinderbetreuung an. Doch eine Gruppe wird fast vollständig außer acht gelassen, das ist die Gruppe der Wohnungslosen. Diese Menschen sind schon jetzt nicht mehr in der Lage, sich über Wasser zu halten, da die Straßenspenden und Lebensmittelspenden zu 90 Prozent zurückgegangen sind. Dazu kommt, dass viele Einrichtungen schließen mussten und somit die persönlichen Kontakte auch noch eingestellt sind.

Thomas de Vachroi am Fenster.  Foto: Stefanus Parmann

Die »Tee und Wärmestube Neukölln« musste auf Grund der staatlichen Verordnungen ebenfalls ihre Räumlichkeiten schließen, um die Ansteckungsgefahr für Mitarbeiter so gering wie möglich zu halten. Das bedeutet, dass auch die Küche geschlossen bleibt und keinerlei Lebensmittel mehr vor Ort verarbeitet werden. Soziales Miteinander in der Coronakrise weiterlesen

Geld für zwei Neuköllner Vorzeige-Projekte

Grüne freuen sich über 2,4 Millionen

Mit dem Projekt Berlin Global Village und der Errichtung des »Eine-Welt-Zentrums» entsteht auf dem Gelände der ehemaligen »Kindl-Brauerei« in der Rollbergstraße erstmals ein gemeinsamer Ort für viele Organisationen, Verbände und Initiativen, die sich für globale Gerechtigkeit, Klimaschutz und dekoloniale Erinnerungsarbeit einsetzen. »Als grüne BVV-Fraktion begrüßen wir es sehr, dass dieses Projekt mit zusätzlichen 1,4 Millionen Euro durch die grün-geführte Senatsverwaltung für Wirtschaft unterstützt wird. Damit kann der Verein zusätzliche Kosten für die Entwicklung des Areals zu einem vielfältigen Veranstaltungsort abdecken, was dem Rollbergviertel und dem ganzen Bezirk zugutekommt«, erklärt Fraktionsvorsitzende Ursula Künning. Geld für zwei Neuköllner Vorzeige-Projekte weiterlesen

Interview für alle

Gesundheitsstadtrat Liecke zum Umgang mit dem Virus

Foto: BA Neukölln

So ein Gesundheitsstadtrat hat in der derzeitigen Krisensituation sicherlich viel zu tun. Da kann er sich nicht auch noch um Anfragen unterschiedlicher Presseorgane kümmern.
Trotzdem möchte er aber gerne seine Sicht der Dinge unters Volk bringen. Um lästigen Fragen zuvorzukommen und sich selber Arbeit zu ersparen, ist Neuköllns Stadtrat Falko Liecke (CDU) auf eine geniale Lösung verfallen: Er hat einfach das Interview, das er im März (siehe Kiez und Kneipe, April 2020) geführt hat, nebst Pressefoto anderen Zeitungen »zur freien Nutzung« angeboten. »Ziel ist es, den Neuköllnerinnen und Neuköllnern Informationen aus erster Hand zu geben und Sicherheit im Umgang mit dem Virus zu gewinnen«, heißt es im Anschreiben seines Pressesprechers.
Diese Idee gleicht der des Pressesprechers des ehemaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten David McAllister (CDU), der im Wahlkampf 2012 ein komplettes Interview erfunden und es der örtlichen Presse zur Verfügung gestellt hat. Angeblich, um der Presse die Arbeit zu erleichtern.
So kreativ musste Liecke nicht einmal werden. Er hat die Fragen der Kiez und Kneipe lediglich ein wenig umformuliert.

