Verzögerung für Volksentscheid

Kostenschätzung für ein Transparenzgesetz dauert länger

Es geht um viel: Um den Zugang aller Bürger zu allen öffentlichen Daten, darunter auch geschäftlichen. Daher legt die Initiative für einen Volksentscheid über ein Berliner Gesetz über Transparenz bereits jetzt harte Bandagen an. »Kaum steht unser Volksentscheid für ein Berliner Transparenzgesetz in den Startlöchern, geschieht schon das erste Foul: Wir werden erst am 3. August starten können, da der Senat uns die Kostenschätzung erst Ende Juli zukommen lassen will. Denn diese muss auf der Unterschriftenliste stehen. Über vier Monate lässt er sich Zeit, um eine überschlägige Schätzung der Folgekosten unseres Gesetzes aufzuschreiben. Kaum zu glauben! Verzögerung für Volksentscheid weiterlesen

Miete mindern!

Gropiuswohnen lässt Mieter im Regen stehen

Wegen undichter Fassaden kam es bei Mietern von »Gropiuswohnen« zu Wasser­einbrü­chen. Grund sind Verzögerungen bei Fassadendämmungen in den betroffenen Häusern. Die Mieter hoffen jetzt auf schnelle Abhilfe.
Wegen eines fehlenden Bauantrags hat das Bezirksamt Neukölln die Arbeiten an den Fassaden im Ulrich-von-Hassel-Weg 5/7 sowie in der Lipschitzallee 59/61 gestoppt. Von Seiten des Bezirksamts heißt es, dass dem Vermieter eine Vereinbarung zur sozialverträglichen Modernisierung ihrer Bestände in Gropiusstadt angeboten wurde. Die Gespräche verlaufen jedoch sehr schleppend. Derweil klagt »Gropiuswohnen« gegen die Untersagung der Bauarbeiten.
Byrgit Balder von der Mieterinitiative »Ulli« kann das Vorgehen von »Gropiuswohnen« nicht nachvollziehen: »Anstatt einer Vereinbarung mit dem Bezirksamt zuzustimmen, lässt »Gropiuswohnen« uns Mieter im Regen stehen.«
Sollte sich an den undichten Fassaden nichts ändern, will die Mieter­initiative Mietminderungen geltend machen.

pr

Halbzeitbilanz des Bezirksamtes

Kiez für alle, Kiez-Kultur und Klimaschutz

Die Arbeit des Neuköllner Bezirksamtes in den letzten 30 Monaten kann sich sehen lassen.
400 Wohnungen wurden dem Spekulationskarussel entzogen, 25 Abwendungsvereinbarungen mit neuen Hauseigentümern zu Gunsten der Mieter getroffen, kostenlose Mieterberatungen an vier Orten im Bezirk eingerichtet. GRÜNEN-Stadtrat Jochen Biedermann ist unermüdlich im konsequenten Umsetzen des Milieuschutzes. Ebenso wirkt er der Verdrängung des Kleingewerbes entgegen, unterstützt den Erhalt bewährter Kiez-Institutionen wie »Syndikat« und »Kindl-Klause« sowie generell sozialer Einrichtungen. So konnten der Nachbarschaftstreff »Sonnenblick« und das »Sunshine Inn« in der Weissen Siedlung gerettet werden. Engagiert unterstützt wird er dabei von Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD). Halbzeitbilanz des Bezirksamtes weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus dem »Neuköllner Tageblatt« vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Nr. 150 – Sonnabend, 5. Juli 1919
Die Reichsfarben: Schwarz=Rot=Gold. In der Donnerstag=Sitzung der Nationalversammlung wurde der Kompromißantrag der Mehrheitssozialisten und des Zentrums: »Die Reichsfarben sind schwarz=rot=gold, die Handelsflagge ist schwarz=weiß=rot mit einer Goesch in schwarz=rot=gold in der oberen inneren Ecke« in namentlicher Abstimmung mit 211 gegen 89 Stimmen bei einer Stimmenthaltung angenommen. Der Antrag der Rechtsparteien; »Die Reichsfarben sind schwarz=weiß=rot« wurde in namentlicher Abstimmung mit 190 gegen 110 Stimmen bei 5 Stimmenthaltungen abgelehnt. Gegen den Antrag stimmten die beiden sozialdemokratischen Parteien, ein Teil des Zentrums und die Minderheit der Demokraten. Der Antrag der nUabhängigen: »Die Reichsfarbe ist rot« wurde gegen die Stimmen der Antragsteller abgelehnt. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Straßencaféflair mit polnischen Pierogi

Dzień dobry im »Katulki«

Bereits im März 2014 berichtete die Kiez und Kneipe vom besonderen kulinarischen Programm des »Katulki«, das sich seither zu einer Institution auf dem bel(i)ebten Trottoir der oberen Friedelstraße entwickelt hat. Ein multikulturelles, veganer- und allergiegeplagtenfreundliches Kaffeehaus sowie Internet- und Literaturcafé und Restaurant in einem, das von zwei Freundinnen, der polnischen Köchin Justyna Gierlach und der italienischen Dichterin und Übersetzerin Irene Salvatori gegründet wurde.

VOR dem Ansturm der Kuchenliebhaber. Foto: hlb

Der Name bezieht sich auf einen Text des polnischen Dichters Tomasz Rozycki: »Wer noch nie Katulki gekostet hat, weiß nichts über das Leben«. Katulki, das sind – es gibt auch andere Deutungen – leckere Schokoladenküchlein mit Nüssen.
Was das »Katulki« vor allem auszeichnet, sind seine herausragenden Torten und Kuchen, der Mix aus polnischer mit etwas italienischer Küche nach gut recherchierten Originalrezepten (die Betreiberinnen haben auch einen Blog, der Kulinarik und Literatur verbindet) und die heimelige, ein wenig an ein Oma-Wohnzimmer erinnernde Einrichtung. Straßencaféflair mit polnischen Pierogi weiterlesen

Bienvenida muchachas!

