Schillerkiezgeschichte

Im turbulenten Wahlkreis 2 liegt der Schillerkiez ans Tempelhofer Feld angrenzend.
Auf ehemaligem Ackerland wurde das Viertel um die Schillerpromenade herum ab 1901 gebaut, Infrastruktur an Schulen und Gewerbe mitgeplant. Die meisten Wohnungen verfügten über ein Bad, Wohnküche und Balkon.
Als Wohnquartier für Besserverdienende und Kontrapunkt zur klassischen Arbeitersiedlung auf den Rollbergen mauserte sich der Schillerkiez zur »schönsten Wohngegend Rixdorfs«.
Allerdings erfolgte ziemlich rasch eine bunte Mischung der Bewohner: Arzt, Kohlenträger, Professor, Reinigungskräfte, Verkäufer und Beamte wohnten Tür an Tür und bildeten die berühmte »Berliner Mischung«.
1930 erfolgte dann die »Randbebauung des Tempelhofer Feldes« – womit dieses Thema nun auch erledigt sein dürfte! – entlang der Oderstraße mit zahlreichen Sportstätten. Ein Teil ist bis heute als Werner-Seelenbinder-Sportpark erhalten und soll es auch bleiben!

Beate Storni

Auf Wissmann folgt Lucy Lameck

Keine Straßennamen für Kolonialisten

Hikel steigt.      Foto: mr

Die am 23. April erfolgte Umbenennung der Wissmannstraße in Lucy-Lameck-Straße hat eine jahrzentelange Geschichte hinter sich.
Mit der Gründung der Werkstatt der Kulturen – heute »Oyoun, Kultur NeuDenken« – im Jahre 1993 begann die Diskussion um deutschen Kolonialismus, dessen Folgen und mögliche Wiedergutmachung.
Erstmalig im Jahr 2007 regte Susanna Kahlefeld (Grüne), zu dieser Zeit Mitglied der Bezirksverordnetenversammlung Neukölln, die Umbenennung der Wissmannstraße an. Hintergrund war die Aufarbeitung der deutschen Kolonialzeit für das ehemalige Gebiet Deutsch-Ostafrika, die heutigen Staaten Tansania, Burundi und Ruanda. Dort war Hermann von Wissmann Gouverneur. Die Sicht auf diese Zeit der Geschichte hat sich in den letzten 130 Jahren geändert, was sich in der feierlichen Umbenennung, die eine symbolische Wiedergutmachung sein soll, ausdrückt. Auf Wissmann folgt Lucy Lameck weiterlesen

Gute und schlechte Nachrichten aus dem Rathaus

Verbesserungen dauern ihre Zeit

Autolärm, Hupkonzerte – der Straßenlärm macht vielen Anwohnern immer mehr zu schaffen. Daher fragte ein Anwohner der Selchower Straße im Rahmen der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) am 28. April das Bezirks­amt, was es dagegen unternehmen wolle.
Große Hoffnung auf kurzfristige Verbesserung konnte ihm Bezirksbürgermeister Martin Hikel allerdings nicht machen. Verkehrsberuhigende Maßnahmen könnten nicht nur isoliert für eine Straße durchgeführt werden. Seit Ende 2019 werde jedoch für den Schillerkiez ein städtebauliches Entwicklungskonzept erarbeitet, zu dem neben Maßnahmen zur Verbesserung des öffentlichen Raumes auch ein Verkehrsberuhigungskonzept für den Schillerkiez gehöre. Gute und schlechte Nachrichten aus dem Rathaus weiterlesen

Politiker zur Wahl

Zwischen Wiesenmeer und Einkaufsmeile

Wahlkreis 2 im Überblick

Der Wahlkreis 2 reicht von der Karl-Marx-Straße bis zum Tempelhofer Feld und von der Ringbahn bis zum Herrmannplatz, ein dicht besiedeltes Gebiet mit quirligen Einkaufsstraßen und hippen Ausgehvierteln.


Dem Schillerkiez zwischen der belebten Hermannstraße und dem weitläufigen Tempelhofer Feld verleihen prächtige Fassaden, platanengesäumte Bürgersteige und eine Promenade mit Parkbänken und Blumenrondells ein großbürgerliches Flair. Die Promenade führt vom Columbiadamm über den zentralen Herrfurthplatz mit der Genezarethkirche direkt auf das historische Gebäude der ehemaligen Ingenieurschule für Bauwesen zu, das heute die »Carl-Legien-Oberschule« beherbergt.
In den vielen kleinen Querstraßen des Schillerkiezes findet sich eine Bar- und Restaurantvielfalt wie in kaum einem anderen Neuköllner Kiez. Und am Ende der Herrfurthstraße liegt dem Flaneur das imposante Tempelhofer Feld mit seinem scheinbar endlosen Horizont zu Füßen. Die Stilllegung des Flughafens führte allerdings auch dazu, dass hier die Mieten förmlich explodierten. Politiker zur Wahl weiterlesen

Blaues Haus mit buntem Ton

Nordafrikanische Berberküche in der Pannierstraße

Die Pannierstraße bleibt gastronomisch in Bewegung. Das »Capperi« am Landwehrkanal mit seinem italienischen Apéro hat, auch coronabedingt, aufgegeben, dafür ist wenige Meter weiter in die Räume des schon im September 2019 geschlossenen Bistros »Julini« neues Leben eingekehrt. Seit März laden Khaled Benhajamor und seine Frau Firanda in ihr kleines aber feines Restaurant »La maison bleue« – beziehungsweise zunächst noch vor dieses –, um traditionelle tunesische Berberküche zum Abholen und Liefern zu kochen und zu servieren.

