»Griessmühle« funkt S.O.S.

Demo zum Erhalt der »Griessmühle«.      Foto: Christian Hoffmann

Clubstandort in Neukölln gefährdet

Für den am südlichen Ende der Sonnenallee angesiedelten Elektroclub »Griessmuehle« endet ein turbulenter Monat. Denn erst Mitte Januar wurde von Seiten des Clubs bestätigt, was in den Wochen zuvor bereits gerüchteweise durch die sozialen Netzwerke und Onlineblogs geisterte: Das bekannte Party- und Kulturzentrum steht an seinem bisherigen Standort vor dem Aus. Da der aktuelle Eigentümer des Grundstücks, die »SIAG Property II GmbH«, den befristeten Mietvertrag aufgrund eines eigenen Verkaufsinteresses nicht weiter verlängerte, muss die »Griessmühle« ihre Pforten in Neukölln Ende Januar schließen. »Griessmühle« funkt S.O.S. weiterlesen

Griessmühle gehört nach Neukölln

Seit 2012 lieben Technofans diesen Ort nicht nur wegen der Musik, sondern auch wegen des reichhaltigen kulturellen Angebots und als Ort des Berliner Freiheitsgefühls sowie des nonkonformen Ausprobierens.
Nun besteht die Befürchtung, dass die Griessmühle dem berlinweiten Clubsterben zum Opfer fällt.
Dankenswerterweise hat die BVV Neukölln eine Entschließung verabschiedet, die sich für den Erhalt der Griessmühle am jetzigen Ort einsetzt. Die aktuelle change.org-Petition #saveourspaces könnte dies unterstützen.
Für viele mag es ja nur Lärm sein, für andere ist es ein Lebensgefühl, das es zu achten gilt. Schließlich schadet es niemandem. Und wo bitte soll denn laut und ausgiebig Musik gehört und sich ausgetobt werden, wenn nicht in leicht abgelegenen Ecken? Neukölln steht solch ein Ort gut zu Gesicht, und wir hoffen, dass die Rettungsversuche für die Griessmühle zum Erfolg führen!

Beate Storni

Schule in Not

Bürgerbegehren, Leerstand, Friedhofs-Entwicklungskonzept in der BVV

Draußen vor dem Rathaus tanzten die Menschen, um für den Erhalt der Griessmühle zu demonstrieren. Die Beats waren bis in den Saal der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) zu hören. Dort übergaben noch vor Beginn der Sitzung rund 25 Eltern, Lehrer, Schüler und andere Aktive fast 12.000 Unterschriften für das Bürgerbegehren »Schule in Not« an Bezirksbürgermeister Martin Hikel.

Unterschriftenübergabe.      Foto: mr

Die Initiative will erreichen, dass Neuköllns Schulen gründlich und zu guten Arbeitsbedingungen gereinigt werden. Konkret fordern sie, dass die Reinigungskräfte wieder beim Bezirk angestellt werden und ausreichend Zeit für ihre Arbeit erhalten. Es ist das erste Mal überhaupt, dass in Neukölln Unterschriften für ein Bürgerbegehren übergeben wurden. Jetzt muss das Bezirksamt die Unterschriften prüfen. Schule in Not weiterlesen

Im Dunkeln

Abgeordnetenhaus will »Runden Tisch gegen Energiearmut«

Die Betroffenen stehen im Dunkeln, ohne Licht, Fernseher, Waschmaschine. Der Strom wurde durch den Energielieferanten gesperrt, da Rechnungen unbezahlt blieben. Ebenso kann das bei der Gaszufuhr passieren. 2018 blieben in Berlin 15.000 Menschen ohne Strom, deutschlandweit waren es 344.000 Haushalte. Eine Stromsperre angedroht haben die Versorger gut 4,8 Millionen säumigen Zahlern. Sperrungen erfolgen ohne Rücksicht auf Feiertage und Jahreszeit, also auch im Winter. Dauerhaft kann dagegen nur eine politische Lösung helfen. Das Abgeordnetenhaus von Berlin ergriff dazu die Initiative. Die Neuköllner SPD übte im November Druck aus, nachdem die Linke im Abgeordnetenhaus im Februar 2019 auf die wachsenden Probleme mit Gassperrungen aufmerksam machte.


Die Berliner Verbraucherzentrale ermittelte verschiedene Ursachen für die Stromsperrungen. Im Kern hat die »Energiearmut« stets mit bereits vorhandener Armut aufgrund geringer Einkommen oder Bezug von ALG II zu tun. Im Dunkeln weiterlesen

»Geht‘s auch ‘ne Nummer kleiner?«

Signa stellt Pläne für den Karstadt-Neubau am Hermannplatz vor

Zentrales Thema der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses am 21. Januar war der Antrag der CDU-Fraktion »Neukölln unterstützt das Neubauvorhaben von Karstadt am Hermannplatz!« Timo Herzberg, CEO des Karstadt-Eigentümers Signa Deutschland, und Thibault Chavanat, Projektmanager im Unternehmen, stellten den Bezirksverordneten die Pläne des Konzerns vor, den Karstadtbau aus dem Jahr 1929 wiederauferstehen zu lassen.
Das Projekt bleibt umstritten. Etwa 150 Anwohner demonstrierten vor der Sitzung gegen den Abriss des 50er-Jahre-Hauses. Sie befürchten Immobilienspekulation und Tourismus und als Folge davon die Verdrängung von Mietern und Gewerbetreibenden. Rund 1.200 Unterschriften haben sie inzwischen gegen das Projekt gesammelt. »Geht‘s auch ‘ne Nummer kleiner?« weiterlesen

Umweltgerechtes Neukölln

Vom Konzept zur Praxis

Neukölln ist einer der am dichtest besiedelten Bezirke in Berlin. In Neukölln-Nord und der Gropiusstadt leben rund 14.000 Einwohner pro Quadratkilometer, in Britz und Buckow etwa 6.500 und in Rudow 3.500 (Stand: Juni 2019).