Aus eins mach zwei – das »Lagari« hat sich aufgeteilt

Was tun, wenn die Ladenmiete erhöht wird und sich nicht mehr stemmen lässt? Aufgeben oder die Last auf mehrere Schultern verteilen? Peter, Wirt vom »Lagari«, hat seine Musikkneipe schweren Herzens geschrumpft. Das »Lagari« besteht nach über zehn Jahren nurmehr noch aus seinem ehemaligen Billard- und Raucherzimmer, ein paar Außenplätzen und einem Kellerraum, wo alsbald hoffentlich wieder Konzerte aller Couleur, Open-Mic- und Comedyevents stattfinden können, sofern er nicht, wie gleich zu Beginn, unter Wasser steht.

ALLES Taco im »Lagari«. Foto: hlb

Und Peter hat sich »ganz viel Mädchen« dazugeholt: Die anderen, größeren Gasträume sowie die Küche des Lokals in dem Haus Pflüger- Ecke Nansenstraße, wo sich schon seit 1896 stets Gastronomie befindet, bespielt seit einem Monat nämlich ein mexikanisches Restaurant namens »Mucha Muchacha«.
Die Muchacha, betrieben von Janna Kübeck-Valente, Heraclito DeFeso und ihrem Team, versteht sich als traditionelles mexikanisches Restaurant, das aber ohne Texmex-Klischees und Tiefkühlconvenience auskommt. Vielmehr sollen Rezepte präsentiert werden, die die Geschmäcker von der prähispanischen bis zur heutigen Zeit mit einbeziehen, landestypische, authentische und auch weniger bekannte Aromen vorstellen und Einblick in die Geschichte der mexikanischen Küche geben. Bienvenida muchachas! weiterlesen

»BeuthBonus+«

Qualifizierung für zugewanderte Akademikerinnen und Akademiker

Seit dem 17. Juni 2019 läuft der aktuelle Durchgang von »BeuthBonus+«. Die berufsbegleitende Weiterbildung an der »Beuth Hochschule für Technik Berlin« richtet sich an zugewanderte Akademikerinnen und Akademiker mit dem Ziel, Teilnehmern den Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt zu erleichtern. Im Fokus stehen die Hilfestellung bei Bewerbungsverfahren, Anerkennung ausländischer Abschlüsse und berufliche Weiterentwicklung beziehungsweise Neu­orientierung.

Lernen macht Spaß. Foto: Tonmy Haupt

Gerade für Akademiker ist der Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt schwierig. »BeuthBonus+« wendet sich deshalb an diese Zielgruppe als Teil des Bundesförderprogramms »Integration durch Qualifizierung«, welches eine nachhaltige Verbesserung der Arbeitsmarktintegration von Erwachsenen mit Migrationshintergrund zum Ziel hat. Förderung erhält das Projekt durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) und den Europäischen Sozialfonds (ESG), wobei das Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie die Bundesagentur für Arbeit (BA) als Partner der Umsetzung fungieren. »BeuthBonus+« weiterlesen

Gewerbemieten sind frei

Real Estate auf Abzocke beim »Schiller‘s«

Er heißt Waldemar und lässt sich nicht unterkriegen. Foto: fh

Das »Schiller‘s« in der Schillerpromenade ist eine Institution für alle Generationen, Alt- und Neu-Neuköllner und soziale Schichten. Beim Billard trifft arm auf reich und jung auf alt. Hunde sind erwünscht. Die Getränkepreise sind zivil, es gibt keinen Schnickschnack, dafür aber jede Menge gute Gespräche. Waldemar Schwienbacher hat dem Lokal seinen Charakter gegeben. Im Laufe der Jahre investierte er, damit ein gemütlicher Ort für alle geschaffen wurde.
Jetzt, wo die Gaststätte rund läuft, wo sich alles zurechtgeruckelt hat, kam der Hammer per Post. Es ist die Kündigung des Vermieters »Home Real Estate GmbH« zum 31.8.2019. Schwienbacher brauchte mehrere Tage, um den Satz auszusprechen, den er nun flüssig wiederholen kann, aber mit Tränen in den Augen: »Am 15. August schließt das »Schiller‘s«.« Gewerbemieten sind frei weiterlesen

Porzellan und Glas in wunderbarer Form

Elisabeth Hammann macht das Spezielle im Alltäglichen

Das morgendliche Müsli aus einer besonderen Schale zu essen oder den Kaffee aus einem feinen Becher zu trinken – wer mag das nicht?
Die Neuköllnerin Elisabeth Hammann, Goldschmiedin und Produktdesignerin, gestaltet eben diese schönen Dinge des Alltags. Vorrangig arbeitet sie mit Porzellan und Glas, aber auch Metall und Ton zählen zu Materialien, aus denen sie Gefäße und Schmuck herstellt.

Schöner essen. Foto: pr

Ihre Gestaltung ist schlicht und grafisch, jedoch nicht ohne besonderes Detail. Die Becher haben keinen Henkel, stattdessen finden die Finger Halt an einer Kante, die nicht nur eine angenehme Handhabung, sondern auch das Stapeln der Becher ermöglicht. Dekorative Elemente wie feine Goldlinien sowie Stempel und der Einsatz von Glasuren machen jedes Gefäß einzigartig. Porzellan und Glas in wunderbarer Form weiterlesen

Das Juli-Programm bei »Sommer im Park«

Musikalische Reisen ins All

Im Juli starten im Körnerpark gleich mehrere musikalische Raumflüge.
Am 21. Juli tritt das Berliner Quintett »Nova fliegt zum Mond« den Beweis für die Überwindung der musikalischen Schwerkraft an. Mit ihrem Treibstoffgemisch aus Klezmer, Balkan Pop und Gipsy Swing reißt die Gruppe um die aus Rumänien stammende Sängerin Nova Campanelli mit französischen, englischen, rumänischen und deutschen Texten und temperamentvollen Beats das Publikum von den Bänken und lädt zum Tanzen und Mitwippen ein.

