Eine ungewöhnliche und sehr persönliche Ausstellung ist derzeit im »Museum Neukölln« zu sehen. Die Hamburger Künstlerin Dorothea Koch setzt sich darin vier Jahre nach dem Tod ihrer Mutter mit deren Haus und all den zurückgelassenen Utensilien auseinander, die ihre Mutter und sie selbst ein Leben lang begleitet haben.
Zu sehen sind Dinge, die einen kleinen Eindruck vom bescheidenen Leben der Mutter in dem Haus im Britzer Haselsteig vermitteln: Besteck, Porzellanfigürchen, ein alter Sessel, sogar uralte Rechnungen über den Kauf eines Bettes oder einer Couchgarnitur.
Der »Heimathafen Neukölln« überrascht mit einer ungewöhnlichen Produktion
Wer hat nicht schon mal Lust gehabt, unfähigen Politikern einen Denkzettel zu verpassen? Nicht zur Wahl zu gehen oder besser noch, einen leeren Stimmzettel abzugeben. Letzteres ist effektiver.
Diese Idee hat der portugiesische Nobelpreisträger für Literatur, José Saramago, in seinem 2004 erschienenen Roman »Die Stadt der Sehenden« aufgegriffen. Auf der Grundlage dieses Romans inszenierte der »Heimathafen Neukölln« eine ungewöhnliche Produktion, einen utopistischen Audiowalk in der Kuppel des Reichstags.
Schon der Anfang ist ziemlich erschütternd. Ein Dealer hält sich eine junge Frau als persönliche Sklavin und misshandelt sie brutal. Zwei anderen jungen Frauen gaukelt er vor, sie in den Urlaub nach Ägypten mitzunehmen. Dort ange- kommen, werden sie eingesperrt, verprügelt und zur Prostitution gezwungen.
Bei dieser Geschichte handelt es sich nicht um einen Roman. »Nachtstreife« von Karlheinz Gaertner beschreibt reale Fälle aus dem Leben eines Großstadt- polizisten.
Gaertner war 44 Jahre Zivilpolizist und Drogenfahnder in Berlin und hat beim langen Kampf gegen das Verbrechen in viele Abgründe geblickt. Er beschreibt raffinierte Einbrecher, brutale Schläger, Mord und organisiertes Verbrechen.
Aber trotzdem, und das scheint immer wieder auf, hat er das Mitge- fühl nicht verloren; nicht das mit den Opfern aber auch nicht das mit den Tätern, die manchmal selber Opfer sind, wie die Junkies, die er immer wieder festgenommen hat nach Ladendiebstählen oder Ein- brüchen mit denen sie ihre Sucht finanzierten und die mit der Zeit gute Bekannte wurden. Er hat ihren körperlichen Verfall miterlebt und viele hat er sterben sehen. Aus dem Leben eines Großstadtpolizisten weiterlesen →
Der Inhalt der folgenden Meldung ist ohne Zweifel die aufregendste und beste Idee für Neukölln seit dem Erscheinen der Kiez und Kneipe.
Stell dir vor, es ist Sonntag, du bist in Berlin, es ist Winter, es ist grau, es ist kalt. Du bist so melancholisch drauf, dass du dich entscheidest, ohne Regenschirm einen Spaziergang über das Tempelhofer Feld zu machen. Selbstverständlich fängt es an zu regnen. Das führt dazu, dass du dich noch niedergeschlagener fühlst. Ein Quentchen Langeweile bewegt dich raus aus dem ehemaligen Flugfeld und in die Herrfurthstrasse. Ganz plötzlich hast du eine unbändige Lust auf schwarzen, heißen Kaffee und gehst ins »Café Engels«, welches ziemlich überfüllt wirkt. Du bestellst deinen Kaffee und stehst an der Bar, als sich ein Mann in einem albern wirkenden beigen Trenchcoat zu dir gesellt. Dieser Mann erzählt dir, dass gleich »Twin Peaks« anfängt und fragt dich, ob du dir nicht vielleicht einen Sitzplatz suchen möchtest.
Verkostung und berauschende Klänge in der »Sinnesfreude«
Celia Rojas. Foto: fh
Für Wein- und Musikliebhaber gab es in der »Sinnesfreude« ein ganz besonderes Highlight. Am 5. Dezember bot Wolfgang Baumeister, der Betreiber des Weingeschäfts mit Veranstal-tungsraum in der Jonas-straße 32 gemeinsam mit dem benachbarten Weingeschäft »Das schwarze Glas« ganztägig eine Weinverkostung an.