Heuser, Heiß, Tidow und Zschiesche.    Foto: bs

Klar auf der Hand liegt, dass die Menschen in den dichter besiedelten Kiezen mehr Belastungen durch Lärm, Verkehr, Luftverschmutzung und bio­klimatische Unwägbarkeiten auszuhalten haben, jedoch zugleich über weniger Frei- und Grünflächen zur Erholung verfügen. Oftmals kommen finanzielle Sorgen durch Arbeitslosigkeit dazu, alles zusammengenommen auf Dauer durchaus gesundheitsgefährdend. Dies gilt besonders für viele Quartiere innerhalb des S-Bahn-Ringes. Umweltgerechtes Neukölln weiterlesen

Neukölln gedenkt Verfolgten

Jüdisches Leben von Neukölln bis Auschwitz

Mit einer Gedenkstunde im Saal der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) und der Eröffnung der Ausstellung »Ausgestoßen und verfolgt« wurde in Neukölln an die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz durch die
sowjetische Armee vor 75 Jahren erinnert.
Beginnend mit der im Alltag erfahrenen Ausgrenzung ab 1933 bis hin zur Deportation in Konzentrationslager wie Auschwitz, spannt die Ausstellung des mobilen Museums einen zeitlichen Bogen von 1933 bis 1945.

Jüdisches Leben und Leiden.     Foto: mr

»Wir gedenken heute der millionenfach sinnlos Ermordeten; wir erinnern an die Verfolgten und Deportierten, für die bisher in Neukölln allein 217 Stolpersteine verlegt wurden; wir ehren die, die im Angesicht des Leids geholfen haben und sich dem Terror widersetzten«, sagte BVV-Vorsteher Lars Oeverdieck. Neukölln gedenkt Verfolgten weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Neuköllnische Zeitung
Sonnabend, 7.2.1920
Die Arbeiten bei der Schnellbahn Gesundbrunnen – Neukölln sind nunmehr trotz des Einspruchs der an dem Bau interessierten Gemeinden, Berlin und Neukölln, vorläufig eingestellt worden. Die Firma Siemens u. Halske hat sämtlichen Arbeitern zum 15. Februar gekündigt, auch die anderen, an dem Bau beteiligten Gesellschaften haben ihre Arbeiter entlassen und begründen diese Maßregel mit dem Mangel an Zement. Durch die Entlassung werden viele hundert Arbeiter brotlos und fallen der städtischen Erwerbslosenfürsorge zur Last. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Vom Eis- zum Flaschderix

Mehr als drei Flaschen in der Böhmischen Straße

Mit mildem Licht die Gemüter erwärmen, bei entspannter Stimmung die Sinne betören – dies möchte das »Drei Flaschen«, welches Ende Oktober eröffnete und schnell zum Tipp im sich urbanisierenden Rixdorf geworden ist. Mit unaufdringlichem, freundlichem Charme, nicht schicki oder artsy, sondern lässig solide und mit kreativem Design zieht das Lokal an der Böhmischen Ecke Zwiestädter Straße ein auch altersmäßig gemischtes Publikum aus Nachbarn, Neu-Neuköllnern und mobilen NK-Fans an.

Käse, Wein und Kerzenschein.   Foto: hlb

Die drei Barbesitzer sind kiezbekannt und beileibe keine Flaschen: Der Franzose Philippe Schröder und der Öster­reicher Paul Kolek wohnen um die Ecke, gründeten den »Tempelburger«-Imbiss auf dem Tempelhofer Feld und führen nebenan die Eisdiele »EISdeRIX«. Zusammen mit Boris Schäfer haben sie das »Drei Flaschen« renoviert und selbst geschmackvoll zu einer Kneipe auf Weinbarniveau ausgebaut. Pflanzen, Kerzen und die Farbe wechselnde Lampen spenden dem L-förmigen Raum mit dem langen Holztresen eine angenehme Atmosphäre. Besonders originell ist der aus alten Holzfenstern zusammengebaute Toilettenbereich. Vom Eis- zum Flaschderix weiterlesen

Meisterhafte Klangkörper aus Britz

Andreas Isaak baut nicht nur Gitarren

Andreas Isaak, Zupfinstrumentenbaumeister, geboren 1985 und aufgewachsen in einem kleinen Dorf in der Nähe von Paderborn, wohnt und arbeitet etwas versteckt in Britz.

König der Klampfen.     Foto: rr

Übers Gitarrenspiel entstand sein Wunsch, selbst solche Instrumente zu bauen, was er mit siebzehn in der Tischlerei des Vaters erstmals realisierte, um danach das Instrumentenbauhandwerk zu erlernen. 2011 meisterte er die Fachhochschule in Markneukirchen und legte im selben Jahr auch noch an der Handelskammer Chemnitz die Meisterprüfung ab.
Für ein Praktikum kam er nach Berlin zum renommierten Jörg Kuhlo vom »Plekhaus«, was später kurz zu einer Teilhaberschaft führte. Meisterhafte Klangkörper aus Britz weiterlesen

Danke, Poschadel!

Trauer um Kiezpolizisten

Freund und Helfer Burkhard Poschadel     .Foto: pr

Kaum ein Neuköllner, der ihn nicht kannte: Burkhard Poschadel, der wahrlich Tag und Nacht für die Menschen im Einsatz war. Sei es als Bereitschaftspolizist, was nicht seiner Leidenschaft entsprach, sei es als Streifenpolizist, was nach gelungener »Dealer-Jagd« auch schon einmal mit Verhaftung plus Matschlandung enden konnte. Knüppel schwingen und Berichte schreiben war nicht seine Sache, mit den Menschen reden seine Berufung. Folgerichtig wurde er Kontaktbereichsbeamter (KOBB). Immer draußen, immer unterwegs, immer bei den Bürgern und ihren Problemen.
Die »bösen« Jugendlichen kannte er mit Namen, und diese begegneten ihm mit Respekt. »Entschuldigung, Herr Poschadel«, hörte er öfter. Danke, Poschadel! weiterlesen

Auf den Tag genau

Zeitungsmeldungen von vor 100 Jahren zum Hören

Was passierte auf den Tag genau vor hundert Jahren in Berlin? Drei Neuköllner haben sich diese Frage gestellt, und entstanden ist ein wunderbarer Podcast. Ein Podcast bezeichnet eine Serie von abonnierbaren Mediendateien, die auf dem Smartphone oder Computer angehört werden können.