mr Interview für alle weiterlesen

Corona positiv

Kommentar von Michael Fleck

Es gibt sie, die guten Dinge inmitten des Corona-Alltags. Dinge, die Grund zur Hoffnung und Vorfreude geben. Sie wohnen jeder Krise inne, meist verborgen, doch sie gehören dazu. Der absolute Gegensatz in Zeiten größter Verunsicherung, wie zwei sich gegenseitig bedingende Pole. Die Frage, ob man in schlechten Zeiten das Positive überhaupt betonen darf oder man damit Betroffenen zu nahe tritt, ist sicherlich diskutabel. Die nächtliche Ruhe in der sonst so lauten Großstadt, ein stärkeres Bewusstsein für das wirklich Wichtige, Nachbarschaftssolidarität – dürfen wir die positiven Begleiterscheinungen genießen oder sollten wir uns vielmehr darüber ärgern, dass es erst einer Pandemie bedarf, bevor sie zu Tage treten? Ist die viel zitierte »Corona-Entschleunigung« ein Segen oder nur ein privilegiertes Phänomen derjenigen, die schon vor der Krise eine große Wohnung hatten? Corona positiv weiterlesen

Nähen statt Kochen

Birgitt Claus, das »Zitronencafé« und ihr Strampeln in der Krise

Bekannt ist das »Zitronencafé« im Körnerpark für seine schmackhaften Frühstücke, wechselnden frischen Mittagstisch und hausgemachten Kuchen. Das war mit den Regelungen zur Eindämmung der Pandemie vorbei. Wie alle anderen Restaurants musste auch dieses geschlossen werden. Für Birgitt Claus, die Betreiberin, war das nicht nur ein Unglück, wie es derzeit viele betrifft, sie trifft es ganz besonders hart.

Spitze für Spitzenköchinnen Foto: pr

Seit 1998 baute sie die Firma »eßkultur« auf. Sie ist Agentur, Veranstalterin und gastronomischer Betrieb. Sie betreibt die Betriebskantine vom Tagesspiegel, ist Pächterin der Cafeteria und des Restaurants im Museumskomplex  Dahlem, betreibt die Gastronomie im Jüdischen Museum und das »Zitronencafé« im Körnerpark. Sie bietet pro Jahr mehrere kulturelle Reisen nach Italien an, die sehr beliebt sind. Sie hatte den Vertrag für das Catering der Internationalen Tourismusbörse (ITB). Und dann kam im letzten Jahr das Angebot vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) für ein Catering ab dem Jahr 2020. Es sollte gerade losgehen, aber dann kam Corona, und alle Verträge wurden ohne Entschädigung ausgesetzt. Birgitt Claus hat auf einmal keinen einzigen Auftrag mehr. Nähen statt Kochen weiterlesen

Kapitalismus steht Kopf

Vom Sherwood Forest nach Neukölln – Robin Hood auf dem Schillermarkt

Der berühmte Sagenheld Robin Hood ist die Leuchtfigur der sozialen Gerechtigkeit – er nimmt von den Reichen und gibt den Armen. Das macht ihn zum Namensgeber des »robinhood//store«, dem ersten Bio-Supermarkt, der 100 Prozent seines Gewinns spendet.
Die beiden Gründer Mattis Steib und Jurek Katz verfolgen mit ihrem Team ein simples wie ambitioniertes Ziel: ein Wirtschaftssystem, das der Welt und den Ansprüchen der Menschen gerecht wird. Sie möchten die Lebensmittelversorgung so reorganisieren, dass die Profite umverteilt werden und stellen damit eines der Grundprinzipien des Kapitalismus auf den Kopf.

Biostand mit Haltung.   Foto: mr

Angefangen hat alles mit einem Bio-Laden in ihrem Wohnprojekt in Eberswalde. Im November kam ein mobiler Verkaufswagen auf dem Schillermarkt am Neuköllner Herrfurthplatz hinzu. Die Resonanz auf ihr Konzept sei in Neukölln besonders gut gewesen, begründet Mattis die Entscheidung für diesen Standort. Nun verkaufen sie dort jeden Samstag Bio-Produkte von Dosentomaten über Mehl und Nudeln bis hin zu Pasten und Limonaden zu üblichen Bio-Preisen. Kapitalismus steht Kopf weiterlesen