Während sich »Das schwarze Glas« auf französische Bioweine spezia-lisiert hat, ist Baumeister aus »Sinnesfreude« immer auf der Suche nach neuen Produkten. Als Besonderheit bot er an diesem Tag orangenen Wein an. Das ist Weißwein, der wie Rotwein hergestellt wird. Durch die lang andau- ernde Maischegärung erhält der Wein eine nahezu orangene Farbe. Das Ergebnis ist ein völlig neues Geschmackserlebnis. Orangener Wein und Tango von Bach weiterlesen →
Mit indischer Musik der Gruppe »Ananda Dhara« startet die »Salon-musik« am 10. Januar in die neue Saison. Ausgangspunkt jedes Stückes von »Ananda Dhara« ist ein von Babua Pahari komponierter Text, der die Stimmung vorgibt, über die dann improvisiert wird. Pahari spielt die Bambusflöte und wird begleitet von Romeo Natur an der Darbouka und Martin Götz an der klassischen Gitarre.
Am 17. Januar entführen die drei Musiker von »Hang Caravan« die Zuhörer in eine aufregende Klangwelt mit faszinierenden Rhythmen und ungewöhnlichen Klangfarben.
Hang Caravan. Foto:mr
Das Hang ist ein um 2000 erfundener Resonanzkörper aus Stahl mit einem fantastischen Klangspektrum. Es ist eine Innovation auf dem Sektor der Perkussionsinstrumente. Melodie und Perkussion harmo-nieren in nahezu unerschöpflicher Klangvielfalt – in einem Instru- ment. Salonmusik startet ins neue Jahr weiterlesen →
Wie in Trance lauschten die Zuhörer den einzigartigen Klängen des »Jaspar Libuda Trios »beim »Jazzclub« im Gemeinschaftshaus Gropiusstadt am 4. Dezember. Die Klanglandschaft lud ein zum Träumen, zum Entfliehen vom Alltag, zum Sinnieren.
Bandleader Jaspar Libuda entlockte seinem Instrument, dem Kontrabass, Töne und Klänge wie ein virtuoser Cellist. Dann wiederum wechselte er zu den tiefen Frequenzen und trieb mit erdigen Grooves die Musik nach vorne.
Jaspar Libuda Trio. Foto: mr
Oft dient der Bass zur Begleitung, zur Unterstützung anderer Musiker. Libuda war in diesem Trio der Kopf, stammten doch alle Kompositionen von ihm selbst. Makellos intoniert strich er mit seinem Bogen sinnliche Melodien von verzaubender Schönheit wie im Titel »Heimat für Rastlose«. Kurz darauf wurde dieser Klang gebrochen durch markante Ostinatofiguren, die eher in der Rockmusik zu hören sind. Heimat für rastlose Jazzer weiterlesen →
Verblüfft schauten die Zuhörer, als am Sonntag, dem 6. Dezember, zwei Musiker mit roten Clownsnasen zur Bühne des Cafés im Körnerpark gingen: war doch ein musikalischer Spaziergang durch 300 Jahre Querflötenmusik versprochen worden. Einer der beiden versuchte, eine Flöte zusammenzusetzen, was ihm aber nicht gelang. Der andere stellte sich wesentlich geschickter an, war es doch sein eigenes Instrument. Dann wurde es aber ernst. Mit »Variationen über ein Thema von Rossini« von Chopin begann der äußerst kurzweilige Abend.
Eine junge Frau hinterlässt eine kryptische Nachricht auf dem Anrufbeantworter ihrer Eltern. Kurz darauf wird sie in einer kleinen Gartenkolonie in Neukölln tot aufgefunden.
Kommissar Breschnow und sein Team stoßen bei ihren Ermittlungen im Umfeld der Toten auf ein Geflecht aus Lügen und Schweigen. Bald darauf wird eine zweite Leiche in ähnlichem Zustand gefunden. Ein spannendes Verwirrspiel beginnt, und je tiefer der Kommissar in diesen Fall eintaucht, umso mehr menschliche Abgründe tun sich auf.
Die Geschichte führt in die Glitzerwelt des Show-Business, wo die Menschen hinter ihren Fassaden doch so ganz anders sind als vor der Kamera und in der der Schein mehr zählt als das Sein. Die Tote war die Assistentin eines bekannten Showmasters und, wie es scheint, die Geliebte seines Konkurrenten. Wurde sie Opfer der Intrigen und Eitelkeiten des TV- und Filmbetriebs? Bluttaten im Show-Business weiterlesen →
Seit nunmehr zwei Jahren befindet sich das SchwulenZentrum, kurz »SchwuZ« genannt, in der ehemaligen KINDL-Brauerei in der Rollbergstraße 26. Der Standortwechsel soll, laut den »SchwuZ«- Betreibern, auch mit einer Erweiterung des Programms und einer Öffnung zu neuen Publikumsschichten einhergehen. Kulturelle Befruchtung weiterlesen →
Der Kreuzberger »Verbrecher Verlag« feierte sein 20-jähriges Jubiläum in Neukölln in der Buchhandlung »Die gute Seite«. Die beiden Betreiberinnen des schönen Ladens direkt am Richardplatz haben es sich zur Aufgabe gemacht, kleinen unabhängigen Verlagen mit einem anspruchsvollen Verlagsprogramm eine Plattform zu bieten.