DAs Audio-Trio auf Spurensuche.    Foto: jr

Wir sitzen in einer Neuköllner Küche, und die drei erzählen mehr über ihre Idee: Zu allererst geht es ihnen nicht um den Hype der 20er- Jahre, die Zeit ist eher Zufall. Zu Hören sind Zeitungsmeldungen aus dem letzten Jahrhundert, eben auf den Tag genau.
Die Geschichte beginnt im Oktober 2019. Jan Fusek, Fabian Goppelsröder und Robert Sollich begegnen sich über Querverschränkungen, teilen ihre Liebe für das Medium Radio und tauchen ein in die Zeit vor hundert Jahren. Auf den Tag genau weiterlesen

Sehr gute Ergebnisse für Sexarbeitende

»Runder Tisch Sexarbeit« legt Handlungskonzept vor

HANDELN für Gleichstellung.    Foto: pr

Der »Runde Tisch Sexarbeit« hat für Berlin ein umfangreiches »Handlungskonzept« zur Verbesserung der Situation der Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter vorgelegt. In sechs Sitzungen in wenig mehr als einem Jahr sowie in Arbeitsgruppen wurde eine Bestandsaufnahme vorgenommen und Schlussfolgerungen daraus gezogen. Die Arbeit erfolgte »auf Augenhöhe«. Mitglieder verschiedener Senatsverwaltungen, des Bezirks Tempelhof-Schöneberg, der Polizei, Beratungsstellen und weiterer Behörden trafen sich mit Vertretern und Vertreterinnen der Sex­arbeitenden und Bordellbetreibern. Es geht darum, der Diskriminierung von Sexarbeit entgegen zu treten, eine Grundvoraussetzung für die Verbesserung der Situation in der vielseitigen Berufssparte. Das übergeordnete Ziel des Gremiums ist, dass Sexarbeitende ihre Tätigkeit ohne Diskriminierung unter sicheren und menschenwürdigen Bedingungen ausüben können. Sehr gute Ergebnisse für Sexarbeitende weiterlesen

Winterfreude Schlittschuhlaufen

Wo Knackärsche übers Eis tanzen

Eiskunst in der Oderstraße.   Foto: jr

Schlittschuhlaufengehen – ein Wort aus unser aller Kindheit, doch zugefrorene Seen gibt es leider gerade nicht. Also muss eine künstliche Neuköllner Schlittschuhbahn herhalten – das Werner-Seelenbinder-Stadion. Das ist eine sehr eigene, berauschende Erfahrung: Kindern, die nicht fah­ren können, aber mit Vollspeed unterwegs sind, muss ausgewichen werden. Kleine, dicke Jungs, ältere Leute und andere zaghafte Menschen kleben an der Bande und trauen sich nur so halb aufs Glatte. Daneben drehen ambitionierte Menschen Pirouetten, andere trainieren ihre Knackärsche oder ähnliche Körperteile auf dem Eis, und der Rest isst Pommes. Jeden Tag mittags um eins wird die Eisbahn geschlossen und das Eis aufgefrischt, damit ab 15 Uhr alle wieder im Kreis fahren können. Die schönste Zeit ist kurz davor. Noch schöner ist, dass sich alle sozialen Schichten treffen, und das Rausschmeißerlied bleibt wohl auch gleich und heißt immer noch »Wer hat an der Uhr gedreht«

.jr

Neuköllner Kunstpreis 2020

Prämierungen für Steine, Bügel und Bänder

170 haben sich beworben, acht wurden nominiert, drei haben ihn bekommen: den Neuköllner Kunstpreis, der am 24. Januar vom Fachbereich Kultur und dem »Kulturnetzwerk Neukölln e. V.« in einer feierlichen Zeremonie im »Heimathafen« verliehen wurde.

Wertgeschätzte Künstlerinnen.   Foto: mr

»Preise zu vergeben, gehört zu den schönsten Aufgaben einer Stadträtin«, sagte Kulturstadträtin Karin Korte, als sie die Namen der Gewinnerinnen verkündete. Der Preis, der in diesem Jahr zum vierten Mal vergeben wurde, sei ein Zeichen der Wertschätzung für die Künstler, die in Neukölln leben oder arbeiten in einer Zeit, in der es für sie immer schwerer werde, Platz für Ateliers zu finden. »Wir zeigen, dass uns die Kunst nicht egal ist«, sagte sie weiter. Neuköllner Kunstpreis 2020 weiterlesen

Die Kinder des Krieges

Videoinstallation im Museum Neukölln

Die Videokünstlerin Ina Rommee hat gemeinsam mit dem Fotografen Stefan Krauss acht Neuköllner, die zwischen 1929 und 1938 geboren wurden, nach ihren Erinnerungen an die Kriegsjahre und die Jahre danach gefragt. Die daraus entstandene Videoinstallation ist bis zum 5. April im Museum Neukölln auf dem Gutshof Britz zu sehen und zu hören.