Blauer Orient im Reuterkiez.     Foto: hlb

Mit alten Familienrezepten will uns Khaled, der schon gastronomische Erfahrung im »Café Rix« sammelte, auf eine kleine Reise in den Orient entführen. Ein Jahr haben die Benhajamors mit ihrem Team renoviert und mit Bodenfliesen und wunderschön handbemaltem Tongeschirr, sämtlich aus Tunesien, atmosphärischen Backsteinwänden und der leuchtend blauen Fassade ein stimmiges mediterranes Ambiente inszeniert. Blaues Haus mit buntem Ton weiterlesen

Raucherentwöhnung leichter gemacht

Ausstiegskurse als Weg zu mehr Freiheit

Nur weiterlesen, wenn es für Sie ein Ziel sein könnte, zukünftig rauchfrei zu leben.
Nikotin macht schnell abhängig. Hoher Tabakkonsum, das weiß auch die Mehrheit der Raucher, gefährdet die Gesundheit. Verantwortlich dafür sind rund 4.000 chemische Substanzen, die beim Abbrennen von Tabak entstehen und inhaliert werden. Der starke Suchtfaktor des Nikotins erlaubt nur wenigen, einmal später dauerhaft und dann noch aus eigener Kraft das Rauchen aufzugeben.
Das ist auch den Krankenkassen bekannt, weshalb sie auch mehrmals Ausstiegstherapien wie Akupunktur, Hypnose, oder einen begleiteten ambulanten oder auch stationären Entzug erstatten. Gute Erfolge haben langjährige, wissenschaftlich erprobte Programme zur Raucherentwöhnung, die von ausgebildeten und erfahrenen Kursleitern geleitet werden. Raucherentwöhnung leichter gemacht weiterlesen

Von Grenzen, Geistern und Menschen

Die vielschichtigen Projekte von Tawan Arun

In einer Grenzregion aufzuwachsen hat eine ganz eigene Atmosphäre. Wenn noch eine türkisch-deutsche Mutter und ein chinesisch-thailändischer Vater hinzukommen, entsteht eine interessante Persönlichkeit: Tawan Arun. 1982 in Paris geboren und im Elsass groß geworden, hat die Andersartigkeit auf der anderen Seite für ihn einen großen Reiz.

Leben vor der Kamera. Foto: Anaïs Edely

Tawan lebt seit 2005 in Berlin, studiert hier visuelle Kommunikation an der Kunsthochschule Weissensee und arbeitet in Neukölln. Für sein Diplom 2010 entsteht der Web-Dokufilm »Portraits de frontières«, ein Projekt über die Grenze Europas im Osten. Entstanden sind zwölf Kurzportraits von Menschen, die zwischen Bulgarien und der Türkei, Finnland und Russland, Polen, Be­larus und der Ukraine leben. Speziell an den Außengrenzen der EU entstehen absurde Situationen mit dem Verkauf von Waren, für Lkwfahrer und im Alltag. Hier entdeckt Tawan seine Leidenschaft für den Dokumentarfilm. Der Film läuft unter anderem beim »DOK Leipzig« und gewinnt den Multimediapreis des Deutsch-Französischen Journalistenpreises. Von Grenzen, Geistern und Menschen weiterlesen

Britzer Milchmädchen

Kunstprojekt im Park des Britzer Schlosses

Im Park von Schloss Britz steht seit 1998 die Skulptur des Milchmädchens Perrette. Das Original befindet sich im ehemaligen kaiserlichen Garten von Zarskoje Selo bei Sankt Petersburg. Die auf einem Stein sitzende junge Frau, die traurig auf ihren zerbrochenen Krug hinabschaut, ist ein Werk des russischen Bildhauers Pawel Sokolow.

Vor dem Krugklau. Foto: mr

Das Original wurde 1816 gegossen, eine frühe Replik kam nach 1827 in den Schloss­park Glienicke. Aus Anlass der 10-jährigen Partnerschaft zwischen den Staatlichen Museen St. Petersburg und der Kulturstiftung Schloss Britz wurde mit finanzieller Unterstützung der »Freunde und Förderer Schloß Britz e. V.« 1998 ein weiterer Abguss im Britzer Schlosspark aufgestellt.
2020 wurde der Krug der Britzer Brunnenanlage entwendet und wird nun als Nachguss rekonstruiert. Bis zu seiner Fertigstellung im Sommer finden vier Kunstaktionen statt. Britzer Milchmädchen weiterlesen

Müllerchen und die Montage

Kriminell komische Geschichten von Herbert Friedrich Witzel

Herbert Friedrich Witzel, seit Jahren ansässig in der Warthestraße, ist ein umtriebiger und vielseitig interessierter und denkender Autor. Ob kuriose Kiez- und bittersüße Weihnachtsgeschichten, historische Krimis, Bücher über Fantasy-Erfinder J.R.R. Tolkien oder übers Angeln in Berlin, ob scharfzüngig witzelnde, politisch-kulturelle Blogposts, Erzählungen oder Gedichte – sein schriftstellerisches Oeuvre wuchs über die Jahrzehnte und trotz längerer Pause in beachtliche Breiten. 50 Jahre schon wirkt Witzel von Berlin aus, veröffentlichte 1976 hier sein erstes Buch und organisierte immer wieder auch Kulturveranstaltungen wie seine »Lied- und Lesebühne«.