Nova fliegt zum Mond. Foto: Hagen Moeller

Das Juli-Programm bei »Sommer im Park« weiterlesen

Sommerfest der »MoRo Senioren«

Sylvia-Fee Wadehn lässt Dampf ab

Unermüdlich ist Sylvia-Fee Wadehn im Einsatz und vertritt die Interessen der Neuköllner Senioren in dem Verein »MoRo Senioren Wohnanlagen e.V.«. Insgesamt vier Wohnanlagen betreut sie und versorgt etwa 700 Bewohner mit niederschwelliger Pflege.

Diskussion auf Augenhöhe. Foto: ro

Einseitig und radikal sind ihre Auftritte. So auch anlässlich des Sommerfestes am 21. Juni in der Seniorenwohnanlage in der Rollbergstraße. In ihrer Rede stellte sie mit Bedauern fest, dass keine Partei einen Vertreter zu dem Fest geschickt hatte. Selbst die Neuköllner Seniorenvertretung war weit und breit nicht zu sehen.
Mit ihrer Partei, der SPD, ging sie heftig ins Gericht. Sie sei im Herzen Sozialdemokratin, vermisse jedoch genau das in der SPD. Wadehn warf ihrer Partei Personenkult vor und warnte die Partei vor den Senioren, die immerhin einen Anteil von 30 Prozent in der Bevölkerung ausmachen. Sommerfest der »MoRo Senioren« weiterlesen

»Turngemeinde in Berlin 1848 e.V.« – Tradition und Herz

Ältester Sportverein Berlins zeigt sein enormes Angebot

Mit der Gründung im Jahr 1848 und über 6.000 Mitgliedern ist die »Turngemeinde in Berlin 1848 e.V.« nicht nur der älteste Sportverein Berlins, sondern auch einer der größten. Das Sportzentrum des Vereins am Columbiadamm schafft eigene Angebote vor Ort und ist zugleich Sitz der Geschäftsstelle. Zusätzlich zum Hauptstandort betreibt der Verein mehrere weitere Sportstätten in Berlin und ist zudem Organisator für sportliche Events in der Hauptstadt. Dabei sorgen größtenteils ehrenamtliche Mitarbeiter für einen reibungslosen Betrieb.

Mit Schwung an den Ball. Foto: M.Stegner

Ein Blick über das Gelände des Sportzentrums offenbart ein Traumland für Sportler: Ein nagelneues Ultimate Frisbee-Feld, eine Bogenschießanlage, Tennisplätze Innen und Außen, Badmintonfelder und der wohl am besten gepflegte Kunstrasenplatz für Hockey in Berlin, welcher wiederum umrandet ist durch eine hochmoderne Tartanbahn mit Sensortechnik zur Zeit- und Datenmessung der Athleten. Da werden die Augen groß, aber das ist bei Weitem nicht alles. Allein am Hauptstandort gibt es eine riesige Auswahl von Kursen mit Yoga, Rückenfitness und Kindersport, aber auch Rehabilitationssport für Orthopädie, Koronar und die Lunge, welche mit entsprechender ärztlicher Bescheinigung kostenlos sind. »Turngemeinde in Berlin 1848 e.V.« – Tradition und Herz weiterlesen

Berliner Meister Empfang

»Tasmania« spielt nächstes Jahr überregional

»Ra Ra Ra Tasmania« skandierten die Fans auf dem Rathausvorplatz und schwenkten begeistert ihre Fahnen. Sie waren gekommen, um mit dem frischgebackenen Berliner Meister »SV Tasmania Berlin« den Titelgewinn zu feiern. Die erste Herrenmannschaft des Vereins hat den Aufstieg von der sechsten in die fünfte Liga geschafft und ist damit nach 20 Jahren wieder in der Oberliga Nordost vertreten.
Aus diesem Anlass wurde dem Fußballclub am 11. Juni die Ehre eines Sieger-Empfangs bei Neuköllns Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD) zuteil.

Tasmania ist Meister und jubelt auch im Rathaus weiter. Foto: mr

Nachdem sich Spieler, Trainer und die Vorstandsmitglieder Detlef Wilde und Hussein Ahmad vor der Wappengalerie ins Goldene Buch des Bezirks eingetragen hatten, ging es auf den Rathaus-Balkon, von dem aus die Mannschaft den jubelnden Fans zuwinkte und ausgelassen die Trophäe schwenkte. Berliner Meister Empfang weiterlesen

Fenstergespräche

Von Hilfsbereitschaft und Müll

KuK: Was beschäftigt Sie zur Zeit im Kiez?
Frau Bandlow: Was ich schlimm finde hier in der Geygerstraße, ist der Müll. Jeden Tag liegt wieder was da. Man kann mit den Leuten reden wie man will, da ändert sich nichts. Beim Ordnungsamt kann man zwar anrufen, wenn da aber täglich was neues liegt, bringt das auch nichts. Wir haben kein Internet, deshalb kann ich neue Angebote zur Meldung solcher Missstände nicht nutzen.
KuK: Was ist besonders schön in Ihrem Kiez?
Frau Bandlow: Die Hilfsbereitschaft. Ich habe eine Behinderung und bin deshalb auf meine Gehhilfe angewiesen. An der U-Bahnstation muss ich nur mit meinem Rollator in die Nähe der Stufen fahren und schon werde ich gefragt, ob ich Hilfe brauche. Besonders die jungen muslimischen Frauen und die Flüchtlinge sind sehr engagiert. Die sprechen oft gar kein Deutsch, aber versuchen mit Händen und Füßen zu erklären, dass sie mir gerne helfen.
KuK: Haben Sie einen Tipp für die heißen Tage?
Frau Bandlow: Ich gehe nicht mehr viel raus wegen meiner Behinderung. Bei solchen Temperaturen wie jetzt mache ich gern alles dunkel und schließe die Fenster, damit die Wohnung nicht zu heiß wird.
*Frau Bandlow, Geygerstraße – Name auf Wunsch geändert.

me

Basteln mit Rolf

Balance halten

Seit Anfang Juli wird wieder in Wimbledon Tennis gespielt, und wieder werden dort rund 80Tausend Tennisbälle verbraucht. Recycelt werden die jedoch kaum. Für meine Tennisballfigur »Balance« genügt ein Tennisball, Draht von etwa ein bis zwei Millimeter Stärke, ein Seitenschneider zum Ablängen, eine Zange zum Biegen, eine Ahle, ein Lötkolben, ein Blatt Papier, ein Stift und, wie immer: Lust zum Pfriemeln.