Acht Zeugnisse des Krieges.   Foto: mr

Die Besucher nehmen auf weißen Stühlen vor acht Monitoren Platz, die so nebeneinander angeordnet sind, dass der Eindruck entsteht, die drei Frauen und fünf Männer säßen an einem Konferenztisch dem Betrachter gegenüber. Reihum erzählen sie aus ihrem Leben. Durch den Schnitt und die Montage erscheinen die Erzählungen dabei wie ein wechselseitiges Gespräch.
Es geht um den Alltag in der Schule, beim »Bund deutscher Mädel« oder der »Hitlerjugend«; darum, wie sich Menschen veränderten, sobald sie eine Uniform anzogen. Es geht um die Angst und die Ungewissheit über den Verbleib des Vaters im polnischen Exil wie bei Karol Kubitzki oder wie bei Georg Weise, der lange nicht wusste, dass sein Vater zu 15 Jahren Haft wegen Widerstands-Aktivitäten gegen die Nazis verurteilt worden war. Die Kinder des Krieges weiterlesen

Salonmusik

Jazz im »Zitronencafé«

Der Auftakt der diesjährigen Salonmusik am 2. Februar verlief turbulent. Zwei der Musikerinnen des Lotus Trio, das die Konzert­reihe eröffnen sollte, hatten sich bei ihrem Aufenthalt in Vietnam
anlässlich des Neujahrsfests mit dem Corona-Virus angesteckt und konnten nicht zurück nach Berlin reisen.

Karparov & Brunn. Foto: Sevi Tsoni

Deshalb musste die Gruppe zwei Tage vor dem geplanten Konzert absagen. Kurzfristig konnte aber mit dem »Ravi Srinivasan Duo« eine hervorragende Ersatzband engagiert werden, die mit ihrem indisch-indonesischen Programm »Klänge aus dem Dschungel« die Zuhörer begeisterte.
Am 9. Februar erwartet das Publikum Musik des Balkans, gewürzt mit einer Prise Modern Jazz. Der virtuose Saxophonist Vladimir Karparov entwickelt mit seinem Duopartner, dem Gitarristen Andreas Brunn, urbanen World-Jazz, der souverän die musikalischen Welten des Okzidents und Orients verbindet. Salonmusik weiterlesen

Zauberhaftes von der Ziege

Cremig-frischer Belgier

Viel ist in unserer Käsekolumne von glücklichen Kühen und prächtigen Almen die Rede, doch das Käseuniversum hält natürlich noch ganz andere Delikatessen bereit als Bergkäse. Diesen Monat wollen wir uns den Ziegen widmen. Diese kletterfreudigen und glattfelligen Mitbewohner fressen am liebsten frische, saftige Kräuter und Blättchen, riechen gar nicht mal so streng und: Sie geben Milch, aus der sich fantastische Käse, von topfig frisch bis pikant und hart, machen lassen, die mit einem ganz speziellen, rassig-würzigen Aroma punkten.

NATUR oder Kräuter? Foto: me

Man vermutet, dass Ziegen schon vor rund 13.000 Jahren, lange vor Kuh oder Pferd, im Orient domestiziert wurden, sind sie doch genügsam und günstig zu halten. Über die Mauren kam das Wissen um die Verarbeitung von Ziegenmilch bis nach Mitteleuropa. Insbesondere die Franzosen kultivierten es ab dem Mittelalter und entwickelten bis heute beliebte Ziegenkäsesorten.
In Belgien, Frankreichs Zauberhaftes von der Ziege weiterlesen

Trubel bei Tasmania

Tamtam um Trainerwechsel

Beim Hallenturnier der Berlin-Liga Anfang Januar war plötzlich ein Verein in aller Munde, der gar nicht teilnahm: der »SV Tasmania«. Der war schließlich im vergangenen Sommer Meister der höchsten Berliner Spielklasse geworden und in die Oberliga aufgestiegen. Dort haben die Neuköllner zwar bisher nicht unbedingt fleißig gepunktet, auf Platz 12 (von 16 Teams) aber noch alle Chancen auf den Klassenerhalt.

Trainergespann Abu (r.) und Momar Njie.    Foto: Hagen Nickelé

Um so merkwürdiger war auf den ersten Eindruck, dass eben an diesem Januartag eine Pressemitteilung des Vereins publik wurde, die einer­seits Erstaunliches zu vermelden hatte, andererseits aber auch Raum für Spekulationen zuließ. Und wer sich auch nur ein wenig im Berliner Amateurfußball rumtreibt, weiß, dass zu solch einem Anlass die Gerüchteküche richtig heiß läuft. Trubel bei Tasmania weiterlesen

Basteln mit Rolf

Korkenzieher

Am 26. Februar ist Aschermittwoch und das Ende des Karnevals. Bis dahin wird auch wieder die legale Droge Alkohol reichlich konsumiert. Oft braucht es vor dem Genuss dazu einen Korkenzieher. Das gab den Anlass, diesmal einen Korkenzieher zu basteln. Benötigt wird nur etwas dünner Draht (1 mm), ein (echter) Korken, eine Biegezange, ein Seitenschneider und wie immer Lust zu Pfriemeln.


Aus dem Draht biegen wir eine Menschenfigur. Auf dem Bild besteht die aus einem Stück, sie kann aber auch gern aus mehreren Drahtabschnitten zusammen gesetzt sein. Die Figur wird anschließend in eine etwas Schweres ziehende Haltungsform gebracht. Das Zugseil, aus einem weiteren Stück Draht, wird anschließend am Korken befestigt und der Figur über die Schulter gelegt. Fertig ist ein Korkenzieher!