Verhaltensregeln

Neuigkeiten für Gewerbetreibende

Einige Lockerungen der Maßnahmen gegen Covid-19 sind im Gespräch beziehungsweise beschlossene Sache. Damit die Verbreitung des Virus‘ weiterhin verlangsamt werden kann, gilt es nun umso mehr, auf einen sicheren Umgang mit der Situation zu achten. Die bezirkliche Wirtschaftsförderung, genauer das BIWAQ-Projekt Unternehmen Neukölln, meldet sich hierzu mit folgenden Informationen:
Einige Regeln seien ab sofort zu beachten. Dazu zählt, dass Gewerbetreibende mit Ladengeschäften ermitteln sollen, wie viele Kunden gleichzeitig in das Geschäft dürfen. Hierbei gelte: pro 20 Quadratmeter nur ein Kunde. Der Mindestabstand von 1,5 Metern solle durch Bodenmarkierungen oder Ähnliches verdeutlicht werden. Für so wenig körperlichen Kontakt wie möglich solle Kartenzahlung angeboten werden. Außerdem sollen Gewerbetreibende und Angestellte Mundschutz tragen sowie Handdesinfektion für die Kundschaft bereitstellen.
Da die Verhaltensregeln im Umgang mit dem Infektionsrisiko so wichtig sind, bietet die bezirkliche Wirtschaftsförderung neben oben genannten Informationen Plakate mit den Verhaltensregeln an, welche von Gewerbetreibenden telefonisch oder per E-Mail bestellt werden können. Plakate und Lieferung sind kostenlos. Außerdem gibt es wie immer die Möglichkeit telefonischer Unterstützung und Beratung in Unternehmensfragen, auch in Zeiten der Krise.

me
Basis PM BIWAQ-Projekt.
Ansprechpersonen für Plakate und Beratung:
Ina Rathfelder: 030 / 206017913
rathfelder@mpr-unternehmensberatung.de
Refat Abusalem: 0176 / 23186532
abusalem@mpr-unternehmensberatung.de

Wer hat die Dose zum Kühlschrank gerollt?

Rollberger – besonderes Bier von hier

Unter den Virusschutzvorschriften hat das Bar- und Kneipenwesen besonders lang zu leiden. Seit Mitte März bis mindestens Mai rigoros dicht, ließ sich quasi kein Euro gegen den laufenden Kostendruck verdienen. Ein Trauerspiel für Freunde des gezapften Bieres in netter Gesellschaft, zumal wenn es aus dem Kiez kommt. Mehrfach traf es die »Rollberger«: Als Brauerei, die auf Flaschenvertrieb verzichtet, als Lieferanten erlesener hiesiger Gastronomie und als Lokal.

Gut dosiert und fast wie vom Fass. Foto: mr

Die einstige Vielfalt des Berliner Brauwesens hat insbesondere durch die Craft-Bewegung in den 10er-Jahren eine erfreuliche Renaissance erfahren. Diverse Kleinbrauereien erzeugen inzwischen auch bei uns eine Palette an Bieren, die stets bereichernde Trinkerfahrungen abseits der Konzernsuppen ermöglichen. Wer hat die Dose zum Kühlschrank gerollt? weiterlesen

Spaziergänge durch Neukölln

Fünf Routen mit überraschenden Eindrücken

Die Sonne scheint, blauer Himmel, das richtige Wetter zum Spazierengehen. Zumal das eine der wenigen Tätigkeiten ist, die man in Zeiten von Corona noch im Freien ausüben kann.
Passend dazu ist im April im »Elsengold Verlag« der neue Band »Neukölln mit Britz, Buckow und Rudow« aus der Reihe der »Berliner Spaziergänge« erschienen.
Der Autor Hilmar Krüger schlägt in diesem Buch fünf Routen durch die Stadtteile Rixdorf, Britz, Gropiusstadt, Alt-Buckow und Rudow vor, auf denen der Spaziergänger überraschende Eindrücke gewinnt und die Atmosphäre und Kultur jedes einzelnen Kiezes neu entdecken kann.
Gemeinsam mit Jutta Kendzia vom Rudower Heimatverein, Hans-Georg Miethke, Gropiusstädter von Anbeginn und Chronist des Stadtteils, und Bodo Manegold, ehemaliger Bezirksbürgermeister, stellt der Autor Geschichte und Gegenwart der Neuköllner Bezirke vor. Anhand historischer Fotos lässt sich das heutige mit dem alten Neukölln vergleichen.
Dabei bietet das Buch als Begleiter selbst Neukölln-Kennern noch die eine oder andere überraschende Entdeckung.
Das 64-seitige Büchlein kann für fünf Euro unter der ISBN 978-3-96201-046-1 in jeder Buchhandlung bestellt werden.
Auch für andere Bezirke sind solche »Spaziergänge« erschienen, die zahlreiche Anregungen geben, sich mit der Geschichte der jeweiligen Gegend zu beschäftigen.