Sarah Schmidt liest aus »Eine Tonne für Frau Scholz«. Foto:rb
In einem launigen Vortrag erzählte Jörg Sundermeier, einer der beiden Verlagsgründer, die Entstehungsgeschichte des Verlags, dessen Programm neben Belletristik auch Sach- und Kunstbücher sowie eine Stadtbuch- und eine Filmliteratur-Reihe enthält. 20 Jahre »Verbrecher Verlag« weiterlesen →
Querflöten, Modern Jazz und Weihnachtslieder bei der »Salonmusik«
Duo Zerbe- Engelhardt. Foto: mr
Mit Klassik, Jazz und Weihnachtsmusik geht die »Salonmusik 2015« im Dezember zu Ende. Immer sonntags um 18 Uhr können die Zuhörer unterschiedlichste Musik umsonst und drinnen im schönen Café »eßkultur« im Körnerpark genießen.
Am 6. Dezember nehmen die beiden Musiker, Klaus Schäfer am Klavier und Ilia Karadjov, Querflöte, die Zuhörer mit auf eine Reise durch 300 Jahre Querflötenmusik. Karadjov beherrscht eine Vielzahl von Querflöten, angefangen von der Traversflöte, der großen Flöte bis zur Piccolo- und Altflöte. Das musikalische Programm erstreckt sich von Bach, Mozart und Chopin bis zu Komponisten des 20. Jahr- hunderts wie Claude Bolling. Grooven, Mitsingen und Einheizen weiterlesen →
Graphic-Novel-Künstler erzählen Geschichten aus der NS-Zeit
Für junge Menschen rückt der Holocaust in immer weitere Ferne, denn es gibt kaum noch Zeitzeugen, die aus eigener Erfahrung über den Nationalsozialismus und seine Verbrechen berichten könnten. Rassismus und Antisemitismus sind jedoch immer noch virulent. Deshalb wird es immer dringlicher, nach neuen lebendigen Konzepten der Erinnerung zu suchen, die junge Menschen ansprechen.
Zeitdokument.Foto: mr
Mit dem Projekt »Redrawing Stories from the Past«, das derzeit in der »Galerie im Saal- bau« zu sehen ist, haben sich fünf Graphic-Novel-Künstler aus verschiedenen Ländern Europas sowie Schüler aus Chemnitz und Serbien daran gemacht, die gemeinsame Vergangenheit zu erforschen und auf zeitgenös-sische Weise mit den Mitteln des Comics darzustellen.
Die Ausstellung zeigt den Weg des Projekts in drei Phasen. Am Anfang stand die Diskussion. Die Erinnerungen der europäischen Länder sind vielfältig und unter-schiedlich. Wie also könnte ein »europäisches Gedächtnis« aussehen? Comics über schreckliche Zeiten weiterlesen →
»Alphabet« feierte Premiere in den »Neukölln Arcaden«
Eine ungewöhnliche Filmpremiere fand am 16. November in den »Neukölln Arcaden« statt. Rixdorfer Kinder, die im Film »Alphabet« mitgespielt hatten, präsentierten sich voller Stolz auf dem roten Teppich vor dem Eingang zum Saal 1 des Kinocenters »Cineplex«.
Zuerst stellte Regisseur Artur Albrecht die jungen Darsteller vor, dann würdigte Kulturstadtrat Jan-Christopher Rämer das Engagement aller Beteiligten.
Glamourös wurde es beim »Jazzclub« im Gemeinschaftshaus Gropiusstadt im November. Die elegant gekleidete Lady Bettina Pohle entführte die Zuhörer mit ihrem betörenden Gesang in die noblen Jazzbars New Yorks oder Chicagos der fünfziger Jahre.