Petras Tagebuch

Wirkungslose Patientenverfügung

Bis November letzten Jahres wohnte meine Schwester auf Usedom. Sie hatte sich vor etwa zehn Jahren dazu entschlossen, weil das dortige Klima ihrer Gesundheit sehr entgegen kam.
Mit ihren 78 Jahren entschloss sie sich dann, nach Bad Reichenhall an der österreichischen Grenze zu ziehen. Sie hatte eine schöne Wohnung gefunden, traf sehr nette Menschen und fing wieder an, Pläne zu schmieden.
Sie wollte sich auch mehr um ihre Gesundheit kümmern und suchte einen Arzt auf. Mit der Diagnose, die sie sich anhören musste, begann eine unsägliche Geschichte. Ihr wurde erzählt, dass sie eine schwerkranke Frau sei und sich einer Herzuntersuchung unterziehen solle. Am Abend vor dem Eingriff erzählte sie mir, dass sie eine Patientenaufklärung unterschreiben musste und sagte: »Ich habe nicht damit gerechnet, dass ich mit einer solchen Untersuchung so viele Risiken, die mein Leben beenden könnten, eingehe.« Petras Tagebuch weiterlesen

Hör mal, wer da bauen will

Im Kiez regt sich Widerstand gegen den geplanten Karstadt-Umbau am Hermannplatz. Diskussionspunkte betreffen auch die Symbolkraft des Baus, Verdrängung des Einzelhandels, die Belastung während des Umbaus. Doch wer baut da eigentlich? Karstadt gehört der »Signa Holding«, gegründet von René Benko, unter anderem bekannt durch die Ibiza-Affäre der öster­reichischen FPÖ. Benko steht aktuell auf Platz drei der reichsten Österreicher und neben seinen Immobiliengeschäften hält »Signa Holding« 49 Prozent der Anteile der »WAZ« und somit 24,22 Prozent des österreichischen »Kuriers«, sowie 24,5 Prozent der »Kronen Zeitung«, das mit Abstand reichweitenstärkste Printmedium Österreichs. In Anbetracht dessen, dass hier ein Investor am Hebel sitzt, der einen so eklatanten Einfluss auf die öffentliche Kommunikation hat, eröffnen sich abseits aller bisherigen Kritikpunkte gelinde gesagt »Bedenken«. Und mit Bedenken meine ich Aversionen.

Matthias Ehrhardt

»Haupt Pharma« in Britz soll schließen

Kampf um den Industriestandort Neukölln

Seit über 80 Jahren stellt »Haupt Pharma« in Britz Medikamente im Kundenauftrag her. Bis zu seiner Übernahme durch die »Aenova«-Gruppe gehörte der Konzern, der neben dem Werk in Neukölln noch weitere sieben Standorte mit weltweit 2.000 Mitarbeitern hatte, zu den fünf führenden europäischen Unternehmen der Branche.

DEMO für Arbeitsplätze.     Foto: Chr. Hoffmann

2014 schluckte die »Aenova«, die inzwischen zum Finanzinvestor »BC Partners« gehört, den Konkurrenten. Im September 2019 beschloss der Aufsichtsrat, den Berliner Standort zum 31.12.2020 komplett stillzulegen. 150 Arbeitskräfte in Produktion und Verwaltung des Arzneimittelherstellers werden damit ihren Job verlieren.
Nachdem der Tabakkonzern »Philip Morris« die Schließung seines Werks für Anfang 2020 und die Entlassung von 950 Mitarbeitern ankündigte, wäre dies ein weiterer schwerer Verlust für den Industriestandort Neukölln. »Haupt Pharma« in Britz soll schließen weiterlesen

Verbot für Kopftuch, Kippa, Kruzifix

Kampf um die staatliche Neutralität

Auf Einladung der SPD-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung diskutierten am 3. Dezember in der Otto-Hahn-Schule Experten über das Thema »Neutralität versus Religionsfreiheit – Warum das Neutralitätsgebot des Staates die persönliche Glaubensfreiheit erst ermöglicht«.

Neutralität und Glaubensfreiheit?    Foto: mr

»Für Kinder aus traditionellen Familien muss die Schule ein Ort der Freiheit sein«, forderte Gabriele Heinemann, Sozialpädagogin, ehemals Mitarbeiterin bei »Madonna-Mädchenkult.Ur e.V.«. Das sei besonders für die Mädchen wichtig, weil sie unter dem Druck ihrer Gemeide stünden, zu tun, was man von ihnen erwarte. Religionsfreiheit heiße daher auch, die Möglichkeit zu haben, sich von der Religion zu befreien, und Schule sei der einzige Ort dieser Freiheit.
»Der Staat hat neutral zu sein und muss sich frei machen von religiösen Symbolen«, sagte Lale Akgün, Autorin und Bundessprecherin der säkularen Sozialdemokraten. Der soziale Frieden in einem multireligiösen Land werde aber nur durch staatliche Neutralität erhalten. »Das Gesetz sollte ein Exportschlager sein.« Verbot für Kopftuch, Kippa, Kruzifix weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Neuköllner Tageblatt, Sonnabend, 3.1.1920
Der Jahreswechsel ist in unserer Stadt in üblicher Weise gefeiert worden. Es ging zwar auf den Straßen sehr lebhaft zu, doch waren erfreulicherweise größere Störungen nicht zu verzeichnen. Vielen Unfug mit Feuerwerkskörpern verübte die liebe Jugend.

Neuköllner Tageblatt, Sonntag, 11.1.1920
Nachdem das inländische Funknetz weiter ausgebaut worden ist, soll in größerem Umfange von diesen Anlagen Gebrauch gemacht werden. Fortan behält sich daher die Reichs=Telegraphenverwaltung für die Abwicklung des telegraphischen Verkehrs im allgemeinen freie Wahl hinsichtlich des zu benutzenden Weges (Draht= oder Funkweg) vor. Befürchtet jedoch der Absender ein Mithören des Telegramms durch Unbefugte, was bei der Eigenart der drahtlosen Telegraphie nicht durchweg ausgeschlossen ist, und wünscht er daher ausdrücklich die Drahtbeförderung, so hat er im Telegramm­aufgabeformular an der für die Weg­angabe vorgesehenen Stelle den gebührenfreien Vermerk »Draht« niederzuschreiben. Das gleiche gilt für den Telegrammverkehr Deutschlands mit den europäischen Ländern, soweit die Gebühren auf dem Draht= und Funkverkehr gleich sind. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Die Faszination der Biografien

Wie Worte das Leben noch einmal formen

»Die Biografische Bibliothek« in der Richard­straße 104 bietet als einziges Antiquariat in Deutschland eine enorm große Zahl an inhaltlich wertvollen und aufschlussreichen Biografien, Tagebüchern, Memoiren und Briefeditionen, die anderweitig nur noch schwer erhältlich sind.