Der Seehund entstand aus einem einzigen Stück Draht, einschließlich der nach rechts und links gehenden Brust- und den gespreizten Schwanzflossen! Die erlauben nämlich der Skulptur das sichere Stehen. Es empfiehlt sich, vorher auf Papier eine Vorlage in gewünschter Größe anzulegen, die das Biegen erleichtert. Begonnen wird am Kopf, und dort kommt man auch wieder an, nur, dass von hier der Draht noch weiter geht, was später nicht mehr zu sehen ist, weil dieses Stück im Ball verschwindet. Basteln mit Rolf weiterlesen

Petras Tagebuch

Vergesslichkeit ist ansteckend

Vor nicht allzu langer Zeit wurde mal wieder mein Fahrrad am hellichten Tag während meiner Arbeitszeit aus dem Hinterhof – letztlich vor unser aller Augen – gestohlen.
Dieser Vorfall brachte meine Kollegen und mich dazu, unsere Fahrräder im Büro abzustellen. Hier ist selbstverständlich ein Abschließen überflüssig.
Als meine Kollegin einen Termin im Bezirks­amt hatte, fuhr sie wie gewohnt mit dem Fahrrad. Wenige Minuten vor dem Termin rief sie an und teilte uns mit, dass sie ihr gesamtes Schlüsselbund, an dem sich auch der Fahrradschlüssel befindet, im Büro vergessen hatte. Die Zeit, noch einmal in die Firma zu fahren, war zu knapp, denn bei Terminen im Bezirksamt ist Pünktlichkeit nicht nur eine Zier, sondern Voraussetzung für einen gelungenen Gesprächsverlauf.
Ich erklärte mich bereit, ihr Fahrrad anzuschließen. Flink machte sie ein Bild von dem Fahrrad mit dem Standort vor dem Amtsgericht. Per WhatsApp sendete sie es in Windeseile. Und ich fuhr los. Das Fahrrad war anhand des Bildes schnell gefunden, und ich dachte so bei mir, dass sie es vor Petras Tagebuch weiterlesen

Der Marlboro Mann geht mit vollen Taschen

                                                                                                                                                                          Fotocollage: jr

Neue Chancen für Belegschaft und das Neuköllner Gewerbegebiet

Auf der Betriebsversammlung des Neuköllner »Philip Morris« Werkes am 28. Mai, dem Dienstag vor den Brückentagen zu Himmelfahrt, verkündete die Geschäftsleitung offiziell, dass von 1050 Arbeitsplätzen in Neukölln zum Januar 2020 in Berlin nur noch 75 übrigbleiben sollen, weitere 25 gehen nach Sachsen. Daraufhin wurden die Mitarbeiter bis zur nächsten Woche nach Hause geschickt. Dann beginnen konkrete Verhandlungen über eine angekündigte »sozialverträgliche Lösung« und die weitere Nutzung des Werksgeländes.
Die Geschäftsführung begründet ihren Schritt mit dem »zunehmenden Rückgang« des Konsums von versteuerten Zigaretten. Der »Deutsche Verband der Zigarettenhersteller« beziffert die aktuelle Zahl der in Deutschland bestellten Steuerbanderolen für Tabakwaren auf 75 Milliarden im Jahre 2017. Auf dem Markt hält »Philipp Morris« derzeit einen führenden Anteil von über 30 Prozent. Bei der Neuköllner Belegschaft, dem Betriebsrat und ihrer Gewerkschaft »Nahrungsmittel, Gaststätten und Genuss« (NGG) stößt daher die Schließung auf Unverständnis. Der Konzern erwirtschafte in Neukölln schwarze Zahlen. Der Marlboro Mann geht mit vollen Taschen weiterlesen

Bienenweisheit

Was lange schon eine Allerweltweisheit ist, wird heute von vielen Lebensmittelproduzenten als Besonderheit auf ihren Webseiten gepriesen: Bienen arbeiten in Sachen Bestäubung von Obstplantagen ökonomischer, als es der Mensch je vermag. Dabei war der Nutzen der Bienen für die Bestäubung von Obstbäumen bereits um 1919 bestens bekannt, wie ein Blick in das »Neuköllner Tageblatt« in dieser Ausgabe zeigt. Versuche hätten gezeigt, dass Obstbäume, in deren Nähe keine Bienen siedelten, geringere Erträge aufweisen. Für die Chinesen, die ihre Großplantagen mittels unzähliger Arbeiter per Hand bestäuben müssen, weil der Einsatz von Pestiziden den Lebensraum der Bienen vernichtet hat, wird dies deutlich: Nun müssen 1.500 Arbeiter ran, um die Arbeit zu leisten, die allein ein Bienenvolk schaft – das zeigt: »Neuköllner Tageblatt» lesen lohnt sich!

Stephanus Parmann

Zukunft des Karstadt-Hauses am Hermannplatz

BVV diskutiert über Antisemitismus und Straßenumbenennung

Hermannplatz.  Foto: mr

Beim »Palästinensertag am Hermannplatz« am 4. Mai kam es zu einem Tumult, bei dem mehrere Männer verletzt wurden. Auslöser war ein junger Israeli, der vor der Bühne Pro-Israel-Rufe skandierte und daraufhin von mehreren Personen weggedrängt und geschlagen wurde.
Das nahm die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) in ihrer Sitzung am 22. Mai zum Anlass, in einer Entschließung mit großer Mehrheit »konsequent jede Form von Antisemitismus« zu verurteilen. Dass das Existenzrecht Israels in Zweifel gezogen werde und Vertreter der anti-israelischen Boykott-Kampagne »BDS« auftraten, sei absolut inakzeptabel, heißt es weiter.
Die Linke lehnte den Antrag ab. Ihr Fraktionsvorsitzender Thomas Licher erklärte, bei dem Israeli habe es sich um einen »betrunkenen Provokateur« gehandelt, der versucht habe, die Veranstaltung zu stören. Auch die BDS-Kampagne bezeichneten die Redner als nicht antisemitisch. Zukunft des Karstadt-Hauses am Hermannplatz weiterlesen

Anschlagsserie in Neukölln

Betroffene fordern parlamentarischen Untersuchungsausschuss

Seit 2016 wird Neukölln von einer Serie mutmaßlich rechtsextremistischer Anschläge heimgesucht. Autos wurden angezündet, Scheiben von Geschäften eingeschlagen, Morddrohungen auf Häuserwände geschmiert. Gerichtet sind sie gegen Menschen, die sich für Demokratie engagieren. Die Täter wurden bisher nicht gefasst, der Großteil der Ermittlungen wurde eingestellt.