mr

Ins KZ durch »Arbeitsscheu«

Stolperstein für NS-Opfer Felix Loewy

Felix Loewy, ein jüdischer Tapezierer aus dem heutigen Gdańsk, war bereits krank, als sie ihn holten. Als am 14. Juni 1938 der NS-Staat die Aktion »Arbeitsscheu Reich« (ASR) startete, war für Tausende nichts mehr wie zuvor. Loewy wurde verhaftet, ins KZ Buchenwald deportiert und starb dort 1940 im Krankenbau.

ASR-Häftlinge galten als »asozial« und wurden im System der Konzentrationslager erst mit dem braunen, später mit dem schwarzen Winkel gebrandmarkt. Unser heutiger Begriff von »Asozialität« wurde maßgeblich von den Nazis geprägt.
Verhaftet wurde, wem vorgeworfen wurde, sich nicht in die Gemeinschaft einzufügen und seinen Beitrag zu leisten: Beispielsweise Männer, die zwei Mal ein Jobangebot ausschlugen oder ihre Arbeit nach kurzer Zeit aufgaben. Die Polizei arbeitete für die Verhaftungen daher mit dem Arbeitsamt zusammen. Ins KZ durch »Arbeitsscheu« weiterlesen

Heilung der verwundeten Blume

Mexikanisch–deutsche Malerei – figurativ, phantastisch und expressiv

Das Bild zeigt einen liebevoll und ermutigend lächelnden älteren Mann, der seiner staunend zu ihm aufschauenden Enkelin einen Kunstmalerpinsel überreicht. Sie zögert mit der Annahme, da vielleicht eine gewisse von ihr zuvor noch nicht erfahrene Magie in diesem Pinsel liegt, wie im gesamten farbenprächtigen Atelier, und hält es für eine große Aufgabe, einen Pinsel in der Hand zu halten.

Das Geschenk.  Foto: Willi Büsing

Das Atelier wirkt wie ein Wintergarten. Draußen wachsen in hellem Sonnenschein schlanke grüne Pflanzen, die sich auf der in Arbeit befindlichen Leinwand widerspiegeln. Die Enkelin trägt ein bunt besprenkeltes Gewand auf hellem Grund, ihr Großvater ist in Blautönen gekleidet und sitzt auf einem Sessel, der ein Gesicht hat, eine lebendige Skulptur, die von Tradition spricht. Heilung der verwundeten Blume weiterlesen

Hilfe für Jungs macht Mut

Sexualisierte Gewalt gegen Jungen und Männer kommt zur Sprache

Der Flyer enthält eine bebilderte Geschichte. Ein Junge ist bedrückt. »Hey Green, was ist denn los«, fragen seine Freunde. »Wir sind Kumpels, Du kannst es uns doch sagen.« »Ihr kennt doch diesen Typen, wo alle hingehen.« »Den mit der Playstation, total nett.« »Letztens wollte er Nacktfotos von mir machen.« »Was.« Schließlich wird der Junge wieder fröhlich. »Meine Eltern sind mit mir zu den »berliner jungs« gegangen. Ich kann jetzt richtig gut STOPP sagen und weiß, wo ich Hilfe bekomme und wie ich mich besser schützen kann.«


Sexualisierte Gewalt hat viele Ausprägungen und macht vor Jungen und Männern nicht halt. Es fällt oftmals schwer, darüber zu reden. Der Verein »HILFE-FÜR-JUNGS e.V.« kümmert sich um diese Problematik. Die beiden Projekte heißen »berliner jungs« und »MUT«. Es geht zum einen um präventiven Schutz durch aktive Informationen und zum anderen um Beratung traumatisierter Jungen und Männern. Hilfe für Jungs macht Mut weiterlesen