In seinem Verlag »worttransport.de« veröffentlicht der 1949 in Braunschweig geborene einstige Kunst- und Lateinstudent und langjährige Speditionskaufmann bei sich daheim handgefertigte Bücher, teils »ohne Eselsohren« (da er ihnen die Ecken abschneidet) und in handlich flexibler »Rixdorfer Japanbindung«. Bücher über Menschenleben wie das der Kinogöttin Jean Harlow, des Banditen Jesse James oder, unter Witzels Autorenpseudonym Hermann Syzygos verfasst, die des Erfinders Nikola Tesla, der Musikikone Johnny Cash oder der Mata Hari. Dazu kommen historisch spannende, von Witzel ins Heute übersetzte »aufgefrischte Originaltexte«. Müllerchen und die Montage weiterlesen

Aufstieg in der »Nachspielzeit«

Der »SV Tasmania« darf in der Regionalliga Nordost starten

Am Ende war es doch nichts für schwache Nerven: Mitte April wollte der Nordostdeutsche Fußballverband (NOFV) auf der Sitzung des Präsidiums über die endgültige Regelung zu Auf- und Abstieg in der Regionalliga Nordost beziehungsweise der beiden Oberligen entscheiden. In der dortigen Nord-Staffel stand mit dem »SV Tasmania« zum Zeitpunkt des Abbruchs im November 2020 ein Neuköllner Verein an der Tabellenspitze – und hatte nun die Aussicht, den Aufstieg in die Regionalliga Nord­ost vom Fußballverband quasi gewährt zu bekommen.

So hätte es wohl ausgesehen, wenn man hätte können, wie man hätte wollen… Foto: Hagen Nickelé

Doch es hatte im Vorfeld viele Diskussionen und auch verwaltungstechnische Probleme zu bedenken gegeben. Eine der vielen Fragen: Ist es »gerecht«, wenn eine Mannschaft den Aufstieg zugesprochen bekommt, die gerade mal neun von 32 Saisonspielen absolviert hat? Aufstieg in der »Nachspielzeit« weiterlesen

Basteln mit Rolf

Klammerschmetterling

Es sind bereits Schmetterlinge unterwegs. Hier die Anleitung für einen Schmetterling, der mit den Flügeln schlagen aber nicht davonfliegen kann. Material: eine Wäscheklammer, Papier, eine Schere, etwas Draht, einen Seitenschneider, eine Zange, Klebstoff oder Heißkleber, ein paar Farben und Lust zum Pfriemeln.
Mein Papier: eine KuK-Seite. Aus dem schnitt ich ein Quadrat (ca. 10×10 cm); das wird einmal mittig gefaltet und ergibt ein Rechteck. Darauf wird ein Schmetterlingsflügel so gemalt, dass er nach dem Ausschneiden zu zwei Flügeln aufgefaltet werden kann. (Daher der Name Falter). Beide Flügel werden bunt bemalt und mit zwei Fühlern aus dem Draht zusammen auf eine Klammerseite geklebt.
Damit der Falter mit den Flügeln schlagen kann, brauchen wir noch einen Papierstreifen (1x 8 cm). Der wird mittig unter die andere Klammerhälfte und seine Enden unter die Flügel geklebt. So entsteht durch Öffnen und Schließen der Klammer der Flügelschlag. Für Hilfe: Mail an rolf@kuk-nk.de.

Petras Tagebuch

Frühlingssonne und Kleidungstücken

Jedes Jahr ist es das Gleiche. Nach einem nasskalten Winter lassen sich die ersten Sonnenstrahlen blicken, die Menschen kneifen die Augen zusammen, es blendet. Manchen sieht man an, dass sie den Winter in der Wohnung verbrachten. Sie haben einen kleinen Graustich im Gesicht. Alle jedoch haben eines gemein: Sie genießen die erste Wärme des Jahres. An der Bushaltestelle drängeln sie sich in der Sonne, keiner will in den Schatten, denn der ist noch recht frostig. Und wenn der Bus dann kommt, steigen nicht alle ein, weil die Wärme schöner als eine Busfahrt ist. Petras Tagebuch weiterlesen

Ganzheitlich für Gropiusstadt

Begeisterung beim Spatenstich.Foto: Stephanus Parmann

Spatenstich für das »Zentrum für Sprache und Bewegung« am Campus Efeuweg

Mit dem ersten Spatenstich – ausgeführt von Bildungsstadträtin Karin Korte und Bezirksbürgermeister Martin Hikel (beide SPD) – begannen am 5. März die Bauarbeiten für das »Zentrum für Sprache und Bewegung« (ZSB) am Campus Efeuweg.
»Mit dem Campus Efeuweg entsteht in der südlichen Gropiusstadt eine ganzheitliche Bildungs-, Bewegungs- und Freizeitlandschaft, die zu einer positiven Entwicklung und Aufwertung des Bildungsstandortes und des gesamten Wohnumfeldes beitragen wird«, freute sich die Fraktionsvorsitzende der SPD Neukölln, Cordula Klein. Denn neben der schulischen Nutzung durch die Gemeinschaftsschule Campus Efeuweg wird die Otto-Suhr-Volkshochschule gemeinsam mit der Musikschule Paul Hindemith Sprach-, Musik- und Bewegungskurse im ZSB anbieten. Daneben ist auch ein öffentliches Campuscafé vorgesehen, das die Öffnung in den Stadtteil fördern soll. Ganzheitlich für Gropiusstadt weiterlesen