Betroffene im Gespräch. v. l.: Mirjan Blumenthal,Martin Hikel, Anne Helm, Jo Goll.            Foto: mr

Nun sammeln die Betroffenen Unterschriften für eine Petition, mit der sie erreichen wollen, dass ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss im Abgeordnetenhaus eingerichtet wird, der mit seinen besonderen Rechten zur Akteneinsicht und zur Zeugenvernehmung Aufklärung schaffen soll.
In einem Podiumsgespräch am 23. Mai im Gemeinschaftshaus Gropiusstadt berichteten einige der Betroffenen von Versäumnissen, mangelnder Empathie und Fehler der Ermittlungsbehörden. Spuren seien nicht verfolgt worden, sagte Heinz Ostermann, dem bereits zweimal das Auto angezündet wurde. Obwohl sich die Taten ähneln, wollen die Behörden sie nicht als einen Komplex betrachten, beklagte er. Anschlagsserie in Neukölln weiterlesen

Leider immer wieder Rechtsextremismus

Dokumentation über rechtsradikale Kontinuität und Gegenwehr

Im Brennpunkt rechtsradikaler Hetze und Gewalt steht immer wieder Neukölln. Nicht durch Zufall setzt die Wanderausstellung »Immer wieder? Extreme Rechte und Gegenwehr in Berlin seit 1945« in der zweiten Etage des Rathauses Neukölln, vor dem Sitzungssaal der Bezirksverordnetenversammlung, ein deutliches Zeichen. In seinem Grußwort zur Eröffnung am 10. Mai sprach Bürgermeister Martin Hikel daher sehr persönlich, weil er selbst, bereits als er sich politisch zu engagieren begann, die wieder aufkommende rechte Gewalt und den Widerstand dagegen miterlebte. Leider immer wieder Rechtsextremismus weiterlesen

»Verschaff mir Recht«

Ausstellung gegen Kriminalisierung Homosexueller

»Die Kirche sollte uns beschützen, jeden Christen, jeden Menschen«, fordert die lesbische Katholikin Joanita Warry Ssenfuka aus Uganda. Sie ist eine von zehn katholischen Christen aus aller Welt, die in der Fotoausstellung »Verschaff mir Recht« in der St. Christophorus Kirche zu Wort kommen. Die Wanderausstellung wurde im Auftrag der Ökumenischen Arbeitsgruppe »Homosexuelle und Kirche (HuK) e.V.« im Rahmen des Projekts »Gleichberechtigung von LSBT in der katholischen Kirche« erstellt. Nach Neukölln geholt wurde sie von Hans-Joachim Hassemer und Manfred Hassemer-Tiedeken, die in der »HuK« und beim globalen »Netzwerk der Regenbogen-Katholiken« aktiv sind.

Vier für Akzeptanz.                                                                                                                                              Foto: mr

Gleichgeschlechtliche Liebe zwischen Männern ist in rund 80 Staaten strafbar, in fast 50 auch weibliche Homosexualität. Die Strafen reichen von Geldstrafen bis zu mehrjährigen Haftstrafen. In vier Ländern und drei Regionen wird gegenwärtig sogar die Todesstrafe verhängt. »Verschaff mir Recht« weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus dem »Neuköllner Tageblatt« vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Nr. 123 – Sonntag, 1. Juni 1919
Oeffentliche Meinung. Mit Bezug auf die Notiz über die Fliederdiebstähle auf dem 2. Thomaskirchhof Hermannstr. 79=83 in »Oeffentliche Meinung« der Nummer 120 erwidern wir: Die Verwaltung der Thomaskirchhöfe beklagt lebhaft das rohe Treiben der Fliederdiebe, die in diesem Frühjahr schlimmer denn je hausen. Es sind zumeist junge Burschen, die auch fast täglich große Planken gewaltsam aus dem Zaun brechen, der den Kirchhof gegen das Tempelhofer Feld schließt. Es waren in den letzten Wochen fast täglich Reparaturen in Höhe von 40-50 M. notwendig. Die Kirchhofsverwaltung läßt es an Aufsicht nicht fehlen – sind doch in dieser Woche bloß für Wächterdienste 216 M. zu zahlen – aber die Wächter allein sind nicht imstande, dem schamlosen Treiben Einhalt zu tun. Die Kirchhofsbesucher werden deshalb gebeten, sich den Schutz der Anlagen angelegen sein zu lassen. Die Kirchhofsverwaltung. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Gibt es etwas zu verbergen?