Gekonnt und mit Rafinesse wurde sie dabei vom schwedischen Kontrabassisten Anders Grop und vom Schweizer Pianisten Ralf Ruh begleitet. Beide schick gekleideten Mitmusiker bestachen aber auch durch solistische Einlagen. Ralf Ruh beeindruckte durch perlende Klavierläufe und rhythmisch mitreißende Akkordbegleitung. Der Kontrabassist Anders Grop kam besonders bei seinen Duoauftritten mit Pohle zur Geltung, wie beim Song »Big Spender«. Betörender Jazzgesang weiterlesen →
Pizza Wiener Art – mit Tränengas. Foto: Syndikalismus
Wiener Häuserkampf an der »Neuköllner Oper«
Während in den Achtzigern in West-Berlin der Häuserkampf tobte, war es in Wien ziemlich ruhig. Vereinzelte Hausbesetzungen wurden sofort vereitelt. Niemand rechnete damit, dass im Jahr 2014 die beschauliche österreichische Hauptstadt Schauplatz eines Einsatzes von über 1.500 Polizisten gegen 19 Punks werden konnte.
Die absurde Geschichte könnte aus einem »Kottan«-Krimi stammen.
Ein Immobilienspekulant ging zu einem Treffen von Wiener Punks. Er bot ihnen an, dass sie in einem Wohnhaus im Wiener Bezirk Leopold- stadt für einen Euro pro Jahr wohnen könnten und alle Freiheiten hätten. Die Freude der Punks war groß, sie nahmen das Angebot an.
Natürlich verfolgte der Immobilienmakler eine Absicht. Die Punks sollten Chaos anrichten und das Haus verkommen lassen, um die Alt- mieter rauszuekeln. 1.500 Polizisten gegen 19 Punks weiterlesen →
Auf dem Fahrrad von der Barentssee zum Schwarzen Meer
Michael Cramer. Foto:mr
Fast ein halbes Jahrhundert war West-Berlin ein- gemauert und Europa von der Barentssee bis zum Schwarzen Meer durch den Eisernen Vorhang geteilt.
Die Erinnerung daran auch nach dem Fall der Mauer zu bewa- hren ist eine Herzensangelegenheit für den Abgeordneten des Europaparlaments Michael Cramer (Bündnis 90/Die Grünen).
Am 29. Oktober stellte Cramer aus Anlass des 25. Jahrestages der Deutschen Einheit im Museum Neukölln den »Iron Curtain Trail« vor, einen Radweg quer durch Europa. Er hatte Fotos und eine Menge interessanter Geschichten mitgebracht.
Er hat viel zu erzählen. Etwa, dass auf seine Initiative das Berliner Abgeordnetenhaus 2001 beschloss, den Mauerweg entlang des ehemaligen Grenzstreifens zwischen Ost- und West-Berlin mit Schildern zu versehen, die die Geschichte des Eisernen Vorhangs erzählen.
Der Kunstraum »t27« ist in die Mainzer Straße gezogen
Der »Kunstraum t27« ist Geschichte. Nach zehn Jahren erhielt der »Kunstverein Neukölln« vom Eigentümer die Kündigung, ein Schick- sal, das auch die anderen Gewerbemieter in der Remise ereilte.
Aber bevor es an den Umzug ging, wurde vom 23. bis 25. Oktober mit Lesungen, Konzerten, Performances und einer letzten Ausstellung von den großzügigen Ausstellungsräumen in der Thomasstraße Ab- schied genommen.
»T27« in kleinen Stücken. Foto: mr
Unzählige sich überlagernde Rechtecke aus Klebeband in unter-schiedlicher Größe und Farbe an den Wänden und auf dem Boden markieren all die Stellen im Raum, an denen in den letzten zehn Jahren Malereien, Zeichnungen, Installationen, Skulpturen, Grafiken gehangen, gestanden oder gelehnt haben. Es ist der Versuch, 108 Ausstellungen mit mehr als 400 Künstlern in Schichten und Über- lagerungen sichtbar zu machen. Wer wollte, konnte sich ein Stück davon mit nach Hause nehmen, denn am Ende des Abends wurden DIN A4-Blatt große Ausschnitte verkauft. Aufbruch zu neuen Ufern weiterlesen →
Virtuose Musiker aus Australien, China und Deutschland
Eine Reihe erstklassiger Konzerte mit internationaler Besetzung werden im November bei der »Salonmusik« im Café im Körnerpark zu hören sein.
Virginia Yep.Foto: mr
Am Sonntag, den 8. November, zeigt der Australier Geordie Little seine ganz eigene Art des Gitarrenspiels. Mit verblüffender Fingertechnik und virtuosem Gitarrenspiel schafft er einen völlig neuen Sound. In seinen perkussiven und melodiösen Kompositionen wird auch Geordies selbst gebaute achtsaitige Flamencogitarre zum Einsatz kommen.