Bibliothek erlebter Geschichten.        Foto: pr

Die Bücher sind liebevoll und sorgfältig anhand ihrer inhaltlichen und literarischen Qualität ausgewählt. Schwerpunkte des Sortiments bilden Biografien von und über Frauen sowie antifaschistische Lebensgeschichten und Künstlerbiografien.
In loser Reihenfolge finden seit 2005 »Biografische Lesungen« statt. In der 89. Lesung i m Dezember 2019 stellte beispielsweise Ingeborg Boxhammer ihre Biografie über Margarete Herz vor. Diese radikaldemokratische jüdische Kämpferin für das Frauenwahlrecht und Mitgründerin einer Reformbewegung für eine gesunde Lebensweise schuf ein starkes Netzwerk selbstständiger Frauen. Der antisemitische Naziterror trieb sie ins Exil. Die Faszination der Biografien weiterlesen

Der Käse für alle Fälle

29 Kilo Schweizer Familientradition

In unserer winterlichen Käseserie berichteten wir bereits über Mike Glauser, der vor rund 15 Jahren zusammen mit dem Bauern Jürg Wyss die Firma »Jumi« (aus Jü-rg und Mi-ke) gründete, um der Welt die sagenhafte Vielfalt Schweizer Rohmilchkäse zu präsentieren. Mike arbeitete schon während seines Studiums als Lebensmitteltechniker bei seinem Onkel Peter Glauser, Käsemeister aus Belp bei Bern. Gemeinsam entwickelten sie die getrockneten Knoblauchfrischkäsekugeln, die als »Belper Knolle« ihren Siegeszug antraten und von den »Jumis« als Vertriebspartner an Märk­te und Gastronomien bis nach Japan geliefert und in eigenen Läden in Wien und London angeboten werden.

KRÄFTIGER Laib aus Familienhand.      Foto: fh

Die kreativen, unkonventionellen Kreationen der »Jumi«-Käsemacher werden vornehmlich in drei Käsereien der Glauser-Familie hergestellt. Ein besonders pikantes Kunstwerk aus dem »Jumi«-Schlaraffenland ist der »Schlossberger«, ein Schnitt-Bergkäse aus Kuhrohmilch mit knapp 30 Kilo schwerem Laib. Den Namen erhielt der Hartkäse von einer alten Burgruine, die auf dem Schlossberg nahe der Käserei des Urgroßvaters der Glausers stand, von dem das Ur-Rezept stammt. Der Käse für alle Fälle weiterlesen

»Tournament of Peace«

Internationales Jugendfußballturnier der Freundschaft

Am 8. Mai 2020 jährt sich der Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus und des Endes des Zweiten Weltkriegs in Europa zum 75. Mal. Erstmals ist dieser Tag in Berlin offizieller Feiertag.
Anlässlich dieses Gedenktags veranstalten der »BSV Grün-Weiss Neukölln 1950 e. V.« und der »TSV Rudow 1888 Berlin e. V.« ein zweitägiges Freundschafts-Jugendfußballturnier »Tournament of Peace« in der Altersklasse U14/15. Dazu sind alle nationalen und internationalen Partnerstädte von Neukölln eingeladen.

Jugend kickt für Völkerverständigug.    Foto: pr

Viele Partnerstädte aus Belgien, Frankreich, Großbritannien, Israel, den Niederlanden, Russ­land und Tschechien waren im Krieg durch das nationalsozialistische Regime und seine Gräueltaten Betroffene des Terrors. Mit dem Freundschafts-Turnier wird den jungen Menschen aus unseren Partnergemeinden symbolisch die Hand gereicht. Dazu sind auch Teams aus Italien und der Türkei eingeladen sowie eine Mannschaft aus Warschau, obwohl Neukölln keine Städtepartnerschaft zu einer polnischen Gemeinde unterhält. »Tournament of Peace« weiterlesen

Basteln mit Rolf

Die Simpsons

Seit 1989, also 30 Jahre, gibt es die Simpsons. An deren Köpfe erinnerten mich die langgezogenen »Alu-Beulen« einer leeren Tablettenverpackung. Für die Umsetzung braucht es eine leere Pillenverpackung mit länglichen Blistern, Strukturakryl, Akrylfarbe, einen Pinsel, einen feinen Spatel, einen Zahnstocher und natürlich etwas Lust zum Pfriemeln.


Strukturakryl erlaubt, etwas plastisch aufzubauen. In der Farbe Weiß habe ich mit einem feinen Spatel die Gesichter auf die länglichen Blister modelliert. Für Feinheiten nutzte ich den Zahnstocher. Koloriert wurde erst nach dem Durchtrocknen. »D‘oh?« würde Homer sagen.

rr

Petras Tagebuch

Der Handschuh

Winter und Fahrradfahren ist ohne Handschuhe nicht denkbar und ein immer wieder bewegendes Thema.
Als ich vor Kurzem mein Rad abends im Hof angeschlossen hatte, mich mit dem Gepäck, bestehend aus zwei gut gefüllten Fahrradtaschen mit kaputten Verschlüssen in der einen Hand, in der anderen Vorder- und Rücklicht und Schlüssel, durch die Dunkelheit tastete, war ich froh, ohne besondere Blessuren alles in den dritten Stock getragen zu haben.
Am nächsten Morgen hatte ich es eilig. Was mir zu meiner Ausstattung fehlte, waren meine Handschuhe. Ich machte mich auf die Suche nach möglichen Verstecken, wo ich sie schon mal gefunden habe. Diese sind auf dem Schuhschrank, auf dem Küchenherd, dem Flurboden, zwischen nachlässig abgestellten Schuhen, einer meiner Satteltaschen, und selbst im Kühlschrank bin ich schon mal fündig geworden. Petras Tagebuch weiterlesen