Flüchtlinge und »neue Nachbarschaften«

Anfang Mai bat Kiez und Kneipe BENN-Britz um ein Interview. BENN steht für »Berlin Entwickelt Neue Nachbarschaften« und ist ein Programm der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen sowie der jeweiligen Berliner Bezirke. Berlinweit gibt es 20 BENN-Teams. An Standorten großer Flüchtlingsunterkünfte soll einerseits ein sogenanntes »Integrationsmanagement« den Dialog zwischen Geflüchteten, Anwohnern und lokalen Initiativen fördern, andererseits auch das nachbarschaftliche Miteinander und die Integration stärken.
In Britz an der Haarlemer Straße 89 gibt es eine Flüchtlingsunterkunft auf einem Gewerbegelände, das auf nur zehn Jahre befristet, zu Wohnzwecken genutzt wird. Dort könnten rund 1.000 Personen wohnen, aber Baumängel in Teilen der Unterkünfte beschränken das zur Zeit auf etwa 600 Personen.
Aus den unbewohnbaren Unterkünften mussten Familien, die schon seit Jahren dort lebten, in die Chris-Gueffroy-Allee 47-65 umziehen. Für die Erwachsenen sind damit Einkaufsmöglichkeiten nicht mehr fußläufig und die U7 ist nur mit dem Bus zu erreichen. Für deren Kinder bedeutet das übrigens längere Wege zur Kita oder zur Schule. Gibt es etwas zu verbergen? weiterlesen

Aus Lust zum Land

Die »Pomeranze« versorgt Bauch und Balkon nachhaltig

Nach einer Bitterorangenart (und nicht etwa nach naiven Mädchen vom Lande) wurde die Kaffeebar benannt, die Anfang Mai in der Leine- Höhe Weisestraße in den Räumen der einstigen Kunstbar »Art und Weise« eröffnete. Deren Betreiber wollte sich nach sieben Jahren verändern.

Katharina und Marlene.                                                                                                            Foto: : Lena Fingerle

Die neuen Inhaberinnen Katharina Herrlich und Marlene Modick verliebten sich auf der Suche nach einem Standort für ihr erstes eigenes Café sofort in das atmosphärische Ambiente mit den alten Türrahmen, Dielen und Kamin. In einmonatiger Eigenrenovierung schufen sie mit ihrer »Pomeranze« eine helle, gemütliche Oase im Schillerkiez, die die Lust am eigenen Gärtnern aufgreift und den Fokus auf die Verwendung regionaler Produkte und auf Nachhaltigkeit richtet. Dazu gehört zum Beispiel die Verwendung von Pfandbechern zur Müllvermeidung. Aus Lust zum Land weiterlesen

Pochiert und gut kombiniert

Brunch eurasisch im »YaMe NumNums«

Wer japanische, thailändische, vietnamesische und laotische Einflüsse kosten möchte, braucht keinen panasiatischen All-you-can-eat-Buffettempel. Das seit Oktober vor der »Lavanderia Vecchia« in der Flughafenstraße eingezogene »YaMe NumNums« mischt diese Küchen, und das schon ab morgens, und fügt ihnen leicht variierte mexikanische, israelische und europäische Frühstücks- und Brunchklassiker hinzu.

Benedicts Eier.                                                                                                                                                  Foto: hlb

Inhaberin My Linh Phan und ihre Schwester My Huong haben Mutters Kochtalent mitbekommen, die in Laos eine respektierte Köchin war. Namensgeber des Restaurants waren My Linhs Kinder Yakup und Melih; und Num Nums sind halt wohl leckere Kleinigkeiten. Die Fahne der laotisch-panasiatischen Küche hält das übrigens auch von den Phans betriebene »Jimmy Woo« in der Friedelstraße im Reuterkiez schon seit über einem Jahrzehnt hoch; eine solide Referenz. Pochiert und gut kombiniert weiterlesen

»Han West« – Heimat der Teigtaschen

Streetfood trifft Craftbier

Spaziergänger, die vom Tempelhofer Feld in die Lichtenrader Straße einbiegen, können an der Ecke zur Selchower Straße bereits am Duft erahnen, dass sich etwas tut im Kiez. »Han West – Home of Dumplings« hat am 1. Juni eröffnet und verwöhnt ab sofort Neuköllner Gaumen mit asiatischen Teigtaschen.

Vorsicht – Suchtgefahr.                                                                                                                                      Foto: me

»Dumplings sind gutbürgerliche Gerichte in jeder Kultur und fast Jeder, egal ob Europäer, Asiate oder Amerikaner, ist mit Teigtaschen groß geworden. Sie gehören in jede Küche«, erklärt Valentin Spiess, der den Imbiss mit seinem Geschäftspartner Rui Gao eröffnet hat. »Han West« – Heimat der Teigtaschen weiterlesen

Hermannplatzmusike

Nachwuchskünstler zeigen was sie können

Der Hermannplatz: Die Krankenwagen rauschen mit Blaulicht vorbei, Passanten huschen vom Bus in die U-Bahn, und es ist Markttreiben. Das ist dort immer so, aber die Besucher des Hermannplatzes wissen spätestens dann, wenn die FUJIAMA ROADSHOW startet, dass nun der Frühling begonnen hat.
Mit flotten internationalen Klängen bringen die Musiker vom »Spotlight Talent e.V.« die Passanten zum Innehalten, manchmal sogar zum Tanzen.

Promis auf der Marktbühne.                                                                                                                             Foto: ro

Und wie bereits im vergangenen Jahr eröffnete die gut gelaunte Neuköllner Kulturstadträtin Karin Korte die Musiksaison auf dem Hermannplatz mit den Worten: «…the show must go on…«.
Diese regelmäßig stattfindende Veranstaltung ist das Ergebnis der Kooperation zwischen dem Marktbetreiber Nikolaus Fink und dem »Spotlight Talent e.V.«. Der Verein engagiert sich dafür, junge Nachwuchskünstler in Neukölln zu finden. Praktisch von der Straße auf die Bühne. Die notwendige Ausbildung erhalten sie vom Tänzer Morris Perry und seinem Kompagnon Philip Marcel.
Das Ergebnis kann sich jeden ersten und dritten Donnerstag im Monat sehen und hören lassen.

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Schmerz und Leidenschaft

»Play safe! Play sane! Play consensual!«

»Spielzimmer«.                                                                                                                                                         Foto: pr

Der »Fetischhof Berlin« in der Neuköllner Kirchhofstraße 44 hat sich nach mehr als zehn Jahren als attraktiver Ort für Liebhaber von »BDSM« bundesweit etabliert. Jetzt ist er offiziell auch »vom Bezirksamt anerkannt«. In lockerer, offener und sicherer Atmosphäre begegnen sich dort Menschen mit einer Neigung zu besonderen Spielarten beim Sex.
Schmerz und Leidenschaft weiterlesen

Produktiv, vielfältig und schöpferisch

»Handwerk hat goldenen Boden«, heißt es. Trotzdem ziehen es viele junge Menschen vor zu studieren, statt ein Handwerk zu erlernen.
Wie interessant, spannend und vielfältig Handwerk sein kann und welche schöpferischen Qualitäten es hat, zeigt die neue Ausstellung »In guten Händen. Handwerk in Neukölln« im Museum Neukölln.