Zeitgenössischer Jazz ist am 15. November zu hören. Der Pianist Hannes Zerbe gehörte schon zu DDR-Zeiten zu den kreativsten Musikern und Komponisten dieses Genres. Beim Konzert im Café tritt er im Duo mit dem Saxofonisten Dirk Engelhardt auf. Brecht/Eisler–Lieder und Kompositionen von Hannes Zerbe dienen den beiden als Ausgangspunkt für abwechslungsreiche Improvisationen. Salonmusik im Herbst weiterlesen →
Warum nennt sich eine Gruppe »Slowboy«, wenn sie so druckvolle und energetische Musik macht? Vielleicht, weil sie ähnlich wie beim »Slow Food« auf handgemachte Ingredienzien setzt, wie die berühmte Hammond-Orgel mit Leslie-Lautsprecher, die den Sound der Rockbands der 70er prägte. Statt die mittlerweile fast unzähligen Sounds neuer Keyboards zu verwenden, schleppte der Organist Wolfgang Roggenkamp seine schwere Hammond-Orgel samt Leslie auf die Bühne des Kleinen Saals im Gemeinschaftshaus Gropiusstadt.
Zum Auftakt der Herbstsaison des »Jazzclubs« am 9. Oktober erlebten die Zuhörer ein musikalisch erstklassiges Konzert. Vor so mitreißenden Rhythmen und wuchtigen Orgelklängen kann keiner die Ohren verschließen. »Slowboy« beim Jazzclub in der Gropiusstadt weiterlesen →
Ein Stadtporträt der etwas anderen Art ist derzeit in der »Galerie im Körnerpark« anzuschauen. Der Fotograf Ashkan Sahihi hat 375 in Berlin lebende Frauen fotografiert und sie gebeten, einen Fragebogen handschriftlich auszufüllen.
Mit 35 Suchbegriffen legte Ashkan Sahihi zunächst Kategorien fest, nach denen anschließend Berliner Frauen als Fotomodelle gesucht wurden, die beispielsweise in die Kategorien Politikerin oder Lobbyistin, Mutter oder auch Frau in Uniform passen.
Aug in Aug mit Frauen. Foto: mr
Jede Frau wurde bei natürlichem Licht in der Umgebung ihrer Wahl und in der eigenen Kleidung aufgenommen, so dass sie ihrer Individualität volle Geltung verschaffen konnte. So machen diese Fotos auch den Kontext sichtbar, aus dem die Frauen kommen und in dem sie leben. Kleine Details in der Umgebung und der Kleidung geben Hinweise auf kulturellen Hintergrund und Milieu, auf Beruf und Stellung, auf Ort und Zeit. Die Fragebögen, die neben den Porträts hängen, zeigen das Selbstverständnis der Frauen. Berlinerinnen porträtiert weiterlesen →
Rembrandts Radierungen sind erstmals in Deutschland zu sehen
Der »Kulturstiftung Schloss Britz« ist einmal mehr eine kleine Sensation gelungen. Bis zum 21. Februar werden hier über 100 Originalradierungen des großen niederländischen Malers Rembrandt Harmenszoon van Rijn gezeigt. Sie stammen aus der Privatsammlung des Rembrandt-Kenners Jaap Mulders und sind das erste Mal außerhalb der Niederlande zu sehen.
Rembrandt – in bester Form. Foto: Jaap Mulders
Rembrandt zählt zu den bedeutendsten Malern Europas. Würde er heute leben, wäre er Fotograf, sagte Jaap Mulders in seinem Grußwort. Die vielen Selbstbildnisse, bei denen er die mimische Vielfalt erforschte und auch vor Grimassen nicht zurückschreckte, muten an wie moderne Selfies. Die Porträts oder Straßenszenen wirken wie beiläufig aufgenommene Schnappschüsse, und das Spiel mit Licht und Schatten, bei dem die eine Seite des Kopfes in Licht getaucht ist, die andere dagegen fast ganz im Schatten bleibt, ist als »Rembrandt-Licht« ein gebräuchlicher Effekt in der modernen Porträtfotografie. »Und auch Photoshop hat er erfunden«, verkündete Mulders augenzwinkernd, »denn gelegentlich hat er seine Druckplatten einfach überarbeitet, und die Drucke dann als neue Kunstwerke verkauft.« Realität statt Schönheit weiterlesen →
Eva Willig (Mitte) erzählt aus ihrem Leben. Foto: ro
»Eine Verbeamtung anzunehmen war in den 70er und 80er Jahren verpönt. Ein solcher Status nahm den Menschen die Freiheit zu demonstrieren und wurde als eine Art staatlicher Zwangsjacke empfunden.« So erzählt Eva Willig aus ihrer Lebensgeschichte im »Leuchtturm«. Und wie groß die Enttäuschung war, als sie feststellen musste, dass gute Bildung nicht vor Hartz IV schützt, denn in den 60er Jahren wurde den Bürgern suggeriert, dass Bildung alles sei, um später eine gute Rente zu erhalten. Da fühlt sie sich vom Staat ver- schaukelt. Im Erzählcafé weiterlesen →
Eine gebrochene Lanze für das Multiplex namens »Karli«
Neben all den Arthouse-Kinos, Film-Bars, Cineasten-Cafés, die es in Neukölln gibt und über die Kiez und Kneipe schon oft berichtet hat, hat Neukölln selbstverständlich auch ein Multiplex-Kino. Das »Karli« in den »Neukölln Arcaden«, dem Neuköllner Konsumtempel schlechthin. Benannt nach den »Karl-Marx-Lichtspielen«, die hier früher einmal standen und der Karl-Marx-Straße, auf der sich dieses Einkaufszentrum und Kino befindet.