Zauber durch Selbsttests

Die Politik hat es nicht leicht in Zeiten der Coronapandemie. Gute Einfälle zur effektiven Kontrolle und Eindämmung sind gefragt. Der Berliner Senat hatte kurz vor Ostern mindestens eine zündende Idee: Das Zauberwort lautet »Selbsttest«.
Die Berliner können das bundesweite Angebot, einmal wöchentlich einen kostenlosen Selbsttest bei einer Apotheke zu machen, wahrnehmen. Wenn negativ haben sie weiterhin Zugang zu Friseuren und zum Einzelhandel. Verpflichtend werden Tests für die Verkäufer und Dienstleister, auch im Späti.
Dies kommt spät, aber besser als gar nicht. Es hilft, weiteren Schaden von kleinen und mittelständischen Unternehmen durch harten Lockdown abzuwenden. Leider warten allerdings nicht nur Gastronomen weiterhin auf dringend notwendige Zahlungen aus dem »Hilfspaket III«. Die schleppenden Zahlungsabläufe sollten nicht nur einem Selbsttest unterworfen werden.

Thomas Hinrichsen

Kampf gegen rechte Propaganda

Dokumentationen, Helplines und Demos wider den alltäglichen Extremismus

Neukölln wird seit 2016 von einer wachsenden Welle rechtsextremer, auch gewaltsamer Straftaten überzogen. Jetzt kommen in die Briefkästen im Neuköllner Norden, in dem bislang wenig offene nationalsozialistische Propaganda stattfand, einfach gestaltete rechtsradikale Flyer. Die sich selbst so nennenden »Reichsbürger« machten den Anfang mit gezielten Steckaktionen in den Häusern. Ihnen folgte »Der DritteWeg«. Nicht nur in der Symbolik lehnt sich diese Partei an das faschistische »Dritte Reich« an, von dem verheerender Krieg und Völkermord ausging.

Bärenstark wehren.   Foto: mr

Neuköllner Bürgerinnen und Bürger wehren sich gegen diese rechtsextremen Übergriffe. So gibt es zur Übersicht eine ausführliche Kartierung und Text- wie Bilddokumentation als Website von »acoabo«, in der neben zahlreichen Fakten die Opfer rechter Gewalt zur Sprache kommen. Der rechte Terror scheint wie eine Kette ohne Ende zu sein, zumal die Polizei bisher wenige Täter dingfest machen konnte und einzelne Beamte des Sicherheitsapparates mit der rechten Szene in Verbindung gebracht werden konnten. Kampf gegen rechte Propaganda weiterlesen

BVV wagt sich auf Youtube

Zuschauer chatten bei Livestreams mit

Großes Kino in der Neuköllner Bezirksverordnetenversammlung (BVV). Zum ersten Mal in ihrer Geschichte ist die BVV am 18. März live auf Youtube zu verfolgen. Das ist elf Jahre nachdem der heutige Stadtrat Jochen Biedermann (Grüne), damals noch Mitglied der BVV, den ersten Antrag stellte, die BVV als Livestream im Internet zu übertragen. Damals wurde dieses Ansinnen von den Fraktionen der SPD und CDU abgelehnt.
Der erste Tagesordnungspunkt betrifft die Nachbesetzung der Geschäftsführerstelle des Jobcenters Neukölln. Die CDU wirft dem Bezirksamt vor, die Stelle ohne Ausschreibung besetzt zu haben, ein Prozedere, das bisher offensichtlich üblich war, ohne dass jemand daran Anstoß genommen hätte. Der Grund dafür, dass sich die CDU jetzt aufrege, liege darin, dass eine Frau für den Posten vorgesehen sei, vermutet Mirjam Blumenthal (SPD). Der Antrag wird abgelehnt. BVV wagt sich auf Youtube weiterlesen

Politiker zur Wahl

Dorf, Hochhäuser und Industrie

Wahlkreis 3 im Überblick

Der Wahlkreis 3 reicht von Rixdorf über das nördliche Britz bis zu den Hochhaussiedlungen in der Köllnischen Heide.


Eine Besonderheit im Norden Neuköllns ist der noch recht dörflich geprägte Richardkiez. Der Richardplatz ist die Keimzelle des ehemaligen Dorfes, aus dem Neukölln einst entstanden ist. Einmal im Jahr treffen sich dort Alteingesessene und zugezogene Neuköllner zum Popráci, dem Rixdorfer Strohballenrollen.Viele kleine Läden, Kneipen und Restaurants machen den Kiez zu einem beliebten Ausgehviertel, das dadurch aber auch stark von Gentrifizierung bedroht ist.
Südlich des S-Bahnrings gibt es vorwiegend Wohnviertel. Das Zentrum bildet hier der Kranoldplatz mit seinem Wochenmarkt »Die dicke Linda«.
Neubritz, der Kiez mit Autobahnanschluss, liegt beiderseits der historischen Gemeindegrenze von Rixdorf und Britz. Dem Ausbau des Stadtrings der A 100 fiel eine ganze Häuserzeile zum Opfer. Die Autobahn verläuft hier unterirdisch – darüber entstand der Carl-Weder-Park mit Spiel- und Sportplätzen, Obstbaumwiesen und Fahrradwegen. Traditionell ist Neubritz durch eine Mischung von Wohnen und Arbeiten geprägt. Politiker zur Wahl weiterlesen

Zusammen schmieden

Ringe und scharfe Sachen aus Rixdorf

Unterm Dach der alten Dorfschmiede, die auf dem ehemaligen Dorfanger, dem heutigen Richardplatz in Neukölln steht, schmiedet gemeinsam das Ehepaar Böck. Sie ist Goldschmiedin, er Messerschmied, oder, wie es seit 1989 heißt, Schneidwerkzeugmechanikermeister in der wahrscheinlich letzten Berliner Messermanufaktur.