Gut angezogen auf der Walz.                                                                                                                          Foto: mr

»Das Museum hat mit dieser Ausstellung den Zeitgeist getroffen, denn das Handwerk spielt heute wieder eine große Rolle«, sagte Kulturstadträtin Karin Korte (SPD) bei der Eröffnung am 10. Mai.
Der Mangel an Handwerkern ist deutlich spürbar. Die Auftragsbücher sind voll, aber es fehlen Mitarbeiter, um diese Aufträge zeitnah zu erfüllen. Das sei besonders bei öffentlichen Bauvorhaben ein großes Problem, weil das zu Bauverzögerungen und damit auch zu Kostensteigerungen führe, soKorte.
Viele Betriebe suchen händeringend Nachwuchs. Den Grund dafür sieht Korte in der nach wie vor geringen Wertschätzung des Handwerks – genau der richtige Zeitpunkt also für eine Würdigung der Vielfalt und Produktivität des Handwerks in Neukölln.
27 Neuköllner Handwerksbetriebe stellen in dieser Ausstellung ihre Werkstücke und Produkte vor, von der Schneiderin über den Steinmetz und der Schmiedin bis zur Glaserei und Tischlerei. Kurze Filme bieten einen Blick hinter die Kulissen der Werkstätten und beschreiben den Alltag, die Faszination und die besonderen Anforderungen des jeweiligen Berufes. Zusätzlich zeigen Fotoserien den Umgang mit den verschiedenen Materialien in den Werkstätten.
Historische Werkzeuge, Ofenkacheln und ein Mosaik der »Mosaikwerkstätten Puhl & Wagner« aus der Sammlung des Museums weisen auf die lange Tradition des Handwerks in Neukölln hin. Umfassende Informationen zu jedem einzelnen Objekt können die Besucher an Computerterminals abrufen.

Schularbeit.                                                                                   Foto:mr

Wie auch die Schule dazu beitragen kann, Interesse an einem Handwerksberuf zu wecken, zeigt die Alfred-Nobel-Schule. Schüler haben im Werkunterricht einen Stuhl entworfen und gebaut, den sie stolz in der Ausstellung präsentieren.

mr
Die Ausstellung ist bis 30. Dezember im Museum Neukölln, Alt-Britz 81 zu sehen. Das Museum öffnet täglich von 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Afrobeat, Jazz und Flamenco im Freien

Konzertreihe »Sommer im Park« startet

Nachdem sich der Frühling beim letzten Konzert der Salonmusik am 7. April von seiner schönsten Seite zeigte, fragten viele Zuhörer, wann denn die Open Air-Konzerte der Reihe »Sommer im Park« beginnen.
Am 16. Juni ist es soweit. Dann wird der Vorplatz der Orangerie im Körnerpark zur Frei­luftbühne.
Die Eröffnung bestreiten traditionell Gruppen, die nicht nur zum Zuhören, sondern mit mitreißenden Rhythmen auch zum Tanzen einladen. Wer könnte das besser als eine Band aus Westafrika?

Afrikadelle.                                                                                                                        Foto: Julian von Schumann

Die drei Musiker-Koryphäen, der Bassist und Sänger Arcadius Didavi aus Benin, der Schlagzeuger, Perkussionist und Sänger Tunde Alibaba Agonglo, ebenfalls aus Benin, und der Balafon- und Djembe-Spieler Moussa Coulibaly aus Burkina Faso trafen sich 2017 im Schmelztiegel Berlin. Sie gründeten gemeinsam eine Band, in der sie ihre westafrikanischen Wurzeln mit Afrobeat, Salsa, Funk, Blues und Jazz kombinieren. Heraus kam eine feurige Tanzmusik, die sie noch mit Trompete und Jazzgitarre erweiterten und augenzwinkernd »Afrikadelle« tauften. Afrobeat, Jazz und Flamenco im Freien weiterlesen

Sportbad Britz feiert 60. Geburtstag

Viele Geschenke zum Jubiläum

Mit Sportlerinnen wie Franziska von Almsick, Britta Steffen und vielen anderen gehört die »Schwimmgemeinschaft (SG) Neukölln« zu den wassersportlichen Kaderschmieden der Republik.
Seit 60 Jahren hat der mit rund 4.300 Mitgliedern größte Verein seiner Art in ganz Berlin im »Sportbad Britz« seine sportliche Heimat.

Handschlag im Trockenen.                                                                                                                               Foto: mr

Noch bis in die 1950er Jahre schwammen die Mitglieder der meisten Berliner Wassersportvereine noch in Kanälen. 1956 entschied das Bundesgesundheitsamt, jeglichen Badebetrieb in den Berliner Kanälen aus seuchenhygienischen Gründen zu untersagen. Damit standen mehr als ein Viertel aller Berliner Schwimmvereinsmitglieder ohne Trainingsstätte da. Die »SG Neukölln« trieb damals den Bau des Sportbads Britz voran und konnte am 13. Juni 1959 seine Eröffnung feiern.
Am 11. Mai wurde mit einem bunten Rahmenprogramm und Geschenken Geburtstag gefeiert. Sportbad Britz feiert 60. Geburtstag weiterlesen

Berliner Meister aus Neukölln

»Tasmania« spielt nächstes Jahr überregional

Tasmania ist Meister und jubelt.                                                                                           Foto: Hagen Nickelé