»Königin der Wüste« mit Kuscheltieren. Foto: pr
Auch wenn die Filmauswahl in erster Linie aus Blockbuster-Fortsetzungen, wie »Transformers 8« und melodramatischen Perlen des türkischen Mainstream-Kinos besteht, ist es ab und an doch mal schön, Filme auf einer Leinwand zu sehen, die größer ist als die Kleinkunstkino-Bildschirme, die auch nicht größer sind als der heimische Flatscreen-Fernseher. In Kinosesseln, die bequem sind und ohne strafende Blicke der Kinomitarbeiter, wenn man beim Filme gucken gerne die Kinoliebhaber-Sünde begeht und Popcorn und Nachos isst. Kaffee, Kuchen und Kino weiterlesen →
Ein Museum für das Volk, in dem die Bürger intensiv bei der Entwicklung von Ausstellungen und dem Aufbau von Sammlungen mitwirken, das ist der Kerngedanke des Neuköllner Museumskonzepts.
Museumsschätze aus Neukölln. Foto. mr
Dieses Konzept verfolgt Museumsleiter Udo Gößwald seit nunmehr 30 Jahren und machte aus einem verstaubten Heimatmuseum ein mit deutschen und europäischen Preisen ausgezeichnetes »Museum des Lebens«. Am 5. September feierte das Museum seine erfolgreiche Arbeit mit den Bewohnern des Bezirks und geladenen Gästen. Persönliche Geschichten in historischen Zusammenhängen weiterlesen →
Spannung, die sich entlädt, die explodiert und dabei Neues entstehen lässt, das ist im weitesten Sinne die Thematik, mit der sich die beiden Neuköllner Künstlerinnen Cathérine Kuebel und Sabine Ammer befassen. »Beben« haben sie ihre Ausstellung genannt, die noch bis zum 1. November in der Galerie im Saalbau zu sehen ist.
Dabei ist der Begriff des »Bebens« sehr weit gespannt. In Ideenräumen beleuchten sie die verschiedenen Aspekte des Bebens. Den Mittelpunkt des hinteren Raumes bildet ein ziemlich naturgetreu gestaltetes Herz, dessen Pochen auch als Beben verstanden werden kann.
»KINDL-Zentrum für zeitgenössische Kunst« im Zeichen der Musik. An drei aufeinanderfolgenden Samstagen präsentierte die Neuköllner Künstlergruppe »Quiet Cue« ein speziell auf die akustischen und atmosphärischen Besonderheiten des 20 Meter hohen Kesselhauses zugeschnittenes Musikprogramm. Seit sechs Jahren gestaltet »Quiet Cue« in der Flughafenstraße 38 ein kontinuierlich fortlaufendes und weltweit wahrgenommenes Musik-, Sound-, Performance-, Intermedia-Programm. Musik im Kesselhaus weiterlesen →
Der Berliner Aktionskünstler Klaus Domass nähert sich dem Biotop Kneipe auf künstlerische Weise. Das normale Kneipenleben endet bei ihm in einem Abendmahl der besonderen Art. Ein Symbol für Abschied und Neubeginn und keine religiöse Anspielung.
Mitten in einem weitläufigen Obstgarten am Rande des Britzer Gartens erhebt sich groß und behäbig die Britzer Mühle. Sie ist die letzte ihrer Art, denn von den sieben noch existierenden historischen Mühlen in Berlin, ist sie die einzige, die noch voll funktionsfähig ist. Die ebenfalls voll funktionsfähige Marzahner Mühle gehört nicht zu den historischen Mühlen. Sie ist eine Rekonstruktion aus dem Jahr 1993. Ein Denkmal feiert Geburtstag weiterlesen →
In dem absolut kleinsten Theaterraum, den man sich nur vorstellen kann, wird dem Publikum des »Theaters im Keller« jede Woche der Kopf verdreht. Vor allem den Zuschauern der ersten Reihe, die definitiv keine Berührungsängste mit den Grazien auf der Bühne haben dürfen.