Kiezgespräch

Enspannt und kontrolliert

KuK: Welche Themen bewegen dich in deinem Kiez?
Nicklas: Mich beschäftigen tatsächlich im Moment die positiven Aspekte der aktuellen Lage, wegen Corona, am meisten. Die ganze Geschichte löst bei mir ein Gefühl der Entspannung aus, auch wenn das vielleicht »falsch« ist. Ja, ich habe im Moment keine Arbeit, aber mache Kram, auf den ich Bock habe. Ich kann mich draußen viel entspannter bewegen, weil weniger los ist auf den Straßen, man fragt sich zweimal, ob man mit öffentlichen Verkehrsmitteln fährt, allein schon aus hygienischen Überlegungen. Kiezgespräch weiterlesen

Basteln mit Rolf

Bücherboard aus Büchern

Viele entdecken im Lockdown wieder das Lesen. Aber nicht jedes Buch ist sammelnswert. Mein Vorschlag: die als Bücherboard recyceln. Benötigt wird ein Cuttermesser, ein Metall­lineal, eine Heißklebepistole, eine Holzleiste, ein Bleistift, eine Bohrmaschine und natürlich auch Lust zum Pfriemeln.
Zur Montage brauchen wir noch einen Holz- oder Steinbohrer, einen Dübel, eine Stockschraube mit Schlüsselfläche und passendem Schraubschlüssel, eine Mutter sowie eine Unterlegscheibe. Stockschrauben (gibt es einzeln im Baumarkt) haben ein Holz- und ein metrisches Gewinde.

Die Herstellung meines Einbuchboards ist exem­plarisch und gilt auch für größere Modelle (Bild1). Basteln mit Rolf weiterlesen

Frühjahrsputz gegen die Tatenlosigkeit

»Tasmania« renoviert im Werner-Seelenbinder-Sportpark

Im Berliner Amateurfußball ruht aufgrund der Coronavirus-Pandemie nach wie vor das Spielgerät – und somit auch der Saisonverlauf bei den Aktiven. Anders als die Profis von »Hertha« und »Union«, die mit einer Ausnahmegenehmigung das Mannschaftstraining unter bestimmten Auflagen durchführen dürfen, müssen die Spielerinnen und Spieler der knapp 400 Amateurvereine in der Hauptstadt weiterhin aussetzen. Die Lockerung der Maßnahmen zum 21. April betrafen zwar auch die Öffnung der Sportanlagen, für Mannschaftssportarten gilt diese jedoch ausdrücklich und vernünftigerweise nicht.

 

SV Tasmania versucht, die anhaltende Unterbrechung des Ligabetriebs so gut wie möglich zu nutzen.   Foto: Hagen Nickelé

Der »Berliner Fußball-Verband« (BFV) ringt unterdessen gemeinsam mit den anderen Landesverbänden des »Deutschen Fußball-Bunds« (DFB) um eine Lösung, wie auf möglichst konforme Weise die unterbrochene Spielzeit zu einem sportlichen, aber dabei auch rechtssicheren Ende gebracht werden kann. Eine Entscheidung diesbezüglich wurde für Ende April (nach Redaktionsschluss) in Aussicht gestellt. Frühjahrsputz gegen die Tatenlosigkeit weiterlesen

Petras Tagebuch

Maskerade

Aktuell scheiden sich die Geister am Tragen eines Mund-und Nasenschutzes. Die Träger eines solchen beschweren sich über die Nachlässigkeit der Mitbürger, die sich verweigern, heben aber mal schnell den Schutz ab, um in ein Brötchen zu beißen oder an einer Zigarette zu ziehen oder eine Limonade zu trinken. Ist ja auch alles nicht verwerflich. Brillenträger leiden ganz besonders unter dem Tragen der Schutzmasken. Mit beschlagenen Gläsern tasten sie sich durch die Straßen und geben ein trauriges Bild ab. Manche Maskenträger haben für sich die Abstandsregelung für erledigt erklärt und verhalten sich so, als gäbe es keine der Situation entsprechenden Regeln. Petras Tagebuch weiterlesen