Rixdorfer Schmiede.Foto: rr

Die Schmiede wurde 1624 erstmals erwähnt. Auch nach fast 400 Jahren lodert hier die Esse. Ab 1797 sogar dauerhaft, als aus der alten ­»Lauf-« endlich eine »Wohnschmiede« wurde, in der der Schmied tatsächlich wohnte. Ihre heutige Form erhielt sie im Laufe des 19. Jahrhunderts. Nach der Übernahme durch das Neuköllner Bezirksamt erfolgten in den 1960er und 1980er Jahren umfangreiche Renovierungen. Martin Böck arbeitet hier seit 2004. Anfangs als Untermieter der Schmiedemeisterin Gabriele Sawitzki. Inzwischen und eher ungewollt ist er Hauptmieter, weil das Bezirksamt es so entschied. Gabriele Sawitzki zog aus und nahm den Namen »Rixdorfer Schmiede« gleich mit, da sich ihr Metallbaubetrieb diesen gesichert hatte. Zusammen schmieden weiterlesen

Sakraler Neustart mit Terz

»21 gramm«-Team beseelt das ehemalige »Café Selig« neu

Die Macher des Restaurantcafés »21 gramm« (benannt nach dem vermuteten Gewicht der menschlichen Seele) auf dem St. Thomas-Friedhof an der Hermannstraße kennen sich aus mit der Verbindung von kirchlichem Ambiente und Leibeswohl. Neben dem Lokal in der Friedhofskapelle des Gottesackers im Körnerkiez wird nun der nahe Schillerkiez zu ihrem gastronomischen Spielfeld.

BALD wieder das pochende Herz des Schillerkiezes.    Foto: hlb

Dort war das »Café Selig« seit 2004 ein beliebter Treffpunkt, befindet es sich doch in einem Trakt direkt an der Genezareth-Kirche, mitten auf der Straßeninsel des Herrfurthplatzes. Ein lichtdurchfluteter hoher Gastraum mit toll gelegener Terrasse direkt vor der Kirche.  Mit dem Pächterwechsel zu den »21 gramm«-Geschäftsführern Daniel Kalthoff und Jeremias Stüer mit ihrem Team und mit einem neuen musikalischen Namen – »TERZ« – soll die stimmungsvolle Räumlichkeit noch kieznäher werden. Sakraler Neustart mit Terz weiterlesen

Brasilien zum Kugeln

Käsiger Snack auch für Zuhause

Käsebrot mal ganz anders. Pão de queijo ist portugiesisch für Käsebrot – und die Bezeichnung für typisch brasilianische Käsekugeln, einem Gebäck aus Tapiokamehl, Käse, Milch, Ei, Öl und Salz. Tapioka ist eine Stärke, die aus der Maniokwurzel hergestellt wird und daher glutenfrei ist. Schon seit dem 18. Jahrhundert wurden die Kugeln in Brasilien auf dem Land zubereitet, wo Weizenmehl Mangelware war.

Käse rund.   Foto: hlb

Der Legende nach kam der Käse in die Teigbällchen, als überschüssiger Käse vor dem Verderben gerettet werden musste. Spätestens seit Mitte des letzten Jahrhunderts sind diese Käsekugeln fester Bestandteil der brasilianischen Küche, dort in jeder Bäckerei zu finden und auch ein weltweiter Exportschlager.
Mônica Alves und Luciana Brant, zwei befreundete Brasilianerinnen in Berlin, haben sich der Herstellung und Verbreitung der traditionellen Leckerei verschrieben, bieten sie schon länger auf hiesigen Märkten und Festen an und verschicken sie bundesweit. Seit letzten Dezember haben die Königinnen des Käsekugelbusiness auch einen festen Laden im Reuterkiez, in einem ehemaligen Burrito-Imbiss in der Pflügerstraße. Brasilien zum Kugeln weiterlesen

Die Bier in Schnaps verwandeln

Rettungsaktion für das Rotbier vom »Rotbart«

Nicht nur, dass alle Kneipen sowieso schon lange unter dem Corona-Lockdown leiden. Viele Gastronomen und Brauereien müssen oft auch noch fässerweise das Verfallsdatum erreichende Bier wegschütten. Bier im Abfluss – bitte nicht! Die Bar »Rotbart« am Böhmischen Platz in Rixdorf und die Berliner Craftbeer-Brauerei »Brewer‘s Tribute« starten daher eine Rettungsaktion, um ihr gemeinsames Rotbier wenigstens zu Schnaps zu brennen. Um die Produktionskosten für dieses Projekt zu stemmen, soll eine Crowdfunding-Kampagne helfen.

Brandneuer Brand.    Foto: pr

Bier zu Schnaps statt Wasser zu Wein – so könnte der süffige Trunk immerhin in stärkerer Form den Lockdown überleben. Die Idee: Veredelung der noch übrigen Rotbierfässer zu einem hochprozentigen Bierbrand. Die Bier in Schnaps verwandeln weiterlesen

Bestatter haben leider mehr zu tun

Corona macht nachdenklich

»Ja, im Januar hatten wir etwa 30 Prozent mehr Sterbefälle in Zusammenhang mit Corona,« stellt Olaf Ommen fest, der die Neuköllner Filiale des Bestattungsinstituts »Berolina« in der Jonasstraße leitet und fährt fort: »Es traf überwiegend hochbetagte Menschen in ihren Wohnungen und in Pflegeheimen.« Der Bestatter wirkt besonders nachdenklich angesichts dieser Entwicklung. »Das Virus ist nicht aus der Welt, es kann auch jüngere Personen treffen.« Bestatter haben leider mehr zu tun weiterlesen