Rahmen und Ratzefummel

Kunst braucht alles.Foto: mr

Neues Kaufhaus für Kreative

Für alle Künstler ist es ein Eldorado – es gibt fast alles, was das Herz begehrt. Nach fünf Jahren Suche nach einem geeigneten Standort eröffnete am 16. November das Fachgeschäft für Künstlerbedarf »boesner« in der Karl-Marx-Straße 110 seine neue Filiale. Von Stiften über Papier, Ölfarben und Pigmenten bis hin zu Leinwänden und Staffeleien, finden sowohl Schulkinder als auch renommierte Künstler alles, was Kunst braucht.

Michael Harnacke, geschäftsführender Gesellschafter von Boesner Berlin, und Bezirksbürgermeister Martin Hikel zerschneiden das rote Band an der Eingangstür.Foto: mr

Auf ingesamt 1.400 Quadratmetern und drei Etagen sind 32.000 Artikel verteilt. Im Erdgeschoß befindet sich außerdem eine Abteilung mit Kunstbüchern sowie eine »Stiftebar« mit 12.000 Stiften und eine »Radiergummiwand«, in der zwei Tonnen Radiergummis stecken. Auch eine riesige Auswahl an Rahmen ist direkt im Haus. »boesner« ist einer der größten Einrahmer deutschlandweit.
Das Besondere an der Neuköllner Filiale ist, dass das Unternehmen eng mit ortsansässigen Künstlern arbeiten möchte. Ein erster Schritt dazu ist bereits getan: »boesner« ist Kooperationspartner und Sponsor von »48 Stunden Neukölln«. Es gibt einen extra Raum in der vierten Etage für Workshops und mögliche Ausstellungen.

jr

100 Jahre Demokratie und Volksbildung

Das Neuköllner Ernst-Abbe-Gymnasium hat bis heute in puncto Volksbildung eine beachtenswerte Tradition. Sie ist das erste Bildungsgemäuer, das für die Volksbildung genutzt wurde. Zu Zeiten der Weimarer Republik hieß es »Kaiser-Friedrich-Realgymnasium«, dem der damalige Reformpädagoge und Direktor Fritz Karsen 1923 die Arbeiter-Abiturientenkurse angliederte. Diese ermöglichten, das Abitur auf dem Zweiten Bildungsweg zu erwerben.
Im Sinne der Reformpädagogik sowie im Geist der Selbstverwaltung sollten Schulen lebensnahe und offene Orte sein, in denen Schüler zu unabhängigen und selbstbestimmten Persönlichkeiten heranreifen, die fair und solidarisch zusammenleben.
Leider ist dies schon lange nicht mehr überall der Fall.
Um so wichtiger, dass sich viele Lehrer und die VHS die Mühe machen, die Tradition der Reformpädagogik aufrecht zu erhalten!

Beate Storni

»Die Stadt gehört Euch«

Bezirksverordnetenversammlung verjüngt sich für einen Tag

Stadträtin Korte im Kinderparlament. Foto:bs

Die Annahme der UN-Kinderrechtskonvention durch die UN-Generalversammlung vor 30 Jahren bot am 20. November für etwa 70 Kinder und Jugendliche aus dem südlichen Neukölln den Anlass, eine Kinderkonferenz einzuberufen. Dazu gründeten sie einen Kinderrat, für den sie eine Geschäftsordnung erarbeiteten.
Sie finden, die Welt ist wenig kindgerecht, wollen mitbestimmen und haben sich mit Unterstützung der Jugendorganisation »Die Falken« im Vorfeld ein Jahr lang sehr umfassend mit sieben wichtigen Themen auseinandergesetzt. Diese sind: Bildung und Schule, Freizeit und Ehrenamt, Spielplätze, unsere Welt, Armut, erneuerbare Energien und Infrastruktur sowie Sicherheit. Daraus erstellten sie einen Forderungskatalog mit 64 Punkten, den sie Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD) übergaben. Er freute sich über die aktiven Nachwuchsparlamentarier und bekräftigte ihre Rechte. »Die Stadt gehört Euch, jedem Einzelnen, dazu gehört auch, die Verantwortung zu tragen«, gab er ihnen mit auf den Weg.
Den Katalog möchten die Kinder als Handlungsempfehlung verstanden wissen. »Die Stadt gehört Euch« weiterlesen

»Schule der Demokratie« wird 100

Die Volkshochschule Neukölln im »Mobilen Museum«

Tafel der Geschichte.   Foto: mr

Mit der Weimarer Republik war das erste demokratische Staatswesen auf deutschem Boden entstanden, dass dem Volk bislang unbekannte Mitspracherechte bescherte. Das war die Stunde der Volkshochschulen (VHS). Denn um diese Rechte wahrnehmen zu können, sollten auch Menschen, die keine höhere Schule besucht hatten, einen Zugang zur (Weiter-)Bildung haben. Die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit, Fähigkeit zu kritischem Denken und eigenständige Urteilsbildung sollten es den Menschen ermöglichen, sich am politischen Leben zu beteiligen. Die Volkshochschule sollte die Bevölkerung darin unterstützen.
Im Artikel 148 der Weimarer Reichsverfassung heißt es: »Das Volksbildungswesen, einschließlich der Volkshochschulen, soll von Reich, Ländern und Gemeinden gefördert werden.« Dieser Verfassungsrang löste vor 100 Jahren eine regelrechte Gründungswelle von Volkshochschulen aus. Auch in Neukölln wurde am 9. Oktober 1919 in der Boddinstraße 34 eine solche Institution eröffnet, an jenem Ort also, wo sich auch heute noch die Geschäftsstelle der VHS befindet. »Schule der Demokratie« wird 100 weiterlesen