Schulmädchen im Kellertheater. Foto: pr
Eine farbenprächtige Show, fliegende Kostümwechsel, eine Mischung aus kreativ performten Playbacks und beeindruckenden Live-Songs, moderiert und geleitet von Popo Chanel, einer in die Jahre gekommenen Diva die auf ihre alten Tage noch von Charlottenburg nach Neukölln gezogen ist. Paradiesvögel der Großstadtnacht weiterlesen →
Imposant steht Antinéa im Raum, alle Blicke sind auf sie gerichtet. Ein Augenaufschlag von ihr ist das Zeichen für den Gitarristen, mit der Musik zu beginnen. Es dauert nur wenige Momente, bis der Zuschauer im Bann der Flamencotänzerin gefangen ist. Ausdrucksstark von traurig bis wütend, dankbar bis glücklich, geraten die Gäste von einer Gefühlsexplosion zur nächsten.
Flamenco ist Antinéas Leidenschaft. Der Tanz ist genau genommen ein Tanz, der sich in Familienkreisen entwickelte, mit den Einflüssen der Wanderwege der »Gitanos«, die aus dem Punjab-Tal in Pakistan ab dem 11. Jahrhundert gewandert sind und im 15. Jahrhundert in Spanien, insbesondere in Andalusien, ankamen, wo sie bis heute unter Diskriminierungen leiden. Olé! Antinéa! weiterlesen →
Nun ist es wieder leer, das Kesselhaus auf dem ehemaligen Gelände der Kindl-Brauerei. Still und heimlich wurde das kleine gelb-rote Sportflugzeug, das die letzten Monate dort im Rahmen der Kunst-Installation »Kitfox Experimental« des Schweizer Künstlers Roman Signer kopfüber von der Decke hing, wieder abgebaut und seiner ursprünglichen Bestimmung zugeführt. Laut Andreas Fiedler, Kurator des »KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst«, fliegt es nun wieder über die Schweizer Berge. Klanginstallationen im »KINDL« weiterlesen →
Den besonderen Augenblick, den es lohnt festzuhalten, den suchte schon Faust und wollte dafür sogar seine Seele verkaufen. Soweit sind die Mitglieder der Karower Malgruppe vermutlich nicht gegangen. Unter dem Titel »Augenblicke festgehalten« zeigen sechs Malerinnen und ein Maler in der Helene-Nathan-Bibliothek ihre besonderen Momente.
Sehr erfolgreich lief die Konzertreihe »Sommer im Park« im Körnerpark in diesem Jahr. Wäre sie ein Wein, würde sie sicherlich zu den besten Jahrgängen zählen.
Sowohl der Auftakt mit dem »Anatolian Jazz Orchestra«, das mit ihrer Kombination aus türkischer Musik mit farbenfrohen Jazzarrange- ments begeisterte, als auch der Abschluss von »More Town Soul«, die mit ihrem packenden Soul die Zuschauer zum Tanzen brachten, waren sehr geglückt. Zu den Highlights der Saison zählten der Auftritt der internationalen Band »Tiliboo Afrobeat« um den senegalesischen Sänger Omar Diop, die mitreißende irische Musik der »Barrelmen«, der Mix aus indischer Musik und Groove Jazz der Gruppe »Injun Biscuit Factory« um den indischen Sänger und Multiinstrumen-talisten Ravi Srinivasan und der afrokubanische Jazz von Fuasi Abdul Kahliq und seiner hochkarätigen Band. Wie ein wunderbarer Wein weiterlesen →
Bevor der Sommer sich langsam, aber sicher dem Ende nähert, gibt es bis zum 5. September noch die Möglichkeit, ins Freiluftkino in der Hasenheide zu gehen.
Der Film des Saisonfinales ist der dokumentarische Essay »B-Movie: Lust & Sound in West-Berlin 1979-1989« (Deutschland 2015, 92 Minuten, Regie: Jörg A. Hoppe, Klaus Maeck, Heiko Lange, Miriam Dehne).