Petra Strass glitzert weiter

Erinnerungen an die Blütezeit der Travestie

In Waldemars »Schillers« hat der Neuköllner Peter S. (64) vor vollem Haus zweimal eine grandiose Travestieshow geboten. Das begeisterte Publikum der Eckkneipe ging mit bis hin zur Teilnahme an einer Polonaise und bot starken Applaus zu der ausdrucksvollen Playbackshow. Der Travestiekünstler knüpfte an Erfolge an, die nicht nur er in den Achtzigern des letzten Jahrhunderts in Westberlin feiern konnte. Jetzt fehlt ihm die Kraft zu weiteren Auftritten. Er nutzt zum Gehen einen Rollator und ist zunehmend auf einen Elektrorollstuhl angewiesen.

Foto: privat

Peter S. arbeitete als Verkäufer für Obst und Gemüse, bevor er seine Leidenschaft für die Kunst der Travestie entdeckte. Der verheiratete Mann und Vater einer erwachsenen Tochter erzählt: »Ich bin bisexuell. So traf ich eines Tages einen Mann, der sich gern in eine Frau verwandelte. Petra Strass glitzert weiter weiterlesen

In der Warteschleife

Tabellenführer »Tasmania« muss zweigleisig planen

Vor Beginn der Spielzeit 2020/21 in der NOFV-Oberliga Nord bat Abu Njie seine Schützlinge besonders früh zum Übungsstart. Der Trainer war ja erst im Januar 2020 zum »SV Tasmania« zurückgekehrt, und die Spieler sollten seine Methodik besser kennenlernen. Vom Start weg sollte die Mannschaft dazu körperlich voll auf der Höhe sein – und der Plan ging sogar besser auf als erwartet: Mit sieben Siegen legte »Tas« los wie die Feuerwehr. Ausgerechnet vor dem Topspiel bei Verfolger Greifswalder FC (mit vier Punkten Rückstand auf Platz 2) Anfang November kam es dann aber wieder zum Stillstand aufgrund der Coronapandemie.

Seit November 2020 beschäftigungslos – die Anzeigetafel im Werner-Seelenbinder-Sportpark. Foto: Hagen Nickelé

Die Ligaunterbrechung wurde inzwischen mehrfach verlängert, sodass die Fortsetzung der Spielzeit mittlerweile mehr als unrealistisch erscheint. In der Warteschleife weiterlesen

Basteln mit Rolf

Partylöwe

Partylöwe

Ohne ausreichend Geimpfte bleiben Partys weiter untersagt. Deshalb basteln wir uns einen Partylöwen. Wir brauchen einen echten Sektkorken samt Kappe und Haltedraht, eine Ahle, Aludraht, einen Seitenschneider, eine Zange, etwas Klebstoff, ein paar Farben und wie immer: Lust zum Pfriemeln.
Der Sektkorken ist schon der Löwenkörper. Aus dem Draht werden die Beine und der Schwanz. Fehlt Aludraht, könnten die Beine auch aus Q-Tipröhrchen entstehen. Ich wählte Aludraht, weil der mit einer Zange am Ende flach gedrückt werden kann, was die Pfoten und das Schwanzende realistischer macht. In die, mit der Ahle vorgebohrten Löcher, kommen die Beine und der Schwanz. Dann wird bemalt. Aus dem Sicherungsdraht und der Schutzkappe wird ein Zirkushocker, auf den der Löwe geklebt wird. Voilà.

rr

Petras Tagebuch

Vom Kaufen und Entbehren

Corona ist ja schon länger als ein Jahr eine Zeit der Entbehrungen, und so war es für mich im März dieses Jahres eine große Freude, dass der Einzelhandel wieder öffnete. Vor Corona war für mich, dafür darf mich auch jeder beschimpfen, Karstadt am Hermannplatz ein unverzichtbares Einkaufsparadies, in dem vom Reißverschluss bis zur Kosmetik, über Kleidung, Kochgeschirr und Bettwäsche alles zu kaufen ist. Oftmals schlenderte ich treppauf, treppab durch das Kaufhaus, begutachtete und kaufte durchaus manchmal zu viel, um dann erschöpft im Karstadtrestaurant einen Kaffee zu trinken. Es versteht sich, dass ich dort die Raucherlounge aufgesucht und genüsslich Tageszeitung gelesen habe oder im Sommer auf der Terrasse saß und den Blick über Neukölln schweifen lassen konnte. Petras Tagebuch weiterlesen

Gedenken an die Opfer von Hanau

Protest gegen rassistische Realitäten.       Foto: mr

Aufruf zur Courage gegen rassistische Gewalt

Vor einem Jahr, am 19. Februar 2020, wurden neun Hanauer Bürger ermordet, weil sie nicht in das rassistische Weltbild des Mörders passten. Danach erschoss der Täter in der elterlichen Wohnung seine Mutter und sich selbst. Rund um den Jahrestag dieser Tat haben Tausende Menschen in Neukölln in verschiedenen Veranstaltungen der Opfer gedacht.
Den Anfang machte am 18. Februar, dem Vorabend des Jahrestages, das Bezirksamt Neukölln mit einer Gedenkfeier auf dem Rathausplatz.
Ein Transparent am Rathaus-Balkon zeigte die Gesichter und Namen der Getöteten. In den Fenstern des Rathauses standen gut sichtbar 213 Kerzen. Sie erinnerten an alle Menschen, die in Deutschland seit 1990 als Opfer rechtsextremer oder rassistischer Gewalt getötet wurden.
»Ich schäme mich, dass das Rathaus heute so hell ist«, sagte Bezirksbürgermeister Martin Hikel. »Vor einem Jahr starben Menschen, die auch hätten Neuköllner sein können«, sagte er weiter und erinnerte an Luke Holland, der 2015 von einem Rechtsextremen erschossen wurde und an den Mord an Burak Bektas, der noch immer nicht aufgeklärt ist. »Wir dürfen sie nicht vergessen, denn auf das Vergessen folgt Normalität. Und Rassismus und Rechtsextremismus dürfen keine Normalität werden«, mahnte er. Gedenken an die Opfer von Hanau weiterlesen