Neue Technik in der Bezirksverordnetenversammlung

Mobbing-Trainer unter Beschuss

Die Bezirksverordnetenversammlung wird modern. Bei der Sitzung am 30. Oktober wurde zum ersten Mal eine elektronische Abstimmungsanlage eingesetzt. Mit einer persönlichen Fernbedienung können zukünftig die Bezirksverordneten auf Knopfdruck abstimmen. Das Ergebnis wird auf einer großen Leinwand angezeigt, entweder namentlich oder bei geheimen Abstimmungen als Gesamtergebnis. Das spart Zeit, denn bei den, besonders bei der AfD beliebten, geheimen Abstimmungen mussten die Sitzungen für die Stimmabgabe und die anschließende Auszählung immer für mehrere Minuten unterbrochen werden.

Abstimmungstafel.      Foto:mr

Nach einigen Testabstimmungen hatten sich alle an die neue Technik gewöhnt und fanden die richtigen Knöpfe.
Außerordentlich emotional wurde es dann bei der Diskussion um den Antrag von Mirjam Blumenthal (SPD), Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses (JHA), und der Grünen. Sie fordern das Bezirksamt dazu auf, grundsätzlich keine Zusammenarbeit mit dem umstrittenen Anti-Mobbing-Trainer Carsten Stahl zu unterstützen. Der Ausschuss hatte das bereits im März mehrheitlich entschieden.
Mirjam Blumenthal begründete die Entscheidung danach in einem Facebookpost und erklärte, mit diesen Methoden würden Kinder und Jugendliche verbal erniedrigt. Neue Technik in der Bezirksverordnetenversammlung weiterlesen

Gesellschaftsherausforderung Gleichbehandlung

Diskussionsreihe über Diskriminierung

Von Schülern, die aufgrund ihrer ausländischen Herkunft nachweislich schlechter benotet werden, bis hin zu Familien, die wegen ihres nichtdeutschen Namens bei Wohnungsvergaben keine Chance haben – strukturelle Diskriminierung ist ein ständig akutes Problemfeld unserer Gesellschaft. So akut, dass die »Grünen Neukölln« das Thema in Form einer eigenen Diskussionsreihe namens »Neukölln für alle« Mitte des vergangenen Monats auf die Tagesordnung setzten. Ein besonderer Fokus lag während der zwei Veranstaltungen jeweils auf den Lebensbereichen Schule und Wohnungsmarkt.

Gleiche Rechte, gleiche Chancen.     Foto: pr

In der Grünen-Geschäftsstelle waren zunächst Barbara Grande und Remzi Uyguner von der »Berliner Fachstelle gegen Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt« zu Gast, um Entstehungsgründe sowie mögliche Gegenmaßnahmen von struktureller Ungleichbehandlung zu erörtern. Unter dem Motto »Fair Mieten – Fair Wohnen« bietet die Fachstelle sowohl Wohnungssuchenden, als auch Personen in bestehenden Wohnverhältnissen Rechtsberatung an. Gesellschaftsherausforderung Gleichbehandlung weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Neuköllner Tageblatt – Donnerstag, 4. 12. 1919
Böswillige Alarmierung der Feuerwehr. Am Dienstag abend gegen 9 Uhr wurde der Feuermelder auf der Schillerpromenade gezogen und der Feuerwehr ein Dachstuhlbrand gemeldet. Beide Löschzüge rückten sofort aus, doch erwies sich die Meldung als böswilliger Alarm, wie dies in letzter Zeit wiederholt der Fall gewesen ist. Leider ist es bisher noch nicht gelungen, den Urheber dieses schädlichen Streiches zu ermitteln.

Neuköllnische Zeitung – Sonnabend, 6.12.1919
Eine sechsköpfige Falsch­münzerbande ist von der Neuköllner Kriminalpolizei in Haft gesetzt worden. Unter ihnen befanden sich ein Lithograph, ein Schlosser, ein Techniker u. a. Die Falschmünzer haben sich ausschließlich auf die Fabrikation von gefälschten Zwanzigmarkscheinen gelegt und einen großen Teil davon in den Verkehr gebracht. Es konnten noch für 58 000 Mark falscher Zwanzigmarkscheine bei ihnen beschlagnahmt werden. Einem der Fälscher gelang es noch im letzten Augenblick, einen großen Posten der Falschscheine zu vernichten. Die Festgenommenen sind dem Gerichtsgefängnis zugeführt worden. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Irische Klassiker und mehr im »Curious Fox«

Treffpunkt für Leseratten

Seit sechs Jahren gibt es die englischsprachige Buchhandlung »Curious Fox« in der Flughafenstraße. Auf Deutsch kann man den Firmennamen vielleicht als »Neugierige Leseratten« übersetzen.
»Wir haben selbst nicht geglaubt, dass wir es solange schaffen«, sagt Ona. Buchhändlerin hat sie nicht gelernt, doch immer schon ein Faible dafür gehabt, und diese Leidenschaft strahlt sie aus. Mit ihrem Partner David ist sie die Inhaberin der Buchhandlung. Beide kommen aus Irland, Ona aus Dublin und David aus Cork, und leben schon seit langem in Berlin, einer Stadt, die sie als offen und international erleben.

Entrance zum Lesen.     Foto: fh

Im Sortiment sind sowohl neue als auch gebrauchte Bücher. Deutschsprachige Literatur wird auf Wunsch gerne bestellt. Bestellungen können in der Regel schon am Folgetag geliefert werden. Tee gibt es immer, dazu ein gemütliches Gespräch. Ein komfortales Sofa lädt zum Verweilen ein. Irische Klassiker und mehr im »Curious Fox« weiterlesen

von Neuköllnern für Neuköllner