Nach drei Niederlagen zum Saisonauftakt waren Mannschaft und Trainer vielerorts schon die Fähigkeiten abgesprochen worden, den angepeilten Aufstieg zu schaffen. Tas­mania-Präsident Detlef Wilde aber bewahrte die Ruhe: das sollte der Grundstein einer Erfolgsserie werden. In 30 Spielen blieb man danach nicht nur ungeschlagen, sondern holte 80 von 90 möglichen Punkten. Dennoch war das Titelrennen kein Kinderspiel: Konkurrent »SV Sparta« gab sich lange Zeit ebenfalls kaum eine Blöße – und hatte die ersten drei Partien eben nicht verloren. Ende März eroberte
»Tasmania« trotzdem die Tabellenführung, war sie aber nur zwei Runden später nach einem Unentschieden gegen »Spandauer Kickers« – Kategorie: »unerwartet, kann aber eben immer passieren« – wieder los. Berliner Meister aus Neukölln weiterlesen

Bäume im Würgegriff

Efeu

Sämtliche Pflanzenteile des Gemeinen Efeus sind giftig, allerdings nicht für Vögel. Zeichen der Vergiftung können schon nach Einnahme von zwei bis drei Beeren auftreten.
Er kommt hauptsächlich in Mitteleuropa vor. Auch hier gilt der Grundsatz von Paracelsus: Die Menge machts. In homöopathischen Dosen kann er heilsam sein und wird deshalb zu Medikamenten verarbeitet.

Hochberankt.                                                                                                                                                         Foto: ew

Naturheilkundler kennen die heilende Wirkung der Pflanze. Zubereitungen aus Efeublättern (in sehr geringen Mengen) finden wegen ihrer schleim- und krampflösenden Eigenschaften Verwendung in Mitteln gegen Halsschmerzen. Da sie antibiotisch wirken, werden sie außerdem gerne in der Kinderheilkunde eingesetzt. Schwangere sollten die Finger von Efeu-Präparaten lassen. Bäume im Würgegriff weiterlesen

Basteln mit Rolf

Eine harmlose Mücke

Der Winter war einfach zu mild, und so plagen uns schon wieder die Mücken massenhaft. Für mein harmloses Exemplar benötigen wir etwas Draht, eine alte Kerzenlampe, drei Kabelschuhe sowie etwas transparenter Kunststoff, zum Beispiel aus einer Einmalverpackungsbox. Als Werkzeug reichen eine Zange, ein Seitenschneider, eine Schere, etwas grobes Sandpapier, ein Lötkolben, eine Heißklebepistole und wie stets: Lust zum Pf­­riemeln.
Aus dem Draht entstehen sechs Mückenbeine, die an das Schraubgewinde gelötet und dann mückentypisch gebogen werden. Aus den Kabelschuhen entstehen sowohl die Augen als auch das Kopfteil mit dem fiesen Saugrüssel, ein Stück Draht, das im Kabelschuh steckt. Aus dem transparenten Plastik werden die Flügel der Mücke geschnitten und ebenfalls am Lampengewinde mit Heißkleber befestigt. Mit dem Sandpapier habe ich den Flügeln eine seidige, flügelähnliche Textur verpasst. Mein Exemplar sticht nicht, verursacht keinen Juckreiz und überträgt auch keine Krankheiten.

Petras Tagebuch

Ohne Routine

Es gibt Tage, die ich gerne aus meinem Leben streichen würde. Das sind solche Ereignisse wie Unfälle, das Erfahren von unangenehmen Wahrheiten, die alles wieder in ein neues Licht rücken und das Leben drastisch verändern. Und trotz allem: diese Tage sind unvermeidbar, zwingen zur Veränderung, und das wiederum öffnet Türen, gibt neue Impulse.
Vor Kurzem hatte ich ein solches Erlebnis. Als ich morgens vom Wecker wach wurde, fragte ich mich, was ich mit diesem Tag machen sollte. Wie war der Plan? Er fiel mir nicht ein. Naja, ich stand dann erst mal auf und begann mit der Routine. Unterdessen wurde klar, dass ich arbeiten gehen wollte, danach noch nach Kreuzberg fahren wollte, noch einen Interviewtermin hatte und unbedingt die nicht beantwortete Post erledigen musste. Hinzu kamen noch diverse Abrechnungen und das Bedienen des Finanzamts, mit dem bekanntermaßen nicht zu spaßen ist. Außerdem wurde es Zeit, ein Fest zu organisieren, und die Wäsche musste auch mal wieder gewaschen werden. Petras Tagebuch weiterlesen

Europawahl

Beim Referendum im Britischen Königreich wurde der Brexit gewählt. Die Generation 50+ hatte an dieser Wahl eine sehr hohe Beteiligung für den EU-Austritt, die jungen Menschen sind zuhause geblieben. Für sie waren die Freiheiten, die Europa ewrmöglicht, zur Selbstverständlichkeit geworden. Kein Krieg, das Auslandsstudium, keine Grenzkontrollen, keine Zölle. Das sind keine Selbstverständlichkeiten. Die Älteren unter uns wissen das. Es geht bei der Europawahl auch darum, das zu verteidigen, was bereits errungen wurde und was die EU-Gegner gern verheimlichen.Hoffentlich hat der Brexit die Wahlberechtigen in Europa so aufgerüttelt, dass sie die Notwendigkeit zur Wahl zu gehen erkannt haben.

Petra Roß

Ein unbequemes Drogenresümee

»9 Tage wach« in der Neuköllner Oper

Heute Star der deutschen Fernsehlandschaft, offenbart Eric Stehfest in seinem autobiographischen Werk »9 Tage wach« eine Vergangenheit voller Drogen, Verwirrung und Abstürzen.

Rausch im Rauch.                                                                                                                     Foto: Matthias Heyde

Aufgewachsen im Dresdener Umland mit einer Faszination für das Leben in der Stadt, macht der jugendliche Eric schon früh Erfahrungen mit Subkulturen. Er raucht Gras, experimentiert mit chemischen Drogen und findet seine vermeintliche Erlösung – Crystal Meth. Ein chaotischer Komplex aus Intrigen und der Abtreibung seines Kindes nimmt seinen Lauf. Das Chaos kulminiert, als Eric allein in seiner Wohnung durch den Einfluss von Crystal Meth neun Tage wach ist und sich in Wahnvorstellungen verliert. Ein unbequemes Drogenresümee weiterlesen

von Neuköllnern für Neuköllner