Eigenheimidylle und Hochhäuser

Buckow ist ein vielseitiger und widersprüchlicher Stadtteil Neuköllns.
Ursprünglich anno 1230 als Angerdorf gegründet, entwickelte sich Buckow inclusive der Gropiusstadt bis heute zu einem Stadtteil mit fast 80.000 Einwohnern aus vielen Nationen. Noch im Jahr 1900 standen dort nur 98 Häuser, allerdings mit eigenem Bahnanschluss der Rixdorf-Mittenwalder-Eisenbahn. 1920 wurde Buckow eingemeindet.
Zwischen 1962 und 1975 wurde die Gropiusstadt erbaut. Anfänglich haben viele zukünftige Mieter den damaligen Bauherren Baukostenzuschüsse in Höhe einiger tausend D-Mark gezahlt, abwohnbar auf 35 Jahre. Diese sind vorbei und die meisten Mieten explodiert, besonders dort, wo »Deutsche Wohnen« den Bestand aufgekauft hat.
Ohnehin seit 1980 als sozialer Brennpunkt geltend, hat dies die Sorgen der Anwohner verstärkt. Es wäre wünschenswert, wenn Politiker sich verstärkt für die Verbesserung der dortigen Lebensverhältnisse einsetzen würden.

Beate Storni

Woermannkehre bleibt – Radweg kommt

Lebhafte digitale BVVen

»Bitte entstummen«, ist die derzeit wohl häufigste Aufforderung, die Lars Överdieck, Vorsteher der Neuköllner Bezirksverordnetenversammlung (BVV), an die Verordneten richtet. Der Grund: Bei den derzeit vorwiegend digital stattfindenden Versammlungen wird im Eifer der Diskussion öfter mal vergessen, vor einer Wortmeldung das Mikrophon einzuschalten.
Da inzwischen auch Abstimmungen digital erfolgen können, ist die BVV auch wieder zu ihrer Praxis zurückgekehrt, stundenlang lustvoll über Anträge zu debattieren, die in den Fachausschüssen bereits beschlossen wurden. Am Ergebnis ändert das in der Regel nichts. In den Digitalsitzungen können allerdings nur Anträge beschlossen werden, die das Bezirksamt zwar zum Handeln auffordern, aber nicht bindend sind. Für Anträge, die Recht setzen, wie etwa Bebauungspläne, gilt weiterhin die Präsenzpflicht. Woermannkehre bleibt – Radweg kommt weiterlesen

Tempelhofer Feld

Argumente gegen die Bebauung

Das berlintypische Freiheits- und Identitätsgefühl manifestiert sich weltweit erkennbar durch das Tempelhofer Feld. Durch die weltgeschichtlich einzigartige Berliner Luftbrücke ist das Gemeinschaftsgefühl der Berliner gestärkt worden und bis heute erhalten.

unterm Schnee ist der See.      Foto: Dirk Müller

In Zeiten des anhänglichen und mutierenden Virus ist »das Feld« eine der wenigen Freiflächen, die den Berlinern die Möglichkeit zum Luftschnappen und der Ausübung von Sportarten bietet, unter Einhaltung der Abstandsregeln. Mehr denn je wissen sie »das Feld« und seinen unbezahlbaren Wert für Gesundheit, Wohlergehen und Daseinsvorsorge zu schätzen. Umso unverständlicher erscheint, dass im jetzigen Wahlkampf das Thema Randbebauung und ein neuer Volksentscheid auf der Tagesordnung auftaucht. Ein Volksentscheid sollte ohnehin aus der Zivilbevölkerung heraus entstehen und nicht aus Parteien oder Zusammenschlüssen bauwilliger Lobbyisten, auch nicht getarnt als Verein. Tempelhofer Feld weiterlesen

DW enteignen!?

Unterschriften gegen »Deutsche Wohnen«

Kaum ein anderes Thema hält Berlin stadtpolitisch so sehr auf Trab wie der Umgang mit den rasant steigenden Wohnungsmieten und der dadurch entstehenden Verdrängung langjähriger Anwohner und Geschäftsstrukturen. Während die Rechtmäßigkeit des sogenannten »Mietendeckels« derzeit noch vom Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe geprüft wird (eine Entscheidung wird Mitte dieses Jahres erwartet), geht die innerstädtische Auseinandersetzung zwischen Mietern und großen Wohnungskonzernen bereits in die nächste Runde: Am 26. Februar startete die Initiative »Deutsche Wohnen und Co. enteignen« die zweite Runde der Unterschriftensammlung zu ihrem Volksbegehren.