Kiez und Corona

Nur weiter mutig bleiben. Foto: mr

Politikerbefragung zur Notsituation

Die Kiez und Kneipe befragte Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD) und Gesundheitsstadtrat Falko Liecke (CDU) zur aktuellen Situation in Neukölln.
Als Verantwortlicher für das Ordnungsamt und die Wirtschaftsförderung ist Martin Hikel dafür zuständig, dass die wegen der Pandemie erlassenen Regeln eingehalten werden und dass diejenigen, die auf Grund dieser Einschränkungen ihr Einkommen als Geschäftsinhaber, Gastronomen oder Künstler verloren haben, auf Hilfe hoffen können.
Die Idee eines zeitlich begrenzten bedingungslosen Grundeinkommens findet er zwar charmant, aber »wir können uns dazu keine langen Debatten leisten, sondern es geht jetzt darum, so schnell wie nur möglich allen zu helfen, deren berufliche Existenz auf dem Spiel steht, die vielleicht nicht wissen, mit welchem Geld sie in zwei Wochen einkaufen gehen können. Und das geht am schnellsten, wenn man die Instrumente nimmt, die da sind: Soforthilfen für Kleinunternehmer und Selbstständige, Kurzarbeit für die hunderttausende Menschen, die gerade nicht arbeiten können oder eben die Kredite für Clubs und größere Gewerbe. Das kommt schneller bei den Menschen an, als ein Grundeinkommen.« Möglicherweise müsse bei den Hilfen auch nachgebessert werden, denn »67 Prozent des Nettoeinkommens sind für Alleinerziehende, die eh schon wenig haben, verdammt knapp.« Kiez und Corona weiterlesen

Nerven bewahren

In der Zeit, in der wir gerade leben, merken wir, dass die Decke der Zivilisation sehr dünn ist. Getragen von sozialen Abfederungen haben wir immer gut gelebt. Es gab immer noch Jobs, aber nicht für jeden. Und wenn gar nichts mehr ging, war eine Grundversorgung da.
Das gibt es immer noch, aber die Stimmung ist eine andere. Jobs fallen massenweise weg, Menschen sitzen zu Hause herum. Häusliche Gewalt nimmt zu. Klar, die gewohnten Tagesabläufe sind geändert, die Familien drängen sich auf engem Raum zusammen.
Auf den Straßen spucken manche Menschen andere an, aber die meisten halten den Kopf gesenkt und springen zur Seite, wenn jemand zu nahe kommt.
Ich empfinde, dass wir uns einfach an die Ausnahmesituation anpassen sollten, wir werden auch bald – es kann noch ein wenig dauern – wieder andere Zeiten erleben. Und dann müssen wir unsere Demokratie zurückholen.

Petra Roß

Bezirksbürgermeister Hikel im Gespräch

Interview mit Martin Hikel über geplante Hilfsmaßnahmen und den Status Quo in Zeiten von COVID-19

Foto: mr

KuK: Wie kann die Wirtschaftsförderung Gewerbetreibende und freischaffende Künstler, die durch die Schließung ihrer Geschäfte oder durch den Ausfall von Gagen in finanzielle Not geraten, unterstützen?
Hikel: Die Wirtschaftsförderung sammelt und strukturiert alle Informationen auf ihrer Homepage und ist auch telefonisch erreichbar. Da geht es um Beratung zu Strategien, um Kurzarbeit, Soforthilfen und vieles mehr.
Unser Projekt »lokale Ökonomie« berät Gewerbetreibende und Selbstständige in »Webinaren«, weil wir zurzeit natürlich keine persönliche Beratung machen können. Wir haben das gesamte Angebot auf Online-Möglichkeiten umstrukturiert, und das wird auch gut angenommen.

KuK: An wen können sich in Not geratene Gewerbetreibende und Soloselbständige wenden?
Hikel: Die erste Stelle ist wie gesagt unsere Wirtschaftsförderung beim Bezirksamt und die Beratungsangebote des Projektes »Lokale Ökonomie« dort – das findet sich alles unter www.unternehmen-neukoelln.net. Unser Team der Lokalen Ökonomie macht übrigens die Beratung auch auf Arabisch. Bezirksbürgermeister Hikel im Gespräch weiterlesen

von Neuköllnern für Neuköllner