Die filmische Collage, die aus Archivmaterial unterschiedlicher Körnungen, Formate und Beschaffenheiten besteht, daneben jedoch auch neu gedrehte Spielfilmsequenzen enthält, schafft ein chaotisch-faszinierendes Gesamtbild des West-Berlins der 1980er- Jahre. Dieses atemberaubende Bild inspiriert einen dazu, alles stehen und liegen zu lassen, um sich von nun an ausschließlich der Erfindung einer funktionierenden Zeitmaschine widmen zu können. Lust und Sound in der Hasenheide weiterlesen →
Angela Marquardts Versuch der Vergangenheitsbewältigung
PDS-Punkerin. Foto: mr
Am Ende der DDR waren mehrere Tausend Kinder und Jugendliche so genannte »Inoffizielle Mitarbeiter« (IM) der Staatssicherheit. Sie wurden in Jugendclubs, Kirchen und Schulen angesprochen und zur Überwachung ihres sozialen Umfeldes eingesetzt. Ihre Aufgabe war es, Lehrer und Mitschüler, Freunde, Eltern oder Verwandte auszuhorchen. Angela Marquardt war eine von ihnen.
Mit ihrem unkonventionellen Auftreten stieg die junge Punkerin nach der Wende rasch zum Jungstar der Linken-Vorläuferpartei PDS auf. Mit 24 war sie bereits stellvertretende Parteivorsitzende. 2002 dann der Absturz, als eine Stasi-Verpflichtungserklärung auftauchte, die sie mit 15 Jahren unterschrieb. Inzwischen ist sie SPD-Mitglied und Mitarbeiterin von Andrea Nahles.
Aber sie will nicht, dass die Stasi auch weiterhin ihr Leben bestimmt. Deshalb hat sie beschlossen, ihre Geschichte öffentlich zu machen. »Vater, Mutter, Stasi« heißt das Buch, in dem sie anhand ihrer Erinnerungen, ihrer Stasiakte und vieler anderer Dokumente erzählt, was aus ihrer Sicht damals wirklich geschah. Auf Einladung der Buchhandlung »Die gute Seite« stellte sie sich gemeinsam mit ihrer Co-Autorin, der Journalistin Miriam Hollstein, am 8. Juli bei »Kutschen Schöne« den Fragen ihrer Leser. Vater, Mutter, Stasi weiterlesen →
Während draußen der Sturm tobt, entlockt an einem Samstagabend im »Schiller’s«, dort wo sonst die Billardkugeln rollen, Jihad Iraki seiner Kurzhandlaute zarte, beinahe hypnotisierende Melodien. Auf dem arabischen Traditionsinstrument improvisiert er, spielt Volkslieder und schneidet auch mal arabische Oldies an. Auf jeden Fall aber zieht er die Zuhörer in seinen Bann, die fasziniert lauschen und wegträumen.
Baustellenlärm der gehobenen Art. Foto. pr
Nach diesem gelungenen Auftakt zum dritten »Schiller’s Gig« wurde es lauter, fetziger, rockiger: »Trucks«, eine Neuköllner Band, boten ihren Noiserock- Sound dar und die Menge tanzte. Den Schluss machte wieder die Band »Shackleton Way«, die mit ihrem Brit-Pop und -Rock dermaßen einheizte, dass bald die Polizei zum Mitfeiern auf der Matte stand. Zu ihrem Pech waren sie auf Streife und baten, wohl aus Neid, um Ruhe. Vielleicht können sie aber das nächste Mal dabei sein, wenn »Shackleton Way« zum Gig lädt oder wenn »Trucks« ihre Releaseparty feiern. Sanfte Laute und lautes Klampfen weiterlesen →
Passender hätte der Ausstellungsort nicht gewählt werden können. Denn es geht um Gärten in der Galerie im Körnerpark, am Rande eines der schönsten Parks in Neukölln. In Zeichnungen, Videofilmen und Skulpturen zeigen acht Künstler ihre Vorstellungen des Gartens als Ort des Verweilens, des Rückzugs oder auch der Inszenierung.
So zeigen die von Barbara Eitel geschaffenen farbenfrohen hölzernen Ornamente auf dem Boden den »Vorgarten« als Inszenierung eines erweiterten Wohnzimmers am Übergang zwischen dem privaten und dem öffentlichen Raum. Der Garten wird hier zu einer Form der Selbstdarstellung.
Auf kreative Art und Weise präsentieren junge Leute im »Museum des Kapitalismus« in der Böhmischen Straße 11 ihre Sicht über die Funktion des Geldes und über die Vermögensverteilung. Trotz bescheidener Mittel gelang es dem Team, ohne Förderung eine interessante und für das Publikum interaktive Ausstellung auf die Beine zu stellen.
Hannah ist 37 und hatte noch nie eine Beziehung. Nicht, dass sie es nicht wollte, aber sie ist einfach nicht in der Lage, sich auf einen Menschen einzulassen. Selbst den hartnäckigsten Verehrer hat sie spätestens beim zweiten Date vertrieben. Auch im Job läuft es nicht wirklich rund. Die Arbeit im Jobcenter frustriert sie und die Kollegen mögen sie nicht.