175.000 Unterzeichner werden innerhalb der kommenden vier Monate benötigt, um einen Volks­entscheid zu erwirken. In diesem würde dann, voraussichtlich am Tag der Bundestagswahl im September, darüber abgestimmt werden, ob der Senat dazu verpflichtet werden soll, ein Gesetz auszuarbeiten, das Immobilienunternehmen in Berlin mit mehr als 3.000 Wohnungen vergesellschaftet. Nach eigenen Angaben der Initiative wären hiervon unterm Strich circa 243.000 Wohnungen betroffen. DW enteignen!? weiterlesen

Einsatz für die Ärmsten

Anstoß für mehr Zusammenhalt

Thomas de Vachroi. Foto: Diakoniewerk Simeon

Thomas de Vachroi ist neuer und erster Armutsbeauftragter des »Evangelischen Kirchenkreises Neukölln«, eine Aufgabe, die er zuvor bereits seit 2017 im »Diakoniewerk Simeon« engagiert wahr genommen hat. »Damit setzt die Kirche ein dringendes Statement in der Armutsbekämpfung. Kirche und Diakonie tun dazu viel. Als Koordinierungsstelle will ich diese Arbeit vorantreiben und alle Aktiven noch näher zusammenbringen. Es bedarf eines Fundaments aus kirchlichen und gemeinnützigen Organisationen, Vereinen und Politik, von dem alle, die etwas tun möchten, profitieren. Viele wollen helfen, wissen aber nicht wie. Im Kern ist das für mich diakonischer Dienst, Menschen zu motivieren, dass jeder und jede die Gesellschaft in vernetztem Handeln ein bisschen mitträgt.« Einsatz für die Ärmsten weiterlesen

Berlin autofrei

Initiative reicht Gesetzentwurf ein

Die Initiative »Volksentscheid Berlin autofrei« hat Mitte Februar das »Berliner Gesetz für gemeinwohlorientierte Straßennutzung« bei der Senatsverwaltung für Inneres zur Kostenschätzung eingereicht.

Diese muss innerhalb von zwei Monaten erfolgen. Ab April bis Juni könnte die Initiative dann 20.000 gültige Unterschriften für die erste Stufe des Volksbegehrens sammeln. Über den Volks­entscheid könnte dann im Jahr 2023 von den Berlinern abgestimmt werden. Anschließend gäbe es eine vierjährige Übergangszeit, so dass ab 2027 die 88 Quadratkilometer umfassende Fläche innerhalb des S-Bahn-Rings zur größten autoreduzierten Innenstadt der Welt umgestaltet werden könnte. Berlin autofrei weiterlesen

Selbstverständnis der Kiez und Kneipe

Wir müssen nicht alles

Mit der aktuellen Ausgabe der Kiez und Kneipe Neukölln wird ausgewähl­ten Parteien Platz eingeräumt, um sich selbst darzustellen. Wir haben pro Wahlkreis acht Fragen an die Kandidaten für die Abgeordnetenhauswahl gesendet, von denen fünf beantwortet werden sollen. Während der folgenden Monate wird in jeder Ausgabe der Kiez und Kneipe den Kandidaten eines Wahlkreises Platz für eine Selbstdarstellung zur Verfügung gestellt. Befragt werden die Kandidaten von SPD, GRÜNEN, CDU, LINKEN und FDP. Diese Parteien haben wir bewusst ausgewählt. Selbstverständnis der Kiez und Kneipe weiterlesen

Politiker zur Wahl

Idylle im sozialen Brennpunkt

Wahlkreis 4 im Überblick

Zum Wahlkreis 4 gehören die Gebiete des nordöstlichen Britz, Buckow Nord, die Gropiusstadt und das nördliche Blumenviertel. Im Britzer Anteil entlang des Teltowkanals befinden sich mehrheitlich Kleingartenkolonien, die weltbekannte Marzipanfabrik Lemke, aber auch die restaurierte, unter Denkmalschutz stehende alte Späthbrücke, die weiterhin für Fußgänger und Radfahrer gesperrt bleibt.

Späthbrücke.     Foto: rr

Die vielen beschaulichen Häuser geben hier mancher Kiezecke eine geradezu ländliche Prägung. Nahe dem Neuköllner Krankenhaus erinnert leider auch das Denkmal für Burak Bektaş an die vielen unaufgeklärten Terrorangriffe rechter Gewalt. Manche Eigenheime im sonst friedlichen Blumenviertel drohen weiterhin abzusaufen. Ein Streit mit der Stadt, wer die Pumpen zukünftig unterhalten und betreiben soll, ist nicht beigelegt. Aus der ansonsten beschaulichen Vorortidylle fällt deutlich die Gropiusstadt heraus. Politiker zur Wahl weiterlesen

Opa und der Distanzunterricht

Schlendrian als »Schooling«

Distanzunterricht, welch verlockende Idee! Aber Distanzunterricht in Zeiten der Seuche als Opa zu erleben, lässt eine andere Stimmung aufkommen. Der 12-jährige Enkel kommt erst um 10.30 Uhr. Es kann los gehen, denkt Opa.

Willkommen im Schülerleben 2021. Foto: Jenny Fiedler

Die Frage, was denn zu erledigen sei, wird damit beantwortet, dass Mama doch eine Mail geschickt habe, wo alles drauf stehe. In Wirklichkeit sind dies vier getrennte Mitteilungen der Schule beziehungsweise von Lehrern im home-office. Zum Beispiel vier Aufgaben, Seite soundso. Das nennt sich dann Wochenplan Mathe. »Ich mache das aber nur mit dem Handy!«, lautet die Reaktion des Enkels. In Deutsch soll ein Comic gezeichnet werden oder die Aufgabe lautet: »Sprecht über die Fabel!« Opa und der Distanzunterricht weiterlesen

von Neuköllnern für Neuköllner